FACTORY OF ART wurden 1990 gegründet, d.h. kurz nach der Maueröffnung. Wolltet Ihr damals die Chance des "Winds of Change" nutzen, oder wäre die Gründung auch zustandegekommen, wenn die Mauer nicht gefallen wäre?
Fast alle Musiker von FACTORY OF ART haben auch zu DDR-Zeiten schon Musik gemacht, hauptsächlich in diversen Coverbands. Auch ein gemeinsames Projekt war damals bereits angedacht. Die Wende und der Fall der Mauer hatten sicherlich auf den Werdegang Factory’s Einfluß, nicht aber auf die Gründung an sich. Die Band wäre zweifellos auch so entstanden, nur in anderer Form und mit anderen Perspektiven.
Sicherlich haben sich die Maueröffnung und die ganzen Eindrücke auch in den Texten Eurer Songs wiedergefunden oder?
Eigentlich nicht. Da FACTORY OF ART als instrumentale Art-Rock-Band startete, schloß sich das eh von selbst aus. Als dann später ein Sänger hinzukam, war das Thema nicht mehr aktuell. Die Arbeit mit Texten war für uns damals etwas gänzlich neues, denn zum ersten mal kamen Gedanken an Inhalte auf, die man vermitteln konnte, ohne dabei an die Staatsmacht und deren Zensor denken zu müssen. Aus den Erfahrungen der neuen Zeit heraus ergab es sich schließlich, daß unsere Texte zunehmend gesellschaftskritische Aspekte beinhalteten, was auch heute noch so ist.
Ihr habt, wie ich Eurer Bio entnehmen konnte, schon eine ganze Menge Line-Up-Wechsel hinter Euch. Von der Urbesetzung sind nur noch Heiko Flechsig (Guitar) und Ronald Losch (Bass) übrig. Was glaubt Ihr, hat Euch dabei geholfen, die Schuhe nach diversen Unstimmigkeiten in der Band, die u.a. auch den Ausstieg einiger Musiker und des Managers mit sich brachten, nicht an den Nagel zu hängen?
Die Band selbst stand niemals zur Debatte. Nach jedem Line-Up-Wechsel blieben immer die Musiker übrig, die an FACTORY OF ART glaubten und deren Lebensinhalt die Gruppe darstellte. Die jetzige Constellation ist ein Geschenk des Himmels, denn wir ziehen alle an demselben Strang, die Chemie stimmt, wie man so schön sagt.
Habt Ihr inzwischen auch wieder einen neuen Manager?
Um Gottes Willen, nein! Wir haben unsere Erfahrungen machen müssen und die sagen uns: "Macht es selbst, denn die einzigen auf der Welt, deren Interesse ausschließlich auf das Wohlergehen der Band gerichtet ist, seid ihr."
Eure beiden Alben "Grasp!!!" und "Point Of No Return" wurden bei den Label AFM Records veröffentlicht. Wieso seid ihr inzwischen nicht mehr bei AFM?
Nach dem Release von "Point Of No Return" (übrigens kein Album, sondern eine Art Vorab-Maxi zum letztendlich nicht mehr erschienenen zweiten Longplayer) und den folgenden Querelen, war die Band, die einen Vertrag mit AFM hatte, nicht mehr existent. Wir mußten wieder bei Null anfangen und die Gruppe neu aufbauen. Somit hatte sich auch der Deal erledigt, denn drei Vertragspartner waren ausgeschieden.
Ihr habt schon zusammen mit Bands wie GRAVE DIGGER, ICED EARTH, CREMATORY, NEVERMORE usw. gespielt. Wie war das damals für Euch, und wie seid Ihr überhaupt dazu gekommen?
Es waren alles schöne Erfahrungen bis auf ein paar wenige Ausnahmen. Uns hat es immer wieder Spaß gemacht, die Bühne mit bekannten Bands zu teilen, die uns meistens auch sehr gut behandelten. Leider sind heutzutage solche Support-Geschichten nur ungleich schwieriger (und vor allem teurer) zu bekommen.
Eure aktuelle Promo-Demo-CD ( oder wie auch immer?!) "Story Of Pain" ist eine Art Vorgeschmack auf ein bald folgende Konzept-Album. Erzähl mal was genaueres zu der CD. Von was handelt das Ganze? Wer schreibt und komponiert die Songs? Wie wird die CD heißen? Wann wird sie ca. veröffentlicht usw.?
Das Konzept-Album, das sich gerade in der Mache befindet, wird voraussichtlich "The Tempter" heißen und eine frei erfundene Thriller-Story beinhalten, die sich mit dem Mißbrauch physischer und religiöser Macht beschäftigt und sich gut auf reale Gegebenheiten projizieren läßt. Wann sie veröffentlicht wird, hängt vor allem davon ab, ob und wann wir fähige und willige Partner dafür finden. Die Songs entstehen in der Gemeinschaft. Einer bringt die Idee, Songfragmente oder ein ganzes Stück an und die Gruppe diskutiert und bearbeitet es dann. So kann jeder seine Ideen beisteuern und am Ende dieses Prozesses steht ein neuer FACTORY OF ART-Song.
Habt Ihr inzwischen wieder ein neues Label gefunden, bzw. steht Ihr momentan mit einem in Verhandlung?
Es gibt diverse Anfragen, aber noch nichts Konkretes. Wir arbeiten dran.
Wie würdet Ihr selber Euren Musikstil bezeichnen?
Heavy Metal (ohne Swords, Dragons und Frittengabel) mit progressiven Einflüssen, aber offen nach allen Richtungen, sofern es zu FACTORY OF ART paßt. Lass‘ es uns einfach als FACTORY OF ART-Rock bezeichnen.
Was war bisher Euer größter bzw. erfolgreichster Gig, bzw. was war der größte Flop?
