JOB FOR A COWBOY haben sich vor den Aufnahmen zu ihrem dritten Album „Demonocracy“ mit Nick Schendzielos (CEPHALIC CARNAGE) am Bass prominent verstärkt und auch gleich noch einen Gitarristen ausgewechselt. Wie immer bleibt die Frage, wie viel Einfluss die beiden neuen Mitglieder auf das Songwriting des anstehenden Albums haben konnten. Fakt ist, dass sich JOB FOR A COWBOY auf dem Neun-Tracker variabler und facettenreicher als bisher zeigen und endlich begonnen haben, nachvollziehbare Songs („Nourishment Through Bloodshed“) wirklich zu würdigen. War ihr Erstling noch extrem fordernd, besserte sich das ja mit dessen Nachfolger „Ruination“, um mit „Demonocracy“ seinen Höhepunkt zu finden. Die Amis zeigen sich von ihrer besten Seite, verzichten auf unnötige komplexe Einschieber und geben im Zweifel dem Groove Vortritt, ohne auch nur zu einer Sekunde auf die bekannte Brutalität zu verzichten. Zudem wird immer wieder das Tempo rausgenommen, was dem Song hörbar gut zu Gesicht steht („Imperium Wolves“) und dem Hörer die Chance gibt, das Album besser zu erfassen. Richtig gut ist dann der unerwartet schleppende Abschluss „Tarnished Gluttony“, mit dem JOB FOR A COWBOY ein letztes Mal unter Beweis stellen, dass die Tage des über-komplexen, anstrengenden Metals vorbei sind. „Demonocracy“ ist eine mächtig Arsch tretende Death Metal-Scheibe, mit der sich JOB FOR A COWBOY gegen ähnlich gelagerte Bands wie WHITECHAPEL oder SUICIDE SILENCE locker behaupten können.
Der Kerl hinter den US-LEVIATHAN hat sich nicht nur als Tätowierer einen Namen gemacht, sondern auch mit Dutzenden Releases seines Projektes. Dabei fühlt er sich hörbar dem Früh-90er Black Metal verbunden, entsprechend konsequent nutzt auch kein High Tech-Equipment für die Aufnahmen seiner Songs. „True Traitor, True Whore“ ist seine Form der Aufarbeitung seiner Festnahme und Anklage wegen Misshandlung seiner damaligen Freundin im Jahre 2011. Wenig überraschend, dass die gute Dreiviertelstunde tief-böse Musik bietet und kein Fünkchen positiver Gedanken zu finden ist. Mr. Whitehead spielt dabei alle Instrumente und zeigt sich für den Gesang verantwortlich, muss sich also mit niemandem beim Schreiben der Songs auseinandersetzen. Wie gut das wäre, wird mit zunehmender Spieldauer deutlich, denn „True Traitor, True Whore“ verliert sich immer wieder in wirren, unstrukturierten Songfragmenten, betont mystischem Gemurmel und Standard-Black Metal-Riffs. Einzelne Songs, einzelne Parts klingen dabei ganz gelungen, aber als Gesamtwerk gesehen, ist das Album allerhöchstens zweitklassiger Black Metal, was für einen Künstler, der als einer der einflussreichsten der US-Black Metal-Szene gelten soll, gelinde gesagt viel zu wenig ist. Fans misanthropischer Musik finden bei er Konkurrenz lohnenswertere Musik, „True Traitor, True Whore“ ist nur für beinharte Komplettisten und Alleskäufer.
PURSON sind das Kind der Engländerin Rosalie Cunningham, die auch Gründerin und Frontdame der reinen Frauenband IPSO FACTO ist. Das Quartett, bei dem die rüstige Gitarristin ebenfalls das Mikro schwingt, passt hervorragend zwischen aktuell im Aufwind fahrende Combos wie THE DEVIL´S BLOOD, BLOOD CEREMONY oder CASTLE und bezieht seine Wurzeln tief aus den (psychedelischen) 70ern. Auf vorliegender Single sind der starke, leicht vertrackte Titelsong sowie das sehr melodische, verträumt-melancholische und sogar noch einen Tick weiter unter die Haut dringende „Two´s & One´s“ zu hören, die auch Fans von Bands wie HAWKWIND, KING CRIMSON oder JEFFERSON AIRPLANE gefallen dürften, mit denen die Band immer wieder vergleichen wird, dieses aber eher von sich weist. Eine sehr interessante, gute Veröffentlichung, die großen Appetit auf mehr macht, und der hoffentlich bald ein Album folgen wird.
