Das Mädel mit Lollipop mutet schon ein bisschen komisch an auf dem Cover von "Enjoy", einer 3 Track EP der noch recht jungen Band REARVIEW. 3 Songs die allerdings durchaus eine klare Sprache sprechen, eine Sprache, die völlig ausreicht um das Potential aufzuzeigen auch wenn das hier noch ein wenig schlummert. Der Opener "Second Sex" ist an sanften Crossover angelehnt, sofort auffallend ist der schöne Gesang von Natalie Warner, der zwar in diesem Song teilweise noch etwas unsicher wirkt, in den folgenden beiden Songs aber die wahre Stärken offenbart. Der Bass groovt sich einen ab, die Gitarre ist manchmal etwas laut und überdeckt den Gesang, klares Produktionsproblem und in keinster Weise dem originellen Songwriting anzulasten. "Milkyway" ist deutlich ruhiger und beginnt mit TripHoppigen Sounds um dann in die New Rock Ecke abzudriften und an Die Happy zu erinnern. Diese beiden Elemente wechseln sich hier sehr schön ab, hätten aber auch locker zwei Songs ergeben können. Die hier sehr brave Gitarre steht dem Song gut zu Gesicht, ein leicht balladesker Song mit genug Emotionen - so was schüttelt nicht jede Band so leicht aus dem Ärmel! Der Titelsong "Enjoy" ist in meinen Ohren an einigen Stellen etwas überladen und kitschig obwohl er mit schöner Dynamik und auch einer ins Ohr gehenden Melodie durchaus luxuriös ausgestattet ist - aus diesen 3 Songs hätte man ohne den Hörer zu langweilen auch 6 machen können. Gebt den 5 Leuten eine Chance das zu beweisen!
Man, was habe ich hier solange diese Perle rumliegen lassen!? Mabus aus Düsseldorf, dem deutschen Modemekka, zocken Death Metal, der Parallelen zu Six Feet Under, Cannibal Corpse blabla aufweist. Es hat zwei, drei Durchläufe gebraucht, bis ich mit der MCD warm wurde, aber dann entfaltete sich das Potential der Vier um so mehr und mir wurde klar, daß die guten Kritiken für die Vorgängerscheiben (u.a. im Legacy, Sonic Seducer) mehr als berechtigt waren. Eingängige Melodien, coole Gitarrensoli und ein Sänger, der zwar recht tief growlt, aber dabei immer noch verständlich ist, sind die Pluspunkte auf "Handmade". Leider klingt der Schlagzeugsound etwas dünn, aber das kann man angesichts der drei geilen Songs verschmerzen. Mabus sollten bald einen Plattenvertrag kriegen, Labels, meldet euch!
Nach dem wir ja bereits letztes Jahr ein erstes Demo der deutschen Nachwuchsband STAMPEDE besprochen hatten und bereits damals, trotz eines ziemlich schlechten Sounds, sehr angetan von dem gehörten waren, gibt es jetzt endlich eine reguläre CD mit dem Titel "Fantasy". Dieses 7-Tracks Album mit einem coolen und professionellen Cover wird auch wieder von der Band selbst vertrieben. Nach der Bandgründung so etwa Mitte 2000 ging es mit STAMPEDE stetig aufwärts und die neue CD kann die Vorschußlorbeeren des "Erstlings" meiner Meinung nach voll gerecht fertigen. Von dem Demo sind u.a. einige Tracks in neuer (besserer) Bearbeitung vorhanden und stellen eine musikalische Breite dar, die irgendwo zwischen melodischen Rock und Heavy Metal mit einem ganz leichtem progressivem Touch (z.B. "Lend me Wings") liegt. Es gibt immer mal wieder ruhige atmosphärische Parts in den einzelnen Songs mit schönen Balladen ("If you leave me") aber auch der voll Gegensatz, das treibende etwas aggressivere "See you in Hell" kommt sehr gut rüber. Die gelungene Produktion gereicht allen Bandmitglieder nur zum Vorteil, denn jetzt kommen die vielen Details der Songs noch besser und klarer zur Geltung. Die Keys spielen eine nicht untergeordnete Rolle auf "Fantasy", immer etwas düster und leicht melancholisch angelegt, passend zu der Grundstimmung auf der CD. Dazu paßt auch hervorragend die etwas rauchig, kehlige Stimme von Sänger "Oly" der den Songs das gewisse Etwas verleiht. Die abwechslungsreiche Gitarrenarbeit, mal fette, straighte Riffs dann wieder "gezupfte", akzentuierte Parts runden das Gesamtbild perfekt hab. STAMPEDE bieten auf "Fantasy" abwechslungsreiche Kost und daher kann ich dieses Werk nur zum Kauf (9 Euro + 5 Euro Versand) weiter empfehlen. Ach so daß Ding gibt’s natürlich, auf der ebenfalls empfehlenswerten, Band-Homepage zu erwerben.
