Tja, was kommt wohl für Musik aus den Boxen, wenn Pelle Gustavsson von NIFELHEIM und Frederik Folkare von UNLEASHED und FIRESPAWN gemeinsame Sache machen? Die Antwort ist eh falsch, da 90% auf eine schwedische Krawallband getippt hätten. Weit gefehlt. Da Pelle wohl einer der größten IRON MAIDEN-Fans auf dem Erdball ist, hat er sich scheinbar gedacht, dass unbedingt ein Album veröffentlicht werden muss, das alle Trademarks der MAIDEN-Monumentalsongs in sich vereinigt. Schon die EP „Rekviem“ wurde für diese eindeutige Anbiederung von der Presse abgefeiert, und nun haben wir es mit der ersten Fulltime-Veröffentlichung „Gravitas“ zu tun, welche eine sehr hohe Erwartungshaltung seitens der Fans und der Presse geschürt hat.
Die Frage ist, kann „Gravitas“ die erhaltenen Vorschusslorbeeren erfüllen? Meiner Meinung nach ein klares: Nein, kann es nicht! Der erste Song „Black Tongue“ kommt gefällig rüber, und besonders Pelles Stimme mag zu begeistern, und man merkt, wie auch auf dem ganzen Album, dass er die Vocals von Vorbild Bruce Dickinson intensiv studiert hat. Das Lied klingt wirklich völlig in Ordnung, aber bei IRON MAIDEN kommt nach langer Aufbauarbeit immer ein Aha-Effekt und ein gigantischer Refrain, welche die gewaltigen und fast nie live gespielten Meisterwerke von den Eisernen Jungfrauen ausmachen. Bei DEAD KOSMONAUT zieht sich dieses Problem des nicht Vorhandenseins durch eigentlich alle Songs.
„Iscariots Dream“, welcher in den Anfangsklängen stark an MAIDENs „Killers“ erinnert, „Vanitatis Profeta“ und „The Spirit Divite“ sind alle gutklassige Songs, für die sich keine Band schämen muss, aber man kommt einfach nicht auf den Punkt, auf den jeder Hörer wartet. Die musikalische Explosion wird einfach ignoriert, und der Refrain von „The Spirit Divite“ kommt fast ein wenig zu poppig durch die Boxen, obwohl ein kleiner Steve Harris-Huldigungspart den Song noch aus der Belanglosigkeit rettet.
Bei „Hell / Heaven“ hatte ich beim ersten Anspielen doch große Ansprüche, da man in über elf Minuten doch sehr viel Meisterhaftes und Opulentes unterbringen kann. Und der Song beginnt auch verheißungsvoll. Ballateske Töne und schöne Lead-Gitarren versprechen einen angenehmen und spannenden Song. Ein Piano versucht, die Spannung zu erhöhen, und man erwartet den Ausbruch eines Vulkans. Und was passiert? Nichts! Am Ende nimmt der Song Fahrt auf, wirkt aber dem Hautthema nicht mehr zugehörig. Hier hätte man ein Monster erschaffen können, aber leider bleibt der Song auf der Strecke. „Gravitas“ ist ein eher unnötiges Zwischenspiel, welches dann in das Intro von „Dead Kosmonaut – Part II“ übergeht. Wieder ein Elf-Minuten-Song und die Frage ist, ob DEAD KOSMONAUT zum Abschluss noch die Kurve bekommen oder ganz aus der Bahn fliegen. Der Song beginnt mit einer tollen Gesangsleistung, die Lust auf mehr macht, und dann kommt sogar ein kleiner Peak, der aber gleich wieder von leisen Klängen erstickt wird. Gefällige Gitarrenleads und eine Orgel untermalen den Song sehr angenehm, aber leider bleibt auch hier das Gesamtbild ruhig und einschläfernd. Wirklich schade, aber man bringt sich selbst um alle Chancen! Die Basis ist ausgearbeitet, die Stimme ist da, aber wo bleibt der Songschreiber, der der Band mal richtig in den Arsch kickt?
Leider haben wir es hier mit einem völlig durchschnittlichen, gar langweiligen Album zu tun. Dies liegt nicht am Können der Musiker, nicht am Sound, nicht an den Fans. Es liegt am Unvermögen der Band, aus einem tollen Unterbau Musik für die Ewigkeit zu schreiben. Eventuell hätte man sich beim Songwriting ein wenig mehr Zeit lassen sollen. In meinen Augen wurde hier eine große Chance einfach liegengelassen, und man steuert den Weg in die Belanglosigkeit an. Schade!
