Aus dem kleinen Saarland kommt ein alter BASTARD, ganz unscheinbar im Anzug und mit echten Helden als Einfluss-Geber. Lizzy , Rory, Lemmy oder die Tatts - die ganz Großen der ganz Dreckigen also. Und dementsprechend gehen die vier Bastarde, deren Familie es schon seit 1993 gibt, eher hart-rockig denn metallisch zu Werke. Das macht aber nichts, denn die vierte Veröffentlichung der Saarländer kommt total fluffig aus den Boxen, macht Spaß und rockt sehr entspannt durch die Prärie. Es könnte sein, dass es an der großen Erfahrung liegt, die Jungs können spielen, protzen damit aber nicht herum und stellen ihre "Arbeit" komplett in den Dienst lockerer Rocksongs, die sehr schnell ins Ohr gehen. Auch schön: Hier ist endlich mal wieder ein Sänger am Mikro, der genau diese Bezeichnung auch verdient (und der zuweilen den Charme des oben zuvorderst genannten Iren in der Stimme trägt). Mit dieser Musik im tragbaren Musik-Abspieler und einer Pulle JimBimm in der Hand kommt das Lagerfeuer gleich umso gebückter. Oder nehmt die Scheibe einfach mit zum nächsten Biker-Treffen. Wenn ihr das wollt, schaut euch auf der Homepage der Jungens um - für 12 Euro plus Porto und Verpackung kriegt ihr ein frisches Hard-Rock-Teil.
... And The Darkness Seemed A Curse Of The Long, Long Day
Mit "Unveiling The Grotesque” bringen RA’S DAWN nach dem Demo "Solar Force" ihre zweite Scheibe in Umlauf. Kollege Maio war damals von "Solar Force" mehr als nur angetan - und nach intensivem Hören von "Unveiling The Grotesque" kann ich dem damals geäußerten nur zustimmen und (wieder mal) kopfschüttelnd fragen: entweder beherbergen die einschlägigen Labels doch mehr Gehörlose als weithin vermutet oder RA’S DAWN wollen einfach nicht (was ich wiederum nicht ernsthaft glauben kann) - an der Qualität, musikalisch wie auch seitens der Kompositionen kann es ganz sicher nicht liegen. Ähnlich wie bei "Solar Force" haben RA’S DAWN bei den sieben Tracks keinerlei Aussetzer dabei, gehen allerdings ein ganzes Stück tougher und kompromissloser zu Werke - will meinen die Koblenzer Combo entwickelt sich in Richtung druckvollem Powermetalls und lassen nur noch dezent progressive Einflüsse zu. Demzufolge hält sich auch der Keyboardeinsatz wohltuend im Hintergrund und setzt vor allem gezielt Akzente, der Gesang ist ebenfalls härter, rauer ausgefallen und passt zu der auf "Unveiling The Grotesque" gewählten Richtung ausgezeichnet. Um RA’S DAWN Anno 2004 einzuordnen mal ein Vergleich: der Sound wird gekennzeichnet von hartem Riffing à la Iced Earth (auch der Gesang tendiert in diese Richtung), Strukturen härterer Dream Theater Tracks und einem allgegenwärtigem Iron Maiden Einfluss - allesamt nicht zu verachtende Referenzen welche von RA’S DAWN gekonnt in ihrem Sound umgesetzt wurden. Thematisch gibt diesmal nicht Ägypten sondern Edgar Allen Poe die Richtung vor - der starke, recht schnelle Opener "Terrified", das atmosphärische "The Masque Of The Red Death" und "The Fall Of The House Of Usher" bilden diese Trilogie. Dazwischen gibt es mit "Follow Me" ein Song der mal Tempo rausnimmt und mit "All That’s Left (Is Pain)" mein persönlicher Favorit - klasse Gesang, gekonnte Breaks und solide Heaviness. Nicht sofort zugänglich aber gerade deswegen ein Kleinod. Das Highlight des Albums ist zweifelsohne das zehnminütige "The Fall Of The House Of Usher" (musikalische Aufarbeitung des gleichnamigen Stückes von Edgar Allen Poe). Was RA’S DAWN hier vom Stapel lassen vereint einen ganzen Mikrokosmos gut gemachten Metalsounds. Ein genialer balladesker Anfang geht in einem eindrucksvollen Power Metal Song über, der selbst Iced Earth gut zu Gesicht stehen würde. Dabei wechseln RA’S DAWN bewusst mehrmals zwischen Powerparts und ruhigen, fast melancholischen Verschnaufpausen hin und her und können so die Spannung über die ganze Spielzeit problemlos halten. Das nachfolgende, ebenfalls überlange "Speak To The Dead" kommt richtig fett aus den Boxen und ist ein headbangender Hammer vor dem Herrn mit starkem Thrash-Einschlag - macht Laune. Abgeschlossen wird die Scheibe mit dem Instrumentaltrack "Passage To The Moon" welcher ähnlich wie "All That’s Left (Is Pain)" eher ein wenig komplexer Komponiert ist genaueres Hinhören verdient. Interessenten finden das gut aufgemachte und produzierte Teil auf der aufgeführten RA’S DAWN-Homepage für freundliche 7,- Euro (für 12,- Euro Gesamtpreis gibt es noch das Debüt "Solar Force" dazu) - lohnt sich.
