Über diese CD zu schreiben ist ein bisschen wie dem berühmten geschenkten Gaul ins Maul zu schauen. In einer Mischung aus Resignation und Kreativität erwuchs wohl der Gedanke, dem neuen Album den Titel "Burn It!" zu geben und dies auch noch wörtlich zu nehmen. Im Klartext: Checkt die Homepage, ladet euch kostenlos die Songs runter und brennt sie sooft ihr wollt - mit dem ganzen Segen der Band! An der Qualität wurde nicht gespart, wie schon beim Vorgänger gibt es wenig an der Produktion zu kritisieren. Musikalisch haben sie sich zwar nicht Welten vom Vorgänger entfernt, und doch ist der Grundton dieses Albums ein anderer. Brachialer und etwas weniger einfühlsam geht man zu Werke. Auf der einen Seite steht ihnen das klarere Bekenntnis zur Härte gut, auf der anderen Seite schränkt das aber die möglichen Wendungen in den Songs doch ein, da ohne Pause auf die Zwölf gedroschen wird. Die mangelnde Abwechslung ermüdet den Hörer über die volle Länge etwas, auch die Melodien schienen mir auf "Weiter" origineller. Nichtsdestotrotz: Mir gefällt ihre Art deutsche Texte mit hartem, wenn auch SUCH A SURGE inspirierten, Crossover zu vereinen.
"Death Metal Warmachine” prangt auf dem Infoblatt der hessischen DISCREATION. Die Anleihe bei Bolt Thrower (gibt’s die eigentlich noch?) paßt ganz gut, denn wie die Briten gehen auch die Jungs aus Hessen eher langsamer zu Werke, ohne dabei völlig den Fuß vom Gas zu nehmen. DISCREATION gehören zu der Sorte Bands, die eher auf einen guten Groove setzt als auf technische Spielereien und High-Speed-Gebolze, wodurch "The Great Curse" gut im Ohr hängen bleibt. Der etwas bassarm produzierte Silberling hat fünf Songs aufzuweisen, die alle nach ähnlichem Strickmuster gebaut wurden und mit einer Menge grooviger, zum Moshen einladenden Parts aufwartet, die durch geschickt gesetzte Breaks genau richtig neben den Prügel-Attacken sitzen. Auf dem Sangesposten, mit dem so viele Platten stehen oder fallen, haben die Hessen zum Zeitpunkt der Aufnahme einen fähigen Mann, der zwar nicht ultra-tief grunzt, aber mit seinen Growls eine gute Figur abgibt und sich auch vor sehr geilen cleanen Passagen nicht scheut, wie bei "Call Of Hatred" zu hören. Die beiden Gitarristen verstehen es ebenfalls, sich gut in Szene zu setzen und haben einiges auf der Pfanne, während die Rhythmusfraktion nur selten zum Zuge kommt und gerade das Schlagzeug viel zu leise ist. Aber das sind Fehler, die man bei nem Erstling verzeihen kann und die den guten Eindruck der MCD nicht schmälern können.
Eine CD in einer DVD Hülle erinnert mich immer an sündhaft teure Pralinen in riesigen Schachteln, in denen dann mehr Luft als Schokolade ist. Wirkt hier aber definitiv spektakulärer als eine reguläre Plastikhülle. Nachdem mein DVD Player also keine bewegten Bilder gefunden hat, muss die Musik ausbügeln was die Verpackung Großes verspricht. Und den Schweizern fällt nichts leichter als das. Ihr Rock schafft nämlich zum einen den sich v.a. in der Mehrstimmigkeit materialisierenden New Metal Touch über die Distanz zu halten, biedert sich aber andererseits nicht an den allzu dominanten und simplen Strukturen dieses Genres an. HENCHMAN rocken melodisch und modern, haben vielseitige und gute Vokalisten an Bord und unterlegen diese ohnehin ins Ohr, die Beine und ans Herz gehende Mischung mit fetten Sounds. Wenn Alternative immer so abgehen würde, könnte ich mir einiges andere abgewöhnen! Abwechslung ist Trumpf, der Wiedererkennungswert superb. Und um mit oft gesagten, aber sicher selten so ernst wie hier gemeinten Worten zu schließen: You guys rock!
