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Dimorphic Cynosure

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THIRD MOON gehören zu den Bands, die sich für ein neues Album Zeit nehmen und von jährlichen Veröffentlichungen soweit entfernt sind wie Schalke von einer Meisterschaft. "Dimorphic Cynosure" präsentiert das Material der letzten Jahre und bringt es auf mehr als eine Stunde Spielzeit, ohne das für langatmige Intros oder Zwischenspiele zuviel Zeit genutzt wurde. Die meiste Zeit gibt es ein gelungenes Melodic Death Metal-Brett, das seine Nähe zu älteren IN FLAMES nicht leugnen kann, aber durch einen starken melancholischen Einschlag genug Eigenständigkeit hat. THIRD MOON sprudelten beim Songwriting vor Ideen über, was dazu führte, dass sie das Standard-Songaufbau-Schema immer wieder verlassen. So wird "Dimorphic Cynosure" interessant und fordernd zugleich, ohne in zu Frickel-Gefilde abzudriften. Schlicht eine gelungene Scheibe, die mit guten Songs wie dem vielschichtigen "Cross The Rubincon" beim Death/ Black-Fan locker punkten können wird.

Dimorphic Cynosure


Cover - Dimorphic Cynosure Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 15
Länge: 62:10 ()
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Ass Cobra (Re-Release)

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Die zweite Neuauflage der "Ass Cobra"-Scheibe (es gab 2003 bereits eine) gibt es mit zwei Bonuxs Tracks, dafür aber ohne Texte im Booklet. Immerhin ist das hocherotische Foto des werten Hank noch drin. TURBONEGRO waren zu Zeiten ihres dritten Albums ungeschliffen und roh, was sich mit dem Nachfolge-Werk ändern würde. Schrammeliger Gitarrensound und leicht matschig klingende Drums passen perfekt zum rotzigen Charme der Songs, von denen sich "I Got Erection", "Sailor Man" und "Hobbit Motherfuckers" zu All-Time-Faves der Turbojugend entwickelt haben. Die anderen Tracks stehen in Charme, Eingängigkeit und Coolnessfaktor aber kaum nach, was "Ass Cobra" zu einer Platte ohne Füller macht. Wer die Scheibe bislang noch nicht sein Eigen nennt, kann hier bedenklos zuschlagen, wenn er die beiden akzeptablen Bonus Tracks haben will - wer auf Texte steht, sollte sich die 2003er Version zulegen.

Ass Cobra (Re-Release)


Cover - Ass Cobra (Re-Release) Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 16
Länge: 36:3 ()
Label:
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K5 - The War Of Words Demos

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Hei, was war das für ein Ballyhoo - der schwule Rob macht auf Modern-Metal. Statt Painkiller FIGHT. Heute hört sich das Ganze wesentlich traditioneller an, als früher empfunden - vielleicht dachte sich das auch Halford, als er sein Privatarchiv plünderte, um die Demo-Aufnahmen vom Sommer 1992 wieder zu veröffentlichen. Der erste Eíndruck: Das Ganze klingt viel frischer als weiland das Debüt "War Of Words". Auf der Scheibe befinden sich Titel, die bereits auf der damaligen Veröffentlichung Platz fanden - der schöne Vergleich zwischen organischem Handwerk auf der Demo-Sammlung und Studio-frisiertem Material macht Spaß - und lässt die aktuelle Scheibe gewinnen. Zumal der Sound zwar nicht wirklich fett, aber dafür irgendwie cool und natürlich klingt. Und: Die Frage nach dem Charisma dieser Stimme stellt sich ja wohl nicht, oder? Zudem gibt es fünf Titel - neu stimmt nicht ganz, aber immerhin unveröffentlicht - die ebenfalls aus der damaligen Demo-Phase stammen. Und irgendwie schafft es FIGHT an die guten, alten Zeiten anzuknüpfen. Zwar sind die Songs sicherlich alle keine Highlights des songschreiberischen Schaffens, verglichen mit Priest, aber sie machen Spaß und versprühen die Atmosphäre so großartiger Scheiben wie "British Steel" oder "Point Of Entry". Der Sinn einer solchen Scheibe mag umstritten sein, mir machte das Wiederhören mit dem guten, alten Metalgott sehr viel Spaß. Hintergrund: "K5 - The War Of Words Demos" soll Appetit machen auf die DVD "War Of Words - The Film" (Studioaufnahmen plus Konzertmitschnitte von 1994). Auch, wenn die Tour damals eher durchwachsen war - bei mir hat’s geklappt. Songs:



