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Lamb Of God

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Vier Jahre nach "The Duke" wird nun endlich am 19.06.2020, wenn auch mit einiger Verspätung, das neue, selbst betitelte LAMB OF GOD-Album erscheinen. Vom Stil her schwer einzuordnen, bewegt es sich irgendwo zwischen Metalcore und Death Metal. 
Mit der Produktion setzt die Platte soundmäßig den Maßstab für ein ganzes Genre. 
Da merkt man, dass sich wirklich Zeit genommen wurde um jedes noch so kleinste Detail zu perfektionieren. 
An der Stimme von D. Randall Blythe werden sich wohl wieder die Geister scheiden. Ich finde es nach kurzer Zeit recht anstrengend, dem "Gesang" zuzuhören, besonders bei den hohen Screams. 

Los geht es mit 'Memento Mori", wo es zunächst noch einfühlsam und sanft in der Art eines Intros beginnt. Nach 01:40 Minuten wird uns jedoch ein monströses "Wake up!" entgegen gebrüllt, und der restliche Verlauf des Liedes sprüht vor Wut und Aggressionen. Tiefe Growls dominieren den Gesang, unterlegt von uhrwerkgleichen Drums und schnellen Gitarren, mit steigender Intensität Richtung Ende des Songs. Dass die Platte zum jetzigen Zeitpunkt veröffentlicht wurde, ist gerade bezüglich der aktuellen Situation in den USA sicher kein Wunder, da LAMB OF GOD in ihren Texten politisch schon sehr deutlich gegen das aktuelle System Stellung beziehen. 
"Checkmate" klingt wieder sehr wütend und protestietend, dabei aber leider nicht wirklich abwechslungsreich. Hörer, die ihren Schwerpunkt nicht auf die Lyrics legen, könnte das etwas enttäuschen. 
Das ist bei "Gears" deutlich besser. Rhythmische Gitarren in der Strophe mit tighten Drums und endlich ein Refrain zum Headbangen, Hüpfen und Wiederkennen. Mein Lieblingssong auf der Scheibe. 
Ich fühle mich bei "New Colossal Hate" an aktuelle Thrash-Scheiben a la WARBRINGER oder HAVOK erinnert. Das bringt tatsächlich etwas Abwechslung rein, da sich die Songs sonst schon alle ein wenig ähnlich angehört haben. 
Als radio- oder konzertmäßig hervorstechenden Song, möchte ich die Zusammenarbeit mit TESTAMENTs Sänger Chuck Billy, "Routes", hervorheben. Ein wirklich sehr gelungenes Stück, quasi von Beidem das Beste. 
In "Bloodshot Eyes" gibt es noch ein paar ungewöhnliche Klänge, die an ALICE IN CHAINS erinnern und sogar Passagen mit cleanen Vocals. Einer der stärkeren Tracks. 
Fans werden mit der Platte sicherlich zufrieden sein, inhaltlich ist es auch wichtig, dass eine Band mit solcher Reichweite gerade in der aktuellen Lage in Amerika klar politisch Stellung nimmt. 
Ob damit jedoch Massen an neuen Fans hinzukommen, wird sich zeigen. 
Live habe ich die Band zuletzt auf der SLAYER-Abschiedstournee gesehen, von daher bin ich sehr gespannt, wie die Herren diese Platte in hoffentlich naher Zukunft auf der Bühne präsentieren werden. 

 

Lamb Of God


Cover - Lamb Of God Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 44:50 ()
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Run Riot

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OUTRAGE galten lange als die METALLICA Japans, was vor Allem an den Vocals von Fronter Naoki lag. Nach 4 starken Alben begann auch für OUTRAGE in den 90er eine Suche nach einer neuen musikalischen Identität. Ähnlich wie bei LOUDNESS erschienen dann eine Handvoll Alben, die man nicht unbedingt haben muss. Konsequenterweise kehrte Fronter Naoiki seiner Stammformation dann auch für einige Jahre den Rücken, während der Rest als Trio weitermachte. 2009 kehrte Naoiki zurück und man fand auch musikalisch zu alter Form zurück. Seitdem erschienen drei reguläre Studioalben, welche mit „Outrage“, „Outraged“ und „Raging Out“ (kein Scherz!!) zwar nicht gerade kreativ betitelt, aber umso überzeugender klangen. Nun sind OUTRAGE also mit „Run Riot“ (was genau genommen ja auch nix anderes heißt) wieder am Start.

