Diese Truppe aus Kiel fiel mir schon auf der letzten Ausgabe der HITPACK Samplerreihe positiv auf, spielte man doch soliden, natürlich zwar eher amerikanisch geprägten, aber sehr gefälligen Alternative Rock . Ach so ja - von MAFUBA ist hier die Rede. Die Scheibe ist schon etwas länger raus, mittlerweile hat man sich auch einen neuen Drummer suchen müssen, aber dies tut dem insgesamt gelungenen Eindruck der hier präsentierten Musik keinen Abbruch. Auf ihrem gleichnamigen Debüt schaffen es die Jungs nämlich eine gelungene Mischung aus CREED (stimmlich sowie in den melodiösen Momenten) meets SEVENDUST (bei den härteren sowie krachenden Passagen) abzuliefern, die man sich wirklich gut reinziehen kann. Die voluminöse Stimme von Rene Westphal singt sich gekonnt melodiös-dramatisch aber auch aggressiv-kämpferisch durch die 12 Tracks des Albums. Die Riffs sind meist düster, stellenweise recht heavy gehalten, sicher die musikalische Machart als solche ist größtenteils zwar nicht gerade so innovativ aber zusammen mit einigen Modern Rock oder auch New-Metal-Elementen gelingt es zumindestens stellenweise die deutlichen Vorbilder aus der 90er Jahre Grunge Ecke etwas abzuschütteln. Die Band bewegt sich dadurch schon etwas jenseits des doch ziemlich gleich klingenden Hitparaden Mainstreams dieses Genres. Natürlich wird an aufpeitschenden Pathos nicht gerade gespart aber MAFUBA gelingt es noch genügend ehrlich klingende Stimmung zu erzeugen, die nicht aufgesetzt nach Schema-F klingt (obwohl es diese Stellen auf der Platte ebenfalls gibt) und so sind sogar einige etwas schräge Parts und gar leicht progressiv anmutende Arrangements vertreten. Der Sound ist amtlich fett, die Drums hauen mächtig rein, die Rhythmusfraktion liefert stets ein bestens gemachtes Bett für die Vocals nur dass ein oder andere Solo an den Saiten mehr hätte man sich schon trauen dürfen. Songmäßig dürfte "Numero Uno" eine wahre Aggroattacke sicher die Kopfkreiserfraktion besonders ansprechen, eine lupenreine aufwühlende Rockballade ohne Kitsch ist mit "All" ebenfalls vertreten, einer der Höhepunkte dürfte sicherlich "Bad Taste - Good Man" sein, hier verstehen es MAFUBA perfekt mit ordentlich Power, Melodie sowie wütenden Stakkatoriffs einen klasse Song zu interpretieren. Genauso perfekt geworden ist "Reason" mit diesen unheimlich treibenden Gitarrenwänden. "Out There" bricht dann schön etwas facettenreicher aus dem gewohnten Songschema aus, es werden mehrfach Tempo und Stimmungen variiert um dann gegen Schluß ein furioses finale zu starten. Nach dem etwas spröden "No Excuse" schließt das Album mit einem perlig-sanften rein instrumental gehaltenen Klavierstück "O.U.T.R.O.S" - total untypisch gegen den Rest aber super einfühlsam gespielt. Bitte auf der nächsten CD mehr solche Gegensätze einbauen. MAFUBA sind ganz sicher eine Band mit Potential nach oben - sollte man im Auge behalten.
Calzoni gefällig? So heißt nämlich der Macher der Band, die entgegen der Vermutungen angesichts des CD-Titels aus Italien kommt - und nicht aus Frankreich. Der angesprochene Sergio gründete das Projekt 1998 und hat sich absolut minimalistischem Trip-Hop verschrieben, der in seinen "wüsten" Aswüchsen auch mal Dark Wave genannt werden darf. Als ferne Vergleiche könnten vielleicht Depeche Mode (Gesang) und Tiamat zur psychedelischen Phase oder auch ganz ruhige Pink Floyd genannt werden. ACT NOIR sind entgegen ihres Band-Names selten düster, eher zuckersüß, aber immer ruhig. Und das kann einem Metaller in dieser Verbindung schon mal tüchtig auf die Nüsse gehen. Wer die ersten neun Songs durchgehalten hat, ohne einzupennen, der wird belohnt mit einem Mesmerizemix von "Unheimlich", das alles andere als heimlich nach Wolfsheim meets New Order auf Trash klingt und mit "Distance" (von Monumentum) in einem Act-Noir-Mix. Und das ist mal wenigstens düster, mit viel Elektronik - was es auch nicht besser macht. Für diesen Akt sehe ich schwarz.