Into The Pit

Nailed To The Gun

Now You Die (bisher unreleased)

Life In Black

Kill It

Contortion

Forbidden (bisher unreleased)

War Of Words

Psycho Suicide

Down (bisher unreleased)

Vicious

Beast Denies (bisher unreleased)

Laid To Rest

Jesus Saves

Dead Men Talk (bisher unreleased)

For All Eternity

K5 - The War Of Words Demos


Cover - K5 - The War Of Words Demos Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 16
Länge: 70:42 ()
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Band:

Fight

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Kids On The Streets

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Wenn man sich durch diese CD hört, will man kaum glauben, dass hier drei Jungspunde aus Wuppertal mit ihrem ersten Album am Start sind. Ihr Sound zwischen fett rockendem Alternative Rock und melodischem Indie-Pop klingt so professionell, dass man meinen möchte, die Jungs spielen schon ewig auf den Bühnen dieser Erde. Nicht zuletzt ist das den songschreiberischen Fähigkeiten von Bandkopf Marcel Sachsenroeder zu verdanken, der hier nicht nur ein Händchen für Ohrwürmer, sondern auch extreme Vielseitigkeit unter Beweis stellt. Wird im Opener "Brian Jones" fett gerockt, swingt "Our Dover Rover" lässig daher und groovt "Sunday Weaver" trocken minimalistisch. Dass die Jungs auch die ruhigen Töne beherrschen, zeigt z. B. das verträumte und schwebende "Feel Like My Dreams", und mit "Rockin' Zoo" gibt es dann noch die volle Blues-Rock-Kante. Etwas aus dem Rahmen fällt lediglich das über acht Minuten lange psychedelische "I Was", das zwar sehr atmosphärisch daherkommt, in dem aber ansonsten nicht viel passiert, weshalb es irgendwann ziemlich langweilig wird. Was aber an jeder Stelle deutlich wird, ist, dass hier drei hervorragende Musiker am Werke sind, die in jeder Sekunde wissen, was sie tun. Dazu verfügt Marcel Sachsenroeder über eine so coole wie charismatische Stimme, mit der er der Musik seinen eigenen Stempel aufdrückt. Unterm Strich ist "Kids On The Streets" ein tolles Debüt geworden, und man darf gespannt sein, was uns dieses Trio in Zukunft noch zu bieten hat.

Kids On The Streets


Cover - Kids On The Streets Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 14
Länge: 51:37 ()
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Band:

