BLIND STARE werden als Band beworben, die Death Metal mit PINK FLOYD mischt, was direkt vergessen werden kann, sobald „The Dividing Light“ angeschmissen wird. Die Finnen haben zwar immer mal wieder progressivere Gitarrenriffs als im melodischen Death Metal üblich, aber ist noch weit von weg von der in der Werbung vermittelten Idee. Macht aber nix, immerhin ist „The Dividing Light“ eine solide Platte geworden, die im Fahrwasser von CHILDREN OF BODOM unterwegs ist. Die Keyboards sind ein wichtiger Bestand im BLIND STARE-Sound und arbeitet mit den schön melodischen Gitarren immer gut zusammen. Beim Gesang gibt es von starkem klaren Gesang über Growls bis zu gekreischten Einlagen das volle Spektrum und auch hier machen BLIND STARE alles richtig, ihr Mann am Mikro nutzt sein großes Potential immer aus. Einziger Schwachpunkt ist das Songwriting, bei dem sich BLIND STARE zu oft verzetteln und sich lieber am eigenen Spiel berauschen als jedem Song eine klare Linie zu geben. Wenn sie da noch etwas straffen, wird das dritte Album für Finnenmetal-Fans ein Fest, aber bis dahin kann „The Dividing Light“ im Player bleiben, denn acuh bei allen Verbesserungsmöglichkeiten im Songaufbau ist das doch eine solide Melodic Death-Scheibe geworden.
Als kleinen Vorgeschmack auf ihren kommenden ersten Lonplayer bringen die Hamburger IN THE NAME OF NOTHING noch schnell ne EP raus. Warum auch nicht. Fünf Songs im Namen von technischen und melodischen Death Metal-Kapellen bringen ordentlich Druck, facettenreiche Songstrukturen, die ihre Catchigkeit aber nicht verlieren und für jeden Moshpit geeignetes Futter sind. Die zwei Mann Truppe hat sich zu den Aufnahmen von „Snakepit“ nen professionellen Schlagzeuger gemietet und los gings. Bleibt zu hoffen, dass die beiden Herren auf dem kommenden Album dann einen richtigen Drummer und einen richtigen Basser am Start haben, damit das Ganze vielleicht noch ein bisschen ausgefuchser wird. Bis dahin!
Seit 2005 existieren HORRIZON aus Bad Kreuznach. Mit „Time For Revenge“ liegt nun der erste Longplayer vor, welcher sehr professionellen melodischen Death Metal bietet. Auch vor ein paar Schlenkern ins Viking Metal Genre schrecken HORRIZON nicht zurück. So lassen sich sowohl Einflüsse ganz früher IN FLAMES, DARK TRANQUILLITY oder auch ABLAZE MY SORROW ausmachen, aber auch die epischen BATHORY oder AMON AMARTH haben ihre Spuren im Sound von HORRIZON hinterlassen. Für ein Erstlingswerk überrascht die Qualität des Gesamtpakets. Sowohl Cover als auch Booklet und Sound würden jedem Majorprodukt zur Ehre gereichen. Aber nicht nur die Verpackung stimmt: auch die Songs und ihre Umsetzung können was. Natürlich erfinden HORRIZON den Metal nicht neu, jedoch glänzen sie mit feinen Gitarrenharmonien und eigenständigen sowie selbstsicheren Growls. Der seltene Einsatz von Blastbeats gibt den Songs mehr Raum sich zu entfalten, und da wo geblastet wird, da passt es dann auch. Gelegentliche Keyboardeinsprengsel sorgen für weitere Farbtupfer - ohne das Material zu verwässern. „Time For Revenge“ ist ein starkes Stück melodischer Death Metal, das Genrefreunde auf jeden Fall anchecken sollten. Am Besten geht das mit dem nach vorne marschierenden „The World Demise“ und dem hymnischen Hassbatzen „Far Beyond The Horrizon“.
