2020 und starke Comebacks die Vierte. Der Strom an überzeugenden neuen Alben alter Helden reißt nicht ab. Satte 31 Jahre nach dem letzten Longplayer „Concrete Killers“ und 10 nach der offiziellen Reunion hauen uns auch SHOK PARIS ein Knaller um die Ohren, die keinen Altfan enttäuschen wird. Schon der Opener „Full Metal Jacket“ bläst dem glücklichen Hörer nach einem kurzen Intro den Staub aus den Klamotten. Alle Trademarks sind noch vorhanden und trotzdem klingt es frisch und mitreißend. Vic Hixs Reibeisenstimme ist keinen Deut gealtert und Ken Erb geizt weder mit satten Riffs, noch mit geschmackvollen Leads aus der Schenker/Roth Schule. Das folgende treibende „Nature Of The Beast“ hätte auch auf „Concrete Killers“ ein gutes Bild abgegeben. Bei „Metal On Metal“ fängt der Nacken ganz automatisch an zu zucken und es fällt schwer diese Zeilen in die Tastatur zu hämmern, ohne das Teil vor Begeisterung ganz zu zerhacken. „Brothers In Arms“ hat einige old SCORPIONS Reminiszenzen, ohne jedoch irgendwo stumpf abzukupfern. Solche Melodien und Leads muss man erstmal schreiben. Und dass die Herren „Brothers in arms til the End“ sind, nehme ich ihnen zu jeder Sekunde voll ab. Hier klingt nichts gekünstelt oder berechnend. Das ist absolut ehrliche Mucke mit viel Herzblut gespielt. Das folgende „Black Boots“ gehört auf jeden Fall in den Liveset. Ich sehe vor meinem inneren Auge wie die Fäuste nach oben gehen und alle „Run for your life“ skandieren. Das Energielevel ist erfreulich hoch und bei „Hell Day“ bollert auch mal die Doublebass schön durch die Botanik. Beindruckend, dass hier nichts nach müdem Alterswerk klingt. SHOK PARIS sind hungrig, haben Bock und zeigen dem Nachwuchs eindrucksvoll wie energetischer Heavy Metal ohne Kompromisse aber mit ganz viel Melodie zu klingen hat. Das mit schönen Wechseln ausgestattete “Those Eyes“ oder das epische „Symphony Of The Sea“ sind weitere Highlights in einem wunderbar vielschichtigen Album, welches von der Hommage „Up The Hammers“ an das gleichnamige griechische Festival würdig beschlossen wird.
Was mir an „Full Metal Jacket” besonders gefällt: Es ruht sich niemand aus. Allen Instrumenten wird gleichberechtigt Raum gegeben. Nichts ist nur „Dienst nach Vorschrift“. Und auch wenn Drums, Bass, Gitarre und Gesang unabhängig voneinander zu glänzen wissen, bleibt alles harmonisch und songdienlich. Respekt, dass man es sich hier nicht leicht gemacht hat.
„Full Metal Jacket“ würde wunderbar zwischen „Steel And Starlight“ und „Concrete Hammers“ passen und ist trotzdem absolut zeitgemäß. Welcome Back. Traditionsmetaller dürfen sich den 29.05.2020 ganz fett im Kalender anstreichen.
Die aus Süddeutschland stammende Band ENTORX hat mit "Faceless Insanity" ihr nächstes Studioalbum kurz vor der Veröffentlichung.
Für alle Freunde von etwas härteren Tönen und Bands wie DARKANE, REVOCATION, OPETH oder GOJIRA auf jeden Fall zu empfehlen. Death Metal vom Feinsten.
Die musikalischen Fähigkeiten der Jungs sind beeindruckend, und die Produktion der Platte ist außerordentlich gelungen.
Los geht es standesgemäß mit einem düsteren Intro, in welchem die amerikanische Folter-Anwendung auf Guantanamo thematisiert wird.
Gefolgt von dem Opener "Black Dawn", bei dem es bereits schwerfällt, ruhig sitzen zu bleiben.
Beim kurzen akustischen Zwischenintro "Isolation" hat man zum erstem Mal die Gelegenheit, etwas Luft zu schnappen.
Dann kommt mein persönlicher Favorit des Albums, "Madness". Wunderbare Spannungssteigerung innerhalb des Songs, zwei verschiedene Vocals, die mitaneinader spielen und ergänzend noch melodiöse Leadgitarren.