Erfolg ist Definitionssache. Ein ausverkaufter 100-Leute-Club, wo das Publikum auf uns abfährt, ist erfolgreicher als eine ausverkaufte 1000er Halle, wo sich nichts bewegt. Der zahlenmäßig größte Gig fand im Berliner Sportforum vor 4500 Leuten statt, wo verschiedene Ost-Bands für den Erhalt des Senders DT 64 (heute MDR Sputnik, via Satellit auch im Westen zu empfangen) auftraten. Der zweitgrößte war ein Konzert mit BLIND GUARDIAN in Hessen vor 1200 Fans. Der absolute Flop war ein Gig im Vorprogramm von METAL CHURCH, der leider gecancelt wurde, da der örtliche Elektriker unsere vorgesehene Spielzeit damit verbrachte, die Stromzufuhr zur PA sicherzustellen. So mußten wir unser bereits aufgebautes Equipment wieder einpacken.
Habt Ihr schon neue bestätigte Tourdaten? Wenn ja, wann, wo, mit wem?
Wir spielen am 05/05 in Bochum/Zeche, am 06/05 in Würzburg/Rockpalast und am 07/05 in Ludwigsburg/Rockfabrik im Vorprogramm von DESTRUCTION und RAISE HELL. Diese Mini-Tour haben wir den Lesern des Rock Hard zu verdanken, die uns bei der "Unerhört! 2000"-Aktion auf den ersten Platz wählten. Außerdem gibt es FACTORY OF ART live am 17/06 in Nordhausen/open air mit KNORKATOR, am 15/07 in Erfurt/Engelsburg alleine, am 29/07 in Oranienbaum/open air mit einem größeren deutschen Act und am 19/08 in Waffenbrunn/MOSH Club Kolmberg mit TANKARD zu sehen.
Welche Bands bzw. Musikstile haben Euch musikalisch beeinflußt?
Da gibt es naturgemäß bei sechs Leuten eine ganze Menge. Jeder hat so seine Faves, die kann man nicht alle aufzählen. DREAM THEATER und QUEENSRYCHE mögen wir aber alle ganz gerne. Prinzipiell beeinflußt dich jedoch eigentlich alles, was du hörst, auf welche Weise auch immer. Da kannst du gar nichts gegen machen.
Mit welcher Band würdet Ihr gerne mal zusammen touren?
Hier gilt das gleiche: Jeder mit seinen Faves, also etwa IRON MAIDEN, QUEENSRYCHE, DREAM THEATER, AC/DC, BLACK SABBATH, METALLICA und, und, und. Prinzipiell eigentlich mit jeder größeren Band, wo’s hinpaßt.
Wie habt Ihr eigentlich damals, noch vor der Grenzöffnung, die musikalische Entwicklung, die ganzen Bands usw. mitbekommen? Damals ist man doch noch verdammt schwer an diverse Tonträger usw. gekommen, und wenn man dann doch diese Musik gehört hat, ist man doch gleich abgestempelt worden.
Das ist ein Klischee. Es war überhaupt nicht schwer, an diverse Tonträger zu kommen, nur verdammt teuer. Zum Teil kursierten Importe schon in der DDR, bevor sie in der damaligen BRD veröffentlicht wurden. Wer sich die überzogenen Preise (bis 500 Mark, was bei vielen ein Monatslohn war) nicht leisten konnte oder wollte, der zog sich die Sachen von einem Kumpel auf Tape und reichte sie seinerseits auch wieder weiter. Zudem gab es im DDR-Radio viel Airplay für Heavy Metal (u.a. die Kultsendung "Tendenz hard bis heavy" auf DT 64 zur besten Sendezeit), so daß man eigentlich immer auf dem laufenden war. Problematisch war eher, vernünftiges Equipment zu bekommen.
Was haltet Ihr generell vom Internet?
Ein Medium mit Zukunft, das immer wichtiger wird, aber auch merkwürdige Blüten treibt. Gerade im Musikbereich wird, auf die Dauer gesehen, bald keiner mehr ohne auskommen. Kommunikation innerhalb von Sekunden rund um die Welt – und das preiswert! Allerdings spielen wir nach wie vor lieber in einem gut gefüllten Club als im Internet.
Ein paar abschliessende Worte an unsere Leserschaft.
Das zweite Album des Solo-Projektes ANGEL von Helena Iren Michaelsen, "A Woman's Diary - Chapter II", ist konsequenterweise die Fortsetzung des 2005 veröffentlichten Albums "A Woman's Diary - Chapter I".
Im Opener "Never Again" bekommt man bereits einen Eindruck ihrer bombastischen Stimme mit unglaublich intensiv vorgetragenen Vocals. Hier merkt man ihr die Verarbeitung von eigens Erlebtem einfach an, und das verleiht dem Ganzen eine sehr starke Authentizität.
Leider setzt sich dieser Eindruck bei Song Nummer zwei nicht fort. Es ist schon ein krasser Unterschied, was das Songwriting und den Gesang angeht. Musikalischer ist "Streetchild" belangloser Pop-Rock, in welchem Helena ihr Potential nicht annähernd ausschöpft, und der gesprochene Gesang eher unangenehm auffällt.
Auch das nächste Lied "I Don't Believe" ist leider nur eine langweilige Popnummer ohne jegliche musikalische Inspiration.
Zum Glück gibt es mit "Imprisoned" wieder etwas Abwechslung. Hier geht es musikalisch in Richtung Symphonic Metal.
Auch musikalisch deutlich interessanter, ist dies der zweite gute Song auf dem Album.
Überrascht wurde ich dann von "Do You Hear My Cry", einer Nummer, die schöne Blues-Elemente enthält, leider aber auch wieder einen erzählerischen Teil, der wohl zwar zum Gesamtkonzept passt, nicht aber zu dem Song.
Mit "Eg Ser" kommt dann eine ruhige Piano-Ballade, deren Reiz sicherlich darin liegt, dass Helena sie in ihrer Muttersprache singt.
"Happy Birthday" ist dann wieder ein Albumfüller, während "My Desire" durch orientalische Töne und Operngesang aus dem Rahmen fällt. Nicht mein Geschmack, aber zumindest kreativ.
