Die posthumen Live-Veröffentlichungen von RORY GALLAGHER sind jetzt nicht gerade selten, dennoch lohnen sie sich für den geneigten Fan stets. Diese hier allein schon deswegen, weil die unsterblichen Hits „Shadow Play“ und „Tattoo’d Lady“ drauf sind. Außerdem versprechen die Macher: „Rory Gallagher: "All Around Man - Live In London" ist ein 23 Titel umfassendes Live-Album mit unveröffentlichtem Material aus einer bisher nicht dokumentierten Live-Periode eines der größten Gitarristen aller Zeiten“. Und bekommen wie als Beweise Statements von anderen großen Saitenhexern Für Slash war er immer „ein großer Held“, für Ritchie Blackmore war er der „ultimative Performer“, Ace Frehey bezeichnet Gallagher ihn als „tollen Musiker“ und Bob Geldof strich seine Verdiente im „irischen Kontext“ heraus. Das Album ist der Mitschnitt von an zwei Abenden im Dezember 1990 im Town & Country Club (heute The O2 Forum) in London. Zuvor war im Mai 1990 Rory Gallaghers elftes und letztes Studioalbum „Fresh Evidence“ erschienen, von dem ebenfalls Titel enthalten sind.
Der neue Longplayer (als Download, Doppel-CD oder 3-LP erhältlich) erhielt in den Abbey Road Studios aus neu entdeckten Multitracks einen neuen Mix und ein frisches Mastering. Das Cover des Albums ist laut Info ein Gemälde des irischen Graffiti-Künstlers Vincent Zara, der Rorys Konterfei in seinem Heimatland mit Schablonen sprühte. Braucht man eine weitere Live-Scheibe? Echt Nerds werden das klar bejahen, denn es ist ja schließlich eine Phase bedacht, die es bis dato noch nicht war. Aber auch, wer Rory bislang nicht auf dem Zettel hatte, sollte reinhören in dieses rockige Blues-Vermächtnis, denn der Sound stimmt, der Meister hatte viel Laune, die Songs und sein Spiel sind eh toll. Und es lohnt sich sowieso, das Erbe dieses großen Mannes zu pflegen.
Nach der EP kommt jetzt von HRR auch gleich der nächste Re-Release der französischen und vor allem lebenden Legende SORTILÈGE. Mit „Métamorphose“ bewiesen die Pariser, dass es sich beim Debüt keinesfalls um eine Eintagsfliege handelte. Auch die erste Full-Length überzeugt mit unglaublich guten Songs, ein Hit jagt den nächsten. Sei es das melancholische „Délir D‘un Fou“, das flotte „D’Ailleurs“, das groovige „Majesté“ oder die einmalige Hymne als Titelstück. Besonders spannend: Die High-Roller-Edition des Albums beinhaltet als Bonus den “First Mix” von „Métamorphose“, der – wenig überraschend – roher klingt. Natürlich kann sich ein jeder die Frage stellen, ob es Not tut, die Scheibe von 1984 erneut herauszubringen. Aber: Sie klingt gut, trifft vermutlich den Nerv der Sammler genau, denn High Roller verschönern die tollen Songs mit Slipcase, Poster und 24-Seiten-Booklet (bei der CD). Ferner sind die verschiedenfarbigen Vinyls unterschiedlich limitiert, das "DRAPEAU TRICOLORE"-Vinyl ist die seltenste Variante und HRR-Mailorder-exklusiv. Und der schwere, amorphe, thermoplastische Kunststoff kommt mit 12-Seiten-Booklet in LP-Größe, 16-Seiten-A4-Büchlein, einem A4-Einleger, einer A5-Fotokarte und einem Poster. Und ein Engel hat mal wieder für die Überarbeitung des alten Hörstoffes gesorgt. Das Beste aber, sind die Songs – ohne Zweifel.