Nach einem kurzen akustischen Intro startet mit „Edge Of A Blade“ auch sofort ein Thrash Orkan, welcher an frühe FORBIDDEN Zeiten erinnert. OUTRAGE sind immer noch hungrig und treten da hin, wo es wehtut. Das folgende „Blood And Scars“ lässt die NWOBHM Vorliebe der Jungs aus Nagoya durchscheinen und man klingt wie DIAMOND HEAD auf Speed. Aber OUTRAGE bewegen sich durchaus auch aus ihrer Komfortzone heraus und so findet man neben klassischem Thrash Geschrote, welches mal nach Bay Area und mal nach flotten OVERKILL tönt auch ungewöhnliche Töne. Zum Beispiel beim MOTÖRHEAD-lastigen „Silver Screen Hero“ oder dem punkigen „Machete III“. Letzteres handelt übrigens vom dritten Machete Film, von dem es nur eine Vorschau gibt. Herrliches Geschnetzel im All mit Danny Trejo.

Das den regulären Teil abschließende „Are You Ready?“ beginnt erst verhalten im Stil von UFOs „Doctor, Doctor“ um nach wenigen Sekunden in einen melodischen High Energie Thrasher umzuschwenken.

Sound und technische Umsetzung sind einmal mehr State of the Art und Naokis englische Vocals klingen absolut international. Nur der Hetfield taucht in seiner Stimme mittlerweile kaum noch auf.

Dass OUTRAGE in den frühen 80ern als NWOBHM Coverband begannen ist auch heute noch allgegenwärtig. So wird das Album mit zwei Coversongs von TANK und PARALEX gekonnt beschlossen. Der Deluxe-Variante des Albums liegt außerdem noch eine Live-DVD bei, auf der sich OUTRAGE Songs von ANGEL WITCH, WARFARE, VENOM, SAXON und TYGERS OF PAN TANG vornehmen. Starkes Teil.

 

Run Riot


Cover - Run Riot Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 52:9 ()
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Feather Of Truth

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Als vor vier Jahren die Schweizer Speed / Thrash Metaller POLTERGEIST wieder aus der Versenkung auftauchten, war ich schon überrascht wie stark „Back To Haunt“ ausgefallen war. Mit „Feather Of Truth“ setzt die Combo um GURD Gitarrist V.O. Pulver und Sänger André Grieder aber noch einen drauf.

POLTERGEIST vermischen auf einzigartige Weise melodische Gitarren, meist für Thrash Verhältnisse ebenso melodischen Gesang mit halsbrecherischem Tempo und unbarmherziger Härte. Klingt nach Widerspruch? Nur auf dem Papier, denn Songs wie der Opener „Time At Hand“ oder das gnadenlose „The Culling“ beweisen das Gegenteil. Mit dem Titelstück bewegen sich POLTERGEIST dann mal im klassischen Metal und füllen auch diese Rolle vorzüglich aus. Gerade die Gitarrenarbeit von Pulver ist exquisit und er rifft so brutal, wie er filigran soliert. Das ist große Kunst und im Thrash Bereich irgendwie in Vergessenheit geraten. Auf ähnlichem Niveau agierten die Stützer Brüder von ARTILLERY, Sorychta bei DESPAIR oder Ian Tafoya mit CYCLONE TEMPLE und danach wird es dünn.

Aber auch Grieder hebt sich meilenweit von einem Standartthrash-Shouter ab. Von leicht weinerlicher Melancholie bis hin zu bissigem Zetro-Gefauche deckt der Mann eine große Bandbreite ab.