Beat The Waves

KEINE BIO! www
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Precambrian

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Großes hat das Berliner Klangkollektiv THE OCEAN mit seinem neuen Album vor - "Precambrian" kommt als Doppel-CD daher, die nach der Entstehungsphase der Erde benannt ist. Ein ambitioniertes Anliegen, für dass sich Gastmucker von BURST, CONVERGE, INTEGRITY und noch einigen Combos gewinnen ließen, ebenso Teile der Berliner Philharmonie. So ein Werk wird dann nicht nur in einem maggeligen Studio aufgenommen, sondern in mehreren, über die ganze Welt verteilt. Mit World Music hat das Ergebnis aber nichts zu tun, keine Angst. THE OCEAN schlagen wieder voll in die Postcore-Kerbe, in der sie Konventionen schlicht ignorieren. Die erste CD ist dabei der wildere, ungestümere Teil des Werkes, was zum thematischen Überbau bestens passt - die Anfangszeit der Erde, als unser heimeliger Planet noch voller Vulkane war und sich ordentlich austobte. Wie auch die Erde zur Ruhe kam, wird es auch bei "Precambrian" ruhiger, auf der zweiten Scheibe gibt es mehr als eine Stunde sphärige, getragene Songs, die nur selten von Aggressions-Eruptionen unterbrochen werden. Den Sound zu beschreiben ist in diesem Fall noch schwieriger als bei normalen Bands, selbst Vergleiche mit Kollegen wie CULT OF LUNA oder CONVERGE treffen es nicht ganz. "Precambrian" ist Kunst. Unkonventionell, berührend, komplex, fordernd. Ganz so, wie gute Musik sein soll. Wer bereit ist, sich mit einer Pladde lange und intensiv zu beschäftigen und dabei nicht auf Singalongs oder 3-Minuten-Hits aus ist, wird mit diesem Werk bestens bedient werden.

Precambrian


Cover - Precambrian Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 14
Länge: 83:52 ()
Label:
Vertrieb:
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Ta Natas

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Geil, weisse Russen. Schmecken gut. Und auch musikalisch haben die Ost-Europäer einiges vorzuweisen. Denn sie machen da weiter, wo Dimmu und Co. bereits vor einigen Jahren aufgehört haben (und sich für eine weitaus kommerziellere, weichere Gangart entschieden). Hier sind zwar auch Bombast-Black-Metal-Ansätze zu finden, doch tummeln sich schmierige Keyboardfilme und pathetische Chöre weitestgehend im Hintergrund. Dafür knüppeln die Herren schön flott und fast ein wenig rüde durch die Prärie, dazu kotzkreischt Ion The Saint hysterisch wie ein Backfisch einer Boygroup. Und die Gitarren schön hoch und der Bass bloß nicht zu laut. Der Sound ist nicht sonderlich kräftig aber eben auch nicht voll Gülle - und steht damit dem notwendigen Groove durchaus kooperativ gegenüber. Lange nix mehr wie "Stormblast" gehört? Naglfar sind zu perfekt? True-Blackies klingen zu wahr? Dann könnten INFESTUM was für Dich sein. Pluspunkte gibt’s für teilweise kyrillische Texte, von wegen Exotenbonus. Insgesamt mundet das Teil echt ganz gut, geile Melodien treffen auf ein gerüttelt Maß an Härte - okay, White Russian ist noch leckerer und origineller, aber immerhin.

Ta Natas


Cover - Ta Natas Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 48:32 ()
Label:
Vertrieb:
Interview:

Primordial

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InterviewAlso, Ihr habt ja jetzt ein neues Album draußen, mit dem Titel „To The Nameless Dead“. Was bedeutet dieser Titel denn genau? Ist er eine Art Widmung?



Nichts Spezifisches, aber „To The Nameless Dead“ bezieht sich auf Menschen, die zu Statistik wurden, auf Menschen, die ihr Leben für eine Sache gaben, von der sie dachten, sie sei das Größte überhaupt und auf Menschen, die sich über die Jahrhunderte hinweg opferten und von niemandem beachtet wurden. Es ist so ähnlich wie das Monument des unbekannten Soldaten. Das lose Konzept des Albums befasst sich mit Nationalität, warum manche Leute glauben, dass ihr Land ihnen gehört und mit der Bewegung von Grenzen. Wenn Du auf eine Landkarte aus dem 18. oder 19. Jahrhundert schaust, wirst du dort Länder vorfinden, die gar nicht mehr existieren. Was ist mit ihrer Volkstümlichkeit und Geschichte passiert?! Und auch heutzutage verschieben sich die Grenzen noch weiter. Der ganze Status der Welt hängt von politischen Gegebenheiten ab, das ist der Punkt.



Das erklärt zumindest schon mal einen Songtitel wie „No Nation On This Earth“.