Die skandinavische Neigung zum musikalischen Inzest ist ja wohlbekannt und macht mittlerweile auch vor "kleineren” Bands nicht mehr halt. NEXT IN LINE können trotz einer erst knapp einjährigen Bandgeschichte, Verbindungen mit BREEDING CHAMBER und GATA aufweisen. Wie auch immer, NEXT IN LINE könnte man auch als kleine Brüder von SENTENCED beschreiben, denn wie bei den großen finnischen Brüdern gibt’s auf "Brand New Burning Pile" ziemliche rockige Riffs, die auf eine gefühlbewegte Stimme treffen und dabei von einem ziemlich gut ballernden Schlagzeug unterstützt werden - dabei sind NEXT IN LINE aber weit von der Simplizität und Poppigkeit neuerer SENTENCED entfernt, durch die Hinzunahme aggressiver Vocal-Parts und ordentlich Gehacke klingen die Newcomer einen ganzen Zacken böser als die Vorbilder. Auch wenn sie oft auf eingängige Refrains und nette Soli zurückgreifen. Durch die wilde Mischung, die NEXT IN LINE in ihrem Sound verwursten, könnte "Brand New Burning Pile" sowohl was für SENTENCED-anschmachtende Gruftie-Girlies als auch gestandene Rocker sein. Wer auch immer sie letzten Endes kaufen wird, er wird es nicht bereuen, NEXT IN LINE rocken!
Lange hat’s gedauert, bis ich zum ersten Lebenszeichen von SNIPER was geschrieben habe, irgendwie ging die CD hier immer unter. Na ja, was lange wärt…. Das Tolle an SNIPER ist die Tatsache, dass sie (wie ich) aus Rotenburg kommen und damit beweisen, dass auch in einer Stadt wie Rotenburg der Metal noch nicht tot ist. SNIPER sind ein recht junger Haufen, der sich dem klassischen Thrash Metal verschrieben hat, bei dem vor allem alte SLAYER und METALLICA ihre Spuren hinterlassen haben, "Divine Killer" hat schon arge SLAYER-Schlagseite. Die Produktion ist ein wenig dumpf, was gerade den Drums nicht zuträglich ist, geht für Underground-Verhältnisse und fürs erste Demo in Ordnung. Neben zwei Studiotracks sind noch zwei Live-Aufnahmen dabei, die nen Tick zu leise abgemischt sind, aber sonst ordentlich rocken. SNIPER brettern gut nach vorne los und haben ein Händchen für coole Thrash-Songs und mit Sänger Rupert eine echt eigenständige Frontröhre am Start, die zum Thrash wie Arsch auf Eimer passt. Ein ziemlich cooles erstes Demo, bin mal gespannt, was SNIPER in Zukunft noch bringen werden!
