Aus Luxemburg stammt dieses Quintett, das sich seit 2007 dem Melodic Death Metal verschrieben hat und diesen mit einer (zum Glück sehr) kleinen Prise Metalcore aufkocht. Primär erinnern MILES TO PERDITION an Genre-Platzhirsche der Marke DIMENSION ZERO, NIGHTRAGE oder in ihren besten Momenten an die ganz frühen Werke von DARK TRANQUILLTY. Und ihr neues, an große Science-Fiction-Meilensteine von George Orwell (der Titel lässt es dezent erahnen) und Aldous Huxley („Brave New World“) angelehntes und von dem Gegensatz „Utopie – Dystopie“ inspiriertes Zweitwerk (nach „Blasphemous Rhapsody“ aus 2014) enttäuscht wahrlich nicht, sondern bietet eine wirklich gelungene Mischung aus Härte und Melodie, die in sehr hörenswerten bis starken Stücken wie „Terror Of Lies“, „S.O.M.A“ oder dem überlangen Abschlussepos „Doom“ gipfelt. Die Produktion könnte noch etwas druckvoller sein, ist jedoch für ein DIY-Eigengewächs absolut in Ordnung, und beim Songwriting erreicht die Band insgesamt noch nicht ganz das Niveau ihrer Vorbilder, aber insgesamt ist „2084“ ein sehr gutes Underground-Gewächs, das die bisherigen Achtungserfolge von MILES TO PERDITION (unter Anderem der Gewinn der „Metal Battle Luxemburg“, der die Band für einen Gig in Wacken qualifizierte) unterstreicht. Ich traue diesen Jungs aber definitiv noch mehr zu!
Dieses Underground-Gewächs ist ein Gemeinschaftsprojekt von Daniel Schönneis (Songwriting und alle Instrumente) und Sven Bodsch (Texte und Gesang) aus Nordrhein-Westfalen, die sich einst trafen um einer selbst definierten „Mischung aus MESHUGGAH, die ´ne Runde Modern-Thrash-Flakes gefrühstückt haben und zum Feierabend mit Devin Townsend ´ne Tüte wegschmurgeln.... aber viel besser“ zu frönen. Was sich zuerst einmal liest wie eine gehörige Portion Größenwahn, die auf musikalische Allmachtsfantasien in Kombination mit einer unvollständigen Tassensammlung im Schrank trifft, entpuppt sich nach mehreren Durchläufen zwar (natürlich) nicht als zweites „City“, „Accelerated Evolution“ oder „Destroy Erase Improve“, dennoch wird das Duo seinem selbst gesteckten Anspruch mehr als gerecht und liefert tatsächlich ein beachtliches Modern-Groove-Industrial-Monster ab, das man von einem Debütwerk, das in Eigenregie entstanden ist, nicht unbedingt erwarten würde. Einziger Kritikpunkt ist höchstens, dass das Album zwar sehr kraftvoll produziert worden sind, echte Megahits oder Hymnen mit hohem Einprägungspotential und Ohrwurmfaktor aber zumindest hier noch in der Unterzahl sind. Vielleicht wären bei einer Gesamtspielzeit von etwas über einer Stunde zwei bis drei Songs weniger, die restlichen dafür aber noch besser ausgearbeitet, noch effizienter gewesen und „(T)rust“ dann sogar einen „Tipp“ wert. Für diesen reicht es an dieser Stelle leider noch nicht ganz, aber mit Songs wie „Follow The Line“, „Grit One´s Teeth,“ „In Eternity“ oder „The Endless Void“ sind BREEDING MONOLITH eindeutig auf dem richtigen Weg und werden auch Fans von MACHINE HEAD, FEAR FACTORY oder meinetwegen sogar IN FLAMES zu „Clayman“- und „Reroute To Remain“-Zeiten locker für sich einnehmen können. Ein sehr beachtlicher Einstand!
