Alle, die sich nicht oder kaum noch an die "gute, alte" Zeit erinnern können, die müssen hier zugreifen. Diese Scheibe ist so was von Megadeth, wie die Kalifornier (oder besser der Mustaine) seit Jahren nicht mehr sind. Nach dem achten Lied des 85er-Debuts "Killing Is My Business …" benannt, trümmern die Franken hier in feinster Speed-Thrash-Manier durchs Gehölz, dass es nicht nur "ewig gestrigen" Metallern die Tränen in die Ohren treibt. Für eine Eigenproduktion warten die Nürnberger mit einem erstaunlich fetten, treibenden Sound auf. Geil. Und noch viel unglaublicher: Wolf, Gitarrist und Sänger, kommt so wahnsinnig nah an die charismatische Stimme des rot-blinden Vorbilds heran, dass man meinen möge, Meister Mustaine ist inkognito nach Deutschland eingereist, um zu seinen Wurzeln zurückzukehren. Natürlich haben sich Mustaine, Ellefson, Poland und Samuelson mit dem Metal-Meilenstein ein Denkmal gesetzt, an dem niemand rütteln kann. Das ist wahrscheinlich der einzige Makel. Die Scheibe strotzt nicht gerade vor eigenen Einfällen. Aber wer mit eigenen Songs so gut covert, zumal das Original meilenweit von allem entfernt ist, der hat es verdient, dass man seine Scheibe öfter in den Schacht steckt. "Killing is Mechanix’ business … and Mechanix is good."
"Tiefgang - Härte - Vielfalt" - das alles wollen die Herren aus Franken transportieren. Was mitunter anmutet wie eine Thrash-Scheibe mutiert zwischenzeitlich zu einer Metal-CD mit ordentlich progressivem Anspruch. Nur, und das steht allem im Weg: Der Sound - vor allem in Bezug auf die Drums - spottet jeder positiven Beschreibung. Zudem kommen mir die vielen Breaks derart hakelig vor, dass es nichts mit Tiefgang zu tun, sondern eher mit Stillstand. Und bei "Bound To Sorrow" klingt es teilweise, als würden die Herren zwischenzeitlich einschlafen. Und wenn es mal schneller, eingängiger und härter wird, dann verhindert der dünne Klang größere Durchschlagskraft. Songtechnisch also missfällt’s mir also, soundmäßig erst recht. Da auch die Stimme wenig bis nichts rausreißt, kann ich diese Scheibe nicht empfehlen. Und das ist noch vorsichtig formuliert. Nix Tiefgang - Gang in den Proberaum. Sorry.
"Tot-Metal” spielen die Ösis also laut Infotext. Aha. Interessante Wortwahl. Warum nicht einfach Death Metal? Aber scheißwas, egal, wie man den Sound der Band nun beschreiben will, brutal isses wohl, auch wenn das durch die schlechte Produktion nicht wirklich zur Geltung kommt. Ich brauchte bei der CD einige Durchgänge, bis sie sich in meinem Ohr festgesetzt hatte, anfangs wollte ich sie einfach nur wegschmeißen. Da erschien mir der Sound grottig, die Mucke langweilig und der Sänger schlicht Scheiße. Aber von Mal zu Mal wurde es besser und so langsam mag ich die Platte und bin auf das hoffentlich bald folgende Album gespannt. Ok, die Produktion ist nicht das Gelbe von Ei, zwar einigermaßen differenziert, aber drucklos und einer so guten Musik nicht würdig. Die ist nämlich sehr abwechslungsreich, groovig und brutal, so ein Mix aus Bolt Thrower und Six Feet Under. Spielt sich halt meistens im Mid-Tempo ab, wo sich die Jungs dann richtig ausrocken und jede Menge geiler grooviger Parts haben, in denen sich dazu noch einige nette Gitarrenspielereien verbergen. Der Sänger ist wirklich Quark, aber das hat sich wohl auch geändert, da mittlerweile ein neuer Shouter gefunden wurde und der Drummer (der die CD eingesungen hat), nur noch kesselt. Kann also nur besser geworden sein, es sei denn, der neue klingt auch wie ein eintönig quakender Frosch, aber das wollen wir mal nicht hoffen, der gute Mann ist immerhin bei den türkischen Cenotaph und macht da eigentlich nen guten Job. Als Lebenszeichen ganz ok, aber warten wir mal die nächste Platte mit neuem (oder wenigstens variableren) Sänger ab.
