Unheimlich beginnt das Titelstück mit düsteren Chorgesängen, gefolgt von einer mächtigen Mitmachwalze. Apokalyptische Zeilen künden aus der Sangeskanzel vom drohenden Unheil, bevor das Stück in eine wilde Black-Metal-Keilerei ausartet. Es folgt ein voller Stopp mit Pianospielereien und diabolischem Geflüster um dann den genialen Groove vom Anfang wieder aufzunehmen. Schon dieser von leider nur fünf Songs beweist, dass das Trio aus Musikern von UNLIGHT, VREDEHAMMER und TRIUMPH OF DEATH sich wenige Grenzen gesetzt hat, aber ein bisschen okkult muss es dann doch schon sein. In der Tat wirkt “Serpent Uncoiling” bedrohlich in seiner Gesamtheit, die fünf mächtigen Tracks paaren Death- und Black Metal mit dunkeln Elementen und Einflüssen aus der Klassik. Und obwohl diese Versatzstücke in jedem einzelnen Song vorkommen, wirkt nichts auf diesem Debüt-Album auch nur ansatzweise zusammengestückelt und unpassend. Im Gegenteil, die sehr verschiedenen Puzzle-Teile fügen sich harmonisch zusammen zu einer wundervollen Ode der schwarzen Kunst. Und dennoch wirken manche – vermutlich als Überraschung geplante –Parts wie der Paukeneinsatz oder der weibliche Gesang in „Where Nothingness Precedes In Cosmos“ beliebiger als gewollt. Diese linken Könige nehmen sich einfach die Freiheit, zu machen, was sie wollen. Und das ist ein äußerst professionelles, dick produziertes, aber nie anmaßendes Album voller Atmosphäre, gleichzeitig betörend und verstörend, sehr düster und dennoch voller Hoffnung. Wer Bandnamen braucht: Kombiniert CELTIC FROST und alte DIMMU BORGIR mit NECROS CHRISTOS – und Ihr habt immer noch keine Idee, wie SINISTRAL KING klingen. Aber soviel ist sicher: Sie klingen mächtig gut.
Schön, dass es das noch gibt. Eine Band, die sich als Death Metal anpreist und dann tatsächlich auch Death Metal spielt. Das kommt nicht alle Tage vor! Keine großartigen Ausflüge in andere Spielarten; die Jungs können spielen, der Name und der Plattentitel werden einer Death Metal-Band gerecht, und das ganze Ding ist auch noch humorlos produziert! So muss Death Metal sein, und die ganz dezenten Chöre und Effekte schmälern hier auch nicht das Gesamtkunstwerk, sondern sind, besonders im Song „The Sun And The Serpent“ zu bewundern, einfach nur ein leckerer Beilagensalat, der dem Song die gewisse Würze gibt.
SOUL GRINDER sind mit Gründung im Jahr 2018 eine noch recht frische Band, die aber auf der EP „Sadistic Paradise“, welche auch gleich im Gründungsjahr erschien, die Marschrichtung vorgab. Lupenreiner Death Metal ohne Humor und Schnickschnack. Auf „Chronicles Of Decay“ gibt sich die Band auch keine Mühe, den Sound zu verwässern. Ob technisch, Groove-betont oder mal in schnelleren Gefilden – der Grundtenor ist Death Metal. Und das tut einfach gut und schmeckt wie ein blutiges Steak. Das Trio hat natürlich Vorbilder wie Bands der Marke SOUL DEMISE, VADER, BOLT THROWER und Konsorten im Vorfeld genau studiert und aus den überzeugendsten Parts eben mal „Chronicals Of Decay“ gezaubert, welches in einer Schulstunde Spielzeit keinen einzigen Ausfall zu bieten hat. Die Scheibe fängt stark an und endet genauso, und danach kann man mit gutem Gewissen wieder von vorne anfangen.
Interessant ist, dass die Band beim Sound ein gewisses Risiko eingegangen ist. Die Scheibe wurde im Alleingang produziert und aufgenommen. Und dies mit vollem Erfolg. Der Hörgenuss ist satt und aggressiv. Genau so muss das sein. Nur die Bassdrum geht ein wenig unter. Das kann aber auch daran liegen, das ich mittlerweile (leider und nochmals leider) das Klicken von getriggerten Drums gewohnt bin und dieser teuflische Sound mein Hörverständnis langsam aber sicher zerstört.
