Über dreißig Jahre hat die Band MAELSTROM aus New York mittlerweile auf dem Buckel. Zum großen Durchbruch hat es aber nie gereicht, und auch nur zu zwei Demos, eine EP und zwei vorgelagerte Singleauskopplungen stehen auf der Habenseite. Dies ist nicht besonders viel, und scheinbar hatte die Band in der Vergangenheit nie den letzten Willen, das Musikbusiness von unten aufzurollen. Dies wird mit dem ersten Longplayer „Of Gods And Men“ leider auch nicht klappen. Die Gründe erläutere ich nachfolgend.
Die Musik von MAELSTROM ist extrem schwierig in eine Schublade zu stecken. Ich würde es mal als eine Mischung aus Thrash mit proggigen Anteilen beschreiben. Dies geht aber noch nicht weit genug, da MAELSTORM sehr auf orchestrale Parts setzen und der raue und beschwörende Gesang von Frontman Gary Vosganian eher in den Bereich Musical geht und der Scheibe irgendwie eine Art von Zirkus-Charakter verleiht. Klingt anstrengend? Ist es auch!
Auf der musikalischen Seite haben wir viele Pluspunkte. Die Riffs sitzen, die Gitarrensoli haben ein sehr hohes Niveau, und die Drums stopfen jedes Soundloch. Von dieser Seite gibt es nicht viel zu meckern, aber im Gesamtzusammenspiel wirken die Songs banal und an den unmöglichsten Ecken mit Orchesterparts überladen. Hier gilt noch immer: Weniger ist manchmal mehr.
Wenn ich ein Musical hören möchte, dann lege ich das "Phantom Der Oper" auf, und wenn ich New York-Thrash hören möchte, OVERKILL oder ANTHRAX. Ein Mix aus beiden Welten klingt in meinen Ohren fürchterlich, nicht passend und einfach nur aufdringlich. Da ich aber wenig Hoffnung auf eine Entschlackung der musikalischen Linie der Band habe, werden sich MAELSTROM wohl nur wenige Freunde erspielen können. Hier kann auch weiblicher Gesang wie in „Lament Of The Fallen“ nichts mehr retten und treibt die Sache noch einen Zähler weiter auf der Richterskala der nach oben offenen Kitschfaktorbewertungsmaßeinheit (geiles Wort!).
Mir tut es um die einzelnen Musiker leid, da besonders die Gitarrenfront einen tollen Job abliefert, aber das Gesamtpaket ist einfach alles andere und stimmig. Ich kann hier einfach nichts schönreden. Die Musik nervt einfach nur, und somit sollten die einzelnen Mitglieder lieber musikalisch getrennte Wege gehen, und der Sänger sein Glück am Broadway versuchen. Ein Split der Band wäre für alle Beteiligten die bessere Lösung.
Bei dem Berliner/Istanbuler Bandproject BIPOLAR ARCHITECTURE ist der Name tatsächlich Programm.
Auf dem Debüt, der Konzept-EP "The Tragic Protagonist", ist dieser eben auch der Hauptcharakter der Story, und der geneigte Hörer erlebt (s)ein Wechselbad der Gefühle.
Musikalisch wirklich sehr sehr schön umgesetzt. Drei abwechslungsreiche Songs, die ich jedem Liebhaber härtere Töne nur ans Herz legen kann.
Melancholische Melodien und ruhige Parts wechseln sich mit allerfeinsten Djent-Gitarren und disonanten Stellen ab. Dazu kommen noch die Vocals, welche immer (auch in gezupften langsamen Strophen) im Growl-Bereich bleiben. Die Struktur des Songwritings hat stellenweise schon proghafte Züge, jedoch ohne sich dabei zu verfrickeln.
Die Produktion ist top-notch, man merkt hier, dass die Musiker mit modernster digitaler Technik arbeiten und den Umgang damit sicher beherrschen.
Daumen hoch weiter so!
