CHILDREN OF BODOM sind wieder da - oder zumindest ein bisschen. Denn nach "Hate Crew Deathroll" im Jahre 2003 warten die Fans doch tagtäglich nach neuem Stoff der Finnen. Die EP "Trashed, Lost & Strungout" tut das warten etwas verkürzen. Der erste, der insgesamt vier Songs rockt los im Stile der COWHC. Schnell, melodiös und mit einer treibenden Drumattacke. "Knuckleduster" wirkt hingegen etwas anstrengender jedoch immer noch klar auf COB Niveau - stampfend und gespickt mit vielen schönen Soli. "Bed Of Nails"… ja genau, richtig gelesen. Eine verschärfte Coverversion des Alice Cooper Klassikers sorgt anschließend für Stimmung. Der Song geht mal richtig! Aber was geht jetzt? "She is Beautiful" - getrimmt auf 80er Party Poser Mucke. Handelt es sich da zufällig um ein Cover " Wer ist Andrew Krier" (dieser wird nämlich bei den Credits als Urheber genannt). Auf jeden Fall wird hier gerockt, gerotzt und gerollt was das Zeug hält. Bis auf Alexi´s Stimmchen erinnert rein gar nichts mehr an die COB. Als Bonusbeigabe folgt noch ein Videoclip zu "Trashed, Lost & Strungout" sowie Aufnahmen WIE KRANK die Jungs wirklich sind… Kaufen genehmigt!
Es ist echt traurig, wie oft man heuer die Leier vom unterschätzten Propheten im eigenen Lande singen muss. Haufenweise werden beschissene Bands gesignt, Hauptsache es kommt schnell wie Kohle rein - aber bei so geilen Combos wie IN BLACKEST VELVET scheinen die Labels auf ihren Ohren zu sitzen. Dabei macht der Ruhrpott-Haufen beileibe keine sperrige Mucke, sondern straighten melodischen Death Metal, mit dem man sicher eine Menge Leute erreichen kann. Aber nein, lieber die nächste schlechte schwedische Power Metal-Band signen und als große Sensation hypen. Ätzend. IN BLACKEST VELVET haben die Hoffnung aber noch nicht aufgegeben und kürzlich diese 3-Track-Promo eingespielt, mit denen sich bei Labels wieder ins Gespräch bringen wollen. Sollte eigentlich klappen, denn diese drei Songs haben es echt in sich und präsentieren melodischen Death Metal (mit leichtem Thrash-Touch) vom wirklich Allerfeinsten - so in einer Liga mit MOURNING CARESS und fast so geil wie alte DARK TRANQUILLITY - auch wenn IN BLACKEST VELVET ein wenig rockiger zu Gange sind. Vor allem der Gesang hat mir richtig gut gefallen, genau die typische Göteborg-Röhre, die ich so mag. Die drei Songs rocken ohne Ende und sind dabei fein eingängig (besonders "As Light" ist ein Hammer), IN BLACKEST VELVET könnens einfach. Also los Labels, ran da! Damit mehr Leute die Chance bekommen, hammergeilen melodischen Death Metal aus Deutschland zu hören!
Releases von Locomotive die nicht aus ihrem eher traditionellen Arbeitsbereich stammen, sind meist mit etwas Vorsicht zu genießen. Warum mir aber ausgerechnet ein Import aus dem musikalisch eher unterwickelten Australien so gut gefällt, liegt wohl daran, dass DAYSEND wenig von ihrer Herkunft hören lassen. "Severance" ist ein amüsanter Bastard aus schwedischem Melodic Death, definitiven Einflüssen amerikanischen Alternative Rocks und vielen Strukturen der melodiesüchtigen Neo Thrasher dieser Tage. "Born Is The Enemy" als Opener und bester Song des Albums ist perfekt gewählt, die Melodie bleibt im Ohr, der Gesang vor allem im Chorus gefällt - Eine melancholische Gesangs- und originelle Gitarrenlinie. Wobei grade letztere in manchen Tracks den nötigen Kick geben und den Hörer in nordischer Erinnerungen schwelgen lassen, dann aber auch wieder zu vertraut wirken und die solistischen Ausflüge nicht selten gar im wenig passenden, aufgesetzt wirkenden Unsinn enden. "September" als zweites Extrem: Eine ruhige Ballade mit rauchigen, dennoch cleanen Vocals steckt ihr Revier ab. DAYSEND machen wirklich Spaß zu hören, der Gesang ist gut, wenn auch die Ideen nicht wirklich neu. Um mal wieder einen neuen Begriff einzuführen, empfehle ich "Severance" für all die Postnostalgiker, die im klassisch schwedisch orientierten Sound nicht die Elektronik suchen an der sich viele versucht haben, sondern Einflüsse aus dem Alternative und als Exotenbonus eine Frau am Bass. Erwartet von DAYSEND viel, aber keine Offenbahrung.
