Interview „Misfortunes“, „Sundowning“ - eure Alben haben keine allzu optimistischen Titel….
Wir sind keine sehr optimistische Band - wir sind extrem realistisch. Wir erkennen, dass wir Menschen sind, nicht unverwundbar und wir nutzen diese Band, um diese Gefühle auszudrücken, genauso wie den Kampf der nicht nur im Leben eines jeden von uns herrscht, sondern auch im Kopf, im Geist ist.
Da verwundert es nicht, dass auch eure Texte nicht sonderlich positiv sind. Was inspiriert euch dazu?
Das Leben im Allgemeinen. Aktionen, Reaktionen, Konsequenzen, Enttäuschungen… Die Texte bringen das alles zusammen. Ich kann nur mit meiner Gitarre genau das gleiche ausdrücken wie mit Worten, aber das kommt nicht bei jedem an. Andere Leute auf diese Themen zu bringen ist der Grund, aus dem wir auf Tour gehen, Platten veröffentlichen und die Songs für andere Leute außer uns selbst zu spielen. Ohne Texte kann man jemanden nur bis zu einem bestimmten Punkt erreichen. Wir brauchen den extra Energie-Austausch und die Verbindung mit anderen Leuten und die Texte machen das möglich.
Für „Polygraph Cheaters“ habt ihr ein Video geschossen - werdet ihr das auch für einen der „Misfortunes“-Songs machen?
Bis jetzt haben noch keinen Videodreh geplant. Ich hatte eine tolle Zeit beim Dreh des „Polygraph Cheaters“-Videos und das Endergebnis hat uns alle sehr stolz gemacht, aber trotzdem gibt es keine Pläne bisher, ein Video zu „Misfortunes“ zu machen. Wir haben im Moment kein Geld dafür, von daher sehe ich nicht, dass wir ein Video machen werden.
Wie wichtig sind deiner Meinung nach Videos für Hardcore-Bands heutzutage? Es ist schon komisch, dass nach dem Ableben der meisten TV-Musiksender mehr Videos als jemals zuvor gedreht werden…
Ich weiß nicht… ich denke nicht, dass es für eine HC-Band wichtig ist, ein Video zu haben. Für mich ist es nur ein weiteres Medium, durch das eigene Ideen und Botschaften vermittelt werden können. Und es ist sehr witzig, eins zu haben. Ein visueller Aspekt zur Musik ist cool. Es ist ein nettes Extra. Es ist nicht zwingend notwending, aber es ist ein cooler zusätzlicher Weg, um die Band und ihre Musik zu präsentieren.
Wie würde ein neues Video denn aussehen, hast du dafür Ideen?
Wenn ich ein Video machen würde, würde ich versuchen die Stimmung des Songs auszudrücken. Ich denke nicht, dass Videos buchstabengetreu zu den Lyrics passen müssen, aber es sollte wenigstens die Stimmung des Songs ausgedrückt werden. Zu wörtliche Videos sind irgendwie lahm, aber total abseitige Videos sind für mich dumm.
Ich habe eine Seite in mir, die gerne Witze macht und blöden Mist für witzig hält, was ich sehr zu würdigen weiß, aber ich könnte trotzdem nie ein spöttisches Video aus einem THIS IS HELL-Song machen. Falls wir vielleicht sehr viele Videos zu einem Album machen würden, könnte ich ein albernes dazwischenpacken, aber ich nehme die Band und ihre Aussagen viel zu ernst, um uns wie Idioten gekleidet vor einem Swingset spielen zu lassen.
Habt ihr die neuen Songs zu Hause oder on the road geschrieben, wenig unterwegs wart ihr ja nicht gerade.
Ideen kommen uns manchmal während einer Tour, aber den Großteil des Songschreibens machen wir zu Hause. Wir hätten in den letzten eineinhalb Jahren wenig Auszeit, aber immer wenn welche hatte, haben wir unsere Ärsche hochgekriegt und das Album geschrieben, auf das wir wirklich stolz sind.
Welcher Song ist dein persönlicher Favorit geworden?
