Satte drei Jahre hat es gedauert bis MOB RULES mit einem Nachfolger des exzellenten „Ethnolution A.D.“ um die Ecke kamen. Dafür hat das sechste Album der Formation um Sänger Klaus Dirks und Gitarrist Matthias Mineur unter dem Titel „Radical Peace“ wieder mal alles zu bieten was der MOB-Fan hören möchte – melodischer Power Metal mit epischen Fundament, ausgeglichenem Keyboardanteil und instrumentalen Können, sowie einer klassen Gesangsleistung. Bereits der hymnisch druckvolle Opener „Children Of The Flames“ haut dann auch gut rein und zeigt erneut MOB RULES Sinn für thematisch außergewöhnliches (hier der berüchtigte Dr. Mengele), der nachfolgende Track „Trial By Fire“ klingt dank der Gitarren gekonnt nach epischeren IRON MAIDEN, gefällt sofort, lässt das Haupt nicken und setzt sich eindringlich im Ohr fest. Das dämonische „Warchild“ und die mit einem tollen Refrain und fetten Gitarren versehene Single „Astral Hand“ bilden dann eine hochwertige Überleitung zum zentralen Stück von „Radical Peace“. Mit dem über 18-minütigen, in sechs Chapter geteilten Werk „The Oswald File“ holen MOB RULES nämlich zum großen Schlag aus. Die sechs Mannen lassen nämlich hier ihr ganzes Repertoire in den Song über den vermeintlichen Kennedy-Attentäter Harvey Lee Oswald einfließen und generieren so eine klug arrangierte progressive Übernummer das Zeug zum Hit hat. Nach diesem Überteil lassen allerdings „Waiting For The Sun“ und „The Glance Of Fame“ das Album nur noch irgendwie ausklingen – es scheint, als sei hier ein wenig die Luft rausgenommen worden. Anyway – gute Scheibe. Und obwohl „Radical Peace“ in Gänze so nicht an den Vorgängerhammer rankommt, sollte das Album (trotz des mäßigen Artworks - sorry, das hatten wir früher erheblich besser) MOB RULES eine volle Tour und einige neue Fans bescheren.
CONVERGE-Basser Nate hat für die zweite Scheibe seines DOOMRIDERS-Nebenprojekt endlich Nägel mit Köpfen gemacht und bei Mr. Bannons Label unterschrieben und sich Klang-technisch in die Hände von Bandkollege Kurt begeben. Letzteres zahlte sich natürlich aus, auch wenn „Darkness Come Alive“ deutlich anders als der Großteil der letzten Deathwish-Scheiben ist, hat Kurt Ballou seine Klasse bewiesen und der Scheibe einen erdigen, warmen und druckvollen Sound verpasst, der zu dem Riff-basierten Metal wie Arsch auf Eimer passt. Dazu noch ein Artwork von Thomas Hooper, der schon THE HOPE CONSPIRACY visuell veredelte und schon kann nicht mehr viel schief gehen. Ok, die Songs könnten Scheiße sein. Sind sie aber nicht. Gleich mit „Heavy Lies The Crown“ lassen Nate und Co. (u.a. ist noch CAVE IN-Drumtier JR Connors dabei) einen mit fetten Riffs mächtig groovenden Metal-Song auf den Hörer los, der sich dem Charme des Songs plus des catchy Textes nicht entziehen kann. In diesem Stil geht es mit „Bear Witness“ weiter, wo mit jeder Sekunde deutlich wird, dass sich Nate als Sänger enorm verbessert hat und mit seinem kehligen Gesang Akzente setzt. Generell sind die Songs gerade nach vorne raus, mit einer Mischung aus Punk-Attitüde, Metal-Durchschlagskraft und viel Rotzigkeit, und sind atmosphärisch dicht. Schwarz ist die Farbe der Stunde, was in den vereinzelten Doom-Anleihen und schleppenden Songs Marke „Lions“ durchscheint. Aber auch wer sich nicht mit den Texten beschäftigen will, sondern einfach nur zu eingängigen Metal-Songs abschädeln, ist mit „Darkness Come Alive“ richtig. MASTODON, PROBOT, QUEENS OF THE STONE AGE, MOTÖRHEAD und ENTOMBED durch den Mixer gejagt und mit Rotz verfeinert, fertig ist die neue DOOMRIDERS-Scheibe. Grandioses Teil!
