Fett, fett, fett! Lunar Eclipse aus dem nachbarlichen Verden haben einige Jahre Erfahrung auf dem Buckel und bereits drei Demos rausgebracht. Das merkt man, der amerikanisch klingende Death Metal des Fünfers kann auf ganzer Linie überzeugen und tritt gewaltig Arsch! Eine fette Produktion, die sich hinter "großen" Bands nicht verstecken muß, und ein gelungenes Songwriting sind die Eckpunkte für eine so gutes Ergebnis wie "Abnormities" eines ist. Wenn man dann noch einen solchen Growler wie Rolf Quast am Start hat, ist das schon die halbe Miete. Der Mann erinnert mich an Chris Barnes der ersten beiden Six Feet Under-Scheiben, geil! Die ersten drei Songs wissen auf ganzer Linie zu überzeugen, eingängige Riffs, ballerndes Schlagzeug und eben Rolf lassen drei kleine Death Metal-Perlen entstehen. Diese Songs würden auch so mancher etablierten Band gut zu Gesicht stehen. Leider sind die anderen beiden Songs bestenfalls durchschnittlich und langweilen durch ihr gedrosseltes Tempo und dem einfallslosen Gitarrenspiel. Während bei den drei ersten Songs gut auf’s Tempo gedrückt wird, schleppen sich die letzten beiden so dahin, ohne wirklich Akzente setzen zu können. Besonders gelungen ist der Einsatz der Backing Vocals bei "Damned Warrior", das klingt einfach geil! Death Metal-Maniac sollten schon allein wegen der drei ersten Songs die MCD antesten, die lohnen sich! Wenn die Band das Niveau halten kann, kommt da bald was richtig Gutes auf uns zu!
Musik aus Italien, und endlich mal wieder ohne Assoziationen zum Power Metal, das alleine ist beinahe Grund genug, SPELLCRAFT genauer unter die Lupe zu nehmen! Die seit nunmehr 5 Jahren bestehende Combo hat sich dem Gothic Rock verschrieben, der sich in langsamen Gefilden angesiedelt hat und am ehesten vielleicht ansatzweise (!) mit PARADISE LOST verglichen werden kann, denn grade der Gesang erinnert mich klanglich manchmal leicht an Herrn Holmes - bei SPELLCRAFT fehlen aber noch Nuancen im Gesang um die Songs emotional überzeugender zu gestalten. Musik im Grenzbereich zwischen Aggression und sanfter Melancholie. Die Lieder sind ansprechend strukturiert, technisch teilweise anspruchsvoll auch wenn einige gleiche Stilmittel recht oft verwendet werden und noch ein wenig von Unsicherheit zeugen. Die Produktion ist nicht ganz das Gelbe vom Ei, die Gitarren klingen ziemlich blechern und das Bassfundament ist schwach auf der Brust, so dass die Musik manchmal etwas wacklig klingt. Etwas durchwachsene Sache, hier treffen gute Ansätze auf eine noch etwas halbherzige Umsetzung - dennoch eine bestens hörbare CD!
Vor mir liegt die 5-Track CD einer deutschen "Nachwuchsband" ALIEN NATION, die ursprünglich einmal aus der Band ALIEN hervor ging und bereits 1980 gegründet worden war. Zur Vermeidung von Urheberrechtsverletzungen mit einer gleichnamigen schwedischen Band ALIEN wurde 1997 dann der neue Bandname ALIEN NATION gewählt. In den Anfangszeiten wurden dabei Coversongs von Iron Maiden, Judas Priest, Gary Moore oder Thin Lizzy (hört man bei "Things I knew so well" recht gut raus!) gespielt. Von dieser aktuellen CD "Obsolete Power" mit komplett 14 Songs, die irgendwann noch 2002 veröffentlicht werden soll, liegt mit leider nur ein Auszug von 5 Songs vor, die an sich doch recht unterschiedlich ausgefallen sind. Die Aufnahmen fanden im bandeigenen "Hot Space"-Studio in Kirrweiler statt. Die Band ist nachwievor auf der Suche nach einem Platten- bzw. einem Vertriebslabel. Nach zahlreichen Besetzungswechseln konnte 1989 Joe Knecht als Sänger und Akustik-Gitarrist gewonnen werden, was gleichzeitig den Wendepunkt von Coversongs hin zu eigenen Kompositionen darstellte. Nach jahrelanger Suche konnte dann auch ein neuer Drummer gefunden werden. Im Oktober 1999 wurde die offizielle Webseite (www.aliennation.de) der Band gestartet und zwei Songs der damaligen CD ("Longing for the past" & "Ready to play") erreichten in zwei Monaten über 850 Downloads. Der Sound an sich und auch die recht solide Produktion sind hier insgesamt ganz passabel. ALIEN NATION machen eine Mischung aus Metal und traditonellem Rock, wobei die Betonung wohl auf letzterem liegt. Der kraftvolle Titeltrack kommt mit viel Doubelbass zwar recht gut rüber aber der Song an sich wirkt doch etwas abgedroschen und nichtssagend, da schon tausendmal so ähnlich gehört. Die Ballade "Some brighter Day" zeigt zwar einen guten Sänger aber auch hier ist das Songwriting (leider) an die Kuschelrockära aus den 80ern angelegt und daher eher langweilig. Bei "Running Man" ist zwar die fusionmäßige Gitarrenarbeit sehr gelungen aber der schwache Refrain und der schlechte Drumsound (zu hohe Toms) machen den Song leider doch ziemlich kaputt. Fazit: Trotz teilweise recht guten Ansätzen sind mir ALIEN NATION vom Stil etwas zu unausgegoren, altbacken und nicht besonders originell, die Musiker agieren zwar solide (die Gitarre überzeugt dabei am meisten!) bieten aber insgesamt zu wenig.