Jetzt wird es albern und vermessen. Die Norweger COURSE OF FATE wollen sich mit Bands wie QUEENSRYCHE ("Operation Mindcrime"), PINK FLOYD ("The Wall"), DREAM THEATER ("Scenes From A Memory") sowohl textlich als auch musikalisch messen und denken tatsächlich, dass nicht jeder Progressive-Fan mit ein wenig Ehre spätestens bei dieser Aussage verächtlich mit den Schultern zuckt und seines Weges geht.
Mit solchen Aussagen wird man konfrontiert, wenn man die Reise durch „Mindweaver“ startet und mit wenig bis gar keinen Erwartungen in die eigene Welt von COURSE OF FATE eintaucht und dann am Ende der Reise ein völlig verschobenes musikalisches Weltbild hat.
Wie genial ist bitte diese Scheibe? Wo kommen die her? Wo wollen die hin? Was soll das alles, und habe ich das nur geträumt?
Aber fangen wir erst mal ganz nüchtern bei den Basics an, die aufhorchen lassen und auf eine außergewöhnliche Laufbahn und eine perfekt geplante Inszenierung hindeuten. Die Songs aus dem Konzeptalbum haben schon einige Jahre auf dem Buckel und stammen genauer gesagt aus dem Jahr 2014. Nach einigen Testaufnahmen in diversen Studios kam man zu der Erkenntnis, dass die Aufnahmen von Gitarre, Bass und Keyboards doch besser im heimischen Studio verwirklicht werden sollten. Man wollte 100% Perfektion erreichen, und mit der gewaltigen Stimme von Gastsängerin Jeanette Heidenstrøm sollte ein weiterer Baustein die Musik von COURSE OF FATE eindrucksvoll bereichern. In den Nobel Street Studios wurde von Arnold Lindberg der letzte Feinschliff vorgenommen, und so wurde „Mindweaver“ mit einem klaren, druckvollen und jederzeit transparenten Sound belohnt. Auch das Coverartwork, welches das Wort „Art“ ganz zurecht in seinem Namen hat, besticht durch die Detailverliebtheit der Band. Hier wurde wirklich alles in Bewegung gesetzt um ein echtes Kunstwerk zu erschaffen.
Da COURSE OF FATE einen großen Schwerpunkt auch auf die textlichen Inhalte gelegt haben, kommen wir kurz noch zu diesem Part von „Mindweaver“. Ein Bewohner des Universums sieht in seinen Visionen das Ende der Welt, welche den Einsturz vom Himmel, Seuchen und eine große Flutwelle beinhalten. Verzweifelt versucht der Mann, Anhänger in der Bevölkerung zu finden, die seine Theorie unterstützen und die Welt vor dem Abgrund retten sollen. Er entdeckt sein Talent, Menschen mit seinen Worten zu überzeugen und zu manipulieren und entfremdet sich aber immer mehr von seiner eigenen Familie, die er schließlich verliert. Er sucht nach Erlösung und ist sich nicht mehr sicher, ob seine Visionen nicht doch nur Träume und Halluzinationen gewesen sind. Auch eine persönliche Geisteskrankheit schließt er fortan nicht mehr aus. Das Ende der Geschichte und das Schicksal der Welt und des Mannes bleibt offen und schreit schon jetzt nach einer Fortsetzung.