2003 machten die Franzosen eine gar schröckliche Scheibe, drei Splits und eine CD weiter kommt jetzt die insgesamt dritte Full-Length. Und siehe da: Im vergleich zum 2003er-Machwerk „Servants of the Beast“ sind TEMPLE OF BAAL richtig gut geworden. Der Sound ist fett, die Gitarren braten, die Stimme klingt dick. Indes: Mit 2003 scheinen die Herren aus ANTAEUS- und GLORI BELLI-Umfeld nüscht mehr zu tun zu haben. Denn statt dumpfem Black Metal fabrizieren die franzacken jetzt eine Mischung aus Black- und Death-Metal. Dabei erinnern sie manches Mal an eine uninspirierte Necrophobic-Kopie. Klingen also, wie die Schweden ohne die großen Melodien. Das muss aber gar nicht schlecht sein, denn der Stilmischmasch (ab und an geht’s sogar ein wenig die Thrash-Luzi ab) kloppt ordentlich den Mörtel aus dem Altbau. Das ist sicherlich alles andere als revolutionär oder gar mit ausgiebiger Langzeitfreude gesegnet, rockt aber für ein Weilchen ganz ordentlich. 666 – bumms. Und aus.
Zwei grundlegende Dinge bekommt man nach dem “Genuss” dieses Albums mit auf den Weg: BANANE METALIK haben den wohl übelsten Bandnamen seit Langem, und Französisch eignet sich für punkigen Rock´n´Roll als Artikulationsform ähnlich gut wie buschmännische Klicklaute für Suicidal Black Metal. BANANE METALIK eiern mit ihrem zahnlosen „Gore´n´Roll“ (vermutlich wegen der wahnsinnig fiesen Gruseltexte…) schon seit knapp 20 Jahren durch die Botanik, lediglich unterbrochen in den Jahren 1995-2005. Und man fragt sich, warum das Quintett diese Pause überhaupt beendet hat, denn „Nice To Meat You“ (was für ein Wortspiel, hossa die Waldfee!) besitzt überhaupt nichts, das eine Empfehlung dieses Albums nach sich ziehen könnte - Simpel-Punkrock mit viel pseudo-abgedrehtem Geschrei, aber ohne echte Aggression oder wenigstens herrlich asoziale Ausstrahlung, dafür aalglatt (wenn auch ordentlich fett und bisweilen etwas höhenlastig) produziert und nirgends wirklich aneckend. Hört Euch nur mal „Chair Et Tendre“ oder „Pussy Cat“ an: zum Davonlaufen! Da machen auch ein etwas gelungenerer Song wie „Plan 69 From Outer Space“ (wieder ein geniales Wortspiel – hossa die Waldfee nochmal!) oder die zwei Bonus-Videos den Kohl nicht mehr fett. Es mag Leute geben, die hier die Inkarnation der zügellosen Originalität erkennen, aber ich greife in Sachen Horror mit Augenzwinkern lieber zu fähigeren Kollegen wie POWERWOLF und Co.. Die sind zwar musikalisch auch nicht gerade innovativer, machen aber (spätestens bei fünf Promille) echt Laune und gehen einem nicht permanent auf die Nüsse!