Bei den Vocals wechseln sich über das ganze Album tiefe Growls und hohe Screams ab, ergänzen sich und geben dem Sound der Band eine eigenständige Note. Das Verstehen der Texte ist allerdings selbst Muttersprachlern so nicht möglich. Hier empfiehlt sich der Blick ins Booklet.
Mit gefällt auch sehr gut, dass der Bass seinen Teil zu den Songs beiträgt und einen eigenen Platz im Mix gefunden hat.
Hier findet Ihr noch mehr Infos über die Band:
www.entorx.de
https://instagram.com/entorx_official
www.facebook.com/entorx
www.youtube.com/entorxband
Die Hessen WARLUST wollen es nach ihrem ersten Album „Morbid Execution“ nochmal so richtig wissen. Im Fahrwasser von Bands wie DESTRÖYER 666, DISSCETION und DESASTER holzen Vocalist/Gitarrist Necromancer und Kumpane acht Songs mit ihrer eigenen Interpretation des Genres Black-Death-Warmetal unbarmherzig dem Hörer vor den Latz.
Die musikalische Zerstörung beginnt erst ganz entspannend mit dem Introsong „Death Created Time“ um dann mit „I Spit On Your Grave“ die Messlatte gleich in höheren Regionen anzulegen. Mal wird crustig durchgeprügelt, um dann in DISSECTION-Gitarrenparts überzugehen. Das Ganze wird von der Stimme von Nuktemeron ganz exzellent in Szene gesetzt, da nicht mit leichtem Hall und einer gewaltigen Menge vertontem Rotz gespart wird, was der Musik hörbar gut tut. Teilweise erinnert mich dies alles ein wenig an das Hammeralbum „Rise Of The Serpent Men“ der Götterband AXEGRINDER oder dem Debüt von TIAMAT, „Sumerian Cry“. Die Stimme kann einfach alles, und auch mit einem gut gesetzten "…Uuaaaaah…" wird nicht gespart. Man kann also von dieser Warte erkennen, das hier viel richtig gemacht wurde.
„In The Shadow Of The Alchemyst" fängt sehr straight an und mündet in einen Thrash-Part, der von einer gefälligen Lead-Gitarre unterstützt wird. Danach wird wieder das Gaspedal bis zum Anschlag durchgetreten um dann mit einer cleanen Gitarre ein wenig Abwechslung in die wilde Fahrt zu bringen. Definitiv ein sehr abwechslungsreicher Song, in welchem fast neun Minuten absolut spannend gefüllt werden. Weiter geht’s mit „My Final Sacrifice“, welches mit halbverzerrten Gitarren beginnt um dann langsam in einen schönen, bangkompatiblen Part überzugleiten, der final in ein Prügelinferno mündet. Auch hier setzen die Vocallines einige Ausrufezeichen, und man driftet musikalisch auch gerne mal in reine DISSECTION-Black Metal-Parts ab. Sehr gefälliger Song, der live seine ganze Macht entfalten wird. „Primal & Divine“ beginnt schön groovig, und dann zeigen die Musiker, wie man heutzutage eine gewisse Portion Schmerz und Wut bestens vertont. Innerhalb des Songs passiert sehr viel, und trotzdem behält man immer einen roten Faden im Blickfeld, damit das Lied konsequent nachvollziehbar bleibt. Mit „The Burning Eyes Of Satan“ kommen wir zu einem typischem WARLUST-Thrash/Black-Song, der zwar kein echtes Highlight zu bieten hat, aber Alles im Allem eine mehr als runde Sache ist. Ein echtes Highlight folgt mit „To Fall Apart“. Hier zeigen WARLUST nochmals alle Krallen und rasen durch acht Minuten vertontes Chaos. Konsequent wird mit Thrash-Riffs in Kombination mit sägenden Gitarren geschickt gearbeitet und definitiv ein wahres Metal-Feuerwerk abgeschossen. Gutklassig endet das Album mit „Wolvewhore“, welches den Nacken stark belasten und dem geneigten Hörer ein satanisches Grinsen ins Gesicht zaubern wird.
