Female Fronted Gothic Metal kommt da aus Finnland in Form und Farbe von LUNAR PATH. Die Dame und die vier Herren wollen auch noch ein Stückchen Kuchen von Bands wie NIGHTWISH und wie sie nicht alle heißen abhaben. Hat denen keiner gesagt, dass der schon lange aufgegessen ist? Offensichtlich nicht. Die Band legt also mit „Momento Mori“ ihr Debüt Album vor. Rockige, voll auf Metal polierte und genauso aufgebrauchte Songs und davon auch noch gleich 15 an der Zahl, langweilen über eine Stunde lang und lassen die bekannte Gedankenblase mit den drei Fragezeichen drin aufleuchten. Mal ehrlich: wieso um alles in der Welt muss eine Band aus diesem Genre gleich 15 Songs auf eine Platte packen? Das hätte doch für mindestens zwei gereicht. Hätte auch keiner gemerkt, das die schon vor längerer Zeit geschrieben wurden und nicht allzu aktuell und innovativ sind… ok, das sie nicht innovativ sind merkt der gepflegte Hörer natürlich spätestens bei der zweiten Nummer, aber ansonsten hätten die drei Hörer oder Hörerinnen das bestimmt nicht gemerkt. Lange Rede, kurzer Sinn: „Momento Mori“ ist langweilig und kann nicht überzeugen.
Sau gut was SPAWN OF POSSESSION auf ihrem neuen Meisterwerk präsentieren. In guten sechs Jahren hat die Kapelle Zeit genug gehabt, sich richtig kranke und unheimlich versierte Songs zu erdenken. Mit „Incurso“ hört man ein Ergebnis, das die Ohren zum schlackern bringt. Meine Herren, was können die ihre Instrumente spielen. Sofort kommt da natürlich der Gedanke an OBSCURA, ATHEIST und natürlich wie immer DEATH. Aber SPAWN OF POSSESSION sind gesanglich wesentlich gutturaler als Chuck Schuldiner. Hier wird auch doch dem brutalem Geprügel oftmals der Vorrang vor der feinen technischen Finesse gegeben, was SPAWN OF POSSESSION auch für Leute, die bei der Schubladenbezeichnung „Technischer Death Metal“ an sich schon die Schnauze voll haben, interessant macht. DYING FETUS oder auch SUFFOCATION könnte man da als Referenz bringen. Es scheint absolut die Zeit für technisch extrem versierte Musiker im Metal-Bereich gekommen zu sein, wenn man den Erfolg und auch die Wiederkehr von Bands wie CYNIC, ATHEIST und dem grandiosen Aufstieg von OBSCURA zu Grunde legt. Mir ist das sehr recht und somit kann ich SPAWN OF POSSESION auch nur in den Himmel loben. Geile Platte.
Die Schwarzmetalltruppe aus Halle An Der Saale scheint nicht nur gerne in den Großraum Ulm zu flüchten, wo ich sie bereits zweimal live erlebt habe (einmal sogar als Headliner, weil die superben UNDER THAT SPELL absagen mussten), sondern gehört auch schon in ihrem noch recht frühen Stadium zu den eindeutig hörenswerteren Bands des heimischen Black Metal-Undergrounds. Seit der Gründung im Jahr 2006 hat man es auf ein Demo und vorliegende EP gebracht, von denen letztere vier kraftvoll produzierte, deutschsprachige Stücke (plus Intro) bietet, die nichts mit szenetypischen, rumpeligen, räudig produzierten Klangergüssen zu tun haben. WANDAR produzieren aber beileibe keinen Intellektuellen-Black Metal, sondern bewegen sich gekonnt auf dem schmalen Grat zwischen Musikalität und rasendem Dunkelfeuer, was sie mit oben genannten UNDER THAT SPELL, aber auch entfernt (von der Herangehensweise her) mit DARK FORTRESS oder SECRETS OF THE MOON vergleichbar macht. Hört Euch probeweise das sehr gelungene „Eldar“ an und entdeckt eine erstaunlich reife Band, die in dieser Form locker ein Label finden müsste. „Vergessenes Wandern“ macht richtig gespannt auf das dieser Tage erscheinende erste und wiederum in Eigenregie produzierte Album „Wintersang“. Stark!