Traumhaft schöner Poprock aus Holland - was hat der denn hier zu suchen? Nicht suchen, finden: Wenn es so schlechte Zuckerpopper wie Myballoon aus Berlin auf VIVA plus in die Nachtschleife der Alternative und Heavy-Videos dürfen, dann dürfen Miss Antarctica erst recht auf MI.de. Mit MISS ANTARCTICA sind selbst Gefühlsverwirrungen und Liebeskummer schön, der Klang ist warm, das Keyboard und die Gitarren verspielt, und die Texte zartbitter (Kostprobe: "Home Is Where The Heart Can Never Heal”). Wer Feeder aus England mag, wird auch MISS ANTARCTICA mögen. Zeitlos und ganz groß!
Fand Kollege Memme beim letzten Album noch die Parallelen zu ganz neuen PARADISE LOST, so entziehen sich mir diese auf "News". Andere Wahrnehmung oder musikalische Weiterentwicklung - kann ich nicht beurteilen. Mit Superlativen umschreiben sie immernoch ihr eigenes Schaffen. Selbstbewußtsein ist gut. Digital Rock nennen sie selber die Musik. In erster Linie sind ihre Songs, wie auch immer man sie nennen möchte, unglaublich melodiös. Melodien regieren, alles andere muss sich unterordnen. Und ebendiese sind meistens gar wunderschön. Zwar recht einfach und durchschaubar, denn Komplexität haben sie sich nicht auf die Fahne geschrieben, aber unglaublich effektiv. Abwechslung ist Trumpf, zwischen Akustikparts und dominanter Elektronik spielt sich "News" ab. Folkig angehaucht beginnt der Reigen mit "Come With Me" noch recht hart und durchaus mit erkennbaren Wurzeln im Metal/Rock, die meiste Zeit des Albums klingen MIASMA aber ziemlich entspannt. Bei einigen der poppig/rockigen Nummern im Mittelteil wie dem schmissigen "Make It Last" fällt der vielseitige und warme Gesang auf, bei dem es lediglich bei einigen wenigen Tracks etwas an der Treffsicherheit mangelt. Elektronik und Keyboards verleiten zum Kitsch, die Gratwanderung gelingt ihnen großteils jedoch spielend. Bei "Todation" treten sie aber mit einem amüsant südländischen Akustikgitarrenpart in kleine Fettnäpfchen. Dennoch: Selten hat mich Musik in der letzten Zeit so gut unterhalten wie die der Bremer MIASMA es tut!
Wurmlinge machen Epic-Metal. HELANGAR kommen aus Wurmlingen, haben mit ihrem Debüt eine liebevoll und detailverliebte CD auf den Markt geschmissen, die in vielen Momenten an Blind Guardian erinnert. Vor allem die Stimme Thomas Melchert kommt oftmals dem Herrn Kürsch nahe. Und die verbindenden Zwischenstücke versprühen ebenfalls den Charme der Krefis. Die Newcomer jedoch als Plagiat der deutschen Vorzeige-Bombast-Metaller zu bezeichnen, das würde HELANGAR keineswegs gerecht. Der Sechserträger erzählt uns die Geschichte von Ragnarök, entführt uns in die nordische Sagenwelt und erinnert uns ganz nebenbei daran, wo hunderte Kapellen ihre Namen herhaben. Musikalisch sind die Neulinge erstaunlich vielschichtig, überreichen uns sozusagen einen bunten Strauß an Melodien. Extravagante Beispiele: "Nida Mountain" mit deutschem Gesang und Elfengezwitscher (weibliche Stimme), "Baldurs Draumar" vermischt Anklänge von Mike Oldfield mit Keyboard-Sounds a la Rammstein, das akustische "Numb With Cold" erinnert ein wenig an den "Bard Song". Referenz-Bands? Rainbow und Blind Guardian, sicherlich. Letztlich aber gibt´s epischen Power Metal, der nie so belanglos wird wie die vielen Helloween-Clones, nie so peinlich wie die ganzen Italo-Eierkneifer, nie so langweilig wie die ganzen Spinett-Dudler - und letztlich auch nie so konzipiert-bombastisch wie die Gardinen. Belege dafür sind die zumeist recht langen Songs, die mit vielen Breaks stets für Überraschungen gut sind. Letztlich kann das aber auch für einen Grund für Ablehnung liefern. Denn: wer sich nicht genug Zeit nimmt, der wird mit diesem Album überfordert sein, der wird es "durcheinander" finden. So wie ich übrigens das Artwork bewerte: Hinten sieht´s gülden aus, Sonnenuntergang a la Bathory. Vorne die Landschaft bei Tage, in schimmerndem Blau mit einem schwarzen Vogel mitten drin und im Innern des Booklets finden sich "böse, böse" Zeichnungen in schwarz-weiß, dazu gibt´s noch ein Gruppenbild im Grünen. Auch hier haben die Jungs viel Arbeit reingesteckt, es sieht auch wirklich hochwertig aus, aber für mich ist das Konzept ein wenig zu "zusammen gesucht". Nun gut, wo wir gerade bei der Kritik sind: Der Drumsound klingt mir persönlich viel zu dünn. Aber letztlich haben die Süddeutschen ein interessantes und sehr ambitioniertes Album geschaffen, das trotz aller Parallelen zu den üblichen Verdächtigen vor Eigenständigkeit strotzt, harte Riffs mit orchestralen Musik- und Gesangsparts mischt und vor allem für eins steht: Langzeitspaß. Surft mal hin: www.helangar.de.vu . Weiter Wurmlinge!