Über weite Strecken drücken POLTERGEIST das Gaspedal bis zum Bodenblech durch, haben aber ein gutes Gespür dafür, wann es mal eine kleine Pause braucht und servieren uns mit „The Godz Of Seven Rays“ einen amtlichen Mid-Tempo Brecher, der auf Grund seiner Melodieführung auch auf dem dritten Album „Nothing Lasts Forever“ eine gute Figur gemacht hätte. Das rasende „Megalomaniac“ ist ein weiteres Highlight auf einem wunderbar kohärenten Album. Alles ist im Fluss und die knappe Stunde rauscht vorbei wie im Flug. Thrash with Class nannte man sowas früher.  

Nur eines machen POLTERGEIST nicht: Poltern!

 

Feather Of Truth


Cover - Feather Of Truth Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 57:33 ()
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Consumed By Fire

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“Ralf, MESSERSCHMITT sind genau Dein Ding. Die Rezi MUSST du machen.” Mit diesen Vorschusslorbeeren schickt mich ein geschätzter Kollege ins Rennen. Also schauen wir mal, ob wir es bei MESSERSCHMITT mit einem Jagdflugzeug oder vielleicht doch eher einem Kabinenroller zu tun haben.

Die Jungs aus Remscheid feiern in diesem Jahr ihr zehnjähriges Bandjubiläum und veröffentlichen passend dazu ihren zweiten Longplayer “Consumed By Fire”. Das Quartett frönt optisch und musikalisch dem Speed- und Thrash Metal der Achtziger Jahre, womit man schon mal viel Geschmack beweist. Entsprechend flott startet das Album mit dem Song “Fairchild”. Rasantes Drumming, schneidende Gitarren, so muss das. Ob dieses Stück allerdings als Opener optimal gewählt ist, sei dahingestellt. Erstens treten MESSERSCHMITT dafür im Mittelteil (zu) kräftig auf das Bremspedal, und zweitens fällt ausgerechnet in den ersten Minuten des Albums sein einziger Wermutstropfen besonders stark ins Gewicht: der Gesang von Maik Jegszenties ist zwar druckvoll, aber im Stimmumfang ziemlich limitiert. In den besseren Momenten erinnert er jedoch angenehm an Brian Zimmermann von ATROPHY, besonders in den schnellen Passagen. Mit dem folgenden Titelsong hauen die Buben allerdings einen richtigen Brecher raus, der einfach Spaß macht und mitreißt. “Psychoqueen” hält das Niveau, bevor mit “The Vanishing Strains” das Tempo etwas rausgenommen wird. Aber nur um auf den Höhepunkt der Scheibe vorzubereiten: der grandiose Knaller “Arms Of Havoc” startet mit einem Killer-Riff und macht überhaupt keine Gefangenen. Das Ding wird es mühelos in meine Liste der Songs des Jahres 2020 schaffen. Kein Zweifel. Weiter geht es mit “A Masterful Bloodshed”, das uns in den ersten beiden Minuten noch etwas Luft im Midtempo verschafft, bevor auch hier die zweite Stufe der Rakete gezündet und die Geschwindigkeit kräftig angezogen wird. Und weil es so schön ist, lässt auch “Hematic Wrath” in der Folge den Schlagzeuger schwitzen, wobei die Gitarren an frühe FLOTSAM AND JETSAM erinnern. Prima. Den Abschluss bildet der etwas zähe Sechsminüter “And I Crave To Die”, der es leider nicht schafft, die Spannung über seine gesamte Spielzeit hoch zu halten.

In der Gesamtschau haben wir es aber mit einem richtig guten Album zu tun, dessen Höhepunkte beweisen, zu was MESSERSCHMITT fähig sind. Einen Killersong wie “Arms Of Havoc” können nur wenige Bands vom Stapel lassen. Den schicke ich jetzt erst mal auf Dauerrotation!

 

Consumed By Fire


Cover - Consumed By Fire Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 8
Länge: 40:22 ()
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Maid In Japan

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Die PRETTY MAIDS gibt es gefühlt eigentlich schon immer. Mit den Größen der Hard Rock / Heavy Metal-Szene stand man auf den Bühnen dieser Welt und konnte einen beachtlichen Bekanntheitsstatus aufbauen, aber man konnte nie ganz aus der zweiten Liga aufsteigen. Warum? Keine Ahnung, an dem angesammelten Songmaterial hat es in jedem Fall nie gelegen. Leider warfen in der Vergangenheit zwei Krebserkrankungen die MAIDS ein wenig weiter zurück, und deswegen ist es umso erfreulicher, dieses Live-Album in der Hand zu halten.