„Unearthing Shattered Philosophies“ ist ein sehr ambitioniertes Werk geworden, welches jedem Fan von kompromisslosem Metal ein Missionsfest sein wird. Mir persönlich fehlen im musikalischen Bereich noch ein wenig die Alleinstellungsmerkmale. Ohne die zwingenden Vocals wäre die Musik leider zu austauschbar und eindimensional. Hier zeigt sich, welchen enormen Stellenwert ein prägender Gesang auf ein ganzes Album haben kann. Im instrumentalen Bereich fehlen einfach noch ein paar Auflockerungen um die rasanten Parts so richtig in Stellung zu bekommen. Natürlich ist dies Meckern auf höchstem Niveau und soll der Band nur aufzeigen, wie man noch mehr zur eigenen Identität finden könnte. Alles in Allem ein wirklich gutklassiges Album, welches der Zielgruppe einen Kauf wert sein sollte. Allen Anderen wird geraten, wenigstens mal ein Ohr zu riskieren um in die Welt von WARLUST einzutauchen. Mit ein wenig mehr Abwechslung im Songwriting erwarte ich mit dem nächsten Album ein echtes Highlight von der Band! Die Vocals können und müssen bitte so bleiben!
Erfurt im Jahre 1986 – auf die ausgehungerten ostdeutschen Heavy Metal-Fans sollte ein denkwürdiger Tag warten. MACBETH, einer der ersten Heavy-Bands der DDR, hatte zum Konzert geladen, und alle kamen. Polizeilich wurde der Band nach dem Konzert jedwede Zugabe verboten, und dies stieß auf Unverständnis und Wut bei den versammelten Fans, die ihrem Unmut gewaltsam Ausdruck verliehen und mit Straßenschlachten die Volkspolizei nachhaltig verwirrten. Das Resultat sollte dann nicht lange auf sich warten lassen. MACBETH erhielten ein Spielverbot, der Band-LKW wurde lahmgelegt, und weiteres Proben durch die Kündigung des Proberaums unmöglich gemacht. Heavy Metal galt scheinbar in der DDR als gefährlich und als Jugendbewegung zu unlenkbar für den Staat.
Bandumbenennungen, Gefängnisaufenthalte, Wendeirritationen und leider auch zwei Selbstmorde sollten den weiteren Weg der Band pflastern. Danach war bis zu dem Deal im Februar 2009 mit Massacre Records und einigen ausgewählten Konzerten Funkstille bei der Band eingekehrt. Das Album "Gotteskrieger" sollte als zweites Lebenszeichen folgen (nach dem Debut "Macbeth" aus dem Jahre 2006 auf ADN Records), welches gute bis sehr gute Kritiken verbuchen konnte und auch einen Auftritt auf dem Wacken Open Air einbrachte. Es folgten zwei weitere hochklassige Alben auf Massacre ("Wiedergänger" und "Imperium"), bis wir am heutigen Tag angekommen sind und staunend dem 2020er Album "Gedankenwächter" lauschen dürfen und somit den fünften Output der Band vorliegen haben.
Musikalisch erwartet uns auf "Gedankenwächter" wieder ein herrlicher Mix aus feinstem Thrash Metal und zeitgemäßem Heavy Metal, der immer modern, aber punktgenau und zielgerichtet einen musikalischen Einschlag verursacht. Die Stakkato-Gitarrensalven sind an Präzision nicht schlagbar, der Gesang von Oliver Hippauf drückt mit seinen deutschsprachigen, derben Vocals jedem Song einen eigenen Stempel auf, die Drumsalven von Steffen Adolf schließen mit dem originellen Bassspiel von Hanjo Papst jedes Soundloch, und besonders der Gesamtsound aus dem Höllensound-Studio und dem Temple Of Disharmony-Studio gibt dem Album seine letzte Schärfe. Hier wurde in allen Belangen ein wirklich sensationeller Job gemacht.
Besonderes Augenmerk sollte man bei "Gedankenwächter" auf die Texte haben, die nicht nur ein notwendiges Übel für MACBETH bedeuten, sondern ein Ventil um sich intelligent mit den Themen Krieg, religiöser Fanatismus, Propaganda und anderen menschlichen Unzulänglichkeiten auseinanderzusetzen. Hier lohnt sich eindeutig ein konzentriertes Zuhören und Studieren der Songtexte, da Frontsau Hippauf wirklich etwas zu sagen hat und sich den Mund definitiv nicht verbieten lässt.
