"Second Chance" - bezeichnend für die beiden Hauptprotagonisten von CELSTIAL O’EUVRE. Hatten Joe Acaba und Jose Damien doch Anno 1975 bereits eine Band unter dem Namen DEMIAN am laufen und 40 Songs im Gepäck - aber kamen nie so richtig in die Gänge. 2004 kam es dann in NYC zu einer Reunion unter dem Banner CELSTIAL O’EUVRE, um das zum machen, was sie schon immer wollten: Neo-klassischen Prog-Rock. Und schon die ersten Töne des fett rockenden Openers "Zeitgeist" wissen zu begeistern. Zumindest jene, welche sich zwischen symphonisch angehauchten Prog (YES, ELP und ähnlichen 70er-Prog-Heroen) und bombastischen AOR/Hard Rock im Retro-Stil Marke Kansas und Journey wohlfühlen. Beim nachfolgenden, über 9-minütigen "Black Flower" wird zu Beginn dann erst mal gezeigt, was die Instrumentalfraktion drauf hat, bevor man wieder zu eingängigen Rockstrukturen zurückkehrt, ruhiger wird, um unvermittelt im Mittelteil wieder instrumentalen Ausflügen zu frönen. Das als Gänsehautballade angelegte "Courage" lässt dann Assoziationen zu Billy Joel aufkommen und mit dem 10-Minüter "To Be Alone" werden dann alle genannte Trademarks zu einem Gesamtkunstwerk vereint - ein episches Highlight zwischen Prog und AOR, Bombast und Piano, balladesken Gesang und Chöre - einfach klasse. Und auch nach hinten raus wird das Niveau gehalten - denn was "Second Chance" so gut hörbar macht sind die guten Songs - das Quartett vergisst nie, das es in erster Linie um Rockmusik geht. CELSTIAL O’EUVRE halten auf "Second Chance" gekonnt die Waage zwischen einem nie nervenden, zurückhaltenden und nachvollziehbaren Frickelanteil und vor allem viel Melodie, wobei im Mittelpunkt oft der Gesang von Joe Acaba steht, der manch namhafter US-Rockcombo vorstehen könnte, welche verzweifelt an die Erfolge früherer Jahre anzuknüpfen versucht. Sollte mit dem Teufel zugehen, wenn da nicht noch mehr drin ist. "Second Chance" ist für mich ganz klar ein Highlight des bisherigen Jahres.
Was erwarten die Fans von LORDI wohl nach den ersten beiden Alben der Monster? Richtig, einen fetten Gitarrensound und kleine Hits am Stück. Und seid beruhigt. Denn "The Arockalypse" bietet genau dies! Trotz des Wechsels am Bass und Keyboard bleiben die Skandinavier also ihrem Stil treu und rocken von Beginn an mit "The Deadite Girls Gone Wild" kräftig los. Die Riffs drücken die Melodien gehen sauschnell ins Ohr und die Texte sind einfach eine große Party. Ich meine Titel wie "The Night Of The Loving Dead" oder "Chainsaw Buffet" dürfen einfach nicht zu ernst genommen werden. Es zählt der Spaß und Freude die diese Musik bereitet und sie ist heavier denn je. Von schnelleren Nummern bis hin zu Midtempo Groovern ("Good to Be Bad") ist das ganze Spektrum geboten und auch Gastmusiker fanden den Weg auf "The Arockalypse". Ex-KISS-Gitarrist Bruce Kulick, Udo Dirkschneider und Jay Jay French beteiligen sich musikalisch und Dee Snider vertont sich als Radiomoderator beim Intro "SCG3 Special Report" und berichtet über eine einfallende Monsterinvasion. Mein Favorit unter den bisherigen LORDI Alben bleibt jedoch weiterhin das Debütalbum, da Nummern der Marke "The Devil Is A Looser" einfach nicht getoppt werden können. Außerdem empfinde ich eine Spielzeit von knapp 38 Minuten doch etwas sehr knapp geraten. Trotzdem starkes Album und ich freu mich jetzt erst mal auf eine hoffentlich bald kommende Tour. LORDI rocken und bringen mächtig Spaß.
Mit "Colour Journey" schießt der niederländische Gitarrist Marcel Coenen ein Soloalbum in die Umlaufbahn, nachdem er bereits unter Anderem für Musiker oder Bands wie Hubi Meisel oder SUN CAGED gearbeitet hat. Das Album ist auf der einen Seite zwar ein typisches "Gitarrenalbum", andererseits jedoch nicht allzu selbstverliebt und durchaus songorientiert ausgefallen. Für erhebliche Abwechselung sorgen neben höchst unterschiedlich ausgelegten Kompositionen diverse Gastmusiker wie Mike Anderson (CLOUDSCAPE), Paul Villarreal, Roel Van Helden, Rene Kroon (SUN CAGED), Dennis Schreurs (SEVERE TORTURE), Colleen Gray (PERSEPHONE´S DREAM) oder Maurice Brouwers (ENGINE OF PAIN), die sich wahlweise an Mikro, Bass, Drums oder Keyboards die Klinke in die Hand geben. Zugegeben: leichte Kost ist "Colour Journey" nicht unbedingt, denn neben viel Melodie wurde auch ein gehöriger Schuss Progressivität beigemischt, der nicht immer Eingängigkeit aufkommen lässt. Trotzdem kann man sich gelungene Stücke wie "Waiting", "Patron Saint", das fast schon deathmetallische (der abgesteckte Rahmen wird nicht nur einmal gesprengt…) "Traumatized To The Bone" oder das balladeske "That Moment" ohne Probleme anhören und dürfte von der stilistischen Vielfalt angetan / verwundert / erschlagen werden. Ein gutes Album für anspruchsvolle Metalheads!
MALICE IN WONDERLAND gibt es bereits seit 1997, kommen nach drei Demos aber erst jetzt mit ihrem selbstbetitelten Debüt aus den Startlöchern. Das der Fünfer um Sänger Chri$ Wicked in ihrer norwegischen Heimat als "most decadent band" gehandelt wird muss wohl aber mehr am "weiblichen" Outfit als an der gebotenen Musik liegen. MALICE IN WONDERLAND klingen auf ihrem Debüt nämlich zu glatt und zu berechnend, schielend nach der jungen Kundschaft von HIM, THE RASMUS, NEGATIVE und Co. Denen könnte das Album allerdings durchaus gefallen, sind doch mit dem flotten "Devil Dance" (mit Riffs à la THE 69 EYES und einprägsamen Gesang), das an ein mit rockenden Gitarren durchsetzten Dark-Wave-Song erinnernder "Perfect Drug" und das Billy Idol-Assoziationen weckende "Heartache Boulevard" Tracks am Start die sich hören lassen können und allesamt tanzbar arrangiert sind. Trotzdem, der anvisierte Gothic Rock gleitet oft Richtung Pop, vieles klingt gut - und schon mal gehört. Für genannte Zielgruppe und zum nebenbei hören mag MALICE IN WONDERLAND ein schönes Album gelungen sein - ansonsten ist es recht unspektakulär (trotz Spielereien wie Cello u.ä. und dem fast 9-minütigen bombastischen Schlusssong "I Love To Sin") und wird wohl kaum aus der Masse der gleichgearteten Veröffentlichungen herausragen.