Mensch, ich dachte solche Mucke würde niemand mehr machen, spätestens seit dem Ende vom Theatre Of Tragedy und Crematory (über deren Dahinscheiden ich nicht wirklich traurig war). Tja, Irrtum, es gibt sie noch, die Bands, bei denen sich ein growlender Sänger und eine Elfen-Stimme Duelle liefern, bei denen das Keyboard dauerpräsent ist und eine düstere Atmosphäre verbreitet wird. Eternal Grieve halt. Die erfüllen alle Standards, die man als ToT-beeinflußter Act haben muss, außer das ihre Sängerin nicht blond ist. Die Band gibt’s schon länger, 1998 erschien ihre erste MCD, aber bis 2003 musste die Welt auf ein komplettes Album warten. Irgendwo in den Weiten des Netzes hab ich einen Link zu ihrer Homepage gefunden und war der festen Meinung, dass hier melodischer Death Metal regiert. Aber Nix is, Essig mit In Flames-Kopie. Stattdessen halt Dark Metal, jedenfalls nennt das Sextett seine Mucke so. Nach einem, wie so oft langweiligem, Intro geht’s mit "Nameless Cross" gleich richtig in die Vollen und die Marschrichtung für die nächsten 40 Minuten wird klargemacht: permanent klimperndes Keyboard (das aber zum Glück nicht dominant im Vordergrund steht), ein growlender Sänger, der sich aber auch nicht scheut clean zu singen und sich mit einer typischen weiblichen Gothic-Stimme duelliert. Das Ganze wird oft ruhig und melancholisch vorgetragen, was manche Passagen recht langatmig macht, aber meistens ziemlich gut funktioniert und eine düstere Stimmung entstehen lässt. Die Anfänge als Death Metal-Combo schimmern aber auch oft genug durch, vor allem wenn das Gaspedal doch mal durchgetreten wird, wie bei "Nightmare", bei welchem die Sängerin eine schöne Sprechstimme offenbart. "Mourning" ist insgesamt ein atmosphärisches Album geworden und dürfte für Leute interessant sein, die halt mit Crematory, ToT oder Tristania was anfangen können und dazu noch professionell aufgemacht ist.
Bereits die fünfte Veröffentlichung der Remscheider liegt vor, allerdings ließen sich für die "Dead At Dawn" gleich fünf Jahre Zeit. Zu hören gibt´s vier Songs, die mich vom Feeling her an die Bay Area der mittleren Phase erinneren - Vio-Lence oder Forbidden seien mal als Vergleich genannt. Die Wurzeln der Bergischen liegen also im Thrash, die Band verwendet aber durchaus Zutaten anderer Metal-Sparten. Vor allem der Gesang, den sich der hauptamtliche Sänger Harald und Teilzeit-Schreihals und ansonsten Klampfer Marco teilen, zeigt sich variabel und reicht von Black-Metal-beeinflusstem Gekeife über klaren Power-Metal/Thrash-Gesang bis hin zum ultra-tiefen Gekeife. Musikalisch wird der staubtrockene Thrash gerne angereichert mit Power-Epic-Metal mit US-Ausrichtung, was alles zusammen eine recht interessante Mischung ergibt, die den selbst genannten Schubladen-Begriff "Brutal Power Metal" durchaus rechtfertigt. Ein ordentliches Album (bei professioneller Aufmachung inklusive Texten) einer Band, der man die 13jährige Erfahrung durchaus anmerkt. Lediglich der Drum-Sound hätte etwas fetter sein können. Interessenten wenden sich an Jens Butzbach, Unterreinshagen 47, 42857 Remscheid, info@obnoxious.de .