"Ich kann gar nicht soviel fressen, wie ich kotzen möchte" zitieren SEELENFRIEDEN Schriftsteller Kurt Tucholsky und geben damit die Richtung der Texte auf "Rufe aus dem Nirgendwo" vor. Auch das ganze Info durchzieht (pseudo?)-intellektuelle Schwadronierkunst. Da geht’ s also nicht um "stumpfe Todessehnsuchtsparolen", sondern um "zornige, inbrünstige Schreie in eine von Ignoranz und Egoismus regierte geistige Leere." Nun gut. Leider verstehe ich die deutschen Texte nur stellenweise und tatsächlich ist es mal erholsam, dass eine Band versucht, sich vom Einheits-Gefasel um Blei und Blut, Tod und Teufel vieler Genrekollegen zu entfernen. Die Musik hingegen bewegt sich auf keinesfalls außergewöhnlichem Niveau: Death-Metal, zumeist in mittlerem Tempo gehalten. Wird‘s schneller, so rauschen ein paar nette Black-Metal-Wurzeln aus dem baden-württembergischen Gehölz hervor. Durch das Zusammenspiel der verschiedenen Tempostufen fabrizieren SEELENFRIEDEN ordentlichen Groove, wenn auch der Sound zum Teil sehr hölzern klingt und das Grunzen doch ziemlich aufgesetzt wirkt. Dann "dudelt" die Gitarre von Zeit zu Zeit ein wenig verloren in der Gegend herum und das Schlagzeug scheint manchmal den Anschluss zu verlieren. Letztlich handelt es sich aber bei den genannten Mängeln um Kinderkrankheiten. Die Band hat Ideen und bemüht sich um Eigenständigkeit. Und musizieren können sie letztlich auch. Gute Voraussetzungen, um das "Nirgendwo" in nächster Zukunft zu verlassen - der Brechreiz sollte eh kein Thema sein.
Frilled Neck Lizard, diese niedlichen Eidechsenviecher mit der verrückten Halskrause, heißen doch tatsächlich genauso wie eine österreichische Combo. Und genau diese Österreicher haben mit dem selbstbetitelten Debut "Frilled Neck Lizzards" eine sehr sympathisch rockende Maxi veröffentlicht. Ob das nun die oft zitierte Wiener Schmäh ist, weiß ich nicht, aber die Art in der die Texte von Mastermind N.I.C.O. verbreitet werden, läuft mir jedenfalls unglaublich gut rein. Es ist die Mischung dieses feinen Dialekts mit den lockeren Texten, welche FNL in einem sehr angenehmen Licht dastehen lässt. Lyrisch geht’s zwar manchmal etwas holprig zur Sache, die Reime wurden teilweise doch arg mit einem großen Hammer zurechtgeprügelt, was solls, der Hörer wird seinen Spaß haben! Auf eine ganz eigene Weise ziemlich cool brettern die Songs im Crossover Gewand aus den Boxen. Mit Riffs der härteren Sorte für die Langhaarfraktion, mit genügsamen Melodien für den Rest, ergeben die niemals simpel aneinandergepappten Songteile ein insgesamt sehr originelles und extrem kurzweiliges Hörvergnügen!
Für blutige Black-Metal-Shows stand die Band in ihrer Anfangsphase. Jetzt hat sie sich weniger effekthaschende Stilmitteln zu Nutze gemacht: Harter - zum Teil hymnischer - Black Metal, der sich sozusagen gewaschen hat. Sänger M.N.A. beherrscht den Spagat zwischen Cradle-inspiriertem Geschrei und energischen Death-Growls prima. Nach dem üblichen Akustik-Intro beginnt mit "Crucification Of God" ein regelrechter Black-Metal-Opus. Nachvollziehbare Melodien beherrschen diesen mit mächtigen Breaks und amtlichen Riffs versehenen Song, der die große stilistische Breite des Schwarz-Wurzel-Metalls abdeckt. Dabei passen die Nordlichter allerdings auf, dass die Keyboard-Abschnitte niemals zu schleimig daherkommen. Ein Song mit echter Ohrwurmqualität. Danach beweisen die jungen Burschen (Durchschnittsalter 21), dass sie sich auch in Hyperspeedbereichen wohl fühlen und zeigen sich trotz des benutzten Tasteninstruments ein bisschen räudig ("Beauty Of Darkness"). Das Titelstück greift auf eine Thrash-Basis zurück, hier könnten die Growls allerdings ein wenig "ausgegorener" aus den Boxen kommen. Epische, atmospärische, harte und abwechslungsreiche Songs begleiten den Hörer bis zum fiesen Rausschmeißer "Sacrificed". Die auf 200 Stück limitierte CD ist übrigens im Rosenquartz-Srudio zu Lübeck aufgenommen - mit wirklich amtlichem Ergebniss. Mailt mal an den Drummer: david.voigt@gmx.de . Lohnt sich!
