Die Italiener ARACHNES existieren schon über zehn Jahre, haben bereits vier Alben veröffentlicht und beziehen ihre Einflüsse sowohl aus dem traditionellen, progressiven Hardrock / Metal (DEEP PURPLE, WHITESNAKE, QUEEN, YES,…), als auch aus der Klassik (Bach, Chopin, Bartok,…). Das klingt natürlich, besonders wenn es sich um Italiener handelt, nach Quietschkommode, Plastikgitarre und Eunuchenchor, was zwar mit etwas bösem Willen auch auf ARACHNES zutrifft, den Jungs aber niemals gerecht wird. Symphonischer, melodischer Metal ist es, aber mit kräftigen Gitarren, gutem Sänger (Enzo Caruso ist auch für die Keyboards zuständig und klingt etwa wie Kai Hansen oder TIERRA SANTA ´s Angel) und vor Allem durchdachten Songs, wobei jedoch nicht übel geklaut wird. "Just Try And Hit Me" etwa ist GAMMA RAY in Urform, bei "The Dark Side Of My Mind" klaut man hemmungslos bei LED ZEPPELIN ´s "Kashmir”, "I´m Closing My Eyes” könnte stilistisch auch von SYMPHONY X ´s "The Divine Wings Of Tragedy” stammen und so weiter. Auch Anleihen an (ältere) DREAM THEATER sind nicht wenige zu finden, und man meint, man habe alles schon einmal irgendwo gehört. Allerdings hat man schon weitaus schlechtere "Diebe" zu Gehör bekommen, so dass man "In Praise Of Science" der breiten Masse aus Melodic / Progressive / Power - Metallern ruhig mal zum Ausprobieren nahe legen kann. Ein Reinfall ist die Scheibe keineswegs!
THE SHOCKER aus Los Angeles wurden 2002 von einer gewissen Jennifer Finch gegründet, die vielleicht dem ein oder anderen als Bassistin von L7 noch ein Begriff ist. Den Bass hat sie gegen Mikro und Gitarre getauscht und dazu noch drei weitere Musikanten und eine Musikantin um sich geschart, mit denen sie der Welt den wahren Rock ´n Roll wiederbringen will. Zum Teil gelingt Ihr das auch schon ganz gut, so zu hören auf ihrem Debüt, das jedoch nicht komplett neu ist, sondern eine aktualisierte und erweiterte Version der 2004 ausschließlich in den USA erschienenen Mini-CD "Up Your Asstray" darstellt. Die Band geht darauf schön dreckig und laut zur Sache, mit einem liebevoll rotzig scheppernden Sound, für den übrigens Dean Menta verantwortlich zeichnet, der auch schon mal für FAITH NO MORE tätig war, und bewegt sich dabei irgendwo zwischen ´77 er Punkrock, Rock und Rock ´n Roll. Die Stimme von Frau Finch kann sich auch durchaus hören lassen: Zwar tendiert sie manchmal leicht ins Quäkige, aber das gleicht sie immer wieder durch eine ordentliche Portion Dreck aus, was sie nach authentischer Rock ´n Roll-Bitch klingen lässt. Das einzige Problem der Scheibe ist die durchwachsene Qualität der Songs. Rocken Stücke wie der Opener "Cash In" oder "Body Count" gnadenlos nach vorne und groovt "My Life As A Plumber" fett im Midtempo, wirken Tracks wie "Break In Two" oder "Wind Beneath The Wings Of The Common House Fly" recht uninspiriert und etwas lahm. Dabei darf man aber nicht vergessen, dass ein Großteil der Songs eben schon fast zwei Jahre alst ist. Daher bin ich umso gespannter auf das erste "richtige" Full-Length-Album.
Nachdem LEECH, eine süddeutsche Nachwuchscombo aus Freiburg, bereits mit der letzten Drei-Track CD durchaus zu überzeugen wußte, legen die Jungs jetzt mit "Impressions Of A Mind´s Eye" ihr erstes Full-Length Album auf dem eigenen Label Mad Noise Music vor. Und wie eigentlich nicht anderst zu erwarten war, tauchen LEECH dabei mit ihrer Musik auf gut 60 Minuten gaanz tief in die 70er Jahre hinein, hier werden für alle Retrofans Tür & Tor weit geöffnet.
Der Sound ist zwar stellenweise etwas (zu) dumpf abgemischt aber insgesamt nicht zu muffig, oftmals betont baßlastig, dass Schlagzeug könnte mitunter etwas dynamischer nach vorne gestellt sein (etwas weniger Beckengescherre wäre auch besser gewesen) aber außer diesen nur wenig den Hörgenuß schmälernden Kleinigkeiten paßt es bei dieser natürlich oldschoolmäßigen Eigenproduktion der Rest schon recht gut.
