Die ASIA-Formation der zuletzt bestehenden DOWNES/PAYNE Ära ist mittlerweile seit Januar auch schon Geschichte u.a tatkräftig dazu beigetragen haben dürfte sicherlich die recht erfolgreiche 2005’er Reunion aus den Anfangstagen zwischen Bassist/Sänger John Wetton und Keyboarder Geoffrey Downes. Mit ihrem insgesamt soliden "ICON"-Werk haben sich die Beiden als immer noch als schlagkräftiges Songwriter-Duo zurückgemeldet. Derzeit gibt es sogar ernsthafte Überlegungen eventuell zum Jubiläum das Original Line-up mit Carl PALMER sowie Steve HOWE zu reaktivieren.
Jetzt legen WETTON/DOWNES wieder etwas "neues" vor und zwar eine DVD sowie CD mit dem Titel "Icon Acoustic TV Broadcast" wobei die Beiden im Rahmen einer TV-Ausstrahlung einzig unterstützt durch ELO´s Hugh McDowell am Cello sieben alte ASIA-Klassiker sowie fünf brandneue Songs von "Icon" rein akustisch performen. Die DVD-Aufnahme in einem TV-Studio ganz ohne Publikum kommt doch reichlich unspektakulär rüber und birgt mit diesem etwas zu sauberen Hochglanzambiente im kalten Stil eines Sonnenstudios nur wenig erbauliches für´s Auge. Musikalisch hingegen gibt es garnichts zu mäkeln, vor allem John Wetton singt äußerst emotional wie zu seinen besten Zeiten, trifft auch die ganz hohen Töne ausnahmslos, allein die fetten und absolut perfekten Backings bzw. Chöre nehme ich den beiden Herren live so nicht ab, die sind einfach zu gut, da wurde hinterher sicher einiges noch aufgemotzt. Sei’s drum die Titelauswahl ist absolut gelungen (DVD & CD unterscheiden sich nur um "There In Your Bed" welches live nicht gespielt wurde, ehrlich gesagt diesen schwachen Song hätte man sich lieber schenken sollen!) die meisten Stücke wurden deutlich umarrangiert, Downes spielt ein einfühlsam sowie beseelt klingendes Klavier und auch das Cello kann durchaus als stilistischer Zugewinn gesehen werden. Wie gesagt, rein optisch bieten die Herren nicht gerade viel Sehenswertes, sind hochkonzentriert auf ihre Instrumente ohne großen Schnickschnack - hier werden wohl nur höchsten eingefleischte Fans auf ihre Kosten kommen. Alle anderen Classic Rock sowie AOR Freunde sind mit der CD bestens bedient - alle zum Teil an die 25 Jahre alten Hits wie u.a. das unvermeidliche "Heat Of The Moment" (kommt spitzenmäßig rüber), "The Smile Has Left Your Eyes" oder "Voice Of America" haben in diesen etwas weniger bombastischen Versionen nichts von ihrer Faszinität eingebüßt. Wetton/downs schaffen es durch einen mit viel Liebe für ergreifende Harmonien sowie trotzdem noch mit genügend Dynamik & Frische ausgestatteten Vortrag mühelos den Brückenschlag aus 80ern bis heute. Auch die neueren Songs wie "God Walks With Us", "Meet Me At Midnight" oder "In The End" sorgen für viel Gänsehautatmosphäre, können ebenfalls unplugged bestehen und schaffen so eine perfekte Verbindung zwischen alt und neu.
Ansonsten bietet die DVD noch eine recht unverkrampfte Behind the Scenes Aufnahmen, ein recht gelungenes Interviews (leider ohne Untertitel!), sowie eine ziemlich unspektakuläre Fotogalerie. Das Comeback wurde trotzdem souverän bestätigt - jetzt warten wir mal ab und hoffen vielleicht sogar auf eine Original-Reunion mit Tour durch Europa (träumen wird man wohl noch dürfen!).
