Zakk Wylde, seines Zeichens Gitarrist in Diensten des Herrn Osbourne gehört fraglos zu den Besten seiner Zunft - das Ozzys Mann auch auf eigenen Füssen einiges bewerkstelligt zeigen die durchweg gelungenen Alben seiner Band BLACK LABEL SOCIETY. Mit der Doppel-DVD "The European Invasion - Doom Troopin’” gibt es jetzt für seine Fans eine Livevollbedienung mit einiges an Extras - und die 16 Tracks umfassende Show aus dem Pariser Elysse Montmartre dürfen sich Metal-Freaks welche bisher keinerlei Berührungspunkte mit BLACK LABEL SOCIETY hatten mal durchaus als Referenz reinziehen. Neben Zakk Himself kommen Live auch seine Mitstreiter Nick Catanese (Gitarre), James Lomenzo (Bass) und Craig Nunenmacher (Drums) äußerst engagiert rüber. Das traditionelle Bühnenoutfit (Ketten, Totenkopfmikroständer und Unmengen Bier) darf hier als optisches Schmankerl auch mal erwähnt werden. Höhepunkte des Livesets sind neben dem als Intro fungierenden Gitarrensolo der Hammersong "Been A Long Time" und das nachfolgende kurze "Ironman Interlude" welches direkt in das von tonnenschweren Riffs getragene "Funeral Bell" übergeht - Zakk Wylde und seine Combo in Höchstform - der wohl Beste Moment des Sets. Die Powerballade "In This River" produziert auch Live Gänsehaut - und präsentiert Zakk einmal mehr als emotionsgeladenen Frontmann, der sich nicht nur als Meister der melodischen Gitarrensoli gibt. Den Hit des letzten Albums "Suicide Messiah" gibt es denn gleich mehrmals - Paris und London Show Live; und auf DVD Nummer 2 als Video und das dazugehörige "Making Of Suicide Messiah". Ein fast 14-minütige "Solo Acoustic Jam" enthält genügend Zitate für eine eigene Review (es seien nur mal die Publikumsreaktionen beim "Mama, I´m Coming Home" erwähnt und die gelungenen Ausflüge in den Blues) und mit "Fire It Up", "Stillborn" und "Genocide Junkies" gibt es dann zum Schluss nochmals so richtig auf die zwölf. Das dabei einige Fans zum moshen und Luftgitarrenspiel auf die Bühne kommen, ein Fan sogar Zakks Gitarre umgehängt kriegt und mitjammen darf und danach einiges an PA in die Menge fliegt, zeigt die Einstellung der Band recht eindrucksvoll. Die Livemitschnitte sind in Dolby Surround 5.1 (für die volle Dröhnung) und DTS auf 16:9 Format und kommen auf nicht ganz 150 Minuten. Der Sound ist echt klasse. Die Effekte zur Auflockerung der Liveshow, mal wird auf schwarz/weiß umgeschaltet, mal werden Bewegungen im Zeitrafferformat dargestellt, das Bild wird geteilt oder kräftig herangezoomt werden dezent und vor allem ohne Hektik eingesetzt - angenehme Kameraführung.
Auf CD 1 ist 16 Song einer Paris-Show zu finden:
01 Intro Jam
02 Stoned And Drunk
03 Destruction Overdrive
04 Been A Long Time
05 Ironman Interlude
06 Funeral Bell
07 Suffering Overdue
08 In This River
09 Suicide Messiah
10 Demise Of Sanity
11 Spread Your Wings
12 Solo Acoustic Jam
13 Spoke In The Wheel
14 Fire It Up 15 Stillborn
16 Genocide Junkies
und 4 Songs des London-Gigs im Astoria (mit einigen optischen Gimmicks des Produzenten versehen) geben eine andere Sichtweise auf die Songs wieder - BLACK LABEL SOCIETY wiederholt sich nicht einfach bei jedem Gig. Und das intensive Jam’s zum guten Ton der Band gehört sieht man nicht nur Live, sondern dann auch noch auf der zweiten DVD im "Backstage Pass":
01 Been A Long Time
02 Suicide Messiah
03 Stillborn Jam
04 Genocide Junkies
Die Bonus-DVD beinhaltet neben dem 50-Minütigen "Backstage Pass” eine On The Road-Dokumentation mit Hintergrundbildmaterial aus dem Tourbus und vor den Auftritten und einiges an mehr oder minder aufschlussreichen Kommentaren der Bandmitglieder. Dazu noch in Dolby Surround das Video zu "Suicide Messiah”, das dazugehörige "The Making Of Suicide Messiah” und die beiden Videos zu "In This River” und "Fire It Up". Alles in allem ein gelungen runde Sache.