Still ist es um NIGHT IN GALES geworden - von einigen Shows abgesehen, hat man von der Band nicht mehr so viel gehört. Das Letzte war die abgebrochene Tour mit GOD DETHRONED, aber das ist auch schon ein Weilchen her. Mittlerweile sind NIGHT IN GALES ohne Labelvertrag und nun mit der Promo auf der Suche nach einer neuen Heimat. Nachdem die EP sind seit Tagen in Dauerrotation bei mir befindet, bin ich der Meinung, dass es schon mit dem Teufel zugehen müsste, wenn sich kein Label NIGHT IN GALES annehmen will! Die Ruhrpottler waren spätestens seit der 2000er "Nailwork" eine der ganz großen Nummer im deutschen Melodic Death Metal, spätestens mit dem Nachfolger "Necrodynamic" wäre der Durchbruch mehr als verdient gewesen. Aber es kam anders, als man denkt und nun haben wir Ende 2004 und immer noch kein neues NIGHT IN GALES-Album. Die vier Songs auf der Promo machen aber Mut und zeigen die Band auf dem Höhepunkt ihres Schaffens. Jeder Song ist ein echter Hit geworden, von super-melodischen Gitarren getragen, der Rhythmusabteilung gnadenlos nach vorne gepeitscht (aber auch mal durch gut getimte Breaks in Groover verwandelt, wie bei "The Woundwalker") und von Shouter Björn veredelt. Was der Mann hier abliefert, ist definitiv die beste Leistung, die ich von ihm bisher gehört habe! Nicht nur "typischer" Melodic Death-Gesang, sondern auch SOILWORK-ähnliche Passagen und manchmal sogar leichte Screamo-Elemente lassen sich bei ihm finden und verleihen seinem Gesang eine große Variabilität, die er konsequent nutzt. Der herausragende Track des Demos ist definitiv "Get Killed Or Die Trying" für den der Begriff "Ohrwurm" erfunden würden müsste, gäbe es ihn schon nicht. Wer bei dem Refrain nicht aufspringt und mitgröhlt, hat kein Metallerherz! NIGHT IN GALES haben in diesen vier Songs ihre Stärken gebündelt und in erstklassiger Art und Weise in den Songs niedergeschrieben. Das ist großer deutscher melodischer Death Metal. Welcome Back! Schermetall ist das Gesetz!
Wien… Ich lasse hier mal eine kleine Pause, damit jeder seine ganz eigenen Klischees der Stadt aufzählen kann, die ihm so in den Sinn kommen… Ok, das reicht jetzt. Gibt ja auch einige metallische Truppen in der Stadt, LORDS OF DECADENCE sind die neueste, die mir ihre CD geschickt haben. Melodic Thrash/ Death, von IN FLAMES, CHILDREN OF BODOM und SOILWORK beeinflußt. Steht so auf ihrer Website und so kann man das auch getrost übernehmen. Eingängige Riffs, ordentlich Melodie, leider auch ein Kleister-Keyboard ("The Dream Catcher"), das stellenweise hart an der Grenze zum Nintendo-Metal knabbert, sich aber oft genug auch mal verpisst. Das sind schon mal Zutaten, mit denen man heutzutage als Metal-Band für Aufsehen sorgen kann, zumindest in den Lagern der Göteborg-Combos. Sänger Andy kann sowohl aggro als auch schön clean singen und macht seinen Job verdammt gut. Sicher, LORDS OF DECADENCE machen keine großartig neue Mucke, aber was soll’s? "Cognitive Note Of Discord" ist ein cooles Melodic Death-Album, das auch moderne Einflüsse gekonnt verarbeitet und vor allem mit zehn Songs aufwartet, die komplett ohne Fehl und Tadel sind. Hohe Songwriterschule. Melodic Death wie er sein soll und allemal zur Überbrückung bis zum neuen SOILWORK-Album gut, wenn nicht sogar darüber hinaus!
