Wenn Ihr "Origin" (2021) mochtet, kommt Ihr auch mit der neuen OMNIUM GATHERUM-EP "Slasher" gut klar.
Zur Veröffentlichung des letzten Albums bezeichnete die Band selbst ihren Stil als "AORDM" ("Adult-Oriented Death Metal") und bezog Elemente des 80er-Stadionrocks mit ein. Dieser Idee folgt auch die neue EP und verkürzt die Zeit bis zum nächsten Longplayer. 2023 klingen die Jungs von OMNIUM GATHERUM gar nicht abgedroschen; bereits seit 1996 halten die Finnen die Melodic Death Metal-Fahne hoch. 2022 wurde der Amerikaner Nick Cordle (ehemalig ARCH ENEMY) als zweiter fester Gitarrist begrüßt.
Der Opener "Slasher" zeigt sofort bandtypische Trademarks: elanvoll-treibend-melodische Leads, poppige Keyboards, markant tiefe Growls und verträumte Soli. Beim Refrain kommt Clear-Gesang zum Einsatz. Das Ganze führt zu einer gewissen Epik, ist aber auch ziemlich vorhersehbar. Anspannung und Entspannung wechseln einander dramaturgisch ab; zum Ende folgt im Chorus ein spannungsvoller Oktavlagenwechsel nach oben. So ein Quartsprung aufwärts gibt der Musik etwas positiv Warmes. Es gibt im Melodic Death Metal oft eine gewisse Reißbrett-Mentalität im Songwriting. Ich möchte das aber auch nicht zu schlecht reden: das Ergebnis geht wirklich gut ins Ohr. Mit "Maniac" covern OMNIUM GATHERUM die bekannte Synthie-Pop-Nummer von MICHAEL SEMBELLO des Tanzfilm-Soundtracks "Flashdance". Die Band drückt dem szenefremden Song den eigenen Stempel auf. Geschickt wird der Keyboard-Einsatz des Tracks, an den für OMNIUM GATHERUM typischen Keyboardsound, angeglichen. Mein absoluter Lieblingssong von der EP ist "Sacred": klasse Melodien, agile Rhythmuswechsel und herrlich auflockerndes Gitarrenspiel. Auf klaren Gesang wird, genau wie beim vierten Song "Lovelorn", verzichtet. Das letzte Lied ist melancholisch und zumeist langsam. Ist eine Death Metal-Ballade ein Widerspruch in sich? Hier nicht!
OMNIUM GATHERUM halten auf "Slasher" die Balance zwischen Aggression, Melodie und Eingängigkeit. Das Highlight ist das brillante Gitarrenspiel von Nick Cordle und Veteran Markus Vanhala.
VANANIDR sind mit Album Nummer vier am Start, "Beneath The Mold" wurde am 28.10.2022 veröffentlicht.
Wollt Ihr was Neues, etwas wirklich Innovatives Hören?
Dann hört Euch etwas anderes als VANANIDR an. Aber wenn Ihr melodischen skandinavischen Black Metal mögt, seid Ihr bei der Truppe um Anders Erikson goldrichtig!
Draußen wird es gerade kälter und vor allem dunkler. Der Herbst bläst uns eisigen Wind wie kalten Atem ins Gesicht, die Blätter fallen und lassen die Bäume wie Gerippe stehen, man verliert sich in dichtem Nebel. Und wenn Ihr nicht raus ins Nass wollt, dann könnt Ihr Euch mit der neuen VANANIDR eine Portion kühle Dunkelheit ins muckelige Heim holen! Ein durchaus lohnenswertes Unterfangen, die Band spielt Black Metal im Stile der 90er, melodisch-melancholisch und manchmal beschwörend. Die Produktion ihrer neuen Scheibe ist nicht glattbügelnd, aber auch keinesfalls Low Fidelity; der Sound kann am ehesten als organisch bezeichnet werden. Die düstere Stimmung, die "Beneath The Mold" innewohnt, wird auch auf dem Cover auf mystische Art eingefangen.
Ihre Spezialität sind tolle Gitarrenmelodien; Freunde von Kapellen wie WINTERFYLLETH, ULTHA, mitunter auch von SATYRICON und IMMORTAL dürften ihre Freude haben.
VANANIDR gibt es seit 2018, und für die Dauer der ersten beiden Alben war die Band eine reine One-Man-Show von Anders Eriksson (HYDRA). Dieser Tage wird er von Per Lindström und Fredrik Andersson (ex-AMON AMARTH) ergänzt. Ursprünglich hieß das Musikprojekt SYNODUS HORRENDA und wurde später in VANANIDR umbenannt, der Name geht auf eine Figur in der nordischen Mythologie zurück.