Das ist etwas schwer zu sagen. Es ändert sich und ich mag viele Songs aus einer Vielzahl von Gründen. Im Moment liebe ich „Reckless“, den ersten Song des Albums, den wir schon lange Live spielen. Die Leute können ihn nicht immer greifen, aber ich liebe ihn. Er ist heftig vom Start weg und hat so ein radikales Auf und Ab-Gefühl. Der Text setzt den Ton für den Rest des Albums, was ich sehr liebe. Wie die Einleitung eines Buches.
Siehst du Unterschiede zu den Songs von „Sundowning“?
Die neuen Songs sind extremer. Sie haben die gleichen Qualitäten, aber „Misfortunes“ ist viel einige Grad mehr geworden, in jeder Hinsicht. Heftiger, aggressiver, wütender, verzweifelter - wir sind wirklich tiefer in unsere Köpfe und Herzen gegangen als jemals zuvor.
Wo habt ihr das Album aufgenommen? Es hat im Vergleich zu „Sundowning“ einen etwas anderen Sound, war das beabsichtigt?
Wir haben alles bis auf die Drums im Fullforce Studio aufgenommen. Die Drums haben wir im Killingswort eingespielt. Wir wollten einen aggressiveren und groberen Sound, wir wollten in direkt ins Gesicht bringen. Ein Sound, den niemand ignorieren kann. Das Album tritt dir wirklich in die Eier und macht dann mit Schlägen ins Gesicht weiter.
Als ihr THIS IS HELL gestatet habt, war euch bewußt wieviel ihr touren werdet? Macht dir das noch immer Spaß?
Yeah, wir hatten vorher schon alle seit Jahren in Bands gespielt. Wir wußten, dass der einzige Weg, um Musik zu den Kids zu bringen und bekannt zu werden über das Touren geht. Wir sind mit THIS IS HELL non-stop auf der Strasse gewesen, vom ersten Tag an.
Mir gefällt das Touren noch immer. Es ist zwar nicht mehr so neu wie es mal war, aber auch das ist angenehm. Wir kennen an allen Orten, an denen wir spielen, mittlerweile Leute. Es ist beinahe unsere zweite Natur geworden, jeden Tag eine Show zu spielen. Manchmal wünsche ich mir eine konsistentere Existenz, aber immer wenn ich darüber ernsthaft nachdenke, macht es mir Angst. Ich würde mich langweilen und ich hätte das Gefühl, viele Dinge zu verpassen, außerdem würde ich verrückt werden, wenn ich nicht durch Live-Spielen Dampf ablassen könnte.
Trotz aller Touren habt ihr noch Zeit für Nebenprojekte, wie UP THE FURY beweisen - wer von euch ist da aktiv?
Sie hatte Andrew von SOLDIERS dabei, der mal eine Tour für uns als Drummer ausgeholfen hat, daher kommt das wohl. Long Island ist sehr inzestös, wenn es um Bandmitglieder geht. Ich selbst spiele noch in SOLDIERS und THE SENTENCE. Dan ist bei SOLDIERS und CHURCH AND STATE, Johnny in THE SENTENCE. Chris ist in einer Band, die bis vor Kurzem BELAFONTE hieß und jetzt nach einem neuen Namen sucht. Das sind unseren anderen, aktiven Bands. Mit SOLDIERS haben wir „End Of Day“ bei Trustkill veröffentlicht, hört es euch mal an.
Letzte Worte?
Watch a lot of wrestling and come talk to me about it when i come through your area. bring me some action figures if you really want me to be nice!
Es ist schon der Hammer was heutzutage Kapellen ohne Vertrag, klar auch aufgrund der enormen technischen Möglichkeiten, für wirklich hochwertiges Material völlig ohne „professionelle“ Basis auf die Beine stellen können. Nicht nur was das klasse Artwork von „The Inner Circle“ mit den markanten Pinguinen sowie dem ultrafetten Booklet (beides von Drumer Christian Eichlinger erstellt) von DANTE betrifft sondern vor allem musikalisch haben die Augsburger so einiges Hochwertiges anzubieten.