Insgesamt haben wir hier eine durch und durch sehr gute Veröffentlichung, die alles bietet, was der geneigte Todesmetaller braucht. Die kleinen Effekte schmälern nie den Gesamtsound, und somit bleibt das Werk zu 100% ehrlicher Todesblei. Sehr fein gemacht!
Erst trifft PRIEST zu „Point Of Entry”-Zeiten (oder früher) beim Opener „Love Of The Damned“ auf QUEENSRYCHE – AC/DC und DEEP PURPLE rock´n´metallern aber auch mit. Dann nimmt das Titelstück MANOWAR´sche Reize und BLACK SABBATH-Einflüsse mit auf eine Reise in die finnischen Seenlandschaft – hymnisch as fuck. Schaut der geneigte Interessent aber auf die Fakten zu RÄMLORD, dann reibt und wäscht er sich verwundert die Augen. Da haben sich tatsächlich Musiker oder Ex-Musikanten von IMPALED NAZARENE, BELIAL, VAASANKATU SS, SENTENCED und anderen Krachmaten zusammengetan – und machen jetzt RÄMLORD, aber keinen Black Metal mehr und auch keinen Punk! Sondern eben astreinen Heavy Metal. Und zwar die recht reine Lehre mit mächtig Nieten auf der Kutte. RÄMLORD wären eine 1A-Kapelle für das Keep It True – auch, wenn sie eben nicht auf eine zweitklassige Karriere vor zig Jahren zurückblicken können. Im Gegenteil, der neue Sänger Timo Salmenkivi beherrscht viele, viele Facetten Heavy Metal-typischen Gesangs – ohne sich irgendwo auch nur im Geringsten anzubiedern geschweige denn zu versagen. Da hätte es Taneli Jarvas Gastvocals im Titelstück gar nicht gebraucht. Der krass-mächtige Sound lässt jedwede Unterstellung, man leide an einer ewigen Metal-Nostalgie-Krankheit, verstummen. Zu frisch klingen die Songs, zu schneidig sind die Riffs, zu eingängig die Metal-Hymnen wie das abschließende „To The Battle“, das zwar phasenweise die Klischee-Kelle schwingt, aber dennoch den Peinlichkeits-Pool clever umschifft. So lange der PRIEST nicht back is´ mit Ozzy auf der Bühne, könnte diese hittige Scheibe die Zeit gut überbrücken!
Es ist schon erstaunlich, wie verschieden doch Bands im gleichen Genre sein können, ein Schaffensgebiet, dem Kritiker enge Grenzen und stilistische Begrenzungen vorhalten, und in dem sogar manche Bands nicht über den Tellerrand schauen wollen/sollen/dürfen. Vergleicht der geneigte Slow-Ear-Foodler die großartigen ADVERSVM und ihr aktuelles Album „Dysangelion“ mit dem vorliegenden der Finnen SOLOTHUS, so wird er feststellen, wie unterschiedlich diese beide Doom-Death-Scheiben sind. Denn ADVERSVM lassen jegliche Emotionen vermissen, sind brutal, apokalyptisch, fies – aber eben auch wunderbar. SOLOTHUS klingen demgegenüber viel gemäßigter. Weil Melancholie irgendwie „schöner“ und harmloser klingt als die gelebte Endzeitstimmung ADVERSVMs. Wenn Finnen aber nun etwas können, dann ist das eben die absolute, vertonte Traurigkeit. Dabei gießen sie NATÜRLICH keinen Pathos-Schleim über uns aus. Im Gegenteil: Brettharte Riffs – wie bei „A Rain Of Ash“ meisterlich präsentiert – sorgen für eine echte, metallische Note, immer mal wieder kommen ruhige, akustische Parts für Entspannung auf, während sich Sänger Kari Kankaanpää in Tiefen rau und heiser grunzt – und wohlige Erinnerungen an Massenmörder-MACABRE auslöst. Natürlich klingt das alles nicht so eindimensional. Im Gegenteil, sogar das Tempo variiert, schnellere, harte Phasen hauen Dir vor den Kopp, traurige Abschnitte lassen Dich weinen, wenn Du ersteres ausgehalten hast. Unterm Strich haben die Finnen mit ihrem dritten Album eine wirklich gute Scheibe vorgelegt, die der eh schon starken Doom-Death-Streitmacht eine weitere Division hinzufügt - welche Bündnis-Beziehungen zu SEPULCHRAL CURSE und YAWNING VOID unterhält und kleine Blümchen auf dem Panzer mitbringt.
