Nikolas Hill und IGNITE-Kollege Brett Rasmussen machen mit Chris Chasse (ex-RISE AGAINST) und Todd Hennig (ex-DEATH BY STEREO) als NATIONS AFIRE gemeinsam Musik und liefern mit „The Ghosts We Will Become” ihren Einstand ab. Wie nicht anders zu erwarten, geht NATIONS AFIRE in Richtung melodischer Hardcore, das können alle Beteiligten nun mal am Besten. Im Vergleich zu IGNITE und DEATH BY STEREO fällt auf, dass „The Ghosts We Will Become” etwas poppiger ist und in Sachen Härte zwei bis drei Schritte zurücksteht. Das muss nichts Schlechtes sein, wie das gelungene „I Am An Army“ zeigt, das so auch mittleren RISE AGAINST gut zu Gesicht gestanden hätte. Nikolas Hill überzeugt mit klarer, kräftiger Stimme und der Songaufbau stimmt. So geht es weiter, egal ob „Nine Lives“, „Wolves“ oder „Even The Blackest Heart Still Beats“, es bleibt melodisch, eingängig und in den Texten die Verhältnisse in der heutigen (US) Gesellschaft anprangernd. Das können die Jungs, das machen die Jungs. Stellenweise wäre zu wünschen, dass etwas mehr Hardcore-Kante in die Songs gekommen wäre, aber auch ohne die macht das Ergebnis Spaß. „The Ghosts We Will Become” ist ein Zielgruppen-kompatibles Album, das von versierten Musikern geschrieben wurde, ohne dass es zu einer berechnenden, seelenlosen Kopie der eigenen Bands wurde. Daumen hoch!
Für SHADOWS FALL war ihre Karrriere eine Achterbahnfahrt, bis auf die Mitte der 2000er Jahre haben die Amis dabei nie den Status bekommen, der ihnen nach „The Art Of Balance“ vorausgesagt wurde. Das lag auch an den vielen Labelwechseln, das letzte Album kam dann ja auch beim Band-eigenen Label raus, was natürlich ein anderer Schnack als die via Century Media oder Roadrunner Records veröffentlichten Sachen ist. „Fire From The Sky“ hat zumindest für Europa mit Spinefarm Records einen etablierten Partner gefunden – und startet mit „The Unknown“, „Divide And Conquer“ und „Weight Of The World“ bärenstark. Die Songs sind catchy, haben den SHADOWS FALL-typischen Groove und zeigen einen Brian Fair, der seinen Gesang ordentlich variiert (ohne dass er jemals zu den Top-Sänger des Metal gehören wird). Die Songs sind knackiger als beim Vorgänger „Retribution“; es scheint, als hätte die Band ihr Gespür beim Songwriting verbessert, denn auch die folgenden Nummern sind klassischer SHADOWS FALL-Stoff, der NWOAHM-Jünger zufrieden stellen wird. Dank der Produktion von Adam D (KILLSWITCH ENGAGE), der mit SHADOWS FALL ja auch an den ersten Alben gearbeitet hat, kommt die Chose auch druckvoll und klar aus den Boxen. Die beiden Live-Songs sind da ein netter Bonus, den es aber gar nicht gebraucht hätte, sind doch die zwölf regulären Songs schon stark genug und pendeln sich mit 50 Minuten locker in der „value for money“-Region ein. „Fire From The Sky“ zeigt SHADOWS FALL auf einem guten Weg – es bleibt ihnen zu wünschen, dass sie endlich mal wieder ein Bein auf die Erde kriegen. Zwei bis drei gute Touren zur neuen Scheibe dürften da sehr hilfreich sein, Live-tauglich sind die neuen Sachen sicherlich.
Die Iren MILLION DOLLER RELOAD legen nach ihrem gelungenen Debüt "Anthems Of A Degeneration" nach. Das neue Album "A Sinners Saint" wandelt ebenso auf den heißen Pfaden des Rock`n´Roll, wie ihn VICTORY, AC/DC oder CINDERELLA beschreiten, bzw. beschritten.