Mit ihren letzten beiden Werken „Freak Inside“ und „Devil Reveals“ hat die Hannoveraner Formation schon gute Vorarbeit geleistet, jedoch bleibt der erwartete Sprung nach vorne mit „Antagonist“ aus. Noch immer spielt das Gitarrenduo Christian Bröhenhorst und Jonathan Stenger sehr gelungene, treffsichere Thrash-Riffs und hochklassige Soli, noch immer zieht Frontdame Britta Görtz ihre zwar monotone, aber auch eindrucksvolle Kotzschreigrunznummer durch; CRIPPER fahren immer noch überzeugend im stilistischen Fahrwasser von ARCH ENEMY oder HOLY MOSES. Aber, und daran krankt leider auch „Antagonist“, gelingt es dem Quintett hier ebenfalls nicht, sich entsprechend freizuschwimmen und eine wirklich eigene Duftmarke zu setzen, vor allem in Sachen Songwriting. Die Band standardisiert gesetzte Wegmarken, bleibt immer im Windschatten und punktet eben nicht genau da, wo die großen Bands schwächeln, nämlich bei der Kreativität. Gerade wenn Combos wie die oben erwähnten heute kaum noch etwas mitzuteilen haben (und das geht schon seit einigen Jahren so…) und müde Kost abliefern, ist es an Bands aus der zweiten Reihe wie CRIPPER, den Fans richtig gutes Material aufzutischen, das für Furore sorgt und in die frei gewordene Nische sticht. Und das schaffen Songs wie „Not Dead Yet“, „Animal Of Prey“, „Hegemony“, “Clean”, “Damocles” oder “Cocoon” leider wieder nicht. Das “Ärgerliche” dabei ist, dass hier über das gesamte Album hinweg richtig gute Arbeit geleistet wird, nur bleibt keines der Stücke als prägnante Hymne in Erinnerung, wie schon auf den Vorgängeralben. Ich dachte, dieses Mal könnte es vielleicht mit CRIPPER und „Tipp“ klappen, aber nö…
BE'LAKOR sind mit „Of Breath And Bone” auch schon bei ihrem dritten Album angekommen, ohne dass sie bisher die ihnen zustehende Aufmerksamkeit der Melodic Death-Gemeinde bekommen hätten. Das muss sich schleunigst ändern, denn was die Jungs aus Down Under in die acht Songs gepackt haben, sind nicht nur ihre besten Ideen, sondern schlicht bester melodischer Schwedentod. Stärker als bisher sind sie dabei an alten IN FLAMES und DARK TRANQUILLITY orientiert („The Dream And The Waking“), lassen aber auch immer wieder OPETH-Einflüsse aufblitzen. Bei mehr als 55 Minuten in den acht Songs ist klar, dass sie nicht auf Easy Listening-Kram aus sind, sondern ihren Songs genug Zeit zur Entfaltung geben, den Hörer aber auch so mehrere Durchgänge abverlangen, bis der die Schönheit des Gebotenen erkennt. Handwerklich ist dabei alles top, von den starken Growls über die melodische Gitarrenarbeit (Göteborg in Reinkultur) bis zum Songwriting – da passt einfach alles. „Of Breath And Bone“ hält ein konstant hohes Level und wartet mit Songs auf, in denen das Tempo gut variiert wird, die aber trotzdem zum konstanten Moshen einladen, aller Komplexität zum Trotz. Kurzum: wer melodischen Schwedentod mag, kommt um diese Scheibe nicht herum! Kaufen, Hören, Glücklich sein!
Das Beste heben sich CARNAL DEMISE für den Schluss auf: nachdem sie eine gute halbe Stunde lang austauschbaren Melodic Death Metal gezockt haben, überrascht „Slieghride“ mit unerwarteter Tiefe in Verbindung mit der landestypischen Schwermut. Ja, CARNAL DEMISE sind Finnen, was sich in den acht Songs vorher aber nicht erschließt, dafür klingt ihr Mix aus Göteborger Ideen und Thrash Metal-Riffs zu beliebig. Es ist ja in Ordnung, wenn sich eine Band von Klischees freimachen will; blöde nur, wenn es im Falle von CARNAL DEMISE dazu führt, dass ein Album völlig belanglos wird. Nicht schlecht gemacht, aber auch völlig Spannungsbefreit – bis eben besagter Abschlusstrack anfängt und zeigt, dass die Jungs durchaus ein Gespür für ansprechenden Death Metal haben. Schade, dass sie das nicht schon vorher gezeigt haben…
WORDS OF FAREWELL haben sich mit AFM Records zusammengetan, um melodischen Death Metal made in Germany in die Läden zu bringen. Was als Ergebnis der Zusammenarbeit auf „Immersion“ zu hören ist, kann durchaus überzeugen und muss sich vor der skandinavischen Konkurrenz nicht verstecken. Die Band hat kraftvolle und gleichzeitig melodische Songs geschrieben, die sich irgendwo zwischen klassischem Göteborg-Stoff Marke DARK TRANQUILLITy und leichtem Finnland-Einfluss (INSOMNIUM) bewegen, gleichzeitig durch die starke Einbeziehung eines Keyboards an Profil gewinnen. „The Great Escape“, bei dem die Band ordentlich Gas gibt, oder Melodie-geschwängerte Nummern wie „Ever After“ zeigen deutlich, wie sehr die ihr Handwerk versteht. „Immersion“ wird so zu einer guten Melodic Death-Platte, die Fans des Genres überzeugen wird. Ein guter Einstand für WORDS OF FAREWELL bei ihrem neuen Label, verabschiedet werden die so schnell sicher nicht!