Die Herrschaften von MOLASSES BARGE kommen aus Pittsburgh und haben da weder mit Stahl noch mit Pinguinen zu tun, sondern mit extrem lässig-fettem Doom-Stoner-Metal. Die Kollegen spielen allesamt schon lange in anderen Bands, wissen wirklich, was sie tun. Und das hört der Rezipient! Hier braucht es keine drogengeschwängerte Klischee-Hölle, keine muffelige Schlaghose und auch keine abgegriffene, runde Brille. Denn auf dem zweiten echten Album liefern die Amis fette Riffs, einen druckvoll-bollernden Bass, mal treibende, mal zurückhaltende Drums und sehr coolen Gesang. Das ist nicht dieser klagende Wehgesang vieler Doom-Bands, aber auch nicht dieses nuschelige Stoner-Zeug, sondern eine richtig tolle, aggressive und melodische Stimme. Die nimmt mit. Und bei dickem, sehr authentischem und vor allem richtig gutem Sound wirken die allesamt mächtig groovigen Songs wie eine Wand, gelegentliche Solo-Ausflügen dienen nicht der Ego-Befriedigung, sondern machen jeden Song (wie der dufte „Black Wings Unfurl“) ein wenig abwechslungsreicher und damit zu echten Hits. Acht Songs, kein Ausfall.
Was soll man sagen? Guten Thrash Metal gibt es in Deutschland an jeder Ecke. Da muss man noch eine Schippe obendrauf legen um aus der Masse herauszustechen. Dies gelingt PESSIMIST mit ihrem dritten Album „Holdout“ spielerisch. Nach den zwei guten Alben „Call Of War“ und „Death From Above“ ziehen PESSIMIST mit „Holdout“ alle Register des Thrash Metals. Man kann quasi die Band mit ihren kuttenbehangenen Anhängern in einem JUZE abfeiern und schwitzen sehen. Hier gibt es Hochleistungsmetal vom Feinsten!
Mit „Landkecht“ beginnt die Landpartie recht ruhig, doch dann wird das volle Brett gefahren. Technische Riffs und Stakkato-Passagen reihen sich aneinander. Hie scheint nur der Schlagzeuger den Überblick zu behalten. Beim Refrain - "Landknecht" - zieht Michael Schweitzer wieder alle Ohren auf sich und macht den Song zu einem Abräumer, den man sich als Opener auf einer Platte nur wünschen kann. Ganz starker Einstieg!
„Roaring Thunder“ behält den Kurs bei. Schönster Teutonen-Thrash, der von den stimmungsvollen Vocals lebt. Mich erinnert das alles an eine der bekanntesten Underground-Bands aus Deutschland, GUERRILLA aus Köln (R.I.P.). Wenn PESSIMIST ihre Songs live auch nur annährend so rüberbringen wie die Kölner, dann haben wir einen würdigen Nachfolger gefunden.
Klar, jetzt zu jedem Lied einen eigenen Eindruck zu schreiben, das macht keinen Sinn, da es sich tatsächlich um stilistisch sehr ähnliche Songs handelt, die aber immer für Überraschungen gut sind.
„Kill & Become“ überzeugt auch mit mehrstimmigen Vocals, die auch vor Gegrunze und Gangshouts keinen Halt machen. Dazu feinste Lead-Gitarren und ein Drummer, der nicht von einer menschlichen Maschine zu unterscheiden ist. Dann noch mit kurzen cleanen Sounds veredelt, die in einen Mosh-Part übergehen. Was will man noch mehr? Mehr geht nicht! Doch! Dann kommt nämlich noch eine nette Doublebass und ein Tom-Warrior-„Ugh“! Da geht einem doch das Herz auf!
Langweilig wird „Holdout“ zu keiner Zeit, und dies muss man mit einem Thrash-Album erst mal schaffen. PESSIMIST limitieren sich nicht und gehen keine Kompromisse ein. Moderne Parts sind Fehlanzeige, aber die Stellen, welche man musikalisch an dieser Musikrichtung liebt, die werden gnadenlos verwendet und zu einem ureigenen Stil verarbeitet.