"Winter In Paradise", das dritte Album der schwedisch/deutschen Combo LAST AUTUMN’S DREAM findet nach der Japan-Veröffentlichung endlich auch den Weg über ein europäisches Label in unsere Breiten und sollte den hiesigen AOR-Jüngern feuchte Träume bescheren. LAST AUTUMN’S DREAM sind neben Sänger Mikael Erlandsson noch Gitarrist Andy Malecek (Fair Warning), welcher mit seinem akzentuiertem Spiel den Songs seinen Stempel aufdrückt und die beiden Talisman-Mitglieder Jamie Borger (Drums) und Marcel Jacob (Bass). Bereits der Opener "Love To Go" rockt in bester AOR-Manier, das mit Hitpotential ausgestattet, von akustischen Gitarren eingeleitete und mit einem Hammerrefrain ausgestatte "When She’s Gone" setzt sich sofort im Hirn fest und dürfte nur noch operativ zu entfernen sein und "My Heart Keeps Stalling" ist eine skandinavische Melodic-Bombe vor dem Herrn. Sänger Mikael Erlandsson angenehmes Organ erinnert zuweilen gar an The Rasmus wie in der wunderschönen Herzschmerz Ballade "If You’re The One" und im Titeltrack "Winter In Paradise". Das Quartett findet geschickt die richtige Mischung aus überwiegend im Mid-Tempo gehaltene Kompositionen, Balladen und auch einigen straight rockenden Tracks. LAST AUTUMN’S DREAM haben mit "Winter In Paradise" ein verdammt gutes Album abgeliefert welches Laune macht und trotz irreführenden Titels perfekt auf den anstehenden Frühling einstimmt - so kann’s weitergehen.
Ein guter Songschreiber, gerade auch für viele andere Künstler wie u.a für SAMMY HAGGAR oder 38 SPECIAL, war und ist er ganz zweifellos noch immer, dieser JIM PETERIK. Nach dem es um seine ehemalige Stammcombo SURVIVOR (für die er seinerzeit u.a. den Soundtrack-Hammerhit "Eye Of The Tiger eingeschmettert hat) leider schon seit vielen Jahren ziemlich still geworden ist, zog er sich zunächst ebenfalls etwas zurück. Trotzdem war für andere Bands oftmals im Hintergrund tätig, trat dann aber lediglich seinem "World Stage" Projekt in den 90ern für zwei Alben in den Vordergrund. Als dann eigentlich niemand mehr damit gerechnet hatte, schlug er aus dem Nichts zusammen auch Dank der Ausnahmestimme von Toby Hitchcock mit der PRIDE OF LIONS Formation äußerst erfolgreich zurück und schuf insbesondere mit der Debüt-CD ein absolutes Referenzwerk im AOR Bereich.
Mit Stand 2006 ist Jim natürlich auch etwas älter geworden (ehrlich gesagt auf dem Beipackflyer sieht er mit dieser "künstlich" wirkenden Matte aus wie der Papa von Atze Schröder) aber seine unverkennbare, mittlerweile vielleicht leicht dunkleren Stimme ist auch auf dem aktuellen "Above the Storm" nach wie vor einmalig. Gemessen an den erwähnten Top-Leistungen bzgl. Songwriting ist diese Scheibe leider, und dies wird selbst der größte Peterik-Fan zugeben müssen, nur eher durchschnittlich ausgefallen. Da haben sich bei insgesamt 13 Tracks einfach zu viele Ausfälle mit drauf geschlichen. Nichts gegen Balladen, wenn sie gut gemacht sind und ohne allzu große Schmachtattitiüde daherkommen aber hier übertreibt es der Gute dann doch. Der Titeltrack geht ja gerade noch aber die zu seicht auf westcoast geschwängerten Tracks "A Kiss To Remember You By" oder "A Talent For Loving You" sind einfach nur schmalzig und komplett überflüssig. Wie es viel besser geht zeigt er dann gegen Ende mit dem überzeugenden, weil packend und ohne aufgesetzte Hook auskommenden Track, "Midnight In My Soul". Der Anfang des Albums mit dem rockigen Stampfer "Live life" sowie dem typischen AOR-Knaller "Burning With A Reason" gelingt ganz passabel, dann dauert es wieder eine ganze Weile ehe mit "Stand and Be Counted" endlich ein fast SURVIVOR-compatibler Hitsong aus den Boxen kommt. Insbesondere die gelungenen, immer mal wieder eingestreuten weibliche Backingvocals, schlagen positiv zu Gewicht. Auf dem herausragenden "Secrets Of A Woman", einem coolen leicht bluesigen Song mit schönen Brass Einsätzen und geilem Gitarrensolo frönt der Mastermind mal nebenbei seiner Vergangenheit. Apropos an der ein oder anderen Stelle hätte man sich doch etwas mehr Rockfealing gewünscht, die Sechseiter werden etwas zu zahm im Hintergrund gehalten. Das Albumhighlight kommt dann fast ganz zum Schluß und ist ganz klar der Classik Rock Knaller "Hiding From Yourself" geworden. Wie gesagt ansonsten birgt "Above The Storm" gemessen an den Fähigkeiten seines Protagonisten einfach zuviel Durchschnittsware. Respektlosere Kritiker mögen bei diesem Solowerk sogar von (seichtem) Altherrenrock sprechen, mir gebieten der Respekt sowie die erwähnten doch recht gelungenen Songs, insgesamt von einer soliden Scheibe allerdings nur für seichtere AOR-Anhänger zu sprechen.
