A PERFECT MURDER haben seit "Unbroken" eine musikalische Kursänderung vorgenommen, die mit "War Of Aggression" ihren Höhepunkt findet. Vom Metalcore vergangener Tage ist nicht mehr viel zu spüren, stattdessen machen die PANTERA-Anleihen jetzt den größten Teil der Musik aus. Ergänzt wird das um Southern Rock-Einflüsse, die schon beim Opener und Titeltrack zum Vorschein kommen. Die Produktion ist erwartungsgemäß druckvoll geraten und setzt besonders die Gitarren gut ins Bild, die das nutzen und ordentlich braten. Schwachpunkt ist, wie schon auf dem Vorgängeralbum, Sänger Kevin, der noch immer in nur einer Tonlage unterwegs ist und im Vergleich mit seinen Bandkollegen seltsam kraftlos in der zweiten Reihe steht, während Gitarristen und Drummer die Akzente setzen. Erschwerend kommt hinzu, dass die meisten der zehn Songs im direkten Vergleich mit den großen Vorbildern gnandenlos abstinken - warum dann ein Plagiat anhören, wenn das Original so viel besser ist? A PERFECT MURDER haben ihre Metamorphose mit diesem Album abgeschlossen, nur leider haben sie sich damit auch ins musikalische Mittelmaß manöviert, was es schwer macht, gute Gründe für den Kauf dieser Scheibe zu finden.
Es gibt Scheiben, die die volle Aufmerksamkeit des Hörers erfordern und zum Nebenbeihören so gar nicht geeignet sind. "Others", das Drittwerk der Franzosen DISTRESS, ist so eine Scheibe. Wer sich nicht die Zeit nimmt, die zehn Songs aufmerksam zu verfolgen, wird die dunkle Atmosphäre der Musik nicht aufnehmen können und eine kleine Perle des Düstergenres übersehen. DISTRESS bedienen sich munter beim Black Metal, ("Herm-Aphrodite Bells" gemahnt an DAWN, während der Opener den Bogen zu richtig alten DIMMU BORGIR schlägt), melodischem Schwedentod und progressiven Kapellen (besonders OPETH). Das diese Teile zu einem stimmigen, atmosphärisch dichtem Gesamtbild zusammengefügt wurden, ist eine Zeugnis für die Fähigkeiten der Bands. Einzelne Songs aus dem diesem Kollektiv herauszunehmen ist kaum möglich, da sich alle auf gleich hohem Niveau bewegen und die Scheibe zudem erst im Gesamtkontext ihre Atmosphäre aufbauen kann. Wütend, melancholisch, verzweifelt, dunkel - so lassen sich die Koordinaten des DISTRESS-Sounds beschreiben, der auch produktionstechnisch keine Wünsche offenlässt. Neben dem klaren Gesang, der zwischen BORKNAGAR und OPETH liegt, können besonders die Growls und die melancholischen Gitarrenparts beeindrucken. DISTRESS verstehen es hörbar, spannend-komplexe Alben zu erschaffen, die den Hörer zu fesseln verstehen und trotz Überlange nie langweilig werden - "Others" ist dafür der erneute Beweis. Daumen hoch!
Das zwar sehr hörenswerte, aber noch nicht ganz ausgereifte Debüt "Return In Bloodred" der deutsch-rumänischen Formation POWERWOLF war bereits ein kleiner Wegweiser, was aus dieser Band werden könnte, wenn sie ihre Stärken noch besser zu guten Songs bündeln würde. Aber einen solchen Kracher wie "Lupus Dei" hätte ich den Jungs noch nicht zugetraut! POWERWOLF haben sich hier unglaublich gesteigert und liefern ein Album voller Party-Granaten ab, die man bereits nach einmaligem Hören und mit 5,7 Promille auf der Uhr fehlerfrei mitbölken kann. Klar, rein stilistisch ist ihr hymnenhafter (Power-) Metal der Marke W.A.S.P., TWISTED SISTER, LORDI oder auch Alice Cooper (gerade in Bezug auf die Horrorthematik) nix Neues, und gerade im Gitarrenbereich klaut man gerne, viel und oft bei MAIDEN, aber wenn alle Bands ihre Einflüsse so genial umsetzten, dann dürfte auch mehr geklaut werden! Wird mit dem Stampfer "We Take It From The Living" noch ein wenig unspektakulär gestartet, so entpuppen sich bis auf den abschließenden, getragenen, aber auch etwas experimentellen Titelsong alle (!) weiteren Stücke auf "Lupus Dei" als geile Hymnen, die ohne Umwege direkt ins Blut gehen. "Prayer In The Dark", "Saturday Satan", "Behind The Leathermask" oder "Tiger Of Sabrod" könnten ohne Probleme von "Crimson Idol" oder "Stay Hungry" stammen, und die oftmals eingestreuten Chöre sorgen für noch mehr Dampfhammer-Bombast. "Lupus Dei" zaubert sicher nicht nur mir ein diabolisch breites Grinsen ins Gesicht und überzeugt mit seiner unglaublich hohen Hitdichte auf ganzer Linie. Keine Ahnung, wie sich POWERWOLF da noch steigern wollen, denn normal entscheidet ja das "legendäre" dritte Album über den Werdegang einer Band. Nicht nur für Fans der oben genannten Bands ein absoluter Pflichtkauf!