HORIZON IGNITED veröffentlichen heute mit „Tides“ ihr drittes Album: Melodic Death Metal der guten finnischen Schule. Aufgenommen wurde der Longplayer bei Juho Räihä (Gitarrist von SWALLOW THE SUN) im "Inka Studio" im südfinnischen Orimattila. Das Album startet mit AMORPHIS-artiger Keyboardarbeit und dem starken Opener „Beneath The Dark Waters“. Okko Solanteräs auf Finnisch erklingenede Growls kratzen herrlich und düster; die teilweise gedoppelte Stimm-Spur verleiht Nachdruck. Der Bass summt lässig daher. Weiter geht es mit „Ashes“ und einer Zusammenarbeit mit Jaakko Mäntymaa (MARIANAS REST). Der Track ist ein heiteres Konglomerat aus Aggression, Melodie und Groove Metal-Gitarre. Zu „Baptism By Fire“ stampfen die Jungs intensiv los, im Stile härterer IN FLAMES oder AT THE GATES-Songs. Zarte angenehme Thrash-Momente sind zu vernehmen. Später setzen interessante PRODIGY-artige Synths ein und zum Abschluss wird dem Hörer der nächste Song plötzlich vor die Füße gespuckt. „Welcome To This House Of Hate“ kommt mit Gangshouts und eingängiger Gitarrenmelodie daher. Die Melodic Death Metal-Formation debütierte 2019 mit „After the Storm“ und nach Langrille Nummer zwei wechselten HORIZON IGNITED von Nuclear Blast zu Reaper Entertainment. Sie tourten zuletzt mit SOILWORK und HYPOCRISY. Der fünfte Track von „Tides“ („My Grave Shall Be The Sea (Leviathan pt. II)“) offenbart tiefe Melancholie und seuselnde Streicher-Sounds und „Prison Of My Mind“ beschreibt die Probleme von Menschen, die an Alzheimer erkrankt sind. Die stimmliche Varianz ist klasse.
Es hätte alles so schön sein können, aber das Album flacht in seiner zweiten Hälfte ab! Das melodische „Aurora's Dance“, der betont sanfte Gesang beim Titeltrack „Tides“, die unterstrichende Pompösität und nicht zuletzt das sich mehr durchsetzende Metalcore-Riffing stört zunehmlich. Gott sei's geklagt: es wird unseligerweise süss-klebrig! Da hätte dem Album eine Spur der Härte von Solanteräs anderer Band I AM THE NIGHT, die 2022 auf „While the Gods are sleeping“ Neunziger-Black Metal-Sound versprühten, gut gestanden.
Was solls; meine Empfehlung: hört die erste starke Hälfte der Scheibe und stellt Euch vor, es wäre eine EP!
Die Band um Frontfrau und Texterin Vox Infernum zockt Melodic Death Metal im Stile von ARCH ENEMY, IN FLAMES und CHILDREN OF BODOM. Vervollständigt wird die Dortmunder Combo durch Aetherius (Gitarre und Synths) und Percival Drakon (Bass und Schlagzeug). UNBOWED heizen uns auf ihrem Debut "Silent Weapons for a quiet War" ordentlich ein!
“We Need a Stone” lautet der Opener; der Steinwerfer dient sozusagen als Sinnbild des Widerstandes. Die Band setzt auf ihrem Album einen deutlichen Fokus auf soziale und politische Themen und Antikapitalismus liegt der Truppe am Herzen. Da die Texte eine zentrale Rolle spielen, wird darauf Wert gelegt, dass diese akustisch auch verstanden werden. Die schönen Lead-Gitarren beißen sich im Gedächtnis fest. Weiter geht’s mit dem Titeltrack „Silent Weapons for a Quiet War“: die Stimme ist angenehm aggressiv; die Gitarre lockert die Atmosphäre auf. In der Produktion wäre es an dieser (und anderer) Stelle schön gewesen, der Gitarre mehr Raum im Mix zu geben. Sie steht deutlich hinter der Stimme. Mit dem guten Song startet „The Quiet War Complex“: acht miteinander verbundene Tracks; es geht dabei um ein Dokument namens „Silent Weapons For Quiet Wars: An Introductory Programming Manual“. Das zumeist als Verschwörungstheorie betrachtete „Geheimpapier“ dreht sich um soziale Kontrolle, Manipulation und wirtschaftliche Kriegsführung. „General Energy Concepts” ist eine schnelle Achterbahnfahrt mit teilweise cleanen Vocals. Es folgt „E-Model Industry”: Nach einem stampfend flotten Start, ertönt der schwere Refrain und ein groovender Part. „The 4th Law of Motion” bietet Kreisch-Gesang, rappende Spoken-Word-Passagen und groovige Death Metal-Refrains. Eine beeindruckende Bandbreite! „Hidden Hand” überzeugt mit einer melodischeren Herangehensweise mit saubereren Gitarrenharmonien. Die kraftkraftvolle Stimme von Vox steuert