Der Titel erklärt das nicht im Speziellen, denn das Stück handelt eher von den ganzen kleinen Nationen auf der Erde. Nun sag mir, welche Nation auf der Welt nicht aus Tragödie heraus geboren wurde. Es könnte die Geschichte von Irland, Palästina oder Mexiko sein, denn diese kleinen Länder wurden alle von großen Imperien annektiert. Ich wurde dazu inspiriert, als ich in Lettland, Litauen und Estland war und habe mich ein wenig mit deren Geschichte befasst, denn sie gehörten einst alle zur Sowjetunion. Ihre Geschichte ist aber auch vergleichbar mit der von Irland. Nicht das gesamte Album handelt von dieser Thematik, aber eben dieser eine Song.



Steckt dahinter vielleicht auch ein Statement gegen Nationalismus allgemein? Es gibt auch heute noch genug Völker, die ihr Land als das einzig Wahre sehen; nicht nur wir Deutschen können ja leider auf eine solche Geschichte zurückblicken.



Viele Leute vermuten, dass PRIMORDIAL erstens für Irland und zweitens für Europa stehen. Aber das Konzept von Martyrium, Entfremdung und Aufopferung ist immer vorhanden, egal ob man aus Peru oder Palästina, aus Mexiko oder Polen stammt. Es gibt diese universellen Motive, die jeder in seiner eigenen Geschichte finden kann. Wie man sich damit auseinandersetzt, ist jedem selbst überlassen. Manchmal habe ich offene Fragen, aber nicht notwendigerweise die passende Antwort darauf. Die Band ist nicht mein persönliches Sprachrohr, Politik zu predigen, darum sollte sich auch jeder, der sich dazu entschließt, das Album zu kaufen und die Texte zu lesen, selbst sein eigenes Bild über das Thema Nationalität machen. Man sollte sich fragen, ob die eigene Geschichte vielleicht gut und schlecht ist. Die Antwort muss aber jeder selbst finden, denn ich bin nur der Künstler, der die Fragen stellt. Ich sage ja nicht, dass Deine Denkweise richtig oder falsch ist, aber wenn die Leute meinen, etwas sei nationalistisch, dann ziehen sie meist voreilige Schlüsse. Viele meiner Einflüsse das Album betreffend stammen aus dem 18., 19. Jahrhundert, aber wenn ich heute in den Nachrichten sehe, dass zum Beispiel der Kosovo seine Unabhängigkeit erklärt, dann zeigt sich, dass auch heute noch Grenzen verschoben werden, denn so ein Land kämpft gegen etwas, das vor hunderten von Jahren passiert ist. Das ist ein sehr gutes Beispiel, finde ich. Das Album sollte die Leute nachdenklich machen, wer sie sind und wo sie herkommen.



PRIMORDIAL scheinen mir generell sehr an Geschichte gekoppelt zu sein, denn etwa mit einem Song wie „The Coffin Ships“ vom letzten Album arbeitet Ihr ja Eure eigene, irische und auch sehr tragische Geschichte auf.



Nun, Geschichte ist Tragödie, haha! PRIMORDIAL sind eine dunkle Band mit dunklen Leitthemen. Unsere Musik handelt nicht von Einhörnern; wenn ich über so eine Scheiße singen wollte, dann wäre ich in einer Power Metal-Band. PRIMORDIAL existieren aufgrund unserer Kultur und Gegensätzlichkeit. Wir stehen eindeutig gegen diesen ganzen Drei-Minuten-Fastfood, das ist nicht unser Ding! Einen Song wie „The Coffin Ships“ zu schreiben, der von der irischen Hungersnot handelt und damit auf einer fremden Bühne in einem anderen Land zu stehen und die Leute mit einem Stücke unserer Geschichte zu bewegen, ist der Gipfel jeder Kunst. Das ist genau der Grund, in einer Band wie dieser zu spielen! Wenn ich in 15 Jahren zurückschaue und merke, dass ich meine Gelegenheit zur bedeutungsvollen Kommunikation mit anderen Menschen damit vergeudet habe, über scheiß Einhörner oder Zombies zu singen, wäre das eine große Schande. PRIMORDIAL sind Kunst und keine Wirklichkeitsflucht oder Fantasy. Und wenn Du nicht erinnert werden möchtest, wie dunkel die Welt oder wie dunkel, blutig oder tragisch Deine Geschichte ist, was ja auch sehr interessant und aufschlussreich sein kann, dann hör Dir eine andere Band an. Das ist uns auch scheißegal!