Kommen wir jetzt endlich mal zu der Musik. Nach dem Intro „There Is Something Watching“, in dem wir zum ersten Mal mit der fantastischen Stimme von Eivind Gunnesen Bekanntschaft schließen dürfen, kommen wir gleich zum ersten Kracher. „The Faceless Men Part I“. Die Seuche wird eingeschleppt und grandios in DREAM THEATER-Manier vertont und dargeboten. Wie auf der ganzen Scheibe herrscht ein hohes technisches Niveau, welches aber nichts an dem Wiedererkennungswert der Songs ändert. Ein sehr starkes Stück, welches gleich von „Endgame“ mit zwingenden Keyboards und einem ruhigen Gesangspart eingeläutet wird. Man fühlt sich ein wenig an „Into The Electric Castle“ von AYREON erinnert, und dies ist wahrlich ein königlicher Vergleich, der einem Ritterschlag sehr nahe kommt. „Utopia“ ist der Teil der Geschichte, bei der die Anhängerschaft überzeugt werden soll, und nicht nur die Anhängerschaft soll überzeugt werden, sondern auch der Hörer. Eivind begeistert durch seine überzeugenden QUEENSRYCHE-meets-FATES WARNING-Vocals, die von ruhigen Klängen begleitet werden um dann musikalisch komplett ins QUEESNRYCHE-Universum abzugleiten. Tolle Gitarrenmelodien runden das Musikstück perfekt ab. Das ist Musik ganz nahe an der Perfektion. “The Walls Are In“ ist ein gefühlvoller Anspieler für „Wolves“. Hier geht es um die Unsicherheit, ob alles nicht doch eine Halluzination gewesen ist. Hier passiert unglaublich viel, und alle Register eines Progsongs, der etwas auf sich hält, werden mit einer Leichtigkeit ausgespielt, dass es eine wahre Freude ist. Besonders die Six-String-Front kann hier mit ihrem musikalischen Können beeindrucken. Der Mann bedauert sein Schaffen, und dies wird in „Drifting Away“ bemerkenswert vertont. Erinnert tatsächlich an PINK FLOYD in langsamen und getragenen Stücken und lässt einen verzaubert zurück. Man fängt fast an, den Mann zu bedauern. So kann Musik berühren. Großartig! Als Endstück von „Mindweaver“ steuert man geradlinig in QUEENSRYCHE-Gewässern und hält deren Niveau zu jeder Zeit. Ein sowohl musikalisch als auch gesangliches Meisterwerk, in dem AYREON-Keyboardparts einen hohen Stellenwert haben, die die eine oder andere Gänsehaut hinterlassen.
Wenn man bis hierhin gelesen hat, dürfte klar sein, da ich von der Finesse, der Professionalität und besonders der Genialität der Band nicht nur komplett überzeugt bin, sondern tatsächlich mit Haut und Haaren in die Platte eingetaucht bin. Ich habe wirklich keine Ahnung, wie man dieses Prog-Feuerwerk noch toppen könnte, und dabei sprechen wir hier von einem Debutalbum. Dies kann man wirklich nicht alle Tage sagen. Ok, „Operation Mindcrime“ bleibt trotzdem noch auf seinem Thron sitzen und wird dort wahrscheinlich bis in alle Ewigkeit über die Prog-Szene wachen, aber „Mindweaver“ hat sich einen nur minimal kleineren Thron verdient, und COURSE OF FATE greifen mit diesem Meisterwerk tatsächlich nach den Sternen. Wahnsinnig gut und somit alle Daumen in den Himmel!
Seit 2009 betreibt der Multi-Instrumentalist Ron Merz sein Projekt BLOODRED, mit dem er dem angeschwärzten Death Metal huldigt. Rons permanenter Mitstreiter ist seit 2014 der Schlagzeuger Joris Nijenhuis, der auch bei ATROCITY und LEAVES´ EYES sehr kompetent die Stöcke schwingt. Nach einer EP (2014) und einem Album (“Nemesis”, 2016) folgt nun der neueste akustische Anschlag mit dem Titel “The Raven´s Shadow”. Produzent Alex Krull (ATROCITY, LEAVES´ EYES….) hat hier einen richtig guten Job abgeliefert und dem teilweise ziemlich wüsten Geballer einen differenzierten Klang verpasst.
Mit dem Titelsong und dem anschließenden “Immense Hall Of Agony” startet der Longplayer zwar heftig, aber auch mit ziemlich generischem Songwriting. Man hat so das Gefühl, dass jeder Skandinavier, den man nachts um halb drei aus dem Schlaf reißt, ad hoc griffigere Death Metal-Songs schreiben könnte. Mit der nächsten lieblichen Weise namens “Hör Den Tod” ändert sich jedoch nicht nur die Sprache, in der die Lyrics vorgetragen werden (temporär), sondern auch das Niveau (dauerhaft). Das Lied ist ein echter Hit, mehr Black Metal vom Schlage IMPERIUM DEKADENZ als Death Metal, aber mit wunderbaren Gitarrenharmonien versehen und etwas straighterem Schlagzeugspiel. Ganz stark. Das folgende Inferno “Blood On Thy Hands” hält voll dagegen mit Blastbeats und Doublebass galore. Kein Überhit, fügt sich aber gut an dieser Stelle ein.
