Nach der "Navigate By Heart" waren LIGHTHOUSE PROJECT nicht untätig, nach einer 7" ist mit "Gift" ein neues Album fertig. Auf dem geben sich die Finnen wie gehabt schön ihren Retro-Gelüsten hin, wobei nicht nur musikalisch der 80er HC-Szene gehuldigt wird, auch klangtechnisch wurde "Gift" so bearbeitet, dass es wie eine Vinylscheibe klingt. Man merkt die Lust, mit denen sich die Musiker an ihre Songs gemacht - nur um Eingängigkeit haben sie sich keine Gedanken gemacht. Allzuoft wirkt es, als wären Parts aneinander geklatscht worden, ohne dass es wirklich passt. Dazu kommt mit Sänger Toni ein eher anstrengender Vertreter seine Zunft zum Vorschein. So bollert sich der Haufen durch elf Songs, die anstrengend und schwer zugänglich sind - man muss mit dem Retro-Gedanken schon was anfangen können, um "Gift" etwas abgewinnen zu können. Für die breite Masse der HC-Szene ist die Scheibe daher nix, aber wer auf die 80er steht und bereit ist, sich auf eine Zeitreise zu begeben, ist hier richtig.
Mutig! Selbst im Genre Prog oder wie hier bei einer Doom-Scheibe. Mutig ist es schon auf ein Album nur einen einzigen 30-minütigen Song zu packen. Vor allem, wenn es sich wie bei BURIED AT SEA eigentlich um das erste Lebenszeichen seit 2003 ("Migration") handelt, welches man veröffentlicht. Genregrößen jeglicher Ausprägung könnten sich das schon eher erlauben. Aber was die vier Amis mit "Ghost" abliefern ist trotzdem durchaus aller Ehren wert und dürfte Freunden außergewöhnlicher Klänge bestehend aus dunklen Vorahnungen und intensiver Trägheit mehr als nur gefallen. Auf "Ghost" mutieren hypnotisch langsame Parts Pink Floydscher Ausprägung zu aggressivem Doom um kurz darauf nur wieder in die Langsamkeit der epischen Dunkelheit zurückzukriechen. Fast ausschließlich instrumental spielt das Quartett recht gekonnt mit der schwarzen Seite der Vorstellungskraft. BURIED AT SEA werden mit "Ghost” weder offene Türen einrennen noch ein Fanprojekt starten, können aber in ihrem musikalischen Selbst zu jedweder Tageszeit in den Spiegel schauen. Und das ist grade heutzutage auch was wert.
Ritchie Blackmore hat mit seiner Muse Candice Night nun schon seit Jahren seine eigene musikalische Spielwiese BLACKMORE’S NIGHT am Start. Allen kritischen Anfängen zum Trotz hat sich der Gitarrenaltmeister (DEEP PURPLE, RAINBOW) in der Zwischenzeit eine beachtliche Fanschar unterschiedlichster Couleur (von Altrockern bis Junghippies) erspielt, welche seine zwischen Renaissance und zunehmende modernen Rock-Folk liegenden Darbietungen zu schätzen wissen. Auch in Paris konnte BLACKMORE’S NIGHT die ansonsten eher zurückhaltenden Franzosen bei ihrem ersten Gig hörbar mitreißen. Die Jubiläumsshow zum zehnjährigen bietet einen guten Querschnitt des bisherigen Schaffens der beiden Seelenverwandten, aber auch wenig Neues zur letzen DVD "Castles & Dreams".
Dabei können die beiden Hauptprotagonisten von Anfang an überzeugen ("Past Times With Good Company", "Rainbow Blues" und "World Of Stone"). Eine gelungene Adaption des Purple-Klassikers "Soldier Of Fortune" lässt Wehmut vergangener Tage durchscheinen. Die Coverversionen von "Diamonds & Rust" und "Streets Of London" passen vom Feeling glänzend ins Gesamtkonzept und biedern sich nicht an. Bei "Home Again" wird es zwar zwischenzeitlich fast schon unerträglich schlagermäßig - das sollte aber doch ein Ausreißer bleiben. Denn bei "Ariel" und "Loreley" packt dann Mr. Blackmore gar seine E-Gitarre aus und zeigt mal wieder, wie man diese zum Singen bringt. Echt schade, dass für ihn der Weg des Rock’n’Roll zu Ende ist. Was aber im Vergleich zu beginn von BLACKMORE’S NIGHT hier auch auffällt - Ritchie und seine Mitstreiter bewegen sich desöfteren durchaus Richtung Rockgefilden - was auch die Instrumentierung mit starken Keyboard- und Schlagzeuganteil wiederspiegelt (die Geige blieb diesmal außen vor) - nicht alle Fans werden dies mögen. Mit "Fires At Midnight” und "Saint Teresa” kommen gegen Ende des über 2-stündigen, leider etwas an Bewegungsarmut auf der Bühne leidende Set noch ganz starke Tracks zum Zuge.