Schon nach den ersten Takten wird klar, bei wem die italienischen Undergrounder ganz genau hingehört haben - Gesang, Instrumentalisierung und Songwriting lassen sofort an die alten Scheiben von Iced Earth denken. Und das ist auch ganz gut so. Dankbar dafür, das WINDSEEKER nicht ihren Landsleuten von Rhapsody nacheifern, sondern sich auf reinen, mit Power und ohne Keyboards geeichten Heavy Metal konzentrieren kann man schon mal über die eine oder andere Schwäche hinwegsehen (die Kompositionen weisen noch ein paar Längen auf). Aber sonst ist diese Mischung aus Trash, Power-Metal und einigen Prog-Spielereien absolut entwicklungsfähig. Der zweite Track der Demo "I’m The Cybored" dürfte wohl der Highlight sein. In dem mit harten Gitarrenriffs durchsetzten Song gibt es neben den bei allen vier Tracks guten Gesang (schön variantenreich, mal clean und recht hoch, dann bis an die Grenze des Growlings) einen ganz feinen Instrumentalteil zu hören. Den ebenfalls gelungenen Opener der 4-Track-Demo "Wrapped In Plastic" gibt es für Interessierte auch als Download auf der Homepage der Römer. Die Demo "By The Seed Of The Same God” sollte Empfehlung für mehr sein. Für 5,- Euro gibt es das Teil auch auf der Homepage zu erwerben.
1991 gurgelte Johnny Dordevic für ENTOMED "I am what the world needs, I am chaos breed." Zwölf Jahre später halten fünf Männer 300 Kilometer weiter östlich dieses Motto für eine gute Ausrede, sich auf ein Bierchen in Proberaum zu verabreden und Songs im Stile des alten Schwedentodes runterzuzocken. CHAOSBREED aus Helsinki sind keine Coverband, die kostbare Zeit, die sie zusammen hocken wird hier nicht vergeudet, die fünf Songs gehen rotzig auf den Punkt. Genau genommen sind es sogar nur vier Songs, aber das Intro gewinnt mit Stil die Ennio-Morricone-Erinnerungsmedallie. Alle fünf Beteiligten sind selbst ein Teil der allerersten Welle skandinavischen Death Metals: Taneli Jarva sang auf den ersten Alben von Sentenced, Esa Holopainen und Olli-Pekka Laine sind als Gitarrist und (Ex-)Bassist von Amorphis bekannt, Marko Tarvonen von Moonsorrow ist eher Finnland-Insidern ein Begriff. Der Ideengeber von "Unleashed Carnage" ist in Skandinavien als Journalist berühmt-berüchtigt - Schlagzeuger Nalle Östermann hat sich jahrelang für das kultige Suomi Finland Perkele Magazin die Finger wund geschrieben und ist Entombed-Fan der ersten Stunde. Das beste an dieser Packung Nostalgie ist, dass die Vorbilder und Weggefährten nicht öde nachgespielt werden - die Songs sind vergleichsweise gestrafft, zum Beispiel halten die Bridges die Songs zusammen anstatt den Hörer zu verwirren. (Damals war die Bridge bei Entombed sowieso eher dazu gedacht, dass sich Band und Moshpit mal eine Sekunde lang ausruhen können, aber das ist ein anderes Thema...) Coole Portion Nackenmuskelkater!
Äppelwoi in Hals hinei! Ich hab keine Ahnung, ob man’s nun genauso schreibt, aber das ist der Spruch, der mir aus diversen Treffen mit Hessen in Erinnerung geblieben ist. Hoffentlich sind Epicedium da anders, Äppelwoi ist nämlich mal richtig eklig, jedenfalls für Norddeutsche. Ihr seht, Epicedium (den Namen kann man auch beschissen schreiben) kommen aus dem schönen Hessen, genauer gesagt aus Frankfurt am Main, der Bankenstadt Deutschlands. Zwischen den Hochausschluchten der globalen Finanzströme und erleuchtet von den Lichtern der kalten Bankzentralen proben und leben Epicedium den Death Metal der alten Schule. "Conspiracy With The Death" ist schon ein wenig älter, die Jungs sind aber fleißig am Schreiben neuen Materials und wenn sie sich ein wenig weiterentwickelt haben, steht uns ein echte Death Metal-Knaller ins Haus, denn schon diese alte Scheibe knallt ganz gut. Cannibal Corpse sind das hörbare Vorbild der Band, sowohl vom Songaufbau als auch vom Sound, gerade der Basser klingt Original wie Alex Webster. Da macht die gelungene "Hammer Smashed Face"-Coverversion am Ende der Pladde Sinn. Das Quartett kann zwar innovationstechnisch nix reißen, bolzt seinen Death Metal aber souverän und brutal runter und hat dabei auch technisch auch einiges auf der Pfanne. Die Band baut permanent Druck auf, hat einen guten Sound und einen ziemlich geilen Grunzer hinterm Mikro, bringt also alles mit, was eine gute Death Metal-Band braucht. "Conspiracy With The Death" ist ein guter Einstand, auf dem sich keine Füller finden, der textlich in die klassische Gore-Schiene einschwenkt, mit einem guten Sound ausgestattet ist und deshalb Appetit auf mehr macht.