Jetzt sag doch mal einer, dass das Konsumieren von Metal blöd macht. Hier kommen wir nämlich zu einem Album der Kategorie: Schulhefte auf, Klassenarbeit! Jeder, der sich bis zu diesem Moment mit den Texten der dritten Veröffentlichung der kanadischen Band OSYRON auseinandergesetzt hat, wird sich bei der Themenwahl von „Foundations“ zu Hause fühlen und dem geschichtlichen Test gelassen entgegen sehen. Behandelt wird die kanadische Vergangenheit, Identität und die daraus resultierenden Stigmata, Meinungen und Vorurteile gegenüber der kanadischen Kultur und Geschichte. Die Bandbreite der Texte fängt bei der Kolonisierung des Landes an, thematisiert die Vertreibung der Aborigines bis hin zur Kriegsführung im 1. Weltkrieg und der Assimilierung verschiedener ethnischer Gruppierungen. Welcome to Canada!
Derzeit verbindet man Kanada mit traditionellen Heavy Metal Bands, die alle nur das eine Ziel haben: Ihre Musik im Metal-Eldorado Europa an den Mann zu bringen! OSYRON verlassen hier ein wenig die Norm, da man tief im modernen Prog-Metal agiert und gerne auch mal Ausflüge in die Richtungen Symphonic- und Thrash Metal unternimmt. Vergleichen kann man die Band aus Calgary am ehesten mit Bands wie DREAM THEATER, KAMELOT oder auch FATES WARNING. Der Anfangssong „The Cross“ strotzt nur so vor großen Riffelementen, welche Schlagzeuger Cody Anstey immer treibend und sehr fordernd zur Geltung bringt. Da Bassist Tyler Corbett sich auch Gehör verschaffen möchte, beeindruckt er mit filigranen Bassläufen, die sich wunderbar in den Gesamtsound integrieren. Die Vocals von Reed Alton, der über die gesamte Platte eine mehr als solide Gesangsleistung abliefert, und die auch gerne mal etwas rauer sein dürfen, heben die EP von anderen, zu geschliffen wirkenden Bands ab. Gerne wird auch mal, wie bei „The Cross“, eine orientalisch anmutende Melodie ins Mikro gesäuselt, die hier für den einen oder anderen Hinhörer sorgt. Die Gitarrenfraktion von Bobby Harley und Krzysztof Stalmach bietet, wie oben erwähnt, ein exzellentes Rifffeuerwerk und verliert sich dabei auch gerne mal in dominanten, aber immer melodischen Leadgitarren und technisch perfekten Soli. Insgesamt kann man der Band auf „Foundations“ somit eine überzeugende Gesamtleistung bescheinigen, da immer banddienlich gespielt wird und doch jedes Instrument seinen Freiraum behält und komplett ausfüllt.
Die Videoauskopplung „Ignite“ bleibt der typischen OSYRON-Linie treu, wie auch alle folgenden Songs der musikalischen Marschrichtung folgen. Energische Drums, leicht moderner Anstrich, überzeugende Hooks und teilweise unerwartete Melodieführung. Besonders der epische Mittelpart, der effektvoll mit Keyboards begleitet wird, begeistert beim Hören und macht „Ignite“ zu einer würdigen Single. Und wieder erklingen die orientalischen Laute, die den Sound erfolgreich beleben, bei Reed Alton im Schlusspart die Stimmbänder nochmals auf das Maximum treiben, den Fokus einmal mehr auf den Bereich Thrash legen und den Bangfaktor massiv erhöhen.
Die EP ist mit über 28 Minuten keine Mogelpackung. Manche Bands, besonders aus den Gefilden des Black Metals, würden dies als vollwertiges Album verkaufen! Innerhalb der Spielzeit gibt es keinen Lückenfüller, jeder Song steht für sich selber und hat seine eigene Qualität aufzuweisen. Man hört der Band an, dass beim Einspielen von „Foundations“ eine Menge Selbstbewusstsein im Spiel war und das ganz zu recht! Die Musik in ihrem Mix aus verschiedenen Spielarten unserer Lieblingsmusik überzeugt und wird Thrasher, Progger und Traditionalisten gemeinsam dazu bringen, der kanadischen Geschichtsstunde zu lauschen. Wir beenden hiermit die Klassenarbeit und freuen uns auf einen guten Notenspiegel! Die Versetzung war zu keiner Zeit gefährdet.
