Dass die Schweden KATATONIA eine ähnliche Entwicklung durchgemacht haben wie ihre Vorbilder PARADISE LOST, dürfte allgemein bekannt sein. Doch während die Engländer heute nur noch netten, leicht melancholischen Düster - Pop / Rock spielen, zeigen die Schweden, wie echter Gothic Metal im neuen Jahrtausend zu klingen hat. KATATONIA sind überragende Songwriter, das zeigten bereits die vergangenen Alben, und auch "The Great Cold Distance" trifft voll ins Schwarze! Düsternis ohne Rumgeseiere, Eingängigkeit ohne 08/15 - Charttauglichkeit, und trotzdem könnte nahezu jeder der zwölf Songs in einschlägigen Clubs rauf und runter laufen. Die erste Single - Auskopplung "My Twin" markiert nur die Spitze des Hit - Eisberges, denn mit dem brillanten Opener "Leaders", "Soil´s Song", dem zuerst leicht sperrigen, sich dann aber erschließenden "Consternation", dem treibenden "Rusted", dem recht komplexen "Increase", dem relaxten "In The White", dem ebenfalls sehr modern gehaltenen "The Itch", der verzweifelten Hymne "Journey Through Pressure" und den Übersongs "Deliberation", "Follower" und "July" befinden sich nur Hits auf dem Album, die verzaubern, sich wie ein überdimensionaler Schlagbohrer in die Gehörgänge fressen und grübeln lassen, wo man in den vergangenen Jahren etwas Vergleichbares hören durfte. "The Great Cold Distance" ist ein Album, das PARADISE LOST heute nicht mehr hinbekommen würden, Mainstream - Rockern wie HIM viel zu anspruchsvoll ist und TIAMAT nicht mehr machen wollen würden! Ein Meisterwerk, top produziert, mit dem ungemein intensiven Gesang von Jonas Renkse und ganz sicher ein kommender Klassiker des Genres!
Belgiens aktive HC-Szene ist mit Complete Control Records um ein vielversprechendes junges Label erweitert worden, die mit RESTLESS YOUTH, JUSTICE und DEAD STOP drei sehr coole Bands im Roster haben. Letztere haben jetzt "Live For Nothing" fertig und elf kompromißlose Hc-Granaten aufgenommen, die jedem Fan beinahrten, direkten Hardcores das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen werden. Die erten zwei Tracks haben darüberhinaus noch leichte Anleihen an coolen 80er-Crossover und gehen reichlich flott nach vorne. Dann ist es aber vorbei mit der Erinnerungen an das Jahrzehnt der Modesünden und DEAD STOP ballern ein heftiges Set, der keine Sekunde Zeit zum Luftholen läßt. Erst der Rausschmeißer "Letting Go" beendet mit seinem langsamen Groove das Massaker. Auch wenn die Band auf typische HC-Riffs setzt und im Songaufbau kaum Überraschendes präsentiert, macht "Live For Nothing" (das im schmucken Digi daherkommt) einfach mächtig Dampf und Laune. Und was live abgeht, belegen die Fotos im Booklet, die den HC-Spirit sehr schön eingefangen haben. Coole Scheibe.
Das Party.San hat sich mittlerweile zu einer festen Größen im deutschen Festivalkalender gemausert und lockt jedes Jahr ein paar tausend Death- und Black Metal-Fans ins Umland von Bad Berka. 2005 gaben sich mit CANNIBAL CORPSE, ENTOMBED und SUFFOCATION international renommierte Bands die Ehre und den Fans ordentlich was auf die Ohren. Für alle armen Seelen, die sich nicht am Brutz&Brakel-Stand Cocktails einverleiben konnten oder AMON AMARTH bei ihrer furiosen Show erleben konnten, gibt es die Höhepunkte ab sofort auf einer prallgefüllten Doppel-DVD. Satte 170 Minuten Mucke gibt es hier, jede Band wurde dabei mit einem Track gewürdigt, NAPALM DEATH gar mit zwei. In exzellenter Bild- und Tonqualität hat die Film-Crew des Festivals den Geist des Festivals eingefangen und eine erstklassige DVD hervorgebracht. Als kleines Schmankerl gibt es noch kultige Kurz-Interviews mit einigen Musikern. Labertasche "Corpsegrinder" Fisher (CANNIBAL CORSPE) wird dabei unsanft das Wort abgeschnitten, während LORD BELIAL sich als recht schweigsam entpuppt, wenn er betrunken ist. Sehr witzig, nur leider viel zu kurz - da hätten mehr Interviews kommen können. Das ist der einzige Wehrmutstropfen einer ansonsten spitzenmäßigen DVD, die keine Wünsche offen lässt. Hoffentlich ist bald wieder August. Hell Is Here.
Die Tracklist:
DVD 1
1. Recapture - Mighty Dreams
2. Darkened Nocturnal Slaughtercult - The Death Hate The Living
3. Obscenity - Disgrace Over You
4. Cirith Gorgor - Arcane Illusion
5. Soul Demise - Amnesia
6. Necrophagist - Extreme Unction
7. Occult - Feel The Blade
8. Impious - Burn The Cross
9. Sear Bliss - Far Above The Trees
10. Lord Belial - Mark Of The Beast
11. Krisiun - Murderer
12. Necrophobic - The Nocturnal Silence
13. Suffocation - Prelude To Repulsion
14. Amon Amarth - Persuit Of The Vikings
DVD 2
1. Final Breath - To Live And To Die
2. Disparaged - Devil´s Kiss
3. Omnium Gatherum - It´s A Long Night
4. Dead - Evil Babe From Outer Space
5. Enthroned - Hellgium Messiah
6. Graveworm - Dreaming Into Reality
7. Moonsorrow - Unohduksen Lapsi Child Of Oblivion
8. 1349 - Legion
9. Napalm Death - Instruments Of Persuasion
10. Napalm Death - Vegetative State
11. Entombed - Crawl
12. Cannibal Corpse - Starring Through The Eyes Of The Dead
CRASH MY DEVILLE (und das ist kein Tipfehler) sind ein weiter Newcomer im Redfiedl-Stall und unterstreichen die These, dass der deutsche Nachwuchs immer wieder starke Bands hervorbringt. Wie die Landsleute von FIRE IN THE ATTIC haben sich auch CRASH MY DEVILLE an einer Mischung aus Hardcore, Emo und ein wenig Metal versucht und ein ziemlich gutes Ergebnis erzielt. Die Songs sind sehr abwechslungsreich und gleichermaßen eingängig und sperrig, sanft und brutal. Da wird mal in Sting-ähnlicher Tonlage geemot, um dann im nächten Moment richtig echte Growls rauszukotzen. Dazu Gitarren, die sich in entscheidenden Momenten zurücknehmen können, auf der anderen Seite richtig braten können. "The Consequence Of Setting Yourself On Fire” ist eine moderne Rockscheibe, die schwer in Worte zu fassen, die aber definitiv Laune macht. Die Eckpunkte Emo, modern und FIRE IN THE ATTIC (als Vergleich) sollten der Zielgruppe Anhaltspunkt genug sein.