„Maid In Japan“ wurde an zwei Konzerttagen in Tokio aufgenommen, und als Anlass wurde das dreißigjährige Jubiläum von „Future World“ gefeiert. Dieser Klassiker wurde in Japan komplett gespielt und mit diversen weiteren Hits gewürzt. Eine Konstellation, bei der eigentlich nichts schief gehen dürfte, und dies ist auch nicht passiert.

Ein kurzes Intro stimmt den Hörer auf das Album „Future World“ ein, welches dann in Gänze zum Besten gegeben wird. Verglichen mit dem Studioalbum fällt einem sofort der direktere und klarere Sound auf. Hier müssen die Boxen schon auf Höchstleistung arbeiten, und ich muss sagen, das ich selten ein Live-Album mit einer solch grandiosen Soundwand gehört habe. Ich habe keine Ahnung, in wie weit hier im Studio nachgedreht worden ist, aber das ist auch egal. Den Songs tut der Sound wirklich sehr gut und macht das Live-Erlebnis auf dem heimischen Sofa zu einem wahren Ohrenschmaus.

Auf die Songs von „Future World“ hier einzugehen, das wäre Unsinn und langweilend. Die Songs sind allesamt Klassiker und sollten allgemein bekannt sein. Wenn nicht, dann ist dies jetzt der beste Zeitpunkt, diese Lücke aufzufüllen, denn für PRETTY MAIDS-Neulinge ist das Album wie geschaffen. Weiter aufgewertet wird „Future World“ durch weitere Perlen aus dem Repertoire der Band. „Kingmaker“, „Sin-Decade“ und weitere Songs reihen sich nahtlos ein und dürften für die eine oder andere Freudenträne sorgen.

Musikalisch und soundtechnisch wird hier also alles geboten, was man von einem Live-Album verlangen kann. Gerüchten zufolge sollen die Japaner ja ein sehr höfliches und zurückhaltendes Volk sein. Dies scheint sich aber auch auf die Bühnenansagen der Band auszuwirken, die eher an die Ansagen einer elitären Jazz-Band erinnern und nicht an eine Hard´n´Heavy-Legende. Schwamm drüber, eventuell war dies so auch geplant, da das Publikum die Bühne reaktionstechnisch ein wenig spiegelt. Reaktionen kommen auf Aufforderung, sind dann gut hörbar und fallen linear sofort wieder ab. Abgemischt wurde das Publikum auch ein wenig zu leise, und so kommt keine dreckige Livestimmung auf. Ok, das ist Meckern auf höchstem Niveau und schmälert den Genuss der Songs nur im minimalen Promillebereich.

Ein Album, welches band- und fanseitig zum genau richtigen Zeitpunkt veröffentlich worden ist und bei mir und allen Hörern ein Lächeln ins Gesicht zaubern wird. Tolle Musik, toller Sound, tolle Band. Was will man mehr?

 

Maid In Japan


Cover - Maid In Japan Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 15
Länge: 73:36 ()
Label:
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Leblos

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Ein lang erwartetes Album der Thüringer EISREGEN gilt es zu feiern. 25 Jahre Bandgeschichte sind eine lange Zeit, die mit dem vorliegenden Album begangen werden soll. Keine extreme Bandformation hat es in ihrer Geschichte geschafft, die Hörerschaft so zu spalten. Von den Einen mit ihrem Vorgängeralbum „Fegefeuer“ auf einen beachtlichen 17. Platz in den Charts gepusht, und von den Anderen belächelt und verteufelt. Und so werden EISREGEN auch mit Album Nummer 14 die Metal-Gemeinde mit ihren morbiden Texten und ihrer radikalen Tonkunst nicht einen können. „Leblos“ kommt zum Bandjubiläum mit einer Bonus CD, die wir später genauer (oder auch nicht) betrachten werden.

