Der Sommer wagt sich empor und verwöhnt den ein oder anderen Sonnenanbeter mit wohliger Wärme? Nix da! NAXEN versauen Dir den Spaß, und zwar vorsätzlich. Sommer-Sonne-Kaktus, gute Laune? Arschlecken! Mit ihrem zweiten Album "Descending Into A Deeper Darkness" verdunkeln die Münsteraner die Landschaft. NAXEN wurde 2018 von Sänger und Gitarrist LN gegründet und haben sich dem melodischen teilweise hymnischen (Depressive) Black Metal mit Songs in Überlänge verschrieben. Wenn Ihr MGLA oder auch NACHMYSTIUM und AUSTERE mögt, dann seid Ihr hier richtig. Songs wie der Opener „Our Souls Shall Fall Forever“ sind vertonte Verzweiflung, aber auch ein kräftiger Hieb einer eiskalten Faust in die Magengrube. Das in zwei geteilte “A Shadow In The Fire” des Debüts “Towards Tomb of Times” wird mit “A Shadow In The Fire – Pt. III (A Life Led By Loss)” fortgesetzt. Da mag jemand Alliterationen! Ein paar Längen hier und da – aber das gehört ja irgendwie zum Konzept. Das Songwriting ist geschickt und der Sound stimmt; NAXEN zimmerten hier ein gutes Album mit schönen Tremolo-Riffs und viel Atmosphäre zusammen.
Es ist beileibe nichts Außergewöhnliches, wenn eine Band so nah an ihren Vorbildern agiert, daß man sie beinahe verwechseln könnte. Zu den erfolgreichsten zählen sicherlich AIRBOURNE und GRETA VAN FLEET.
PATRIARCHS IN BLACK ist eben solch eine Combo, die BLACK SABBATH huldigt. PIB war eigentlich ein Projekt, das zwei Musiker 2021 ins Leben gerufen hatten, nämlich Gitarrist und Songschreiber Dan Lorenzo (HADES-Gründungsmitglied, VESSEL OF LIGHT, CASSIUS KING) und Johnny Kelly, der unter anderem schon bei DANZIG und TYPE 0 NEGATIVE hinterm Schlagzeug saß. Für Bass und Gesang konnte man den ein oder anderen namhaften Gast gewinnen.
Mit “Visioning“ erscheint nun der dritte Aufguß dieses Kollektivs. Musikalisch hat sich gleichwohl seit dem Debüt nicht viel getan. Die Songstrukturen sind recht simpel, genauso wie das Gitarrenspiel, das teilweise so eindimensional daher kommt, daß mir der augenzwinkernde Titel eines (fulminanten) STATUS QUO Werkes in den Sinn kommt: “In Search Of The Fourth Cord“. Was unter anderem das Durchhören dieses Werkes erschwert ist die gesanglich Darbietung der einzelnen Nummern. Es wurden, wie bei den vorherigen Outputs, abermals renommierte Shouter eingeladen, wie z.B. Karl Agell (COC), Kyle Thomas (EXHORDER), Mark Sunshine (Unida), die zwar alle in ihren Stammbands prima funktionieren mögen, hier im Gegensatz dazu meist deplaziert wirken.
“What Do They Know?“ hat zunächst einen düsteren Einstig wird aber durch den Gesang von Mark Sunshine eher zu eine recht trockenen Stoner-Rock-Nummer. “Before I Go“ im Anschluß könnte zunächst auf einem SOUNDGARDEN Album zu finden sein, der Gesang von Karl Agell fällt dabei verglichen mit einem Übersänger wie Chris Cornell (R.I.P.) indes deutlich ab. “Whiskey On My Mind“ (Vocals: Frankie Diaz) geht dann plötzlich in eine vollkommen andere Richtung und könnte aus dem Repertoire der Rauschebärte von ZZ TOP stammen. “Welcome To Hell“ und “A Few Good Men“ führen uns mit Kelly Abe am Mikro zurück in die 90er zum Crossover.
Man könnte sagen, hier gibt es von “jedem Dorf einen Hund“, was per se noch nichts schlechtes wäre, aber die ganze CD wirkt auf mich, wie ein heilloses Durcheinander von stilistischen Einflüssen, die im einzelnen unvollständig ausgearbeitet sind und zu nichts Gemeinsames führen. Insgesamt scheint das alles sehr bemüht und erinnert mehr an eine Persiflage ala TENACIOUS D, denn einem ernst gemeinten Album.