Es ist jetzt schon wieder fast ein Jahr her seit den Anschlägen auf das World Trade Center in New York. Und ohne pathetisch klingen zu wollen, muss man schon sagen dass sich einiges verändert hat, und sei es noch viel zu wenig in den Köpfen der Menschen. Das man diesen Tag nicht vergessen sollte ist wohl auch jedem klar, nur nachhängen muss man ihm nicht und in einigen Jahren wird wohl hoffentlich primär das Symbol der verletztlichen "zivilisierten" Welt (mein persönliches Unwort des Jahres) als die zerstörten Türme im Gedächtnis bleiben. Die deutsche Band GYRE hat sich diesem Thema musikalisch genähert, "Gotteskrieger" ist ihre Stellungnahme zu den Geschehnissen. Für meinen Geschmack ist das Thema allerdings zu frontal angegangen, viele Originalsamples und ein sehr direkter Text lassen wenig Spielraum für eigene Gedanken beim Hören der Musik. Handwerklich geht es durchaus in Ordnung was sie fabriziert haben, Metal mit leichtem Industrialeinschlag und vielen Samples. Gewöhnungsbedürftig ist auch zweifellos der Gesang mit dem ich mich bisher noch nicht so recht anfreunden konnte, schwer in Worte zu fassen, aber irgendwie nicht so ganz mit der Musik harmonierend steht er etwas verloren im Notendschungel. Anstrengende und etwas exotische Musik für eine wohl kleine Zielgruppe. Vom Erlös der Maxi gehen 1,50 Euro an die Hinterbliebenen des Terroranschlags.
Dem gemeinen Harzer wird ja eine gewisse Merkwürdigkeit unterstellt. Ist ja auch ein Gebirgsvölkchen. Vom Rande dieses Gebietes, da kommen diese Jungs her und lärmen schon seit zehn Jahren herum. Deswegen ist ihnen Kompetenz auch nicht abzusprechen. Sie nennen ihre Musik "Deashcore". Und das haut irgendwie hin. Grundlage der Musik sind Bands wie "Totenmond": Fetter Groove, treibendes Riffing, pumpende Drums. Und Todesgegrunze oder Hard-Core-Gebölke. Da gibt es Songs, die hoppeln in erster Linie punkig durch die Gegend ("Durch meinen Kopf"), dann gibt’s Ami-Metal a la "Machine Head" oder aber "Crowbar"-kompatible-Songs wie das Titel-Stück, in das sich auch noch amtliche "Paradise-Lost-Gitarrenarbeit" eingeschlichen hat. Dazu gesellt sich ein Haufen Gimmicks: So gibt’s Zitate aus "Pulp Fiction" und "Das kleine Arschloch", eine Art Hidden Track im Track ("Have Some Fear") und vor allem: Echt geile Refrains. Nehmt allein das simple aber effektive "Lucy Loves Me". Prima, kommt fast an "Crack Up" heran. Das alles bei wirklich amtlichem Sound und guter Cover-Gestaltung. Sieh an, die Harzer... (auch wenn Teile der Band inzwischen in Hamburg beheimatet sind.)