Hinter EMPOWERMENT stecken Leute, die sich bereits in anderen Bands (u.a SIDEKICK, TEAMKILLER) ihre Sporen verdient haben und sich mit EMPOWERMENT ganz dem wütenden, old-schooligen Hardcore mit deutlicher Punk-Attitüde widmen. Da passen die durchweg deutschen Texte wie Arsch auf Eimer, zumal die Stuttgarter zu vielen Themen klar Stellung beziehen, was heutzutage leider immer weniger Bands machen. Sei es die Nazi/ Faschismus-Thematik, Sexismus oder der ausufernde Kommerz, EMPOWERMENT haben dazu ihre Meinung, mit der sie sich nicht hinter dem Berg halten. Verpackt wird das Ganze in knackige, vorwiegend im Mid-Tempo gehaltene Songs, die klar im Hardcore der alten Schule verwurzelt sind und besagte Punk-Kante haben. In nicht ganz einer halben Stunde zeigen EMPOWERMENT den Jungspunden, wo der Hammer hängt - „Gegen.Kult“ ist eine ehrliche, rohe Platte, die so viel zu selten zu hören ist. Davor kann jeder am ursprünglichen Gedanken des Underground Festhaltende nur den Hut ziehen. Geile Band, geile Scheibe!
Viel Mühe haben sich THE STYX SHIPPING SOCIETY mit dem Anschreiben und dem Inlay zu ihrer neuen Platte „City Of Fire – Or How To Awake The Beast In Man” gemacht. Viel wird geschrieben in der Vorstellung der Band und viel wird gewollt. Nur leider sind viele Worte auch manchmal ein Zeichen von mangelnder Aussagekraft der Musik an sich, denn Worte können nun mal spielerische Ideenlosigkeit und mangelnde Fähigkeiten nicht schön reden. So finden wir auf THE STYX SHIPPING SOCIETYs zweitem Longplayer einen Mix aus „Wir wissen eigentlich nicht, was wir für eine Musik spielen wollen“ und „so richtig spielen können wir eigentlich auch nicht“. Die Platte könnte man irgendwie in rockigen Black Metal einordnen, aber auch das ist eigentlich schon zuviel für dieses Gespenst an Ausdruckslosigkeit und Schülerband Niveaulosigkeit. Verzeihung die Herren, aber das geht wesentlich besser. Auch die Aufnahme und der Sound sind grauenvoll. In Zeiten von Pro Tools und seinen ganzen umsonst Plug-Ins sollte es doch wenigstens möglich sein einen vernünftigen Sound zu kreieren. Oder soll das irgendwie true oder Underground seien? Dann hab ich das nicht verstanden und sorry ein weiteres Mal kann ich mir die Platte auch nicht mehr anhören, das macht mir einfach nur schlechte Laune und das nicht weil eine schlechte Stimmung erzeugt wird, sondern weil überhaupt gar gar nix erzeugt wird. Hüllen-, Ideen- und Niveaulos.
City Of Fire – Or How To Awake The Beast In Man
Thrash Metal ist ja schon eine ganze Weile wieder “in”, wenn man das so sagen darf. BLESSED CURSE ist eine junge Truppe aus Amiland, die sich mit ihrem selbstbetitelten Debüt ohne Kompromisse in diese Richtung bewegt. Über eine Stunde fliegen dem Hörer zwölf Songs um die Ohren, die ohne Umschweife gut produziert worden sind und vom Songwriting alles zu bieten haben, was der geneigte VoKuHiLa- und High Top-Träger gerne an einem Abend voller Bier und Schweiß hören möchte. Bei solchen Konzerten weiß man ja immer nicht, ob man das lustig oder einfach nur total cool finden soll, wie sich teilweise blutjunge Metaller aufstylen und an die frühen 80er erinnern. Damals wie heute in jedem Falle von den Klamotten her ein absolutes Wagnis und ein großer Stinkefinger in Richtung allem was der Metal sonst noch an Outfits zu bieten hat. Sehr authentisch auf alle Fälle, denn Mädels bekommste damit nicht aufgerissen, genauso wenig wie wenn du Prog Musiker bist… Aber darum geht es ja auch nicht sondern um die Mucke. Und die ist so true wie sonst noch was. Gut gespielt. Gut aufgenommen. Gut in Szene gesetzt. Passt.