Nach dem inzwischen verpoppten Trust sind SORTILÈGE die wirkliche Ursuppe der französischen Metal-Szene. Sie begannen 1981 und legten den Grundstein für die zu der Zeit prosperierende hexagonische Bandlandschaft mit Kapellen wie Killers, H-Bomb, Satan Jokers, ADX, Vulcain, Blasphème, Warning, High Power oder Demon Eyes und anderen. Aber SORTILÈGE waren neben dem Maiden-Support Trust die einzigen, die auch im restlichen Europa Fuß fassen konnten. Und deswegen vermutlich auch diese zumindest nicht notwendigen englischen Versionen ihrer tollen Titel aufnehmen „mussten“. Das ursprüngliche Line-Up war fantastisch, zu allererst wegen der einmaligen Stimme von Christian Augustin (“Zouille”). Aber auch die anderen – Didier Demajean an der Gitarre, Daniel Lapp am Bass, Jean-Philippe Dumont, alias Bob Snake, hinterm Schlagzeug sowie Stéphane Dumont an der zweiten Klampfe waren Meister ihres Faches. Diese ursprüngliche EP mit dem ikonischen Artwork kam dann über das niederländische „Kult“-Label Rave-On Records und enthielt mit den fünf Stücken “Amazone”, “Progéniture Destructrice”, „Gladiateur”, “Sortilège” und “Bourreau” echte, unsterbliche Klassiker, die auch heute immer und überall funktionieren. Wer es prüfen will, der fährt einfach am 28. Oktober nach Vouziers und lässt es sich beweisen. Die High-Roller-Edition von »Sortilège« beinhaltet insgesamt fünf Bonus-Tracks: “Esclave De La Mort” sowie “Reine De Sabbat” vom 1981er Demo, und dazu drei englischsprachige Versionen von Originalaufnahmen des EP-Materials (“The Amazon Warriors”, “Gladiator” und “Blade Killer”). Alle Songs sind gemastert von Patrick W. Engel, wie immer im TEMPLE OF DISHARMONY. CD kommt im Slipcase mit Poster und 24-Seiten Booklet. LP ist limitiert und kommt in zig Farben. Eine davon als Tricolore-Version! Keine Ahnung, ob es Not tut, die Originale sind und waren selten und teuer. Inzwischen sind die Neuauflagen variantenreich. Aber der Sound auf dieser Version ist echt gut. Und die Songs sind es einfach Wert!
1985 schien die Ampel auf grün zu stehen für OSTROGOTH. Nach „Too Hot“ und erfoglreichen Auftritten zerfiel die Band aufgrund interner Streitigkeiten. 1986 stand wieder ein Line-up, gehörig durcheinander gewürfelt. Und auch Mausoleum Records gab es nicht mehr, Roadrunner Records hatten Interesse, letztlich unterschrieben die Belgier wieder bei Alfie Falckenbach und seinem neuen Label Ultraprime. „Feelings Of Fury“. 1988 war dann vorerst Sense. Was wiederum schade ist, denn das furiose Werk war kaum noch mit den Vorgängern zu vergleichen. Das lag vor allem an der aggressiveren Stimme von Peter de Wint, der mitnichten bei den belgischen Killer, sondern bei den Landsmännern Crossfire sang und dem Sound ab und an eine fast thrashige Note gibt. Letztlich ist „Feelings Of Fury“ ein tolles Heavy-Metal-Album mit hauchzarter Speed Metal-Schlagseite wie in „Samurai“. Für die Neuvertonung des Originals sorgte mal wieder Kamerad Patrick W. Engel im TEMPLE OF DISHARMONY. Extras gibt es nicht. Außer guter Musik. Nach einer Reunion kamen mehrere Compilations, eine EP und eine Live-Split. Und wer weiß, oft sind solche Re-Releases ja Grund genug, nochmal eine Scheibe einzuspielen. Es soll OSTROGOTH ja noch geben.
Bei DOPELORD erwartet Dich eine starke Portion Doom Metal mit monoton-repetitiven Gitarren, eingängigen Melodien und bekifften Fuzz-Rhythmen.