Wenn sich gestandene (ex-)Musiker von ROUGH SILK und RUNNING WILD mit einer ex-Sängerin der Brotkistenbastler WELLE:ERDBALL zusammen tun, verursacht der Gedanke an das Endprodukt tendenziell Bauchschmerzen. Die Realität zum Glück weniger. Vom Heavy Metal ist wenig geblieben, simple Gitarren der Neuen Deutsche Härte regieren zusammen mit einigen elektronischen Effekten und das ganze in eher gesittetem Tempo. Neue Impulse geben sie dabei kaum, die weiblichen Vocals treten so vereinzelt auf, dass sie wenig ins Gewicht fallen. Die Produktion jedoch ist Sahne und so rockt TREIBHAUS in den eigenen Grenzen durchaus, Songs wie "Wahnsinn" mit spacig waberndem Sound würde in vielen Clubs positiv auffallen. Das andere Extrem, "Treibhaus", punktet durch penetrant zu flachen Text und musikalische Dauerschleifen in keiner Weise. NDH mit weniger rammsteinschem Pathos sondern eher etwas gotischem Trübsal. Die Kinderkrankheit der musikalisch kaum vorhandenen Tiefe müssen sie aber noch auskurieren. Da hilft auch das lustige Ende von "Lauf" nicht ganz.
RESURRECTURIS sind im italienischen Underground auch schon länger aktiv, brauchen anscheinend aber immer ihre Zeit, bis sie was auf die Reihe bekommen. So sind die Songs auf "The Cuckoo Clocks Of Hell” auch schon zwei Jahre alt, da müßte doch schon bald der Nachfolger eingespielt werden. Das wäre sogar sehr wünschenswert, da diese Scheibe sehr cool ist und gelungene Mischung aus SIX FEET UNDER und PANTERA darstellt. Geht nicht? Oh doch, und wie das geht. Das Grundgerüst stellt bei RESURRECTURIS grooviger Death Metal dar, der zwar hin und wieder leicht an DEICIDE erinnert ("The Last Sum"), aber mit jedem Part mehr nach SFU klingt, wozu sich mal cleane Passagen und wirkliche Killerriffs gesellen, die Phil Anselmo und seine Mannen nicht hätten besser machen können ("Living Reification"). Sehr cool ist dabei Sänger Ivan, der von tiefen Growls bis aggressivem Shouting und cleanen Parts alles 1A hinbekommt und den an sich schon abwechslungsreichen Songs die Krone aufsetzt. Ein bißchen kann man RESURRECTURIS wohl auch mit DARK TRANQUILLITY vergleichen, da beide Bands eine Menge Ideen im Verlauf einer Scheibe unterbringen können und man als Hörer sicher sein kann, keine Standard-DM-Scheibe zu bekommen. RESURRECTURIS machen auf "The Cuckoo Clocks Of Hell” einen verdammt guten Job und haben eines der abwechslungsreichsten brutalen Metal-Alben des Jahres eingespielt - und das Beste: sie haben es komplett zum Download bereitgestellt, gratis! Wer da jetzt nicht zugreift, dem ist echt nicht mehr zu helfen.
"Sex, Dope And 666" - nach HATESPHERE mit "Blood, Beers & Satan" bringt endlich mal eine weitere Band das Wichtige auf den Punkt. Ich mein’, was will man mehr? Als Bösmetaller, versteht sich hehe. TIPHERET haben mit dem gleichnamigen Song, der als Rausschmeißer der EP genutzt wird, den geilsten Song ans Ende gestellt. Die fünf Songs vorher bieten recht gelungenen Death mit thrashiger (Gitarrenarbeit) und schwarzer (sie setzen sogar Keyboards ein) Schlagseite und rumpeln sich annehmbar durch die Botanik. Die Produktion ist ein wenig dumpf, was vor allem der Bass-Abteilung nicht sonderlich gut, aber für (italienische sowieso) Underground-Verhältnisse vollkommen ausreichend. Der Gesang ist schön kehlig und rau, klingt dadurch angenehm böse und zur Mucke passend. Nur das Songwriting ist recht unspektakulär und bietet nicht viel Neues, auch wenn sie sich an vielen Breaks austoben und auch mal nen Bass ziemlich allein psychedelisch wummern lassen ("Necrorgasmick-Al"). Bis ebenjener letzter Track kommt und Alles rausreißt! "Sex, Dope And 666" glänzt mit eingängiger Melodie, einem coolen Refrain mit Mitgröhlgarantie und ist dabei herrlich groovend und thrashig, total geil! Wären alle Songs auf der Scheibe solche Hammer, wäre die ganze Scheibe ein Hammer. Ein schöner Satz, der es aber auf den Punkt bringt. Ganz nette Scheibe mit einem richtigen Kracher.