Der Opener "Dominion" baut sich Schritt für Schritt auf, die repetitiven Gitarrenparts haben etwas Hypnotisches, der raue Gesang ist mit Hall versehen. Es folgt "Awake" mit frostigen Gitarren-Leads und rasenden Drums. Der Songaufbau ist gut, die Melodie wird vor allem durch die Gitarre getragen, und der Track endet mit einem schönen atmosphärischen Gitarrenspiel. "The Watcher" ist in großen Teilen im Midtempo gehalten und kommt kraftvoll daher. Aber Achtung: zu enthusiastisches Headbangen kann laut australischen Medizinern zu kleinen Hirntraumata führen. Weiter geht es mit dem Titelsong "Beneath The Mold" samt intensivem Start mit garstig-leidenschaftlichem Gekeife und gutem Tremolo-Sound. Das Lied ist knapp über zehn Minuten lang, in der Mitte wurde ein Klavierzwischenspiel platziert, und zum Ende baut sich eine gehörige Riff-Wand auf. "Dressed In Pain" stellt ein Highlight der Platte dar: dynamisches Death Metal-Riffing, apokalyptisch-majestätische Melodien und nahtlose Tempoübergänge. "Dressed In Pain" ist ein zumeist schneller Song mit ordentlich Blastbeat-Action, die Katharsis liefert. Musik ist gut für die Seele, und das hier ist der Sound der Anspannungen lösen und die Seele reinigen kann. Der Rausschmeißer "Sea Of Lies" ist von melodischen Tremolos und kalter Dissonanz geprägt.
Ein bisschen Thrash, etwas (Melodic) Death und eine ganze Menge Atmospheric Black Metal: so könnte man HEDONs Ingredienzen beschreiben. Aufgrund dieses Cocktails, wegen des vorherrschenden Hexen-Themas und der schwedischen Herkunft kann man zum Teil Vergleiche zu den Genre-Kollegen WITCHERY ziehen. Jedoch arbeiten HEDON viel mehr mit melodischen Leads und Soli. Black Metal mit todesmetallischer Prägung hat in Schweden Tradition.
HEDON veröffentlichten 2014 ihr Debütalbum "Summon The Demons" und schlappe sechs Jahre später die EP "In Blasphemy Reborn". Nun gibt es mit "Year Of The Witch" Nachschub.
Spaß macht vor allem das gute Gitarrenspiel in Tracks wie dem Opener "Legions" und "Bloodwitch". Nummern wie "Witchfinder General" zeigen, dass HEDON auch eine ordentliche Portion Rauheit und Schwärze zu bieten haben. "Year Of The Witch" endet mit dem Song "Digerdöden" (schwedisch für "Schwarzer Tod" bzw. die Pest), der sich viel im Midtempo abspielt und harsch-bärbeißigen, teils irren Gesang und harmonisches Gitarrenspiel birgt.
Die Produktion geht in Ordnung, die Stimme ist sehr zentral im Mix. Ich würde das Album der Göteborger nicht als herausragend, aber grundsolide bezeichnen; Freunde von DISSECTION und WATAIN sollten hier ein Ohr riskieren.
Fünf Jahre haben ARCH ENEMY an dem neuen Album "Deceivers" gebastelt, und wahrscheinlich wurde die gleiche Zeit auch in eine umfangreiche Marketing-Planung investiert. Man bemerkt bei jedem Song, dass ARCH ENEMY sich anbieten, die Nachfolge von IRON MAIDEN oder JUDAS PRIEST anzutreten, um dann die ganz großen Hallen zu füllen. Dies könnte auch gelingen, da Songs wie "The Watcher" oder "Into The Eye Of The Storm" durchaus das Potenzial besitzen, in ein paar Jahren als Klassiker geführt zu werden. Trotzdem gehen ARCH ENEMY bei den genannten Songs nicht auf Nummer sicher - der Anfang von "The Watcher" könnte durchaus von einem GAMMA RAY-Album geklaut sein, und "Into The Eye Of The Storm" überrascht mit einem fulminanten "ACCEPT-Riff", welches die Nackenmuskeln erbeben lässt. Während "Deceiver, Deceiver" fast schon punkig durch die Boxen dröhnt, kann der Opener "Handshake With Hell" mit Klargesang aufwarten, der für mich irgendwie Fehl am Platz ist - aber wahrscheinlich bin ich in dieser Hinsicht einfach zu konservativ, und man kann nicht sagen, dass Allissa White-Gluz nicht singen kann. Natürlich bleiben ARCH ENEMY ein wenig in ihrem selber gewählten Soundkorsett gefangen, aber besonders die Gitarrenduelle von Amott und Loomis sorgen immer wieder für Abwechslung und lassen so manchen Gitarristen an den eigenen Fähigkeiten zweifeln.