Heulende Hunde, klappernde Hufe - ein Intro leitet das zweite CREATURE-Demo "Heidenzorn" ein. Das CREATURE übrigens als "Konzeptdemo in Erinnerung ihrer Ahnen" bezeichnen. Dann sagen sie noch, dass der Sound besser geworden sei - und sie haben Recht. Angesichts der scheinbar sehr bodenständigen Aufnahmetechnik (die Rede ist da von einem Acht-Track-Digital-Recorder im Proberaum) kann man sich die Demonstrations-Scheibe tatsächlich zu Gemüte führen. Vorausgesetzt: Man mag Black Metal, man stört sich nicht an einem erkennbaren Impaled-Nazarene-Cover ("Blood Is Thicker Than Water"), an - äh - sagen wir mal "merkwürdigen" Titel wie "Nordblut", deutschen Texten, Blasinstrumenten und einem immer noch fürchterlichen Drum-Sound. Manche Songideen, wie eben das sich langsame steigernde "Nordblut" haben tatsächlich Charme. Tempomäßig decken die Schwaben die gesamte Palette ab, gern ganz dolle hoppel-rasend, gut auch aber mal schleppend-düster. Nun denn, es gibt sicherlich hoffnungsvollere Underground-Bands, Idealismus scheinen sie aber zu haben. Was CREATURE mit anderen Strömungen mit "mus" am Ende am Hut haben, weiß ich nicht, weil die Texte nicht beiliegen. Aber irgendwie bin ich immer schon auf der Hut, wenn ich was von "Heimseite" lese … Immerhin haben sie das "germany" aus dem Link genommen und durch ein "666" ersetzt. Nun gut, überzeugt euch selbst, möglich ist das für nen Sechser: Marco Praher, Waldstraße 18, 73614 Schorndorf-Weiler, creature00@gmx.de , www.creature666.de .
Fred von Inhumate hat mir diese Split-CD zukommen lassen, auf der sich die französischen Hopefuls 7th Nemesis und die alten Hasen Punishment (Österreich) die Ehre geben. 7th Nemesis eröffnen die CD und steuern vier Songs bei, die auf beinahe 20 Minuten Spielzeit kommen. Die Jungs ballern richtig gut und haben sich der Florida-Front angeschlossen. Technisch versiert und höllisch brutal gehen sie dabei zu Werke und geben dem Hörer kaum eine Gelegenheit, sich von ihrem High-Speed-Gebolze zu erholen, denn nur gelegentlich werden kurze Midtempo-Passagen eingestreut, in denen die Franzosen richtig geil groovend zu Werke gehen. Aus der technisch sehr guten Band muss man vor allem Drummer Andrew (dürfen Franzosen so heißen?) und Sänger Sargon hervorheben: während ersterer permanent durchballert und mit seinem erbarmungslosen Spiel auch das kleinste Soundloch stopft, ist letzterer ein variabler Sänger, der zwischen Gegrunze und Hardcore-Brüllerei so ziemlich alles kann und einsetzt. Mancher Part in den vier Songs kam mir zwar ein wenig bekannt vor, gerade bei den Gitarren, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass 7th Nemesis eine verdammt gute Death Metal-Band sind! Punishment aus Wien, die u.a. beim kultigen Hell On Earth-Festival 2001 in Wien dabei waren (wo es am ersten Abend Freibier im Backstage-Zelt gab, was die Veranstalter an den Rand des Ruins trieb), geben sechs Songs zum Besten. Und können das hohe Niveau der Franzosen nicht halten. Erstmal ist ihre Produktion nicht so differenziert und druckvoll, was aber noch zu verschmerzen wäre, wenn den Jungs einfach mehr eingefallen wäre. Aber beim Songwriting und Schreiben guter Riffs hapert’s. Die Songs hören sich recht ähnlich, zwar groovend und ins Ohr gehend, aber es wird einfach zu viel wiederholt und interessante Ideen gibbet auch nicht so wirklich. So rauschen die Songs einfach durch und die Band verkauft sich unter Wert. So bleibt’s eine Split mit einer ziemlich geilen und einer durchschnittlichen Band. Bei Interesse in Frankreich nachfragen, Skull Fucked liefern prompt!