Die junge Band ist stilistisch ganz klar in der langen Tradition von solchen Riffaltmeistern wie BLACK SABBATH oder mit leichten Abstrichen auch HAWKIND zu sehen, es gibt hier zentnerweise Solos in den teils überlangen Tracks, den instrumentellen Freiraum nützt man mit viel abwechslungsreichen betont improvisiert klingenden Parts. Neben Rock’n’Roll, Blues sowie leichten Funkeinflüssen mischen LEECH auch noch diverse psychedelische Klangmuster in ihren Sound, was zusammen mit den stellenweise leicht versifften Vocals einfach gut zusammenpasst. Heutzutage nennt man diesen Stil wohl eher Stonerrock, ist aber auch nicht ganz so passend denn zu knochentrocken wie z.B. KYUSS & Co, geht es hier beileibe nicht zu. Vielmehr sind hier durchaus "moderne" Reminiszenzen an frühe THE CULT oder auch DANZIG (hauptsächlich des Gesangs wegen) herauszuhören. Aber dieser Vierer zeiht durchaus seinen eigenen Stiefel ohne Kompromisse aber mit viel Groove sowie Abwechslung durch, so dass verschiedenste Klangmuster aufeinander treffen wie u.a. leicht doomige "The Drugs That Rule My Head", das treibende "Perky Tits" (klingt wie STEPPENWOLF ohne Hammonds!) und dann kommt ein Riffwand mit dem über siebenminütigen "Dreams". Aber auch für einen simplen aber einfach coolen Rock’n’Roll mit klasse Mundharmonika und diesem etwas gezogenen Zwischenteil (gute Idee) sind die Jungs immer zu haben und "Just A Rock´n´Roll Song" unterstreicht die Maxime dieser formation sehr passend. Später gibt’s sogar noch einen in bester STONES Manier vorgetragenen Boogie "Come and See Me Play" - so muß dass einfach klingen. Man wünscht sich in die nächste verrauchte Kneipe oder Irish Pub und möchte LEECH einfach mal live erleben. Einen speedigen Hidden Track gibt’s dann am Ende dieser Zeitreise ebenfalls noch und wer jetzt Lust bekommen haben sollte auf 100% handgemachte Stromgitarren, viel Schweiß aber nicht auch ohne deutliche Querverweise an heutige Bands, der sollte sich umgehend auf die HP begeben und die CD per Direktbestellung für 10€ erwerben. "Impression Of A Mind’s Eye" ist herrlich unverkrampft und macht Spaß zuzuhören.
Die BONES gehören zu meinen Lieblings-Schweine-Rock ´n Rollern überhaupt. Umso enttäuschter war ich, als ich feststellen musste, dass sich auf ihrem neuen Release nur sechs Tracks befinden, die dazu noch alle Cover-Versionen sind. Offenbar wollen die Schweden damit vorführen, wer sie beeinflusst hat und wie aus dieser Mischung ihre eigene Musik entstanden ist. Die Auswahl der Songs ist dementsprechend durchaus represäntativ für den Sound der BONES, enthält aber wenig Überraschungen. So werden als Wurzeln natürlich die RAMONES und SOCIAL DISTORTION herangezogen, aber auch die BAY CITY ROLLERS, Wendy O Williams und das Traditional "Psycho Dad" (das dem ein oder anderen vielleicht noch aus der Show von Al Bundy in Erinnerung ist, der es dort einst zu Ehren seiner gleichnamigen Lieblingsserie sang). Wirklich originell wird es lediglich bei "Home Swing Hell": Hier covern sich die BONES nämlich selbst und verpassen ihrem "Home Sweet Hell" vom "Screwed, Blued And Tattooed"-Album eine ordentliche Portion Swing, wodurch der Song an das BRIAN SETZER ORCHESTRA erinnern lässt. Der Rest der Scheibe ist aber eher aufgrund der vielen hochkarätigen Gaststars interessant. So waren an den Aufnahmen u. a. Roger Miret von AGNOSTIC FRONT, Lou Koller von SICK OF IT ALL, Mike McColgan von den STREET DOGS und Nicke Borg von den BACKYARD BABIES beteiligt. Da die BONES darüberhinaus einfach eine verdammt gute Band sind, klingt hier nichts wirklich schlecht - aber so richtig spannend ist eben auch nichts. Meiner Meinung nach hätte man sich sämtliche Songs besser für B-Seiten oder Bonus-Tracks aufgespart.
Seit dem letzten Album "Sardonic Wrath" hat sich im Hause DARKTHRONE Einiges verändert, was Ihr auch im Review zur Vorab - Maxi "Too Old Too Cold" nachlesen könnt. Jene erste Maxi bot zudem einen repräsentativen Ausblick auf das, was mit "The Cult Is Alive" auf die Menschheit losgelassen wird, denn Nocturno Culto und Fenriz haben sich wie immer einen Dreck um irgendwelche Konventionen geschert! Das fängt beim Stil an, der mit dem typischen Black Metal nicht mehr allzu viel gemein hat; es wird gerockt und gerollt, aber auf die abgefuckteste und räudigste Weise, die man sich vorstellen kann: Dunkelstahl meets Ass Rock! Das klingt entfernt so, als hätte das Duo versucht, seinen ureigenen Stil mit Sounds der Marke HELLACOPTERS oder TURBONEGRO zu vermischen. Natürlich fallen einem auch sofort VENOM ein, die maßgeblichen Anteil daran haben, dass DARKTHRONE seinerzeit vom technischen Death Metal zum Schwarzmetall konvertiert sind. Über so etwas wie eine "Produktion" muss man ebenso nicht groß lamentieren. Zwar klingt "The Cult Is Alive" nicht ganz so abgründig wie "Transylvanian Hunger" oder "Panzerfaust", aber wer es lieber voluminös und gebügelt mag, muss eben IN FLAMES hören, fertig! Minimalistische Hassbolzen wie die bereits bekannten "Too Old Too Cold" und "Graveyard Slut" (hier mit Fenriz am Mikro - auf der Maxi war Nocturno Culto zu hören!), "Atomic Coming", "Whiskey Funeral" (saugeile Rotz - Hymne), den doomigen Oberhammer "De Underjordiske (Elia Capitolina)" oder "Forebyggende Krig" (mit melodischem Solo!!!) bekommt man in dieser Form leider viel zu selten zu hören, zeigen dem Musikbusiness den lang ausgestreckten Mittelfinger und gehen am Ende einfach nur ins Blut - vorausgesetzt, man mag es finster, verdammt finster!!!