NIGHTRAGE haben sich für ihr neues Album "The Puritan" schlanke vier Jahre Zeit gelassen - und sind zum Trio geschrumpft, das im Kern aus den dem Gründungsmitglied Marios Iliopoulos und Langzeitbassist Anders Hammer besteht. Also kein Bonus mehr durch prominente Bandmitglieder Marke Gus G. (FIREWIND) oder Tompa Lindgren (AT THE GATES). Am Mikro ist seit 2013 Ronnie Nyman aktiv, der dem neuem NIGHTRAGE-Album einen modernen Touch verpasst, ist sein Gesang doch sehr Hardcore- und NWOAHM-beeinflusst. Das kommt "The Puritan" zugute, denn diese Modernität steht dem Album gut zu Gesicht und ist ein gut gesetzter Kontrast zum im traditionellen Metal verwurzeltem Songaufbau und Gitarrenarbeit. Am Schlagzeug tobt sich FIREWIND-Felldrescher Johan Nunez aus, der zwar keine großen Akzente setzt, die Songs aber konsequent vorantreibt und für den nötigen Punch sorgt. "Endless Night" und "Son Of Sorrow" sind schöne Beispiele für das gradlinigere Songwriting der neuen NIGHTRAGE und machen Lust auf das ganze Album. Mit dem gewinnt das im-Grunde-Trio keinen Originalitätspreis, überzeugt aber durch solide Melodic Death Metal-Nummern, die modern und frisch klingen und gut nach vorne gehen. Wer auf skandinavischen Melodic Death Metal steht, kann hier beruhigt zugreifen. "The Puritan" bewegt sich auf durchweg hohem Niveau und kann mit einer guten Produktion für ordentlich Action vor der heimischen Anlage sorgen.
Drei Jahre ist es „The Prisoners“ her, das bisher letzte Album von THE AGONIST – Und das letzte mit Alissa White-Gluz (jetzt ARCH ENEMY). Das Ende einer Ära, für viele Fans eine Tragödie. Mit der bisherigen Lead-Sängerin viel nicht nur die Haupt-Songwriterin weg, sondern das bisherige Aushängeschild von THE AGONIST. In der US-amerikanischen Vicky Psarakis haben die Kanadier jedoch via You-Tube recht schnell blutjungen Ersatz gefunden und auch schon einige Konzerte gespielt. Wie mag es weiter gehen mit THE AGONIST? Und vor allem: Wie macht sich Vicky? Diese Fragen quälten in letzter Zeit viele Fans. Zum ersten: THE AGONIST machen auf „Eye Of Providence“ praktisch genau da weiter, wo sie zuletzt mit „The Prisoners“ aufgehört haben: Melodischen Death Metal mit leichtem Core-Einschlag, weiblichen Screams und Clean-Vocals, männlichen Back-Vocals und teils leicht progressiven Songstrukturen haben wir hier. Das stetige „auf“ und „ab“ zwischen furchendem Gekreisch und schönem Clean-Gesang ist dabei weiterhin das, was THE AGONIST ausmacht. Die Vocals sind ordentlich, wobei es in den Clean-Parts manchmal etwas hapert. Weniger kraftvoll und weniger ausdrucksstark klingt Vicky Psarakis, wobei Alissa White-Gluz natürlich auch ein Vergleichsbild der Königsklasse ist. Das Psarakis auch Clean beherrscht, dürfte „The Perfect Embodiment“ als (fast-)Ballade spätestens beweisen. Gute Leistung! Auch in „My Witness Your Victim“ , „A Necessary Victim“, „Faceless Messanger“ und “Disconnect Me” funktioniert die Zusammenarbeit. Mit “A Gentle Disease” legen THE AGONIST noch eine sehr ruhige Nummer und mit “As Above So Below” ein episches Outro oben drauf. Passt doch! So haben THE AGONIST mit „Eye Of Providence“ ein gutes Metal Album im altbekannten Stil mit neuer Sängerin kreiert. Wo viele Bands scheitern oder in neue Stilrichtungen driften, bleiben THE AGONIST standhaft. Mein Tipp: Einfach reinhören und die Vorurteile über Bord werfen!