Mit dem "Electric Age" liefern OVERKILL ihr mittlerweile 17. Album ab und können in ihrer 32jährigen Bandgeschichte als Thrashmetalband auf zahlreiche Alben mit jedoch recht unterschiedlich großem Erfolg zurückblicken. Sicherlich, die ganz großen Zeiten hatte die Band mit ihren ersten Alben wie "Under The Influence", "Taking Over" oder "The Years Of Decay", doch auch in den letzten Jahren hat die Band, deren Mitglieder teilweise schon über 50 Jahre alt sind, immer wieder beachtenswerte Songs veröffentlicht. Sie wirken nach wie vor frisch und nicht angestaubt. Das Thrash Metal dann noch lange nicht tot ist, beweisen OVERKILL mit jedem Album und auch ihrer energiegeladenen Shows. Mit "Electric Age" liefert man nun ein neues Album mit gewohnter OVERKILL Thras Metal-Mucke. Der unverwechselbare Gesang von Frontmann Bobby Ellsworth, der 2002 auf der Bühne einen kleinen Hirnschlag hatte aber wieder vollständig genesen ist, prägen den Silberling genau so wie die markigen Basslines von D.D. Verni, die beide als einzige Gründungsmitglieder heute noch in der Band sind. Die Scheibe ist druckvoll produziert (kräftiges Schlagzeug, guter Gitarrensound) und begrüsst einem mit einem typischen OVERKILL-Coverartwork, einem unter Strom gesetzten diabolischen Totenschädel. Alles also beim alten. Es geht los mit "Come And Get It", einem über 6 Minuten langem Track, der etwas banal im Refrain wirkt, aber gerade in der zweiten Songhälfte durch eine kleine chorartige Einlage überrascht. "Electric Rattesnack" ist die erste Single und überzeugt durch einen gelungen Songaufbau. Wird zu Beginn noch heftig drauf los geknüppelt, wird man in der zweiten Songhälfte durch eine langsame rockige Passage überrascht. Herausragend ist für mich der Song "Drop The Hammer", eine melodische Thrashmetalnummer mit einem griffigen Refrain, Hookline und einem sehr genial melodischem Gitarrensolo. Ein Track, der einem einfach nicht mehr aus den Ohren geht und für mich absolute Oberklasse auf dem Album ist. "All Over But The Shouting" ist eine treibende schnelle Nummer, die durch den Refrain und die aggressive Gitarrenarbeit besticht und damit unbedingt genannt werden muss. Der letzte die Scheibe besiegelnde Song namens "Good Night" startet mit einem langen gelungenen akustischen Gitarrenintro, bevor er dann doch in eine Thrash Metal-Nummer abtaucht. Wieder so eine epische Schlussnummer, wie man sie von OVERKILL auf vielen Alben hört. Das übrige Material ist durchweg auch im höherem Tempobereich und auch auf überdurchschnittlichem Niveau, was einem OVERKILL Fan der letzten Jahre nicht enttäuschen wird, mir fehlen trotzdem mehr Highlights und Tracks, die man immer wieder anspielen will. Ein sehr gutes Album, aber kein ganz weiter Wurf.
Aus irgend einem Grund werden die Kanadier immer in die Schublade der modernen Metalbands gesteckt, obwohl sie waschechten, 80er-beeinflussten Heavy Metal alter Schule spielen. Zugegeben: das (neuerdings um STRAPPING YOUNG LAD/FEAR FACTORY/ZIMMERS HOLE-Bassist Byron Stroud erweiterte) Quintett fährt einen amtlichen Sound auf, der mit „Retro“ nicht allzu viel am Hut hat, was vermutlich viele Old Schooler von den durchweg starken Alben der Jungs abgehalten haben könnte. Und ganz ehrlich kann man 3 INCHES OF BLOOD auch auf dem äußerst plakativ betitelten „Long Live Heavy Metal“ nicht absprechen, zumindest in weiten Bereichen das Reißbrett auszupacken. Schon arg anbiedernde Titel wie „Metal Woman“ (Ohrwurm-Opener), „Leather Lord“ (PRIEST ahoi!) oder „Dark Messenger“ (mit coolem RUNNING WILD-Riff und besser als alles, was uns Rolf in den letzten zehn Jahren vor und nach der – hahaha! – „Reunion“ abgeliefert hat) wirken zumindest rein subjektiv ein wenig aufgesetzt, was an der abermals hohen Qualität des Songmaterial aber nichts ändert. Mit der geilen Hymne „Look Out“, dem aggressiven Vollgashammer „Leave It On The Ice“ (Killer!), dem ebenfalls derbe nach vorne peitschenden „Die For Gold“ oder dem überlangen „Men Of Fortune“ befinden sich noch einige weitere echte Perlen auf „Long Live Heavy Metal“, die als Kompositionen locker den „Tipp“ rechtfertigen. Warum es am Ende aber ganz knapp keinen gibt, liegt am immer noch an den Nerven zerrenden Gesang von Cam Pipes, der die Kneifzange noch fester zudrückt, durchweg die Fenster zittern lässt, dabei aber nicht die Klasse von „Original“ Rob Halford, Rippchen Owens oder seinem Landsmann Jacques Belanger erreicht. Ansonsten wieder Güteklasse A!