Ex-Impnaz Lehtosaari und seine depressiven Kollegen kommen mit der vierten ganzen Scheibe seit 1995 - insgesamt weisen die traurigen Löwen sogar zehn Veröffentlichungen vor. Hört sich nach Stress an, den die Musik aber keineswegs transportiert. Vielmehr gibt’s hier dunklen Rock für verlassene Novemberabende, ihr wisst schon mit Rotwein und Räucherstäbchen. Wovon sie vielleicht zwischendurch zuviel eingenommen haben, den der Song "El Gusano Rjo" macht richtig gute Laune, klingt entfernt nach Andys Gnadenschwestern. Naja also: Metal-Fans müssen schon einen ziemlich weiten Horizont aufweisen, um "Bossonova" zu mögen. Die sehr ruhige Scheibe dürfte eher Fans von Nick Cave und The Doors gefallen, obwohl Janis Stimme längst nicht die orgiastischen Tiefen des Genrekönigs erreicht. Markant im Vordergrund steht bei PLAN E das Keyboard, das exotische Instrumente (vor allem Percussions) charakteristisch unterstützen - und zumiest für eine recht psychedelische Stimmung sorgt. Aber irgendwie wollen die durchaus interessanten Ansätze gemeinsam nicht fruchten. Es gibt aus Finnland viele gute und sehr traurige Scheiben - traurig ist PLAN E auch.
Power Metal der härteren Schiene, also mit einigen Thrash-Einflüssen machen ZERO SILENCE - irgendwie erinnern die Jungs an eine Mischung aus Running Wild, Maiden, Metallica und melodischem Death Metal aus Finnland. Die drei Songs sind nett anzuhören, überzeugend klingen vor allem die singenden Gitarren und die Gesamtkonzeption - die Songs rocken mit fast naivem Charme. Abstriche gibt’s beim sehr präsenten Bass, der ein bisschen bollerig klingt - aber anderseits aber auch den nicht unbedingt modernen Anspruch der Oberpfälzer unterstreicht. Der kehlige Gesang tut ein Übriges, passte in jede Thrash-Band der längst nicht vergangenen Zeit. Auch, wenn hier keine Radmutter neu erfunden wird, so machen die drei Songs schon Spaß. Mal sehen, was die Jahreswende bringt, denn für diesen Zeitraum haben die Amberger ihren ersten Langspieler "Blessng Upon You" angekündigt. Reinhören könnte lohnen. Auf www.zero-silence.de erfahrt ihr mehr, auch Songs sind anzuhören.
"Destroy Your Life, Destroy Your Life”, grunzt Sänger Wolfgang Weiss, dummdidumm, und dazu romantisiert die Akustikgitarre. Im Info steht was von "Neo-Folk mit Growl-Gesang". letzteres trifft zu, neuer Folk eher mitnichten - Death Metal mit Ausflügen nach überall, immer mit dem Augenzwinkern zur rechten Zeit, so könnte auch eine Definition der Kadaver-Kondition lauten. CC heißt hier eher nicht Cannobal Corpse, sondern SFU, denn so simpel wie die Amis klingen zunächst auch die Ösi-Old-Schooler. Doch während die Mega-Seller inzwischen mit Selbst-Kopie ne große Mark machen, dudeln sich die Alm-Öhis hier auf eigenständige Weiden, verbinden ihre eigentlich einfach gestrickten Riff-Attacken mit abwechslungsreichen Akustik-Einschüben (wie das "Bonnie Prince Billy"-Cover "Black") und sogar psychedelischen Parts. Und dabei scheint die Band sich immer wieder über ihre eigenen Einfälle zu amüsieren. Oder über die Hörer? Wer weiß das schon. Jedenfalls ist den Alpenrepubliklern eine charmante Scheibe gelungen, für alle, die ihre Musik nicht so furchtbar ernst nehmen. Schade: Der Sound ist viel zu dünn. Dennoch, das hier ist eine witzige Scheibe old-school mit abseitigem Humor und einem Hauch von morbider Nachdenklichkeit: "Dummdidumm, dummdidumm", wir zerstören jetzt unser Leben" - oder so.