Das ist aber genau das, was PRIMORDIAL einzigartig macht, denn es gibt nicht allzu viele Bands, die Kunst nach Deiner Definition verbreiten.



Wir sind Künstler, keine Entertainer! PRIMORDIAL sind für mich zumindest eine Fortsetzung der großartigen irischen künstlerischen und literarischen Tradition, egal, ob es sich um Dichtung oder Songwriting in unserer traditionellen Musik handelt. Das mag sich für einige Leute vielleicht großspurig anhören, aber das macht mir nichts. Wir sind von unserer Geschichte, Kultur und Mythologie inspiriert, aber nicht nur von unserer, auch von anderen. PRIMORDIAL handeln nicht davon, aus Irland zu stammen oder irischer Herkunft zu sein, sondern es geht uns um die Tragödien, die wir unter Anderem aus der irischen Geschichte beziehen. Aber Du findest auch so etwas in Deiner eigenen Geschichte. Und ja, wir sind in dieser Beziehung einzigartig; ich muss nicht darüber singen, wie sehr ich Metal bin. Das weiß ich schon längst! Wenn ich Kinder hätte und sie in 15 oder 20 Jahren meinen: „Also damit hast Du Dein Leben zugebracht…!“ und sich die Sache anschauen und alles völlig bedeutungslos ist, dann merke ich, dass ich eine große Chance vertan habe, wenn auch nur in unserem kleinen Rahmen. Irgendwann kommt einer aus der Band mit einem SLAYER-Riff an, das wird dann zu einem MORBID ANGEL-Riff und dann blablabla…wir brauchen das nicht.



Das klingt für mich, als seid Ihr keine Fans traditioneller Metal-Bands.



Das ist es, hahaha! Ich bin schon ein Fan traditioneller Metal-Bands, und ich sage auch gar nicht, dass es für alle Bands schlecht sei, solche Musik zu machen, denn die Menschen haben unterschiedliche Prioritäten. Wir sind einfach diesem Pfad gefolgt, der uns mit unserer Kultur verbindet, bzw. mit kulturellem Bewusstsein. Ich liebe es auch, Whiskey zu trinken und mir dabei AC/DC anzuhören, das ist meine Lieblingsband. Der Text zu deren Song „Down Payment Blues“ trifft auch auf mein Leben zu. Keine andere Band sollte aber daran gemessen werden, wie ernst PRIMORDIAL sind, aber durch diese ganzen kurzen MP3-Songs und die bekannten Metal-Bands wird die einzige Musik, die für mich in Frage kommt, nur noch im Underground gemacht. Alle großen Bands und Labels veröffentlichen im Moment nichts, das ich interessant finde. Ich mag Bands wie AXIS OF ADVANCE, DEATHSPELL OMEGA, NEGURA BUNGET, REVEREND BIZARRE, WATAIN oder SLOUGH FEG, darunter befinden sich Doom Metal-Bands, traditionelle Bands oder Black Metal-Bands, aber sie alle machen Musik, die nicht kommerziellen Zwecken dient. Das will ich damit sagen, es ist alles Integrität, Ehrlichkeit und Leidenschaft. Was ich hasse, ist dieser gekünstelte, kommerzielle, leidenschaftslose, eierlose und gottlose, schwache Scheißdreck! Aber nicht genug Leute stehen auf und sagen: „Fuck off!!! Fickt Euch, Ihr und Eure scheiß Band!“. Ich nenne jetzt natürlich keine Namen, aber ich denke, das sollte klar sein, haha! Bei uns gibt es keinen Plan und keine Richtlinien, was PRIMORDIAL sein sollen oder was nicht. Es passiert einfach so, wie es passiert.