Italien ist nicht gerade die Hochburg des melodischen Death Metal, dennoch zeigen LAST RITES, dass auch die für ihre musikalischen Auswüchse ansonsten berüchtigte Stiefelinsel hin und wieder eine kleine Perle abwerfen kann. Die Band zockt im Stile von Größen wie IN FLAMES oder ARCH ENEMY, lässt jedoch einen noch größeren Anteil traditioneller Klänge einfließen und erinnert nicht selten an NAGLFAR, ohne jedoch deren Energielevel jemals zu erreichen. Das sehr gute Stück "Paradise Lost" etwa erinnert stark an den "Vittra" - Reißer "Through The Midnight Spheres". Auch die Kreisch - Vocals von Gitarrist Dave drängen fast zwangsläufig den Vergleich mit Jens Ryden auf, obwohl dieser noch eine Spur aggressiver kotzt. Der Großteil des Songmaterials bewegt sich im schnelleren Midtempo - Bereich und lässt genug Spielraum für sehr gelungene Soli, deren Herkunft in diesem Genre wohl eindeutig IRON MAIDEN zuzuschreiben ist. Auffällig ist, dass das Album einen für Underground - Verhältnisse sehr guten Sound hat, der voluminös und gleichzeitig polternd - thrashig durch die Anlage pustet. Einzige Kritik für ein durchweg gutes Werk gibt es lediglich beim Songmaterial zu nennen, das einfach nicht einprägsam genug tönt. Trotz zahlreicher technischer Finessen und sehr gelungener Breaks hämmern sich die Stücke einfach nicht fest und lassen "Hits" im Stile der oben genannten Bands leider vermissen. Das sollte Genre - Fans jedoch nicht davon abhalten, LAST RITES einmal anzuchecken und den sehr talentierten Italienern eine Chance zu geben. Mit etwas besseren Songs in der Hinterhand sollte es den Jungs, zumindest technisch, nicht schwer fallen, einen echten Hammer vorzulegen.
"Black Lotus", der Vorgänger zur aktuellen MCD, ist noch kein Jahr alt, da verziehen FALLEN ANGELS sich schon wieder im Studio und holzen das nächste Geschoß ein. Und wie schon beim Vorgänger gibt’s melodischen Schwedentod, bei dem wieder alles stimmt. Hier steht uns Großes ins Haus! Wenn FALLEN ANGELS so weitermachen, werden sie bald mit Soilwork und In Flames in einem Atemzug genannt werden. Mehr noch als beim Vorgänger hat das Keyboard eine wichtige Rolle im Sound der Schweden übernommen und erinnert jetzt oft an Soilwork’sche Songs, während der Songaufbau mehr und mehr ein Mix aus melodischem Schwedentod, klassischem Heavy Metal und brutalem Death ist. Das Ergebnis ist einfach nur geil und kann mit Soilwork (die für den Anfang von "Misanthropic Coil" mehr als nur Pate standen) locker mithalten. Sänger Richard hat sich noch einen Tick weiterentwickelt (seine Leistung auf "Black Lotus" war schon groß) und ist ein variabler Shouter geworden, der immer noch sehr viel Giftigkeit versprüht und dadurch einen gelungenen Kontrast zu den stellenweise zuckersüßen Keyboardmelodien bildet. FALLEN ANGELS haben es locker geschafft, das hohe Niveau des Vorgängers zu halten und vier weitere erstklassige Songs zu schreiben, die für Aufsehen sorgen werden und die Band einen großen Schritt voranbringen werden. FALLEN ANGELS werden ihren Weg machen und irgendwann In Flames locker in die Tasche stecken, da bin ich mir sicher!
Es gibt hin und wieder Alben, die spurlos am Hörer / Rezensenten vorbeistreifen, ohne eine Spur zu hinterlassen. Eines davon ist das Debüt der vier Finnen FINAL DAWN, die mit "Under The Bleeding Sky" eine mittelprächtige Melodic Death Metal - Scheibe eingetrümmert haben. Man wollte wohl an die Erfolge von Vorreitern wie IN FLAMES oder DARK TRANQUILLITY anknüpfen, die mit der Mischung aus Härte, Melodie, MAIDEN - Einflüssen und Kreisch - Vocals mittlerweile auf internationalem Parkett an vorderster Front zocken. Nur leider besitzen FINAL DAWN nicht ansatzweise deren Gespür für einprägsames Songwriting und die Fähigkeit, echte "Hits" abzuliefern. Alle Kompositionen auf diesem Album klingen regelrecht zahnlos und wirken wenig kraftvoll, zumal der "Gesang" (der ab und an von einer "Dark Voice" - also tiefem Sprechgesang - abgelöst wird) aggressiver tönt als es die Musik vorgibt. Am Besten ist die Band immer dann, wenn sie sich auf ihre Soli und Zwischenintermezzi konzentriert und Gitarrist / Sänger Vesa Mattila seine "Silent Voice" zum Besten gibt, nämlich sein Mundwerk im Ruhezustand belässt. Rein technisch kann man den Jungs keine schlechte Leistung attestieren, lediglich der Wiedererkennungswert des Songmaterials und die Vocals lassen zu wünschen übrig. Nur leider machen diese Punkte, aufsummiert, den Löwenanteil einer jeden Platte aus. Nicht gerade ein Pflichtkauf.
