KATATONIA sind die großen Vorbilder vieler Bands - Swallow The Sun zum Beispiel. Nach dieser CD plus (songtechnisch identische) DVD verstehe ich das endlich. Live-Auftritte kamen bislang selten an die zweifellos vorhandene Klasse der Scheiben heran, die Scheibe entfachten nur stellenweise die gewollte Atmosphäre - oder ich war einfach noch nicht reif für diese Musik. "Live Consternation" aber schafft mit sparsamen Bilder und unglaublich intensiver Musik eine neue Live-Nation der Melancholie. Renkse kann auf einmal auch auf der Bühne singen, der Sound stimmt, die Instrumente sitzen. Sicher, mit der Bühnenpräsentation ist nicht alles golden, aber wer guckt bei dieser Band schon wirklich hin? Zuhören und träumen ist angesagt! Traumhaft muss es auf dem Summer Breeze 2006 zu später Stund gewesen sein… Zwei Tonstandards (Dolby 2.0 und 5.1.) und eine effektive, professionelle Bildqualität sorgen auch auf technischer Seite für Begeisterung. Vor allem aber überzeugen die (zumeist neueren) Songs, aber auch ältere Trauerweisen (wie unter anderem das großartige "Right Into The Bliss") kommen zum Zuge. Und bevor irgendwer über fehlende Extras auf der DVD meckert: An sich ist diese Veröffentlichung (auch preislich) ein CD-Output. Die digitale, versatile Scheibe gibt quasi geschenkt. KATATONIA? Vorbildlich!
Was norwegischen, schwarzen Edelstahl betrifft, scheint 1349 ein guter Jahrgang zu sein. Jedenfalls steht die 2002 gegründete Band um deren Ex-Mitglied Andre Kvebeck dem einstigen Mutterschiff in nix nach. PANTHEON I wandeln auf ähnlichen Pfaden wie 1349, geben sich aber einen Tick weniger brutal, dafür umso melodischer, was aber nicht heißen soll, dass diese Band im Fahrwasser der 3,8 Millionen pseuso-bösen Kuschelklimperheimatkapellen schippert. Das Quintett, das mit Live Julianne sogar eine Cellistin (!) an den Start bringt, spielt Black Metal as fuck, fies, düster und räudig. Dabei schaffen PANTHEON I eine erstklassige Balance zwischen nordischer, klirrender Kälte, technischem Anspruch und Musikalität und dringen mit diesem Mix fast schon in die Regionen der progressiven, "intellektuellen" Black Metal-Bands der Marke (späte) EMPEROR, DARK FORTRESS oder HIDDEN IN THE FOG vor. Der Song "Coming To An End" zum Bleistift beginnt bei verträumter Lagerfeueratmosphäre, steigert sich zu einem rauen Eissturm und lässt danach wieder Ruhe in Form von epischen Clean-Gesängen folgen, aber alles völlig nachvollziehbar und songdienlich - ein erstklassiges Stück! Wem das nicht reicht, der kann sich auch gerne einen der anderen superben sieben Songs anhören, wie das fast schon folkig-melodische Titelstück oder die überragende DARKTHRONE-Verbeugung "My Curse". PANTHEON I zeigen, dass Black Metal viel mehr sein kann als das von vielen Fans propagierte Hassgebrate ohne Anspruch und Produktion (zugegeben, der Sound von "The Wanderer And His Shadow" ist auch reichlich kratzig, was aber durchaus zur primär "dreckigen" Mucke passt). Wer die Essenz nordischen Dunkelmetalls auch nur zu einem Bruchteil kapiert hat, ignoriert solche Bands nicht, sondern macht sich auf, zumindest einen Höreindruck zu gewinnen und wird von solch einem Hammeralbum mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht enttäuscht werden!