die nötige Power und Intensität bei. Bei „Programmed Consent” zeigt sie sich stimmlich sehr variabel und abwechslungsreich, wobei mich, um ehrlich zu sein, die klaren (mit technischen Mitteln ein wenig aufgepumpten) Parts nicht so richtig überzeugen. In der Mitte des Songs gibt es gute Gitarren- und Synthie-Parts. “Confused and Amused” ist wüst, der Text erfolgt repetitiv im Stile von plakativen Schreien a la RAGE AGAINST THE MACHINE und das Schlagzeug flattert teilweise heftig und verteilt kräftige Hiebe in die Magengrube. Zu “Between Knowing and Disbelief” und „Won’t Someone Think of the Children“ wechseln klarer Gesang und Growls. Erbarmungsloses Riffing leitet das eingängige „Won’t Someone Think of the Children“ ein. Inhaltlich geht es um Manipulation und zynische Heuchelei. Zu einigen Songs hat UNBOWED übrigens KI-Musikvideos erstellt. „DoublePlus Truth” ist eine gute Melodic Death Metal-Nummer, die im Ohr bleibt und „99% (NinetyNine Percent)” kommt energiegeladen mit ordentlich Tinte auf dem Füller daher. Vox klingt hier sehr ähnlich wie die Kollegin Alissa White-Gluz. Der Rausschmeißer „Atlas” ist stimmlich und musikalisch gut gelungen. Mit „Bella Unbowed” gibt es einen Bonustrack: Das bekannte Original stammt von Feldarbeitern, die gegen ihre Arbeitsbedingungen protestierten, und wurde später zum Zweiten Weltkrieg zu einer antifaschistischen Hymne.
UNBOWED weigern sich auf „Silent Weapons for a Quiet War“ in die zu engen Schubladen der Genres gesteckt zu werden und agieren abwechslungsreich. Ich bin gespannt, was die Band, die bisher als Studioprojekt ohne Live-Auftritte geführt wird, noch veröffentlichen wird. Ihr Debüt macht Lust auf Nachschub.
WINTERSUN scheinen viel Zeit zu haben, denn „Time 2“ wurde nicht nur schon vor Urzeiten angekündigt, sondern man fand immer wieder neue Schlupflöcher, um das Erscheinungsdatum weiter nach hinten zu datieren. Ob es am Crowdfunding lag, oder ob Mastermind Jari Mäenpaa einfach nur die Veröffentlichungsmoral von GUNS `N´ROSES kopieren wollte – wir werden es nie erfahren... Fakt ist, dass sich das lange Warten gelohnt hat. Schon das Intro, welches „Fields Of Snow“ einläutet, verspricht einiges und eine gewisse Magie liegt in der Luft. Passend zum Cover wird der Hörer von japanischen Klängen gefangengenommen, die auch aus einem Playstationspiel stammen können. Es zieht sich ein wenig, aber dann kommen WINTERSUN auf Spur und man bemerkt schnell, dass die Band nichts verlernt hat und aus allen Rohren schießt. Die Melodien sitzen, es wird nicht an Geschwindigkeit gespart und der klare Sound garantiert einen epischen Musikgenuss. Das Album muss in Gänze gehört werden, um die unwahrscheinliche Kreativität der Band begreifen zu können. Die Songs einfach als melodischen Death Metal zu bezeichnen, würde einfach nicht ausreichen, um diesen Soundgigant zu beschreiben. Ich habe keine Ahnung, welche Produktionskosten die Band gestemmt hat, um diesen Sound zu kreieren – jede Tonspur ist perfekt abgemischt und wirklich alle musikalischen Feinheiten können problemlos herausgehört werden. Songs wir „The Way Of Fire“ zeigen auf, wie modernen Metal im Jahr 2024 zu klingen hat. Blastbeats gehen eine Symbiose mit Keyboardklängen, Death Metal Vocals und Chören ein, die entfernt an BLIND GUARDIAN erinnern. Wenn eine Band einen Ausweg aus der Sackgasse des eher gleichförmigen Genres des Melodic Death gefunden hat, dann kann dies zurzeit nur WINTERSUN sein. Ein besonders Augenmerk sollte auf die fantastische Gitarrenarbeit gelegt werden. Die Gitarrensoli sind ein echter Traum und wirken detailverliebt und sehr überlegt. Man bemerkt, dass die Band eine klare Vision verfolgt und bei den Kompositionen keine Zufälle zulässt. Ich habe selten eine Band erlebt, bei der wirklich jede gespielte Note ihre Berechtigung hat. Bringen wir es auf den Punkt – möchte man eine Band aus dem Bereich des melodischen Death Metals erleben, die nicht den einfachsten aber dafür den besten Weg geht, so führt kein Weg an WINTERSUN vorbei. Grandios und somit 10 von 10 japanischen Lampions.