In Zeiten des vermehrten Gleichklangs und der wachsenden Identitätslosigkeit vieler Acts sind Trademarks eine Mangelware geworden. Wie man sich solche erarbeitet und wie man selbige weiterentwickelt, beweisen ACCEPT nun schon seit Jahrzehnten. So auch auf dem neuen Longplayer „Stalingrad“: Der Laser (oder wahlweise die Nadel) berührt den Tonträger das erste Mal und nach 5 Sekunden weiß der geneigte Fan mit wem er es zu tun hat. Allein das Hoffmannsche Eröffnungslead von „Hung, Drawned & Quartered“ treibt dem Metalfan die Tränen der Freude in die Augen. Und dann geht’s in die Vollen: Der Kopf zuckt, die Faust schnellt wie von selbst nach oben und auch die Nachbarn können den Refrain nach Sekunden mitbrüllen. Aber es wird noch besser. Die darauffolgende Hymne „Stalingrad“ (mit eingebauter Russischer Nationalhymne) zeigt eben all' die eingangs erwähnten typischen ACCEPT-Trademarks (melancholisch-melodische Gitarrenleads, Kosakenchöre, rauhen, aber doch melodischen Gesang und eine pumpende Rhythmusarbeit) und kommt trotzdem frisch und neu herüber. „Hellfire“ macht in bester „Teutonic Terror“ Manier so überhaupt keine Gefangenen und „Flash To Bang Time“ kracht ins Gebälk wie weiland „Breaker“. „Shadow Soldier“ ist ein weiteres melancholisches Meisterwerk, welches durch einen hymnischen Refrain glänzt, der auch auf „Russian Roulette“ eine gute Figur gemacht hätte. Auch hier fällt wieder Wolf Hoffmann's gefühlvolle Gitarrenarbeit besonders ins Ohr. Das Info spricht von „Gitarrenballett“. Dieser Begriff umschreibt wunderbar, was hier passiert: Anmutiger war eine Metalgitarre selten. In „Revolution“ wird wieder mehr Gas gegeben und Mark Tornillo zeigt sich einmal mehr als perfekter Fronter für die Solinger Stahlschmiede. Wer ist nochmal dieser Udo?? „Against The World“ zeigt ACCEPT von ihrer treibenden Seite. Dieser Song ist das endgültige Statement zum Thema, ob eine Reunion Sinn gemacht hat. Nie waren ACCEPT erfolgreicher. Und wohl auch nie wirklich besser. „Twist Of Fate“ wandelt in den Fußspuren von eher getragenen Rockern wie „Dogs On Leads“. Bei „The Quick And The Dead“ wird das Gaspedal nochmal durchgedrückt. Das klingt nicht nach alten Herren, hier ist eine perfekt eingespielte, professionelle aber nichtsdestotrotz hungrige Formation am Werk, welche es nochmal wissen möchte. „The Galley“ bildet dann den düsteren Abschluss eines weiteren Highlights aus dem Hause ACCEPT. Ich weiß nicht, ob „Stalingrad“ besser als „Blood Of Nations“ ist, aber soviel lässt sich auf jeden Fall sagen: Es ist auf Augenhöhe. Auch der Sneap-Sound passt wie der Arsch auf den Eimer und dürfte keinen Oldschool-Fanatiker vergraulen. ACCEPT sind im Moment das Maß aller Dinge im traditionellen Heavy Metal. Auf die nächsten Dekaden.
Die holländischen Urgesteine VENGEANCE veröffentlichen in schöner Regelmäßigkeit Alben welche sich zwischen knackigem Hard Rock und melodischem Heavy Metal bewegen. Da bildet auch das neue Werk „Crystal Eye“ keine Ausnahme. Auch wenn bis auf Frontröhre und Rock 'n Roll Animal Leon Goewie keine Urmitglieder mehr dabei sind, so haben VENGEANCE ihren ureigenen Stil auch auf dem neuen Werk beibehalten. Sogar Ex-Gitarrist Arjen Lucassen hat mittlerweile seinen Frieden mit seinem ehemaligen Kollegen gemacht und ist mit einem Gastauftritt auf „Crystal Eye“ vertreten. Das Album geht mit „Me And You“ recht schmissig los und bietet mit dem lasziv tönenden „Barbeque“, den an den Bandeigenen Klassiker „Arabia“ angelehnten Titeltrack und dem swingenden, aus der Feder Tony Martin's stammenden „Whole Lotta Metal“ weitere Highlights. Im Bandkontext heißt das, dass „Crystal Eye“ wunderbar zwischen „Take It Or Leave It“ und eben „Arabia“ passt. Zum Schluß wird mit „Jan End Piece“ dem leider verstorbenen Gitarristen Jan Somers gedacht. Mit „Crystal Eye“ können Freunde klassischen Hard Rocks nicht viel falsch machen.