Nach dieser WM müsste man italienische Bands noch mehr verreißen als vorher, aber so gemein sind wir ja auch wieder nicht. Zumindest nicht, wenn sie so überzeugend herüberkommen wie THE PROWLERS aus Rom, die beweisen, dass nicht nur akustische Menschenrechtsverletzungen von der schönen Stiefelinsel kommen. Ganze zehn Jahre schon ist das Sextett dabei, hat aber bislang nur ein einziges Album ("Souls Thieves") veröffentlicht. Für Streich Nummer zwei hat man mit Tommy Hansen nicht nur einen sehr fähigen Produzenten gewinnen können, sondern legt auch im Songwriting - Bereich ordentlich Kohlen auf´s Feuer. Irgendwo im Dunstkreis von progressivem US Metal, bombastischem "Euro Metal" und (eigenen Angaben zufolge) NWOBHM angesiedelt, haben THE PROWLERS einige echte Power - Hymnen aus dem Hut gezaubert, die etwas an BLACK MAJESTY oder die sträflichst unterbewerteten ANUBIS GATE erinnern. Ein großer Bonus dabei ist Sänger Fabio Minchillo, dessen kraftvolle (wenn auch mitunter gefährlich hohe) Stimme Songs wie "Alone In The Dark", "YTT", "A Last Gaze", "Imagination Game", den zweiteiligen Titelsong oder das überragende "The Invisible Prison" fett veredelt. "Devil´s Bridge" ist vielleicht kein Meilenstein im heiß umkämpften Gewerbe, aber ein rundum empfehlenswertes Werk für anspruchsvolle Power Metaller!
Ob LORDI, die Schrecken aller Schwiegermütter, vor einem halben Jahr schon den dienstältesten Alternative Sampler des Landes hätten eröffnen dürfen, wird man nie erfahren. Jetzt tun sie es mit "Hard Rock Halleluja" und viel Schminke jedenfalls. Die Zeiten, in denen "Crossing All Over" Trends definierte, sind lange vorbei. Man ist jedoch bemüht mit ihnen Schritt zu halten. Die Frequenz mit der Bands ihre Veröffentlichungen auf dem Markt schmeißen hat sich wahrscheinlich gar nicht so sehr verändert seit Beginn der Samplerreihe in den Neunzigern. Wohl aber das Tempo mit dem man sich an vielen Songs satt hört. Um nur zwei zu nennen: "Mann gegen Mann" von RAMMSTEIN vom letztjährigen Album "Rosenrot" oder die BLOODHOUND GANG, die ihre partytaugliche aber sinnarme Maxi "Uhn Tiss Uhn Tiss Uhn Tiss" schon durch den Äther gejagt hat, als draußen noch Schnee lag. Bunt bleibt die Mischung der Songs. Mit MANDO DIAO, THE ALPINES oder den EDITORS bekommt der Hörer auf der ersten CD den alternativen Mainstream. VIVA-Kuttlers Lieblinge MONEYBROTHER und die unvermeidlichen THE DARKNESS und NICKELBACK überraschen kaum. Der schwärzere Einschlag findet sich am Ende der ersten CD mit den herzschmerzenden L’AME IMMORTELLE, dem Raab-Bekannten "Liam" von IN EXTREMO oder dem hyperpoppigen Shi-shi-shi-"Shine On" von APOPTYGMA BERZERK. Nach dem mediengehypten und -verschriehenen "Gott Ist Ein Popstar" von OOMPH! bringen FLYLEAF und insbesondere BOYSETSFIRE mit ihrem wunderbaren "Requiem" zum Anfang der zweiten CD das erste Mal die Boxen richtig zum Vibrieren. Die aus der KYUSS-Asche auferstandenen EAGLES OF DEATH METAL rocken ziemlich cool. Mit ihrem fast sechsminütigen Bombastrocker "Welcome Home" stammt der beste Song des gesamten Samplers ziemlich eindeutig von COHEED AND CAMBRIA. Die Anwesenheit der "Deiche" von TOMTE, "Freunde Bleiben" von REVOLVERHELD oder "Ich Sang Die Ganze Zeit Von Dir" ist sicherlich Pflicht - aber radiotechnisch schon leidlich ausgesaugt. Die deutsche Szene ist im Vergleich zum Vorgänger massiver vertreten und irgendwie erinnern die "Crossing All Over" Sampler an die Jugend. Zumindest mich an meine. Und besser also die Bravo Hits ist der Sampler sowieso.