"Deceivers" kann im Endeffekt begeistern und gehört zum Pflichtprogramm eines jeden Melo-Deathers. Achtet man ein wenig auf die Texte, so wird man feststellen, dass diese nicht an die musikalische Qualität anknüpfen können und eher auf das jüngere Publikum zugeschnitten sind - Rebellion und so… - muss nicht sein. Möchte man wirklich in die Fußstapfen der Metal-Ikonen treten, so sollte man weiterhin auf Abräumer der Marke "The Watcher" setzten, die sich langfristig in den Ohren festsetzen und dort auch verbleiben. Mir gefallen die Ausflüge in Richtung des klassischen Heavy Metals sehr gut, und dies sollte unbedingt ausgeweitet werden. Wie gesagt, natürlich war der Klargesang zu Beginn der Scheibe ein Test, aber ich bin mir sicher, dass ein Fortführen dieser ungewohnten Elemente zu einem Bruch mit der Metal-Szene führen könnte, und dann eben Rock am Ring laut rufen wird - kann man machen, aber man kann auch die Arbeit von vielen Jahren zerstören. Ich bin gespannt, wohin der Weg führen wird, aber mit "Deceivers" bin ich in jedem Fall durchaus zufrieden.
P.S. die letzten Töne von "The Watcher" erinnern an DOROs "Für Immer" - hört mal genau hin...
2005 aufgelöst, 2020 mit dem Comeback „Meet Your Maker“ wieder da. Michael H. Andersen war ja nie weg, musizierte mit THORIUM und geschäftelte bei seinem Label Mighty Music / Target. Schon 2002 sagte MHA, in einem Fanzine, angesprochen auf das Demo „Unique“ sowas wie „Wer sich das antun will, schickt mir eine leere Kassette“. Das war auch die einzige Erscheinungsform des ersten Tondokumentes der Dänen, das jetzt erstmals als Vinyl erscheint. Limitierte 300 Stück in drei Farben: schwarz, transparent golden und transparent silber. Seinerzeit zeichneten dänische Kreise den Vier-Tracker als superduperstes Demo Dänemarks aus, es verkaufte sich laut Info mehr als 2.000 mal, und es wurde sogar in Südamerika lizensiert. Jetzt remasterte es Henrik West im Medley Studio digital, um einen Vinyl-Release möglich zu machen. Herausgekommen ist ein natürlich immer noch sehr zeitgenössisches Tondokument. Angesprochen fühlen sollten sich Fans von EUCHARIST, frühen AMORPHIS, TIAMAT und vielleicht noch die von IN FLAMES in ganz frühen Zeiten. Denn „Unique“ ist sperrig. Die Keyboards überraschen im brettigen Opener „Behind The Other Side“ mit ziemlicher Dominanz, die Atmosphäre ist eher tiamatisch unheimlich als in-Flammen hüpfig. So kommt der melodiöse Aspekt eigentlich zu kurz, und die fast blackmetallische Krächzstimme Andersens klingt alles andere als märchenhaft. WITHERING SURFACE mischen hier alles, was später Erfolg hatte, suchten ihre Identität und haben sie später auch gefunden. Vielleicht zu spät. Dieses Vinyl hier ist jedenfalls ein liebenswertes Zeichen aus einer anderen Zeit.
Als „Darkened Death Metal“ bezeichnet dieses seit Herbst 2018 existierende Berliner Quintett seinen Stil, und tatsächlich haben wir es hier mit sehr adäquatem Melodic Death Metal zu tun, der bisweilen schwarze Züge trägt. Illustre Namen wie NECROPHOBIC, SACRAMENTUM oder UNANIMATED kommen dem Hörer spontan in den Sinn, die für den Sound von HUMAN ABYSS Pate gestanden haben könnten. Auf diesem meisterlichen Niveau zelebrieren die Jungs auf ihrem Debütalbum „Anatomy Of Anxiety“ (nach der EP „Mors Cardo“ und der starken Single „Shallow Water“, das auch hier zu finden ist) zwar noch nicht, aber die Richtung stimmt in jedem Fall; melodisch-harte Brocken wie „Locked Gates“, das heftig nach vorne drückende „Disillusion“ oder die erwähnte, grandiose Abrissbirne „Mors Cado“ (ein ganzes Album auf diesem Level, und wir reden von einem „Tipp“!) geben sich keine Blöße und zeigen eine Band mit viel Potential, das hier zwar noch nicht ganz ausgeschöpft wird (die Produktion könnte zudem etwas fetter auftragen, ist aber für eine Eigenproduktion völlig in Ordnung), aber definitiv Bock auf mehr macht. Zudem hat die Band ein - im positiven Sinn - sehr nachdenklich stimmendes Textkonzept: im Mittelpunkt steht der sowohl medizinische als auch gesellschaftliche Kampf von Sänger Lynn, der bei seiner Geburt als intergeschlechtlich identifiziert wurde, und der seine Wut in den Songs ungezügelt heraus kotzt, was den Aggressionspegel zusätzlich erhöht. Das ansehnliche Digipak inklusive Booklet ist zwar farblich und inhaltlich relativ schlicht gehalten, beinhaltet aber alle Texte, kommt sogar auf 20 Seiten und kann für 15 Euro unter anderem über die Bandcamp-Seite der Band bestellt werden. Insgesamt also eine wirklich gute Angelegenheit in professioneller Aufmachung.