Hervorheben möchte ich den Eröffnungssong "Friedenstaube", der musikalisch und inhaltlich gleich den zu erwartenden Weg aufzeigt. Ein schönes, cleanes Intro, welches mich ein wenig an "Blood Red Skies" von JUDAS PRIEST erinnert, macht Bekanntschaft mit einem Riff-Inferno, welches man eigentlich von einer Band wie EXODUS gewohnt ist. Eine ganz feine und brutale Gitarrenarbeit, welche durch den makaberen, lyrischen Hintergrund noch verstärkt wird. Mr. Hippaufs aggressiver, aber immer verständlicher Gesang handelt von einem Kampfpiloten, der am Himmel wie eine Tötungsmaschine agiert und jegliche Menschlichkeit vermissen lässt.
-"Suchen und zerstören, das ist meine Welt, Feinde zu töten, ist alles, was zählt"-
Auch der Song "Brandstifter" macht textlich hier keine Ausnahme. Pausenlos wird der Finger in jede auffindbare klaffende Wunde gelegt und nochmal kräftig umgerührt. Sozialkritik kann so einfach formuliert sein.
-"Zu den Waffen rufen sie, doch auf dem Schlachtfeld sieht man sie nie"-
Aus jedem Lied von "Gedankenwächter" fließt ein mächtiges Aggressionspotential, welches sich mit den klaren und teils schmerzenden Texten vereinigt und als Lavastrom zum Thrash-Mountain fließt, während zauberhafte Lead-Gitarren die Haut brennend benetzen! So muss moderner Heavy Metal im Jahr 2020 klingen - modern, zeitlos, brutal, eingängig und laut! Da alle diese Kriterien zu 100% erfüllt werden, das Album bei mir auf Dauerrotation laufen wird, und ich einfach nur noch begeistert bin, kann ich hier nur die beste Bewertung abgeben und wüsste derzeit auch keinen Kritikpunkt oder einen Verbesserungsvorschlag. MACBETH haben einfach alles richtig gemacht, und ich hoffe, dass die Band für dieses Meisterwerk fürstlich von allen Metal-Fans, und damit meine ich wirklich aus allen musikalischen Lagern, belohnt wird!
Großartig und zeitlos, und somit lehne ich mich jetzt ganz weit uns dem Fenster und sage das Wort, mit welchem man immer ganz vorsichtig und sparsam umgehen sollte: Klassiker! Ein verdammter Klassiker! Und nochmals ein Klassiker!
-"Jetzt hält der Tod Einzug in die Stadt, nun kommt zurück, was man entfesselt hat"-
SUBSIGNAL sind aus der einstigen deutschen Prog Metal-Hoffnung SIEGES EVEN entstanden. Und ich dachte, spätestens nach dem Mainstream kompatiblen "Paraíso" anno 2013 würde die Band durch die Decke gehen und wäre nicht mehr aufzuhalten. Doch leider ist dem nicht so. Gleichwohl hat das deutsch-holländische Kollektiv seinen Status, wobei dieser sowohl entsprechend der Güte und beständig hohen Qualität der Alben als auch der Live-Performance nicht ganz angemessen ist.
Die Fans bekommen nun die Gelegenheit, sich SUBSIGNAL live auf Konserve in die Wohnstube zu holen. Wie der aussagekräftige Titel "A Song for the Homeless - live in Rüsselsheim 2019" schon andeutet, ist es der Mitschnitt von einem einzigen Konzert, somit frei von Ein- oder Ausblendungen und gibt eine authentische Version dessen wieder, was die Band live auf der Bühne abliefert. Sänger Arno Menses führt souverän und stimmlich brillant durch die 12 Nummern. Markus Steffens Gitarre beißt um etliches fester zu und härtet so die Songs um einige Nuancen mehr aus. Markus Maiches Keyboard zeichnet dazu verträumt anmutende Melodien, die im Zusammenspiel die Klasse und den Sound von SUBSIGNAL definieren. Der Klang des Livealbums ist druckvoll und differenziert. Großartig, wie beim Opener im Songfinale das Publikum den Rhythmus mitklatscht und so einen zusätzlichen, akustischen Eindruck der Stimmung liefert. Die Auswahl der Songs ist ausgewogen, wobei ich mir neben "Ashes of Summer" noch mehr Nummern aus dem persönlichen, etwas kantigen und bewölkten "The Beacons of Somewhere Sometime" hätte vorstellen können. Das wunderbare "The Bells of Lyonesse" des aktuellen Studioalbums ist in dieser (Live-) Version unfassbar packend, und man kann sich nur wundern, warum so ein Song nicht jedem rockaffinen Hörer bekannt ist. Es ist eine große Freude, dieser spielfreudigen und fabelhaft aufeinander abgestimmten Band zu lauschen. So wundert es nicht, dass ich selbst nach den 73 Minuten noch Muße und Lust auf weitere Songs habe, und stelle hier die Frage: warum hat man nicht ein Doppelalbum daraus gemacht und vielleicht auch ein bis zwei Nummern von SIEGES EVEN zum besten gegeben? Ich kann eben nicht genug von den Musikern und ihren feinen, gehaltvollen und melodiösen Songs bekommen.