Um auch keine Musikrichtung zu vernachlässigen, kommen dann in "Rock In The Sea" spanische Gitarren zum Einsatz. Und natürlich wieder Operngesang. Muss das sein? Bei dem nächsten Song wäre der Titel besser Programm gewesen - "Silence".
Dann noch zwei belanglose Nummern und ein letztes Lied, welches uns mit Kinderliederanteil und Beten verwöhnt, und dann ist zum Glück Schluss.
Helenas Platte wird vermutlich nur für ihre wirklichen Die Hard-Fans von Interesse sein. Die Texte sind sehr harter Tobak. Das ist absolut nichts für empfindliche Gemüter.
Ich finde Soloprojekte, in welchen der Künstler autobiographische Inhalte teilt und verarbeitet für gewöhnlich recht interessant, aber dann doch bitte eher so wie Nikki Sixx mit SIXX A. M. und den "Heroin Diaries".
Zu diesem Album bleibt abschließend festzustellen, dass zwei Singles von den guten Nummern es auch getan hätten. Falls noch ein "Chapter III" geplant ist, werde ich mir das nicht anhören.
Hallo und Glückwunsch zu eurem Monster-Comeback-Album, das Ihr gerade veröffentlicht habt. Ich finde den Punch und die Energie des Albums echt klasse. Wann habt Ihr Euch eigentlich dazu entschlossen, dass es Zeit für ein neues Album ist?
Nachdem der Prozess über die Führung der CRO-MAGS-Bandgeschäfte vorüber war, und ich endlich andere Personen davon abhalten konnte, die Bezeichnung CRO-MAGS illegal zu verwenden.
Wie hat Dich die sich ja zum Teil drastisch veränderte politische Situation beim Songschreiben beeinflusst?
Hat sie nicht.
Glaubt Ihr, es besteht im September nach den US-Präsidentschaftswahlen eine echte Chance auf Veränderungen?
Nein.
Wie ist denn die aktuelle Situation in der New Yorker Hardcore-Szene im Moment?
Das weiß ich nicht. Ich bin schon seit den Achtzigern nicht mehr wirklich Teil der Szene. Wenn Du etwas erfindest, bleibst Du nicht ewig dabei. Du entwickelst Dich weiter, machst andere Sachen in deinem Leben. Ich habe dann bei der Entstehung des Thrash oder Crossover oder wie auch immer Du das nennen willst, mitgeholfen. Mittlerweile betrachte ich das alles nur noch als Musik. Ich schreibe in keinem bestimmten Genre. Ich schreibe einfach, was mir gefällt. Die New Yorker Hardcore-Szene bedeutet mir eigentlich schon seit 1986 nicht mehr viel.
Es sind ja noch immer einige der Thrash-Giganten aus den Achtzigern unterwegs, recht erfolgreich würde ich sogar sagen. Hast Du bei den neueren Bands irgendwelche Favoriten, oder hat Euch vielleicht sogar eine der neueren Bands beim Aufnehmen des aktuellen Albums beeinflusst?
Ich mag ein paar von den Bands, die ich auf Tour gesehen habe, aber nein, beeinflusst nicht wirklich.
Ich war von dem Sound Eures neuen Albums wirklich beeindruckt. Verrätst Du uns ein paar Geheimnisse, wie und womit Ihr aufgenommen habt?
Ich benutze Ampeg, Guild und Fender. Ich schreibe immer noch so wie früher. Ich liebe das Aufnehmen, es macht mir einfach so viel Spaß. Wir sind aktuell wieder im Studio um Sachen für das nächste Album aufzunehmen.
Danke, dass Ihr Euch die Zeit für meine Fragen genommen habt. Bleibt gesund, und hoffentlich sehen wir uns bald, wenn Ihr wieder auf Tour seid.
Lange herbei gesehnt hatte ich die Veröffentlichung des aktuellen HAVOK-Albums.
Von der letzten Scheibe "Conformicide" bin ich ein riesiger Fan, ich hatte sie damit als Vorband von MEGADETH auf der 2016er Tour gesehen.
Um es gleich vorweg zu nehmen, ich kann mich dem allgemeinen Lobgesang zu diesem Album nicht anschließen.
Ich finde, die Produktion ist nicht mehr so frisch und energiegeladen. Auch die einzelnen Instrumente kommen nicht mehr so klar raus. Insbesondere der Bass hat hier leider an Soundqualität eingebüßt.
Beim Opener "Post-Truth Era" holt mich die Band überhaupt nicht ab.
Das erste Mal Freude kommt bei dem Anfang von "Fear Campaign" auf. Ich finde Lyrics zwar gut, aber der Rest des Songs flacht mir, bis auf das Break bei 02.30 Min., zu sehr ab.
"Betrayed By Technology" erinnert mich wieder an alte Zeiten und ist mein Lieblinigstrack und Anspieltipp. Besonders die Struktur des Songs und die giftigen Vocals finde ich hier extrem stark.
Mit "Ritual Of The Mind" kommt der erste Song, den ich fast schon als Lückenfüller einstufen muss. Da erwarte ich schon wesentlich mehr von HAVOK als ein gutes Break am Ende des Songs.
Auch der nächste Track langweilt mich und fällt höchstens durch mangelnde Inspiration auf.
Kurzes Zwischenintro... Vielleicht wird es jetzt wieder besser?!
Klares Ja. Mit "Phantom Force" kommt der zweite richtig starke Track des Albums. Was da live los sein wird, kann sich ja jeder für sich ausmalen.
Mit "Cosmic Surgery" kommt dann auch noch ein Track für alle Bass-Liebhaber.
Dafür ist dann "Panpsychism" wieder gar nichts für mich, und auch "Merchants Of Death" finde ich maximal durchschnittlich.
Den Abschluss der Platte bildet dann "Don't Do It". Acht Minuten lang. Ab 05.30 Min. kann ich mit dem Song etwas anfangen. Ginge wohl auch kürzer.
Kein komplett schlechtes Album, bei mir bleibt jedoch etwas Enttäuschung übrig, da ich sehr hohe Erwartungen hatte, und diese leider nicht erfüllt wurden.