Zornig, aggressiv schleudert uns Sänger Phil Conlon seine Botschaft bei "Fight The System" ins Gesicht. Welche sich um den Casting Show Wahnsinn im Musik Business dreht, und ohne Zweifel "Bull Shit" ist. Dem kann man natürlich nur beipflichten, wobei "unsere" Musik doch noch recht verschont blieb von solchen "Musik Zombie Produkten".
Alles hat irgendwie Klasse bei MILLION DOLLER RELOAD - tolle Stimme, ordentlich Dampf aus der Rhythmus-Abteilung, gute Produktion; und auch die dargebotenen Soli können sich hören lassen. Die 11 Nummern sind ein pures, ehrliches, schmutziges, nach Straße duftendes Bekenntniss des Rock`n´Roll.
"A Sinners Saint" schießt wie frisches Blut in die Venen des sleazigen Hardrock. Noch ‘ne Schippe mehr Eigenständigkeit und Originalität draufpacken, und wir haben noch lange Freude an dieser "Frischzellenkur".
Nach vielen schwierigen Jahren sind TESTAMENT seit dem formidablen 2008 Album „The Formation of Damnation“ wieder dick im Geschäft. Auch 2012 verwöhnen uns die Bay Area Thrasher mit grandiosem Futter. Die fette und transparente Andy Sneap Produktion setzt die abwechslungsreichen Thrashsongs ins richtige Licht. Welche Thrashband kann von sich behaupten einen absoluten Ausnahmemusiker in ihren Reihen zu haben? TESTAMENT bieten mit Drumgigant Gene Hoglan und Gitarrengott Alex Skolnick gleich derer zwei. Aber auch die anderen drei Mitglieder Greg Christian (Bass), Eric Peterson (Gitarre) und Frontindianer Chuck Billy stehen den genannten zwei in nichts nach, was „Dark Roots Of Earth“ zu einer geschlossenen Mannschaftsleistung werden lässt. „Dark Roots Of Earth“ beinhaltet einige Kracher, welche zu zukünftigen Livestandards werden sollten. Allen voran der mächtige Opener „Rise Up“...ich seh die Fans vor mir, welche auf Chuck Billy's Frage „When I Say Rise Up; You Say...? ein vielstimmiges „War!!!“ zurück brüllen werden. Aber auch das harte „Native Blood“ (mit genialer Melodie über einem hyperaggressiven Blastpart) oder das ruhigere, an „Return To Serenity“ erinnernde „Cold Embrace“ haben das Zeug zum künftigen Klassiker. TESTAMENT toppen in meinen Augen die letzte Scheibe noch einmal, indem sie eine sehr klassische und trotzdem frisch klingende und vor allem recht abwechslungsreiche Thrashscheibe eingezimmert haben. „Dark Roots Of Earth“ ist perfekt dazu geeignet einem Genreneuling sämtliche Facetten des Thrash-Metals aufzuzeigen. Sichert euch die Erstauflage im Digi-Book, denn neben der tollen Aufmachung spendieren uns TESTAMENT hier noch drei Coversongs von QUEEN („Dragon Attack“), SCORPIONS („Animal Magnetism“) und IRON MAIDEN („Powerslave“), außerdem gibt es eine Bonus-DVD mit Making Of und vier Livetracks zu bestaunen.