Mit den anschließenden “Raise The Mound” und vor allem “We Who Ruled The North” treffen BLOODRED wieder voll ins Schwarze. Insbesondere das letztere Stück begeistert mit schleppender Strophe, die in ein Welt-Riff im Midtempo übergeht. Über den Qualitätssong “Shadow Warrior” steuert das Album nicht nur seinem Ende, sondern zwei weiteren herausragenden Stücken entgegen. “Under This Sun” verzückt mit einem brettharten, aber eingängigen Stakkato-Refrain, der dazu animiert, die Birne voller Ekstase gegen alle verfügbaren, härteren Gegenstände zu bangen. Derart ausgeknockt kommt der Schlusstrack “The Northstars Whispers” mit seinem sphärischen Intro gerade recht. Man sollte sich jedoch zügig berappeln um keines der epischen Riffs zu verpassen. Ein kleines Meisterwerk ist BLOODRED da gelungen, das trotz Überlänge zu keiner Sekunde langatmig ist.
Nach durchwachsenem Start überzeugt “The Raven´s Shadow” also auf ganzer Linie und platziert BLOODRED im oberen Drittel der Metal-Bundesliga.
Gabba Gabba Hey! RAMONES meets MISFITS meets Horror-Punk ist hier die Pogorichtung und wird die hungrige Meute nicht enttäuschen. Die Schweden reformierten sich aus der ad-acta gelegten Horrorpunkband THE DEAD NEXT DOOR und bleiben als LEFT HAND BLACK dem alten Gruselimage zu 100% treu. Also, Springerstiefel geschnürt, Karohemd angezogen, Glatze oder Irokesen in Stellung gebracht, und das Tanzbein kann wüst geschwungen werden. Auf 13 Liedern wird den Untoten, den Rachsüchtigen, diversen Zombieritualen, schlechten Horrorfilmen, Virenerkrankungen und anderen unschönen Dingen gehuldigt und gefrönt, dass es eine wahre Freude ist.
Die Songs werden melodisch und straight zelebriert und souverän von der markanten Stimme des Sängers sicher durch das Album getragen, die jeden Refrain zu einem eigenen Meisterstück macht. "Jaws", "Deep Rising“ und "Walking Dead" sind wahre Horrorperlen, die einfach nur gruseligen Spaß machen und die Szene entsprechend aufmischen werden. Da die Songs nicht gleichförmig aufgebaut sind und immer einen Freiraum für treibende Melodien lassen, kommt beim Hören der Scheibe so schnell keine Langeweile auf, zumal die Songlänge nur bei "Your Vice Is A Locked Room" die Drei-Minuten-Grenze überspringt.
Es gibt also keine Zeit zum Verschnaufen, und man kann sich in vollen Zügen und doch relaxt den vertonten Perversitäten von LEFT HAND BLACK hingeben. Ist natürlich alles nur Spaß und erinnert an einen C-Movie-Horrorfilm, der zufälligerweise einen kurzweiligen und einfach genialen Soundtrack genossen hat. Die Band darf und muss einfach solche Texte mit einer großen Spielfreude paaren und wird definitiv nicht nur Zombies, sondern auch geneigte Käuferschichten anlocken.
Live kann ich mir die Band sehr gut in kleinen, verrauchten Clubs vorstellen, aber blicken wir mal in die Zukunft: Solche Musik gehört eigentlich auf die ganz großen Bühnen dieser Welt. VOLBEAT haben dies vorgemacht, und ich wüsste keinen Grund, warum dies nicht auch bei LEFT HAND BLACK klappen sollte, zumal man mit Wolverine Records ein kleines, aber besonders feines Label im Rücken hat, das für einen extrem guten Geschmack im Bereich Rock`n`Roll birgt und sich bei so einer Veröffentlichung bestimmt alle Beine ausreißt (ganz im Sinne der Band…) um den Göteborgern den verdienten Erfolg zukommen zu lassen.
Von mir eine klare Empfehlung für alle Horrorpunks und die, die es mal werden wollen. Die Scheibe macht einfach Spaß und bitte mehr davon, sonst holt Euch "The Army Of Darkness" und befreit "The Devil In Miss Jones". Be careful!
Hallo und Glückwunsch zu Eurem neuen Album, da ist euch ein Werk mit viel Potential gelungen!
Liesa: Vielen Dank für dein Kompliment! Wir sind auch verdammt stolz drauf!
Was sind Eure größten musikalischen Einflüsse und Vorbilder?