SUBSIGNAL gehören, was den melodischen Rock, inkl. leichter Prog-Prägung angeht, zum Besten, was die Republik zu bieten hat, und das großartige "A Song for the Homeless - live in Rüsselsheim 2019" ist ein weiterer Beleg dafür.
A Song For The Homeless - Live In Rüsselsheim 2019
In ein spektakuläres Cover hat das Schweizer Duo AARA sein zweites Album "En Ergô Einai" (zu Deutsch: "In Werk Sein") gehüllt. Zu ihrem Atmospheric Black Metal passt die abgebildete Szene perfekt: abendliche Gasse, schätzungsweise 18. Jahrhundert, eine dunkle Gestalt geht ihres Weges. Damit ist der Hörer optimal darauf eingestimmt, was ihn an musikalischen Abenteuern erwartet.
Glücklicherweise machen AARA nicht den Fehler einiger Bands des Genres und verwechseln Atmosphäre mit Kitsch. Auf "En Ergô Einai" gibt es keine billigen Aldi-Keyboards, keine auf dem Mittelaltermarkt entwendeten Tröten oder überflüssigen Klargesang zu hören. Ganz im Gegenteil: mit einer für Black Metal sehr wuchtigen Produktion, die uns trotzdem alle Feinheiten erleben lässt, fräsen sich "Berg" (Gitarre, Bass, Synths), "Fluss" (Gesang) und Gast-Drummer "J" mit der nötigen Härte und Geschwindigkeit in die Gehörgänge.
Der Opener "Arkanum" beginnt noch mit einem längeren, ziemlich verhuschten Intro, beigesteuert von BLUT AUS NORDs Mastermind Vindsval. Wenn der Song jedoch Fahrt aufnimmt, begreift man, wozu Blastbeats erfunden wurden. Kombiniert mit den verschachtelten, aber trotzdem eingängigen Gitarrenmelodien, hebt man als Hörer zusammen mit der Band in andere Sphären ab. Gänsehaut. Sängerin "Fluss" beglückt uns dazu mit wirklich harschem und bösartigem Gekeife. Diese Kombination macht Spaß, wenn man das im Kontext von Black Metal so formulieren darf. Das Drumming ist bei allen fünf Stücken des Albums exzellent. Hier und da wird sogar das Niveau von Maciej "Darkside" Kowalski (MGŁA) erreicht. Höhepunkt der Scheibe ist der abschließende Track "Telôs", der mit BATUSHKA-Gedächtnis-Coral startet und alle Stärken von AARA auf den Punkt bringt. Grandios!
Fans von melodisch-atmosphärischem Black Metal (und nicht nur die) sollten "En Ergô Einai" unbedingt anchecken und sich von diesem Kleinod begeistern lassen.
ASENBLUT machen nach dem Willen des Label-Flyers unter anderem Musik für geneigte BLIND GUARDIAN-Anhänger. Hier musste ich doch kurz stocken und nachdenken. BLIND GUARDIAN? Wo bitte? Ich habe versucht, auch nur eine kleine Parallele zwischen ASENBLUT und den Krefelder Jungs zu finden, aber leider bin ich hier hoffnungslos gescheitert. Aber eine andere echte Parallele darf bei ASENBLUT nicht fehlen und wird wohl in jedem Review angesprochen werden. Ganz klar, die Göttinger haben schon mehr als einmal AMON AMARTH gehört und bilden die deutschsprachige Version mehr als professionell ab. Von wegen Göttingen ist nur eine beschauliche Studentenstadt, die ansonsten nur die Großfirmen Otto Bock und Sycor zu bieten hat. Mit ASENBLUT zeigt sich die Stadt von einer ganz anderen, zwingenden Seite. Ganz klar, der deutsche Gesang wird den Einen oder Anderen irritieren, aber ehrlich gesagt versteht man nur Fragmente der Texte, welche den Ursprung in der klassischen Mythologie haben. Dafür erhalten viele Refrains durch den "Heimatcharakter" der Sprache einen gewissen Mitsingfaktor und machen live bestimmt einen großen Spaß, der zu gereckten Fäusten führen wird.