Melodic Death Metal ist ein Phänomen der 2000-Wende. Wie Unkraut schossen und schießen Bands dieses Genres aus dem Boden. Denkbar schwer ist es da, sich zu behaupten. Kein Problem jedoch für die britischen SYLOSIS. "Dormant Heart" ist derern mittlerweile viertes Album voller Länge und sorgt verpackt in einem äußerst ansehlichen Art-Work für ordentliches rumoren. Ein schönes, rundes und stimmiges Werk aus modernem Todes Metall haben die Jungs hier geschaffen, schaffen sie doch den Spagat zwischen brutaler Härte, Melodie, Trauer und Hass. Getragen wird das "ruhende Herz" von kranken Gitarren-Soli, einem mal rumpelnden, dann wieder treibenden und manchmal auch groovenden Rhythmus. Starke Refrains wie in "Victims And Paws", "Leech" und "Mercy" erledigen dann den Rest. Eine außgesprochen abwechslungsreiche Instrumentierung ("Dormant Heart" und "Callous Souls") ist hier an der Tagesordnung. Neben der passenden Einleitung "Where The Wolves Come To Die" haben SYLOSIS es sich nicht nehmen lassen, mit "Quiescent" abschließend noch eine Ballade drauf zu packen. Die hätte man sich auf der einen Seite zwar sparen können, auf der anderen Seite ist sie kein völliger Fehlgriff - zeigt sie die Band doch von einer ganz anderen Seite und überrascht. Alles in allem ein gutes Stück Melodic Death Metal mit Core- und Thrash-Elementen. Weiter so!
Lange hat es gedauert ehe NOTHGARD endlich ihr zweites Album „Age Of Pandora“ präsentieren konnten. Im Hause hat sich seit her einiges verändert: angefangen von dem Ablegen jeglicher folkischen Einflüsse, dem thematischen Wechsel der Song-Themen bis hin zu dem Besetzen der dritten Gitarre durch Skaahl. Geschadet hat es den Niederbayern dabei aber nicht.
Mit „Age Of Pandora“ bringen sie ein stimmiges Gesamtwerk ins Rennen, das sich wirklich sehen lassen kann. Ein besonderer Leckerbissen sind dabei die drei Gitarren denen man so leicht nichts vormachen kann und für die epische und aggressive Härte der Platte verantwortlich sind.
Empfehlens zum reinhören sind definitiv die ersten Beiden richtigen Tracks „Age of Pandora“ und „Blackened Seed“, wer nach den Songs nicht Lust auf mehr hat, der wird wohl im restlichen Album nichts für seinen Geschmack finden. Für alle anderen heißt es bis „No One Holds The Crown“ einem ziemlich gelungenen Epic Melodic Death Metal Album zu lauschen, für das es von mir eine klare Empfehlung gibt.
Mit neuem Sänger und neuem Drummer haben sich ENGEL an die Arbeiten zu ihrem viertem Album gemacht, welches sie auf den Titel "Raven Kings" getauft haben. Die Änderungen in der Bandzusammensetzung haben sich nicht hörbar auf den Sound ausgewirkt, weiterhin gibt es melodischen Death Metal mit modernen Einflüssen. Leider bleibt am Ende der Platte festzustellen, dass neue Ideen und frischer Wind wünschenswert gewesen wären, denn was ENGEL hier abliefern, kommt über Standardkost nicht hinaus. "Hollow Soul" ist ebenso belanglos wie "End Of Days" oder die völlig verkorkste Halbballade "I Am The Answer". Schon der Einstieg in "Raven Kings" ist mit dem farblosen "Salvation"/ "Your Shadow Haunts You"-Doppelpack misslungen. Immer wieder blitzt dabei das Können der einzelnen Musiker auf, ohne dass das in gelungene Songs mündet. Die Gitarren bleiben lustlos, dabei könnte ex-THE CROWN-Marcus im Doppel mit Niclas Engelin (mittlerweile auch bei IN FLAMES am Start) so viele schöne Göteborg-Gitarrenläufe aus dem Hut zaubern. Warum die beiden das nur selten machen, ist die Frage. "Raven Kings" plätschert so vor sich hin. Hin und wieder ein gutes Riff oder ein schöner Refrain reichen bei weitem nicht aus, um über das Mittelmaß des Genres hinauszukommen. Der Name ENGEL hätte mehr verdient.
