U-Boot-Sonar-Klänge ("Nothing But Hatred") und andere elektronische Spielereien sorgen für jene Abwechslung, die vor allem in Sachen Vocals gut tun würden. Aber das muss wohl so sein, wenn es sich um Metalcore handelt - jedenfalls klingen viele Sänger der Hüpf- und Aggro-Kapellen nicht selten sehr uniform. Die Duisburger musizieren schon länger, was zum einen der Fertigkeit auf den Instrumenten durchaus anzumerken scheint, zum anderen standen Urgesteine wie Pantera, Fear Factory und Co. Pate bei der Stilfindung. Ruppiges Stakkato-Riffung, Nähmaschine-Präzises Drumming mit Wumms im tiefen Bereich usw. - alles nicht schlimm, wie überhaupt die Scheibe mit hoher Wut-Potenz protzt. Allerdings schlägt das fünfte Stück ein wenig in andere richtungen - weil das nämlich eine klare Gaststimme zum Klingen kommt, die einem das Bier schal werden lässt. Bis auf diesen Ausrutscher haben DOWNSTROKE eine solide Hardcore/Metalcore-Scheibe am Start - sie scheinen ihren Ärger also durchaus gekonnt zu managen.
Ein ambitioniertes Werk haben NEVER VOID mit "Watch Me Burn" vorgelegt. Der Fünfer aus Minden war nicht damit zufrieden, einfach ein paar Metalsongs auf Platte zu bannen, sondern versucht, Genregrenzen zu überwinden, was ihnen auch gelingt. Man kann die Musik der Band kaum in Worte fassen: da gibt es fast schon zerbrechliche clean gesungene Parts genauso wie brachiale Mosher oder hymnische Abschnitte. SYSTEM OF DOWN oder KORN sind ebenso Einfluss gewesen wie BORKNAGAR (der klare Gesang!) und ein paar Black Metal-Combos. Aber wen schert’s, wenn das Ergebnis einfach Spass macht? Die acht songs rocken, haben jede Menge Groove und sind zudem sauber produziert (obwohl bis auf die Drums alles im Proberaum aufgenommen wurde). Klar gibt es auch ein paar langatmige Parts, aber für ein Debüt ist "Watch Me Burn" vollkommen ok und dürfte aufgeschlossenen Metallern gefallen. Ganz besonders live werden NEVER VOID jeden Laden rocken - hoffentlich auch bald im Norden!
1999 in Lüdenscheid gegründet haben sich SONOROUS DIN (bedeutet soviel wie "klangvolles Getöse") einer Spielart des Mittelalterrock angenommen, welche neben den bekannten mittelalterlichen Elementen noch einen Tick harte Metalriffs und eine eher düstere Grundstimmung bietet. Die drei Herren und drei Damen setzen voll auf deutsche Texte, deren Sinninhalt jedoch zeitweise bemüht anspruchsvoll rüberkommt - die aber, wie z.B. beim Titellied "Lusus Naturae", und den anderen Highlights wie "Schatten", das achtminütige "Der Zauberlehrling" oder "Liebeslied" zum Nachdenken einladen. Der Gesang lebt vom Wechselspiel der harten, zum Teil recht theatralischen männlichen Stimme von Thomas Haferberger und dem zart zerbrechlichen Organ der jungen Jamina La Rocca. Musikalisch dominiert neben dem Gesang vor allem die Geige als tonangebendes Instrument - Gitarre, Keyboard und Rhythmusfraktion kommen solide, überfrachten die Songs aber dank zurückhaltender Instrumentalisierung nicht. Ein gutes Gespür für eingängige und zugleich intensive Songs kann man dem Sextett bereits für des Debüt attestieren. Vergleichen kann man SONOROUS DIN mit bekannten Mittelalterbands allerdings recht schwer (was man durchaus als Kompliment verstehen darf) - am ehesten dürften wohl noch Schandmaul und die alten Subways herhalten. Ansonsten liegt "Lusus Naturae" für ein Debüt recht gut im grünen Bereich, der Sound für eine selbstproduzierte Demo geht so auch in Ordnung und die Aufmachung einschließlich Booklet darf man durchaus als professionell betrachten. Ein wenig mehr Lockerheit beim transportieren ihrer Texte würde der jungen Band noch gut tun - aber so was reift heran.
