Die Italiener DAFNE bestehen bereits seit 1999 und haben bisher ein Demo veröffentlicht, dessen drei Tracks auch auf diesem selbst betitelten Debüt zu finden sind. Zu hören bekommt man sehr Gitarren - lastigen, traditionellen und mitunter recht schnellen Hard Rock / Heavy Metal, der stark an MALMSTEEN und stellenweise auch an diverse "Euro Metal" - Bands wie PRETTY MAIDS oder METALIUM erinnert. Zumindest Gitarrist Andrew Yourcenal scheint stark von dem schwedischen Saitenhexer beeinflusst zu sein, was unter Anderem das abgefahrene Instrumental "Concerto For Inferno" beweist, bei dem möglichst viele Töne in möglichst hohen Lagen möglichst schnell getroffen werden. Aber auch bei den anderen Stücken steht das Instrument fast gleichberechtigt neben Sänger Leo Ariel, dessen (ebenfalls hohes) stimmliches Organ für meine Begriffe jedoch schief und reichlich nervig neben der Spur tönt und für mich eindeutig das größte Manko von "Dafne" darstellt. Auch das Songwriting ist nicht sonderlich spektakulär ausgefallen, wobei jedoch Stücke wie "Believe In Tomorrow", "Long Awaited Stranger" oder "Dancer Of The Dark" durchaus ihre Momente haben. Im Ganzen outen sich DAFNE zwar als hörenswerte Band, wissen aber noch nicht, sich aus der breiten Masse herauszuheben. Ein großer Gewinn wäre auf alle Fälle das… ähm… Substituieren des Sängers durch jemanden mit Ahnung vom Singen! Erhältlich ist die CD für 15,50 Euro über www.hellionrecords.de.
Normalerweise hat sich die Toleranzgrenze gegenüber italienischen "Power Metal" - Bands in den letzten Jahren gegen Null verschoben. Zu viele Plagiate und schlichtweg grausame Combos hatte die Halbinsel zutage gefördert. Eine der positiveren Ausnahmen sind SCREAMING SHADOWS, die seit etwa 1997/98 existieren und bereits ein paar Veröffentlichungen auf dem Buckel haben. Zwar wird auch hier das Rad nicht neu erfunden, aber dieses Quintett weiß durchaus, eigene Akzente zu setzen. Erstens kommen die Stücke leicht progressiv und verschachtelt daher, zweitens hat die Band mit dem Gitarrenduo Francesco Marras / Andrea Giribaldi (der auch für die geschickt eingesetzten und nicht nervigen Keyboards zuständig ist) zwei echt fähige Griffbrettschwinger am Start und drittens mit Luigi Usai einen kraftvoll agierenden Sänger, der zwar die eine oder andere Höhe gekonnt mitnimmt, aber von den fürchterlichen Eunuchenklängen diverser Kollegen weit entfernt ist. Wer auf tiefer gestimmte Instrumente (inklusive Grunzer) abfährt, dürfte mit SCREAMING SHADOWS nicht glücklich werden, aber alle anderen dürften mit Stücken wie dem Titelsong, "Screaming Shadows", dem superben "The Holy Grail" oder dem schleppenden Bonustrack "Dark Shadows" eine gelungene und technisch hochwertige Alternative zu den vielen schmalzigen Kollegen finden. "In The Name Of God" ist definitiv einer der besseren Releases "italienischer" Traditionskunst, der für 15,50 Euro über www.hellionrecords.de zu beziehen ist.
Mit ihrer "Babylon Nation"-MCD haben SILENT OVERDRIVE einen respektablen Einstand gegeben, dem jetzt mit "Disease" das Debütalbum folgt. Eine große Kehrtwende gab es nicht, auch auf dem Longplayer gibt es schnellen Neo Thrash, der auch Elemente aus der HC-Ecke aufweist. Die druckvolle Porduktion setzt die zehn Tracks effektvoll in Szene und gibt besonders den Gitarren viel Raum, um zu glänzen. Das nehmen die Saitenzupfer auch gerne an und bilden eine groovend-melodische Basis, auf der Sänger Maik mit seiner aggressiven Röhre Akzente setzt. Drummer Tilman und Basser Jochen treiben die Band permanent an und lassen keine Pausen aufkommen, etwaige Soundlöcher werden souverän gestopft. SILENT OVERDRIVE setzen auf Groove und eingängige Gitarrren um die Songs im Ohr des Hörers festzusetzen, was ihnen ziemlich gelingt. Wenn es mal ruhiger wird und Maik mal zu cleanen Vocals greift ("Lost Your Belief"), kann man im Hintergrund die ungeduldigen Drums erspüren, die am liebsten sofort weiter Druck machen würden. PANTERA sind eine gute Hausnummer, um den generellen Sound von SILENT OVERDRIVE zu beschreiben, auch wenn die Deutschen viele moderne Elemente eingebaut haben, die die Jungs um Phil Anselmo noch nicht hatten. Da "Disease" ohne großen Ausfall daherkommt, kann ich es nur jedem Thrash-Fan ans Herz legen, Anhänger von SOILWORK oder CHIMAIRA sollten auch mal ein Ohr riskieren.