Und Asterix und Obelix hatten doch Recht: „Die spinnen, die Römer!“ Keine Ahnung, ob die Band tatsächlich aus Rom stammt, aber aus Italien wird uns in jedem Fall die neue EP „Theia“ serviert. Und warum spinnen die jetzt? Das werde ich gerne in diesem Review aufklären. Fangen wir also einfach mal an.
Die Scheibe beginnt mit dem Titelsong „Theia“, welcher mit cleanen Gitarren und einer wirklich sehr schönen und sauberen Gesangsleistung beginnt. Erinnert mich entfernt an PSYCHOTIC WALTZ und lässt somit sofort aufhorchen. Der Sound wird dann härter und marschiert, flankiert von einem Growl in Richtung Power Metal. Die Stimme von Sänger Nicola Pellacani sitzt und bringt den Song gut in Schwung. Leider gefallen mir die eingestreuten Growls nicht ganz so gut, da sie irgendwie nicht ins Gesamtbild passen. Zu diesem Thema möchte ich mich aber später erst äußern. Insgesamt ein sehr moderner und guter Song, der besonders durch die wirklich überzeugende Gitarrenarbeit punkten kann. Die PSYCHOTIC WALTZ-Parts sind eh nicht zu schlagen.
„Followers Of The Lich“ beginnt mit einem stampfenden, mitreißenden Rhythmus um dann in einen schönen Power-Metal-Song überzugehen. Leider passen die eingestreuten Growls wieder nicht wirklich. Dafür ist der Refrain, der mit schönen Chören unterlegt wurde, definitiv passend und astrein eingesungen. Die gespielten Soli zeigen, dass die Musiker nicht erst seit gestern ihr Instrument um den Hals hängen haben, und das Schlagzeug hält den Song gut zusammen und stopft jedes Soundloch. Der zweite Teil des Songs wird mir mit typischen 4/4-Breakdowns und Growls dann doch zu gewollt auf modern getrimmt. Es kommt einem tatsächlich so vor, als wüsste die Band nicht, wohin die Reise gehen soll. Insgesamt ist der erste Teil von „Followers Of The Lich“ wirklich gut gelungen und Teil zwei hätte man sich leider sparen können.
Kommen wir zu „Zombie Night“, welches flott beginnt und wieder moderne Spielelemente enthält. Die Vocals pendeln zwischen Gebrülle und cleanem Gesang, und die Gitarren brillieren ein ums andere mal. Der Refrain überzeugt mich nicht wirklich, und der Song hat für mich eher den Charakter eines Lückenfüllers.
So! Und jetzt ist der Punkt gekommen, alle drei vorhergehenden Songs einfach mal zu vergessen. Bisher hatten wir es mit einer durchaus gutklassigen Scheibe zu tun, die wahrscheinlich aber schnell in Vergessenheit geraten wäre, aber was jetzt kommt, das kann man nicht vergessen. Jetzt wird es nämlich WELTKLASSE! Und ich meine wirklich WELTKLASSE! Aber lest selbst:
Und dann kam „I Am The Mountain“. Der Song fängt balladesk an, und Sänger Pellacani unterstreicht sein grandioses Stimmvolumen. „I Am The Mountain“ steigert sich in eine geniale Halbbalade, welche METALLICA zu Glanzzeiten nicht besser komponieren hätten können. So will ich KALAHARI sehen. Selten so eine tolle Mischung aus METALLICA, ANGEL DUST und ICED EARTH gehört. Tolle Gitarren, toller Gesang, klasse Bass- und Schlagzeugleistung. So geht ein verdammter Metal-Hit! Genau so! Der Song ist eine Granate vor dem Herrn und macht für sich die Scheibe schon zu einem Pflichtkauf!
Geht’s noch geiler? Als ich den Songtitel „Cable Core“ gelesen habe, schwante mit wieder Böses. Das Wort Core macht halt doch Angst. Aber nein, es geht noch geiler! 1, 2, 3, 4, und los geht’s mit einer Leistung, an die ICED EARTH nur in ihren Sternstunden anstinken können. Ich habe während des Lieds auf einem Heimtrainer geschwitzt, und bei diesem Refrain schoss mir ein „Geil!“ aus dem Mund. Ich konnte nichts dagegen machen. War schon „I Am The Mountain“ ein Kracher, bläst alleine der Refrain von „Cable Core“ alles bisher gehörte in den Wind. Wahnsinn, und egal, wer das komponiert hat, dieser Mensch gehört in den Metal-Olymp! Es kommt im Metal ja immer mal zu wirklich guten Songs, die man immer wieder gerne anhört und genießt, aber dieser Song überschreitet diese Grenze. Bei einem Underground-Act einen Alltime-Klassiker zu finden, das ist wirklich selten, aber KALAHARI haben es geschafft. Meinen Glückwunsch!
Tja, was soll ich sagen. „Die spinnen, die Römer“! Spielen eine EP ein, deren Schmuckstücke sich am Ende befinden. Wären alle Songs von der Qualität dieser beiden Songs, dann hätten wir hier einen Klassiker zu vermelden, der wohl durch die Metalwelt-Presse gegangen wäre. Leider steht sich die Band in den ersten drei Songs noch zu sehr mit modernen Einflüssen selber im Weg. Daher die große Bitte: Longplayer aufnehmen und bitte nur noch den traditionellen Weg gehen. Dann wird das definitiv was mit den großen Bühnen dieser Welt. So, und ich höre jetzt „I Am The Mountain“ und „Cable Core“ in Dauerrotation. Wahnsinn!