Bei den Saarländern UNDER PRESSURE von einer "Nachwuchsband" im eigentlichen Sinne zu sprechen wäre schon etwas arg untertrieben, denn dieser klassische Dreier besteht aus absolut erfahrenen Musikern jenseits der 30. Diese Reife bzw. Erfahrung hört man auf dieser professionell gemachten CD "The Age Of Rock" bei jeder einzelnen Note, und das sind hier einige auf über 60 Minuten Spielzeit. Hier sind richtige Könner am Werk, die Band gibt es jetzt schon seit fast drei Jahren und bezeichnet ihren Stil selbst als "Modern Hardrock", man will Rockmusik jenseits aller "Sex and Drugs and Rock’n’Roll" Klischees machen (gerade bei den Texten) und dies ist UNDER PRESSURE tatsächlich bestens gelungen. Mit einer ausgesprochenen Rhythmusbetonung und absolut coolem Riffing haben die Jungs eine absolut hörenswerte Mischung aus Classic Rock, ein bisschen Funk, leichte Jazzsprenkeln und auch sehr viel unterschwelligen Progappeal zusammengezimmert. Auch wenn es fast nicht machbar erscheint - UP sprechen damit gleichermaßen die Traditionalisten mit straighten Tracks wie "Living On Stage" oder "Time For Love", genauso wie Anhänger von eher Classic Rock inspirierter Kompositionen "Ready To Rock" aber auch die Superanspruchsvollen detailverliebten Hörer "Nothing Is like It Seems" werden hier ihre helle Freude haben. Gerade die immer mal wieder eingebauten sehr gelungenen Progeinschübe kommen nie zu oberlehrerhaft daher sondern bleiben durchaus erdig. Mit diesen Parts manche nennen es etwas negativ "Kopfmusik" wird es aber hier nie übertrieben, es ist mitunter zwar (recht) anspruchsvoll aber trotzdem stets nachvollziehbar - so kommen eher schlichtere Gemüter genauso wie Detailfetischisten auf ihre Kosten. Die gute Mischung macht es einfach, so passen Einflüsse von Rockheroen wie VAN HALEN, RUSH und TOTO wunderbar zusammen und werden .a. im Song "Believe" miteinander verwoben und stehen gleichberechtigt nebeneinander. UP sind vom Songwriting her gesehen ganz klar stark durch die 70/80er Jahre geprägt, ist ja auch kein Wunder beim alter der Protagonisten, aber die Band schafft es trotzdem dabei modern zu klingen und sich bzw. diese Musik neu zu definieren. Dies liegt auch an der wunderbar differenzierten und glasklaren Produktion, bei der jedes Instrument deutlich herauszuhören ist und nicht alles irgendwie zusammen in einen Soundbrei vermanscht wurde. Mastermind Ralf Zimmer ist ein erfahrener Funk- und Jazz-Bassist der hier wirklich einen absolut coolen Part runterzockt und auch mit einer sehr abwechslungsreichen Stimme irgendwo zwischen ROGER CHAPMAN, GEDDY LEE und BERNIE WEISS (AXXIS) aufwarten kann. Der ebenfalls studierte Gitarrist Dirk Hofacker kann und will zu keiner Zeit seine deutlichen VAN HALEN Vorlieben verleugnen und macht ebenfalls einen richtig klasse Job, so was innovatives haben wir von Eddy schon seit Jahren nicht mehr gehört. Am Schlagzeug gab es zuletzt einen Besetzungswechsel aber der hier noch trommelnde Karsten Wernet wird mit seiner Power sowie außergewöhnlichen Stil sicher eine große Lücke hinterlassen.
UNDER PRESSURE vermitteln auf "The Age OF Rock" gekonnt Anspruch mit großer Virtuosität sowie packender Energie, so daß die vielen songwriterischen Details trotzdem noch locker daherkommen und der Spaß jederzeit hörbar im Vordergrund steht. Bitte weiter so!!