Siehst Du PRIMORDIAL demnach als Underground-Band?



In Sachen Einstellung ja, aber wenn man über 4000 oder 5000 Platten verkauft, gehört man ja nicht mehr zum Underground. Wir sind aber auch keine Overground-Band, sondern wir stehen irgendwo im Fegefeuer dazwischen. Aber die Leute, die „overground“ sind, wissen, dass Du existierst, kennen Dich aber nicht. Aber die Underground-Leute haben Respekt, weil man schon so lange existiert.



Damit steht Ihr ähnlich da wie Eure Freunde und Labelkollegen DESASTER.



Hmm, ja, so ähnlich. DESASTER wollen aber den nächsten Schritt in Richtung Vertrieb gehen, aber viele Leute denken, dass sich ihre Einstellung geändert hat, weil sie nun bei einem größeren Label sind. Das ist aber immer so; der Markt ist eine komplexe Angelegenheit, und ich selbst verstehe das nicht immer alles, haha! Wenn man heute bei all den Downloads, etc. an die 10000 Scheiben verkauft, ist das schon echt gut.



Ich habe Tormentor von DESASTER die selbe Frage gestellt, was er zu genau diesen Leuten sagt, die die Band für kommerziell und uninteressant halten, nur weil sie jetzt bei einem großen, professionellen Label untergekommen ist. Wie stehst Du zu dieser Meinung der Fans?



Das Phänomen tritt in der Metal-Szene immer auf, wenn ein paar Fans eine Band für sich entdeckt haben und die einzigen wenigen sind, die diese Band kennen. Sie ist dann quasi das Eigentum dieser Fans. Und wenn dann andere Leute diese Band hören, dann fängst Du an, sie weniger zu mögen, wie sie dann nicht mehr „Deine“ Band ist, sondern jedem „gehört“. Man fühlt sich dann nicht mehr besonders. Ich denke auch nicht, dass sich die Einstellung von DESASTER geändert hat, nur weil sie jetzt bei Metal Blade sind. Es ist so nur einfacher, ihre Sachen zu bekommen.



Dass Ihr keinen Wert auf schnelllebige Drei-Minuten-Kost legt, wird erst recht klar, wenn man Euch live zu Gesicht bekommt. Man hat den Eindruck, als würdet Ihr auf der Bühne eine Art Geschichtserzählung aufführen.



Das kann man so sehen, und wie ich vorhin schon sagte, wird die ganze dunkle Musik im Underground geschrieben, hauptsächlich Doom- und Black Metal. 1995 veröffentlichten MY DYING BRIDE das Album „The Angel And The Dark River“. Der erste Song des Albums ist „The Cry Of Mankind“, ein wirklich dunkler Song mit 12, 13 Minuten Länge. Das Album verkaufte sich an die 100000 mal, so was wäre heute kaum noch möglich, weil die Leute so etwas gar keine Beachtung mehr schenken. All die dunkle Musik ist im Underground entstanden und heute zu Bands wie NEUROSIS oder ISIS gewandert. Alles ist heute auf Fünf-Minuten-Festival-Kompaktheit zusammengeschrumpft, das ist das Zeitalter von Bands wie HAMMERFALL. Ich denke nicht, dass PRIMORDIAL in dieses leicht konsumierbare Raster passen, doch wir sind immer froh, spielen zu dürfen und vielleicht ein paar Leute mit etwas Anderem oder Dunklem beeindrucken zu können. Das klingt jetzt alles, als sei ich ein großer Kritiker, das bin ich irgendwo auch, und ich bin ein Stückweit ein Pessimist. Jede Band kann grundsätzlich machen, was sie will, aber für uns ist es essentiell, irgendwo in Deutschland auf einer großen Bühne zu stehen und tausend Fans die Tür zu unserer Welt zu öffnen, mit Songs wie „The Coffin Ships“, und ihnen zu sagen: „Seht her, das ist unsere Geschichte, das ist uns wichtig!“. Vielleicht wird man ja davon bewegt, und wenn es einen berührt, dann ist es genau das, was wir uns wünschen.