Wer, wie der Autor dieser Zeilen, nur verständnislos den Kopf schütteln kann, wenn er an eine ACCEPT-Reunion ohne Udo denkt, sollte sich (sofern alt genug, wie der Autor dieser Zeilen aber auch nicht…) gut 20 Jahre zurück erinnern und daran denken, dass so ein Vorhaben schon mal schief lief. Der damalige Sänger hörte und hört auch heute noch auf den Namen David Reece und veröffentlichte mit Wolf Hoffmann und Co. einst ein wirklich gutes, aber kaum akzeptiertes (man beachte hier das gekonnte Wortspiel!) Album namens „Eat The Heat“. Nach nur einem Jahr im Dienste der Kultformation trieb sich der talentierte Sänger hier und dort herum, konnte aber nichts Großes reißen. Mit „Universal Language“ legt Mr. Reece nun ein neues Solowerk vor, für das er mit Gitarrist Andy Susemihl, Bassist Jochen Fünders und ACCEPT-Drummer Stefan Schwarzmann (der allerdings erst lange nach Reeces Ausstieg dort anheuerte) eine anständige Crew gewinnen konnte. Nur leider weiß das Album nur sehr bedingt zu überzeugen, da es schlicht und ergreifend arg banal ausgefallen ist. Von vorne bis hinten rocken dem Hörer absolute 08/15-Nummern entgegen, von denen bis auf das hymnische „Flying Close To The Flame“ (das eher als der „Einäugige unter den Blinden“ herüberkommt) keine einzige Nummer hängen bleibt. Dabei überzeugt vor Allem David Reeces raue, verrauchte, gemäßigte Stimme, die sogar in ihren besten Momenten an Vorzeigebarde Jorn Lande erinnert. Hard Rocker der alten Schule machen mit „Universal Language“ rein objektiv nichts falsch, doch ein Highlight ist das Album echt nicht, sondern eine Scheibe, die ganz sicher im Wust der Veröffentlichungen untergehen wird, da sie einfach zu nichts sagend ausgefallen ist.
Dass hinter THE RUINS OF BEVERAST keine “Band” im eigentlich Sinn steckt, sondern nur ein Einzelner, dürfte sich innerhalb der Szene bereits rumgesprochen haben. Meilenwald, der Vater dieser Wahnsinnskapelle, war seinerzeit Mitbegründer und Drummer der legendären Aachener Referenzband NAGELFAR, was schon Beweis genug dafür sein dürfte, dass es sich hierbei um kein typisches „Selbstverwirklichungsprojekt“ eines pseudointellektuellen Möchtegerneliteschwarzmetallers handelt, sondern um die Umsetzung einer musikalisch abgrundtief düsteren Vision – ähnlich dem Schaffen von Genre-Vorreitern wie (dem frühen) Varg Vikernes oder Quorthon/BATHORY. Meilenwald selbst gibt auch im Zeitalter von „Myspace“ im Gegensatz zu anderen Musikern nicht viel von sich preis, nicht einmal eine offizielle Homepage existiert, braucht es auch nicht. Mit „Unlock The Shrine“ und vor Allem „Rain Upon The Impure“ hat er nebst ein paar Splits bereits diversen Black Metallern das Tor zu extremen Untiefen geöffnet, was auf „Foulest Semen Of A Sheltered Elite“ noch weiter intensiviert wird. Das Album ist ein Monument der Erhabenheit, das sich über weite Strecken sogar in arg doomigen Regionen bewegt. Bisweilen wird das Tempo angezogen, auch Blastspeed-Parts werden nicht gescheut. Immer wieder durchdringen mächtige Chöre und dezenter, fast schon unmerklicher, aber stets präsenter (Keyboard-) Bombast die Szenerie; nie zum Selbstzweck, sondern immer songdienlich und mit Blick auf die durchweg beklemmende Atmosphäre. Wieder mal fast 80 Minuten dauert die Reise durch die Hölle, die am Besten am Stück genossen werden will. „Hits“ findet man hier nicht, aber wer sich, sicher nicht unbegründet, doch langsam herantasten will, sollte die ebenso überragenden wie überlangen Stücke „Kain´s Countenance Fall“ und „Blood Vaults (II – Our Despots Cleanse The Levants)“ ausprobieren, dürfte auf die Schnelle aber hoffnungslos überfordert sein. Egal, wie man es dreht und wendet: das Album ist ein absoluter Meilenstein, der Macher ein Genie, und es ist ein fast schon befreiendes Gefühl zu wissen, dass es noch Extreme gibt, die viele andere Musiker nicht betreten wollen und/oder schlichtweg können.