Eine recht junge Nachwuchsband aus dem ex-Pott Bereich bzw. "schwarz-gelb" Dortmund Namens COLLAPSING SUN hat uns hier ihr aktuelles Demo in Form einer Drei-Track EP geschickt. Die Musik im weiten Dunstkreis zwischen Metal und Rock beginnt mit den ersten schweren leicht oldschooligen Riffs zunächst ganz gefällig an, bis dann die Stimme von Sängerin Rebekka einsetzt und von da an wird es (zumindestens für meine Wenigkeit) etwas schwierig sich (voll) auf die Musik zu konzentrieren. Dies liegt zum einen an den nach meinen Geschmack viel zu weit nach vorne gestellten Vocals (die Musik wurde zu stark nach hinten gestellt) und zum anderen an der etwas eigentümlich, hohen Stimme im Vergleich zum ansonsten düsteren Grundton. Besonders beim ersten Song "Crawling" paßt die scheinbar irgendwie nicht so recht zum Rest. Weder die Tonlage ist da stimmig, noch der etwas leicht schräg-schiefe Gesang, sie versucht auch regelrecht gegen die Instrumente anzusingen. Das Mädel kann zwar durchaus singen aber mit dem Töne halten und auch an der Resonanz bzw. Volumen hapert es bei der Lady schon noch etwas. Daher wirkt der Gesang manchmal regelrecht wie ein Fremdkörper, dies wird mit dem zweiten Track zwar besser aber auch da sind diese komischen und absolut unpassenden Ahhs und Ohhs geegen Schluß absolut daneben. Beim balladesken "Broken Wings" kommen die Vocals dann am üerzeugendsten raus trotzdem ist dies insgesamt (noch) dass größte Manko der Band. Aber auch beim Thema Songwriting gilt es sich noch um einiges zu steigern, da fehlt es etwas am roten Faden, ansonsten wird technisch durchaus eine ansprechende Leistung geboten. Die von der Band selbst genannten Progeinflüsse sind nur ganz schwach zu deuten, die Gitarristen haben schon was drauf aber nur weil virtuos ein paar schnelle und flinke Läufe bzw. gefällige Solis dabei sind sowie hier und da ein paar Breaks eingestreut sind, ist der Stempel "Progressive" noch eine Nummr zu groß. Vielmehr haben COLLAPSING SUN einen gewissen Hang zum episch-dramatischen, dies kommt besonders gut bei dem hauptsächlich instrumental geprägten schon erwähnten "Broken Wings" zur Geltung, der Song erinnert mich aber irgendwie stark einen SCORPIONS Klassiker "Coast To Coast". Aber hier groovt es mal so richtig tight und packend inklusive einer tollen Rhythmussektion. Es ehrt die Band unter den durchaus gegebenen Voraussetzungen nicht auf den derzeit angesagten Gothtic-Zug aufgesprungen zu sein, trotzdem fehlt diesem Quintett einfach (noch) ein gewisser Funke mehr Esprit sowie packendere Momente um den Hörer längerfristig zu binden. Aber was nicht ist, kann ja noch werden - für einen Underdog bzw. ein Demo insgesamt aber noch eine ganz ordentliche Leistung.
ANIMA NAÏVE (bedeutet soviel wie "kindisch" oder "naive Seele") sind eine hoffnungsvolle Combo aus Italien welche sich, ach wunder, dem Gothic Metal verschrieben hat. Das Quintett setzte dabei auf Death Metal-artige Gesangspassagen und opernhafte weibliche Vocals. Wobei beide ihre Sache gut machen; obwohl die Opernstimme doch in einer sehr hohen Tonlage angesiedelt ist und das doch schon mal etwas gewöhnungsbedürftig ist ("7 Black Crows"). Sängerin Ilaria "Banshee" studiert italienischen Operngesang und Moderne Literatur und nutzt ihre Gothic Metal Band als Alternative zu ihrer klassischen Ausbildung - ergo: das die Dame trällern kann hört man. Das sie in normalen Tonlagen ebenfalls was zu bieten hat, hört man beim besten Song der Demo "Niobe" gut heraus. Mit "Kiss Of Death" haben ANIMA NAÏVE noch einen zweiten, etwas raueren Song im Petto der zu überzeugen weis. So kann man dem Underdog neben den vorhandenen musikalischen Potential auch schon eine gewisse Kompositionsreife zugestehen. Allerdings ANIMA NAÏVE sollten rascher auf den Punkt kommen und auch einen Tick mehr wert auf nachvollziehbare Melodien legen - insbesondere der Opener "7 Black Crows" und auch "Not Angels" sind etwas langatmig geraten, da fehlt auch noch das eine oder andere Überraschungsmoment. Trotz harter Growls und entsprechen treibenden Drumming bewegen sich die vier Tracks allesamt im Mid-Tempo. Die Band bemüht sich, auch mittels Keyboards eine dunkle, emotionale Atmosphäre zu schaffen, was vor allem in den ruhigeren, spärlicher instrumentalisierten Momenten gelingt. Anzumerken bleibt noch dass die Produktion für eine Demo echt ordentlich ist, ob es aber wirklich noch einen knapp 3-minütigen Hidden Track brauchte, welcher eigentlich nicht mehr wie eine elektronische Soundcollage ist, lass ich mal dahingestellt sein. Wer mal reinschnuppern möchte - "Niobe" und "Kiss of Death" stehen auf genannter Homepage zum Download bereit.
Ob eine Zwei-Tages-Romanze eine euphemistische Bereichnung für einen One-Night-Stand ist, kann ich nicht sagen, ein schöner Bandname ist es allemal. TWO DAY ROMANCE haben dazu noch einen Sänger mit dem schönen Namen Flop und ihre Debüt-EP "Suicide Note Of The Individual" in einem sehr schönen Metallkästchen verpackt. Alles schön also bei den Hessen? Kann man so sagen. Sänger Flop ist glücklicherweise kein solcher, sondern im Gegenteil ein verdammt guter aggressiver Shouter, der die brachialen Tracks ansprechend unterlegt. TWO DAY ROMANCE sind von modernen Combos wie HOPESFALL oder DESTINY inspiriert und trümmern fachgerecht mit Stakkato-Riffs, ordentlich Wucht und einigen Moshparts, beherrschen aber ebenso sphärische, ruhigere Parts ("Missing Depth Perception"), was die EP zu einer enorm vielfältigen Angelegenheit macht. Eine Kohlekeller-Produktion sorgt für die entsprechend passende Soundwand, so dass einem Hörvergnügen für Metalcore-Freunde nichts mehr im Wege steht. Abseits der üblichen Pfade haben die Mid Tempo-Freaks TWO DAY ROMANCE ihren eigenen Weg gefunden, auf dem sie hoffentlich von vielen Fans begleitet werden.
