Death Metal der brutalen amerikanischen Sorte ballern uns INCISE aus dem Land der tausend Seen um die Ohren. Nach einer zweijährigen Zwangspause (der Wehrpflicht in Finnland sei Dank), haben sich INCISE nach Ableistung der vaterländischen Pflichten sieben Monate Zeit genommen und diese fünf Songs geschrieben und aufgenommen. Herausgekommen ist ein gutes Stück brutalen Death Metal, dem es noch ein wenig an Eigenständigkeit mangelt, die Band aber auf dem richtigen Weg zeigt. Shouter Tomi hat mich mit seinen Growls voll überzeugen können, er ist nicht zu gurglig-tief oder zu weich unterwegs, genau richtig eben. Die beiden Gitarren rattern im Stile alter CANNIBAL CORPSE daher und geben dem Begriff "sägen" eine weitere Variante hehe. Einziger Schwachpunkt ist für mich Drummer Jussi, der mir zuwenig Abwechslung in seinem Spiel hat und (noch) nicht mehr als nur durchschnittliche Ideen hat. Aber das kann ja noch werden. Am Songwriting müssen INCISE ebenfalls noch ein wenig feilen, damit die Songs nicht weiterhin so ziemlich gleich klingen. Aber schön zu wissen, dass aus Finnland mehr und mehr brutale Metalbands kommen. INCISE brauchen etwas Zeit und Erfahrung und dann wird das. Dann könnten sie ein Finnish Assault Tour-Package mit TORTURE KILLER bilden, das wär’ fett!
DEGENERATE heißt der neueste Hoffnungsträger im melodischen Schwedentod, der aber diesmal nicht aus Ikea-Land selbst, sondern aus Finnland kommt. Auf der im Oktober und November letzten Jahres eingespielten Promo gibt es vier Songs zu hören, die das Potential der Band aufblitzen lassen, vor allem wenn man bedenkt, dass die fünf Finnen erst seit kurzer Zeit zusammenspielen. Aber wie die meisten skandinavischen Mucker sind auch bei DEGENERATE echte Könner am Werk, die vier vorzügliche Songs eingespielt haben. Gut produziert und mit jeder Drang nach vorne sind die Tracks schöne Beispiele für gelungenen Swedish Death Metal, wobei DEGENERATE ihre Vorliebe für AT THE GATES ("Displacement") nicht verhehlen können. Die Vocals sind schön rauh und dreckig und heben sich dadurch vom Genre-Einheitskreischen ab, was der Mucke gut zu Gesicht steht. DEGENERATE konnten mich mit dieser Promo überzeugen und haben hoffentlich schon neues Material fertig, das sie bald auf die Menschheit loslassen - wäre klasse. Bis dahin müssen die vier Songs ausreichen. Die sind wie gesagt sehr geil, aber trotzdem: Ich will mehr!