Schon mal in der Kantine oder der Mensa gegessen? Gut. Habt ihr in etwa den Geschmack gedanklich vor Augen, bzw. auf der Zunge? Dann projiziert jetzt das mal auf Musik bzw. eure Ohren. Gut. Das ist PAIN CONTROL, zumindest zum Teil. Für alle denen dieses kulinarische Erlebnis bisher entgangen ist, fasse ich mal die Merkmale von Kantinenessen zusammen. Das fängt damit an, dass einem beim Lesen des Speiseplans das Wasser im Munde zusammenläuft. PAIN CONTROLs Musiker sehen verrückt genug aus um gute Musik zu machen, Les Smith (ANATHEMA) gibt ein Gastspiel an den Keys und eine hübsche Dame namens Madeleine ist für "Additional Atmospherics" zuständig, zwischen den Zeilen gelesen heißt das soviel wie: sie steht wohl recht dekorativ auf der Bühne. Speiseplan gelesen, ab in die Schlange, ein Punkt der bei PAIN CONTROL bei fast allen Songs entfällt, es wird recht ordentlich nach vorne losgeballert beim grossteil der Tracks. Und dann wird’s in der Kantine meistens lustig, man steht vor dem Essen und fragt sich, wie ein menschliches Gehirn allen ernstes dermaßen abenteuerliche Speisen mischen kann, und das obwohl es doch beim Lesen so gut klang. Rauf aufs Tablett und ab durch die Mitte. PAIN CONTROL hatten wohl einen Kantinenkoch als Berater, sie mischen die Songs stilistisch so was von wild durcheinander, dass es nur mit viel Mühe gelingt, einen roten Faden zu finden. Von Death, über Power bis Heavy, ein bisschen Elektronik und Thrash. Aber so seltsam dass dann manchmal auch schmeckt, essen kann man es doch meistens. Spieltechnisch nicht ganz schlecht, nur eben ohne Konzept, und somit kann selbiges auch nur schwer aufgehen und es wird wohl schwierig werden, für dieses Gericht einen Esser zu finden. Was übrigens so richtig schön fies knallt, ist der Beat des elektronisch angehauchten Titeltracks "Subvert", jenseits von gut und böse drückt er die Membran des Lautsprechers schon ziemlich weit an den Anschlag. Die Songs sind nicht unmelodisch, das gewisse etwas, das es braucht, damit man einen Song nicht mehr vergisst und damit er sich dauerhaft vielleicht sogar als Ohrwurm einnistet, fehlt. Wie Kantinenessen eben so ist: Man wird satt davon, braucht nicht unbedingt einen Nachschlag, weiß eigentlich auch nicht was man da gegessen hat aber am nächsten Tag geht man trotzdem wieder hin.
Eine junge Nachwuchsband namens TOMSTEENS aus dem nordbadischen Raum (BW) stellt uns hier ihre erste CD "Sunday Rehearsals" vor. Die für heutige Zweiten eher unübliche Musik könnte man am ehesten unter den Begriff "Classik Rock" mit einigen progressiven Einflüssen einordnen. Der erdige Gitarrensound erinnert dabei schon eher an E. Clapton als an moderne oft nichtssagende Breitwandriffs. Gegründet wurde TOMSTEENS im Oktober 1999. In feuchtfröhlicher Atmosphäre kamen Nils Hübenbecker (keys), Christoph Englert (git), Felix Müller (sax), Thomas Trunk (bass) und Andreas Hack (drums) zusammen und legten den Grundstein für eine neue Band, deren Mitglieder bereits in ehemaligen Coverbands wie Painkiller oder Birds of Prey tätig waren. Nachdem der ursprüngliche Sänger schon kurze Zeit später ausschied kam man nach einer Zwischenlösung schließlich auf Benjamin Götzinger. Und dieser Mann kann wirklich toll singen, er ist zum Glück keiner dieser heute oft üblichen Fistelakrobaten sondern überzeugt mit seiner warmen und angenehmen Stimme vor allem auch live auf der Bühne. Davon konnte sich der Schreiber dieser Zeilen selbst schon überzeugen. Die Idee war, Musik zu machen, die nicht tagtäglich in den Charts rauf und runter gespielt wird . Also beschloss man die 70er und 80er Jahre ins Auge zu fassen und coverte Stücke von Cream oder Deep Purple, die auch jetzt noch im Programm zu finden sind . Der