Bruce Swink war mal bei STONE SOUR aktiv, was drolligerweise im Promozettel zum Victory Records-Debütalbum seiner neuen Band DESTROPHY unterschlagen wird, wo doch sonst mit so was immer geworben wird. Ganz Label-untypisch bedienen sich DESTROPHY im klassischen Heavy Metal und Hard Rock („The Way Of Your World“), erweitert um moderne Einflüsse und eine anständige Portion Härte. Die ist zwar nicht immer da (manche Songs sind schon arg poppig, wie „Why I Hate Goodbye“), aber lässt auch gestandene Metaller den Kauf der Scheibe rechtfertigen. Handwerklich macht den Musiker keiner mehr was vor, gerade wenn Shouter Ari sein volles Potential ausschöpft und sowohl im aggressiven Bereich wie auch bei den episch klingenden cleanen Sachen überzeugen kann. Dazu kommt ein gelungenes Songwriting, das den Wechsel zwischen harten, schnellen Nummern und ruhigen, epischen Rock-Songs schafft und somit eine sehr breit gefächerte Zielgruppe ansprechen dürfte. METALLICA- wie STONE SOUR-Fans gleichermaßen können in die Scheibe bedenkenlos reinhören, selbst aufgeschlossene OZZY-Freunde könnten hier glücklich werden.
Hier kommt für alle, die noch auf ihn warten, der Beweis, dass das Rheinland in musikalischer Hinsicht nicht auf Karnevalsmucke reduziert werden sollte: THE BLACK SHEEP sind vier Mädels aus Köln und sie rocken, was das Zeug hält. Mit "Not Part Of The Deal" legt Band, die gerade als Support für SUNRISE AVENUE unterwegs war, ihr Debütalbum vor und präsentiert darauf eine bunte Mischung aus Rock-, Pop- und Punkelementen. Die Songs gehen alle ins Ohr, und einige, wie der leicht punkige Opener "You Can´t Push Me", geben ziemlich Gas. Das in der Strophe von der Machart (stampfender Rhythmus, etwas atemloser, getrieben wirkender Gesang) her ein klein wenig an OOMPH! erinnernde "My Answer" ist ein klasse Rocksong, der im Refrain in die Vollen geht, aber auch von Midtempo-Songs wie "Bring Us Back" bis zu Balladen wie "Nobody Knows" ist alles vertreten, was "Not Part Of The Deal" zu einem angenehm abwechslungsreichen Album macht. Ein kleiner Wehmutstropfen ist dagegen, dass das Album, so gelungen es an sich auch ist, nicht an die volle Breitseite heranreicht, die die Band ihrem Publikum bei Live-Auftritten zeigt. Auf "Not Part Of The Deal" sind THE BLACK SHEEP gut, aber live sind sie der Hammer, und das volle Rockpotential blieb irgendwie beim Aufnahme- und Produktionsprozess ein wenig auf der Strecke: die Gitarren krachen weniger, der Bass wummert dezenter, und auch die 1A-Rockröhre von Sängerin Charlotte Klauser wurde überraschend zurückhaltend abgemischt und wirkt dadurch viel zahmer. Das ist schade, auch wenn das Ergebnis dadurch sicherlich radiotauglicher ist- aber vielleicht gibt sich der Effekt ja beim zweiten Album...
Anfang 2010 soll das neue Album der Schweden erscheinen, und um die Wartezeit zu verkürzen, gibt es jetzt schon mal eine Handvoll neuer Songs in Form der halbstündigen EP „Linoleum“ zu hören. Und was die Band um Mastermind Daniel Gildenlöw hier abliefert, macht durchaus Lust auf weiteres neues Material. Gleich der Opener und Titeltrack sowie das folgende „Mortar Grind“ schlagen ein wie Granaten. Kommt „Linoleum“ mit seinem LED ZEPPELIN-Einschlag als eine Mischung aus klassischem 70s Rock und modernem alternative Rock daher, kommen bei „Mortar Grind“ ein fettes, doomiges Gitarrenriff und eine Orgel im B-Movie-Sound zum Einsatz. Bei den nachfolgenden Songs, „If You Wait“ und „Gone“, geht es dann insgesamt ruhiger zu. So wird „If You Wait“ bestimmt durch seine spacigen, an PINK FLOYD erinnernden Sounds sowie durch eine ordentliche Portion Pathos im Gesang und steigert sich „Gone“ von einem atmosphärischen, lyrischen Anfang bis hin zu einem brachialen, doomigen Schlusspart. Der folgende „Bonus Track B“ ist kein richtiger Song, sondern besteht aus einer zweieinhalbminütigen Konversation der Band über Sinn und Unsinn von Bonus Tracks, was eine durchaus amüsante Sache ist. Abschließend gibt es mit „Yellow Raven” noch ein Cover eines alten SCORPIONS-Songs zu hören, das für meinen Geschmack zwar deutlich zu getragen ist, hier aber einen schönen Schlusspukt bildet. Zusammenfassend kann man sagen, dass PAIN OF SALVATION mit den vier ersten Tracks von „Linoleum“ hervorragendes neues Material abliefern. Die Songs sind so vielseitig wie spannend geraten und lassen auf ein tolles nächstes Album hoffen.