Besser spät als nie. Gut Ding will Weile haben. Welch in diesem Zusammenhang blasphemisches Wiederkauen von Altbekanntem. Wo LIQUID GOD dieses doch so fremd sein muss. Anders lässt sich "Nangol" nicht erklären. Die mittlerweile fast komplett in Norddeutschland lebenden Jungs - lediglich Bassist Gregore bewohnt noch den Süden - haben sich lange Zeit gelassen. Über ein Jahr ist verstrichen seit dem ersten Studioaufenthalt, lange hat man danach am richtigen Sound gewerkelt bis alles passte. Und verdammt, es passt alles. "Nangol" ist ganz sicherlich nicht die leichte Kost zum ohnehin verpatzen Sommeranfang. "Nangol" ist vielmehr die komplexe Bereicherung für alle, die mit TOOL und OPETH, der Verbindung dieser oder der Weiterführung des Einzelnen glücklich werden. Diese Vergleiche sind eigentlich fehl am Platz, und "Nangol" hochgradig eigenstädnig. Das gewitzte Songwriting, die stimmigen Sounds und die einmalig variablen Vocals von Filius und Grace lassen sich aber anders kaum in Worte fassen. Einer der besten Songs von LIQUID GOD, "Silent Terror", zeigt stellvertretend massiv den Ideenreichtum in ihren Songs, der sich hier in einem beinahe gänzlichen Fehlen klassischer Songstrukturen manifestiert. Gesangliche Vielfalt dominiert nicht nur "Silent Terror" sondern das gesamte Album "Nangol": PINK FLOYD, FAITH NO MORE, spannungsgeladenes Flüstern und viele böse Growls bis hin zu cleanem Gesang mit leichtem Pathos. Bisweilen ruhiger ("Nothing Left"), monumental düster ("Beyond The Realms Of Reality"), Death Jazz ("Follow Me") oder etwas unbeschwert rockender ("Nails”) - ohne mindestens eine nicht vorhersehbare Wendung im Song, geht aber keiner ihrer melancholischen Rock und komplexen Dark/Death Songs zu Ende. Schwer in den Zusammenhang einzuordnen bleibt lediglich das gesampelte Intro zu "Be My Clown". Da aber vieles hier nicht sofort nachzuvollziehen ist, schmälert das den Anspruch nicht, sondern verlockt zu weiteren Durchgängen um noch mehr Details zu entdecken. "Nangol" gibt es für 8EUR+Porto auf der Bandhomepage.
"Black Lotus", der Vorgänger zur aktuellen MCD, ist noch kein Jahr alt, da verziehen FALLEN ANGELS sich schon wieder im Studio und holzen das nächste Geschoß ein. Und wie schon beim Vorgänger gibt’s melodischen Schwedentod, bei dem wieder alles stimmt. Hier steht uns Großes ins Haus! Wenn FALLEN ANGELS so weitermachen, werden sie bald mit Soilwork und In Flames in einem Atemzug genannt werden. Mehr noch als beim Vorgänger hat das Keyboard eine wichtige Rolle im Sound der Schweden übernommen und erinnert jetzt oft an Soilwork’sche Songs, während der Songaufbau mehr und mehr ein Mix aus melodischem Schwedentod, klassischem Heavy Metal und brutalem Death ist. Das Ergebnis ist einfach nur geil und kann mit Soilwork (die für den Anfang von "Misanthropic Coil" mehr als nur Pate standen) locker mithalten. Sänger Richard hat sich noch einen Tick weiterentwickelt (seine Leistung auf "Black Lotus" war schon groß) und ist ein variabler Shouter geworden, der immer noch sehr viel Giftigkeit versprüht und dadurch einen gelungenen Kontrast zu den stellenweise zuckersüßen Keyboardmelodien bildet. FALLEN ANGELS haben es locker geschafft, das hohe Niveau des Vorgängers zu halten und vier weitere erstklassige Songs zu schreiben, die für Aufsehen sorgen werden und die Band einen großen Schritt voranbringen werden. FALLEN ANGELS werden ihren Weg machen und irgendwann In Flames locker in die Tasche stecken, da bin ich mir sicher!
REDRUM INC. sind Groovemonster vor dem Herrn. Das waren sie bereits auf ihrem starken Debut, "Selfish Blood" legt aber in mehrerlei Hinsicht einige Schippen drauf. Natürlich fühlt man sich weiterhin im Midtempo zu Hause, und natürlich verliert man an keiner Stelle das Ziel aus den Augen fett zu rocken. Gaben auf "Cure The Pain" die oft zu ähnlichen Rhythmen Anlass zur Kritik, sind die Tracks dieses mal deutlich abwechslungsreicher ausgefallen als erwartet! Der Opener "Demons On The Ride" dient als Referenzstück wie Neo Thrash, Groove und Melodie so vereint werden, dass kein Nacken muskelkaterfrei bleibt. "Haze" zeigt Sänger Dohmen nicht schreiend, aber ziemlich rau und die Band in einer ihrer ruhigsten Kompositionen ever. Das abschließende "Defence Line" müsste dann die Livegranate des Albums werden: Kompromisslos nach vorne mit Lächeln auf den Lippen weil die Idee nicht neu, die Umsetzung aber gekonnt ist. "Counterattack" als noisige Electrozwischenspiel raubt für meinen Geschmack etwas die straighte Coolness des Albums und wäre auch aus Gründen der Abwechslung nicht nötig gewesen. Denn REDRUM INC.s "Selfish Blood" groovt genauso Hölle wie der Vorgänger, ist dabei aber deutlich origineller geraten, der gute Gesang ist geblieben, die Produktion erneut Sahne. Gebt den Affen Zucker und REDRUM INC. endlich nen Vertrag!