Melodic Death Metal-Liebhaber aufgepasst: einige prominenten Namen haben sich zusammengetan.
Gitarrist Daniel Freyberg zockte bei CHILDREN OF BODOM und deren Nachfolger-Truppe BODOM AFTER MIDNIGHT. Zudem war er, wie drei der vier CROWNSHIFT-Mitglieder, bei NORTHER aktiv. Jukka Koskinen ist Bassist von NIGHTWISH und WINTERSUN, Drummer Heikki Saari trommelt bei FINNTROLL und WINTERSUN. Komplettiert wird die Runde durch Sänger Tommy Tuovinen (MYGRAIN).
Zum Glück ist die das erste Album der neuen Band kein CHILDREN OF BODOM-Abklatsch; neben den typischen Trademarks der Band des verstorbenen Alexi Laiho, gesellen sich verschiedene weitere Einflüsse aus Nu und Progressive Metal hinzu.
Zum Opener „Stellar Halo“ reichen sich Gitarren und Keyboard die Hand. Bei „Rule The Show” blitzen Parallelen zu SOILWORK und DEVIN TOWNSEND auf. Weiter geht’s mit „A World Beyond”, einem guten eingängigen Track. „If You Dare“ und die Ballade „My Prison” kommen etwas poppig rüber. “The Devil’s Drug“ klingt zum Glück wieder härter und Koskinen darf seinen Bass mehr in den Vordergrund bringen. Das Instrumental „Mirage” überzeugt mit schöner Leadgitarrenmelodie a la AMORPHIS. Mit „To The Other” steht ein klasse Song am Ende des selbstbetitelten Debüts. CROWNSHIFT lassen sich hier zehn Minuten Zeit, die verschiedene Elemente der Platte noch einmal aufzugreifen. Produzent Rami Nykänen hat dem Album einen modernen klaren Sound gegeben. Insgesamt wurde ein gutes Album abgeliefert, dass allerding ohne die ganz großen Highlights auskommen muss.
Ein Kick auf das HM2-Effektpedal und los geht’s mit schwedischem Kettensägen-Death Metal Sound.
Huch die Kollegen kommen nicht aus Schweden, sondern aus dem italienischen Meran in Südtirol. AT THE GATES, OMNIUM GATHERUM, AMON AMARTH, IN FLAMES und ENTOMBED und sind Einflüsse der Truppe. Was in den 90er Jahren in Göteborg begann, ist noch immer effektiv und wird von neuen Bands wie ONTBORG fachmännisch reanimiert und erfolgreich in die Reha geschickt.
Die Kombo besteht zum großen Teil aus ehemaligen und aktuellen Mitgliedern der Dark Metaler GRAVEWORM. “Following The Steps Of Damnation” ist nach “Within the Depths of Oblivion” das zweite Album von ONTBORG.
Der Opener “Steps Of Damnation” war die erste Singleauskopplung der Platte und besticht direkt mit harmonischen Leads und einer packenden Melodie im Midtempo. Es folgt „Purgatory“ mit der gleichen Rezeptur, jedoch etwas rauer und kälter. Das Gitarrenduo Florian Reiner und Lukas Flarer liefert präzises Riffing. „Nightfall” ist angenehm geschwärzt; insgesamt luken immer mal wieder kleine Black Metal-Affinitäten hervor. Bei „To The North“ drosseln die Jungs das Tempo und es folgt eine fast neunminütige kriegerische Nordmann-Nummer. Zu „I Am The Night” wird es wieder flott und zum tief gestimmten „Ending Path” kommt hymnische Wehmut auf.