„The Fuhrer“ hat ein schickes Artwork, immerhin. Thematisch haben sich BEFORE THERE WAS ROSALYN mit Absolutismus und der Korrumpierung durch Macht beschäftigt, allerdings beeinflusst durch den Glauben der Texaner, die sich klar zu ihren christlichen Ansichten bekennen. Auf der anderen Seite macht es die Beschäftigung mit solchen Thesen interessant und erweitert die Diskussion um Aspekte, die sonst nicht aufgebracht werden würden. Wie steht’s denn jetzt aber um die Musik? Ganz ordentlich, soviel ist klar. Natürlich kann eine Band, die sich mit so düsteren Themen befasst, keinen flockigen Punkrock machen, das sit klar. BEFORE THERE WAS ROSALYN sind dann auch konsequent brachial, wobei Metalcore die Grundlage bildet, von der nur selten abgewichen wird. Immerhin verstehen es ist Herren, Abwechslung in ihren Sound zu bringen und einen starken Groove einzubauen, der ihnen die besten Songs und Momente beschert („The Warrior“). Handwerklich ist eh alles im grünen Bereich, genau wie bei der Produktion, aber das ist bei Victory Records-Bands ja auch nicht anders zu erwarten. Ergibt am Ende eine solide Metalcore-Scheibe, die Genre-Fans gefallen dürfte, sofern die Sinn für düsteres Atmosphäre haben.
Nach dem Doppelpack „Hiltia“ & „Wigand“ erscheint nun mit „Asgard“ ein weiterer Re-Release der Grevenbroicher Viking/Pagan/Folk-Band. Und man muss retrospektiv sagen, dass „Asgard“ gegenüber den Frühwerken von Widar, Pagan und Co. (boah, diese originellen Pseudonyme…) einen deutlichen Schritt nach vorne darstellte, auch wenn das Album auch heute noch meilenweit von dem entfernt ist, was in der Zwischenzeit anderorts auf die Beine gestellt wurde (EQUILIBRIUM, die eher traditionell metallischen TARABAS oder OBSCURITY haben deutlich mitreißendere Schlachthymnen zurechtgepult). „Asgard“ überzeugt mit schnellen, kraftvoll produzierten Brechern wie dem Titelsong, dem dynamischen „Pride Was My Desire“ oder dem aggressiven „Mighty Swords“, dagegen geht dem Hörer ein Stück wie „Black Beasts“ mit seinem weiblichen Hintergrundgejaule (die Dame namens Ingeborg Anna lässt sich leider nicht abschalten) nur noch auf die Nüsse. Überhaupt nervt das ewige Geflöte, Gepfeife, Geheule und Geblase über die gesamte Spielzeit tierisch. Hätten sich ADORNED BROOD ausschließlich auf ihre klassische Metal-Instrumentierung, ohne all diesen Ballast, konzentriert, wäre „Asgard“ vielleicht deutlich empfehlenswerter und weniger überladen ausgefallen. So komme auch ich zu einem ähnlichen Fazit wie mein Kollege Mono seinerzeit: „Asgard“ dürfte der Zielgruppe gefallen, enthält als Bonbon zwei Live-Videos vom „Celtic Rock“-Festival 2009 ("Adorned Brood" und "Storm"), ist aber alles andere als essentiell. Daran konnte auch eine knappe Dekade nicht rütteln.