Liesa: Den größten Einfluss auf mich hatten 80´s-Rockbands, da die Musik in meiner Kindheit zu Hause hoch und runter gelaufen ist wie zum Beispiel QUEEN, BON JOVI, GUNS ‘N‘ ROSES, SCORPIONS, etc.. Mich persönlich hat dann in den 2000ern der Nu Metal gepackt und ist bis heute eins meiner Lieblingsgenres. Dazu zählen LIMP BIZKIT, LINKIN PARK, P.O.D., PUDDLE OF MUDD, STATIC X und natürlich Crossover von den GUANO APES. Später interessierte ich mich auch stark für NIRVANA, daran ist keiner vorbeigekommen, EVANESCENCE, RED HOT CHILI PEPPERS, SEETHER, FOO FIGHTERS - ich könnte hier noch ewig so weiter machen! Stimmlich haben mich Sandra Nasic, Amy Lee, Avril Lavigne, später dann Hayley Williams von PARAMORE, Lacey Sturm von FLYLEAF und Taylor Momsen geprägt. Dennoch höre ich privat bevorzugt Bands mit Frontmännern.
Erzählt doch mal von den Support-Gigs mit REVOLVERHELD, LIQUIDO und SILBERMOND...
Liesa: Die Supportgigs für REVOLVERHELD und LIQUIDO kamen durch die Bookingagentur ExtraTours zustande, mit denen wir zusammengearbeitet haben. Viel mit den Bands hatten wir aber leider nicht zu tun, ehrlich gesagt wollte ich persönlich niemandem auf den Sack gehen. Zusätzlich hatten wir meist getrennte Backstage-Bereiche und standen somit auch nicht wirklich in Kontakt. Oft hat man den Eindruck, dass die bekannten Bands sich nicht mit ihren Supportbands abgeben wollen. SILBERMOND war damals 2009 in der Thüringen-Halle in Erfurt vor 3000 Leuten über eine Ausschreibung der "Bild"-Zeitung - hier hatte ich das erste Mal Lampenfieber! Hier war ich positiv über das fachliche Feedback unseres Auftrittes von Stefanie Kloß (Sängerin und Frontfrau von SILBERMOND - Anm. d. Verf.) überrascht, die sich unsere Performance wohl tatsächlich angesehen hatte. Sie meinte, wir sollten unseren zweistimmigen Gesang besser ausfeilen - damals hatten wir noch eine weitere Sängerin mit in der Band. Alles in Allem haben wir von Silbermond einen herzlichen und authentischen Eindruck.
Wie kam es denn, dass Ihr in allen deutschen Hardrock-Cafés gespielt habt?
Liesa: Mein Vater hat sich damals um unser Booking gekümmert und hat ganz einfach angefragt, und folgend haben wir gespielt.
Ist für die Post-Corona-Zeit tourmäßig schon etwas in Planung!?
Liesa: Klar! Leider mussten dieses Jahr bereits die meisten Auftritte abgesagt werden, u.a. Support von SILBERMOND in Suhl und auf dem Zwiebelmarkt in Weimar. Unsere Release-Party haben wir vom 01.05.2020 auf den 30.05.2020 verschoben und werden das Konzert live auf Youtube übertragen. Eigentlich warten wir nur darauf, dass wir endlich wieder loslegen können!
Habt Ihr konkrete Ziele und Vorstellungen, wo Ihr als Band hinwollt, und was Ihr erreichen möchtet?
Liesa: Alle Welt soll unsere Musik kennen und im besten Fall auch hören! Mein größter Traum ist es, bei den großen Festivals zu spielen wie Highfield, Rock Im Park & Co.. Zum Deichbrand, Frequency und Area 4 haben wir es ja bereits geschafft!
Da Euer Heimatdorf einerseits Endzeitstimmung ausgelöst hat, auf der andern Seite aber auch Grundlage für Euer großartiges neues Album war... Käme nach erlangtem Weltruhm ein Umzug des Bandhauptquatiers in eine Weltmetrople in Frage?
Liesa: Ich bin absolut keine Großstadtpflanze und brauche den Wald direkt vor meiner Nase. Außerdem bin ich frischgebackene Mama und lerne das Leben in der Provinz noch mal mehr zu schätzen als zuvor. Ein Umzug in eine Großstadt ist für mich also keine Option und sollte der große Durchbruch kommen, zeigt die Coronakrise, dass man im digitalen Zeitalter Kontakt in alle Welt halten kann, und wir sind ja hier nicht aus der Welt und können jederzeit in die Metropolen fahren - bei unseren Gigs ist das ja auch kein Problem.
Zum Abschluss noch ein paar Gear-Fragen: Röhre oder Kemper?
Alex: live Kemper, im Studio Röhre
In Ear oder Monitor Box?
Liesa: Beides! Auf größeren Bühnen In Ear und in kleinen Clubs Monitorboxen - hier sind wir flexibel und kommen mit Allem klar, was man uns hinstellt.