SHELTER sind zurück! Das Duo Porcell/Cappo hat einige der wegweisendsten HC-Alben überhaupt eingespielt, allen voran natürlich "Mantra". Der gleichnamige Song findet sich bei mir auf jeder Mix-CD und ist SHELTER, wie sie besser nicht sein können. Nach fünf Jahren Funkstille seit "The Purpose, The Passion..." (die bereits ohne Porcell eingespielt wurde und nicht so der Bringer war), ist Mr. Cappo mit "Eternal" zurück. Und wieder ohne Porcell... Trotzdem sind die Erwartungen an den Silberling hoch - und sie werden nicht enttäuscht, auch wenn "Eternal" den Klassikern nicht ganz das Wasser reichen kann. Bei einigen Songs werden nostalgische Erinnerungen geweckt, allen voran bei den schnellen und SHELTER-typischen "Lotus-like" (dem Übersong der Platte) oder "Meant To Be". Cappos Gesang ist noch immer so charismatisch wie in besten Zeiten, zudem glänzt er mit extrem eingängigen Texten und macht beinahe jeden Track zu einem Ohrwurm. Dazu das solide schnelle Drumming von ex-CRO MAGS Dave DiCenso, der den Songs eine anständige Grundstruktur gibt. Leider kann die Gitarrenarbeit nicht das Niveau der Porcell-Ära erreichen, auch wenn sich BETTER THAN A THOUSAND-Ken redlich Mühe gibt und sich einige coole Riffs und Melodiebögen aus dem Ärmel schüttelt. Und wie gesagt, einige potentielle "Mantra"-Nachfolger finden sich auf "Eternal" schon. Was für mich nicht so richtig passte, waren die eher ruhigen Songs, besonders "My Chance To Live" und "Built To Resist" sind mir zu zahnlos und langweilig. Das soll aber nicht heißen, dass "Eternal" eine langweilige Scheibe ist, dafür überwiegen die guten Songs bei weitem. Außerdem ist eine Band wie SHELTER zu wichtig, um im Nirvana zu bleiben. "Eternal" ist ein Schritt in die richtige Richtung.
Eigentlich könnte ich mich mit diesem Review sehr kurz fassen: wer das grenzgeniale Debütalbum der norwegischen Newcomer COMMUNIC, "Conspiracy In Mind", wahlweise liebt, vergöttert, anbetet, abends mit ins Bett nimmt,…, der findet mit "Waves Of Visual Decay" die nahtlose Fortsetzung seiner feuchten Träume! Das Zweitwerk knüpft fast nahtlos an den Vorgänger an und strotzt erneut vor allen Qualitäten, die dieses Trio um Gitarrist und Sänger Oddleif Stensland ausmachen. Sieben überlange Perlen auf einen Streich, phantastisches Songwriting und diese einzigartigen Emotionen, die im Sekundentakt Gänsehaut fabrizieren, findet man auch hier, wobei das Album gegenüber dem Vorgänger sogar noch eine Ecke schwerer zu konsumieren ist. Hat man aber diese anfängliche (und für Proggies nicht sonderlich schwierige) Hürde genommen, verfolgen einen die überragenden Melodien bis in jede Ecke, und man verfällt diesem Meisterwerk völlig! Stilistisch sollte nicht unerwähnt bleiben, dass man trotz etwas erhöhter Progressivität noch eine Ecke thrashiger und härter zu Werke geht und die Parallelen zu Warrel Dane und Co. zwar noch vorhanden sind, aber nicht mehr so stark ausgeprägt wie noch auf dem Debüt. Dabei ist es wieder völlig wumpe, in welche Region auf der CD man den Laser schickt, hier findet man keine schwache Note. Wer einmal Stücke wie den vertrackten Opener "Under A Luminous Sky", die göttliche Gefühlsachterbahn "Fooled By The Serpent" oder den phänomenalen Titelsong gehört hat, wird diesen ultimativen Trip nicht mehr missen wollen! Nennt mich ruhig völlig bekloppt, dass ich hier so euphorisch abgehe, aber COMMUNIC senden einfach komplett auf meiner Wellenlänge. Mein persönliches Fazit nach dem Genuss des Debüts war, dass die Scheibe vielleicht 15 Euro kostet, die Musik aber unbezahlbar ist. Das gilt auch hier, denn die Band hat es geschafft, das Unmögliche möglich zu machen und mit "Conspiracy In Mind" mindestens gleichzuziehen. Endgeil!