ALIEN haben in ihrer schwedischen Heimat Ende der Achtziger und Anfang der Neunziger einiges an Erfolgen einheimsen können (u.a. ein Nummer 1 Hit mit dem rockenden Bee Gee’s Cover "Only One Woman"). Nach dem Rückzug 1994 probieren es die AOR-Jünger mit "Dark Eyes" nun erneut und lassen Erinnerungen an Rock-Heroen von Journey bis Survivor aufleben - mir fällt bei "Dark Eyes" am ehesten noch Giant ein, wobei Sänger Jim Jidhead eine Joe Lynn Turner Schlagseite aufweist. Allerdings habe die Schweden bis zum erreichen dieses Qualitätslevels noch einen Weg vor sich. Die 12 Songs sind zwar allesamt gefällig arrangiert und hyper-melodisch - die Halbwertszeit der meisten Kompositionen ist jedoch für das AOR-Genre nicht übermäßig hoch, eine Weiterentwicklung über den Sound der Achtziger hinaus scheint nicht gewollt. Nicht desto trotz stechen ein paar Songs heraus: allem voran die unkitschig geratene Ballade "Oh Sarah", das darauf folgende "Fallen Angel" lässt Gary Moore zu Frontiers-Zeiten anklingen und der Midtempotrack "Don’t Fight It" (könnte so auch auf einer Harlan Gage-Scheibe sein) - davon hätte es ruhig mehr sein dürfen. Auch der kraftvolle, als Opener fungierender Titeltrack "Dark Eyes" mit seinem Highway-Feeling gefällt, leidet aber auch etwas unter der nicht ganz ausgereizten Produktion. So wird es im Ganzen für ALIEN mit "Dark Eyes" aber nicht reichen um bei den Großen mitzuspielen.
SEVENTH KEY eine Formation die typischen AOR oder auch Melodic Rock der amerikanischen Prägung vertritt- man operiert dabei in bekannten Fahrwassern von solchen großartigen Classic Rock Acts wie JOURNEY, NIGHT RANGER oder SURVIVOR. Im Gegensatz allerdings zur derzeit ziemlich grauen Masse sowie im Vergleich zu den vielen überflüssigen Reunions in diesem Genre, machen diese Jungs so ziemlich alles richtig bei ihrem Job. Die beteiligten Musiker bewegen sich qualitätsmäßig scheinbar lässig in der absoluten Spitzengruppe. Gegründet im Jahr 2000 von KANSAS Mitglied Billy Greer sowie STREETS Begründer Mike Slamer sind bisher zwei hochkarätige Studiowerke veröffentlicht worden aber eine Livetour kam aus diversen Gründen leider nie zu Stande. Trotzdem gibt es jetzt mit "Live In Atlanta" ein einzigartiges Konzertdokument, dass anlässlich der Aufnahmen für ein Video zusätzlich als DVD mitaufgezeichnet wurde. Die Idee für eine Live-CD plus DVD hatte Frontiers Labelchef S. Perugino höchstpersönlich, der sich einst die Videos zu den Songs "An Ocean Away" und "Love Train" ansah und sich dadurch inspiriert fühlte.