Fender oder Gibson?
Alex: PRS und ESP, haha!
Funk oder Kabel?
Liesa: Wir haben beides, aber cooler sind Kabelmikros, weil man eine lässigere Performance hinlegen kann, und es ist lustig, wenn mitten im Song aus Versehen das Kabel rausfliegt - man will ja auch mal was zum Lachen haben!
Danke, dass Ihr Euch die Zeit für unser Interview genommen habt. Bleibt gesund und vielleicht sehen wir euch ja bald mal auf Tour...
Die Süddeutschen ASPIDIUM lärmen seit 2017 im deutschen Underground und frönen dem Black´n´Death Metal. Ursprünglich entstanden aus einem Soloprojekt von Kurt Jason Kelderer, der seine musikalischen Visionen verwirklichen wollte, wurde aus der Band nach Einstieg des Südtirolers Benni Leiter schnell eine deutsch-italienische Zusammenarbeit, die als Früchte der Arbeit das Album „Manifest“ in 2018 auf den Markt brachte. Jetzt erwartet uns mit „Harmagedon“ das zweite Album der Band, das mit seinen deutschsprachigen Texten, welche gerne auch gesellschaftskritisch sein können, das Tor zur großen Metal-Welt noch einen Spalt weiter öffnen möchte.
Ob dies gelingen wird, dies halte ich leider für sehr fraglich. Ich bin immer ein Freund von Underground-Bands und freue mich für jede Kombo, die den etablierten Bands ein Bein stellen kann und frischen Wind in die Szene bringt. Leider können ASPIDIUM hier kein Bein auf den Boden bekommen. Zu belanglos und austauschbar werden die acht Tracks, welche meistens im Midtempo gehalten sind, auf „Harmagedon“ präsentiert. Klar, es ist alles recht sauber gespielt, und der Gesang klingt auch schön räudig, aber es stellt sich bei mir einfach kein Aha-Effekt ein. Das, was ASPIDIUM hier kredenzen, wurde schon tausendfach besser und origineller gespielt, und auch die eingestreuten Keyboard-Effekte bekommen hier leider die Kuh nicht vom Eis. Natürlich ist dies alles lieb gemeint und mag auch im Freundeskreis oder in der Region beliebt sein, aber mit diesem Werk ernsthaft mit den großen Acts dieses Genres konkurrieren zu wollen, das ist einfach eine Hausnummer zu groß für ASPIDIUM. Mir persönlich gefällt hier gar nicht, was ich schreibe, da man alleine an den Texten merkt, dass hinter dem Bandprojekt schon jede Menge Herzblut fließt, aber es ist nun mal „Jugendzentrum-Black/Death“ (nichts gegen Jugendzentren und ihre Auftrittsmöglichkeiten – Ganz wichtige Sache!), und ich wüsste auch nicht, wie man aus dieser Einbahnstraße ausbrechen könnte. Irgendwie hat sich die Band mit ihrem Sound ein wenig selber limitiert, und es liegt auch nicht an den handwerklichen Leistungen, dass „Harmagedon“ den Hörer einfach nur zum Gähnen bringt. Für die Band hoffe ich, dass ich mit diesem Review völlig daneben liege, und sich doch eine Vielzahl von Abnehmern der Scheibe und deren Musik finden lassen wird. Ich gehöre leider nicht dazu. Sorry, Jungs und Mädels.
Aus dem kleinen Dorf Lauscha in Thüringen machen sich REVOLVING DOOR auf, Schritt für Schritt die große weite Welt zu erobern. Dies könnte ihnen mit ihrem Album "City Of Darkness" durchaus gelingen. Eine stellenweise an GUANO APES erinnernde Mischung aus Alternative Rock und Nu Metal, die gefällt.
Das poppigste Stück der Platte, "Baby Goodbye", hat definitiv raudiotaugliches Hitpotential und ist laut Band "gedacht als Hymne für alle Frauen, die wissen, wie man Spaß hat und stolz darauf sind".
Dass die Vier auch anders können, hört man bereits im Opener "Sick Of It All", mit treibenden Drums und einer ziemlich rockigen Gitarre, die live sicherlich den einen order anderen Konzertzuschauer zum spontanen Hüpfen bringen werden.
Mit "Forever Alone" gibt es auch eine starke melancholische Ballade, bei welcher Sängerin Liesa schon anständig Emotionen rüberbringt.
Die sieben Songs des Albums bieten interessante und abwechslungsreiche 25 Minuten professionell produzierter Unterhaltung.
Gerne mehr davon!