Für mich ein tolles Album von PESSIMIST, welches auch soundtechnisch Einiges bietet. Ein ganz klarer Kauftipp für jeden Fan von ehrlichem und kompromisslosem Thrash Metal.
Ganze 14 Jahre und vier EPs hat das holländische Quintett benötigt um sein Debütalbum auf den Weg zu bringen. Und diese schwere Geburt hat der Gemeinde zumindest äußerst munteren Nachwuchs beschert, denn der sehr knackige Old-School-Thrash Metal auf „Violence“, der sich stets irgendwo und immer mal hier und dort zwischen TANKARD, ANTHRAX, HOLY MOSES, EXODUS oder NUCLEAR ASSAULT bewegt, kommt sehr kurzweilig sowie bisweilen mitgrölkompatibel daher und wartet zudem mit teilweise eingestreuten Gang-Shouts (wie in „Burn The Rapist“ oder dem cool betitelten „Mature Love“) auf, die das Riffmassaker der Doppelgitarrenfront und rauen Shouts von Brüllwürfel Olivier van der Kruijf sehr gelungen ergänzen. Viel mehr muss man über diesen angenehm unspektakulären Erstling auch gar nicht sagen; die ganz großen Hymnen im Sinne der oben genannten Bands sind hier zwar (noch) nicht am Start, aber mit weiteren Nummern wie „Toxic Terror“, „Revuelta“ oder „MK Ultra“ haben die Jungs durchweg ohne echte Schwachpunkte und unnötige Füller ordentlich vorgelegt!
Eins vorweg: heuer hat sich das nach einem US-Bundesstaat benannte Septett einen gehörigen Schluck mehr aus der Progressiv-Pulle genommen. Verspielter, fordernder und komplexer präsentieren sich KANSAS auf "The Absence Of Presence", dem zweiten Studioalbum seit ihrer Wiedergeburt (2014) und Bandumbesetzung. Die charakteristische Geige war selten präsenter, und das Songwriting zeigt sich um einiges kühner als auf dem wunderbaren Vorgänger ("The Prelude Implicit") und Einstand von Neusänger Ronnie Platt, der im übrigen auch hier einen hervorragenden Job macht und sich so zur festen Größe der Besetzung mausert.
Der Titelsong eröffnet feierlich und melodieseelig, wandelt sich aber im weiteren Verlauf zusehends in eine progressiv um sich beißende Rocknummer, um gegen Ende wieder zum erhabenen Anfangsthema zurückzukehren. Was für ein beeindruckender Beginn. "The Absence Of Presence" bietet 9 rockig-progressive, wechselvolle Nummern, auf denen die zumeist stattlichen Melodien gleich einer leuchtend roten Kirsche auf der Torte thronen und die doch nichts mit klebrigem Zuckerwerk gemein haben. Das sind keine Songs fürs Classic Rock Radio oder zum nebenbei konsumieren, sondern kleine Epen, die sich der Hörer mehr oder weniger erschließen muss. Bei Nummern wie dem dynamischen, eher kompakten Instrumental "Propulsion 1" oder dem weichen, getragenen "Memories Down The Line" gelingt dies leicht, bei dem vertrackten und melodisch aufgeblasenen "Circus Of Illusion" eher schwer.
2020 gehen die US-Amerikaner noch einen konsequenteren und weiteren Schritt zurück zu ihren Anfängen, zu ihren progressiven Wurzeln. Das 16. Studioalbum zeigt klar gezeichnet KANSAS' ureigenes Profil und das, was die Band so unverkennbar macht, ohne Zugeständnisse an den Zeitgeist und ohne auffallend kommerzielles Kalkül. Hut ab!
Als erstes Glückwunsch zum neuen Longplayer „Umweltschmutz“! Seid Ihr mit den ersten Kritiken der Presse und der Fans zufrieden, und aus welcher Richtung bekommt Ihr das meiste Feedback?
Ja, wir sind absolut zufrieden, wie immer hassen uns manche, und viele lieben uns, so soll es sein. Die Fans sind begeistert, das ist uns sehr wichtig. Das Feedback kommt eigentlich von allen möglichen Seiten (hauptsächlich Presse, Freunde und Fans).