Bei DAMAGE TRESHOLD tummeln sich mit Leuten von u.a. RAWSIDE keine völligen Anfänger mehr. So ist der erste Eindruck der „Four Of A Kind“-EP ein guter, druckvoll produziert und handwerklich gut gibt es sechs old schoolige Songs auf die Rübe, die sich im Hardcore der 90er (New Yorker Schule schimmert immer wieder durch) wohl fühlen. Leider geht der EP das gewisse Etwas ab, das aus soliden Songs gute Songs macht, denn auch wenn hier alles sauber gespielt ist, bleibt wenig beim Hörer hängen. Dazu wird das Thema zu wenig variiert, sind die Crew Shouts zu belanglos und das Songwriting im Endeffekt zu wenig spektakulär, um Ende 2009 mit so einer EP noch einen Hund hinter dem Ofen hervor locken zu können. Solide gemacht ist „Four Of A Kind“, aber ob das reicht, ist fraglich.
Satte acht Jahre nach dem Debüt „Twilight“ hört man mal wieder was von den ERBEN DER SCHÖPFUNG, oder besser gesagt von ERBEN-Gründer Oliver Falk. Denn nach internen Problemen, noch vor Veröffentlichung des zweiten Albums, machte der Rest der Band und das damalige Management (Alex Krull) unter dem Namen der ersten ERBEN DER SCHÖPFUNG-Single „Elis“ weiter. Oliver Falk blieben aber zumindest die Namensrechte. Und unter dieser Firmierung eröffnet der Keyboarder nun neben seiner bisherigen Band WELTENBRAND eine neues Kapitel unter den hoffentlich nicht zu selbstbezogenen Titel „Narben der Zeit“. Dabei setzen die ERBEN DER SCHÖPFUNG weiterhin auf eine Mixtur aus Gothic, fetten Gitarren und elektronischen Elementen, meist in Form von Techno-Beats, sowie engelsgleichen Gesang (Dina Falk) und kreieren so ihren melancholischen Gothic Metal. Im Vergleich zum Erstling geht man dabei zwar einen Tick deftiger und mit mehr Tempo ran, Gesang und Keyboards nehmen den Songs aber dessen ungeachtet öfters mal etwas der gewollten Power. Mit der nicht ganz kitschfreien, aber gut arrangierten Ballade „Homeless“, dem mit Growls versehene, zum Teil atmosphärisch trägem EBM-Track „Leaving“ (auch die Single) und dem harten Banger „Krähenauge“ seien mal ein paar typische Songs zum Reinhören der Zielgruppe anempfohlen. Einen morbiden Song in Folge von „Niemand kennt den Tod“ oder „Doch sie wartet vergebens“ welche die ERBEN DER SCHÖPFUNG damals in die Nähe der erfolgreichen THEATRE OF TRAGEDY rückten bietet das 2009er-Album leider nicht. Die Lichtensteiner ERBEN DER SCHÖPFUNG dürften aber trotzdem sicher viele Schwarzkittel erfreuen, ohne dabei einen Innovationspreis zu gewinnen - „Narben der Zeit“ ist nämlich nicht immer bis ins Detail spannend - dürfte aber gut auf den Tanzflächen funktionieren.
BETWEEN THE BURIED AND ME lasen sich für den Einstieg in ihr neues Werk viel Zeit, das Intro zieht sich über mehr als drei Minuten, um dann in die erste Explosion zu müden und „The Great Misdirect“ einzuleiten. Wirklich verwirren können die Herren aus North Carolina aber nicht, denn schnell wird klar, dass auch die neuen Songs progressiv-brutaler Stoff sind, wie ihn nur wenige Bands hinbekommen – „Colors“ hat das bereits gezeigt. Mit „The Great Misdirect“ gehen BETWEEN THE BURIED AND ME noch verschachtelter, noch komplexer zu Werke und haben gleichzeitig das Brutalitätslevel minimal gesenkt, so dass sich die Scheibe stellenweise mehr nach Progressive Metal als nach Mathcore anhört. In diesen Momenten sind die Songs, so paradox das auch scheinen mag, am nachvollziehbarsten, nur um dann im nächsten Moment wieder völlig abgefahren zu werden. „Disease, Injury, Madness“ ist dafür ein wunderbares Beispiel und mithin der Höhepunkt der Scheibe, in dem die Musiker alle Register ziehen und sich sowohl bei Proggies wie auch bei Metalcore-Kids beliebt machen werden – zumindest bei denen, die einen Song gerne zwanzigmal am Stück hören. Denn die Scheibe braucht viel Zeit, um in allen Facetten aufgenommen zu werden und die zugrunde liegende Schönheit und Genialität zu verstehen. Wer sich darauf einlassen kann und will (vielleicht auch den nötigen Mut dazu hat), wird mit einem Album belohnt, dass den bereits vorzüglichen Vorgänger noch toppt und eine gelungene Symbiose aus Genialität und Wahnsinn, aus Progressive und Brutalität ist.