Die britische Band WILDKARD ist aus dem mehr oder weniger bekannten Hard Rock-Act KICK hervorgegangen, was die beiden Macher Chris Jones und Mikey J. gleich dazu genutzt haben, altes Songmaterial aus KICK-Zeiten, sowie eigene Überreste aus den 90ern zusammenzutragen und auf "Megalomania" zu veröffentlichen. Mit Nick Workman wurde dazu noch ein sehr fähiger, kraftvoll-melodisch agierender Sänger gefunden, und fertig ist ein durchaus gelungener Einstand, der Hard Rockern und AOR-Fans gleichermaßen gefallen dürfte. Mich erinnern WILDKARD ein wenig an PRAYING MANTIS, erreichen aber nicht deren Hitdichte, was vor Allem damit zusammenhängt, dass die Band (die für "Megalomania" gleich drei (!) Keyboarder, sowie einen Gitarristen und einen Drummer als Gäste verpflichtet hat) über weite Strecken recht kitschbehaftet zur Sache geht, was man gut an Stücken wie "Whispers In The Dark", "Wake Me Up When It´s Over" oder "When Everything Has Changed" nachvollziehen kann. Schwach sind WILDKARD dabei nicht, aber deutlich besser gehen sie ab, wenn sie hymnische Stampfer der Marke "All I Have" (klasse!) oder atmosphärische Rocker wie "Something Strange" auspacken. Das macht "Megalomania" zu einem hörenswerten Album, lediglich die schon zig tausendfach in anderen Versionen gehörten "Radioballaden" sollten sie beim nächsten Mal zurückfahren und eher ihrer kernigeren Seite den Vorzug geben.
Die Italiener ELDRITCH gehören in ihrem Heimatland zum Besten, was die Szene zu bieten hat, und wir alle wissen, dass das im Falle Italien nicht allzu viel ist. Was die musikalische Ausrichtung ihres neuen Werkes "Blackenday" betrifft, kann ich mich nur dem Review meines Kollegen Knacki vom letzten Album "Neighbourhell" anschließen. Die Band reichert ihren sehr melodischen Metal mit vielen thrashigen Elementen und ordentlich Dampf an und erinnert nicht selten an METALLICA zu "… And Justice For all",- oder "Black"-Zeiten. Aber auch die Sache mit den besten Songs am Anfang trifft auf "Blackenday" leider zu, denn mit dem erstklassigen Opener "Silent Flame", dem schnellen "The Deep Sleep" und dem geilen Titelsong fährt man Material der Güteklasse 1A auf, kann auf dem Rest des Albums aber nicht mehr ganz daran anknüpfen. Zwar hat man etwa mit der nach vorne peitschenden Hymne "Black Rain", dem Stampfer "Rumors" oder dem sehr modernen Groover "The Fire" noch einige starke Songs in der Hinterhand, aber die ganz große Klasse wird leider nicht mehr erreicht. Trotz dieses anscheinend wiederkehrenden Phänomens schaffen es ELDRITCH aber immer noch, den Großteil ihrer Landsleute und Genrekollegen ganz lässig abzuhängen und untermauern ihren Status einmal mehr mit "Blackenday", einem wirklich guten Album, mit dem Fans von melodischem Metal garantiert nix verkehrt machen.
Philip Santoll (Vocals, Guitars, Programming) ist NONEXISTENCE, NONEXISTENCE sind Cosmic Doom Black Metal - laut eigener Stilbeschreibung - Solo für Selbstmord sozusagen. Texte, Erscheinungsbild, CD-Titel - all das lässt auf suizidale Musik schließen. Nur leider kann die Mucke in Sachen Trauer-Rate und Melancholie-Faktor nicht ganz mithalten. Das Projekt wird verglichen mit Shining oder Katatonia. Bei allen "gut" gemeinten Versuchen: Zu Shining fehlt NONEXISTENCE unter anderem die krankhafte Genialität, zu Katatonia die würdevolle Melancholie. Letztlich aber bleibt "Nihil" ein recht gutes Album, dass sich zwischen Gothic-nahen Klänge (das beinahe belanglose "Serenity") und blackmetallischen Auswüchsen bewegt. Neben gelungenen, weicheren Melodien (inklusive Keyboard-Einsätzen) finden sich auch gegrunzte oder gekeif-knurrte Vocals wieder, die NONEXISTENCE auf den Weg in Richtung Doom- oder Black-Metal bringen. Für zusätzliche Varianz sorgen dann eben die schwarzwurzeligen, tempogesteigerten Ausbrüche. Nennt es Doom Death, Gothic Black - wie ihr wollt - irgendwie ist "Nihil" nicht - ähem - schlecht, irgendwie aber auch zuviel des Bösen. Bevor das Universum also endgültig stirbt, sollte der dunkel-solierende Zeremonienmeister dafür sorgen, dass er seinen Weg findet, bevor er sich verzettelt…