Ready for boarding! STORMWARRIOR melden sich nach einer längeren Auszeit zurück. Bedingt durch diverse Besetzungswechsel müssen wir aber keine Angst um einen markanten Stilwechsel der vier Wikinger haben. "Never change a running system" ist die Devise, und somit erwartet den Hörer wieder teutonischer Speed Metal im Sinne von alten HELLOWEEN, schnellen GAMMA RAY und einer Prise SACRED STEEL.
Geblieben sind pfeilschnelle Riffs, ein sehr dominantes Full-Speed-Drumming und natürlich sehr gut gesetzte Lead-Gitarren-Duelle, welche standesgemäß in Twin-Gitarren-Duellen ausgetragen werden und keine Fragen offen lassen. Technisch ist hier also alles im mehr als grünen Bereich, und das pausenlose Dauerfeuer schreit auch nach einer exzellenten musikalischen Leistung, von der nur die sehr gut gesetzten Refrains ein wenig zum verschnaufen einladen. STORMWARRIOR sind also auch auf „Norsemen“ ihren Trademarks mehr als treu geblieben und liefern genau das ab, was der Fan von den Jungs erwartet hat.
In See stechen wir mit dem Intro „To The Shores Where I Belong“, welches mit Geräuschen der rauen See und einer epischen Melodie gut auf die nächsten Minuten Vollgasmetal einstimmt. Mit „Norsemen We Are“ wird sofort die Marschrichtung vorgegeben. Tolle Gitarrenläufe werden sofort von der markanten Stimme von Lars Ramcke unterstützt und gehen in einen fulminanten Refrain über. So kann ein Album gerne beginnen. „Storm Of The North“ macht keine Gefangenen, sondern zeigt uns, wo der Geschwindigkeitshammer hängt und wie man auch im rasanten Tempo noch einen nachvollziehbaren Song präsentiert. Catchy wird es bei „Freeborn“, welches zwar in den Hintern tritt, aber mit einem sehr gefälligen Refrain aufwartet. „Odins Fire“ ist ein typischer Speed Metal-Stampfer mit schönen Leads, an den sich „Sword Dane“ mit Schwertgerassel anschließt. „Blade On Blade“ und „Shield Wall“ bieten keine großen Überraschungen, fahren weiter auf der klassischen Schiene und sind natürlich hochklassige Stampfer geworden, welche besonders live Spaß machen dürften. Mit „Sword Of Valhalla“ kommen wir zum Abschlusstrack des Longplayers, welcher mit über elf Minuten eine stattliche Länge vorweisen kann. RUNNING WILD meets HELLOWEEN ist hier als grobe Orientierung anzugeben. Hier bekommt der Fan wirklich nochmal alles, was er sich von STORMWARRIOR nur wünschen kann, was in gewohnter Qualität kurzweilig dargeboten wird und an die Tradition von langen Songs auf älteren Alben anknüpft.
Die Story von „Norsemen“ dürfte bei den Songtiteln und besonders beim Coverartwork von Andreas Marschall (KREATOR, RUNNING WILD usw.) klar sein. Es geht natürlich um das Kriegerdasein der alten Nordmänner. Das Leben, das Sterben im Schilderwall, Schwerter und den Einzug nach Walhalla. Hier wurde mit allen gängigen Klischees nicht gespart, und dies passt auch wie die Faust aufs Auge zur Musik. Der Sound kommt ordentlich durch die Boxen, nur manchmal ist das Drumkit von Falko Grau doch ein wenig zu dominant abgemischt, und die Feinheiten der Gitarrenarbeit geraten ein wenig in den Hintergrund. Dies ist ein wenig schade, da besonders die Six-String-Abteilung eine ganze Menge zu sagen hat. Dies schmälert den Genuss von „Norsemen“ aber nur wenig, da wir hier ein wirklich gutes und auch eingängiges Werk vorliegen haben, welches auch nach der Bandpause den Status von STORMWARRIOR innerhalb der Szene weiter festigen und ausbauen wird.