Ok, ich muss zugeben, von dieser österreichischen Kombo hatte ich tatsächlich noch nie gehört. Kommen wir daher erst zu den knallharten Fakten und erklären, was sich hinter dem Phänomen RAMMELHOF verbirgt. Die Geschichte des sagenumwobenen Rammelhofs beginnt dort, wo das Ende der Welt bereits hinter einem liegt. Der Bandname ist nicht an eine semi-bekannte deutsche Nachwuchsband, welche zufälligerweise auch mit "Ramm…" beginnt, angelehnt und hat auch nichts mit Ponyhof zu tun. RAMMELHOF sind geboren worden um Putin das Fürchten zu lehren, Erdogan das Rocken, Jesus das Erlösen und besonders Deutschland die österreichische Schmäh.
So, da jetzt noch immer wer denkt, dass man hier nicht gut informiert wird, komme ich zu ein paar knallharten Fakten. RAMMELHOF schafften es in alle Medien mit dem Song „Wladimir (Put Put Putin)“, welcher von einem Hörer in der Ukraine entdeckt wurde, ein voller Erfolg in Russland wurde und dann erst die Aufmerksamkeit in ganz Westeuropa erregte. Um die Reichweite von diesem Youtube-Video zu benennen, der Song hat locker 2 Millionen Klicks bekommen, und die Tendenz ist weiter auf dem ansteigenden Ast. Diese Klickzahlen wären der Traum eines manchen, ach so wichtigen Youtube-Influencer und bereiteten der Band einen sehr guten Einstieg in die Musikwelt. Der Song brachte auch noch die Nominierung für den Amadeus Austrian Music Award in der Kategorie Hard`n`Heavy ein. Diverse Festivalauftritte waren die Konsequenz, und somit durfte man RAMMELHOF schon auf dem Wacken Open Air, Nova Rock usw. bewundern und als Support von J.B.O. oder Wolfgang Ambros live erleben. Und scheinbar wird der Rachefeldzug von RAMMELHOF gegen Alles und Jeden auch mit der vorliegenden Scheibe nicht zu stoppen sein.
Das fünfte Album der Österreicher, „Umweltschmutz“, bietet eine bunte Mischung aus genügend Schmäh, Metal, Rock, Rap und diversen anderen Stilrichtungen. Als ganz grobe Richtung würde ich eine Mischung aus der ERSTEN ALLGEMEINEN VERUNSICHERUNG, FALCO und J.B.O. ins Spiel bringen, welche wegen der harten Gangart der Band aber auch nicht ganz zutreffend ist, und jeder Song tatsächlich einen eigenen musikalischen Backround vorweisen kann. Worauf man sich verlassen kann, die Texte bieten genügend Stoff für eine Protestwelle, da die Band scheinbar mit gar keinem Thema Berührungsängste hat. Man muss halt nur genau hinhören, da der Dialekt schon sehr dominant ist.