Also erstmal hat Giulio Moschini, Gitarrist der italienischen Todes Metal-Kombo HOUR OF PENACE, einen super geilen Namen! Aber nicht nur beim Namen ihres Gitarristen können HOUR OF PENANCE punkten, sondern durchaus auch mit ihrer Mucke. Geboten wird Extrem Blast Death Metal der Marke BEHEMOTH, KRISIUN und Konsorten. Wer nicht auf Trigger Drums steht kann hier eigentlich auch gleich schon wieder aus machen, denn was Simone Piras da unterm Fuß bewegt, möchte ich gerne mal live sehen und hören. Nichtsdestotrotz, oder gerade deswegen, versprüht „Sedition“ natürlich enorme Exaktheit, Härte und Angepisstheit. Eine Salve nach der nächsten feuert das Quartett aus ihren Rohren, aber dieses ganze Spektakel steht und fällt natürlich mit den enorm fixen Blast Attacken von HOUR OF PENANCEs Schlagzeuger Piras. Ansonsten aber macht „Sedition“ auf alle Fälle Spaß. Schnell, schneller, HOUR OF PENANCE… wer also Speed-Junkie ist sollte bei den Italienern unbedingt mal reinhören. Selbstredend ziehen die vier Herren hier und da auch schon mal die Bremsen an, um den malträtierten Lauschern eine klitzekleine Erholungspause vor den nächsten Maschinengewehrschüssen des Drummers, zu gönnen. Mosh!
BLUT AUS NORD ist eine dreiköpfige Band um Multitalent Vindsval aus Frankreich, deren Musikstil als avantgardistischer langsamer atmosphärischer Black Metal bezeichnet werden kann. Tatsächlich hört man auf dem neuen Werk "777 - The Desanctification" sieben Tracks mit den einfallsreichen Namen "Epitome VII, Epitome VIII, Epitome IX, Epitome X, Epitome XI, Epitome XII und Epitome XIII". Wie die Titel schon verraten, gibt es ein Vorgängeralbum namens "777 - Sect(s)" und auch ein drittes Album ist in Planung. Wer jetzt noch nicht genug irritiert ist, dem kann ich verraten, dass die sieben Tracks sich in einer Schwere und einer eintönigen Monotonie daherquälen, dass man sich fragen muss, ob das wirklich ernst gemeint ist. Für mich sind es Klangexperimente, die ich schwerlich als Songs wahrnehmen mag. Mal hat man das Gefühl, jemand probiert seinen Synthesizer aus, mal wird ein Gitarrenriff bis ins Unendliche wiederholt. Dazu gibt es noch im Hintergrund Black Metal Vocals, sparsam eingesetzt. Produktionstechnisch kann ich nicht meckern, es ist aber das Gesamtwerk, dem ich musikalisch hier nicht folgen kann. Musikalische Qualität will ich der Scheibe aber nicht absprechen. Wer sich auf solche Klangexperimente einlassen will und auf atmosphärischen Irrsinnskram steht, der mag gerne einmal in die Scheibe hineinhören. Für mich ist das hier definitiv nichts.
Mein Kollege Marco hat den Stil dieses Trios aus Oslo (den die Band selbst “Norweedian Doom“ nennt) bereits in seinem Review zum Vorgänger „II“ ausreichend beschrieben: hier wird nicht groß um den heißen Brei herum gedoomt, sondern komplett monoton, komplett dröhnend-verzerrt und nahezu komplett abwechselungsfrei dahingelavastromt. „Year Of The Burial“ ist ein an den Nerven zerrendes Zeitlupendokument, das auch noch weit in den Hintergrund gemischten Schreigesang auffährt und insgesamt so packend und mitreißend ist wie eine Standbild-Übertragung der Schach-Weltmeisterschaft. Anspieltipps kann man sich auch schenken, da keines der sechs Sücke aus dem brummenden Soundeinerlei herausragt. An die erhabene, düstere und vor allem höchst atmosphärische Kompromisslosigkeit von Kollegen wie SUNN O))), BORIS oder ESOTERIC reichen TOMBSTONES bei Weitem nicht heran.
Nach ihrem 2005er Demo „We Bring The Noize” legen die 2002 gegründeten DESTROYED mit „Facing Reality“ ihr erstes und in Eigenregie produziertes Album vor, das lupenreinen Thrash Metal der 80er-Schule auffährt. Dass dabei keine Anfälle von Originalität aufkommen, dürfte klar sein; nicht wenig an die Frühwerke von ANTHRAX erinnernde Stücke wie der Titelsong, „Superficial Mind“, „Aggressions“ oder das bereits vom Demo bekannte und neu aufgenommene „We Bring The Noize“ klingen zwar reichlich dumpf und unvoluminös, gehen für eine Underground-Scheibe aber mehr als in Ordnung. Die ganz großen Überhits haben DESTROYED noch nicht im Programm, und der Gesang von Gitarrist Marco Hofmann könnte noch etwas fetter sein, aber mit dem Budget für eine richtig professionelle Scheibe im Rücken traue ich dem Quartett aus Frankfurt durchaus einen ordentlichen Kracher zu. Bis dahin bekommt Ihr „Facing Reality“ für zehn Flocken inklusive Versand (und vierseitigem Booklet mit allen Texten) über die Homepage der Jungs. Im Song „Anticommercial“ bringt die Band ihre Einstellung selbst cool auf den Punkt: „Sell your soul sell your skills, no label no life, Metal music never dies, only the commercial suicide”. Sehr gelungen!