Die Musik des Quartetts aus Warschau hat immer wieder etwas hymnenhaftes; sie bewegen sich auf dem Pfad, den eins BLACK SABBATH wegweisend vorgaben. Da steckt Bluesrock, Psychedelic Rock und Stoner drin, mit verzerrtem, tief gestimmtem Gitarrenspiel. DOPELORD halten sich an ihre Lieblingsthemen: Satan und Drogen. Why not! Vielleicht hat man es hier auch mit einem anklagenden Widerstand, gegen die katholische Dominanz in der Heimat zu tun. Es ist der fünfte Longplayer seit ihrer Gründung im Jahre 2010, ihr erstes Album "Magic Rites" veröffentlichten sie 2012.
Dann hören wir uns mal an, welche Songs die Truppe für den Beelzebub bereithält: Hinter dem 40 Sekunden langem „Intro“ verbirgt sich nächtliche Waldstimmung. Danach erklingt das starke „Night Of The Witch“, welches mich stellenweise an GHOST erinnert. Atmosphärisch hat der Track etwas Warmes. Grzegorz Pawlowski und Pawel Mioduchowksi haben wuchtige Riffs am Start, die Melodie geht gut ins Ohr. „The Chosen One” gibt weitere 70er Vibes. Das Becken des Drummers Piotr Ochociński wird durchgecrasht und es gibt schöne Gitarrensoli. Den charismatischen Gesang auf „Songs für Satan“ teilen sich Piotr Zin und Pawel Mioduchowski. „One Billion Skulls“ und „Evil Sell“ punkten mit erdrückenden knarzigen Gitarren und psychedelischer Stimmung. Überraschender Weise folgen bei „Worms“, anstatt Klargesang, Growls. Der Song ist viel düsterer, als der Rest der Platte, aber groovt ordentlich.
Mit „Songs for Satan“ hauen DOPELORD ein gutes, wenn auch nicht mit üppiger Originalität ausgestattetes Album, raus.
Sieben auf einen Streich! Das war die Heldentat vom tapferen Schneiderlein und gemäß dieser Devisen würdigt BMG mit der Vinyl-Box SEVENDUST “Seven of Sevendust“ eine der außergewöhnlichsten Bands, die aus der New Metal Ära hervorgegangen sind.
Enthalten sind im wertigen schwarzen Schuber die Alben, die in der Zeit zwischen 2005 und 2015 veröffentlicht wurden. Das sind “Next“, “Alpha“, “Chapter VII: Hope and Sorrow“, “Cold Day Memory“, “Black Out the Sun“, “Kill the Flaw“ sowie das 2014 erschienene akustische Werk “Time Travelers & Bonfires“. Die Platten sind auf ca. 140 Gramm schwerem schwarzen Vinyl gepreßt. Die Preßqualität ist gut, die ein oder andere Schallplatte ist allerdings leicht wellig, jedoch nichts, was ein guter Plattenspieler nicht kompensieren könnte. Jedes Album beinhaltet eine Textbeilage mit Credits und die beiden Doppel-LPs sind leider nicht als Gatefold ausgeführt. Man hat es zudem wieder einmal versäumt, die einzelnen Tonträger selbst in gefütterte Innenhüllen zu packen. Meiner Meinung nach sollte dies mittlerweile zum Standard in diesem Preissegment gehören. Downloadcodes für Digitalaudio sucht man ebenfalls vergebens. Klanglich gibt es indes überhaupt nichts auszusetzen. Der Sound ist klar, lebendig, differenziert und druckvoll.
“Next“ bildet chronologisch den Anfang der Box, war aber ebenfalls für die Combo aus Atlanta (Georgia) so eine Art Neubeginn. Management und Plattenlabel hatten kein Interesse mehr daran, mit den Jungs weiter zu arbeiten, nachdem die Verkaufszahlen für den Vorgänger “Seasons“ stagnierten. Man war schließlich für die ersten drei Alben mit Gold (RIAA) verwöhnt worden. Ferner hatte sich obendrein Clint Lowery (Gitarre) verabschiedet. Jener war bislang hauptamtlich für's Songschreiben zuständig. So wurde das gute Stück letztendlich selbst produziert und von Roadrunner Records vertrieben. Musikalisch ging man nun wieder etwas rauher zu Werke, was der Opener “Hero“ deutlich macht. Die unnachahmliche Stimme von Sänger Lajon Witherspoon, das eigentliche Pfund, mit dem SEVENDUST wuchern, kommt andererseits auf diesem Output nicht so ausgeprägt zum Tragen. Die gewohnt großartigen Harmonien findet man überhaupt nur in der Single „“Ugly“, “Failure“ und partiell in "Desertion" und "Never". Es ist ein Album dem man ergo etwas Zeit geben muß.