Mike´s Tochter Nicole Slamer wurde als Verantwortliche für die volle Organisation der DVD Produktion auserwählt und für diese Aufnahmen hatte sich Mike Slamer nach annähernd 22 Jahren "Bühnenabstinenz" zum ersten mal wieder live betätigt. Die Filmaufnahmen stammen von einer Show, die in Atlanta vor einem ausgewählten Publikum aus Freunden, Gästen und Familie stattfand. Besonders die Gästeliste für diesen einmaligen Gig am 23. Mai 2005 kann sich ebenfalls sehen lassen. Das Duo Greer/Slamer wurde dabei von Terry Brock (ex-STRANGEWAYS) an der Gitarre sowie Backgroundvocals, David Manion (Keys) und Pat McDonald (Drums) unterstützt. Wirklich klasse sind die vielen mehrstimmigen Arrangements sowie packenden Chorgesängen ("Only The Brave"), die furiosen Gitarrensolos ("Always From The Heart") sowie der volle Liveklang dieser Takes. Und ganz egal ob dabei größtenteils volles Tempo mit sattem Rocksound oder auch mal unplugged zu Werke gegangen wird - SEVENTH KEY überzeugen durch und durch mit großer Spielfreude sowie reihenweise Killerrefrains. Wenn man bedenkt, dass diese Jungs in dieser Zusammensetzung mehr oder wenig so gut wie nie zusammen spielen, ist diese Leistung als um so bemerkenswerter einzuschätzen. Hier haben sich fünf Vollblutmusiker zusammengetan, wobei sich auch die beiden Special Guests (KANSAS Violinist Robby Steinhardt & Billy Greers Bruder Johnny) beim wunderbaren "Forsaken", ganz besonders auszeichnen. Das souverän abgewickelte Set zeugt von viel Spaß für alle Beteiligten und läßt somit für Melodic Rock Anhänger keinerlei Wünsche offen. Neben 12 Liveaufnahmen sind noch drei zusätzliche Studiobonustracks enthalten wobei hier nur das eher etwas langweilige "Remeber You Well" leicht abfällt ansonsten überzeugen die zwei anderen Songs qualitätsmäßig genauso wie die Livetracks u.a. besonders gelungen "The Kid Could Play" oder das straighte "The Sun will Rise". Das ganze erscheint wie gesagt dann auch noch als DVD mit drei Bonus Videos, ausführlicher Photo Gallery sowie Interviews. SEVENTH KEY werden ja demnächst auch beim UNITED FORCES OF ROCK in Ludwigsburg zu Gast sein und man darf dort sicher eine ähnlich starke Liverperformance erwarten.
Mit dem Re-Release der beiden ursprünglich einmal einzeln erschienen "Archiva"-Alben von 1996 ist die Neuveröffentlichungswelle sämtlicher CD’s der Downes/Payne Phase für’s erste mal abgeschlossen. Auf dieser neuen natürlich remasterten Doppel-CD sind außerdem noch jeweils zwei "neue" Bonustracks enthalten. Was sich leider nicht geändert hat, ist dieses wirklich unsäglich schlechte Coverartwork mit einer komischen (Atom) Spinne - dies kommt auch im Hochglanzprägedruck keinen Deut besser. Ansonsten sehr informativ hingegen sind die ausführlichen Linernotes zu jedem einzelnen Track geraten, wobei sehr genau erklärt wird von welcher Phase/Zeit der Song stammt und warum er es nicht auf dass ein oder andere Album gepackt hat. Die ursprüngliche Entstehung oder besser der Grund für die Veröffentlichung dieser bis dahin im Archiv verstaubten Aufnahmen war damals ein Wasserschaden im Studio von Downes & Payne bei dem sämtliches (teures) Equipment vernichtet wurde. Danach entstand die Idee, einige alte Aufnahmen aus den Produktionen zu "Aqua", "Aria" und "Arena" aber auch aus ganz alten Phasen von 1987 als Fan-Edition herauszubringen. Ganz klar dominieren hier, wie auch größtenteils bei den regulären Alben, doch zum Teil hier noch mehr aufgebauschte Melodic/AOR/Pop Songs, wobei vor allem der gute Payne an manchen Stellen mit reichlich kitschigen Pathos doch etwas zu Dicke aufträgt. Ich würde