Während im Land Der Unbegrenzten Möglichkeiten langsam die Mittelschicht ausradiert wird und ein Haufen konservativer Witzfiguren darum streitet, wie man den Menschen das Leben noch mehr zur Hölle machen kann, hat sich dort mit dem Frust ein außerordentlich kreativer Black Metal-Underground herausgebildet, der sich in Sachen Qualität nicht hinter der (nord-) europäischen Szene verstecken muss. Neben genialen Bands wie WEAKLING, WOLVES IN THE THRONE ROOM oder NACHTMYSTIUM können sich auch die aus Kansas stammenden STONEHAVEN einreihen, die zwar das hohe Niveau ihrer Kollegen nicht ganz mitgehen, aber mit ihrem furztrockenen, aufs Nötigste reduzierten Sound und den treibenden, nicht sonderlich vertrackten Songs problemlos zu punkten wissen. Die 2005 gegründete Formation kennt ihre MAYHEM-, DARKTHRONE-, und BURZUM-Plattensammlung in- und auswendig und versucht gar nicht erst, Highspeed auszupacken, sondern konzentriert sich auf sägendes, wenn auch etwas monotones Midtempo. Durchweg überlange Stücke wie „Of The White Fall And Frozen Walls“, „Coins Under Corpses“, die “Transilvanian Hunger”-Hommage “Cutting The Necks Of The Upstarts” oder der Abschluss “Observe The Symbol” reißen zwar keine Bäume aus und hätten etwas mehr Tüftelei beim Songwriting hinsichtlich Langatmigkeit vertragen können, dürften der Basis aufgrund ihrer Schnörkellosigkeit aber durchaus gefallen.
Gar dumpf kracht es im Gebälk, wenn die „mysteriösen französischen Death Metaller“ (laut Info; mehr will diese Band nicht verraten. Dass es sich eventuell um den Verantwortlichen des Black Metal-Projekts AURVANDIL handeln könnte, sind rein spekulativ…) ihren Motor anlassen. Monotones Brummen, doomige Einschübe und völlig in den Hintergrund gemischte Brüllschreie - fertig ist eine zwar morbide tönende, aber wenig facettenreiche 4-Song-EP, die in ihren wenigen stärkeren Momenten entfernt an ein Ausschuss-Demo von THE RUINS OF BEVERAST erinnert. Darunter rühre man die unnötige DARKTHRONE-Coverversion „Cromlech“, das ich schon gefühlte 7654 mal besser gehört habe. Um dann noch den totalen Grad der Inkonsequenz zu erreichen, wird an dieses Werk das 2009er „Unearthed“-Demo gehängt, das klanglich um Einiges „fetter“ daherkommt, und mich fragen lässt, was denn dann bitteschön die vorangestellte neue EP „Voidbound“ hier zu suchen hat. Oder soll dieser ältere Bonus eine Entschuldigung sein?! Entschuldigungen sind nicht Underground, und genauso wenig muss man dem Underground jeden grausam produzierten Kaffeesatz unterjubeln. Während man „Unearthed“ noch als teilweise hörenswert verbuchen kann, ist „Voidbound“ ein Schuss in den Ofen. Na ja, bald sind in Frankreich ja wieder Wahlen…
POISON MY BLOOD sind auf “The Countess” extrem agressiv unterwegs, vom Start weg der gut 20 Minuten langen EP wird Vollgas gegeben. Und sofort fällt die Produktion negativ auf, die sich nicht zwischen rau und klar-druckvoll entscheiden kann, und am Ende gar nichts ist, worunter die Songs natürlich leiden. Eigentlich ist „Misantrophy“ ein ganz passabler Metalcore-Song, aber durch die unglückliche Produktion fehlt ihm letztendlich der nötige Punch. Immerhin wird hier, wie auch bei den restlichen Songs, deutlich, dass POISON MY BLOOD handwerklich fit genug sind, um mit der Konkurrenz mithalten zu können. Allerdings fehlt ihnen das Gespür beim Songschreiben, wodurch sich „The Countess“ trotz nur fünf Songs schnell abnutzt. Manchmal zu hektisch, oft zu eindimensional-agressiv und insgesamt zu berechenbar kann die EP nur stellenweise überzeugen.