Van Williams spielt als Schlagzeuger bei seiner Hauptband NEVERMORE sehr technischen Kram, milisekundengenaue Breaks und vieles so verflixtes Zeug, dass ich noch nicht einmal einen Namen dafür habe. Bei PURE SWEET HELL lässt er zusammen mit seinem Partner in Crime Christ Eichhorn (Multi-Instrumentalist aus New York) dagegen richtig die Sau raus: Es wird gegrunzt und geschrieen wie in den besten Death-/Black Metal Produktionen der letzten Jahre. Die Songs entziehen sich solch engen Kategorien und gehen vor allem: vorwärts. Christ und Van haben sich mit diesem Demo einige ganz alte Songs von der Seele gespielt, die beiden haben schon weit vor Vans Einstieg bei NEVERMORE zusammen Krach gemacht. Als Gast hat unter anderem Jim Colson (gesegnet mit einer Stimme zwischen einem Heldentenor und David Bowie) seine Spuren hinterlassen. Aufgenommen wurde im Studio von Curran Murphy (Ex-Nevermore, jetzt Annihilator), der auch gleich ein paar Gitarren-Licks beisteuerte. Ende Juli wurde "The Voyeurs..." endlich fertig, für 10 $ plus Porto bekommt man eine Dreiviertelstunde großen Spaß!
The Exorial grüssen aus dem Ländle, kennen bestimmt Bad Rappenau und sind eine weitere verdammt geile Death Metal-Band aus der Ecke Deutschlands. Keine Ahnung, warum da so viele sind, muss am Wetter liegen oder an den Spätzle. Ist ja auch egal, The Exorial können herkommen wo sie wollen, meinetwegen auch aus Timbuktu, wenn sie weiter so coole Mucke wie "… Neither Dream Nor Reality" machen. Zehn Songs gibt’s da zu hören. Ja, aber oben stehen elf. Weiß ich, bin ja nicht blöd. Der letzte Song ist aber ein "Hidden Track", wobei ich nicht verstehe, warum man den Song dann anzeigen lässt. Na, egal. Dieser mehr oder wenige witzige Track zieht noch mal knapp zehn Minuten von der Gesamtspielzeit ab, was die Länge der Platte aber immer noch akzeptabel macht. Gut, dazu kommt noch ein (überflüssiges) Intro, gibt also dann doch nur neunmal Death Metal vors Kinn. Reicht aber bei der Qualität locker aus, um den Hörer umzuhauen. In der Slowakei produziert, ist der Silberling mit einem derart fetten und brutalem Sound ausgestattet, dass sich so manche etablierte Band verlegen an die Nase fassen muss - so hat eine vernünftige Death Metal-Platte zu klingen, klar? Dazu sind die Jungs spielerisch mehr als fit, vor allem die Gitarrenfront ist so was von geil und dauersägend, dass kann man sich gar nicht oft genug geben. Sänger Tobias, mit dem entzückenden Spitznamen "Donnergurgler" gesegnet, liefert auf "… Neither Dream.." eine ziemlich geile Leistung ab und kann sowohl mit seinen Growls als auch eher cleanen Parts auf ganzer Linie überzeugen und erinnert oft an den Altmeister des Genres, ihro Gnaden Chris "Kiffkopp" Barnes. Die Rhythmusfraktion gibt dem ganzen den nötigen Punch und ballert fröhlich vor sich hin und stopft dabei auch mal das ein oder andere Soundloch. Die Songs bewegen sich im groovigen Mid-Tempo, wobei auch oft genug auf die Kacke gehauen wird, um den Hörer nicht einzuschlafen zulassen. Alles in Allem sehr abwechslungsreich, da fällt es mir schwer einen einzelnen Song hervorzuheben, die sind nämlich alle echt fett und gelungen. Da ich das Infoschreiben verloren hab, weiß ich nicht, was die Jungs für eine Pladde haben wollen, aber mit nem Zehner seid ihr wohl dabei und das ist locker. Anchecken, Kaufen, Freuen!