die insgesamt 28 Tracks aber ganz einfach in die drei Kategorien "Songperlen", "Füller mit Potential" sowie "Totalausfälle" einteilen. Letztere Klassifizierung trifft vor allem auf "Archiva 2" zu, auf der ersten CD sind insgesamt die deutlich besseren Songs enthalten. Warum solche starken Titel wie das hymnische mit tollen Chorgesang bestechende "Fight Against The Tide", das schmissig-eingängige "Heart Of Gold", das fetzige "Love Like The Video" oder auch "Boys From Diamond City" (ursprünglich mal von Max Bacon ex-GTR eingesungen) ein energetischer Rocksong nie auf ein reguläres Werk gekommen sind, ist mit aufgrund der hohen Qualität ein Rätsel. Aus seiner Zeit bei E.L.O. war natürlich auch noch etwas übrig geblieben und so tituliert Payne diesen Song lustigerweise zu "A.L.O." ( Asiatic Light Orchestra), hier gibt es typisch leichten ELO Stoff mit ein wenig ASIA-Keyboardgeklimper. Aus Songs wie "Tears" oder "The Higher You Climb" hätte man aber einfach mehr machen können, hier sind die Keys oftmals zu dominierend. Wie gesagt "Archiva 2" bietet trotz gelungenem ELO-Cover "Showdown" mit klasse Sägegitarre oder dem absolut untypischen Rock’n’Roller "Satellite Blues" nur noch wenig erbauliches. "Armenia" ist ein absolut überflüssiges Instrumental genauso wie die übel-platte Popschnulzen "Right To Cry" oder "Can’t Tell These Walls". Die Bonustracks eine alternative Version von "Anytime" bzw. "Little Rich Boy" sind nicht schlecht aber eigentlich überflüssig, die Akustiktake von "Open Your Eyes" ist zwar ein netter Versuch zeigt aber eindeutig, dass viele Wetton Songs von Payne nicht ausreichend getragen werden können. Der "Ethnic Mix" von "Turn Around" hingegen kann als gelungen bezeichnet werden. Bei InsideOut gibt es jetzt "Archiva 1 & 2" als Doppelsilberlinge zum Preis einer Einzel-CD, wobei dieses faire preisliche als auch musikalische Angebot für Fans der Band ganz o.k. sein dürfte. Musikalisch sind hier durchaus einige Songperlen zu finden aber nicht nur daher ist das Ergebnis deutlich besser als dass nachwievor dürftigste Werk aller ASIA Alben, "Aria".
Unverhofft kommt oft - frei nach diesem oft zutreffenden Spruch haben es die AOR-Götter von JOURNEY doch tatsächlich geschafft mit ihrem neuen Output "Generations" noch mal ein richtig gelungenes Stück Melodic Rock abzuliefern. Insbesondere nach der Auflösung Ende der 80er Jahre, dem für meinen Geschmack unwürdigen Comebackalbum "Trial By Fire" (1996) und auch dem 2001er Output "Arrival" (allenfalls noch mittelmäßig) sowie der echt experimentellen bzw. recht untypischen "Red 13" EP, war damit eigentlich fast nicht mehr zu rechnen. Als dass wirklich einzig Beständige in den 32 Jahren seit der Bandgründung 1973 hat sich Gitarrist und Mastermind Neal Schon erwiesen, dieser stets bescheidene Mann entwickelt auf dieser CD eine unheimliche Spielfreude sowie Energie fast wie zu besten Zeiten aber auch seine songwriterrischen Fähigkeiten können sich sehr gut hören lassen. Die Journey Besetzung 2005, dass sind neben Schon, natürlich Sänger Steve Augeri (vergesst Joe Perry endgültig, dieser Man steckt ihn locker in die Tasche), Keyboarder Jonathan Cain, Ross Valory (Bass) und Deen Castronovo ex-HEART (Drums) wobei sich als besonderen Gag gleich alle fünf Bandmitglieder an den Leadvocals ausprobieren durften und sich dabei ziemlich schadlos präsentieren. JOURNEY waren in den 80ern sicher die wohl größte AOR Formation, weltweit wurden über 50 Millionen Platten vornehmlich in den USA verkauft. In Europa war man allerdings nie so die Superband aber Megaknaller wie "Wheel In The Sky", "Open