Nachdem sich die schwedischen CORNERSTONE mit den vorherigen Alben nicht gerade steigerten, gaben sie den Löffel vollends auf und mutierten zu STONEFUZE. Die Band wiederum (wie unter „Bands“ zu lesen) schmiss ja schon in den Neunzigern CDs auf den Markt. Jetzt heißt es also „Back to the Roots“ – und tatsächlich, die Wurzeln schmecken muffig. Vorhersehbarer Otto-Schnauzbartträger-Verbraucher-Metal schlimmster Couleur – irgendwo zwischen Guns And Roses. Was in den Achtzigern bei teutonischen Heavy-Metal-Bands vielleicht zumindest charmant wirkt, geht heutzutage gar nicht mehr. Langweilige Riffs, eine Stimme ohne Identität, Songs und Soli von der Stange, Klischee-Texte wie „Fire and Flames“, „Motor Music“ oder „Pour Some Love“ (nebenbei vielleicht der ödeste Stampfer ever) – da ist der nicht unbedingt fette und selbstproduzierte Sound noch das Beste. Unsäglich bleibt das auch das Ende: Das Ozzy-Feeling versprühen wollende „Unknown“ hat aber auch ein Gutes: Es umschreibt die vermeintliche Zielgruppe.
Ein norwegisches Konzertinstitut beauftragt ein paar Langhaarige, qualitativ hochwertige Musik zu veröffentlichen. Also kommen Grutle, Ivar und Ice Dale (als ob die bei Enslaved nicht schon genug wären…) zusammen mit ein paar coolen Mädels von Fe-mail, und schon ist TRINACRIA fertig, jetzt sogar eine Band. Das Debüt-Album ist eine erstaunliche Reise (Hört, Hört!) durch die Welt des Post-Noise und Extrem-Metal – eine Mischung aus Isis, Cult of Luna – und vielleicht sogar Enslaved? Fest steht, dass diese Scheibe den Hörer über alle Maßen fordert, aber irgendwann auch mit überwältigenden Momenten belohnt. Augen zu und durch ist das Motto – und das im gut gemeinten Sinne. „Travel Now Journey Infinitely“ ist so zäh wie homogen, so schön wie düster, so experimentell wie traditionell so psychedelisch wie 08/15. Genre-Grenzen sind den NorwegerInnen fremd wie stumpfer Stillstand und schüchterne Prüderie. Mit dem Album muss sich der Hörter beschäftigen, es ist sicherlich nicht so innovativ wie gewollt, aber dennoch ungemein interessant. Ist ja auch kein Wunder – wenn Grutle und Co. mitmischen - schönen Dank nochmals an die Institutsleitung.
Wenn mir selbst unser allergrößter RED HARVEST-Fan Memme, der die Norweger über alle Maßen verehrt, erzählt, das neue Album sei großer Mist, dann scheint irgend etwas nicht zu stimmen! Und tatsächlich: „The Red Line Archives“ hat mit den letzten Industrial-Vorschlaghämmern „Internal Punishment Programs“ und „A Greater Darkness“ kaum noch etwas am Hut. Vielmehr handelt es sich hierbei um ein Remixalbum, auf dem Songs vergangener Scheiben wie „Cold Dark Matter“, „Sick Transit Gloria Mundi“ oder eben „Internal Punishment Programs“ verwurstet werden. Hinzu gesellen sich ein paar Stücke, die Zusätze der Marke „Full Version Mix 2008“, „Dunkelheit Version 2008 Mix“ oder einfach nur „Remix 2008“ tragen, was gruseligerweise Erinnerungen an grottige Dance Floor-Acts weckt, deren Fans RED HARVEST aber zum Glück nicht zu befriedigen versuchen. Dennoch ist das Album nahezu komplett elektronisch ausgefallen; die schweren, walzenden Gitarrensalven sind fast vollständig in den Hintergrund gerückt. Stücke wie „Dead“ oder „Last Call“ liegen nun irgendwo zwischen Science Fiction-Soundtrack, kühler Endzeitatmosphäre und LSD-Drogenrausch, womit man auch als stilistisch offenherziger Metaller erstmal klarkommen muss. Hat man sich aber nach zwei bis drei Durchläufen an das synthetische Soundkonstrukt gewöhnt, dann kann man dem albtraumhaften, tatsächlich atmosphärisch-bösen Szenario durchaus etwas abgewinnen, auch wenn hier eine Scheibe vorliegt, die wahrscheinlich eher als Exot in die Geschichte dieser Ausnahmeband eingehen wird…
Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten und an VON BRANDEN dürften sich die Gemüter wahrscheinlich beispielsweise scheiden. Unbestritten sagen kann man wohl, dass der gelegentliche Einsatz eines Schifferklaviers sicher nicht alltäglich ist sowie dass Von BRANDEN auf einigen Songs einen nicht unstimmungsvollen Klangteppich in den Hintergrund legen. Damit dürfte der Konsens dann aber möglicherweise auch schon sein Ende erreicht haben. So lässt sich beispielsweise darüber streiten, ob besagter Klangteppich wirklich im Hintergrund liegt, denn streng genommen ist er über nicht unbeträchtliche Zeitdauer hinweg lauter als der Gesang. Ansichtssache bleibt dabei, ob das nun gut oder schlecht ist, da sich einem über große Teile des Albums hinweg ein wenig die Frage stellt, ob, dem Gesang nach zu urteilen, der Albumtitel deswegen "Scherben" lautet, weil Sänger Solarian von Branden vielleicht ebensolche verschluckt hat. Dabei kann der Mann durchaus auch anders, wenn er nur will- bewiesen auf "Vergessen" und "Winter". Besagtes "Winter", das den Abschluss des Albums bildet, fällt auch als melodischster (und wohl bester) Song des Albums mit einem herrlich fragilen Klavier auf. Dass es sich dabei um ein Tori- Amos-Cover handelt, stellte die Autorin in Unkenntnis des Originals dabei erst bei einem verspäteten genaueren Blick auf die Trackliste fest, es erklärt aber den plötzlichen Anfall von gesanglicher Melodieverbundenheit. "Winter" mit seinen Kontrasten aus ruhigen, schon regelrecht fragilen Elementen auf der einen und harten Gitarren auf der anderen Seite könnte sehr gelungen sein, würde nicht der Gesang es im Refrain in bereits oben schon erwähnter Glasscherben- Manier mehr oder minder kaputt krächzen, was zur Grundstruktur des Liedes leider nicht besonders gut passt. Alles in allem ist "Scherben" also eindeutig eher Leuten ans Herz gelegt, die sich nicht an schon an Death Metal-grenzendem Gesangsstil stören, abrt trotzdem gern sphärische Klänge im Hintergrund haben.
„Wir sind keine Viking-Metal-Band, wir machen „Cantabrian Pagan Metal“ – gibt die Band in der Bio bekannt. Aha. Soso. Spanien also, die Gegend um Santander. Was das Heidnische da ausmacht, ist mir nicht bekannt, wohl aber, dass sich die Musik der Jungs vom Ebro auf viele typische Trademarks beschränkt. Die Kelten lassen dann eben via schräger Flötentöne grüßen („Trasla Galerna“ ist diesbezüglich zeitweise eine Zumutung). Und auch die Breaks und Gitarrenparts klingen manchmal wenn nicht schief dann aber zumindest hakelig. Zumal auch der Sound irgendwie nicht gerade das Met vom Horn ist. So gern ich der Band so viel Gutes attestieren würde wie sie Herzblut in diese Veröffentlichung gesteckt zu haben scheint, eine Band wie Xerion aus Galicien ist diesen Iberen meilenweit voraus. Trotz guter Ansätze wie im flotten „Bellum Cantabricum“ oder im zehnminütigen Abschluss „Lunarian“ ist das Album nur für absolute Paganisten, Komplettisten und Exotisten zu empfehlen.
2002 war die Apokalypse der Verdammten, der BLOODLUST-Nachfolger, ein – äh - eben verdammt hartes Death-Metal-Album polnischer Couleur. Das wäre 2002 auch dieser lateinisch betitelte Bolzen des Hasses gewesen. Nur ist er auf Empire 2005 erschienen (und hier eben erst 2008, mal wieder ein Re-Release von Metal Mind – Hilfe, wie viele Scheiben haben Empire noch raus gebracht und welches Label ist als nächstes am dransten???). Und heute klingt das wirklich gut eingespielte, mit fettem Sound versehene und all den Genre-Größen kaum (aber eben doch) nachstehende Werk wie schon mal gegessen. Klar, es schmeckt aufgrund der kompromisslosen Härte, der abgrundtiefen (aber auch monotonen) Wutgesänge, des hohen Tempos der wilden Soli und der vielen Breaks. Aber es groovt eben zu selten, Eigenständigkeit ist eh nicht erwünscht. Und so werden alle, die von VADER, DEICIDE und Co. nicht genug bekommen, jubilieren. Vielen anderen bleibt statt „Furore“ nur die Langeweile…