Der Sound der Scheiben (CD und DVD) ist erwartungsgemäß spitze. Das Bild der DVD ist, eventuell auch wegen der etwas unglücklichen Ausleuchtung der Bühne gewöhnungsbedürftig. Die technische Daten entsprechen dem Standard, d.h. 16:9 Bildformat, 5.1 DTS und Dolby Digital, Stereo sowieso. Das Bonusmaterial ist eher bescheiden - eine circa 8-minütige Dokumentation zwischen Eindrücken den Paris Show und Interviewparts sowie eine Fotogalerie; die CD ist mit gerade 11 der 20 DVD-Tracks Songs auch etwas mager (Schade), die Aufmachung dagegen ist sehr edel und aufwändig ausgefallen. Für BLACKMORE Fans eine schöne Sache zu Weihnachten.
Angeblich war der Fünfer aus Schweden mal eine lärmige Garage-Rock-Band. Nach zwei EPs ist davon jedoch nicht mehr viel zu hören. Auf dem ersten kompletten Album wird einem vielmehr lieblicher Indie-Pop-Rock mit - je nach Song - einem Schuss 60er, 70er oder 80er Retro geboten. So gibt es hier nette, harmlose Popsongs zu hören, mit eingängigen Melodien und viel Keyboard-Gedüdel. Das tut auch alles nicht weh und ist auch nicht so richtig schlimm. Aber gleichzeitig ist diese Musik so schön und so langweilig, dass es irgendwann echt brutal wird. Tatsächlich muss man bis zum letzten Track warten, bis die Jungs mal richtig rocken. Aber da ist man schon in lauter Wohlklang ersoffen.
Zugegeben: Was die drei Kalifornier mit ihrem neuen und vierten Album abliefern, ist nicht von schlechten Eltern. Die Mischung aus Thrash `n Roll und Stoner fräst sich bedrohlich in die Gehörgänge. Einflüsse von SLAYER, MOTÖRHEAD und BLACK SABBATH sind nicht von der Hand zu weisen. Und trotzdem: Schon nach kurzer Zeit nervt die Scheibe kolossal. Das liegt zum einen an der stumpfen Produktion, die wahrscheinlich genauso gewollt ist - was sie aber kein Stück besser macht - und an Matt Pike’s lahmem Brüllgesang, zum anderen aber auch an den uninspirierten und eintönigen Songs. Den Fans wird’s vermutlich gefallen, ich find’s, zumindest auf Dauer, ziemlich dröge.
Aus Oberstdorf kommen also nicht nur mehr oder minder erfolgreiche Wintersportler, sondern auch diese seit 1999 existierende Metal-Band? Metal? Naja, wenn Metallica immer noch Metal sind und auch Einflüsse wie Staind oder Nickelback keinen Stilbruch bedeuteten. Auch wenn die Parallelen zu Hetfield und CO. immens deutlich zu Tage treten ("Can’t Wake Up") so machen die Bayern in ihrer Ganzheitlichkeit doch eher dem noch poppigeren Stadion-Rock mit leichten Grunge-Einflüssen Und damit langweiligen sie trotz einer handwerklich sicherlich gelungenen Vorstellung ohne Gnade. Noch dazu ist der Gesang von Axel Friedrich nicht tiefschürfend genug und der Sound könnte auch ein wenig mehr Wumms vertragen. Sicherlich hat die Band einige gute Ansätze, wenn man denn dem Ami-Rock zugewandt ist, und sicherlich verstehen sie sich in ihrem Tun. Doch das Ergebnis, die gesamte Scheibe ist eben Durchschnitt, langweilig und unnötig. Vielleicht wie Skischanzen in schönen Winter-Wäldern. Aber das sehen andere ja auch anders.
DGF bekloppt geworden? Auf einem Label, wo die musikalische Qualität fast immer anspruchsvolle Gemüter befriedigt, da kommt VARDLOKKUR mit einer erschreckend schwachen Black-Metal-Veröffentlichung. Kamerad Ynleborgaz hat sich zwar in manchem Interview disqualifiziert, musikalisch aber war seine Hauptband Angantyr zumindest interessant. Nun macht er auch noch Holmgang - und da scheint für VARDLOKKUR nicht mehr viel Platz für überwältigende Einfälle oder anspruchsvolles Soundgewand geblieben zu sein. Strunzlangweiliger, unterproduzierter Schwarzwurzelsalat - das ist das, was uns der Däne offeriert. Von sehr schnell über schnell, mittelschnell bis hin zu langsam reicht die Tempo-Palette, Tempiwechsel und deren Sinnhaftigkeit dürfte sich nicht mal dem Mastermind selber erschließen. Dann hat der Skandinavier gerade mal 17 Minuten material zusammengestümpert zur einer absolut überflüssigen Mini-CD. Deren Verpackung sich auch optisch dem öden Niveau der Musik anpasst und mit braunem Layout und ein paar alten Runen das Auge quält. Wer begreift, was eine solche Scheibe soll, schreibe an Metal Inside.