Der Sound auf “Visioning“ ist etwas besser als auf den beiden Vorgängern, bei denen mir nur METALLICA's “Sanct Anger“ einfällt, das schlechter war. Dennoch wähnt man sich hier und da im Proberaum oder beim Lauschen einer Demoaufnahme.
Auf der Pressemitteilung stand oben unter Genre: Doom Metal. Bedauerlicherweise gibt’s nicht viel Doom auf dieser Scheibe (herunter gestimmte Gitarren und mehrfaches Wiederholen der gleiche drei Akkorde sind noch lange kein Doom), und wenn dann nur ansatzweise und in homöopathischen Dosen. So gesehen muss man das Vorhaben, auf den Spuren von BLACK SABBATH zu wandeln, als gescheitert ansehen. Hätte man so etwas zu meiner Schulzeit bewerten müssen, hätte es sicher geheißen: „Thema verfehlt – Note 6“.
Am 12.07.2024 erscheint nun der dritte Teil der Live-Serie von STATUS QUO, die aktuell in unserem Land auf Tour sind.
Das Konzert ist das bisher älteste der Serie und wurde am 22.07.2008 im Rahmen ihrer “In The Search Of The Fourth Cord“ – Tour aufgezeichnet. Das wirklich Besondere an diesem Auftritt ist aber eigentlich der Ort an dem diese Show statt fand. Das Westonbirt Arboretum bietet eine außergewöhnliche Kulisse im Westen Großbritanniens. Es handelt sich hierbei um einen Park mit etwa 240ha, der auf verschiedene Bäume (ca.15000 und 2500 unterschiedliche Spezies) und Sträucher spezialisiert ist. Eingebettet in dieser grünen Vielfalt befindet sich ein natürliches Amphitheater, in dem regelmäßig Live-Konzerte veranstaltet werden. Da uns hier aber ein rein akustisches Produkt vorliegt, bringt uns dieser natürliche Rahmen zunächst kein Mehrgewinn. Die ausgelassene Stimmung sowohl auf der Wiese als auch auf der Bühne könnte allerdings durch diese urige Umgebung beeinflußt gewesen sein. Francis Rossi, ohnedies ein Guter-Laune-Typ, war so ungemein redselig, ja fast aufgekratzt, wie ich ihn noch selten gehört habe. Angesprochen auf den Baumpark sagte er: „Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich Bäume liebe und es war fantastisch, da draußen unter ihnen zu spielen.“
Es ist auch vollkommen egal, ob im großen Saal oder beim Picknick im Freien, die Boogie-Rock-Könige von der Insel haben wieder einmal den Tisch bzw. die Decke mit dem Feinsten gedeckt, was sie in den vergangenen 40 Jahren (bis damals) zubereitet haben.
Als Einstieg fungiert wie üblich “Caroline“ und nach “The Wanderer“, im Original von Dion DiMucci, das mir ausgesprochen gut gefällt, servieren sie uns direkt im Anschluss ein echtes Schmankerl mit einer ungemein opulenten Version von “Rain“. “Don't Waste My Time“ erinnert die älteren von uns möglicher Weise an den Live-Aid-Gig von 1985 im Wembley Stadion. Der Gitarren-Battle von Rossi und Parfitt macht darüber hinaus diese Nummer zum Leckerbissen.
Das “The Proposing Medley“ beschließt erneut fulminant die erste CD. Die Zutaten hierfür sind analog der Aufnahme aus Amsterdam (“What You're Proposing“, “Down the Dustpipe“, “Little Lady“, “Red Sky“, “Dear John“ und “Big Fat Mama“), der Vortrag indes fällt eine Spur deftiger aus.
Die Setlist unterscheidet sich auf dem vorliegenden Album ansonsten nicht sonderlich von den beiden Vorgängern. Hitdichte, Soundqualität, Enthusiasmus, Live-Stimmung und Spielfreude stehen darüber hinaus den bereits erschienen Vol.1 und Vol. 2 in nichts nach.
Eines davon jetzt hervorzuheben würde mir schwer fallen, müßte ich dem vorliegenden Teil drei dennoch ein Prädikat vergeben, würde ich es als gitarrenlastig einstufen. Der Mix scheint mir explizit auf die Klampfen ausgelegt und setzt jene auch beim Riffing fett in Szene. Wer es also gerne sechssaitig mag, kann hier zugreifen und kommt voll aus seine Kosten.
Was die Location allerdings anbelangt, hätte ich mir freilich ein Booklet mit Bildern davon gewünscht, um den Zuhörer ein wenig in die botanische Baumlandschaft mitzunehmen.