„Umweltschmutz“ beginnt mit „Rammelhof“, welches eine Hymne oder auch Ode an die eigene Band ist und von einem sehr hohen Selbstbewusstsein der Band zeugt. Musikalisch wechseln sich Sänger General Geri und Sängerin Gina Maschina mit den Vocals ab, und die Band spielt eine launige Mischung aus Rock, Pop und ein wenig Metal. Der Refrain bleibt im Kopf, und man hat einen ersten Eindruck von der Weltanschauung in Rammelhof. Bei „SUV“ wird texttechnisch natürlich gegen eine gewisse Gruppe von Autofahrern gepöbelt, und man wird die ersten Freunde verlieren. Hier wird wirklich jedes Klischee verbraten. Greta, Umweltschutz, Alkohol beim Fahren, Angeberei, Proletentum usw. sind hier gern gesehene Stichwörter, die den Song für SUV-Fahrer nahezu unhörbar machen, obwohl wir es hier mit einer soliden Rocknummer zu tun haben, die musikalisch wirklich nicht weh tut. Bei „Frau Sein“ steigt man gleich schön mit: „I am a woman, MOTHERFUCKER!“ ein und haut natürlich eine Hommage an den gelebten Feminismus raus. Und peng, schon wieder unbeliebt gemacht, obwohl auch die männliche Seite ihr Fett wegbekommt. Naja, dann sind die Fronten halt wieder ausgeglichen. „Brexit“ beginnt leicht punkig und hat einen hohen Wiedererkennungswert. Textlich wird sich mit dem Brexit auseinandergesetzt, und da man sich wieder keine Freunde macht, sind Konzerte auf der Insel wahrscheinlich in weite Ferne gerückt. Ein Einreiseverbot in Russland kann man ja schon vorweisen. „Der Große General“ ist sehr an die E.A.V. angelehnt, und der Refrain ist eindeutig von den PRINZEN geklaut. Ein Schelm, der den Diebstahl nicht bemerkt. „Business Vs. Party“ beginnt mit weiblichen Vocals und Stakkato-Gitarren. Der Text erklärt sich durch den Titel von selber, ist aber musikalisch eher ein wenig belanglos. Jetzt wird es in „Loser“ ein wenig ernsthaft. Ruhige Gitarrenklänge beschreiben das Klassentreffen eines Verlierers, der aber mit sich selbst im Reinen ist und sein Losertum glücklich akzeptiert. Ein wirklich schönes Lied, welches die Band irgendwie von einer menschlichen und sehr sympathischen Seite zeigt. Toller Song mit einem schönen Rock-Gitarrensolo, der Lust auf mehr macht.
„Wos Is Mit Du“ wird RAMMELHOF keine Feinde machen, da die besungene Zielgruppe der oberflächlichen Diskogänger, Pseudo-Modegurus und vor Dummheit strotzenden Ignoranten den Song eh intellektuell nicht greifen wird können. Im Übrigen nennt sich in diesem Fall der Song „Wos Is Mit Die“. Die Band klärt dieses Missverständnis zum Glück am Ende der Liedes noch auf. „Gemma Billa“ fängt ein wenig osteuropäisch an und bleibt von Anfang an in den Ohren. Hier gibt es nichts Aufregendes zu erleben, da der Fokus wieder eindeutig auf den Text gerichtet ist. Als erste Auskopplung kann das Lied auch schon wieder an der 40.000er Klickmarke bei Youtube kratzen, und laut den ersten Kommentaren haben RAMMELHOF hier wieder alles richtig gemacht. Mit „Warum“ wird aus einem Rock-Partykracher ein sehr ernsthaftes Lied, welches um einen Dialog zwischen Mohammed und dem christlichen Pendant geht, welches als Quintessenz hat, dass Religion doch Spaß machen kann.
Tja, in dem Song „Burka“ werden fernöstliche Klänge genutzt um ein sehr brisantes Thema sehr kritisch zu beäugen. Hier zeigt die Band ein großes Maß an Mut, ein solch brisantes Thema zu behandeln. Der Refrain kommt sehr aggressiv durch die Boxen und erinnert jetzt aber doch ein wenig an RAMMSTEIN. Meine Meinung lasse ich jetzt hier mal nicht einfließen, da wir kein politisches Magazin sind und auch nicht werden wollen. Der Text spricht hier für sich. „Urlaub“ beginnt hübsch entspannend und lässt einen ein wenig durchatmen. Natürlich wären es nicht RAMMELHOF, wenn auch die schönste Zeit des Jahres nicht kritisch behandelt würde. Spielverderber! Zum Abschluss des Albums wird es mit „Karfreitag“ wieder ein wenig softrockig, das die Tradition des Karfreitags kritisch behandelt, und natürlich wird man sich hier ein weiteres Mal nicht beliebt machen. Ein Video zu diesem Song dürfte zeitnah auf Youtube zu finden sein.