Ich habe das aktuelle Review für unser Magazin geschrieben. Für mich waren RAMMELHOF Neuland, und ich wurde als Erstes von Eurem Bandinfo erschlagen. Mein erster Eindruck war der, dass jetzt die nächste Spaßkapelle nach J.B.O.s Krone greifen möchte, da Euer Info alles ist, aber nicht wirklich ernsthaft. Ist dieser erste Eindruck so gewollt, und könnt Ihr denn auch Neulingen unter den Lesern einen kurzen Einblick in Eure Welt des RAMMELHOFs gewähren?
Kurz gesagt: Wir sind eine durchgeknallte Band mit durchaus sehr ernsten Themen. Fast jeder Song hat einen politischen/gesellschaftskritischen Hintergrund, wir verpacken das aber nicht langweilig, sondern lustig mit jeder Menge Sarkasmus.
Nachdem ich mir „Umweltschmutz“ angehört hatte, verwunderte mich, dass viele Songs einen ernsten textlichen Hintergrund haben. Schneidet sich dies nicht mit Eurem fröhlichen und ausgelassenen Image?
Nein, das soll so sein. Die Welt ist ernst genug, wenn die Leute vor der Bühne stehen, dann wollen sie Spaß, den kriegen sie, aber dahinter verbirgt sich bei RAMMELHOF immer ein gewisser Ernst. Unsere Fans checken das und lieben uns genau dafür.
Ein Song, hinter dem definitiv ein ernster Hintergrund steht, ist „Burka“. Ich gehe davon aus, dass nicht jeder Eure Version textlich unterschreiben würde. Habt Ihr für dieses Lied schon Kritik einstecken müssen?
Ja, auch „Burka“ hat einen eigentlich sehr ernsten Hintergrund, der viele Frauen auf dieser Welt betrifft. Bisher gab es noch keine Kritik für dieses Lied, aber das liegt wahrscheinlich daran, dass wir (noch) keine breitenwirksame Band sind, und somit wenig Leute das Lied bisher gehört haben.
Apropos Kritik. Kommen wir zu Eurem Erfolgsvideo „Wladimir (Put Put Putin)“. Dies ging ja bekanntlich mit über 2 Millionen Klicks bei Youtube durch die Decke. Hierzu die Frage: Ist das Einreiseverbot für die Band ein Gerücht, oder ist das die Wahrheit?
Es gibt kein offizielles Einreiseverbot, jedoch würde ich nicht nach Russland reisen, solange Wladimir Putin das Sagen hat.
Habt Ihr nach Veröffentlichung des Videos ernsthafe Kritik oder Drohungen bekommen?
Ja, da wurden wir medial durch den Fleischwolf gedreht. Wir mussten sehr viel negative wie auch positive Kritik einstecken, und es gab auch zahlreiche Morddrohungen...
Nochmal zu dem Video. Bei solchen Klickzahlen wird Youtube normalerweise ja den Künstler monetär begünstigen. Ich kenne mich jetzt nicht so genau mit den Zahlungsmodalitäten von Youtube aus, aber ist da eine Stange Geld geflossen, oder seid Ihr nicht vergütet worden, da das Video scheinbar zeitweise offline war?
Nein, wir haben da nicht viel Geld bekommen, die Werbe-Einnahmen für dieses Video sind nicht sonderlich hoch. Da braucht man schon mindestens 100 Millionen Klicks, damit man ernsthaft damit Geld verdienen kann.
Ihr steckt eine Menge Aufwand in Eure Live-Konzerte, die man auch mit einem musikalischen Kabaret vergleichen kann. Ist bei Euch die Bühnenshow gleichberechtigt mit der Musik, und wird bei steigenden Verkaufszahlen die Bühnenshow noch weiter ausgeweitet werden? Wo wollt Ihr diesbezüglich hin?
Unsere Live-Show ist das Alleinstellungsmerkmal der Band. Keiner hat so eine geile Politshow wie wir. Show und Musik sind bei uns gleichberechtigt. Und es gibt da schon ganz klare Pläne und eine klare Vision, wo es hingehen soll: Falls wir mal Stadien füllen, dann wird das die bombastischste Show, die die Welt jemals gesehen hat!
Irgendwie könnt Ihr ja live mit jedem spielen und bestehen. Auftritte mit J.B.O. und Wolfgang Ambros haben es bewiesen. Ist dies für Euch ein geplanter Vorteil, oder hat sich diese Vielschichtigkeit der Fangruppen einfach so ergeben?