Nach dem Bandsplit und der anschließenden Reunion ist „Samsara“ das erste Album der finnischen Gothic Metal Institution TO/DIE/FOR seit 2006. Große Veränderungen muss der geneigte Fan jedoch nicht fürchten. TO/DIE/FOR stehen nach wie vor für ultraeingängigen Gothic Metal der finnischen Schule. Natürlich leuchtet auch hier im Hinterkopf immer wieder der Name SENTENCED auf, da sich jene aber bekanntlich selbst zu Grabe getragen haben, ist es legitim, dass TO/DIE/FOR die Flagge dieses Sounds hoch halten. Viele der Songs sind geeignet um die düsteren, wogenden Massen auf die Tanzflächen der Schwarzheimer-Clubs zu treiben. Leider ist das auch mein Problem mit der Scheibe, durch die seltene Abwechslung in Punkto Rhythmik wirkt die rockige Seite des Albums etwas gleichförmig. Die ruhigen Momente, wie die Akustik-Ballade „Death In March“, das mit einem THERION-Chor aufwartende „Folie A Deux“ und der äußerst melancholische Rausschmeißer „Someday, Somewhere, Somehow“ lockern die Scheibe zum Glück etwas auf. Der Rest besteht aus klassischen Düsterrockern, welche der Zielgruppe super reinlaufen müssten. Darauf ein Glas Rotwein.
WALKING DEAD SUICIDE haben für “Rise Of Resistance” einen bärenstarken Einstieg gefunden, „Sekhmet (The Powerful One)“ ist eine verdammt gute Death Metal-Nummer (warum sich die Band als Progressive Thrash-Band sieht, verstehe wer will). Fakt ist, dass die Finnen eine ordentliche Metalkante haben und den Sieben-Tracker mit Schmackes aus der P.A. jagen und dabei irgendwo zwischen CARCASS und ARCH ENEMY zu verorten sind, während sich Einflüsse der landestypischen Schwermutgeschichten wie SENTENCED oder AMORPHIS gar nicht finden lassen. „RIse Of Resistance“ kann zwar das hohe Level des ersten Songs nicht halten, entpuppt sich aber als solide Death Metal-Platte, mit der Genre-Fans nichts falsch machen und WALKING DEAD SUICIDE zeigen, dass mit ihnen zu rechnen ist.
DUBLIN DEATH PATROL kann man durchaus als eine Supergroup des Thrash bezeichnen – wobei wir es hier ja nicht mit einem „neuen“ Projekt zu tun haben – denn DUBLIN DEATH PATROL ist faktisch eine Art Wiederauferstehung. Eine Reihe alter Kumpels aus Dublin, Kalifornien (bei Oakland), welche in der damaligen fulminanten Szene der Bay Area Anfang der 80er ihre musikalische Entjungferung erlebten firmieren unter diesem Namen. Das sind dann in Gänze 11 (!) Musiker, wobei vor allem Chuck Billy (TESTAMENT) und Zetro Souza (ex-TESTAMENT, EXODUS) eine hervorragende Figur abgeben. Aber auch Bassist Willy Lange (RAMPAGE, LAAZ ROCKIT), Greg Bustamante (RAMPAGE), Ernie Boehm (RAMPAGE), der Schlagzeuger Troy Luccketta (TESLA) sowie drei von Billy Chucks Brüdern und ein Bruder von Zetro Souza gehören u.a. zu den sich an den Instrumenten abwechselnden Line-Up.
Musikalisch allerdings geht es aber der DUBLIN DEATH PATROL wie manch anderen dieser Projekte auch – handwerklich über jeden Zweifel erhaben fehlt einigen der Songs der letzte Tick um zu überzeugen. Dabei bieten die zum Teil aus 25 Jahren alten Fragmenten bestehenden Songs auf „Death Sentence” einen angenehmen old-schooligen Touch und animieren sofort zum Bangen und Luftgitarrespielen. Songs wie das protzige „Mind Sewn Shut“, das von tollen Riffs getragene „Blood Sirens“, dem mit viel Drive daherkommenden Hammer „My Riot“ und dem Highlight „Broken“ zeigen wie es geht. Vor allem bei „Broken“ zeigt das Shouter-Duett und die Instrumentalfraktion was Niveau ist – toller Song. Den kontrastierenden Abschluss bildet dann das Punk-Cover „Butcher Baby“. DUBLIN DEATH PATROL machen Spaß und sind für Genre-Affinados sicherlich sehr interessant; auch Fans genannter Frontmänner kommen an dem Teil kaum vorbei – die beste Thrashplatte des Jahres ist „Death Sentence” aber nicht.