Da issa wieder, der Ahokas und seine anderen finnischen Freunde. Doch während er vor allem bei Rain Paint Stimmiges abliefert, ist diese Scheibe so wirr, wie der Band-Name lang ist: Black Metal der bombastischen Spielweise, ergänzt durch leichte Death- Metal-Einflüsse (gern gegrunzt ist halb gewonnen?), variables Tempo, viel Keyboard, und wirklich furchtbarer Klar-Gesang der schlimmsten Kajüte. Dann trifft Dimmu Borgir auf Gothic-Metal, alles frei nach dem Motto der vielen Köche, die den Brei verderben. Oder: Break-verliebte Bollos machen in Plateau-Stiefeln auf dicke Hose. In irgendeinem Print-Medium nennt irgendwer diese Scheibe in einem Atemzug mit Strapping Young Lad. Bitte dem Kollegen die Ohren abschneiden - und den Finnen, die sich hier zusammengetan haben, Versammlungsverbot geben. TWILIGHT OPHERA AND THE ORDER OF THE SANQUINE DIADEM sind eine einzige, maßlose und bombastische Übertreibung. Furchtbar.
Wie Besetzung und Gästeliste, so der Stilmix: Darkseed-Stefan Hertrich hat einen ganzen Sack voller mehr oder minder prominenter und internationaler Musiker um sich geschart und probiert mit ihnen eine stilistische Weltreise. Mit dabei sind unter anderem: Darkseed -Drummer Maurizio Guolo mehrere Sängerinnen (unter anderem die Russin Yana Veva oder Gaby Koss u.a. Haggard), der kolumbianische Flötist Kajuyali eingespielt wurden. Gitarren zimmerten ein: Christian Bystron (Megaherz), René Berthiaume (Equilibrium) sowie Markus Glanz (Koyaanisqatsy). Der Gesang (vom Death-Gegrunzre Hertrichs bis hin zum engelsgleichen Gehauche der Damen) ist genauso variabel wie die Bandbreite der Mucke. Melodischer Death-Metal und Gothic-Metal bilden so was wie die guß-eiserne Basis, auf der sich der so genannte Ethno-Metal dann entfaltet. Der hat seine besten Phasen, wenn es ruhig wird, afrikanisch-orientalisch klingt. Dann erinnert’s an eine Wüsten-Dokumentation oder an eine melancholischere Variante vom "König der Löwen" - und manchmal klingt’s wie transzendentale Chill-Musik oder an den Soundtrack zum "Leben der afrikanischen Dickhäuter". Als Referenzgrößen sind sicherlich Therion und Moonspell zu nennen. Die CD ist übrigens die um zwei Tracks erweiterte Mini-CD gleichen Namens und hat seine wirklich lichten Momente. Allerdings scheinen die Metal-Elemente auf die einen und die folkloristisch inspirierten Teile doch eher nebeneinander statt gemeinsam zu stehen. Fazit: Nicht schlecht und sehr ambitioniert, phasenweise interessant, aber so richtig verbindet der Ethno-Mörtel noch nicht.
Bis das nächste reguläre Studioalbum von Chris Boltendahl und Co. erscheint, begnügt uns das neue Label der Grabgräber mit einer EP, mit der dann auch gleich Einstand bei Locomotive Records gefeiert wird. Und einen überflüssigeren Release hätte man sich gar nicht ausdenken können, denn bereits die Originalversion der gruseligen Ballade "Yesterday" gehört zur Ausschussware des kultigen "Heavy Metal Breakdown" - Debüts. Die reguläre Neueinspielung, wie auch die außerdem hier vertretene, orchestrale Version des Stückes, sind mindestens genauso überflüssig wie ein Techno - Remix vom "Tunes Of War" - Album. Sollte es tatsächlich Digger - Fans geben, die das Stück in seiner Urfassung mögen, so könnten diese hier vielleicht noch gut bedient werden. Auch die beiden anderen Songs, "The Reapers Dance" (belangloser, uninspirierter Midtempo - Stampfer) und eine Coverversion von LED ZEPPELIN´s "No Quarter" (ganz nett und sogar originell, mit Synthies und teilweise verzerrtem Gesang - das "Highlight" dieser EP) sind nicht unbedingt essentiell für die Basis und eher was für Alles - Sammler. Als Dreingabe wird noch eine Bonus - DVD mitgeliefert, die einen Mitschnitt vom 2001er "Rock Machine Festival" mit 13 Songs beinhaltet. Digger - Fanatiker müssen dieses Teil wohl haben; alle anderen, die die Band, wie ich, "nur" aufgrund ihrer regulären Stärken (sägende Power - Hymnen) schätzen, sollten hier definitiv Abstand halten! Ich persönlich hoffe mal, der nächste Longplayer wird wieder besser…