Wer braucht denn bitteschön solche *gähn* Langweiler DVD’s wie "Born Again DVD: Delvis Video Diaries" von den ehemaligen Ami Poserkönigen WARRANT? Selbst die größten Nostalgiker werden hier eher enttäuscht sein, insbesondere deshalb da (leider) keinerlei Aufnahmen aus den glorreichen Endachtziger Zeiten der Jungs zu sehen sind, hiervon zeugen lediglich ein paar Fotos. Stattdessen wurden die kompletten Songs des 2006er Comebackwerkes "Born Again" einfach mit ein paar recht dürftigen Videos "hinterlegt". Ehrlich, wenn wenigstens als Zugabe einer der Hits aus dem soliden "Cherry Pie" Album von 1990 vertreten gewesen wäre, hätte diese DVD gerade noch ihre Daseinsberechtigung gehabt aber so? Gräusliche Videos teils mit uralten Schneidetechniken, aufgenommen auf einer armseeligen Studiobühne manchmal mit Bühnenliveszenen aber nicht mit richtigen Audio-Liveaufnahmen ergänzt, und dann alles auch noch herrlich mit gestelztem Playback präsentiert - man wendet sich ab mit Kopfschütteln. Im engeren Sinne handelt es sich nichtmal um "richtige" Videoclips sondern um eine Art Bühnenshow in einem Studio mit wenigen, spärlichen Lichttraversen sowie Minimalschlagzeug aufgenommen. Hinterher durfte sich ein Nachwuchsregisseur austoben ein paar optische Filter hier einfügen, ein paar Einblendungen da (die manchmal sogar nichts mit den Songs zu tun haben), konfus-wirre Effekte ohne Ende und dann immer mal wieder Foto- und Filmeinspielungen, es wirkt vieles stark improvisiert und chaotisch. Selbst der anscheinend auf Teufel komm raus witzig sein wollende Kurzfilm "Mini Monster" mit Szenen aus dem täglichen Tourleben sowie auf dem Golfplatz und der akustische Running Gag mit zigfachen "Bullshit" Wiederholungen will auch nicht so recht zünden. Hat man alles schon viel besser gesehen, sorry, erweckt den Eindruck einer abgehalfteter B-Klasse Band. Auch "In The Studio" mit WARRANT bei den Aufnahmen für die CD lockt niemand mehr hinterm Ofen vor. Genauso wie die obligatorische aber recht überflüssige Fotoshow. Bei den Videos verzichtet die Band dann zumindestens auf die ganz engen Spandexhöschen der Vergangenheit und nimmt deutlich weniger Harrspray aber auch diverse Klamottenwechsel machen die Sache nicht unterhaltsamer. Außerdem gefiel mir Ursprungssänger Jani Lane optisch aber vor allem gesangstechnisch um einiges besser als der jetzt singende Jaime St. James (ex-BLACK’n’BLUE, KEEL). Die Truppe von damals ist dabei überwiegend wohl wieder zusammen, die Jungs geben auch posermäßig wirklich alles - allein es wirkt oftmals verkrampft sowie stellenweise so richtig unecht und keinesfalls irgendwie lustig oder mit irgendeinem seeligen Retrogefühl. Nee, diese DVD hätten sie mal lieber bleiben lassen, auch weil das Songmaterial recht dünne ausgefallen ist und allenfalls noch Durchschnitt darstellt. Neben "Dirty Jack" (cooles Solo), überzeugen lediglich "Hell, Ca", "Rollercoater" (der Song hat was von Diamond Dave) sowie das schmissige "Roxy" ansonsten fehlt es mir bei den restlichen 8 Tracks einfach an griffigen Refrains bzw. den typischen Killerkooks. Da gibt es heutzutage einige bessere Combos die Hardrock neu definieren, authentisch und nicht nach miefigen 80’ern klingen wie WARRANT hier. Mir hat diese Band schon damals, als man in den USA mit mehr oder weniger zwei soliden Alben Millionen von Platten verkaufte, nicht so besonders dolle gefallen. Da gab es wesentlich stärkere Acts wie MÖTLEY CRÜE, POISON oder auch CINDERELLA, die außerdem deutlich mehr Substanz und bessere Alben zu bieten hatten! Wer also mal wieder richtig in die guten 80er Jahre Hairspray-Metal Zeiten eintauchen möchte, sollte sich leiber die aktuelle EUROPE Live-DVD besorgen, diese Scheibe "Born Again DVD: Delvis Video Diaries" muß man sich wirklich nicht antun.