Das ist alles ordentlich und gut gemacht, aber was irgendwie fehlt, ist etwas mehr Wut, etwas mehr Überraschung und etwas weniger Komfortzone.
Auf ihrer zwölften Platte zeigen SOILWORK, dass sie sich immer wieder weiterentwickeln. Der Göteburger Melodic Death-Stil ist noch immer rauszuhören, tendiert aber vermehrt zum abwechslungsreichen Melodic bzw. Modern Metal.
Der wuchtvolle Titeltrack „Övergivenheten“ mit flottem Break in der Mitte bietet direkt Allerhand: melancholische Keyboardklänge, Banjo, schöne Gitarrenleads und melancholisches Schweden-Riffing. Die Strophen werden schnell gegrowlt und gescreamt, beim Refrain wechselt Björn Ove „Speed“ Strid zu klarem melodischem Gesang. Trademarks die Fans beruhigen und Neuzuhörer aufhorchen lassen. Übersetzt bedeutet der Titel „Verlassenheit“; das Album stammt auffallender Weise aus der kontaktarmen Coronazeit und der Gitarrist David Andersson hat düstere Texte beigesteuert. Ein gelungener Opener. Es folgt „Nous Sommes La Guerre” und der Track erscheint erst einmal Soilwork-untypisch: ein melodischer Rocksong, stark vom Stil des Nebenprojekts ihres Frontmanns Björn Strid und Gitarrist David Andersson geprägt. Es bleibt nicht der einzige Moment auf „Övergivenheten“, der an „The Night Flight Orchestra“ erinnert. Teils regieren AOR-Rock-Riffs und die harschere Sangesart wird bei ein paar Tracks weggelassen. „Electric Again“ ist aus einem ganz anderen Holz geschnitzt, es wird härter und die Gitarren flirren, bevor die Truppe bei „Valleys Of Gloam“ sehr eingängig agiert und mir einen Ohrwurm einpflanzt. „Is It In Your Darkness“ startet mit einem guten schnellen Riff, Blastbeats treffen auf schmissige Hooklines und auch kleine thrashende Einflüsse sind zu vernehmen. Ein gut platzierter Fausthieb in die Magengegend! „Vultures” besticht durch rockig-walzende Grooves. Immer wieder werden auf der Scheibe auch organisch akustische Elemente aufgenommen. „Morgongåva / Stormfågel” entpuppt sich als kleines Instrumental zur Halbzeit: eine kurze Umziehpause, um sich eine Lederjacke überzustreifen. „Death, I Hear You Calling“ ist ein Hard Rock-affiner Midtempo-Groover, wie er früher undenkbar gewesen wäre. Mit „This Godless Universe“ folgt eine starke Nummer, bei der nach einem langsamen Start, ordentlich Fahrt aufgenommen wird. Die Geige peppt das Ganze auf und „This Godless Universe" ist vorzüglich gesungen. Insgesamt kann man betonen, dass Goldkehle Strid ein hervorragender Sänger ist und seiner Band und seinen verschiedenen Projekten immer seinen eigenen Timbre-Stempel aufdrückt. Gegen Ende der Scheibe zeigen SOILWORK vermehrt progressive Anleihen und auch Bombast: „Golgata“ und der siebeneinhalbminütige Rausschmeißer „On The Wings Of A Goddess / Through Flaming Sheets Of Rain“. „Övergivenheten“ wurde im Nordic Sound Lab im schwedischen Skara aufgenommen und Thomas "Plec" Johansson verlieh der Veröffentlichung einen runden Sound. Der neue Bassist Rasmus Ehrnborn fügt sich gut ein.
Den Schweden ist eine gute und überdurchschnittlich abwechslungsreiche Platte gelungen, hier und da ist sie etwas catchy und zu poppig: „Övergivenheten“ wurde quasi zur Death-freie Zone erklärt. Vielmehr ergibt sich ein Wechselbad aus Sanftheit und Kraft. Mit „Övergivenheten“ haben Soilwork aber in Sachen Qualität und Songwriting nochmal eine Schippe draufgepackt.