CONTRAST ist eine erfahrene Melodic Black Death-Band aus Frankfurt. Und die parliert deutsche Texte. Soweit, so auch ein bisschen ungewöhnlich. Ende des Jahres 2021 sollte das vierte Studioalbum „Acedia“ bereits rauskommen, wobei die Band schon seit 2007 besteht und auch das Album schon seit Februar 2020 fertig ist. Das passierte in den „Ghost City Recordings“-Studios mit Nikita Kamprad (DER WEG EINER FREIHEIT). Ohne Live-Konzerte wollten die Jungs das Album aber auch noch nicht veröffentlichen. Was sie aber wollen: ihren von „Melodic Death Metal“ gekennzeichneten Stil um einen Schuss „Post Black Metal“ erweitern. Und damit ist vieles gesagt. Die CONTRAST-Basis ist weiterhin moderner Death Metal, nicht corig und insofern gut zu hören. Genauso wie eingängige Refrains, wobei sich insbesondere die variable Stimme enorm vom faden Einheitsbrei des Metalcore abhebt. Apropos Variabilität: Die Band beherrscht gekonnt alle Stimmungsfarben: Melancholische postige Zwischenspiele wie „Verzweiflung“, energischen Melodic Death Metal, aggressiven Death, garstigen Black Metal - oder alles zusammen. Und wie gut sie das spielen - toll. Zwei potentielle Probleme: Sitzen sie so zwischen allen Stühlen? Und es fehlt trotz guter Songs der echte Hit. Oder hör‘ ich das nur nicht?„Acedia“ erscheint ausschließlich auf Vinyl und digital und bietet ziemlich viel, was mit dem Titel der Scheibe im Kontrast steht: Ekel, Langeweile, Trägheit, Mutlosigkeit und Überdruss müsst Ihr woanders suchen. Weitere Informationen bekommt Ihr hier.
NUCLEAR STORM aus Franken kredenzen Melodic Death Metal mit Einflüssen von Heavy Metal; "Tales From The Depth" ist ihr drittes Album.
Das Album beginnt mit dem Opener "The Animal": kehlig-heisere Growls und melodische Heavy Metal-geprägte Gitarrenläufe. Der Musik wohnt etwas Episches inne, Namen wie AMON AMARTH schießen mir in den Kopf. Zwischendurch laden NUCLEAR STORM beinahe zum Schunkeln ein. "The Crew" setzt mit der Stimme schön tief ein, insgesamt ähnelt der Track aber dem ersten. "The Empire" hat eine düstere Gothic-Schlagseite, integriert Black Metal-Elemente, und das Tempo wechselt. Die ersten Songs beschäftigen sich mit Melvilles "Moby Dick". "The Great White" startet mit Meeresbrandung und einer erzählenden Stimme, und plötzlich passiert es: klagend-nerviger Power/Heavy Metal-Klargesang! Ist denn da aus Versehen eine Spur mit Mucke à la HAMMERFALL angegangen? Von dem Schreck muss ich mich erstmal erholen. Gastsänger Stojanov unterstützt NUCLEAR STORM mit seinem Gesang bei zwei Songs. "Deadman‘s Island" und "Evil Spirit" punkten mit hymnischer Gitarrenarbeit, zum Teil mit Keyboard-Untermalung. Bei "Undertaker" mischen sich wieder Anteile von Melodic Death Metal und Heavy Metal, sowie in der Instrumentalisierung als auch beim Gesang.
NUCLEAR STORM verlieren irgendwie den roten Faden, und zwischendurch entwickelt sich "Tales From The Depth" zum bunten Potpourri. Die Platte startet relativ gut und lässt dann nach. Auf "Ten Years After" (2015) ging das Duo härter zu Werke, was ihm besser zu Gesicht stand.