Alles in Allem bieten RAMMELHOF uns eine schöne Themenmischung, die nicht nur von Spaß und einer heilen Welt handelt, sondern gerne auch nachdenklich und provokant sein darf. Hier ist eindeutig die Trennlinie zwischen RAMMELHOF und Fun-Bands wie J.B.O.. Die Band hat einen großen Anspruch auf eine tiefgründige Message innerhalb der Songs. Diese Message wird musikalisch hoch professionell verpackt und auch gerne mit einem Augenzwinkern vorgetragen. Klar, RAMMELHOF versuchen durch eine große Portion Humor ihr Publikum zu finden, und Manches ist auch wirklich witzig. Mehr Schmäh als METALLICA bieten RAMMELHOF eh, aber ganz kann die Band die teilweisen ernsten Hintergründe ihrer Musik nicht verstecken, und dies hält sich mit dem gesunden Humor eben perfekt die Waage. Auf die musikalischen Fähigkeiten muss ich hier nicht näher eingehen. Das ist alles gut gemacht, und man merkt, dass hier Profis am Werk sind, aber bei RAMMELHOF machen eben die Texte die Musik, und das ist auch gut so. Wie sagt man so schön? Da stehen selbst die Ohren mit offenem Mund da!
FINNTROLL-Sänger Mathias Lillmåns macht jetzt mit den wandelbaren ...AND OCEANS symphonischen Black Metal. „Na, herzlichen Glückwunsch“ ist der skeptische Fan geneigt zu sagen. Aber in der Tat gefällt das Comeback-Album ab Sekunde eins: Denn Vreth himself klingt tatsächlich so frisch wie weiland zu Zeiten von „Ur Jordens Djup“ – und mit kitschigem DIMMU-Bombast hat diese druckvolle Symphonie aus Rumms und Bumms wenig zu tun. Natürlich ist „Cosmic World Mother“ viehisch gut produziert und richtet sich insofern auch nicht an die allseits vertretenen Höhlenmenschen und ihren so furchtbar dreckigen Black Metal. Aber es erinnert eben auch rein gar nichts an die zwischenzeitliche ...AND OCEANS-Experimentierphase, verzichtbare Momente einer Band, die ja schon 1995 mit großem Anspruch begann. Das neue Album der Finnen ist wieder wild und frisch, klingt trotz wohldosierter Industrial-Einflüsse nie klinisch und trotz der Keys mitnichten schmalzig. „Oscillator Epitaph“ bringt es in nicht einmal vier Minuten auf den Punkt: Abwechslungsreiches Tempo, rasante Blastattacken und eindringliche Melodien tauchen den Hörer in ein Wechselbad der Energie, in dem er aber nicht ertrinkt, sondern aus dem er sauber und gestählt auftaucht um wieder kraftvoll zuhören zu können. Noch dazu verstehen es die erfahrenen Musiker, die neben FINNTROLL auch DEATHBOUND, ALGHAZANTH, GLORIA MORTI, CHTHONIAN und noch mehr in ihren Lebensläufen stehen haben, Können und Einflüsse songdienlich zu verpacken und onanieren nicht herum mit ihren Fähigkeiten. Zwischenzeitlich nehmen ...AND OCEANS ein wenig Schmiss raus, erinnern mit sanfteren Phasen wie in „Apokatastasis“ an die großartigen ENSLAVEMENT OF BEAUTY, strafen den in Pomp schwelgenden Hörer aber sofort in eben diesem Song mit einer Knüppelorgie zum Ohrenabschrauben. Klasse-Album, das überhaupt nicht kalkuliert klingt und eine echte Überraschung, mit der niemand rechnen konnte! Und eine Alternative zu den etablierten Acts...
O Herr, halt´ ein in Deinem Segen! Wenn ich schon meine längst verschütteten, katholischen Grundkenntnisse auspacke, muss Fürchterliches vorgefallen sein. Und so ist es! Das australische Quintett SHATTER BRAIN hat in diesen Tagen sein Full-Length-Debüt veröffentlicht und damit die Musikwelt nicht unbedingt bereichert.