„Leblos“ beginnt“ mit dem Song „Ruhet Sanft“, welcher ganz entfernt an das „Schlaflied“ von den Ärzten erinnert. Mit dieser Formation wurden EISREGEN bestimmt noch nie verglichen. Natürlich ist die Stimme von Herrn Roth wieder mit einem rollenden rrr-Ton verheiratet, und der morbide Text passt gut zu dem mit Keyboard und leisen Gitarren begleiteten Song. Am Ende wird der Song ein wenig härter, bleibt aber immer noch sehr episch und trägt eine ganz eigene Stimmungslage in sich. Gefällt mir als Opener sehr gut.

Weiter geht es mit „Pechschwarz“, das sehr abwechslungsreich gestaltet ist. Klassische Metal-Gitarren treiben den Song gut nach vorne, und der typische EISREGEN-Gesang macht ihn zu einem typischen Song der Marke EISREGEN, obwohl der Refrain auch gerne von den APOKALYPTISCHEN REITERN hätte sein können. Ein sehr direkt ausgeführter Track, der sich als gutklassiger EISREGEN-Song platzieren kann.

Jetzt wird einen Gang hochgeschaltet. „Erstschlag“ bedient sich bei den Black Metal-Wurzeln der Band, die scheinbar nicht vergessen hat, aus welchem Loch sie vor 25 Jahren gekrochen ist. Hier wird nach Herzenslust geblastet und geprügelt. Hier muss man aber auch ein wenig kritisch werden und nicht alles durch die rosafarbene EISREGEN-Brille sehen. Echten Black Metal können andere Bands wesentlich besser, und eine volle Scheibe mit Songs wie „Erstschlag“ von einer Newcomer-Band wäre in der Presse keine Erwähnung wert. Leider ein ärgerlicher und unnötiger Song.

Besser wird es mit „1000 Jahre Nacht“. Schöne Piano- und Geigenklänge bilden einen passenden Songeinstieg. Ein feines Songkonzept macht das Lied hörenswert und einzigartig. Oder kennt Ihr eine Band, welche das Thema Vampir aus der Sicht eines solchen beschreibt? Dazu noch, hat der Vampir keine Lust mehr auf sein düsteres Dasein und wählt den Freitod in der Sonne. Wirklich sehr interessanter Ansatz und fernab aller Klischees. „1000 Jahre Nacht“ bleibt im Ohr hängen, der Refrain ist überaus gelungen, und somit kann man EISEREGEN hier einen echten Hit bescheinigen. Wirklich sehr gut gemacht.

Kommen wir zum Titeltrack der Scheibe. „Leblos“ kommt gitarrenseitig eher wie ein Hardrock-Song rüber, der von hübschen Geigenmelodien begleitet wird. Ansonsten kann man zu dem Song nicht viel sagen. Hier bleibt einfach zu wenig hängen, und musikalisch passiert auch nur Belangloses. Definitiv kein Stück für die Ewigkeit.

In „Schlachtraum“ wird textlich wieder alles gegeben. Ein typisch provozierender EISREGEN-Text, der grob an den Kannibalen von Rotenburg angelehnt ist. Die Geschmäcker können verschieden sein, und Lyrikästhetiker sollten den Genuss des Textes besser vermeiden. Musikalisch tut sich in „Schlachtraum“ nicht viel, aber der Refrain kann überzeugen und trägt den Song souverän durch die Spielzeit.

Es wird wieder ein wenig ruhiger. „Atme Asche“ fängt melancholisch an um dann in einen Black Metal-Part überzugehen. Die Geige übernimmt den Part der Leadgitarre und führt so den Song. Mich kann der Song nicht wirklich überzeugen. Ein typischer Durchschnittssong.

„Mein Leichenwerk“ ist textlich an Frankenstein angelegt. Stampfende Drums und schöne Piano-/Gitarrenmelodien weisen den Weg durch den Song. Ganz hübsch gemacht, aber leider wieder kein Volltreffer. Der Wiedererkennungswert tendiert leider in Richtung Null, und das kann auch ein kurzer Blastbeat-Einsatz nicht mehr ändern.