Entgegen möglicher Vermutungen ist das selbstbetitelte Album nicht das Debüt, sondern bereits die dritte Veröffentlichung der Sachsen-Bande. Wie vor zwei Jahren auf „Liberticidal“ servieren BURN DOWN EDEN erneut klassische Melo-Melodien, mit ohrenfälligen Refrains, scharfen und sogar angefrickelten Riffs, ausgereiften Soli, einem ausgewachsenen Schreihals und etwas klinischen Drums. Die angekündigten Ausflüge in Richtung Black oder Prog sind zu vernachlässigen, denn die Band steht ganz klar für Melodic Death Metal schwedischer, durchaus schon älterer Schule. Das lässt einen an gute alte Zeiten denken, als IN FLAMES noch alle berührten, als THE HAUNTED noch auf die Jagd gingen und Metalcore was anderes war. BURN DOWN EDEN liefern tolle, unter die Haut kriechende Momente im Vorbeigehen, fast jeder Song hat seine außergewöhnlichen Momente, auch, wenn sich eben alles in engen Melo-Grenzen bewegt. Die Veröffentlichungen der rührigen Kernkraftritter gehen ja gern mal zu wenig beachtet unter, aber BURN DOWN EDEN sollten gehört werden. Und wer früher gern mal Richtung Göteborg unterwegs war, der MUSS das dritte Album der Jungs UNBEDINGT antesten. Mindestens. Songs wie „Hurricane Of Greed“ bringen so viel Starkes unter einen Hut – da muss der geneigte Melodic Deather weit zurückgehen, um sich zu erinnern. Denn wie die Band bei mehr als flottem Tempo lässige Soli herausschüttelt, ohne sich selbst zu beweihräuchern, nie gehetzt wirkt und stets groovy-catchy bleibt, aber nicht randy-candy wird, das ist immer einen Wilthener Weinbrand Wert. Dass es sowas noch gibt...
Die finnisch-australischen Melo-Deather MORS PRINCIPIUM EST lassen mit dem nicht gerade fantasievoll betitelten "Seven" ihr (Überraschung!) siebtes Album auf die Metal-Gemeinde los. Seit einiger Zeit besteht die Band im Studio lediglich aus Sänger Ville Viljanen und Gitarrist/Arrangeur Andy Gillion. Dieses Duo hatte mit dem Vorgänger "Embers Of A Dying World" (2017) bereits eine sehr starke Platte abgeliefert, der allerdings das gewisse Etwas zu einem absoluten Banger fehlte. Auf "Seven" nimmt man die Stärken des Vorgängers auf, ist aber vom Songwriting deutlich stärker und kompakter unterwegs. Das Album wirkt wie aus einem Guss. Gleich mit dem Opener "A Day For Redemption" hauen MORS PRINCIPIUM EST eine richtige Granate heraus. Sehr flottes Tempo trifft auf ultramelodisches Riffing, ein Weltklasse-Solo ist auch mit an Bord; und aggressive Vocals, die jedoch über das ganze Album einen Tick zu gleichförmig wirken. Wenigstens verzichtet man komplett auf cleanen Gesang. Das hält trotz der Power Metal-Verweise in Songs wie "Lost In A Starless Aeon" oder "March To War" das Aggressivitätslevel schön oben, und die Öhrchen bleiben von dauerhaften Beschädigungen durch selbstüberschätzende Träller-Elsen verschont. In "Rebirth" verstecken sich einige symphonische DIMMU BORGIR-Zitate, die dem Sound von MORS PRINCIPIUM EST eine interessante Facette hinzufügen. Generell arbeitet Andy Gillion als Songwriter gerne mit klassischen Streicher-Arrangements ("Reverence"), umgeht durch schiere Klasse den drohenden Schiffbruch an den Klippen des Kitsches aber meisterhaft. Mit der Über-Nummer "My Home, My Grave" machen MORS PRINCIPIUM EST den Abschluss der Platte perfekt. Auch hier sind es die genialen Riffs und großartigen Arrangements, die den Song zu etwas Besonderem machen.
Also Lobhudelei rundherum? Nicht ganz. Wie fast schon traditionell, schaffen es Viljanen und Gillion trotz aller Klasse nicht wirklich, den Hörer über die komplette Spielzeit zu fesseln. Irgendwo fehlt der letzte Baustein, der aus einem sehr guten (und übrigens perfekt produzierten) Album einen Klassiker macht. Mit dem Opener und dem Abschlusstrack haben MORS PRINCIPIUM EST dieses Niveau erreicht, dazwischen leider nicht immer.