Da wir viele Themen beackern und auch die Songs nicht alle gleich, sondern musikalisch vielfältig sind, ist auch unser Publikum bunt gemischt.
Man findet bei Euch viele militärische Stilmittel. Seien es Pseudonyme, Panzer in Videos oder auch mal Soldaten auf der Bühne. Hat dies einen speziellen Hintergrund?
Ich (der große General) war Kommandant der 3.ten Panzergrenadierbrigade in Österreich, daher kommt das militärische Gehabe...
Wie sieht bei Euch die Zukunft aus? Sind schon die ersten Konzerte nach (der hoffentlich weiter abebbenden) Corona-Krise geplant, und gibt es schon Anfragen für Festivals?
Wie allen anderen Bands sind auch uns derzeit die Hände gebunden. Aber wir spielen erstmals live am Coronafest via Livestream, und wenn alles klappt, dann gibt es im Herbst eine echte Live-Show in Wien.
Abschlußfrage: Habt Ihr für die Zukunft große Pläne, und wo soll der Weg hin gehen? Ihr kommt mir nicht so vor, als würdet Ihr Euch mit „Umweltschmutz“ zufrieden geben und nun vom Gas gehen. Werden RAMMELHOF noch größer, böser und schmutziger, und werden die Metal-Fans Euch auch weiter akzeptieren?
Ja, wie bereits weiter oben erwähnt, haben wir eine klare Vision: Wir wollen Stadien füllen und eine Show auf die Beine stellen, die die Welt noch nicht gesehen hat. Mal schauen ob uns das gelingt!
Die MOVING OOS sind ein achtköpfiges Kollektiv aus Norwegen. Im Kern bestehen sie aus Gitarrist Per Borten (SPIDERGAWD/CADILLAC), Sänger Frank Reppen (BLOOD ON WHEELS) und Keyboarder Haakon-Marius Pettersen (TURBONEGRO), die sich zusammengetan haben, um den Sound zu spielen, den sie in keiner ihrer anderen Bands unterbringen können. Dieser wurzelt unmissverständlich in 60s- und 70s-Rock, der aber immer wieder mit einer ordentlichen Portion Soul und Funk versehen wird und manchmal sogar auch in Jazz-Rock- und Progressive-Rock-Gefilde driftet. Zwischen 2007 und 2010 haben die MOVING OOS bereits drei Alben aufgenommen, 2018 folgte mit „Romancer“ ein neues Lebenszeichen, das jedoch größtenteils aus älterem, neu aufgenommenem Material bestand.
„Made From Sin“ ist damit das erste komplett neue Album seit 2010, und es scheint, als habe sich in dieser Zeit jede Menge positiver Energie bei den Band-Mitgliedern angestaut, so frisch, spielfreudig, melodieverliebt, experimentierfreudig und packend klingen sie hier. Die stilistischen Zutaten sind dieselben geblieben, so hört man sowohl den Einfluss klassischer (Hard-)Rock-Bands wie DEEP PURPLE und LED ZEPPELIN heraus als auch den von Soul- und Funk-Musikern wie Bobby Womack oder Curtis Mayfield. Beim proggigen „U-O-Me“ dürften dagegen Bands wie KING CRIMSON Pate gestanden haben. Neben Bortens dreckigen Gitarren-Sounds drängen sich dabei auch immer wieder herrliche Vintage-Keyboards und Hammond-Orgeln in den Vordergrund, allgegenwärtig sind auch die beiden Background-Sängerinnen mit ihren langgezogenen „Oos“ (auf die sich der Bandname bezieht, der wiederum auf ein Zitat von Neil Young zurückgeht). Über allem aber thront Sänger Frank Reppen, der mit viel Volumen und Dreck den klassischen Rock-Shouter gibt, dabei aber auch jede Menge Soul in der Stimme hat.
Kaum zu glauben: Den MOVING OOS gelingt es auf „Made From Sin“ scheinbar spielend, aus diesen unterschiedlichen Einflüssen ein stimmiges Ganzes entstehen zu lassen. An jeder Ecke gibt es tolle Einfälle zu entdecken, im Fokus stehen trotzdem immer die Songs. Diese sind auch noch unverschämt eingängig und immer wieder setzen sich Melodien im Gehörgang fest. Außerdem hört man den Musikern den Spaß förmlich an, den sie bei den Aufnahmen hatten. Und das wirkt absolut ansteckend!