Eine Band, die als Einflüsse AC/DC, GUNS´N´ROSES oder Jimi Hendrix angibt und Songtitel wie "Rose Tattoo" im Gepäck hat, muss man nicht mehr einkategorisieren. Die multinationalen Rock´n´Roller (die Mitglieder stammen aus Deutschland, Schweden und Norwegen) gehen bei ihrer Arbeit sehr traditionell vor und scheinen Referenzwerke wie "Assault & Battery", "Let There Be Rock" oder meinetwegen auch "New American Shame" in - und auswendig zu kennen. Immerhin konnte man bereits diverse Independent - Filme mit seinen Songs unterlegen und sogar für Größen wie Pat Benatar und NASHVILLE PUSSY die Shows eröffnen. DEAD END JANE klingen also eher "konservativ" und haben mit dem moderneren "Ass Rock", der von Bands wie den HELLACOPTERS oder den BACKYARD BABIES gespielt wird, nicht viel am Hut. Für traditionelle Rock´n´Roller ist "Nicotine Queen" (kultiger Titel!) demnach ein echter Anspieltipp, wobei die Jungs etwa mit der coolen Groovemaschine "Rodeo", erwähntem "Rose Tattoo" oder dem fetzigen "The Reptile" ein paar weit überdurchschnittliche Hits im Gepäck haben, die sicher nicht nur live für schweißtreibende Konzerte sorgen. Ein sehr gelungener Einstand!
MONA FOR NOW ist ein Trio aus dem kalifornischen Hollywood, das etwas hat, mit dem ich normalweise nicht viel anfangen kann: eine Frau am Mikro. Viel zu oft sind das Träller-Elsen, bei derem hohem Gekreische sich mir die Zehennägel aufrollen. Zu den löblichen Ausnahmen gehören WALLS OF JERICHO oder GUANO APES - letztere mit Vorsatz gewählt, denn Shey-la, Sängerin von MONA FOR NOW erinnert oft an die gute Frau Nasic. Der flotte Dreier wildert auch sonst gerne im GUANO APES-Fahrwasser ("You Are Wrong, I Am Right"), ist aber eine Spur heftiger als die Deutschen, da schimmern öfter mal Thrash-Einflüsse Marke MH und PANTERA durch. Die fünf Songs der EP sind allesamt gelungener New Metal-Standard und dröhnen gut produziert aus den Boxen (obwohl sich ein Blues-Produzent für die Aufnahmen verantwortlich zeigte). MONA FOR NOW verstehen es, catchy Songs zu schreiben und haben ihren eigenen Stil gefunden, allen GUANO APES-Anwandlungen zum Trotz, was die EP zu einer lohnenswerten Investion für moderne Rocker macht.
HALF PAST DEAD kommen aus dem beschaulichen Saarland und sind die erste mir bekannte Metalcore-Band aus dem kleinem Bundesland. Ihre sehr fett produzierte Debüt-EP zeigt die Jungs als sehr kompetente Band, die sechs ansprechende Songs vorweisen können und damit einen Eindruck hinterlassen. Auch wenn es nichts Besonderes mehr ist, schwedischen Death Metal und Hardcore unter einen Hut zu bringen, haben HALF PAST DEAD ein gutes Händchen für groovende Metalcore-Songs, was ja beileibe nicht jeder Band des Genres gegeben ist. Besonders "Words Are Weapons" ist ein echter Kracher und der heimliche Hit der EP. Melodische Gitarrenläufe, brutales Drumming, ein Hardcore-Shouter und trotzdem sehr hoher Kopfnick-Faktor machen den Song zum Anspieltip der Platte. Die fünf anderen Tracks sind aber auch nicht von schlechten Eltern und dürften sowohl Death Metal-Fans wie auch Hardcorler ansprechen. Erstere wird die Gitarrenarbeit gefallen (Schwedentod halt), während letztere auf den modernen, aggressiven Gesang abfahren dürften. Und beiden Lagern ist mit der Brutalität bei gleichzeitiger Eingängigkeit gedient. Also alles fein im Saarländchen, besonders wenn man für nur 5€ eine so gute EP erstehen kann, auf der es neben den Songs auch noch ein Video gibt. Klasse Einstand, Jungs!