Auf der Bühne scheinst Du nicht nur Sänger und Frontmann zu sein, sondern Deine Performance erinnert oftmals schon an einen Theaterschauspieler mit großen Gesten und Bewegungen. Jedenfalls sind alle Augen auf Dich gerichtet.



Ja, ok, das ist irgendwie ähnlich wie bei MERCYFUL FATE, hahaha! Ich hacke zwar gerne auf traditionellem Heavy Metal herum, aber ich liebe den theatralischen Aspekt dieser Musik. Ich war schon immer mit Bands wie MERCYFUL FATE, CELTIC FROST, BATHORY oder SABBAT verbunden, dafür weniger mit Bands wie TESTAMENT. Ich würde niemals mit Jeans und altem METALLICA-Shirt auf die Bühne gehen, das ist nicht mein Stil! Zum einen mag ich wirklich diese Theatralik, aber zum anderen meine ich mit „theatralisch“ nicht, dass ich vorgebe, etwas Anderes zu sein. Wenn Du sagst, was Du meinst und meinst, was Du sagst, dann ist es auch nicht schwer, eins zu werden mit der Musik, die Du spielst. Das bin einfach ich, denn ich werde dann Teil des Ganzen, das ich mitgestaltet habe. Leder und Kriegsbemalung sind Bestandteil des Heavy Metal-Theaters und Teil davon, die Energie zu fokussieren, wenn man einen Gig spielt. Es ist wie diese Sache mit Jekyll und Hyde, denn sie sind beide eine einzige Person, aber sie erscheinen zu unterschiedlichen Zeiten.



Du bist ja in den letzten Monaten auch öfter „fremdgegangen“, wenn man so will, jedenfalls bist Du auf den aktuellen Scheiben von MARDUK und DESASTER zu hören. Magst Du solche Gastauftritte?



Ja, denn es ist interessant mit anderen Leuten zu arbeiten und für mich eine Herausforderung. Ich habe auch das komplette letzte Album der Italiener VOID OF SILENCE eingesungen, es heißt „Human Antithesis“. Das ist Funeral Doom und richtig finster, vielleicht sogar finsterer als PRIMORDIAL, haha! Wenn man die Energie hat, ein paar andere Dinge zu tun… warum nicht?! Die Arbeit mit MARDUK war schon etwas Besonderes, weil wir in dem Song miteinander reden. Und ich habe großen Respekt vor MARDUK und DESASTER, und ich könnte nicht irgendwo mitarbeiten, wenn ich mit den Leuten oder deren Musik nicht verbunden wäre.



Hat Deine Kriegsbemalung auf der Bühne eigentlich eine spezielle Bedeutung?



Ich könnte jetzt mit keltischen Kriegern anfangen, die sich ihre Gesichter vor der Schlacht bemalen, aber ich benutze keine piktische oder blaue Kriegsbemalung, wie auch immer man das nennen will. Ich wurde da inspiriert von HELLHAMMER, MERCYFUL FATE oder alten BATHORY, also 80er-Bands, die das so benutzt haben. Aber es bringt tatsächlich eine rituelle Dimension, die zumindest in meinem Fall die Energie bündelt und diese gespaltene Persönlichkeit hervorbringt. Ich kann also die Frage mit ja und nein beantworten.



Ihr plant auch eine Split-LP zusammen mit DESASTER. Wie ist da der Stand der Dinge?



Das war nur so eine Idee, die Tormentor und ich mal hatten. Unser Plan ist, eine Cover-Version von zum Beispiel HOLY TERROR oder AT WAR aufzunehmen, also von einer obskuren 80er-Band, die wir mögen, jedenfalls etwas, das niemand von PRIMORDIAL erwarten würde. Daraus kann man dann diese Split-Scheibe machen, und solange wir die Zeit dazu haben, machen wir gerne so etwas um die Leute ein wenig zu überraschen. Eventuell machen wir auch noch eine mit ROTTING CHRIST.