Wird „Wangenrot“ das zwischenzeitliche Tief wieder hinbiegen können? Leichte Gothic-Einflüsse sind nicht zu leugnen. Der Refrain kommt erschreckend kitschig durch die Boxen und auch gelegentlich schnellere Parts können den Song nicht mehr retten. Das ist alles mehr gewollt als gekonnt. „Wangenrot“ zieht das Album leider auch nicht aus der Talsohle.

„Mutter Schneidet“ beginnt extrem düster. Der Text ist gut verständlich und offenbart uns das düstere Universum von EISREGEN. Und ja, der Song kann durchaus überzeugen. Man kann immer wieder leichte Parallelen zu RAMMSTEIN raushören, welche aber gut zum Stil der Band passen. Der Hook ist fein gewählt und sehr gefällig arrangiert. Zwar spät, aber die Talsohle wird mit „Mutter Schneidet“ endlich durchschritten.

Der Songtitel wird wohl jedem zu einer Assoziation mit einem wohlbekannten Weihnachtslied treiben. „Drauss Vom Häuten Komm Ich Her“ bedient sich wieder der gewollten Provokation und gibt textlich natürlich alles. Der Song hat im Refrain einen leicht orientalischen Charakter, aber ansonsten haben wir es mit einem guten, aber nicht über die ganze Zeit überzeugenden Schlusstrack zu tun. Nur über provokante Texte kann man halt noch immer keinen guten Song kreieren. Und damit endet „Leblos“ genauso wie sich die Platte nennt: Ein wenig leblos…

Kommen wir zur Manöverkritik von „Leblos“. Schlecht ist die Platte nicht. Wirklich nicht. Aber leider gibt es zu viel Schatten. Zu wenig potentielle Hits oder gefälliges Songmaterial wurden hier komponiert. Das EISREGEN es ja eigentlich können, das wird ja bewiesen, aber für ein Full-Length-Album ist das einfach zu wenig. Auch mit dieser CD werde ich kein Fan der Band werden, obwohl das eine oder andere Lied bestimmt noch öfter gespielt wird. Trotzdem wird hier im Ganzen durchschnittliche Metalkunst angeboten, die aber ihre Käufer und Bewunderer finden wird.

Als Bonus wird „Leblos“ mit einer zweiten CD ausgeliefert. Als DIE RÄUDIGEN RENNSTEIG REBELLEN versuchen sich EISREGEN an vier Saufliedern. Was der Unsinn soll, das müsst ihr die Band schon selber fragen. ONKEL TOM auf EISREGEN getrimmt braucht kein Mensch, und auch meine Tastatur hat keine Lust mehr, über dieses musikalische Verbrechen zu schreiben. EISREGEN goes Ballermann? Ohne mich!

 

Leblos


Cover - Leblos Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 50:7 ()
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Vertrieb:
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Doomed Heavy Metal

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Das ist ja mal ein rezensentenfreundlicher Titel. “Doomed Heavy Metal” haben KHEMMIS ihren neuesten Output genannt und damit die stilistische Ausrichtung der EP bereits ziemlich exakt definiert. Das Quartett aus Denver, Colorado hat mit seinen bisherigen drei Alben ordentlich Staub aufgewirbelt und sich zu sowas wie Underground-Lieblingen gemausert. Durchaus zurecht. Die Melange aus Achtziger-Kauz-Metal, Doom und modernen Elementen á la MASTODON (Letztere eher im Klangbild) ist originell und wird kompetent vorgetragen. Die Vocals sind dankenswerterweise überwiegend clean und sehr melodisch, nur gelegentlich unterbrochen von harschen Einwürfen.