Sie alle kiffen nicht. Das weiß ich jetzt. Dafür sind sie furchtbar verfressen, stürzen sich auf prima Pizza oder dolle Döner. Oder auf alle verwurstbaren Stilrichtungen. Es bleibt dabei: OSH aus dem hohen Norden sind auch auf ihrem dritten Output unglaublich originell. Der Opener "I.C.I." könnte vielleicht als ein Paradebeispiel für die gesamte Scheibe durchgehen: Mit Thrash-Wurzeln hinterlegt beginnt der Song recht hart, verzichtet wie immer auch nicht auf ausländische Drauf-Hau-Instrumente und wendet sich schnell in ein abwechslungsreiches Werk. Ruhige Passagen wechseln immer wieder mit heftigen Parts. Dazu gibt’s wütenden Gesang und völlig abgedrehte Teile. Wie in "Schreispiegel", das seinen Namen völlig zurecht trägt und plötzlich in psychedelische Gefilde abdriftet und mich mehr als ein Mal an "Primus" erinnert. Überhaupt sind diese "Spinner" bei den OSHlern allgegenwärtig. Finde ich jedenfalls. Noch auffälliger wird dieser Vergleich beim kurzen "Crisis"... Doch während die "Primaten" ja mehr auf Käse stehen, begeben sich OSH in die Küche des Herren Bocuse. Und tun sich wirklich alles rein, was sie auf ihrem Weg an Zutaten finden. Will sagen: Sie hauen auch mal richtig harten Stoff weg. Bis hin zum Death Metal. Dass das alles nicht leicht zu verdauen ist, lässt sich leicht vermuten. Aber warum soll man immer nur das zu sich nehmen, was gesund ist? Immer noch besser, alles durcheinander zu fressen, als Drogen zu nehmen, nicht wahr??? Hört’s euch einfach an. Wirklich gute Nahrung für den CD-Player. Nur der etwas dünne Sound steht einem absoluten Gourmet-Tipp im Weg. Aber diese Band gehört trotzdem auf jeden Speiseplan. Checkt mal www.osh-metal.de für die Bestellbedingungen.
My Sixth Shadow sind eine Underground-Band aus dem sonnigen Italien welche gleich mal mit zwei Vorurteilen aufräumt: Erstens muss nicht alles aus Italien nach Rhapsody oder Lacuna Coil klingen und zweitens geht es manchesmal auch recht düster. Die sechs Römer spielen eigener Aussage zufolge New Wave Gothic-Metal (bald hat jede Band ihre eigene Musikrichtung!), was aber den Stil, den sie sich zu Eigen gemacht haben recht gut trifft. Die Keyboards sorgen für eine düstere Grundstimmung; Anleihen bei neumetallischen Gitarrensound und Elektro-Elementen umrahmen die melancholischen Melodien. Die Songs setzen sich recht schnell in den Gehörgängen fest (wenn sie auch etwas an eine härtere Version von HIM erinnern - hier mal positiv gemeint), und auch die Produktion ist für eine selbstproduzierte Mini-CD beachtlich. Der stärkste Track der Scheibe ist "Aeteria", der vor allem mit seinen abwechslungsreichen Gesangsparts, einer schönen Melodie und den eingestreuten harten Riffsalven besticht. Aber auch der Titelsong "Sacrifice" und "Life Is Nothing For Me" können überzeugen. Die beiden anderen Stücke, "Die In Me" und "Carry On" fallen da leicht ab - "Die In Me" geht nach tollem Anfang etwas die Luft und Ideen aus und "Carry On" versucht es mal mit einem etwas bombastischeren Sound. Aber auch hier scheint das Potential des an sich guten Songs (tolle Melodie) nicht ganz ausgeschöpft worden zu sein. Manchesmal hätte ich mir noch etwas mehr Druck auf den Gitarren gewünscht (oder spricht da der Metaller aus mir?) und auch der Gesang hat in den höheren Lagen, die in diesem Genre nicht jedermanns Fall sein dürften, hin und wieder leichte Probleme aufzuweisen. Trotzdem ist My Sixth Shadow eine aussichtsreiche Band mit Gespür für gute Songs und tolle Melodien, die sicher nicht mehr lange auf einen Vertrag warten dürften. Wer also ein Hang zu eingängigem Gothic mit Pop-Anleihen hat und sich von der Band überzeugen lassen will, der geht mal auf www.mysixthshadow.com und ordert dort entweder "Sacrifice" für 10,- EURO oder lädt sich auf deren Seite einige der Songs als mp3 runter.