Stilistisch ordnet sich die Band selbst zwischen HIGH ON FIRE, MERAUDER und POWER TRIP ein. Das zeugt von gehöriger Chuzpe, denn qualitativ kommen SHATTER BRAIN zu keinem Zeitpunkt an eine dieser Bands heran. Man erinnere sich an das Riff-Feuerwerk, dass MERAUDER seinerzeit auf “Master Killer” abgebrannt hatten. Auf “Pitchfork Justice” bekommt man davon höchstens die Hartz-IV-Version. Die Riffs sind tausendmal gehört und so ausgelutscht wie ein Wassereis bei 39 Grad im Schatten. Bei den Solo-Einlagen verdeutlichen die Gitarristen eindrucksvoll, dass sie das Üben nicht so genau nehmen. Das Gedudel hat teilweise einen beachtlichen Fremdschämfaktor. Der Drummer ist zwar etwas fitter, aber ebenfalls hörbar an seinen Grenzen. Dazu ist das Songwriting an Monotonie kaum zu überbieten, was natürlich auch den eingeschränkten spielerischen Fähigkeiten geschuldet ist. Einzig die Vocals haben sowas wie internationales Format.
Geradezu drollig ist es, wie die Band in ihrem Infosheet mit Stolz anführt, dass Sänger Tom Santamaria (auch wieder katholisch…) mal mit Max Cavalera “Dirty Deeds Done Dirt Cheap” auf einer Bühne intonieren durfte. Meine Güte. Gemessen an den Qualitäten von “Pitchfork Justice” dürfte dies allerdings auch wirklich der Höhepunkt der Bandkarriere bleiben. Jetzt bete ich lieber noch ein paar Rosenkränze um für die nächste Rezension ein besseres Album zu erhalten. Amen.
Das letzte Album „The Path Of The Dark King” liegt noch nicht allzu lange zurück da wird Frankfurts aktivste Power Metal Formation schon wieder mit einer neuen E.P. vorstellig. Wobei sich nur die Songanzahl, nicht jedoch die Spielzeit am E.P. Format orientieren. So bringt es „Metal O‘ Clock“ bei 4 Songs auf eine stattliche Spielzeit von fast 40 Minuten.
Den Anfang macht das vom Vorgängeralbum bekannte „One Strong Voice“. Dieses Mal jedoch als Version mit sage und schreibe 11 Barden und Bardinnen, die alle ihren Part in ihrer Muttersprache performen und die Diversität der Metalszene einerseits, als auch die weltweite Verbundenheit derselben perfekt widerspiegeln.
Das erste von drei neuen Stücken hört auf den Namen „Rage Of Storms“ und ist ein abwechslungsreicher Song, welcher zwischen kraftvollem Midtempo und balladesker Melancholie hin und her pendelt. Bei „The Hammer Shall Return“ wird das Gaspedal das erste Mal so richtig durchgetreten und bildet das musikalische Fundament für das Comeback der vorchristlichen Naturreligionen. Das ist Euro Power Metal aus dem Lehrbuch. Flott und dennoch melodisch.
Da Mastermind Till Oberboßel wenig vom All-Inclusive Pauschalurlaub hält, sondern lieber Zelt und Wanderschuhe einpackt um auch die entferntesten Winkel die Planeten zu Fuß und ohne zivilisatorischen Komfort zu erkunden, handelt der letzte Song „Cathedral Of The Earth“ von der Schönheit und der Einzigartigkeit unseres Planeten. Auf epischen 17 Minuten holt sich die Natur vom Menschen zurück, was rechtmäßig ihr gehört.
Damit wird eine opulente E.P. mit schleppenden Klängen beschlossen, die weit mehr ist als nur ein Anhängsel des letzten Albums und sehr wohl für sich selbst stehen kann.