MORS PRINCIPIUM EST läuten passend zum Jahresende mit neuem Album und neuem (Rhytmus-)Gitarristen Kevin Verlay eine neue Ära ein. So trägt die Full-Length der sympathischen Finnen den passenden Titel "Dawn Of The 5th Era". Ein großer Stilwechsel liegt hier jedoch nicht vor, die Band ist ihren Wurzeln treu geblieben. Melodic Death Metal wird hier geboten, wobei MORS PRINCIPIUM EST sich eher an ihren schwedischen Nachbarn HYPOCRISY, DARK TRANQUILLITY und alten IN FLAMES denn an ihren Landscollegen orientieren. Tatsächlich ist das Grundgerüst hier alles andere als einfacher Bauart: Brutales Geknüppel und wuchtige Riffs der Marke HYPOCRISY werden mit straightem Keyboardspiel überbaut, wodurch eine gewisse Epic ähnlich wie bei OMNIUM GATHERUM oder INSOMNIUM entsteht. Nein, vor melodischen Refrains ("We Are The Sleep") und sachten akkustischen Inros ("Enter The Asylum") und Interludes ("Apricity") scheuen auch MORS PRINCIPIUM EST nicht zurück, wobei hier mit weitaus mehr Feuer gearbeitet wird. So krazen die Finnen das ein oder andere Mal gar an der Death Metal, Thrash und sogar Metalcore- Schiene, was wohl der enormen Spielgeschwindigkeit aber hauptsächlich Ville Vilianens agressiven Vocals geschuldet ist. Erneut haben MORS PRINCIPIUM EST den schmalen Grad zwischen Tod und Melodie getroffen ohne kitschig, einfallslos oder plump zu wirken. Respekt! Anspieltipps sind auf jedenfall der wuchtige Opener "God Has Fallen", das einprägsame "We Are The Sleep", das energetische "I Am War" und das emotionale "Monster In Me" wobei hier tatsächlich (wie gewohnt) kein wirklich schlechter Song oder Füller zu finden ist.
Am Ende verkündeten AT THE GATES noch, dass es kein weiteres Album geben würde. Lange ist es her, gehalten hat der Vorsatz bis Mitte 2013. Dann finden die Schweden um Tompa Lindberg (DISFEAR, ex-THE CROWN) mit dem Songwriting für "At War With Reality" an. Gut, über den Wortbruch muss nicht viel gesagt werden, am Ende des ersten Kapitels von AT THE GATES waren alle Beteiligten noch jung und handelten spontan. Aber warum sich die jetzt gestandenen Musiker, die u.a. mit THE HAUNTED erfolgreich sind, für das neue Langeisen so wenig Zeit genommen haben, bleibt offen. Das Ergebnis in Form von 13 Songs kann bedingt überzeugen, hinterlässt aber an vielen Stellen den Eindruck, dass mehr Zeit und Muße gut getan hätte. Melodischen Death Metal können AT THE GATES immer noch und für Songs wie das schmissige "The Circular Ruins" würde jede zweite Nachwuchsband die Seele ihres Drummers opfern, aber so richtig zünden will "At War With Reality" dann nicht. Die Björler-Twins zeigen immer wieder ihr Können und über Tompas Leistung als Sänger kann genauso nur Gutes gesagt werden wie über Erlandssons Drumming, aber das ist zu erwarten. Im Kollektiv geben sie sich dem melodischen Death Metal hin, den sie mit geprägt haben und müssen sich gleichzeitig nicht mit mehr Thrash-Einflüssen davon abgrenzen (Stichwort: THE HAUNTED). Nur beim Songwriting ist ihnen kein Hit gelungen. Alles klingt vorhersebar und stellenweise gefällig, kickt aber nicht von Anfang bis Ende, wie das die alten AT THE GATES-Scheiben auf ihre unnachahmliche Art taten. Wer auf melodischen Death Metal steht, ist mit "At War With Reality" gut bedient, sollte aber trotz des Bandnamens nicht das Überalbum 2014 erwarten. AT THE GATES haben eine solide Comebackscheibe abgeliefert, das ist festzuhalten. Leider nicht mehr; immerhin nicht weniger.
Fleißig, fleißig: Vor zwei Jahren als symphonische Black-Metal-Band unter dem Namen MASSAKREN gegründet starten ebenjene Musiker nun seit zwei Jahren unter dem Namen STARKILL durch. Nicht nur der Name hat sich hier geändert, orientiert sich das Quartett aus Chicago doch nun eher im melodischen Death Metal-Bereich. Schnelle Gitarren, dezente Keys, dynamische Refrains und einen Hauch klassik prägen seit dem den Klang von STARKILL und so auch „Fires Of Life“ (2013). Eine bloße Fortsetzung wurde mit „Virus Of Mind“ jedoch nicht geschaffen, hat man hier teils ganz andere Ansätze: Ein striktes Konzept, variable Instrumentierung und vor allem Klargesang (als markanteste Neuerung) geben dem Album einen frischen Klang. Melodic Death Metal, der an CHILDREN OF BODOM zur „Hatebreeder“-Ära erinnert wird hier mit Elementen der Klassischen Musik (zum Beispiel in („Skyward“, „Into Destiny“) und mitsingtauglichen Refrains angereichert und auf eine vollkommen neue Ebene erhoben. Ausgesprochen durchdacht und vielseitig präsentieren sich STARKILL hier. Von dem ruhigen Titeltrack, über Stücke wie „Before Hope Fades“, „Winter Desolation“ und „Breacking The Madness“ ein mehr als nur gelungenes Album. Das muss man einfach mögen! Gerade für Fans der letzten DARKEST HORIZON.