Dass der beste slowakische Eishockeyspieler Miroslav Satan heißt, könnte ein Zeichen für die Band aus Nitra gewesen sein. Denn sie füllen eine knappe halbe Stunde mit variablem (und satanischem) Black Metal, der schwedische und norwegische Einflüsse, Hits der 90er und das Beste von heute in nur drei Song vereint. Das Digipak erschien bereits 2019 als Eigenveröffentlichung, jetzt hat sich die Iron, Blood And Death Corporation aus Mexiko des düsteren Dreiers angenommen. Der gut neunminütige Opener „King“ rumpelt ganz ordentlich in traditioneller Manier, verbindet nekrophobe Melodien (die in ihren besten Momenten sogar sagenhafte, feuerkultige Genialität aufblitzen lassen) mit MAYHEM´scher Knüppeligkeit und setzt sich so mit breitem Arsch auf einen dunklen Thron. Womit auch die hintergründig größten Einflüsse genannt sind. In allen drei Nummern („Sea“ und „Serpent“ sind noch ungenannt) machen es Dir die Slowaken sehr einfalls- und abwechslungsreich, mit zickigem Gekreische, passenden Tempowechseln, viel Grimmigkeit und einigen, fast schönen Momenten. Ob AIN an die Erfolge des Satans (sei es nun der Eishockeyspieler oder der wahre Deibel) anknüpfen können, sei mal dahingestellt. Aber passionierte Schwarzwurzel-Pflücker sollten die vielseitigen Songs unbedingt mal ausgraben, denn es wird kalt und okkult zugleich.
EMPRESS aus Kanada servieren uns auf ihrem Album „Premonition“ eine Mischung aus Sludge, Doom und einer gehörigen Portion Stoner Rock. Entfernt erinnert mich das Album an KYUSS und an MONSTER MAGNET. Nur für gute Laune kann „Premonition“ leider nicht sorgen. Der Hintergrund sind die Texte, welche von psychischen Erkrankungen und den daraus resultierenden Erfahrungen handeln. Besonders tragisch ist, dass die Band aus Vancouver dem 2019 verstorbenen Bassisten Brenden Gunn gewidmet ist.
Dies sorgt auf dem gesamten Album für eine trostlose und traurige Stimmung, und dass dies keine Marketingstrategie ist, das glaubt man der Band sofort. Hier werden echte Gefühle in Musik umgewandelt und der eigene Schmerz vertont. Als Opener bekommen wir „A Pale Wanderer“ vorgesetzt, welches gleich Überlänge vorweisen kann. Die Stimme von Peter Sacco klingt tieftraurig und der Platte angemessen. Für den Gelegenheitshörer ist dies tatsächlich Geschmackssache, aber wenn man die Hintergründe der Scheibe kennt, dann macht der Gesang genau so, wie er ist, Sinn. Vertonte Gefühle!
Es wird viel mit zwingenden Riff-Folgen gearbeitet, die manchmal nicht leicht verdaulich sind. Auch die Leads sind immer passend, aber ziehen einen, trotz einer spielerisch guten Leistung, immer weiter ins Tal der Tränen. Man ist froh, dass die Band in der Mitte des Songs mal ein wenig Gas gibt. Und dann kommt die Überraschung! Die Vocals ändern sich, und eine wütende Stimme erschallt aus den Boxen. Klingt super, wie hier Gefühle eingefangen werden. Natürlich begibt man sich nach diesem Ausbruch wieder ins Reich der Melancholie, aber von dem Einsatz dieses genialen Mittelparts bin ich noch immer ganz gefangen. Wirklich toll gemacht.
Die weiteren sechs Songs bleiben im gewohnten Fahrwasser. Mal Doom, mal Stoner, und auch Ausflüge in psychedelische Gefilde werden gekonnt gewagt und gekonnt umgesetzt.
Ein gutklassiges Instrumentalstück leitet „Lion´s Blood“ ein, welches mit über neun Minuten wieder Überlänge vorweisen kann. Meiner Meinung nach, der Zwillingsbruder von „A Pale Wanderer“. Der Beginn ist sehr gefühlvoll umgesetzt, und man lauscht einer verträumten, cleanen Gitarre. Im Hintergrund wird der Weltschmerz besungen, bis schwere Gitarren das Zepter übernehmen. Und wieder ist es, wie im ersten Track, vorbei mit sanften Vocals. Das Leid wird dem Hörer entgegengebrüllt. Wirklich ganz große Emotionen werden hier abgeliefert und nehmen einen wirklich auf eine düstere und traurige Reise mit.
Ich bin nicht der größte Fan von Sludge und Stoner, aber dieses Album hat mich schon berühren können. Man merkt, dass jeder Ton, jede Melodie, einfach echt ist. Und das schaffen und können auch nicht alle Bands. Ich denke, dass die Band mit diesem Release in der entsprechenden Szene eine Menge Staub aufwirbeln wird, und das hat sie nach den Rückschlägen tatsächlich verdient. Meinen Segen hat die Band.
Udo Dirkschneider mit Bundeswehrorchester? Dürfen die das? Das ist wirklich gar nicht so einfach zu beantworten. 2015 gab es in WACKEN schon eine kurze Premiere, aber der Kontakt wurde zwischen beiden Parteien scheinbar gehalten und mündet nun ins Album „We Are One“. Ich könnte mir es jetzt einfach machen und sagen: Das geht gar nicht und den Daumen nach unten richten. Denn mit True Metal hat dies hier nun mal gar nichts mehr zu tun und wird den einen oder anderen Hörer mächtig verärgern. Aber das wäre auch nicht ganz gerecht, und somit möchte ich hier ausführlich auf das Album eingehen.
Rein textlich und thementechnisch wird „We Are One“ niemandem wehtun. Es werden aktuelle Bereiche angesprochen wie Umweltschutz, Cyberwahn, Flüchtlingskrise, Umweltverschmutzung, Nationalismus, die Klimakatastrophe usw.. Themen, die zwar in der heutigen Zeit wichtig sind, aber im Fragefall brauche ich dafür nicht Udo, sondern - so traurig es ist - die Schlagzeilen der BILD-Zeitung reichen da voll aus. Ganz klar, man möchte textlich in keinster Art und Weise anecken, was natürlich auf die Beteiligung des Musikkorps zurückzuführen ist. Bei so einem Projekt darf in der Öffentlichkeit halt gar nichts politisch anbrennen. Eindeutig kein Metal, aber verständlich.