CA heißt nicht Canada. CA heißt COSMIC AMBIENCE. Und den Namen solltet ihr euch merken, denn die Hamburger Band hat einen Mann am Mikro stehen, bei dem sich andere Bands die Finger lecken würden. Großes Tonvolumen, ausdrucksstarke Stimme, und das gewisse Etwas zwischen Unaufdringlichkeit und Ausstrahlung. "Boom" beginnt als klassischer Crossover und ist im Vergleich zum Folgenden eigentlich zu fade um von der ersten Sekunde mitzureißen. Ab dann wird es kontinuierlich besser, New Rock und Crossover kreuzen sich. Bei "Erase" setzen sie auf schöne Melodie und verträumte Vocals bei einem relaxten Gitarrensound - Übersong "Hatred" folgt sogleich. Erstklassiger Gesang mit ins Ohr gehender Betonung auf dem "Hatreeeeedd" und ein generell in jeder Hinsicht abwechslungsreicher und gelungener Song. Wenn sie noch große Portionen Funk dazumischen und groovige Basslines unterlegen macht die Musik noch dazu massig Spaß. Fähe Musiker treffen mit genialem Sänger auf originelle Songs. Rhythmisch vertrackter ("Lies") wird es das ein ums andere mal auch, und lediglich wenn sie etwas härter rocken dürften die Gitarren noch tighter werden, die Produktion noch etwas bissiger. Eindrucksvoll!
James Hetfield hat ne neue Band! Mal ehrlich, wer bei den ersten Klängen von Sänger Fabz nicht an den jungen Mr. Metallica denkt, hat komische Gedankengänge. Fabz mischt dazu noch Erinnerungen an alte Sentenced-Zeiten (was beim Nachfolger "Right Now!" noch ein Tick deutlicher wurde). "The Struggle" kann mit einfallsreichen Songs glänzen, die ziemlich gut rocken ("Cease") und sich in der Schnittmenge von alten Metallica und Sentenced bewegen. Also leicht melancholisch losrockend, meist im gemächlichen Mid Tempo und vor allem mit bratenden Gitarren. Der Einzige, der ein wenig untergeht ist Drummer Chris, der für meinen Geschmack ein Quentchen zu leise ist. Dreh- und Angelpunkt bleibt aber zu jeder Zeit Fabz, der mit seiner eigenständigen Stimme (mir fallen nicht so wahnsinnig viele Sänger ein, die ähnlich wie Sentenced klingen) viel Charisma versprüht und mit seinem Organ effektvoll umzugehen weiß, zu jeder Zeit den Ton trifft und einfach gut klingt. Mit so einem Sänger kann einer Band nicht mehr viel passieren, wenn sie vernünftige Songs schreiben kann. RESPAWN können auch das. Mal rockend, mal diese leichte finnische Melancholie verbreitend, aber immer eingängig - ganz so, wie Sentenced auch vorgehen. Ich hätte mir aber so einen richtigen straighten Rocksong gewünscht, der einfach mal auf die Kacke haut. Aber das kann ja noch werde. RESPAWN haben mit "The Struggle" auf jeden Fall einen guten Eindruck bei mir hinterlassen und brauchen den Vergleich mit Sentenced nicht scheuen. Starkes Teil, könnte glatt aus Finnlands Weiten kommen!