Die Pivo-Studios in Celle haben nicht nur ein lustigen Namen (Pivo: tschechisch für "Bier"), sondern machen sich zusehends einen guten. Neuestes Beispiel: Die melodischen Black-Metaller aus der Lüneburger Heide namens DISSOCIATION, zu deutsch "Trennung" oder "Spaltung". Doch Spaltung ist hier nicht Programm, wenn man mal von Die-Hard-Blackies absieht, die bei jedem Keyboard-Ton das Kacken kriegen und sich kaum für DISSOCIATION interessieren dürften. Fakt ist: Die Niedersachsen verkaufen erstaunlich professionelle schwarze Melodien, unterstützt von süßlichen, aber niemals zu schmalzigen Keyboard-Sounds. Natürlich kann man COF oder andere Genregrößen zum Vergleich heranziehen, mich erinnert das Ganze jedoch in erster Linie an "Catamenia", die kürzlich mit "Eskhata" ebenfalls ein Meisterwerk vorgelegt haben. Ja, Meisterwerk, das trifft auch für diesen Undergroundhammer zu. Allein das mehr als sechsminütige Opus "Mit geöffneten Armen in den Tod" rechtfertigt den Bestellwert allemal. Oder das groovende Titelstück: Die Gitarren duellieren sich gekonnt, die Musik verliert nie den Druck, den eine melodische BM-Scheibe benötigt, um sich nicht mal ansatzweise der Lächerlichkeit hinzugeben. Dazu eine Stimme, die genügend Substanz besitzt, um der Atmosphäre standzuhalten und Songs, die auch nach mehrmaligem Hören noch genügend Überraschungen parat haben. Große Musik aus der niedersächsischen Tiefebene. Die Welt wartet mit geöffneten Armen und Ohren... Und hoffentlich befinden sich die Brieftaschen im gleichen Zustand: Schwarz-Metallisten, schaut in die Underdog-Sektion und bestellt euch dieses Value-For-Money-Juwel!
Metal mit Elektro mischen ist so ähnlich wie Wasser in Schwefelsäure gießen: Das geht fast immer so richtig schief! Wie schön, dass dieses "fast" genau den Spielraum lässt, in den Bands wie THE VIRUS passen. Denn bei dieser österreichischen Combo geht das Experiment gut. Es fällt schwer Vergleiche zu ziehen zu anderen Bands die das versucht haben und von denen einige ja durchaus einen respektablen Bekanntheitsgrad erreicht haben, denn THE VIRUS ziehen die Sache doch anders auch als man das so gewohnt ist. Normalerweise wird versucht der schnell recht dominant wirkenden Elektronik mit brachialem Metal zu begegnen und so das Gleichgewicht der zwei Elemente zu wahren, THE VIRUS lassen es einfach mal drauf ankommen dass an der einen oder anderen Stelle eben Elektronik dominiert und an der andere Stelle die Gitarren das Ruder in die Hand nehmen. Und trotzdem wirken ihre Songs sehr homogen, eine Tatsache an der wohl vor allem der "Sänger" schuld ist. Er versteht es hervorragend mit seiner Stimme genau die richte Stimmung einzufangen, egal ob das aggressiv, ruhig, geflüstert oder sanft ist. Die Songs sind eingängig, um nicht zu sagen tanzbar und sind dennoch weit von unpersönlicher computergenerierter Musik entfernt. Sehr empfehlenswerte CD!
Holla, die Waldfee! Eigentlich hatte ich Homicidal Violence als melodischen Death Metal einsortiert, da blasen mich die ersten Töne nach dem (wie so viele andere auch) überflüssigem Intro um: mit einer Blast-Attacke wird gleich mal klargemacht, daß das Trio nicht zu einer der Millionen In Flames-Kopien gezählt werden darf. Die Gitarren sind zwar recht schwedisch angehaucht, dominierend sind aber die amerikanischen Einflüsse. Der Sound ist mir persönlich ein wenig zu höhenlastig für den Death Metal, der bei Homicidal Violence gezockt wird. Irgendwie entwickelt ds Schlagzeug oft zu wenig Druck, vor allem die Snare klingt komisch. Einige werden wohl Violation kennen, von denen Barney, Ex-Frontgrunzer, zu Homicidal Violence gewechselt ist und am Mikro seinen Job sehr gut macht. Seine Gesangsleistung gehört auf jeden Fall zu den besseren, auch wenn er noch ein klein wenig abwechslungsreicher sein könnte. An ihren Instrumenten sind die drei Franken fit und haben beim Songwriting ein Händchen für eingängige Songs. Allerdings sind diese recht komplex, man entdeckt bei jedem Hören was neues, richtig klasse. Was soll ich noch groß rumschwafeln? Death Metal, gemixt aus amerikanischen und schwedischen Zutaten, tight gespielt und gut produziert! Zuschlagen!