SOON aus Hamburg haben mit "End Isolation" ein Debüt am Start welches gekonnt eine Brücke schlägt zwischen Dark Wave-mäßigen Kompositionen und modernen Rocksound. Bereits der eingängige Opener "All I Wanted" setzt sich unvermittelt im Gehör fest und weckt Assoziationen zu Größen der Electro-Wave-Szene. Jene sind dann beim Einsetzen des Gesangs vom zweiten Song "Another Try" eindeutig auszumachen - Keyboarder Erics Stimme lässt nämlich unvermittelt Depeche Mode in den Sinn kommen. Darüber hinaus besitzt der eher bedächtige, cool groovende hochmelodisch und zugleich melancholische Track echtes Hit-Potential. Auch Song Nummer drei "Buried" schlägt in diese Kerbe, und kommt dank Hammerrefrain und soundtechnischen Spielereien noch hitverdächtiger daher - das Teil sollte in der Clubszene funktionieren. Nach hinten raus wird es auch nicht schwächer - es sei nur "Just An Illusion" als Melange verschiedener Stile genannt. SOON verbreiten eine dunkle, nebelschwangere Atmosphäre, die Pianoballade "Time Child" mit gitarrenunterlegtem Refrain geht gar als Gänsehautsong durch; sie verlieren sich aber nie im Selbstmitleid und wissen stets wieder rechtzeitig die Gitarre anzustimmen. Die zehn Tracks bewegen sich trotz verstärktem Gitarreneinsatz ausschließlich zwischen ruhig und Midtempo, bieten aber genügend Abwechslung und leben neben dem einprägsamen David Gahan-mäßigen Gesang insbesondere auch von einer gekonnten Rhythmusfraktion an Bass und Schlagzeug. SOON haben mit "End Isolation" ein reifes Stück eigenständiger Musik abgeliefert, dem es zu gönnen wäre ausreichend Beachtung und Fans zu finden.
XENESTHIS ist an sich der Name einer großen, behaarten Vogelspinnenart - XENETHIS aus Österreich haben damit aber nun gar nichts gemein - ihr Metier ist musikalischer Natur und kann man grob zusammengefasst als Dark Prog Metal mit weiblichen Vocals bezeichnen. Wobei gesanglich hier dankenswerterweise eher der Typ Rockröhre á la Guano Apes am Mikro steht und keine x-te Nightwishkopie. Das Quintett um Frontfrau Katrin Bernhardt versuchen im eher Pop-verseuchten Österreich mit ihrer zweiten Demo "Straight To Infinity" weiter auf sich Aufmerksam zumachen und wohl auch an Live-Gigs zu kommen. Dabei verströmen die vier Songs eine spürbare Neigung zu Melodie und Melancholie und eine gewisse alternativ angehauchte Experimentierfreude ("Straight To Infinity"). Das düster hoffende "Perpetuum Mobile” zeigt XENESTHIS gekonnt von ihrer ruhigen Seite und lässt vor allem dem rau-zarten Gesang Raum zur Entfaltung. Mit dem melodische "On Special Offer” und den vom Wechselspiel von rhythmischen Gitarren und ruhigen Gesang dominierten "Lines” schließt die Demo-EP. "Straight To Infinity" sollte XENESTHIS einen Schritt nach vorne bringen und auch Live dürfen die Songs funktionieren. Die vier Tracks stehen auch als Stream zum reinschnuppern auf genannter Homepage zur Verfügung.