Aus Schweden kommen MARIONETTE und bieten auf ihrem dritten Werk "Nerve" eine wilde Mischung aus Schwedenmetal, Black Metal und einem Schuss Pop-Musik. Erinnerungen werden schnell auch an AS I LAY DYING wach, wenn man sich den Einsatz von cleanen und Death Metal Vocals anhört. Die Songs sind nicht zuletzt durch den Einsatz eines Synthis sehr atmosphärisch und oft sehr verspielt, was nicht immer zielführend ist. Überzeugt haben mich aber die ersten Tracks "From Marionette With Love", "Art Of Violence", "Stand Alone" und "Remember Your Name", die griffige Hooklines besitzen und neben Blastbeatpassagen auch vom Songwriting überzeugen. Leider gibt es auf dem Album auch viele Ausfälle. So ist der cleane Gesang auf "Smile Or Die Trying" für mich nicht hörbar und die Synthieffekte bringen mich schnell zum Wegskippen des Tracks (ebenso bei "När Du Ruttnar Bort"). Insgesamt ein Album mit einigen starken Tracks zu Beginn, aber doch eher Durchschnittsware im weiteren Verlauf. Richtig überzeugt hat es mich trotz der guten Ansätze leider nicht.
Manchmal ist die Metal-Welt noch in Ordnung und fair: ZERO DEGREE konnten mit „Surreal World“ nicht nur Kollege Christian überzeugen, sondern auch bei der Konkurrenz punkten, was letztendlich Massacre Records davon überzeugte, die Thüringer unter Vertrag zu nehmen. So kommt der Longplayer in unveränderter Form als Label-Release nochmal auf den Markt, um der Band einen guten Start zu geben. Wer bisher noch nicht zugeschlagen hat und eine Affinität für melodischen Death Metal hat, sollte spätestens jetzt in den Laden rennen, ist doch „Surreal World“ eines der besten Debütalben des Genres in den letzten Jahren. Details gibt es im Review von Kollege Christian.
„SOULBOUND ist eine Band die will, dass ihre Musik noch morgen gehört werden kann“ so gibt es das mächtig übertriebene Infoschreiben preis. Mit „Halloween“, dem Opener des Debütalbums, ist der Kapelle auch durchaus eine Pop Rockige-Nummer mit Ohrwurmcharakter-Refrain gelungen, den leider so viele andere Bands zuvor auch schon geschrieben haben. Alles schön auf Hochglanz poliert, mit den üblichen Zutaten von Metalcore, Emo, Rock und Heavy Metal präsentieren sich die Bielefelder professionell und zielorientiert. Manchmal ist weniger mehr und so kommt die Platte einfach nur aufgesetzt und schleimig daher. Irgendwie fehlt „Towards The Sun” der Charakter. Natürlich ist die Platte gut produziert und die Jungs wissen auch ihre Instrumente zu bedienen. Aber wenn man wirklich will, dass seine Musik auch morgen noch gehört wird, sollte man vielleicht etwas wagen, damit SOULBOUND auch Wiedererkennungswert hat und nicht im Sumpf der Millionen Nachwuchskapellen, die sich einfach nur an abgenutzten Riffs irgendwelcher erfolgreichen Ami Bands entlang hangeln untergeht.