Hardcore aus Bremen - da wundert der Torben sich und gibt sie mir. DUMP BRAIN waren mir bis dato auch unbekannt, was mich im Falle einer fiesen HC-Band echt geärgert hätte. Bei DUMP BRAIN liegt der Fall anders, denn richtig fiesen Knüppel-HC Marke New Yorker Schule oder feinen Metalcore gibt’s auf der 3-Track-Promo nicht zu hören, sondern eher moderner Metal, der sich mit HC-Einflüssen rumschlägt. PRO-PAIN-like eben. An und für sich sind die drei Songs ganz cool und grooven ordentlich, auch wenn hier und da an den Feinheiten noch gearbeitet werden könnte. Aber was mich richtig an der Scheibe gestört hat, ist der Gesang, mit dem ich überhaupt nicht klarkomme. Erinnerte mich an einen gequälten Frosch, der mit Testosteron vollgepumpt ans Mikro gebunden wurde. Total eintönig, auch wenn sich um Abwechslung bemüht wird, aber im Großen und Ganzen haben sich mir da einfach nur die Zehennägel hochgeklappt. Wenn der zweite Mann das Mikro in die Hand nimmt, wird’s schon etwas besser, aber das macht er leider zu selten und auch nicht so wirklich schwankungsfrei. Und über den Screamo-Versuch reden wir gar nicht erst... Wie gesagt, ganz coole Mucke, die sich Fans von PRO-PAIN ruhig mal anhören können, die mir aber beim Gesang auf die Eier ging. Live ist das hoffentlich anders, wovon man sich am 29. September bei der Release-Party im Bremer Tower überzeugen kann.
Asien im Allgemeinen und Südostasien im Speziellen sind für europäische Metalfans immer noch ein weißer Fleck auf der Metal-Landkarte, obwohl sich dort ein Haufen Bands tummeln, gerade im brutalen Death Metal gibt es da so manche Perle zu entdecken. BAZZAH sind aber keineswegs die malayischen Brüder von Chris Barnes, sondern haben ihre Seele dem Teufel verkauft und dürfen old schooligen Black Metal spielen. An und für sich eine gute Sache, nur hakt es bei zwei Sachen: einer ordentlichen Produktion und anständigem Songwriting. Wenn ich eine CD höre, will ich verdammt noch mal auch was von den Drums mitkriegen und die Gitarren nicht nur als schrammeliges Hintergrundrauschen wahrnehmen! Songs sollten schon ein wenig unterschiedlich sein, damit irgendwas beim Hörer ankommt und nicht wie in diesem Falle belangloses 08/15-Geschrubbe. Völlig langweilig, man hat das Gefühl, dass die Jungs immer den gleichen Song spielen. Auch atmosphärisch können BAZZAH keinen Boden gutmachen, ihr Black Metal klingt weder aggressiv noch kalt. Einfach nur eine unterdurchschnittliche Black Metal-Scheibe.
Bands mit zwei Shoutern haben bei mir generell mal einen Stein im Brett, ganz pauschal gesprochen. Auch DUMP YOUR LOAD gehören zu dieser (mehr oder weniger hehe) privilegierten Spezies und bieten auf ihrem 2004er Demo zwei Verbalakrobaten auf. Während der eine sich anscheinend auf den Screamo-Part konzentriert, ist der andere für den cleanen Gesang zuständig. Beide lösen ihr Aufgabe mehr als ordentlich und verleihen der Mucke ihrer Band eine sehr eigenständige Note. DUMP YOUR LOAD vermischen Metal und Hardcore, was anno 2004 nicht mehr soo die Sensation ist, aber das sollte keinen stören, der modernen Metal mit ordentlich Wumms sucht. DUMP YOUR LOAD geben selten einmal Gas, bei ihnen kommt die Power aus der Wucht, die sie aufbauen und wofür sie sich im Midtempo bewegen. Einziges Manko dabei ist der etwas bassarme Sound, der eigentlich ganz ok ist, den Drums nur etwas wenig Spielraum zugebilligt aus. Mit einer richtig fetten Produktion wäre da sicher noch viel mehr möglich. Die Songs sind voller Ideen und variieren geschickt das Tempo, klauen hemmungslos im Nu Metal (der Anfang des ersten Songs erinnerte mich am LIMP BIZKIT, aber ich bin in der Ecke totaler Laie), klassischem Metal und dem Hardcore, was zusammen einfach schöne Aggro-Mucke ergibt. Kann man sich anhören, macht live garantiert Laune und schlussendlich Appetit auf mehr.