Ganz klar, im stilistischen Fahrwasser der Genrevorzeigeband DREAM THEATER oder auch den bayrischen Kollegen von DREAMSCAPE unterwegs, liefern diese Herren nach nur knapp einjährigem (!) Bestehen ein sehr ordentliches im Allgemeinen und für einen reinen Underdog sogar recht bemerkenswert fundiertes Album ab. Progmetal mit den bekannten ausufernden Arrangements, zahlreichen Breaks/Läufen, vielen tragend-opulenten Parts, mächtigen, relativ abwechslungsreichen Keyboardwänden (mal Piano, dann wohlige Hammonds dann wieder flächige Synthies), fette Metal-Riffs treffen auf akzentuierte Licks und auch sonst allerlei vielschichtige Klangfacetten – dies alles wird über sieben Tracks, meist in Überlänge bis zu 18 Minuten (z.B. das Hauptstück am Schluss) sehr gekonnt vorgetragen. Schon der Beginn, mal nicht genretypisch mit irgendeinem Intro, kommt mit seinem relativ sphärischen Klangbild und einer gelungenen Melodie daher. Drumherum werden gekonnt die Tempi variiert und mit schönen Atmosphären sowie dem passablen Gesang Alexander Göhs verbunden. Apropos, dieser Vokalist ist keiner von der Shoutersorte sondern eher der gefühlvolle, ausdrucksstarke LaBrie-Typ, könnte aber ruhig noch etwas mehr aus sich herausgehen und versuchen in anderen Tonlagen zu intonieren. Insbesondere auch bei den zwei relativ gleichförmig gehaltenen Balladen fehlt doch etwas der letzte Kick, will sagen die beiden Songs sind inhaltlich zwar formschön aber zu unspektakulär, da fehlen die Höhepunkte - auch gesanglich, da müsste etwas mehr Feuer rein. Auf die Frickelkeule greifen DANTE ansonsten glücklicherweise nur sehr sparsam zurück. Bei dem recht aggressiven „Ghost From The Past“ ist dies dann etwa der Fall, sehr rhythmisch-wuchtig mit vielen Läufen geht hier doch etwas der rote Faden verloren, ein richtig packender Refrain fehlt hier leider. Ebenfalls dichte Instrumentalparts mit Stakkatoriffs, coolen Tastensounds sowie getragenem Zwischenstück und somit das volle Progmetalprogramm bietet dann „Not Like Myself“. Bei “More Or Less A Man” überzeugt mich die Band dann wieder mit einer deutlich besseren Hook, äußerst betont fokussierten Basslinien - bei den Vorgängern fehlt dann doch stellenweise etwas der Zusammenhang bzw. der erkennbare rote Faden, manches wirkt dann doch sehr technokratisch, quasi stark via Reißbrett komponiert - hier passt es dann deutlich besser. Zum guten Schluss folgt noch ein üppiger 19-Minüter („The Taking“) der mit einer sehr abwechslungsreichen Songdramatik sowie inhaltlicher Dynamik aufwarten kann. Atmosphärische Parts mit soundtrackartigen Arrangements duellieren sich mit heftigen Riffattacken, um dann wunderbar orchestral mit bombastischem Finale und einem furiosen Gitarrensolo zu enden.
Ja, DANTE ist ein Name den man sich merken sollte, sicher einer der Progmetalaufsteiger des Jahres 2008, da kann so viel nicht mehr kommen. Die Jungs zeigen auf "The Inner Circle" nicht nur ein großes technisches, sondern auch kompositorisches Potential. Wenn jetzt beim nächsten Werk noch etwas mehr Wert auf ein eigenständigeres Klangbild gelegt wird, dann werden die DT-Vergleiche verstummen und es fehlt nicht mehr viel zu Bands wie VANDEN PLAS oder auch THRESHOLD, die diesen eigenen Charakter schon erreicht haben.
The Inner Circle
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
7
Länge:
64:6 ()
Label:
Vertrieb:
Seiten