Du wirst ja auch oft mit traditionellen Metal-Sängern vergleichen, weniger mit extremen Shoutern. Es scheint aber wirklich so zu sein, dass Du Dich in dieser Hinsicht eher mit Bruce Dickinson und Rob Halford, denn mit Corpsegrinder und Co. verbunden fühlst.



Ja, absolut! Ich bin mit Bands wie IRON MAIDEN aufgewachsen, und mit Bruce Dickinson verglichen zu werden, ist ein großes Kompliment! Ich wollte meine Stimme nie als monotones Geräusch hinter der Musik einsetzen, sondern etwas Eigenes machen. Auf unserem Rehearsal von 1992 klinge ich aber noch sehr von CELTIC FROST und alten BATHORY beeinflusst, bzw. es war eher ein kaputtes Stöhnen, haha! Aufgeschaut habe ich zu der Zeit aber schon zu Dio, Dickinson, Halford oder Eric Adams.

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Gods Of War Live

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Schaut man sich das Schaffen der "Kings Of Metal" im neuen Jahrtausend mal genauer an, fällt die Bilanz nüchtern aus: gerade mal ein sehr gutes Album ("Warriors Of The World") hat man auf die Kette bekommen, ansonsten nur Füllmaterial, inklusive eines mäßigen Hörspiels, das in Sachen Intensität und Spannung noch weit unter alten "Hui Buh"-Kassetten liegt. Und nach 27 DVDs erscheint nun das dritte Live-Album von Joey und Co.. Waren die beiden berechtigten Hammerwerke "Hell On Wheels" (jüngeres Material) und "Hell On Stage" (alte Götterhymnen) seinerzeit fast schon überfällig, ist "Gods Of War Live", das auf der letzten Tour zum gleichnamigen Album aufgenommen wurde, ein eher unnötiger Release. Findet sich auf der ersten CD noch ein netter Querschnitt des MANOWAR´schen Schaffens mit alten und neueren Songs (plus dem völlig überflüssigen "Die For Metal", das schon im regulären Set auftaucht), so darf CD 2 neben einem Multimedia-Part (sehr opulenter Livemitschnitt des Songs "Gods Of War", inklusive filmischer Untermalung im "Braveheart"-Stil) für die Stücke des aktuellen Albums herhalten, dem extra der Zugabenblock gewidmet wurde. Wer also meint, am Ende schön "Battle Hymn" um die Ohren zu bekommen, wird schnell ernüchtert. Musikalisch ist alles solide, wobei die Band jedoch meiner Meinung nach weit an ihrem Optimum vorbeispielt, so dass sich manche Stücke seltsam müde anhören. Speziell Jahrhundertröhre Eric Adams klingt über weite Stecken auffällig kraftlos (die hohen Schreie muss man mit der Lupe raushören) und fast schon nach Luft schnappend, was bei einer geilen Hymne wie dem komplett versaubeutelten "Call To Arms" einfach nur grausig ist. Macht sich hier, ähnlich wie beim Kollegen Halford, schon langsam das Alter bemerkbar?! Als Fazit ist "Gods Of War Live" rein objektiv keine schlechte Sache (die neuen Songs klingen hier sogar wirklich fetter und bombastischer als auf dem Studiowerk), aber vor dem Hintergrund der Veröffentlichungspolitik und der musikalischen Qualität, gemessen am früheren Schaffen der Band, ist dieses Doppel-Live-Werk wohl eher nur etwas für beinharte Fans der Metallkönige. Wer die Band gerade neu für sich entdeckt hat und die Bühne ins heimische Wohnzimmer verlegen möchte, sollte erst einmal zu den beiden anderen Live-Alben greifen.

Gods Of War Live


Cover - Gods Of War Live Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 22
Länge: 114:47 ()
Label:
Vertrieb:

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