Arms", "Separate Way´s" oder "Don’t Stop Believin’" waren auch bei uns Hits und sind heute noch auf jedem einigermaßen soliden Classic Rock Sampler vertreten. Die neue CD schafft jetzt den gelungenen Spagat alte Stärken mit eher ungewöhnlich neuen Seiten der Band zu verbinden. Besonders positiv aus meiner Sicht ist der erfreulich geringe Schmachtfetzen bzw. Balladenanteil zu werten (insgesamt nur 3 Stück wobei das monumentale "Beyound The Clouds" sogar recht gelungen ist), die Jungs hatten anscheinend mal wieder Lust richtig loszurocken, teilweise agiert man sogar recht stark blusig angehaucht. Der Sound ist natürlich insgesamt wieder typisch für JOURNEY angelegt, so wie ihn die Fans auch immer haben wollen mit diesem etwas polierten Hochglanzsound (aber diesmal kommt noch verdammt viel Rock’n’Roll Feeling dazu) und reihenweise gelungene Hooks. Wenn auch vielleicht nicht bei allen Tracks sofort der "supereingängig" Stempel aufleuchtet sorgt gerade dies doch für mehr Hörspaß auf die Dauer. Die Höhepunkte sind ganz klar das epische "Faith In The Heartland", das sehr groovige "Place In Your Heart", "A Better Life" mit tollem Refrain und diesen genial singenden Gitarren Riffs und natürlich der packende Bonustrack "It’s Never Too Late". Etwas aus dem Rahmen konventioneller Journey Tracks fallen zum einen das schnelle "Gone Crazy" mit Bassist Ross Valory am Mikro - klingt wie eine schnellere Bluesrocknummer eines jungen John LEE HOOKER mit Highspeedgitarren, geil. Aber auch das atypische "In Self-Defense" kommt irgendwie cool rüber, der Song hört sich wie VAN HALEN zu David Lee Roth Zeiten an. Sicher an die ganz großen Erfolge wie "Escape" oder "Frontiers" kommt "Generations" nicht (mehr) ganz ran aber es reicht immer noch locker für eine Spitzenposition im heutigen Melodic Rock Genre. Journey machen nach wie vor ihr Ding und dass ist auch gut so - Trendsetterei war noch ihre Sache und wenn dass Ergebnis so kurzweilig ausfällt wie hier, dürfen die Jungs gerne noch viele Alben machen.
Mit der 96er CD Werk "Arena" wollten die beiden Hauptprotagonisten von ASIA Geoff Downes & John Payne einige neue musikalische Elemente in ihre Musik integrieren. Nach dem wirklich schwachen Vorgänger "Aria" gelang dies auch dank der Mitwirkung einiger neuer Musiker, so dass man sich doch deutlich aus der eingeschlagenen AOR-Schiene befreien konnte. Auch das Artwork (obwohl oder gerade nicht mehr von Roger Dean) kann wieder an alte Glanzzeiten anknüpfen, der hochwertige Prägedruck mit dem ruhenden Löwen verstärkt diesen Eindruck beim Re-Release um so positiver. Musikalisch hat auch "Arena" mit den spitzenmäßigen 80er Frühwerken nach wie vor nicht viel gemeinsam, war aber auch klar, dass ASIA in dieser Besetzung nicht mehr einen Schritt in die Vergangenheit zurück machen wollten. Besetzungstechnisch gab es wie erwähnt viel Gäste und gleich mehrere fähige Leute an den Gitarren u.a. Eliott Randall (STEELY DAN) oder Aziz Ibrahim (SIMPLY RED), die mit teilweise recht ungewöhnlichen Sounds für viel frischen Wind sorgten. Besonders gelungen sind außerdem die wirklich spitzenmäßigen Percussions von Luis Jardim, die ARENA mehr als nur bereichert haben. Sofort beim Instrumentalintro "Into The Arena" mit tollem lateinamerikanischen Flair, man fühlt sich regelrecht in einem SANTANA Song, wird sofort klar, es geht in eine neue Richtung. Klar, die typischen Asia Elemente wie üppige Keyboards, schöne Refrains und tolle mehrstimmige Gesänge fehlen natürlich nicht, sie kommen halt nur in verändertem Klangbild daher. Die Band wollte laut eigener Aussage etwas mehr