"The Reaper Comes” ist eine Sampler-Reihe, die seit knapp drei Jahren existiert und jedes Jahr eine Ausgabe auf den Markt den geschmissen hat und auf der sich Underground-Acts tummeln, die sich einem breiten Publikum vorstellen können - löbliche Sache, die den Underground auf jeden Fall unterstützt, ähnlich wie bei den "Deathophobia"-Samplern. Für nur 6,66€ kriegt man hier eine Menge Stoff, der dazu noch ziemlich hochwertig und abwechslungsreich ist. Jetzt kann man nicht mit jeder Band was anfangen, das ist klar, deswegen werde ich hier nur einige Bands wiedergeben, die Bands decken das ganze metallische Spektrum von Death, Thrash über Power zu Black ab, da dürfte eigentlich für jeden was dabei sein. Erstmals sind auch einige ausländische Acts dabei, mit Warmachine hat es sogar eine kanadische Band (die aber nicht wie Cryptopsy klingen) auf den Sampler geschafft. Die Qualität aller Songs kann sich auf jeden Fall hören lassen, einen totalen Ausfall gibt es in meinem Ohren auf dem Silberling nicht. Mit dem Sampler kann man sich einen guten Überblick über den Underground verschaffen und entdeckt einige Perlen. Also, schaut auf www.thereapercomes.de vorbei und gebt 6,66€ für das professionell aufgemachte und informative (jede Band wird auf einer Seite ausführlich vorgestellt) Teil aus, es lohnt sich! Support The Underground!
Eine Nachwuchsband aus der Gegend um Koblenz mit dem ungewöhnlichen Namen RA’S DAWN, abgeleitet vom ägyptischen Sonnengott, die dann auch noch Pyramiden auf dem Cover von Solar Force haben, machen mich, als altem Ägypten Fan natürlich allein schon aufgrund der äußeren Begleitumstände sofort neugierig. Der für ein Demoband wirklich recht hochwertige Inhalt bestätigte mich dann bereits nach dem ersten Hördurchgang um so positiver. Die Formation um den Gitarristen John Schmitz ist seit 2001 aktiv und hat gerade zwei neue Musiker erfolgreich in die Band integriert, die auf diesen vorliegenden Aufnahmen "Solar Force" noch nicht zu hören sind. Ich würde die Musik als epischen Metal mit progressiven Elementen bezeichnen, stellenweise sind sogar etwas doomige Parts miteingestreut worden wie etwa bei dem schleppenden aber trotzdem catchigen Opener "Forlon Dream". Insgesamt liegt die Betonung auf guten Melodien, abwechslungsreiches Riffing und einen äußerst satten Schlagzeugsound alles zusammen eingebtettet in einem epischen Gesamtkontext. Die Keyboards sind nicht ständig präsent, wenn dann eher songdienlich als Füller im Hintergrund gehalten außer es gilt mystische bzw. sphärische Stimmungen zu schaffen, dies könnt sich mit dem neuen hauptamtlichen Tastenartisten eventuell zukünftig ändern. Mit Sänger Olaf kann man ebenfalls mit einen weiteren Aktivposten aufwarten (auch wenn er bei den etwas höheren Stellen sicher noch zulegen kann), denn er kann sowohl singen als auch etwas in die Shouter Richtung agieren, was den wirkungsvoll in einem rau-metallisch gehaltenen Flair der Songs nur zu gute kommt. Insgesamt sind auf den knappen 40 Minuten lediglich drei zum Teil überlange Tracks enthalten wobei der komplexe Hauptsong "The Dawn Of The Raw" sich über 24 Minuten erstreckt und in fünf Unterpartsparts gegliedert ist. Trotz dieser Länge sind Arrangements sehr gut gelungen, der Song langweilt zu keiner Minute, im Gegenteil er wächst noch bei jedem weiteren Anhören und deckt alle Facetten von progressiven Metal in Reinkultur ab. Es lohnt sich hier wirklich auch für jeden Fan härterer Bands einmal reinzuhören, die Jungs haben Potential und der Democharakter der CD ist zu keiner Sekunde zu merken. Ganz im Gegenteil für mich ist der Klang sogar besser gelungen als so manche teure Studioproduktion. Vor allem der Drumsound ist oberamtlich gut, hier könnte sich Herr Ullrich mal eine Scheibe abschneiden, wie ein Schlagzeug heutzutage klingen sollte. Die Gitarrenarbeit von meister Schmitz kommt ebenfalls sehr abwechslungsreich egal ob mal heftig oder akzentuiert, die häufigen Rhythmuswechsel bzw. Breaks ergänzen einander ideal, egal ob Stakkatoriffs oder eher Midtempo auch akustisch (wie beim dem wunderbaren "In Memory") es paßt einfach. Die Band hat ein sicheres Gefühl und die notwendige Instrumentenbeherrschung wie ihre Songs klingen sollten ohne dabei zu überladen oder den Frickelfaktor unangemessen in die Höhe zu treiben. Gegen Ende zaubern Ra’s Dawn mit "Epilogue" dann doch tatsächlich noch einen reinrassigen Proghammer aus dem Hut - ziehe den selbigen daher voller Respekt und wünsche mir eine weitere so starke Platte von den Jungs. Für nur 5 € +Versandkosten gibt’s das Teil auf der Homepage der Band zum Schnäppchenpreis - sollte man sich zulegen.