"Die Wilde Jagd" besticht durch zehn Songs, die nie in Raserei ausarten, sondern immer nachvollziehbar und elegant komponiert wurden. Klar, jedes der Riffs könnte auch auf einem AMON AMARTH-Album stehen, und auch der Gesang von Schwergewicht Tetzel ist nicht weit von Vorbild Johan Hegg entfernt, aber muss man wirklich von einer Kopie aus der zweiten Reihe sprechen, wie dies hier und da ja leider des Öfteren vorkommt? Für mich ein klares Nein! Natürlich hat man die Originalität nicht mit Löffeln gefressen, aber das ist auch nicht die Intension der Band. Wer seit Jahren so kompromisslos sein Ding durchzieht, dem glaubt man definitiv, dass hinter der Musik und dem Image ein großes Maß an Herzblut steckt und dieses auch kompromisslos gelebt wird.
Aufgepeppt werden die Songs von einer guten und treibenden Melodieführung, welche teilweise sogar an die NWOBHM erinnert, aber durch Tetzel gleich wieder in gewohnte Pfade geführt wird. Für zu viel Innovation ist hier einfach kein Platz, und das ist auch gut so. Fans und solche, die es werden wollen, werden mit einer klaren Songführung, klassischen Choruspassagen, packendem Riffing und einem niemals schwächelnden Gesang belohnt. Auch das gewählte Image, die klischeefreien Bandfotos und die griffigen Refrains, wie z.B. in den Songs "Drachentöter" oder "Seite An Seite", werden bei den Hörern auf offene Ohren stoßen und live bestimmt das Energielevel bei den Fans stark nach oben schrauben.
Zusammengefasst bekommt der geneigte Hörer hier genau das, was er von ASENBLUT zu erwarten hat und kann. Der transparente Sound aus den Soundlodge Studios lässt die episch-stampfenden Melodic-Death-Stücke kompromisslos und hart erscheinen und rundet so "Die Wilde Jagd" erfolgreich ab.
Wie gesagt, auf die deutschsprachigen Texte muss man sich einlassen, aber falls dies kein Problem darstellen sollte, kann man der Band nur zum neuen Album gratulieren und ihr eine mehr als ordentliche Leistung bescheinigen. Mein persönliches Problem ist aber immer noch: Was hat das alles mit BLIND GUARDIAN zu tun?
Jetzt ist tatsächlich Konzentration angesagt. THE HIRSCH EFFEKT haben in der Vergangenheit schon mit vier Full-Length-Alben auf sich aufmerksam gemacht und bringen mit "Kollaps" ihr fünftes Werk auf den Markt. Warum sollte man sich auf ein konzentriertes Hören einstellen? Die Hannoveraner bieten keine 08/15-Musik von der Stange, sondern präsentieren höchstkomplexen, deutschsprachigen Indie-Mathcore, der schon erfolgreich auf Festivals der Größenordnung Wacken Open Air, With Full Force oder dem Euroblast die Zuschauer erfreute und die Reichweite der Band deutlich erhöht hat, was Platz 21 in den deutschen Album-Charts eindrucksvoll untermauert hat. Richtig einordnen kann man die Band nicht, da sie sich aus dem Besten der Bereiche Prog-Metal, Death-Core, Rap, Musical, Pop, wildem Geprügel und leisen Parts bedient und dies zu einem fast unhörbaren Ganzen vereinigt. Unhörbar aber nur fast, da man sich mit dieser Scheibe langfristig auseinandersetzten sollte um die Vielschichtigkeit der Songs zu begreifen.