Auf der nächsten Platte “Alpha“ (2LP), die im übrigen in Deutschland erst ein halbes Jahr nach den USA unter eigenem Label 7 Bros. Records auf den Markt kam. Das Ding knallt nochmal eine Spur härter durch die Boxen, als das bei “Next“ schon der Fall war, für meine Begriffe etwas zu viel des Guten. Mr. Witherspoon geht dabei an die Grenzen seiner Stimmfähigkeiten und das Geschrei von Drummer Morgan Rose nervt zuweilen ein wenig. “Burn“ ist der Track bei dem es ihnen dann doch noch gelungen ist, Härte und Melodie in Einklang zu bringen.
“Chapter VII: Hope & Sorrow“ (2LP) ist das zweite und zugleich letzte Album ohne Clint Lowery, der nach den Aufnahmen für Gitarrist Sonny Mayo wieder zurück kam, „Gott sei Dank“ möchte man sagen. Da sowohl die instrumentale als auch die gesangliche Fraktion deutlich mehr drauf hat, als hier zum besten gegeben wird, muss man den Makel im Songwriting suchen. Das Werk hat trotz alledem durchaus Highlights wie das von Chris Daughtry unterstütze “Past“, "Prodigal Son" oder “Walk Away“. Die Ballade “Sorrow“ mit Myles Kennedy (ALTERBRIDGE, SLASH) ist auch nicht zu verachten. Der Scheibe fehlt aber schlicht und ergreifend die Komplexität in den Songs und ständig ausufernde Intros machen das nicht besser.
“Cold Day Memory“ ist endlich das Meisterwerk auf das so viele Anhänger gewartet haben. Man spürt vom Start weg direkt die Magie und die Energie, die diese Truppe in ihrer Gesamtheit inne hat, denn Clint Lowery hatte einfach gefehlt. Da sind wieder diese wunderbaren Momente, in denen die Harmonien und Melodien geprägt vom über sich hinaus wachsenden Lajon mit dem Riffing der Gitarren verschmelzen. Es fällt mir schwer einzelne Songs hervorzuheben. Es gibt Ohrwürmer, wie “Splinter“, sanfte Nummern wie die Single “Unravelling“ oder nach vorne marschierende Tracks mit Oldschool-Feeling wie “Karma“. “Cold Day Memory“ ist das bis dato melodischste und ausgeklügelste Werk auf dem jeder seine eigenen Lieblingsnummern finden kann.
Auf “Black Out The Sun“ hat man es geschafft, den Faden vom Vorgänger aufzunehmen und weiterzuspinnen. Die Platte kommt sehr homogen mit einem melancholischen Einschlag um die Ecke, was dem 7DUST-Kosmos aber gut zu Gesichte steht. "Mountain" und der Titeltrack sind dagegen schöne straighte Rocktracks, die man so nicht erwartet hätte. Die Bandbreite ist auf dieser LP um ein paar Inches erweitert worden und die Ausgewogenheit von Vocals und Shouts ist nahezu perfekt.
“Time Travelers & Bonfires“ ist, wie bereits erwähnt, ein akustisches Studioalbum, das sich aus sechs neuen und sechs älteren Songs, die umarrangiert wurden, zusammensetzt. Die Auswahl der alten Nummern trafen die Fans. “Karma“ finde ich in der Urversion schon klasse, begeistert mich jedoch in gleichem Maße unplugged. "Denial" vom “Home“ Album erstrahlt außerdem in vollkommen neuem Gewand. Die neuen Tracks sind durchweg von besonderer Klasse und rücken selbstredend die unfaßbare Stimmgewalt vom Sänger ins grelle Rampenlicht. Schön finde ich im übrigen, dass man bei einer Laufzeit von über 50 Minuten keine Doppel-LP daraus gemacht hat.