Das Mini-Album, mit der stattlichen Spielzeit von über 38 Minuten, startet mit einem Cover von DIOs unsterblichem Gassenhauer “Rainbow In The Dark”. Die tragende Keyboard-Melodie wird hier auf die Gitarre übertragen und das ganze Stück mal flugs ein paar Töne tiefer gelegt. Das gibt dem Song einen richtig frischen und superfetten Sound. Alle Daumen nach oben! KHEMMIS legen mit “Empty Throne” nach, einer Nummer, die bislang nur auf einer raren Flexi-Disc erhältlich war und eindrucksvoll beweist, warum die Band in den letzten Jahren so viel Aufmerksamkeit auf sich lenken konnte. Insbesondere dieser Track erinnert stark an das völlig unterbewertete Album “Yet So Far….” von REVELATION. Beim dritten Song handelt es sich erneut um ein Cover, diesmal der wirklich obskuren Art. “A Conversation With Death” stammt im Original von LLOYD CHANDLER, einem Folk-Musiker und Baptistenprediger, Jahrgang 1896. Selbst dieses maximal Genre-ferne Ausgangsmaterial vereinnahmen KHEMMIS vollkommen für sich und machen daraus einen düsteren und zähen Groover. Beeindruckend.

Abgerundet wird die EP mit drei Live-Version von Stücken der bisherigen Studioalben. Kann man gut hören, doch die Musik spielt (sic!) tatsächlich in der ersten Hälfte der Scheibe. Sollten KHEMMIS dieses Niveau auf ihrem nächsten Longplayer durchgehend halten können, steht uns Großes bevor. 

 

Doomed Heavy Metal


Cover - Doomed Heavy Metal Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 6
Länge: 38:23 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Phoenix

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Mit "Phoenix" erscheint nun das vierte Album der Finnen, denen man vom Stil her schon eine sehr deutliche Nähe zu SYMPHONY X anmerkt. Da ich großer SYMPHONY X-Fan bin, stört mich das natürlich nicht, man solllte es aber schon erwähnen. Es kommt mit Peter Zalesky ein neuer Sänger zum Einsatz, der seinen Job ganz hervorragend macht, bei den Ausflügen in höhere Gefilde jedoch an seine Grenzen stößt. 

Absolut Genre-typisch beginnt das Album mit "Eye Of Horus", der Song hätte auch auf einem (guten) SYMPHONY X-Album aus den 90ern sein können. Ist jetzt nicht wirklich innovativ, lässt sich aber wunderbar anhören. 

"Listen To The Devil" setzt das Schema genauso fort, nicht schlecht, aber auch eben nichts Neues dabei. Ich fürchtete schon, dass jetzt Langeweile aufkommen könnte. 

Doch Track Nummer Drei, "Shadow Of The Moon", verbreitet eine wunderbare Stimmung und ist von der Gesamtstruktur so aufgebaut, dass man tatsächlich emotionale Stimmungswechsel erlebt, und es ist für mich mit das interessanteste Stück auf der Platte. 

Weitere Abwechslung bringt auch das orientalisch angehauchte "Osiris Rising". Etwas schwerere Drums und eine etwas dünner instrumentierte Strophe bauen eine schöne Spannung auf, ergänzt von ein paar orientalischen Klängen. Mit einem besseren Refrain hätte etwas aus dem Song werden können, der fehlt jedoch leider.

"Curse Of The Pharao" macht das deutlich besser und hat für mich alle Zutaten (in guter Qualität) um mein Lieblingstrack des Albums zu sein. Jetzt nicht erschrecken, aber bei "To Hell And Back" fühle ich mich zunächst musikalisch doch sehr deutlich an QUEENSRYCHE erinnert. Passt nicht wirklich hier hin, dazu noch furchtbare Drums. Ein schönes Lick auf dem Keyboard hebt "Phoenix Rising" dann positiv ab, zündet bei mir aber irgendwie auch nicht so richtig. 

"The Miracle" beschert uns dann zum Ende erstmals ein paar sanftere Töne in Form einer Ballade. 

Im Vergleich zu Genre-Größen wie DREAM THEATER oder SYMPHONY X merkt man, dass sowohl im Bereich des Gesanges als auch in der Gitarrenarbeit, die individuelle Klasse nicht erreicht werden kann. Die Produktion ist soundtechnisch erste Sahne, allerdings sind mir die Drums ein wenig zu dominant. Die Platte offenbart mir insgesamt zu viele Schwächen und zu wenig Eigenständigkeit, so dass es dieses Mal nicht für einen "Tipp" reicht. 