weg vom AOR hin zu wieder mehr progressiven Songs. Nun dieser letzte hohe Anspruch gelingt aber nur in Ansätzen u.a. muß man hier das absolute Albumhighlight mit dem über 9-minütigen "The Day Before The War" erwähnt werden, bei diesem epischen Track mit seinen vielen Rhythmus und Stimmungswechseln paßt wirklich alles zusammen. Ansonsten überzeugen insgesamt auch wieder die Melodien sowie die stets catchy gehaltenen Refrains mit einer guter Qualität und nur wenigen negativen Ausreißern u.a. "Falling". Als weiter Höhepunkte sind noch "Two Sides Of The Moon" (eine schöne Akustik Live-Version ist auch als Bonus enthalten) oder "Heaven" mit seinen leicht FLOYD’igen Gitarrenlicks zu erwähnen. Dass ist auf ARENA alles viel besser als beim halbgaren ARIA Album. Neben einer wirklich gelungenen Soundüberholung, ausführlichen Linernotes, 16-seitigem Booklet ist mit "That Season" ein gar nicht mal so übler Zusatztrack enthalten.
Im mittlerweile recht üppig angewachsenen Backkatalog der Bombast Rocker ASIA ist seit dem überragende Debüt von 1982 das 94er "Aria" Album für mein Dafürhalten mehr oder weniger schon das bisher schwächste Werk der Band. Diese negative Einschätzung kann auch leider die aktuelle Neuauflage mit besserer Verpackung nicht verändern, obwohl der remasterte Sound doch deutlich voluminöser bzw. harmonischer aus den Boxen dringt. Bereits das wirklich für ASIA Verhältnisse schlechte Coverartwork (was Roger Dean damals wohl geritten hat, denn normalerweise produziert dieser geniale Künstler nur exzellente Covers?!) sorgt schon für einen negativen äußerlichen Eindruck (da hilft auch die Prägedruckauflage nicht viel). Was halt an dieser CD fast durchweg enttäuscht ist dass insgesamt relativ schwache Songwriting. Das Duo Payne/Downes hatte mit dem guten Vorgängeralbum "Aqua" einen überzeugenden Einstand gegeben und jetzt holte man sich für "Aria" als feste Besetzung den talentierten Gitarristen Al Pitrelli sowie Schlagzeuger Michael Sturgis mit ins Boot. Den Anfang bildet das solide "Anytime" (ein ganz witziges Video ist als Bonus enthalten) und gelingt so noch recht passabel aber dann wechselt der melodische Hard Rock doch mehr und zu seichtem AOR im SMOKIE Style ("Summer") der zunehmend unspektakulärer und stellenweise richtig fad daher kommt. Der immer noch stark vorherrschende Keyboardbombast verkommt zur puren Staffage, da die Gitarren viel zu stark im Hintergrund agieren müssen und viel zu selten mal mit gelungenen Solos wie bei "Rememberance Day" den zugekleisterten Sound durchbrechen dürfen. Einzig der schön wummernde Bass kann noch ein positives Ausrufezeichen setzen. Am überzeugend agierenden Sänger John Payne liegt es eher nicht, dass die Refrains vieler Songs beinahe schon etwas gequält und auf Teufel komm raus eingängig getrimmt klingen z.B. "Enough’s Enough", in schlicht platte Popattitüde ausarten und sich dadurch nur wenig hängenbleibendes beim Zuhörer einnistet. Die oftmals durchschimmernde Melancholie wirkt irgendwie aufgesetzt, die Keys dominieren einfach zu stark es fehlt mir an rockiger Wucht schwülstiger Pathos "Desire" rettet die CD insgesamt auch nicht vor der Belanglosigkeit. Bei "Military Man" (auch wenn Erinnerungen an einen bekannten ASIA Titel nicht zu verleugnen sind) und gerade der sehr schönen akustischen Version auf dem Re-Release paßt es zur Abwechslung dann mal. Auch der Bonustitel "Reality" mit seinem komisch synthetisch verzerrten Refrain kann leider nicht zur Besserung beitragen. Daher bleibt "Aria" für mich ganz klar allenfalls gerade noch ein Durchschnitts Album mit Tendenz zu weniger.