“Kill The Flaw“ wirkt auf mich wie die logische Weiterentwicklung der letzten beiden (elektrischen) Platten. Man hat hier die Essenz daraus veredelt. Geblieben ist die Melancholie gewürzt mit eine Prise Soul, das Zusammenwirken der einzelnen Gesangselemente wirkt darüber hinaus noch stimmiger. Morgan Rose keift zwar immer noch garstig, aber genau dort, wo es angebracht ist. Die Rhythmussektion wirkt im Großen und Ganzen breiter aufgestellt, streckenweise wuchtiger und was Clint mit seinen Lead Parts macht, wird dem Albumtitel mehr als gerecht. Das Opus ist freilich einen Ticken experimenteller, was der Eingängigkeit hingegen keinen Abbruch tut.
Ähnlich wie der 2003 erschienene erste Teil präsentiert uns JOE BONAMASSA mit „Blues Deluxe Vol. 2“ ausgewählte Coverversionen (acht an der Zahl) und heuer zwei neue Kompositionen. Dabei schafft er gewohnt gekonnt die Anlehnung an den Originalsound, klingt trotzdem modern und nach BONAMASSA. Was meint: Der gute Joe nimmt geschmacksicher eher unbekannte Tracks und drückt ihnen seinen Stempel auf, ohne sie dabei zu verfälschen. Das hat ihn ja vor 20 Jahren die Karriere gerettet – und auch diesmal macht die 2023er Hommage an Klassiker welche dem Blues-Gitarrenmeister am Herzen liegen echt Laune. Vor allem das fast schon Soundtrack-artige „I Want To Shout About It” und der emotional-melancholische Opener-Ohrwurm „Twenty-Four Hour Blues” schreien nach BONAMASSA-Live. Die neue Eigenkomposition „Hope You Realize It (Goodbye Again)“ (die vierte Single des Albums) spielt gekonnt mit funkigen Elementen und bereichert den Klangkosmos des Gitarrenvirtuosen. Und aller Ehren ist es Wert, dass man von Größen wie FLEETWOOD MAC hier nicht einen Standard vorgesetzt bekommt, sondern eher unbekanntes wie den „Lazy Power Blues“ – macht neugierig auf mehr.
Also bleibt dann doch ein Ergo wie bei (fast allen) JOE BONAMASSA-Veröffentlichungen – trotz hohem Tempo von Neueinspielungen leidet die Qualität nicht im Geringsten.
1) Twenty-Four Hour Blues (originally performed by Bobby “Blue” Bland)
2) It’s Hard But It’s Fair (originally performed by Bobby Parker)
3) Well, I Done Got Over It (originally performed by Guitar Slim)
4) I Want to Shout About It (originally performed by Ronnie Earle & The Broadcasters)
5) Win-O (originally performed by Pee Wee Crayton)
6) Hope You Realize It (Goodbye Again) *original song written by Joe Bonamassa & Tom Hambridge
7) Lazy Poker Blues (originally performed by Fleetwood Mac)
8) You Sure Drive a Hard Bargain (originally performed by Albert King)
9) The Truth Hurts Feat Kirk Fletcher and Josh Smith (originally performed by Kenny Neal)
10) Is It Safe To Go Home *original song written by Josh Smith
Thomas “Tommy“ M. Victor (Gesang und Gitarre) und seine Mannen (Jason Christopher am Bass und Griffin McCarthy am Schlagzeug) von PRONG hatten noch vor nicht allzu langer Zeit für mich das Prädikat, eine der fleißigsten Truppe im Rockbussines zu sein, brachten sie doch in den Jahren 2014 – 2017 jährlich einen neuen Longplayer unters Volk. Das letzte Lebenszeichen kam dann doch schon im November 2019 in Form einer Maxi mit dem Titel “Age Of Defiance“. Seither ist es ein wenig still um die New Yorker geworden. Diese unsägliche Pandemie war sicher einer der Gründe. Tommy selbst brauchte abgesehen davon diese schöpferische Pause ferner für seine Familie. Dort spielt er selbst nämlich gerne den Hausmann, wie er neulich recht stolz verriet. Musikalisch war diese Absenz andererseits ganz offensichtlich eine Triebfeder, aus der ein überaus facettenreiches, kraftvolles und gleichwohl geradliniges Album entstand.