Zum ersten Mal habe ich diese Formation aus dem Raum Osterode Am Harz im ehrwürdigen Kellerclub zu Clausthal - Zellerfeld erlebt, wo sie an dem Abend als allererster Supportact auf die Bretter musste. Selten war ich von einer Lokalband so angetan, und als THE LAST DIRT ein knappes halbes Jahr später auf dem "Rock Harz" für Furore sorgten, war klar, dass hier eine beachtliche Band heranwächst, die sicher für den einen oder anderen Reißer gut ist. Ein Eindruck, der sich mit dem ersten Demo, "Here Comes The Dirt", bestätigt, denn der live sehr cool gespielte, traditionelle Death Metal weiß auch auf Konserve zu überzeugen. Einen Originalitätspreis wird die Band mit ihrem groovigen, nah an SIX FEET UNDER angelehnten Sound zwar nicht ergattern, aber die fünf Stücke (plus eine Coverversion und ein witziges Intro) haben schlichtweg Eier! Von der gewohnten Tapsigkeit, abgesehen vom obligatorischen Demo - Sound, einer Newcomer - Kapelle ist hier angenehm wenig zu hören, die Musik wirkt für ihre Verhältnisse sehr reif und professionell. Echt gelungen sind auch die Growls von Sänger Krattsche, der in verschiedenen Tonlagen grunzt und kreischt. Bei den durchweg starken Songs ragt besonders das auch live sehr geile "We Get You At Night" heraus, ein melodischer Stampfer mit viel Dynamik und coolen Breaks. Rätselhaft bleibt nur, warum man sich unbedingt auf den Song "Loco" der Nichtskönner COAL CHAMBER stürzen musste, meilenweit am guten Geschmack vorbei. Na ja, immerhin klingt´s jetzt besser als im Original... insgesamt ist "Here Comes The Dirt" ein Demo, das sicher keinen Todesmetaller kalt lässt!
"Religion is hate, religion is fear, religion is war, religion is rape, religion´s obscene, religion´s a whore” - der vorab veröffentlichte und erstklassige Song "Cult" der wieder erstarkten Legende SLAYER bringt nicht nur die Kernaussage des allgemeinen, globalen Miteinanders auf den Punkt, sondern steht durch die spätere Textzeile "I´ve made my choice, six six six" auch kurz und knapp für die alle Konventionen ablehnende Bandphilosophie. Natürlich kann man, ähnlich wie bei Maiden, kein Album der Mega - Thrasher mit objektiven Maßstäben messen, doch man kann abschätzen, ob sich die Band für den Einzelnen in eine positive Richtung bewegt hat oder nicht. In meinem Fall ganz klar: ja!!! Um es kurz zu machen: "Christ Illusion" ist ohne Übertreibung das beste SLAYER - Album seit "Seasons In The Abyss", weil sich Tom Araya, Kerry King, Jeff Hannemann und Rückkehrer Dave Lombardo, dessen Maulsperren - Power - Drumming wie in alten Tagen bollert, endlich wieder auf das besinnen, was diese Band von jeher zur Ausnahme machte: die beste Rhythmusarbeit der Welt, unglaubliche Gitarrenduelle und Soli und die unbändige Aggressivität, der man sich in Kombination mit den überragenden technischen Fähigkeiten einfach nicht entziehen kann. Songs wie die geniale Hymne "Flesh Storm", der Monstergroover "Skeleton Christ", das wahnsinnig nach vorne peitschende "Eyes Of The Insane", das schleppende "Catatonic" oder die Abrissbirne "Supremist" versprühen einfach gnadenlose Energie und nicht zuletzt den Hass, den viele "Schüler" von SLAYER zwar predigen, aber niemals umsetzen können. Massig Kritik wird es sicher für das sehr gelungene, verstörende Cover - Artwork geben, das einen verkrüppelten, sterbenden Jesus inmitten von Bomben und Kadavern zeigt, was demnächst sicher den einen oder anderen Religionsunterricht unterhaltsam bereichern dürfte, aber genau diese perfekt umgesetzte Mischung aus zynischer Respektlosigkeit und kaltem, nihilistisch geprägtem Realismus macht SLAYER so wertvoll - und "Christ Illusion" zu einem Album, über das sich hoffentlich viele Menschen echauffieren werden - ganz im Sinne der Sache. Kurzum: ein absolutes Meisterwerk!!!
Der Titel des fünften Albums der Kalifornier ist Programm. Denn vor 17 Jahren hat sich die Band gegründet, eine Zeit, in der der echte Punkrock schon einige Jahre tot war und die letzten Überbleibsel im Kommerzsumpf zu versinken drohten. Man schrieb sich auf die Fahne, den wahren Punkrock aufrecht zu erhalten und hat das bis heute durchgezogen, was alleine schon einige Songtitel der neuen Scheibe zeigen, wie "Riot 77", "Kill The Nazis" oder "Unite To Fight". Die Musik des Fünfers ist ebenfalls sehr ursprünglich: Über die Länge von 25 Songs (plus 3 Bonus-Tracks!) bekommt man rauen Streetpunk der vornehmlich schnellen und brachialen Sorte um die Ohren gehauen. Der Sound überzeugt dabei durch die Bank, denn alles klingt absolut authentisch, ungeschönt und außerdem herrlich asig. Mir persönlich gefallen allerdings die für TOTAL CHAOS-Verhältnisse fast schon ruhigen und melodischen Songs am besten, wie "Complete Control" und "Baby I Hate You", die immerhin einen - wenn auch geringen - Rock ´n Roll-Faktor aufweisen. Der Rest ist auf Dauer dann doch etwas anstrengend. Wer mehr Wert auf Tempo als auf Harmonien legt (das soll jetzt keinesfalls abwertend gemeint sein), wird aber durchaus Gefallen an dem gesamten Album finden. In jedem Fall ist es gut und wichtig, dass es heutzutage noch solche Bands und solche Releases gibt, die der Kommerz-Punk-Welle noch etwas entgegenzusetzen haben.