"Unsound" heißt die neue Sampler-Serie von Epitaph, hervorgegangen ist sie aus der "Punk-O-Rama"-Serie. Warum, wieso, weshalb der Namenswechsel, weiß ich nicht, aber ist ja auch egal. Die CD wird ebenfalls zum fairen Preis unter 10€ angeboten und hat als Gimmick noch eine DVD mit zehn Videoclips. Einzig das Cover verursacht Brennen in den Augen oder wer kam auf die Idee, dass Pink und Schwarz zusammenpassen? Egal, Hauptsache der Inhalt stimmt. Epitaph-Fans sind heir auf der sicheren Seite und werden sich an Tracks von CONVERGE, MATCHBOOK ROMANCE oder MOTION CITY SOUNDTRACK erfreuen können. Neben den bekannten Größen gibt es auch Newcomer wie ESCAPE THE FATE, die sich mit "Situations" achtbar präsentieren. Als rarer Track ist ein von Atticus Ross (NIN-Produzent) ge-remixter Song zu finden ("The Latest Plague"), ebenso ein Remix von SAGE FRANCIS "The Buzz Kill". Außerdem ist, bis zum Erscheinen des Albums, die Compilation der einzige Tonträger, der den Australien-Hit "Forever Young" (ja, der 80er Song) von YOUTH GROUP enthält. Das war aber nix für mich, viel zu soft und Weichspüler-mäßig. Aber ich bin auch nicht 100%ig Zielgruppe des Samplers, die da sicher anderer Meinung sein wird und an dem fairen Package seine Freude haben wird.
Mit GURD habe ich mich nie beschäftigt, von daher ging ich unbelastet an "Son Of Armageddon" ran, dem Debütalbum von THE ORDER, bei denen GURD quasi komplett dabei sind - einzig am Mikro wurde PURE INC.-Gitarrist Gianni verpflichtet. Der Opener "Madmen With Loaded Guns" kommt allerdings überraschend lahm und zahnlos daher und ließ mich eine schlimme Stunde erwarten, aber schon beim ncachfolgenden Titeltrack zeigen THE ORDER ihr Können: der Track ist ein angenehm heftiger, eingängiger Rocksong, der durch Giannis Stimme den letzten Kick kriegt. Selten hat eine rauchige Rockröhre besser zu einem Song gepaßt! THE ORDER halten danach das Niveau des Songs, so dass der Opener als einmaliger Ausrutscher gesehen werden kann. Das Teppichluder der Platte halt. Bei THE ORDER handelt es sich um gestandene Mucker, die genau wussten, wie eine moderne Rock-Scheibe zu klingen hat und diese Vision ordentlich umsetzen konnten. Respekt und Gratulation zu dem gelungenem Einstand!
Wieder so ein Fall von schwerer Kindheit: seit 1984 (!!!) existieren die Schweden FAITH bereits, können jedoch nur auf ein paar obskure Releases (darunter diverse "Compilations" - da kommen Erinnerungen an WARLORD hoch…) zurückblicken. Das letzte Album, "Salvation Lies Within", erschien 2003 und wurde 2005 wieder veröffentlicht, nachdem sich Doom (Underground) Symphony der Band angenommen hatten. In diesem Hause erscheint nun auch "Sorg", das beweist, dass man zumindest nominell beim richtigen Label unterzeichnet hat. FAITH zocken waschechten, sehr traditionellen Doom Metal der ganz alten Schule. Man fühlt sich etwas an illustre Größen wie BLACK SABBATH (noch mit Oberpfeife Ozzy), SAINT VITUS und aufgrund der (Power -) metallischen Riffs auch an COUNT RAVEN erinnert. Jünger dieser großen Helden werden mit "Sorg" stilistisch keinerlei Probleme haben, nur verrennt sich das Trio sehr oft in wenig packenden Songs, die auch nach zig Durchläufen keinen Funken überspringen lassen wollen. Stücke wie der sperrige Opener "Emotional Retard" (mit allerlei gesanglichen Experimenten), "Winter", "Bride Of Christ" oder das abschließende, schräge "Skogsraet / Finngalkn" (mit schwedischem Folk am Ende) sind zwar nicht wirklich schlecht, aber sehr gewöhnungsbedürftig und langatmig. Es gibt ja Leute, die meinen, das sei normal bei Doom, aber man kennt packendere Songwriter in dieser Szene, wie etwa THUNDERSTORM oder mittlerweile auch SPIRITUS MORTIS, von den oben genannten Größen ganz zu schweigen. Waschechte Doomer machen hier nicht allzu viel falsch und können den Jungs vielleicht das Eine oder Andere abgewinnen, aber ich für meinen Teil finde "Sorg" zu zäh und schwerfällig.
Erhältlich ist dieses Stück Schwedenstahl für 15,50 Euro über www.hellionrecords.de.