So kann man sich nur freuen, wenn man etwas wiedergefunden hat, was man lange vermisst hatte: "Turncoat", der zweite Song auf "Armageddon Mon Amour", zaubert mit seiner himmelsstrebenden Leadgitarre jedem Hörer zwingend ein Lächeln aufs Gesicht. Der Schlagzeuger drischt abwechselnd komplex-groovendes und noch viel zwingenderes Gebollere aus seinen Kesseln. Und dazu röhrt eine unverwechselbare Stimme in tiefstem Rachen religionsverachtende Texte. "The Beast Of Man" ist zurück, Johann Liiva hat nach dem unschönen Abgang bei ARCH ENEMY mit HEARSE im zweiten Anlauf endlich eine kongeniale neue Band gefunden, "Turncoat" ist der kompositorische "Evil Twin" von ARCH ENEMYs "Silverwing". Erbsenzähler rechnen jetzt den dreieinhalbten Anlauf vor, denn seit dem 2000er "Burning Bridges" ist diese Liebeserklärung ans Weltende schon der dritte volle Tonträger für Liiva, dazwischen lagen ein Album mit den zu kurzlebigen NONEXIST, eine EP und "Dominion Reptilian" mit HEARSE. "Dominion Reptilian" war nach meinem Geschmack noch zu umpf und stumpf zwischen draufhauen und Rock-Versuchen. Bei "Armageddon Mon Amour" ergänzen sich Schlagzeuger Max Thornell, Multi-Instrumentalist Matthias Ljung und Johann Liiva nun kongenial. Endlich. Erst vor dem Hintergrund filigraner Gitarrenleads kommt das "Brüllvolumen" von Johanns Stimme - wenn man das so nennen kann - so recht zur Geltung. HEARSE sind als Trio unterwegs, und so hat sich anscheinend jeder mal die Gitarre umgeschnallt, hier ein paar Bassspuren dazu getan, dort noch ein Riff - das Resultat ist fett. HEARSE machen nach einigen Umwegen da weiter, wo ARCH ENEMY zum Milleniumswechsel aufgehört haben, "The Crops Of Waste" und "In Love And War" verursachen Gänsehaut. Wir reden hier nicht von Diebstahl oder Kopie, aber hier sind im wesentlichen die Tradmarks versammelt, die ARCH ENEMY über die vergangenen Jahre abgestreift haben. So einfach sind die drei von HEARSE außerdem nicht mit einem Label zu bestickern, der Opener "Mountain Of The Solar Eclipse" fährt mit Vollgas auf dem Motorrad-Sozius von MOTÖRHEAD, "Tools" spielt mit Distortion und Depri-Stimmung. Kim Wildes "Cambodia" verliert die typische Achtziger-Beliebigkeit an Schweden-Gebolze alter Schule. Auf "Play Without Rules" wird noch einmal rumgebolzt, "Determination" ist unspektakulär im Midtempo und der Titelsong bereitet der Platte ein doomigen Ende. Aber das sagte der Name ja schon.
"This is not a dream" - sagt eine junge Dame beim Opener "Conjuring The Thoughts" und in der Tat: Es gibt eine weitere Melodic-Death-Band aus Schweden! Wenn da mal die Welt nicht drauf gewartet hat. Meistersänger Henrik Wenngren macht es hier ein bis drölf Härtegrade unter seiner anderen Kapelle Vicious, aber auch nicht so sanft wie die Genre-Könige IF es heute von Zeit zu Zeit betreiben. Der aggressive Gesang geht teilweise in Richtung der Thrash-Bands aus gleichem Lande, es wir dazu aber lange nicht geknüppelt wie behämmert. Feine Melodieböglein spannen ein klebriges Netz und fangen die Ohren der Rezipientenschar. Und wessen Lauscher sie damit nicht umgarnen konnten, der kriegt noch tüchtig Tastenmarmelade an den Kopp geschmiert. Allerdings machen SKYFIRE nicht den Fehler, das Keyboard allzu sehr in den Vordergrund zu rücken (wie es einige dieser Bombast-Blackies allzu gerne tun). Manches Geklimper wirkt geradezu abgefahren, manches Mal erinnert es gar an Melodic-Metal-Melodien mit diesem Rondo-Veneziano-Touch - wenn auch nur ganz entfernt. Mit der Zeit hat man sich entweder an die Keys gewöhnt oder sie rücken tatsächlich in den Hintergrund - auf jeden Fall wird die CD mit zunehmender Spielzeit immer angenehmer. Wobei "angenehm" eben auch genau die richtige Umschreibung für die gesamte Scheibe sein dürfte. Sie ist ganz gut, für Melodic-Death-Fans sicherlich sogar mehr als das - aber letztlich weiß ich nicht wirklich, wozu man sie braucht. Vielleicht für einen angenehmen Tagtraum...?