INSOMNIUMs „Argent Moon“ beinhaltet vier Songs mit der genretypischen hart-weich-Wechselspiel-Dynamik und schönen Melodien.
Anstatt auf Tour zu gehen, veröffentlichen INSOMNIUM 2021 neues Material in Form der EP „Argent Moon“. Die Melodic Death - Metaller aus Finnland präsentieren uns einen passgenauen Soundtrack für den Indian Summer: Wenn die Herbstblätter zu fallen beginnen und die Tage kürzer werden, ist Zeit für nordische Melancholie! „Argent Moon“ klingt nachdenklich und verträumt.
Den ersten Song der EP gab es bereits im März auf Online-Streaming-Seiten und bei Youtube zu begutachten und „The Conjurer“ ist ein typischer Song der Band: melancholisch mit vielen Aufnahmespuren voller Soli und orchestralen Arrangements. Stilistisch könnte der ausdrucksstarke Opening-Track auch auf der letzten Full-Length-Scheibe „Heart Like A Grave“ von 2019 zu hören sein. „The Reticent“ ist eine hymnische Power-Ballade mit schöner Keyboard-Passage gegen Ende. Bei „The Antagonist“ und „The Wanderer“ wird es weitere Nuancen ruhiger und langsamer, der Knüppel bleibt im Sack. Jeder Song hat einen sich steigernden Spannungsbogen.
Unterm Strich geht die Band etwas zu sehr auf Nummer sicher, hier gibt’s keine Experimente und die vier Songs ähneln sich im Ablauf und in ihrer Songstruktur. Versteht mich nicht falsch, „Argent Moon“ kann man sich sehr gut anhören und Fans kriegen das was sie erwarten. INSOMNIUM machen guten Melodic Death Metal, spulen dabei routiniert jedoch auch etwas eintönig Trademarks ab: das Wechselspiel zwischen sanften akustischen Gitarren und cleanem Gesang auf der einen, und den gruftigen Growls von Niilo Sevänen und deftigeren Gitarrenklängen auf der anderen Seite, garniert mit in sich ruhenden Gitarrensoli und Piano/- Keyboardpassagen. yaseminJani Liimatainens lieblich-warme Stimme sagt mir persönlich nicht so recht zu. Ville Friman, der bisher hierfür zuständig war, hätte die klaren Gesangsparts der Songs stimmlich besser rübergebracht. Daher gefallen mir auf der vorliegenden EP die ersten beiden Songs mit weniger klarem Gesang besser, als die zweite Hälfte des Materials. Das drei-gitarrige Gitarrenspiel kann sich hören lassen, insbesondere die traurig-schönen Soli von Markus Vanhalla.
Da kommt 2014 Cheveyo, der Geister-Krieger aus den Great Plains, in die Savanne Saarbrooklyns und verspürt den Drang, Traditionen und Riten der amerikanischen Ureinwohner in Songs zu packen. Das gelingt inhaltlich und durch Tier- und Naturgeräusche, Schamanentrommeln, Flöten und Gesangspassagen in der Sprache der Ureinwohner. Musikalisch mischen AKANDO, die inzwischen mit Niyol und Adahy aus drei Blutsbrüdern bestehen, Black-, Melodic Death- und Thrash-Metal. Durch die heisere Stimme und gute Gitarrenmelodien scheinen Vergleiche in Richtung NECROPHOBIC oder wegen der Keys mit ENSLAVEMENT OF BEAUTY nicht unpassend. Die vielen Stil- und Tempowechsel machen durchaus Spaß, nicht ganz mithalten kann da der viel zu dünne Sound, der gerade beim Hitpotenzial versprühenden „Wakan Tanka Nici Un“ das Hörvergnügen schmälert. Viele gute Ideen und schwungvolle Atmosphäre stehen ein paar hausbackenen Gitarrensoli gegenüber. Doch letztlich haben die Saarländer Indianer mit diesem Angriff aus dem Hinterhalt ein eigenwilliges, liebenswertes Album beisammen, das zwar noch einige Ecken und Kanten bietet, aber eben auch jede Menge Spaß macht.