Mehr Metal ist, dass es nach 15 Jahren wieder eine Zusammenarbeit mit dem alten ACCEPT-Recken Stefan Kaufmann innerhalb des Albums gab. Den klaren und differenzierten Sound haben wir u.a. ihm zu verdanken.
Um die Ausgangslage final zu klären: Es gab in den letzten Jahren viele Versuche von Metal-Bands, mit einem Orchester zu agieren. Die meisten Versuche gingen den Bach runter, da Band und Orchester einfach nebeneinander spielten und niemals als Gesamtbild auftraten. Ein bekanntes Beispiel sind natürlich METALLICA mit ihrem „S&M“-Album. Dass es auch anders geht, bewiesen RAGE mit dem Lingua Mortis Orchestra. Hier kann ich bei „We Are One“ Entwarnung geben. Man merkt, dass Band und das Musikkorps die Stücke zusammen arrangiert und somit das Motto „We Are One“ tatsächlich musikalisch durchgezogen haben. Hier findet man tatsächlich keinen Ansatz zum Meckern. Hier sind Profis auf beiden Seiten am Werk, und das merkt man auch.
So, wer jetzt noch nicht eingeschlafen ist, nun geht es mit dem Review der 15 (!) Stücke erst los. Ich kann hier keine Zusammenfassung liefern, da die Songs doch sehr unterschiedlich sind, und da ich ja Platz habe, werde ich jeden Song einzeln bewerten. Genug der Worte und ab in das Review von „We Are One“.
Eigestiegen wird mit „Pandemonium“. Das Orchester eröffnet mit einem überzeugenden Part, und eine Gitarre verleiht dem Beginn den letzten Schliff. Und dann kommt Udo, und man fühlt sich wohl. Klingt bisher alles gut. Der Song nimmt Fahrt auf, und das Orchester begleitet angenehm. Der Refrain kommt sehr Moll-lastig und erinnert tatsächlich an U.D.O. auf einem Doom-Trip. Ein sauberes Solo rundet den Song ab. Ein wirklich guter Einstieg. So kann es weitergehen. Gleichzeitig im übrigen auch ein Statement von Bundeswehr und Udo gegen rechte Politik.
Weiter geht es mit dem Titelsong „We Are One“. Klingt sehr jazzig und ungewohnt. Der Rhythmus ist schleppend und teilweise einschläfernd. Aufgewacht wird erst im Refrain, der an Peinlichkeit nicht zu überbieten ist. Unterirdisch und auch textlich nicht besonders anspruchsvoll.
Gehen wir lieber zum nächsten Song „Love And Sin“ über, welcher mit einem schönen Chor beginnt und von Flötentönen umsäuselt wird. Hier kommt man einem Soundtrack für einen Film sehr nah. Leider bleibt der Song beim Einstieg der Band sehr unspektakulär, und auch eine Gastsängerin, deren Name scheinbar ein Geheimnis auf der Platte ist, belebt den Song nicht. Leider wieder kein guter Song, an dem das Orchester aber in diesem Fall keine Schuld hat.
„Future Is The Reason“ beginnt sehr militärisch, was zum Thema des Klimawandels nicht ganz passt. Hier dreht die Gastsängerin samt Chor wieder auf und das nicht im positivem Sinn. Hier klingt alles gewollt, aber nicht gekonnt. Der Song kommt nicht auf den Punkt und kann somit wieder auf der negativen Seite verbucht werden.
Um die Fridays For Future-Bewegung dreht es sich bei „Children Of The World“. Es fängt sehr bedächtig an. Oboe und Piano eröffnen das Lied um dann sehr bedächtig mit Bandunterstützung in den Song zu starten. Die ersten 1:30 Minuten plätschern so vor sich hin. Der Song wird auch nicht durch den Einstieg von Udo intensiver. Dann wird es gruselig. Ein Kinderchor setzt ein, und hier geht die Geschichte dann eher in die peinliche Richtung. Im Altenheim werden wahrscheinlich ein paar Tränen fließen. Leider auch nicht gut.
„Blindfold The Last Defender“ beginnt wieder mit einem schönen Orchesterpart und wieder mit der ominösen Gastsängerin. Eine Ballade deutet sich an, die gerne auch von NIGHTWISH hätte kommen können. Bestimmt nicht schlecht, aber auf der falschen Platte, und spätestens hier hätte die Dame im Info mal eine Erwähnung verdient. Kein schlechter Song, aber unpassend. Wo ist Udo?
Es folgt „Blackout“, welches wie ein Videospiel beginnt und einen schönen und düsteren Orchesterpart bietet, in dem Schüsse (???) fallen. Sehr gute Solo-Gitarre und tolles Zusammenspiel zwischen beiden Fronten. Es geht doch auch ohne Udo und Gastsängerin. Ein wirklich tolles Instrumentalstück. Endlich kann der Daumen auch mal nach oben zeigen.
Die Thematik bei einem Titel wie „Mother Earth“ sollte klar sein. Der Song fängt flott an, und das Zusammenspiel passt. Udo kommt jetzt auch wieder zu seinem Recht, und „Mother Earth“ entwickelt sich zu einem wirklich guten Song mit einem dominanten Refrain. Geht ganz gut ins Ohr.
„Rebel Town“ beginnt sehr exotisch und wird sofort mit einem harten und überzeugenden Part eröffnet. Udo klingt überzeugend, und auch die hohen Töne sitzen. Der metallischste Song bisher und somit eigentlich ein guter Song, wenn bitte nicht diese Chor-Einlagen wären. Sie zerstören den ganzen Song. Warum macht man das?
Beschwörend beginnt „Natural Forces“. Hier fühlt man sich wieder wie in einem Soundtrack, was ja nichts Schlechtes bedeuten muss. Klingt irgendwie wie für einen „Indiana Jones“-Film komponiert. Kommt da noch mehr? Nein! Kein Gesang. Nur ein kurzer (guter) Chor. Braucht auf der Scheibe aber leider keiner. Wenn ich einen Filmsoundtrack hören möchte, dann kaufe ich mir kein Album von U.D.O..