 

Phoenix


Cover - Phoenix Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 42:29 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Tales: Of Humanity And Greed

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Dass Franzosen in musikalischer Hinsicht gerne mal den komplizierteren Weg einschlagen, bewiesen in der Vergangenheit schon (geniale) Truppen wie DEATHSPELL OMEGA, BLUT AUS NORD, ALCEST, GOJIRA oder auch weniger dem härteren Lager zuzurechnende Klangzauberer wie MAGMA oder JACK DUPON. TEMNEIN reihen zwar nicht zwischen diesen Referenzbands ein, sind jedoch ebenfalls alles andere als leicht verdaulich. Ihr progressiver Melodic Death Metal, den sie auf ihrem inzwischen dritten Album seit der Bandgründung 2009 auffahren, will auch nach einem Dutzend Hördurchläufe kaum zünden. Die im Info genannten Referenzen DARK TRANQUILLITY, OPETH oder INSOMNIUM mögen in stilistischer Hinsicht passend sein, aber TEMNEIN schaffen es auf „Tales: Of Humanity And Greed“ nicht, nachhaltig wirkende Songs zu schreiben und/oder eine durchgehend mitreißende Atmosphäre zu schaffen. Sauber und druckvoll produzierte Stücke wie der Opener „The Blind And The Greedy“ (nach dem Intro „The Storyteller“), „I Am Davy Jones“, „City Of Gold“, „Dirge For Termina“ oder das abschließende, überlange „Scums Of Hamelin“ sind dabei keineswegs schlecht, fahren mitunter fette Grooves und einschmeichelnde Melodien auf, und Frontmann Morgan Rappe gibt sich mit seinen Screams und Growls ebenfalls keine Blöße, aber am Ende des Tages, beziehungsweise des Albums, bleibt von den zehn Kompositionen leider zu wenig bis gar nichts hängen. Und das ist schade bei dem durchaus vorhandenen und nicht gerade niedrigen Potential der Band. 

 

Tales: Of Humanity And Greed


Cover - Tales: Of Humanity And Greed Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 52:6 ()
Label:
Vertrieb:
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Synchronized

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Die Alterspräsidenten des britischen AOR beehren uns mit ihrem zwölften Studioalbum. FM veröffentlichen “Synchronized” 36 Jahre nach der Bandgründung, und im Gegensatz zu eher mittelprächtig gealterten Mitstreitern stimmt hier der musikalische Output absolut.

Einer der großen Pluspunkte von FM ist die unverwechselbare und in diesem Genre ziemlich außergewöhnliche Stimme von Frontmann Steve Overland. Der Mann hat überhaupt nichts mit affigen Hair-Metal-Kaspern zu tun, sondern tonnenweise Soul in der Stimme. In dieser Hinsicht liegt er rein gesanglich ziemlich nah an Landsleuten wie Paul Young oder Mick Hucknall und trägt wesentlich dazu dabei, dass sich FM den größten Feind des AOR - das gefräßige Kitsch-Monster - weit vom Hals halten. Hervorzuheben ist ebenfalls das großartige Gitarrenspiel. Abwechslungsreich, oft bluesig, mit viel Gefühl. Da sind hervorragende Musiker am Werk.

Das alles würde aber nicht viel nützen, wenn FM keine Songs schreiben könnten, aber auch hier haben die alten Hasen alles richtig gemacht. Das durchgängig starke Liedgut übertrumpft die guten Alben der letzten Jahre nochmals deutlich. Ob es jetzt eher Uptempo-Geschichten wie der Opener “Synchronized” (mit tollen Bläsern!), der Hit “Broken” oder balladeske Nummern wie “The Ghosts Of You And I” und “Angels Cried” sind: alles Volltreffer, an denen sich jeder Fan anspruchsvoller, melodischer Rockmusik ergötzen kann. Und auch allen anderen sei gesagt: wer als echt trver Metaller nach dem allnächtlichen Ziegenopfer-Ritual auf dem Friedhof mal richtig schön die Seele baumeln lassen will, der lausche dem bunten FM´schen Melodienstrauß.

 

Synchronized


Cover - Synchronized Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 59:0 ()
Label:
Vertrieb:

Seiten

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