Power unleashed! Feel the swing of the blade! So ähnlich müssen sich die Bandgründer Laz und Bronson alias Vince Nihil gefühlt haben, als sie die Band KNIFE gegründet haben. „Black Leather Hounds“ ist auf dem Schweizer Label Metalworld Switzerland veröffentlich worden und wird ausschließlich als Musikkassette verkauft, wovon die erste Auflage rasend schnell ihre Abnehmer fand. Das Tape beinhaltet nur zwei Songs, die einen ersten Eindruck von kommenden Ergüssen der Band liefern sollen. Und das funktioniert hervorragend!
Was erwartet uns also auf „Black Leather Hounds“? RUNNING WILD würden jetzt sagen: „Chains And Leather“ und würden damit nicht falsch liegen. Es gibt kein Klischee, welches KNIFE zu banal und zu dröge wäre um es nicht zu benutzen. Angefangen beim grenzwertig-genialen Pseudonym von Sänger Bronson, nutzen KNIFE zu gerne Feuer, Nieten, natürlich Messer, Kutten, Pins, Aufnäher usw. um ein perfektes Image zu kreieren. Das Ganze sieht dann doch ein wenig nach einem Metal-H&M-Katalogbild aus, aber in Verbindung mit der Musik wird aus der ganzen Geschichte definitiv ein passendes, schmutziges Gesamtbild. Hier fühlt man sich rein optisch in die erste Reihe von einem VENOM-Konzert hineinversetzt, und der NIFELHEIM-Sänger kotzt einem bangend auf den Schuh. Das hat Stil, und das macht Sinn!
Die Musik spielt aber keine untergeordnete Rolle. Als musikalische Bühne könnte man die zwei Songs gut unter Black-Speed-Metal-Punk einordnen. Der Titeltrack „Black Leather Hounds“ kommt mit einer Mischung aus Black Metal, Punk und einigen Rock`n`Roll-Ausflügen gut in die Gänge, und die Vocals überzeugen mit einer kauzigen Kreuzung aus TURBONEGRO, ENFORCER und einer gesunden Black Metal-Würzung. Musikalisch kann der eingängige und mit einem genialen Refrain versehene Song durchaus überzeugen, und bei dem IRON MAIDEN-like Solo-Part mit obligatorischen Twin-Gitarren wird auch unserem Konzertnachbarn von NIFELHEIM ganz warm ums Herz und seine Kutte um einen Aufnäher voller.
„Sword Loser“ beginnt als Hommage an MOTÖRHEAD und peitscht wunderbar nach vorne. Tolle Gitarrenmelodien bereiten auf den mehr als gelungenen Refrain vor, welcher besonders auf der Bühne begeistern und für den einen oder anderen Knoten im Publikum führen wird. Hier wird nicht um den heißen Brei herumgeredet, sondern es gibt ohne Vorwarnung auf die Zwölf.
Leider ist hiermit das akustische Fest schon beendet, lässt aber eine große Vorfreude auf eine baldige Longplayer-Veröffentlichung aufkommen. KNIFE haben alles richtig gemacht, eine feine Mischung aus Image und passender Musik generiert und verkaufen ihr Produkt trotzdem ehrlich und dreckig. So muss das sein, und die Band wird noch von sich hören lassen. Jetzt fehlt eben noch eine Schippe Musik obendrauf, und da man mittlerweile eine vollständige Band am Start hat, werden die Hessen wohl bald eine Tour mit (DOLCH) bestreiten. Diese Namensmischung muss einfach sein und bietet für beide Bands nur Vorteile! Fazit: Weitermachen! Genau so!
„Get What You Deserve“ betitelten SODOM in 1994 eines ihrer zahlreichen Alben. Nur dass man bei ULTHAR nicht die verdiente Portion Thrash Metal bekommt, sondern eine gutklassige Portion Old School-Death Metal. Als Vergleichsbands dürfen gerne Namen wie MORBID ANGEL oder INCANTATION genannt werden, wobei besonders die Stimme von Frontmann Steve Peacock an die Letztgenannten erinnert. Und dies ist ja nun wirklich nicht der schlechteste Vergleich.