Fängt es mit "Kris" noch recht seicht und melancholisch an, reißt uns "Noja" sogleich aus unseren Träumen. Die Geschwindigkeit wird erhöht, und die Musiker zeigen selbstbewusst, das sie ihre Instrumente nicht erst seit gestern spielen. Dies gilt im Übrigen für die ganze Platte! Ein Wahnsinn, mit welcher Selbstverständlichkeit völlig wirre Riffs in noch vertracktere Schlagzeugparts zu einem koordinierten Chaos werden. Hier fängt selbst die Musikerpolizei an zu staunen, und ein schnöder 4/4-Rhythmus wird wie selbstverständlich ausgeblendet und nur in Notfällen benutzt.
"Deklaration" beginnt völlig konfus, und dies zieht sich durch den ganzen Song. Zurücklehnen ist hier unmöglich, und mich erinnert das Durcheinander an technischem Hintergrund und völlig abgedrehten Stimmlagen (hier ist echt alles drin) ein wenig an WALTARI, was ja nun wirklich keine schlechte Gesellschaft ist. "Allmende" wirkt trotz pfiffigem Gitarrenspiel ein wenig aufgeräumter und geht glatt als einer der wenigen straighten Songs durch, welcher nur am Ende durch gut gesetzte Breaks ein wenig Ruhepause verspricht.
"Domstol" fängt herrlich entspannend mit einer cleanen Gitarre an und verbreitet mit den fast an Deutsch-Pop erinnernden Vocals ein irgendwie nicht passendes Feeling, welches dann in wüstes Tech-Gefrickel mündet. Ziemlich konfuse Geschichte, aber das kennt man ja mittlerweile schon. "Moments" beweist sich als ein gefühlvoller Appetizer für "Torka", welches uns in ruhige Fahrwasser bringt und uns einen Moment zum Durchschnaufen lässt.
"Bilen" begrüßt den Hörer musikalisch verständlicher als die vorhergehenden Lieder und wird jedem open-minded Core-Hörer ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Der siebenminütige Titeltrack "Kollaps" eröffnet verträumt und irgendwie symphatisch. Manchmal kommen bei mir hier sogar Vergleiche mit neueren Werken von ANATHEMA in den Kopf. Kurzzeitig wird ein wenig aufs Gas gedrückt, aber die chillige Grundstimmung bestimmt ganz eindeutig das Geschehen. Mit "Agera" kommen wir zum letzten Stück von "Kollaps". Hier geht es wieder wild durcheinander, es vereint alle Trademarks der vorhergehenden Songs und lässt den Hörer und den Rezensenten staunend und verwirrt zurück.
Textlich wird die persönliche Auseinandersetzung mit den Werten unserer Welt in den kritischen Fokus genommen. Fragen werden gestellt und damit verbundene Wahrnehmungen gekonnt reflektiert. Die Frage, welche sich mir stellt, ist, warum alle Songtitel in der schwedischen Sprache gehalten sind, der vertonte Kollaps aber dann doch in Deutsch stattfindet. Aber die größte Frage ist noch immer: Was denken sich THE HIRSCH EFFEKT eigentlich bei ihrer Musik? Für mich ist dieses Album fast nicht bewertbar. Ich für meinen Teil kann mit "Kollaps" bestens leben, aber diese Art von Musik wird nicht Jedermanns Sache sein. Von mir eine Kaufempfehlung und an alle Neu-Hirsche der "Tipp", viel und hochkonzentrierte Zeit der Scheibe zu widmen. Daumen hoch im 7/16-Takt!
Old School. Das würde mir einfallen, wenn ich die neue Scheibe von NIGHTTRAIN mit zwei Worten beschreiben sollte.
Schneller Power Metal mit Refrains zum Mitsingen.
Die Bandmitglieder beherrschen allesamt ihre Instrumente, ich hätte mir beim Sound in der Produktion allerdings schon etwas mehr Frische gewünscht.
Die Refrains gehen schon sehr ins Ohr und gefallen mir bei "Monument Of Ignorance" und "Child Of Desire" richtig gut.
Der Gesang in den Strophen ist mir auf Dauer jedoch zu eintönig. Klingt ein wenig nach Andy Deris, nur ohne die hohen Gesangsparts. Da fehlt dann hier doch etwas Range. "My Insanity" ist da wohl ein gutes Beispiel. Der Pre-Chorus ist echt gelungen, aber es fehlt dann eben der fette Refrain danach...
Bei "Almost Perfect" geht es dann ein wenig in Richtung Nu Metal, insbesondere bei den Drums und der Leadgitarre. Das bringt eindeutig Abwechslung rein und ist mein Lieblingstrack, der es auch bei mir auf die Sonnenberg-Metal-Playlist bei Spotify schafft!