ADAM WEST sind hyperproduktiv. Nachdem grade Ende letzten Jahres das Album "Power To The People" erschienen ist, steht jetzt mit "Longshot Songs For Broke Players 2001-2004" bereits der nächste Longplayer in den Läden. Wie der Titel vermuten lässt, handelt es sich dabei aber nicht um ein neues Release, sondern um die mittlerweile dritte Sammlung von Singles, B-Seiten, Raritäten, Compilation-Beiträgen und unveröffentlichtem Material. Und das macht durchaus Sinn, denn der Vierer aus Washington DC hat nur einen Bruchteil seiner Songs auf Alben veröffentlicht und setzt vor allem auf die gute alte 7-inch-Single. Zum einen sind dadurch viele Tracks nicht mehr oder nur schwer aufzutreiben und zum anderen ist es nahezu unmöglich, ohne die regelmäßigen Zusammenfassungen aus dem Hause People Like You einen vollständigen Überblick über das Schaffen der Band zu erlangen. Songs und Sound sind wie immer ADAM WEST pur: Eine Mischung aus Hardrock, Punkrock und ein bisschen Old School Metal, verpackt in rotzig-dreckigen Garagen-Rock. Beim hymnischen "Christmas With The Devil" lassen KISS herzlich grüßen, beim Live-Track "Have Love Will Travel" hört man die STOOGES heraus, "Go On Girl" könnte glatt ein RAMONES-Cover sein und in "I Left As A Lamb" werden Blues- und Rock ´n Roll-Einflüsse mit einem Gesang irgendwo zwischen Glen Danzig und Elvis kombiniert. Im Grunde also alles wie immer, und wie immer rockt auch alles energiegeladen nach vorne und macht tierisch Spaß. Auch die dritte ADAM WEST-Compilation besitzt Album-Qualität und ist ein Muss für alle Fans und ein guter Einstieg für Neugierige.
Die härtesten Vegetarier der Welt haben wieder zugeschlagen! Die US - Death Metaller / Grindcore´ler haben sich mit ihren letzten Scheiben nicht nur Freunde gemacht, sowohl im musikalischen, wie auch im ethischen Bereich. Die Zensurbehörden haben geradezu ihre Messer gewetzt, um diese Knüppelkühe zu schlachten. Hauptgründe dafür waren vor Allem diverse Cover - Artworks und natürlich die krassen Lyrics von Vorgrunzer Travis Ryan. Und dieser Herr hält sich auch auf "Karma.Bloody.Karma" nicht zurück und lässt uns in seine kranke, wie auch äußerst kritische Welt eintauchen. "A design full of faults or lab rats in "god’s” maze? This is the joke we’re supposed to believe: Adam and Eve. Deceived.” heißt es gleich im Opener "Unintelligent Design”, und auch im Weiteren wird nicht mit Existenz - Philosophie, kombiniert mit reichlich blutigen Passagen, gegeizt. Musikalisch kommen CATTLE DECAPITATION da nicht ganz hinterher, denn an vergleichbare Größen wie CANNIBAL CORPSE und vor Allem NAPALM DEATH reichen sie (noch) nicht ganz heran. Etwas wirr klingt "Karma.Bloody.Karma", da die vielen Breaks und Tempo / Rhythmuswechsel viel Konzentration erfordern und die Mucke nicht leicht zugänglich machen. Sehr variabel sind auch die Vocals ausgefallen, da hier nicht nur abgrundtief gegrowlt wird, sondern auch fast schon schwarzmetallisches Kreischen das derbe Massaker bereichert. Mit Joey Karam (THE LOCUST) und John Wiese (SUNNO))), BASTARD NOISE) konnte man außerdem zwei Gastmusiker gewinnen, die zusätzlich ihre Duftmarken im "gesanglichen", - sowie im Bereich der Intros und Outros hinterlassen. Ach ja, mit "Of Human Pride & Flatulence" hat man auch wieder einen derben Rausschmeißer am Start… CATTLE DECAPITATION schwingen nach wie vor sehr hörenswert den Knüppel für alle Freunde von Rind und Grind! Allerdings werden "normale" Musikfans hier das komplette Gruseln bekommen, was nichts an den soliden Qualitäten der Amis ändert. Cool!
Alle Jahre wieder... geht die Vans Warped Tour in eine weitere Runde und ist natürlich auch die entsprechende Compilation am Start. Und wieder präsentieren Sideonedummy Records eine randvolle Doppel-CD, die eine extreme stilistische Bandbreite abdeckt, angefangen bei Alternative Rock, über Punkrock, Ska-Punk und jeder Menge Emo, bis hin zu entspanntem, Reggae-inspiriertem Drum ´n Bass von BEDOUIN SOUNDCLASH und Gypsy Punk von den genialen GOGOL BORDELLO. Dabei wird dieses Mal weniger auf die großen Namen gesetzt als vielmehr auf unbekanntere Bands und Newcomer. Aber zumindest ein paar altbekannte Größen dürfen natürlich nicht fehlen, so sind immerhin NOFX, FLOGGING MOLLY und ANTI-FLAG mit dabei. Kurioserweise wurde auch eine gewisse Joan Jett wieder belebt (ja, die mit "I Love Rock´n Roll"!), und auch die 2004 wieder vereinigten HELMET haben einen Track beigesteuert. Auch wenn mir persönlich der Anteil an Old School Punkrock zu gering und der an Emo und Poppunk zu hoch ist - bei einem Ladenpreis von unter 10 Euro kann man nicht viel falsch machen.