Bands bestehend aus zwei Leuten haben den unbestreitbaren Vorteil, dass man - vom Equipment abgesehen - auch im Polo zu nem Gig fahren könnte wenn man will. Zwei Leute, viel Elektronik, Keyboard und Computer, gesampelte Gitarren, und ein leider nicht ganz überzeugender Gesang. Zu emotionslos und nur beim ohnehin besten Track "Changes" abwechslungsreich genug um zu gefallen. Eingängig ist er, ihr elektronischer Rock. Produktionstechnisch etwas fragwürdig gewichtet, sind mir die Keyboards aber meist zu dominant und wirken die Strukturen generell manchmal zu unorganisch und konstruiert. "Wahrheit" erinnert, grade auch wegen der klimpernden Keys an CREMATORYs deutsche Phase. Gute Ansätze und ambitionierte Herangehensweise werden von einer noch etwas zu schwachen Umsetzung daran gehindert zu überzeugen. Eine Maxi ist darüber hinaus aber auch noch zu wenig Material um zu erkennen was in ELKMINO steckt, das nächste Mal muss es aber sitzen!
Düster geht die Welt zu Grunde, wir alle haben es geahnt. STEREOMOTION legt sich thematisch auch gleich darauf fest, wie es sich für den Düsterelektroniker von heute eben so gehört. Hinter diesem Projekt steckt ein Mann, in der Musik steckt in erster Linie recht minimalistische Elektronik. Ganz weit weg vom poppigen Weiberelectro, mindestens genauso weit weg vom deutschen Industrial und doch von beidem ein bisschen. Die Melodien ändern sich langsam, sie stecken immer hinter den Beats zurück. Und ebendiese verlieren dann auch über die Distanz dieser Veröffentlichung etwas ihren Reiz. Hart und prägnant, aber mit wenig Abwechslung pumpen sie zu technoid und monoton. Die Melodien sind zweckdienlich und atmosphärisch aber auch wenig eingängig und eher verträumt als clubtauglich. Der männliche Gesang mit vergleichsweise softer Distortion nimmt den brachialen Beats etwas die Power und so ist die Musik auf eine kaum in Worte zu fassende Art spannungsgeladen und eintönig zugleich. Schwierige Sache und irgendwas fehlt hier noch ohne genau zu können was.
Aus den Weiten Finnlands kommt dieses Quartett Thrasher angelatscht, um dem guten alten Thrash Metal zu frönen, wie er heute selten noch zu hören ist. NAILGUNNER haben schon mal sehr coole Pseudonyme: vier von ihnen heißen "The James", der letzte "James James". Die Namen könnte selbst ich mir merken haha. Musikalisch gibt’s von der Thrashkeule ordentlich ein vor die Birne. Tempomäßig machen NAILGUNNER keine Gefangenen und sind flott unterwegs, zitieren dabei hin und wieder mal klassische Thrash-Riffs und haben vor allem mit Sänger "The James" (aka Sami) einen Mann am Mikro, der mit seiner räudig-rotzig Kreischstimme für das Quentchen Eigenständigkeit sorgt, dass NAILGUNNER brauchen. Ich denke man kann die Finnen mit den alten Bay Area-Veteranen vergleichen. NAILGUNNER setzen beim Songwriting auf Eingängigkeit, bauen nette kleine Soli-Spielerein ein (das müssen old school-Bands immer machen hehe) und haben einen vernünftigen Sound. Mehr braucht man nicht, um eine MCD zu einem kurzweiligen Vergnügen werden zu lassen, also haben NAILGUNNER alles richtig gemacht, oder? Stimmt. "All Life Ends" ist ein respektables erstes Lebenszeichen und bestätigt mal wieder das Klischee, dass aus Finnland jeden Tag fünf neue gute Bands kommen. Schon allein für die Tatsache, dass NAILGUNNER old schooligen Thrash zocken und nicht auf das Black- oder Death-Wägelchen aufspringen (oder gleich so eine Grütze wie Children Of Bodom machen…) gebührt ihnen schon Anerkennung und Respekt. Man merkt der Scheibe an, dass hier fünf Typen die Mucke spielen, auf die sie wirklich Bock haben: Poser Crushing Thrash Metal!