Official Archive Series Vol. 3 – Live At Westonbirt Arboretum
Erst gegen Ende des vergangenen Jahres beschenkten uns die beiden verbleibenden BEATLES, Paul McCartney und Ringo Starr mit dem mutmaßlich letzten Song der Fab Four “Now And Then“, da kredenzt uns Sir Paul erneut ein Sahnestückchen aus der musikalischen Feen- und Zwergenwelt und das erst 50 Jahre nach dessen Entstehung.
Es handelt sich um nichts Geringeres als das mit Legenden und Mythen belegte Studio-Livealbum zur gleichnamigen Filmdokumentation “One Hand Clapping“. Ursprünglich aufgenommen wurde das Album im August 1974, natürlich in den Abbey Road Studios und nun von Steve Orchard in McCartneys Hog Hill Mill Studio neu abgemischt . Bisher gab es dieses Werk entweder nur auszugsweise als Bonus auf diversen Platten von Mecca oder als sündhaft teure Bootlegs mit bescheidenem Sound. Seit 14.06.2024 ist das Stück Musikgeschichte nun endlich in perfektem Soundgewand frei erhältlich.
Damals war es im Übrigen eine ausgezeichnete Gelegenheit die neuen Mitglieder der WINGS zu integrieren. Den Vorgänger “Band On The Run“ spielten die (Kern-)WINGS bekanntermaßen ja nur zu dritt ein. Außer Paul und Linda McCartney war es lediglich Multiintrumentalist Denny Laine (verstarb erst im Dezember 2023 – R.I.P.), der die beiden unterstützte. Nun gesellten sich Gitarristen Jimmy McCulloch und der Schlagzeuger Geoff Britton hinzu. Vervollständigt wurde das Line-Up obendrein noch mit dem Orchesterarrangeur Del Newman und dem Saxophonist Howie Casey, mit dem Paul zuvor bereits in Hamburg gespielt hatte.
Als Einstig in die Platte fungiert ein instrumentaler Jam, der übrigens zum Titeltrack der Doku werden sollte, was dann allerdings folgt ist einfach nur großartig. Es sind herrliche Interpretationen von WINGS-Klassikern vertreten wie z.B. “Live And Let Die“, “Jet“, “My Love“, “Hi, Hi ,Hi“ sowie das alles überstrahlende “Band On The Run“, bei dem man sich am Ende euphorische Publikumsreaktionen wünschen würde. Ansonsten ist noch die ein oder andere Nummer aus fremder Feder zu hören, die Mr. McCartney stimmig mit eingeflochten hat. Auf der CD findet man u.a. den Bluegrasstrack “Blue Moon of Kentucky“ (Bill Monroe), der etwas ausgesprochen Lebendiges inne hat.. Aus der Filmsequenz mit dem Titel „Paul's Cabaret Sequence“, die ohne Mitwirkung der Band gedreht wurde, spielte McCartney am Klavier die Lieder “Suicide“, “Let's Love“, “All Of You“, das nahtlos in “I'll Give You A Ring“ übergeht, sowie das bezaubernd swingende - mit Bläsern unterstützte “Baby Face“ (Harry Akst / Benny Davis). Gerade in dieser Session vermag es der Beatle, den Zuhörer mit seiner weichen unverkennbaren Stimme um den Finger zu wickeln, so daß sich der Kauf der Scheibe alleine deswegen schon lohnt.
Selbstverständlich werden fernerhin BEATLES Songs rezitiert. “Let It Be“, “The Long And Winding Road“ und “Lady Madonna“ werden jedoch nur kurz – zu kurz angespielt.
Ich persönlich hatte nach dem Split der Pilzköpfe so meine Last, den Zugang zu den WINGS zu finden, da ich Paul's musikalische Fortsetzung näher an den BEATLES erwartet hatte, aber gerade in den letzten Jahren habe ich sowohl die Solowerke von ihm als auch die WINGS mehr und mehr schätzen und lieben gelernt.
“One Hand Clapping“ unterstreicht das musikalische Vermächtnis der WINGS und dokumentiert den wunderbaren Moment, in dem sie ihre Einzigartigkeit durch ihren charakteristischen Sound definiert haben.