Einfluß progressiver Bands wie Dream Theater oder Spock's Beard auf die musikalischen Vorlieben der einzelnen Bandmitglieder ist auch auf diesen eigenen Stücken der CD deutlich herauszuhören ("Hoping"). Die Musik der TOMSTEENS bietet teilweise hervorragende arrangierte Insrumentalparts, wobei die Keys vom Sound her schön stets klaviermäßig rüberkommen. Es groovt ordentlich, wobei gerade das Saxsofon zu gefallen weiß (leider ist der Musiker zwischenzeitlich nicht mehr dabei!). Über allem schwebt dieser prägnante und einfühlsame Gesang, besonders auch bei der Ballade "Ordinary Friends" zu hören. Der Schuß Progressivität ist mal stärker oder schwächer aber durchgehend auf "Sunday Rehearsals" festzustellen und macht die CD wirklich zu einem hörenswerten Stück Musik. Der Gitarrist sollte die Band noch etwas mehr Freiraum bzw. etwas stärker loslassen, daß würde dem Gesamtsound nur gut tuen. Beim DEUTSCHEN ROCK & POP PREIS 2001 von über 3000 Musikkünstlern qualifizierten sich die TOMSTEENS für's Halbfinale in Würzburg. Bei den dortigen Hearings unter Aufsicht bekannter Plattenfirmen landete man unter den besten 30 Musikgruppen. Für die Zukunft sind wir auf die nächsten Songs einer talentierten Band abseits aller Trends schon sehr gespannt.
The Reaper Comes....so der Titel eines weiteren Underground Samplers. Die Macher haben es hierbei jedoch geschafft, eine interessante Mischung aus fähigen Newcomer Bands zusammen zu stellen. So z.B. geht es mit der Band GALGENBERG los, deren Musikstil sehr kompliziert zu beschreiben ist: In Extremo meets Subway To Sally meets Dark Metal oder zumindest so was in dieser Art. Für die Death Metal Fraktion sind dann Bands wie BATTLESWORD (Melodic Death), oder CREMATION vertreten. Traditionellen Power Metal gibt’s von CHIMAERA und STORMHUNTER um die Ohren und da sich die Black Metal Freunde nicht benachteiligt fühlen soll es zum Abschluss mit UNLGHT auch noch mal schwarz und atmosphärisch werden. Der Sound von fast allen (Ausnahmen bestätigen die Regel) Underground Combos ist mehr als nur erträglich, stellenweise sogar nicht zu unterscheiden vom professionellem Studio Sound. Die deutlichen Gewinner des Samplers sind für mich klar LUNACY deren Musik wirklich alles beinhaltet was einem wahren Musikfan bewegt: viele Rhythmuswechsel, abwechslungsreiche Vocals und einige Prog Elemente. Als Vergleich fällt mir hierzu nur eine weitere Underground Band mit dem Namen Lanfear ein, deren Stil sehr ähnlich ist. Im Großen und Ganzen ein sehr empfehlenswerter Sampler der nicht nur bei Freunden von Underground Bands auf jeden auf Anerkennung stoßen wird. Zu bestellen gibt’s das Teil bei reapercomes@web.de.
Ganz und gar nicht hirn-amputiert kommt die erste Demo-CD der Aalener Band "Mental Amputation" aus dem Quark. Die 1998 gegründete Metall-Verarbeitungs-Innung verbindet mehrheitlichen Ami-Death- mit oppositonellem Thrash Metal und wechselt dabei zwischen vorschriftsmäßigem Gegrunze und sauberen Sangesparts hin und her. Das Tempo liegt mehrheitlich im oberen Bereich, ab und an nehmen die Herren aber auch mal die Geschwindigkeit heraus ("Equinox" kommt atmosphärisch bis balladesk daher). Die Originalität liegen eindeutig im thrashigen Bereich, der den Jungs die eigene Note einbringt. Textlich geht es um "killen, rapen, rippen" und so weiter. Das Übliche halt. Und das Keyboard-Gewaber ("The Inexorable") verzeiht man gerne, weil’s nur noch ein weiteres kurzes Mal vorkommt. Schwächen? Kleine: Der Sound, vor allem, was das Schlagzeug betrifft, kommt ein wenig dünne rüber. Macht aber eigentlich nichts. Denn dem Charme der jungen Band tut das keinen Abbruch. Die Jungs haben sicherlich noch genügend Hirnschmalz in petto für weitere gelungene Elaborate.