Der Gitarrist Luka Milojica ist HAIDUK. Das Ein-Mann-Solo-Death-Metal-Projekt aus Kanada bringt mit „Spellbound“ sein erstes ganzes Album raus. Mächtig derbe geht es zur Sache. Leider nervt der Drumcomputer von Anfang an und kann auch nach zehn Stücken keinen guten Eindruck hinterlassen. Ganz anders dagegen die Gitarren, die wirklich überzeugen können, hier wird schön gradliniger und richtig fixer Death Metal geboten. Gepaart mit dem saftig, fiesen Geshoute macht „Spellbound“ ordentlich Dampf unterm Kessel. Ganz klar „Spellbound“ ist nen Gitarren Album geworden. Ich weiß nicht wie viele Spuren, aber es werden einige sein, sind hier übereinander gelegt und gniedeln und fiedeln dem Hörer um die Ohren. Vom Songwriting sind die Stücke leider keine aufgehende Sonne. Das hat man doch alles schon gehört und dann als ganze Band mit fleischgewordener Drummaschiene. Daher fließt „Spellbound“ auch irgendwie nur so daher, weiß aber aufgrund seiner Sterilität und nicht vorhandenen Dynamik letztendlich nicht zu überzeugen. Schade.
EWIGHEIM, das Projekt von einem EISREGEN- und zwei THE VISION BLEAK-Leuten, hat mit „Bereue Nichts“ ihr drittes Album fertig, mit dem sie bei Massacre Records angedockt haben. Geboten wird in den zehn Songs überraschend klischeefreier deutschsprachiger Gothic Rock, der in Momenten wie dem knackigen „Staub“ oder dem opulenten „Morgenrot“ überzeugen kann und an eine Mischung aus RAMMSTEIN, unpeinlicher NDH und finnischem Düstermetal erinnert. Zwar gibt es auch einige Hänger in Form eher belangloser Songs, aber alles in allem ist „Bereue Nichts“ eine solide Platte geworden, deren Texte zum Nachdenken anregen und über die erwarteten Plattitüden weit hinausgehen. Angesichts des Unsinns, den UNHEILIG in der Ecke verzapfen, ist das eine echte Erleichterung. Kann man machen.
Hinter SOPHICIDE steckt mit Adam Laszlo ein einzelner Typ, der nicht nur alle Instrumente eingespielt, sondern „Perdition Of The Sublime” auch produziert und gemastert hat. Totale künstlerische Kontrolle also – und ein Ergebnis, das klar macht, warum Willowtip und Hammerheart Records sich die Rechte an dem Album geschnappt haben. Vom Opener „The Art Of Atrocity“ an geht die Scheibe in die vollen und bietet technischen Death Metal auf höchstem Niveau. Vergleiche mit den Landsleuten OBSCURA und NECROPHAGIST sind da ebenso erlaubt wie mit den Szeneikonen ATHEIST und DEATH. Mr. Laszlo hat sich glücklicherweise nicht darauf beschränkt, sein handwerkliches Können zu präsentieren, sondern hat beim Songwriting viel Zeit und Hirnschmalz investiert, wodurch „Perdition Of The Sublime“ den Spagat zwischen technischen Anspruch und Hörbarkeit gekonnt vollzieht. „Blood For Honour“ oder das fast schon eingängige „Lafayettes Deception“ zeigen die Fähigkeiten des Mannes beim Songwriting, während jeder einzelne der elf Songs ein Beweis für seine handwerklichen Talente ist. Hier stimmt einfach alles, was „Perdition Of The Sublime” zu einer Pflichtveranstaltung für Fans technisch-komplexen Death Metals macht. Bleibt nur die Frage offen, ob SOPHICIDE auch einmal live zu sehen sein werden und ob sie dann interessanter sind als Salzsäulenbands wie NECROPHAGIST.