Einmal mit der Tür ins Haus: was haben RENDEZVOUS POINT mit ihrem neuen Album "Dream Chaser" für eine Granate abgefeuert! Nach zwei guten Alben aus den Jahren 2015 bzw. 2019 hat sich das Quintett aus Kristiansand in Norwegen enorm gesteigert und zu den absoluten Top-Acts des modernen Prog Metals aufgeschlossen. Zwar hält man sich mit acht Songs in knapp 38 Minuten relativ kurz, aber vielleicht ist auch gerade das eine Zutat, die diesen musikalischen Leckerbissen besonders munden lässt. Jedes einzelne Lied kommt auf den Punkt, die Arrangements sind straff und von überflüssigem Ballast befreit. Mit ihren Landsleuten von LEPROUS teilen sich RENDEZVOUS POINT nicht nur Drum-Wunderknabe Baard Kolstad, auch stilistisch ist man nicht allzu weit voneinander entfernt. Wo LEPROUS mittlerweile vielleicht jedoch allzu sphärisch und verhuscht agieren, konzentrieren sich RENDEZVOUS POINT auf passgenaue Grooves und einprägsame Refrains. Das natürlich ohne in irgendeiner Weise platt oder gewöhnlich zu wirken. Was Kolstad und die Bassistin Gunn-Hilde Haugen an rhythmischer Akrobatik bei gleichzeitig atemberaubend lockerer Präzision hinlegen, ist allein schon hörenswert. Gitarrist Peter Hallaraker pendelt zwischen kräftigen Riffs und wunderbaren Clean-Parts, die Sänger Geirmund Hansen mit tollen Gesangsmelodien adelt. Und auch Keyboader Nicolay Tangen Svennæs kann als gleichberechtigtes Bandmitglied deutliche Akzente setzen. Nachzuhören direkt im genialen Opener "Don´t Look Up", wo das prominente Tastenspiel von einem treibenden Groove unterlegt ist. Über die gesamte Länger von "Dream Chaser" schafft es das Quintett seine musikalische Artistik spielerisch leicht klingen zu lassen. Das ist ganz große Kunst! Egal welchen Song man anwählt, das eingängige "Oslo Syndrome", das düstere "The Tormented" oder den epischen Abschluss "Still Water", RENDEZVOUS POINT machen hier alles richtig und den Hörer mit ihrem neuen Album süchtig. Ein ganz heißer Anwärter auf die Top 10 dieses Jahres. Viel besser wird es nicht mehr kommen.
Eine Review wieder mal mit einem Hinweis auf den Veröffentlichungs-Overkill des guten Joe zu beginnen hat ja fast schon sowas wie Tradition. Denn es ist ja nun wirklich so, das BONAMASSA neben seinen regulären Studioalben die Fans ständig mit Mitschnitten seiner Live-Aktivitäten beglückt. Wahr ist aber auch: die Qualität der Alben ist mindestens genauso gut wie die Anzahl. Dies trifft dann auch auf das neue Werk zu. „Live At The Hollywood Bowl With Orchestra” liefert eine gelungene Mischung aus seltenen Stücken und bekannten BONAMASSA-Tracks; diesmal halt veredelt mit einem 40-Mann-Orchester im Back und in gewohnt exzellenter Ton- und Bildqualität.
Das im August 2023 in der legendären Hollywood Bowl stattgefundene Konzert wurde von dem kanadische Komponisten David Campbell, Trevor Rabin (YES) und Jeff Bova (MEAT LOAF) vorbereitet; Kevin Shirley war mal wieder als Produzent dabei. Mit der Overtüre „When One Door Opens“ geht es orchestral und leicht bombastisch los. Blues und Orchester sollten ja zum Sound von BONAMASSA passen – sind Bläser und ähnliches ja eh‘ gewohnte Stilmittel. Mit dem nachfolgenden, rockenden „Curtain Call“ bewegen wir uns dann in jenem Umfeld, das mir bei BONAMASSA immer noch am besten gefällt. Ähnlich gut kommen bei mir das ruhige, melancholische „The Last Matador Of Bayonne“ und die flotte Übernummer „The Ballad Of John Henry“ an. Ergo: Auch auf „Live At The Hollywood Bowl With Orchestra” dreht sich alles um JOE BONAMASSA und seine genialen, gefühlvollen Soli – und das, obwohl er wie gewohnt ausreichend Raum für seine Begleitband und das Orchester lässt. Das Album ist dabei schon gezielt massentauglich, die Blu-ray würde ich bevorzugen, weil es auch optisch ein Erlebnis ist Joe spielen zu sehen. Wie immer weis hier die Zielgruppe, was sie kriegt, und kann damit beruhigt entscheiden, ob das Package den Erwerb lohnt.