2020 und starke Comebacks die Vierte. Der Strom an überzeugenden neuen Alben alter Helden reißt nicht ab. Satte 31 Jahre nach dem letzten Longplayer „Concrete Killers“ und 10 nach der offiziellen Reunion hauen uns auch SHOK PARIS ein Knaller um die Ohren, die keinen Altfan enttäuschen wird. Schon der Opener „Full Metal Jacket“ bläst dem glücklichen Hörer nach einem kurzen Intro den Staub aus den Klamotten. Alle Trademarks sind noch vorhanden und trotzdem klingt es frisch und mitreißend. Vic Hixs Reibeisenstimme ist keinen Deut gealtert und Ken Erb geizt weder mit satten Riffs, noch mit geschmackvollen Leads aus der Schenker/Roth Schule. Das folgende treibende „Nature Of The Beast“ hätte auch auf „Concrete Killers“ ein gutes Bild abgegeben. Bei „Metal On Metal“ fängt der Nacken ganz automatisch an zu zucken und es fällt schwer diese Zeilen in die Tastatur zu hämmern, ohne das Teil vor Begeisterung ganz zu zerhacken. „Brothers In Arms“ hat einige old SCORPIONS Reminiszenzen, ohne jedoch irgendwo stumpf abzukupfern. Solche Melodien und Leads muss man erstmal schreiben. Und dass die Herren „Brothers in arms til the End“ sind, nehme ich ihnen zu jeder Sekunde voll ab. Hier klingt nichts gekünstelt oder berechnend. Das ist absolut ehrliche Mucke mit viel Herzblut gespielt. Das folgende „Black Boots“ gehört auf jeden Fall in den Liveset. Ich sehe vor meinem inneren Auge wie die Fäuste nach oben gehen und alle „Run for your life“ skandieren. Das Energielevel ist erfreulich hoch und bei „Hell Day“ bollert auch mal die Doublebass schön durch die Botanik. Beindruckend, dass hier nichts nach müdem Alterswerk klingt. SHOK PARIS sind hungrig, haben Bock und zeigen dem Nachwuchs eindrucksvoll wie energetischer Heavy Metal ohne Kompromisse aber mit ganz viel Melodie zu klingen hat. Das mit schönen Wechseln ausgestattete “Those Eyes“ oder das epische „Symphony Of The Sea“ sind weitere Highlights in einem wunderbar vielschichtigen Album, welches von der Hommage „Up The Hammers“ an das gleichnamige griechische Festival würdig beschlossen wird.
Was mir an „Full Metal Jacket” besonders gefällt: Es ruht sich niemand aus. Allen Instrumenten wird gleichberechtigt Raum gegeben. Nichts ist nur „Dienst nach Vorschrift“. Und auch wenn Drums, Bass, Gitarre und Gesang unabhängig voneinander zu glänzen wissen, bleibt alles harmonisch und songdienlich. Respekt, dass man es sich hier nicht leicht gemacht hat.
„Full Metal Jacket“ würde wunderbar zwischen „Steel And Starlight“ und „Concrete Hammers“ passen und ist trotzdem absolut zeitgemäß. Welcome Back. Traditionsmetaller dürfen sich den 29.05.2020 ganz fett im Kalender anstreichen.
Die aus Süddeutschland stammende Band ENTORX hat mit "Faceless Insanity" ihr nächstes Studioalbum kurz vor der Veröffentlichung.
Für alle Freunde von etwas härteren Tönen und Bands wie DARKANE, REVOCATION, OPETH oder GOJIRA auf jeden Fall zu empfehlen. Death Metal vom Feinsten.
Die musikalischen Fähigkeiten der Jungs sind beeindruckend, und die Produktion der Platte ist außerordentlich gelungen.
Los geht es standesgemäß mit einem düsteren Intro, in welchem die amerikanische Folter-Anwendung auf Guantanamo thematisiert wird.
Gefolgt von dem Opener "Black Dawn", bei dem es bereits schwerfällt, ruhig sitzen zu bleiben.
Beim kurzen akustischen Zwischenintro "Isolation" hat man zum erstem Mal die Gelegenheit, etwas Luft zu schnappen.
Dann kommt mein persönlicher Favorit des Albums, "Madness". Wunderbare Spannungssteigerung innerhalb des Songs, zwei verschiedene Vocals, die mitaneinader spielen und ergänzend noch melodiöse Leadgitarren.
Bei den Vocals wechseln sich über das ganze Album tiefe Growls und hohe Screams ab, ergänzen sich und geben dem Sound der Band eine eigenständige Note. Das Verstehen der Texte ist allerdings selbst Muttersprachlern so nicht möglich. Hier empfiehlt sich der Blick ins Booklet.
Mit gefällt auch sehr gut, dass der Bass seinen Teil zu den Songs beiträgt und einen eigenen Platz im Mix gefunden hat.
Hier findet Ihr noch mehr Infos über die Band:
www.entorx.de
https://instagram.com/entorx_official
www.facebook.com/entorx
www.youtube.com/entorxband