Ich bin mir wirklich nicht sicher ob es überhaupt möglich ist, die Begeisterungswelle meiner Wenigkeit so gekonnt nieder zu schreiben, das es auch nur annähernd das aussagt, was dieses Sahnehäppchen von AIRBOURNE verkörpert. Schon als ich Mitte 2007 von einem Kollegen die Scheibe als US-Import in die Hand gedrückt bekommen habe dachte ich: „Boah, was ist das denn“ - eine Kopie von AC/DC? Weit gefehlt! AIRBOURNE kommen zwar auch aus Australien, wohnen ebenfalls mittlerweile in den Staaten, aber was „Running Wild“ rüberbringt, ist zweifelsohne mehr als eine Kopie - es ist kurz gesagt: WELTKLASSE. Treibende Rock `n Roll-Nummern wie der Opener „Stand Up For Rock `n`Roll“ oder „Blackjack“ drücken einen an die Wand und blasen die Rüber durch. Natürlich kommen einem sofort die australischen Urgesteine von ROSE TATTOO und eben AC/DC in den Sinn, jedoch wird dieser Vergleich den Anhängern dieses Genres nicht stören. Diese Jungs machen einfach genau das wofür sie Leben: Rock `n`Roll! Selten habe ich eine Scheibe gehört die sich so durchdringend im Ohr fest beisst und auch nach 124 Durchläufen immer noch knallt wie ein Chinaböller der Marke XXL. Zeitlose Ohrwürmer wie „Too Much, Too Young, Too Fast“ werden in zwanzig Jahren genau so Kult sein wie es heute ein Song von AC/DC ist, denn AIRBOURNE werden 2008 durchstarten, soviel ist sicher. Mit ihrem jetzigen Release in Deutschland und ihrem kommenden Auftritt in WACKEN werden die Vollblut Rocker sich in die Herzen Vieler spielen. Lass euch dieses Highlight nicht entgehen und merkt euch einen Text: „Drinking Beer, drinking wine, lets have a good time“. YEAH!!!
Bereits mit ihren letzten, sehr gelungenen Demo „Matters In Different Shades“ (2006) hat die süddeutsche Metalformation ARCHAI mehr als nur einen Achtungsfarbtupfer in der aktuellen doch leider vor mittelmäßigen Gothic-, Viking- und Metalcore-Bands nur so strotzenden Szene setzen können.
Jetzt hat man ein weiteres Demo „Subjects To Confirm“ aufgenommen - firmiert unter klassischer Heavy Metal, sicher auch eine Art gerngesehene und noch lieber verwendete plakative Promofloskel, aber bei dieser zutiefst authentischen Mucke trifft es zur Abwechslung mal voll auf den Punkt. War der Vorgänger im Songwriting noch sehr stark geprägt von den bekannten 80er Jahre-Heroen, haben sich die Herren jetzt doch etwas mehr in Richtung eigenständigerem Profil aber immer noch mit klaren Roots entwickelt. Dabei haben zwar bei den drei Kostproben auch etwas die prägenden Melodien gelitten, ohne dass die Band aber jetzt weniger gelungene Vocals zu bieten hätte. Aber eine Hammer-Epic-Hymne wie „Beyound Horizons“ ist hier leider (noch) nicht herauszuhören. Aber da hoffen wir mal auf das bereits demnächst angekündigte, erste richtige Album der Jungs, darauf kann man sich jetzt schon mal freuen. Weiterhin sind die recht vielfältigen Texte hervorzuheben, die hier Gott sei Dank mal nicht von dämonischem Krempel, ausgelutschten Fantasystorys oder schwertschwingendem Pathos handeln, sondern hier bewegt man sich auch mitten im realen Leben. Zusätzlich positiv tragen auch die immer mal wieder eingestreuten progressiven Elemente im Songwriting bei, hier erfolgt kein stures aufmotzen oder recyclen bekannter Oldschool-Riffs. Es werdend neben der erneut recht markanten Gitarrenarbeit, auflockernde Breaks gesetzt und mit atmosphärischen Parts vermengt ohne dabei aber gleich allzu betont auf die Kopf-bzw. Technikebene zu setzen - daher ist dies für mich auch kein reinrassiger Progressive Metal.
Die Songqualität ist auf MP3-Format noch nicht der Weisheit letzter Schluss, auch klar, aber mit einer fetten Produktion werden ARCHAI ganz sicher voll durchstarten und sich für höhere Aufgaben empfehlen können. Auch Sänger/Shouter Bernhard Kurray wird dann mit seinem charismatischen Organ für noch mehr Aufsehen sorgen, er klingt immer noch wie ein jüngerer DICKINSON, aber mit sehr guten Ansätzen auf noch variablere Klangfacetten. Die drei Tracks sind daher auch eher als Fragmente oder besser Ausschnitte zu sehen, so dass „On Serpentine Roads“ als eine Art gelungener Appetithappen zu sehen ist, die tatsächlich Lust auf Mehr machen. Ich bin bereits sehr neugierig geworden!