Es ist also auf „Providence“ definitiv nicht mit Überraschungen zu rechnen. Geboten wird, wie bei den Vorbildern, gut gespielter und technisch versierter Death Metal ohne Sperenzien oder Ausflüge in andere Metal-Spielarten. Das Einzige, das manchmal aus der Rolle fällt, sind die Stimmvariationen von Peacock, der manchmal auch in höheren Gefilden wildert, dabei aber niemals die nötige Derbheit in seiner Stimme vernachlässigt. Einzelne Songs hier zu besprechen, macht bei diesem Review keinen Sinn, da sich die Stücke immer im gleichen Muster bewegen, und die einzige Abwechslung mal ein paar Keyboards und Samples im Intro von „Through Downward Dynasties“ sind, aber das ist eigentlich nicht weiter erwähnenswert und soll nur die Buchstabenanzahl dieses Reviews in die Höhe treiben… Nein, jetzt mal ernsthaft. „Providence“ wird bei den Todesmetallern Anklang finden, die es gerne schnörkellos, direkt und möglichst kompromisslos wollen, und diese werden von ULTHAR auch bestens bedient. Mehr kann man nicht erwarten, und mehr wird auch nicht geboten.
Eventuell sollte auf dem dritten Longplayer ein wenig mehr mit Breaks oder auch mit langsamen Passagen gearbeitet werden. Im letzten Song der Scheibe, „Humanoid Knot“, wird so etwas ein wenig angedeutet und steht der Band eigentlich ganz gut zu Gesicht. Fassen wir zusammen: Sture Death Metaller bekommen hier genau das, was sie verdienen. Songs, die nach dem Prinzip „Augen zu und durch“ runtergespielt werden und spielerisch keine Schwächen aufweisen können. Der Sound aus den Earhammer Studios ist gut auf den Punkt gebracht und passt zum Gesamtbild des Albums. ULTHAR haben also nichts wirklich falsch gemacht, und trotzdem reicht es wegen drohender Langeweile nur zu einem Platz im guten Mittelfeld.
Im 31. Jahr ihrer Existenz würgen SINISTER ihren neuesten Hassklumpen aus den Tiefen ihrer Verdauungsorgane heraus. Das vierzehnte Album des holländischen Todesgeschwaders hinterlässt eine abartige Spur von Eiter, Schleim und Blut und überrollt den Hörer mit totaler Erbarmungslosigkeit.
Abgemischt und gemastert wurde dieses akustische Ekzem von Kristian Kohlmannslehner (POWERWOLF, BENIGHTED, ABORTED, etc.), der auch hier wieder einen fabelhaften Job abgeliefert hat. Denn machen wir uns nichts vor: technisch einigermaßen anspruchsvoller Death Metal muss über einen guten Sound verfügen, damit er genießbar wird. Das soll nicht heißen, dass SINISTER übermäßig technisch vorgehen. Das spielerische Niveau ist zwar sehr hoch, aber nur dem Eigenzweck dienenden Gefrickel ist man nicht verpflichtet. Vielmehr gibt es mächtig was auf die Mütze, etwa im Stile von CANNIBAL CORPSE zu “The Bleeding”-Zeiten, natürlich moderner.
Also alles gut im Staate Holland? Leider nicht ganz. Denn warum SINISTER trotz aller Beständigkeit und großer Qualität nicht an der Spitze der Death Metal-Szene stehen, wird auch an “Deformation Of The Holy Realm” offensichtlich: die Songs sind einfach zu gleichförmig und der Gesang zwar brutal, aber auch reichlich austauschbar. Dem Grunzbeauftragten Adrie Kloosterwaard fehlt es leider an Charisma und der nötigen Portion Wahnsinn.
Es fällt schwer, Anspieltipps auf diesem Longplayer zu geben, da in einem ähnlichen Stil und ohne große Überraschungen durch das Liedgut geschrotet wird. Wer die (absolut gute - nicht dass wir uns missverstehen) Scheibe antesten will, dem sei jedoch “Suffering From Immortal Death” empfohlen. Hundertprozentige Death Metal-Afficionados haben aber trotzdem allen Grund dieses Album zu lieben - und mir für diese Kritik die Knochen zu verfluchen.