Es hat sich viel getan im Hause DARKEST HOUR. Nach dem unspektakulären "The Human Romance" wurden nach und nach Label, Bassist und Drummer ausgetauscht. Ob das jetzt bei einer so lange aktiven Band wie den Jungs aus Washington, D.C. zu erwarten ist oder eine Reaktion auf die Kritiken am Album zu verstehen ist, bleibt offen. Fakt ist, dass "Darkest Hour" die Amis gewandelt zeigt und sie zudem wieder in der Lage sind, spannende Songs zu schreiben. "The Goddess Figure" beispielsweise vermischt kraftvollen DARKEST HOUR-Metal(core) mit clean gesungenen Passagen und bringt Erinnerungen an mittelalte IN FLAMES mit sich. Der Song ist schon fast episch, funktioniert aber auch nur im Albumkontext. Würde danach nicht das wütende " Beneath The Blackening Sky" kommen, sondern es Stile von "The Goddess Figure" weitergehen, wäre "Darkest Hour" eine ziemlich träge Angelegenheit. Aber DARKEST HOUR haben sich in Sachen Albumaufbau berappelt und dazu einige weitere interessante Songs geschrieben - es scheint so, als hätten die Wechsel neue kreative Energien freigesetzt. "By The Starlights" profitiert vom weiblichen Gastgesang und lässt Sänger John Henry seine Stimme einmal in einem ruhigem, klar gesungenem Song zeigen. Damit kann er überzeugen, auch wenn der Song selbst eine relativ unspektakuläre Halbballade ist. Besser stehen DARKEST HOUR die schnelleren Nummern zu Gesicht, sei es das wütende "Anti-Axis" oder das fast schon klassische "Lost For Life". Die Mischung macht es in diesem Fall, zumal DARKEST HOUR ihre Fans nicht mit zu vielen Experimenten überfordern und jede Menge gradliniger Songs zum Besten geben. "Darkest Hour" ist so eine starke neue Platte, die gekonnt die Balance zwischen alt und neu hält. Kein Bandklassiker wie zu seligen Norris/ Schleibaum-Zeiten, aber trotzdem stark unterwegs.
„The Grand Continuum“ heißt das Debüt-Werk der hessischen Melo-Deather DARKEST HORIZON. Seit nunmehr vier Jahren gibt es die Formation. DARKEST HORIZON breiten weite, fast schon an Filmmusik erinnernde, Klangteppiche aus um diese schließlich irgendwo am Horizont (oder aber auch schon mittendrinn) mit melodischem Death Metal kleinzuholzen. Hier hat man also mit akustischen Beginnings und ausgeprägten Keyboard-Passagen zu rechnen! Tatsächlich ist das alles jedoch wunderbar arrangiert: Die Keys wirken weder weich noch kitschig, stattdessen wunderbar melodisch und vielseitig und bereichern die Musik von DARKEST HORIZON ungemein. Episch, düster und erhaben steht das Tasteninstrument hier (ungewohnter Weise) auf einer Ebene mit den Drums und Gitarren, welche mit ordentlich Druck für die gehörige Portion Härte sorgen. Auch am Mikro wird hier gute Arbeit geleistet, auf Clean-Gesang verzichten die Jungs entgegen des Trends und warten mit kräftigen Grunts auf, welche einen hervorragenden Kontrast zu den Keybords bilden. Die Songs sind alle überdurchschnittlich lang, wissen aber durch ihre Komplexität zu fesseln und bis zu akustischen „Eternum“ zu begeistern. Kein Song ist hier wirklich schlecht oder schlechter als andere und so fällt es wirklich schwer Anspieltipps zu nennen. Vielleicht das epische „A Thousand Dreams“, wo sich die epischen Keybord-Melodien besonders hervortun? Das ohrwurmlastige „Utopia“? Oder vielleicht den leicht progressiven und verspielten (fast) Zehn-Minüter „Interdimensional“? Diese Scheibe wächst bei jedem Durchlauf! Für Fans von INSOMNIUM und CHILDREN OF BODOM.