Bühne frei für END OF YOU, einen weiteren Export der allem Anschein nach unerschöpflichen finnischen Rock/Metal-Szene. Daran, dass auf "Mimesis" tendenziell eher düstere Klänge vorherrschen, besteht, falls man sich das nicht ohnehin schon vom CD-Artwork her abgeleitet hat, spätestens nach dem dunkel-atmosphärischen Intro des Openers "Better God" kein Zweifel mehr. Dunkel und irgendwie kalt wirkt der Sound des gesamten Albums. So ist denn auch "Better God" mit seiner Kombination aus turmhohen Gitarrenwänden und Klavier wirklich kein Wohlfühl-Song im klassischen Sinne- irgendwie gleichzeitig düster-beunruhigend, hypnotisch und doch eingängig. Die erste Single-Auskopplung "You Deserve More" hat darüber auch noch etwas Grooviges und setzt sich sehr schnell im Gehörgang fest- die finnischen Radio-Sender sollen schon kapituliert haben. "Memoir", mit wirklich schönen Piano-Einsprengseln versehen, wirkt sogar noch depressiver. Etwas überrascht mag man sein, in diesem Emotionssumpf plötzlich mit "Goldeneye" auf ein Cover des gleichnamigen James Bond-Songs von Tina Turner zu stoßen; END OF YOU kultivieren hier das schon dem Original innewohnende unterschwellig Bedrohliche. "Number 8" fällt durch die starke Dominanz von Elektro-Elementen etwas aus dem Rahmen und mit "In Elegance (Closure)" schließt "Mimesis" mit einer eher ungewöhnlichen, aber gelungenen sehr ruhigen Nummer. Kein Werk für trübe Tage, wenn man es nicht gerade auf weitere Verschlimmerung des eigenen Zustands anlegt, aber ansonsten durchaus reinhörwürdig.
Wo zur Hölle liegt Sumiswald? Ein Blick auf die Postleitzahl des Absenders verrät, dass sich der Ort im Schweizer Kanton Bern und damit gar nicht so weit weg von meiner derzeitigen Wahlheimat – der Stadt gleichen Namens – befinden muss. Da die großen Städte der Schweiz in Sachen Metal im Großen und Ganzen nicht viel hergeben, wird die vermutlich ländliche Herkunft des Vierers schon mal als positiv vermerkt – und tatsächlich werde ich nicht enttäuscht. Der Opener des neuen und zweiten Demos von PREGNANCY bricht mit seiner Mischung aus modernem und Old-School-Metal brachial aus den Boxen. Dazu gesellt sich ein schöner, eigentlich schon poppiger Chorus, der auf Anhieb im Gehörgang kleben bleibt. Was ebenso schon bei den ersten Takten deutlich wird: Die Jungs beherrschen ihre Instrumente vorzüglich, und dazu beweist Sänger Stefan Jaun hier bereits seine stimmliche Vielfalt, indem er von cleanem Gesang bis zu wütendem Gekeife so ziemlich alles abdeckt. Die folgende (Halb-)Ballade „Getting Up“ hätte nicht unbedingt sein müssen, aber gut gemacht ist sie auch, und als Mitgröl-Hymne taugt sie allemal. In jedem Fall entschädigt der dritte Track „Take A Look Inside“, meiner Meinung nach der stärkste Track auf der CD, bei dem noch mal alles aufgefahren wird: Zweistimmige Gitarren-Hooks à la MAIDEN, hämmernde Riffs, eine gnadenlose Double Bass und böseste Growls – das Ganze gekrönt natürlich wieder von einem tollen Ohrwurm-Chorus. Der Sound der Scheibe ist ebenfalls nicht von schlechten Eltern: Alles kommt fett und mit viel Druck, aber absolut transparent rüber. Von wegen Demo-Qualität – ich habe schon professionell produzierte Alben gehört, die weitaus schlechter klingen. Ich kann nur sagen: Chapeau! Und ich hoffe, das Debüt-Album lässt nicht lange auf sich warten.
CANCER BATS haben sch mit ihrem neuen Werk nicht weit vom Sound ihres Debüts enfernt, aber warum sollten sie auch? Die rotzige Mischung aus Hardcore, Punk (beides natürlich schön old-schoolig) und Metal funktionierte bei „Birthing The Giant“ bereits bestens, was sich auf „Hail Destroyer“ nicht ändern - da kann selbst BILLY TALENT-Sänger Benjamin Kowalewicz nichts ausrichten. Außer ihm sind noch Tim McIlrath (RISE AGAINST) und Wade MacNeil (ALEXISONFIRE) im Studio gewesen und haben sich dem Charme der Combo ergeben. „Hail Destroyer“ rockt von Anfang bis Ende, ohne dem Hörer eine Sekunde Verschnaufpause zu gönnen. Zwar fehlt der absolute Kracher Marke „Golden Tanks“, dafür ist „Hail Destroyer“ kompakter, facettenreicher und ohne Hänger. Wer’s ordentlich krachig-rotzig mag, ist hiermit bestens bedient. Mosh on!
Nach dreizehn Jahren Bandgeschichte haben SIGHTLESS ihr erstes Album fertig und prügeln sich auf „Larvae Of Trinity“ mächtig böse durch die Botanik. Handwerklich solide wird Blastpart an Blastpart gereiht, immer wieder aufgelockert durch Tempo-gedrosselte Passagen, die aber kaum etwas zur Unterscheidbarkeit der Songs beitragen. „Paths Of The Unmaker“ ist leider die rühmliche Ausnahme und nicht die Regel, die meisten Songs rauschen am Hörer vorbei, ohne auch nur einen Hauch Abwechslung zu bieten. Das ist alles nix, SIGHTLESS reihen sich mit ihrem Debütalbum in die lange Reihe gleichförmiger, durchschnittlicher Kapellen ähnlichen Zuschnitts ein.