Seit knapp zehn Jahren treiben MITHRAS im britischen Underground ihr Unwesen und haben bereits drei Alben auf dem Buckel. Von einer echten "Band" zu sprechen, wäre aber zuviel des Guten, denn obwohl in den ganzen Jahren diverse andere Musiker gekommen und gegangen sind, handelt es sich hierbei lediglich um das Duo Rayner Coss (Gesang, Bass) und Leon Macey (Gitarren/Drums), das vornehmlich auf den Pfaden von MORBID ANGEL, DEATH, aber auch VADER oder DYING FETUS wandelt. MITHRAS geben sich hochtechnischem Death Metal hin, der mitunter auch "grindige" Züge enthält und nur sehr schwer ins Ohr geht. Während Vorbilder wie Eric Rutan, David Vincent oder Chuck Schuldiner stets bestrebt waren, ihre Mörderriffs und Ideen songdienlich einzusetzen, wirkt bei MITHRAS alles irgendwie wirr und lose zusammengeklebt. Innerhalb eines Songs wechselt das Duo von langsam auf schnell, von brutal auf melodisch und von Riffgeschrubbe zu Soli schneller als die Jungs in der "Formel 1" in Hockenheim die Gänge wechseln. Das ist anfangs noch atemberaubend und lässt den Unterkiefer auf die Auslegeware donnern, doch spätestens nach drei, vier Songs nervt dieser hochnervöse Cocktail zunehmend. Hin und wieder schimmert ein wenig Struktur durch (etwa beim Doppelschlag "Behind The Shadows" und "Awaken Man And Stone"), und dann sind MITHRAS auch wirklich gut bei der Sache, aber über die gesamte Distanz gesehen ist "Behind The Shadows Lie Madness" eher eine nervliche Zerreißprobe als ein Hörgenuss im Sinne der oben genannten Vorbilder. Falls die beiden Herren dieses Problem aber irgendwann in den Griff bekommen sollten, könnten MITHRAS eine echt starke Band werden.
CATHEDRAL Mastermind Lee Dorian ist dafür bekannt für sein eigenen Label Rise Above nur ausgewähltes und besonderes zu verpflichten - Musik für die "Minority" wie er schon mal sagt. Das Londoner Trio WINTERS passt zweifelsohne zu dieser Minderheitenausrichtung. Bassist Nigel Ingram, Schlagzeuger Andy Prestidge und Sänger / Gitarrist Paul Fyfe frönen dem langsamen Sound, verwurzelt in den Siebzigern, irgendwo zwischen BLACK SABBATH und JIMMY HENDRIX, zwischen Doom, Blues, Psychedelic und hartem Rock (um mal nicht die allgegenwärtigen Stoner Vergleiche zu ziehen). Der wehleidige Gesang erinnert zuweilen an Kurt Cobain, erreicht aber dessen emotionale Tiefe nicht obwohl er recht deutlich im Vordergrund steht. Nicht von ungefähr sind WINTERS Lieblinge Bands wie Kiss, The Kinks, The Creation, Witchfinder General, The Young Gods, Godflesh, Pale Saints, Low, Elliot Smith und Magic Dirt. Dementsprechend schwer zugänglich präsentieren sich die elf Trauersongs und dabei könnte eine gewisse Neigung zum Rauchen nicht handelsüblicher Substanzen durchaus hilfreich sein; das Cover ist definitiv nur mit einer Portion intus als gelungen zu sehen. Dem eher zähen "Fried", das zum Teil wie NIRVANA auf 25 Upm klingt (Vinyl-Freunde wissen was ich meine) folgt mit dem traurig schönen"Aftershown" ein Track, dessen Melodie und Riff aber schon eine unverschämt deutliche BLACK SABBATH Ader hat. Mit "Oh No" haben WINTERS dann sogar einen, wiederum an die Doomväter angelehnten, etwas über 2-minütigen doch recht flotten Gassenhauer am Start. Ähnlich gelagert, zum Teil etwas metallischer kommt das melancholisch träge "Endless Fight" daher. So spielen sich die Briten durch das Album, ohne das es so voll zünden will - gewollt langsame Einförmigkeit. So geht dem Album trotz vieler guter Momente und eines furiosen Starts gegen Ende doch etwas die Luft aus. Genreliebhaber dürften trotzdem, oder gerade wegen der gelebten Monotonie auf ihre Kosten kommen. Mir fließt der Lavastrom einfach zu gleichmäßig.