Insgesamt fehlt mir über das ganze Album ein bisschen Abwechselung im Songwriting, Qualität beim Sound in der Produktion und ein Wiedererkennungswert. So reicht es diesmal nicht für einen "Tipp", viel falsch machen kann man aber auch nicht, wenn man mal rein hört. Auf jeden Fall müsst Ihr Euch das absolut sehenswerte Video zu "Monument Of Ignorance" angucken. MEGA!
Die 90er Jahre waren, wie kaum ein anderes Jahrzehnt, von nur einer Musikrichtung dominiert, dem Grunge. Folglich taten sich leider viele Metal- oder Hardrock Bands schwer, die ein oder andere blieb auf der Strecke oder rutschte in eine Schaffenskrise.
Als das neue Jahrtausend begann und der Grunge verschwand, hinterließ er aber nicht nur verbrannte Erde, sondern eine Handvoll Bands erstanden aus der Asche und kombinierten, was lange Zeit als nicht kombinierbar galt. THREE DOORS DOWN, STAIND, NICKELBACK, THE CALLING oder SHINEDOWN kreierten einen Musikstil der Metal und Hardrock mit Grungeelementen mischte: den Post-Grunge oder Modern Hardrock.
In genau dieser Spielecke vergnügen sich die Waliser THOSE DAMN CROWS, deren seltsamer Name übrigens vom Vater des Drummers Ronnie Huxford stammt. Jener, selbst als Musiker mit Shirley Bassey, Dusty Springfield und P.J. Proby tätig, ärgerte sich beim Füttern der Vögel im Garten über die Krähen. Das Quintett fand 2014 in Bridgend (Wales) zusammen und hat bisher ein Album mit dem Titel “Murder And The Motive“ 2018 veröffentlicht. Herzstück der Kombo ist der, über jeden Zweifel erhabene, Sänger Shane Greenhall, der mit seiner warmen, weichen Stimme ein ums andere Mal Gänsehaut zu erzeugen vermag. Ich habe schon lange keine Stimme mehr gehört, die mich so in ihren Bann gezogen hat. Leichtfüßig wechselt er von ruhig auf laut, von gefühlvoll auf ekstatisch, von melodisch auf energetisch, bleibt dabei aber immer kraftvoll. Die Musik strotzt gerade so vor Spielfreude und Leidenschaft, so dass es nahezu unmöglich ist, sich ihr zu entziehen. Ich für meinen Teil, kann es kaum erwarten, diese unglaubliche Energie live zu erleben, denn genau dafür scheint diese Musik gemacht. Die Gitarren fungieren hierbei als erdendes Element und werden meist am oberen Ende des Griffbrettes bedient. Der Bass liefert den roten Faden, um den herum sich das Ensemble gruppiert. Alle agieren gleichbedeutend, ähnlich einer Quadriga mit Shane als Lenker, deshalb sucht man auf der Platte ein Gitarrensolo vergebens. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, keinen der Titel hervorzuheben, da jeder Song für sich eine kleine Perle darstellt, aber die Ballade “Never Win“ hat mich als alten Headbanger doch außerordentlich gepackt. Vom Einstieg lediglich mit (echtem) Klavier und Stimme bis zum euphorischen Höhepunkt, spielt diese in einer anderen Liga. Mit ein wenig Glück und gutem Marketing, sollte man dieses Stück in den nächsten Wochen eigentlich im Radio rauf und runter hören können.
Veredelt wurde “Point Of No Return“ soundtechnisch außerdem auf aller höchstem Niveau von keinem geringeren als Colin Richardson (z.B. BULLET FOR MY VALENTINE, MACHINE HEAD) und dem großartigen Andy Sneap (z.B. JUDAS PRIEST, TRIVIUM, MEGADETH).
Hier sind Jungs am Werk, die nur so vor Tatendrang und Ideen strotzen und wer ein bisschen was mit geradlinigem Rock anfangen kann, sollte – nein muss sich diese Scheibe zu Gemüte führen. Am Besten rein ins Auto, Musik laut und Gas!
Die Eingangs genannten Bands mögen zwar zu den Vorbildern dieser Truppe zählen, THOSE DAMN CROWS stehen diesen aber in nichts nach, ganz im Gegenteil.