Nach dem dritten und im Vergleich zu den Millionenseller Vorgängern nur wenig erfolgreichen dritten ASIA Werk "Astra" 1985 gab es danach über Jahre neben vielen Besetzungswechsel nur noch Tourneen bzw. diverse Live CD’s sowie eine halbherzige "Best Of". Der sicher einschneidenste Wechsel war dann aber der Ausstieg von Sänger John WETTON, der Anfang der Neunziger lieber wieder Solo unterwegs sein wollte. Geoffrey Downes als einziger übriggebliebener Musiker der Urformation wollte aber unbedingt weitermachen und mußte sich daher zunächst einen neuen Sänger suchen. Er fand diesen kongenialen Partner in seinem alten Kumpel, den Ex-ELO-Musiker John Payne (Lead Vocals, Bass), so dass mit dem ersten gemeinsamen Werk "Aqua" ab 1992 quasi eine komplett neue Ära in der Bandhistory gestartet wurde. Das Songwriterduo Downes/Payne bildete die Basis von ASIA aber man holte sich (auch für die folgenden Alben) immer wieder mehr oder weniger bekannte Musiker für die Aufnahmen dazu. Auf "Aqua" sind somit u.a. die beiden Asia-Gründungsmitglieder Carl Palmer (Drums) und Steve Howe (Acoustic Guitar) neben Drummer Simon Phillips sowie auch SAVATAGE Saitenschwinger Al Pitrelli (Lead/Ryth. Guitar) mit von der Partie. Stilistisch schlagen ASIA ebenfalls einen doch deutlich weniger stark Classic Rock geprägten Sound ein, es geht jetzt doch deutlich stärker in die Melodic Rock Schiene. Etwaige zu stark auf Pop getrimmte Songs, wie in manchen Kritiken zu lesen ist, sehe ich eigentlich auf Aqua noch nicht so prägnant. Es gibt reihenweise klasse Hooks, die Qualität des Re-Release ist klangtechnisch um einiges dynamischer und auch irgendwie voller, die Tracks sind insgesamt deutlich radiotauglicher, der prägnante Keyboard Bombast von Downes ist aber nach wie vor dass Markenzeichen von Asia. Payne als Sänger mit einem etwas raueren Timbre macht seine Sache erstaunlich gut, wenngleich es natürlich sehr schwer ist gegen das Denkmal WETTON anzukommen.. Steve Howe hört man bei seinen insgesamt recht spärlichen Beiträgen mit seiner klassischen Gitarre jederzeit sofort heraus. Die Höhepunkte einer überdurchschnittlich guten AOR Rockscheibe sind ganz klar dass mit einer Killer Hook aufwartende "Who Will Stop The Rain?", das sehr atmosphärische "Love Under Fire" sowie das schmissige "Lay Down Your Heart" mit toller Sägegitarre im DIRE STRAITS Gedächtnis Stil. Das recht gelungene neue Pappschuber Cover hebt das superbe Coverartwork der Unterwasserlandschaft des Originals noch ein wenig stärker hervor. Als Bonus des Re-Release wurden das bisher unveröffentlichte aber leider ziemlich biedere "Obsession" sowie zwei allerdings recht gelungene Livetracks mit draufgepackt - für Inside Out Verhältnisse ist dies schon etwas dürftig und als Kaufanreiz für Fans, die schon Besitzer der CD doch etwas wenig. Kann aber auch sein, dass man von Bands wie AYREON oder THRESHOLD zuletzt hier schon etwas verwöhnt wurde. Alles in allem bewegt sich "Aqua" aber locker im gehobenen Segment des Melodic Rock Bereichs.