„Neon Diamond“ beginnt sehr ruhig, bis ein treibendes Riff den Hörer aufschrecken lässt. Ein cooles Saxophon integriert sich perfekt, und Udos Gesang kann glänzen. Leider ist auch die Gastsängerin wieder am Start, aber im Refrain holt der Song alles raus. Ein tatsächlicher Ohrwurm. Nichts gegen die gute Dame, aber wie gut hätte der Song nur mit Dirkschneider werden können? Trotzdem ein toller Song.
Orchestral beginnt „Beyond Gravity“, welches ein wenig an Star Trek erinnert, bis orientalische Töne aufhorchen lassen. Klingt erst mal interessant und geht dann in gepflegtes Midtempo über. Passiert endlich mal was? Nein! Kein Gesang – nur dieses orientalische Gedödel und das Orchester. Langsam nervt es wirklich!
Aktuelles Thema im Song „Here We Go Again“ – die Flüchtlingslage. Beginnt erst mal sehr rockig um dann mit jazzigen Klängen zu verwirren. Und dann kommt´s! Udo Dirkschneider fängt an zu rappen! Ich finde ja viel lustig, aber wo es aufhört, da hört es auch auf! Dass der Refrain scheiße ist, brauche ich gar nicht mehr zu sagen. Das ist einfach eine Unverschämtheit! Aus Angst vor Zensur schreibe ich nicht weiter. Frechheit!
„We Strike Back“ beginnt sehr flott. Fast schon Speed Metal. Geht da noch was? Ja, der Refrain sitzt, und das Ding ist endlich mal etwas, mit dem man etwas anfangen kann. Klar, jede normale Metal-Band schreibt solche Songs an einem Sonntagvormittag, aber auf diesem Album ist man über solche Töne doch erfreut. Auch die Soli-Gitarren sind passend und gut. Hier können wir endlich mal aufatmen.
Der letzte Song hört auf den Namen „Beyond Good And Evil“ und beginnt mit einem überzeugenden Riff. Das Orchester steigt passend ein. Leider haben wir es hier wieder mit diesen unsäglichen Chören zu tun, welche sich ein Wechselspiel mit harten Gitarren liefern. Von Gesang keine Spur. Was soll dieser Unsinn? Mir reicht´s!
So, es ist geschafft. Fazit: Das Album ist eine Frechheit, und da ist nicht mal das Orchester schuld, welches einen guten Job abliefert. Warum macht sich Dirkschneider auf seinem eigenen Album so rar? Warum werden laufend kitschige Chöre benutzt? Warum sind teilweise die Instrumentalstücke spannender als der Rest? Ehrlich gesagt, ich habe die Faxen dicke! Bei aller Liebe zu Udo und seinem Schaffen. Das Ding hier ist ein Albtraum, und ich hoffe, es fliegt diversen Leuten nur so um die Ohren! Aber in Wacken 2021 (ich bin mir sicher, dass es zu einem Auftritt kommt) wird dieser Nonsens bestimmt abgefeiert. Ich könnte kotzen!
Eine mehr als erfolgreiche Vergangenheit kann für einen Musiker auch eine mehr als schwere Last sein. Als Sänger von TURBONEGRO konnte Hank van Helvete großartige Erfolge feiern und eine riesige Anhängerschaft um sich scharen. Wer kennt nicht die Kutten der Turbojugend, welche auf jedem Konzert stolz getragen werden?
Provokation, gespielte Homosexualität und ein gewisses Fuck Off-Image trugen den Death Punk der Band bis weit in den Mainstream. Nach dem Bruch von TURBONEGRO wurde es still um Hank, bis die erste Soloplatte „Egomania“ 2018 erschien und ein leichtes Methadon für alle Fans der TURBONEGRO-Anhänger darstellen sollte. Und nun setzt Hank zum zweiten Streich an. Also, was kann der Longplayer „Dead“? Finden wir es heraus!
Das Intro „Ad Conteram Incantatores“ macht zu allererst durch ein klares Statement auf sich aufmerksam: “ You can`t kill me, I´m already dead“ und geht logischerweise in den Opener „Dead“ über. Ganz klar, Hank klingt noch immer nicht wie in alten TURBONEGRO-Zeiten. Die Stimme ist weniger rotzig, und alles klingt ein wenig cleaner und sauberer. Eindeutig wird hier dem Stadionrock gefrönt, und großartige Punk-Attitüde hat keinen großen Platz mehr. Der Refrain bleibt beim ersten Anlauf in den Gehörgängen und lädt zum fröhlichen Mitsingen ein. „Danger Danger!“ kommt als schöner Uptempo-Rocker um die Ecke und wird spätestens im Mittelpart wieder ein Kunstwerk aus Glitter und Poprock. Ideal für jede Autotour.
„Blackened Eyes“ kommt dem Thema Ballade am Nächsten. Einen Schuss ALICE COOPER und ein gewisses 80er Jahre-Flair kann man hier nicht verleugnen. Jetzt geht´s noch tiefer in die 80er Jahre, wie der Name „Disco“ schon verspricht. Ein sehr eingängiges Lied, das einen Einfluss aus der Wave-Zeit nicht verleugnen kann, aber natürlich durch schöne Gitarren noch immer als Rock durchgeht. Stampfende Drums läuten „Crown“ ein, welches sich als hübscher Partyrocker entpuppt. Guernica Mancini von THUNDERMOTHER darf sich hier mit Hank das Micro teilen, was aber keine großen Auswirkungen auf den Song hat. Ein typisches „nice to have“.
„Radio Shadow“ kommt am Anfang wie ein Stück von AC/DC aus den Boxen und entwickelt sich zu einem schönen Hard Rock-Song. Hier flaniert man fernab vom Stadionrock und zeigt, dass man auch noch einen wirklich amtlichen Rocksong auf dem Kasten hat. Sogar die Turbojugend wird hier nichts zu meckern haben. Es kommt ein wenig Nostalgie und Sehnsucht nach TURBONEGRO auf, aber ich muss mir selber im Klaren bleiben, das dies ein Soloalbum ist und nicht 1:1 nach Hanks alter Band klingen soll. Eigentlich logisch.