Mit der ersten veröffentlichten Single spannt der Meister den Bogen zurück zum “Rude Awakening“ - Album, meinem persönlichen Highlight der Band. Der Song hätte sich mühelos zwischen “Unfortunately“, “Avenue Of The Finest“ und dem Titeltrack eingekuschelt. “Obeisance“, das Groovemonster schlechthin, schlagt später in die gleiche Kerbe.
Zum Aufgalopp in “State Of Emergency“ bekommt man es indess zunächst mit einer handfesten Thrashgranate mit dem Titel “The Descent“ zu tun. Hierfür konnte man sogar Marc Rizzo (ex-SOULFLY, ILL NIÑO u.a.) gewinnen, der die Nummer mit seinem Gitarrenspiel verfeinerte. Die Zusammenarbeit mit einem Gitarristen, der über eine Bandbreite wie Marc verfügt, hat dem guten Tommy hörbar gut getan. Die Klampfe nimmt in diesem Werk deutlich mehr Raum ein, als in den Vorgängerscheiben und der Barde selbst geht dabei auch ambitionierter zu Werke. “Disconnected“ dagegen versprüht mit seiner dominanten Gesangslinie diesen wunderbaren 90er Jahre-PRONG-Charme, wie man ihn auf “Beg To Differ“ findet. Nach dem doomigen “Compliant“ bekommt man “Back (NYC)“ auf die Nuss. Da Familie Victor unlängst erst von LA nach New York zurückgezogen ist, wird dieses Ereignis selbstredend hiermit gewürdigt. Wenn man allerdings einen Titel von RUSH covert, sollte man wissen, was man tut, aber in diesem Fall ist die technische Umsetzung von “Working Man“ in den eigenen Kosmos zum Abschluss bravourös gelungen - Chapeau!
Mit “State Of Emergency“ hat sich PRONG einmal mehr zwischen die Stühle diverser Genres gesetzt und gleichzeitig die eigene charakteristisch-stilistische Ausrichtung untermauert, indem man sich an all diesen Genres bedient hat. Herausgekommen ist exakt das von Bandgründer Victor versprochene und erhofft fesselnde Werk.
Nach „Full Moon’s Eyes“ und „Ecstasy And Danger“ folgt schon 1985 „Too Hot“ von OSTROGOTH. Jetzt also der Re-Release im Slipcase. Auch wenn der Opener „Too Hot“ heißt und klingt wie Mötley Crüe, das Cover so bunt ist wie das Koks weiß und alles darauf hindeutet, als seien die Belgier ausgewimpt, ist vieles beim Alten: traditioneller europäischer Heavy Metal. Daran änderten auch die Stimmbandprobleme des Sängers Marc De Brauwer etwas, was lediglich die Aufnahmen in die Länge zog. Auch der von Mausoleim engagierte deutsche Produzent Alex Gietz – mitnichten wie in einem anderen Review gelesen, Alex Dietz. Es sei denn, er hat schon mit sechs Jahren an den Reglern gesessen – brachte keine extremen Sound-Fortschritt. Und auch die viel apostrophierte „kommerziellere Ausrichtung“ ist nicht wirklich zu bemerken, trotz der Ballade „Catch the Sound of Peace“ – wohl aber sind die Songs grundsätzlich etwas gradliniger und speediger. Mach Spaß und ist für die hippe Rotzbremsen-Fraktion interessanter als früher, als OSTROGOTH für viele Kuttenjungs nur eine Dritte-Reihe-Kapelle waren. Für Transfer, Audio-Restoration und Mastering war abermals Patrick W. Engel in seinem TEMPLE OF DISHARMONY zuständig.