Die Frage nach dem Sinn von Intros, Outros und dem Pendant in der Mitte, diese stellt sich mir immer wieder. Mit „Video Et Taceo“ haben wir ein solches. Ok, man kann schön von dem herben Sound des letzten Songs runterkommen, aber wir schauen mal lieber nach „Velvet Hell“, welches mit einem zwingenden Riff beginnt und dann in einen tollen Rock´n´Roll-Part übergeht. Hier fängt auch das letzte Bein an zu zappeln, und beim Refrain wird auch der letzte Skeptiker eines Besseren belehrt. Ganz starkes Stück!
„Forever Animal“ fängt irgendwie fröhlich an, da Hank mit einer ungewöhnlichen Vocalline arbeitet. Sonst haben wir es wieder mit einem typischen 80er-Rocker zu tun, der gerne an ALICE COOPER, aber auch alte Glanztaten von BON JOVI erinnert. Dass ich das tatsächlich geschrieben habe… „Am I Wrong“ ist ein schnellerer Song, der besonders mit seiner Gitarrenarbeit überzeugen kann. Das Teil könnte tatsächlich aber auch von den TOTEN HOSEN stammen, was besonders an Hanks Gesanglinien liegt. „13 in 1“ beginnt mit einem sehr opulenten Riff, auf das jede Power Metal-Band stolz wäre. „Hey“-Chöre unterstreichen dies besonders und wiederholen sich im Song. Sehr eingängig und sehr geniales Lied, welches einfach nur Spaß macht und für mich ein Highlight auf der Platte darstellt. Leider schon der Abschluss von „Dead“, welches mit dem Outro „Requiem For An Emperor“ zu schnell endet.
Ganz klare Sache. Auf „Dead“ tümmeln sich eigentlich nur Highlights. Wer auf softe TURBONEGRO in Verbindung mit Stadionrock steht, der wird hier bestens bedient. Die Hitdichte ist erschreckend hoch, und auch bei intensivem Hinhören ist einfach kein Stinker zu finden. Ein tolles Rockalbum, welches die guten alten 80er Jahre hochleben lässt und mit einer großen Portion Rock´n´Roll in den Hintern tritt. Mach´s nochmal, Hank!
Der Schweizer Death Metal-Musiker Beliath bringt mit „The Impalement“ sein Debütalbum an den Start. Debütalbum? Das hier klingt aber mal ganz anders als erste Gehversuche auf dem steinigen Weg des Death Metals. Kein Wunder, da Beliath seit dem Jahr 2010 mit der Idee einer eigenen Veröffentlichung schwanger gegangen ist und jetzt der Knoten geplatzt ist. Vorher wurden nur Demos für den engsten Bekanntenkreis aufgenommen und verteilt. Aber was erwartet uns auf „The Impalement“?
Ganz einfach, ein wahrer Metal-Gedanke in Verbindung mit der Brutalität des Death Metals und dem Geist des Black Metals. Klingt übertrieben, aber passt wie die Faust aufs Auge. Von der ersten Sekunde an wird das Niveau ganz oben gehalten. Hier treffen messerscharfe Riffs auf ausdrucksvolle Vocals und einen nicht zu stoppenden Drummer, der wirklich kein Soundloch offen lässt. Ganz starke Leistung. Torturer beherrscht sein Handwerk aus dem Stehgreif, und es macht Laune, sich beim Anhören der Scheibe nur mal auf die Drumspuren zu konzentrieren. Das kann nicht jeder Schlagwerker von sich behaupten.
IMPALEMENT verfallen aber nie in permanente und unkontrollierte Raserei, sondern verfeinern den Sound mit schwedischen Einflüssen, gemischt mit Einflüssen aus dem US-Death. Gut platzierte Soli unterstreichen das spielerische Können von Beliath. Als musikalische Vergleichsband würde ich BELPHEGOR nennen, deren Helmuth im Song „Satan`s Fire In My Eyes“ sogar ein Gastsolo spendiert.
Drummer Torturer war in der Vergangenheit auch für BELPHEGOR tätig und spielt an den Drums seine ganze Erfahrung aus. In „I Am All“ konnte die Ex-CRADLE OF FILTH Sängerin Sarah Jezebel Deva für eine Spoken-Words-Passage gewonnen werden. Für ein Debüt eine wirklich beachtliche Auswahl an Gastmusikern, die das Album nochmals niveautechnisch anheben.
„The Impalement“ bietet wirklich alles, was man sich von einem ausgewachsenen und reifen Death Metal-Album wünschen kann. Ein Drummer, der nie den roten Faden verliert und immer songdienlich spielt, schönste Gitarrenbreaks- und Soli, brutale Riffattacken und ein mehr als zwingender Sound. Die Vielfältigkeit der Songs überrascht immer wieder. Einige Momente sind tatsächlich an den klassischen Metal angelehnt und lockern die Songs immens auf. Kurze, aber gut gesetzte, atmosphärische Parts bringen Spannung in die Songs, und das derbe Geprügel macht zu jeder Zeit Lust auf noch einen weiteren Song. Durch geschickt eingesetzte Tempowechsel wird bei jedem Song das Spannungslevel ganz oben gehalten und durch die angesprochene Leistung des fulminanten Solieinsatzes grandios unterstrichen.
Was mir an dem Album wirklich gefällt, ist, das Beliath sich nie an die starren Regeln des Black/Death hält und in jedem Song für eine Überraschung gut ist, aber nie den Weg der Brutalität verliert. Das Album klingt insgesamt schlüssig und verdammt ehrlich, und von einem Schnellschuss kann man bei der Vorbereitungszeit wohl auch nicht reden. Daumen hoch, und ich bin sehr gespannt, was da noch kommt. Wir können nur hoffen, dass wir nicht wieder 10 Jahre Vorbereitungszeit vor uns haben. Geile Band!