Einige dürften Tairrie B noch als Tura Satana (oder so) kennen, die vor einigen Jahren einige unsägliche Scheiben gemacht hat und in so ziemlich jedem Interview als pöbelnde Rockerin auftrat, auf Tour mit Type O und Moonspell alles und jeden beleidigt hat, kurz einfach nur peinlich war. Und Manhole waren scheiße. Irgendwann hat die Frau dann ihre Mitmucker gefeuert, sich einen neuen Namen zugelegt, einen neuen Bandnamen gesucht und mit neuen Leuten weitergemacht. "The Horror Of Beauty" heißt das neue Werk der nicht totzukriegenden Dame, ist wohl von drei Produzenten bearbeitet worden, welche laut Info schon mit Marilyn Manson, Danzig und den Foo Fighters gearbeitet haben. Ob das stimmt und wie groß der Einfluss des Trios auf die Platte war, weiß kein Mensch. Interessiert aber wahrscheinlich auch niemanden. Im Schnittfeld von Metal und Rock bewegen sich die vierzehn Songs, wobei sich Tairrie als Sängerin permanent im Vordergrund hält und mit ihrer Rockröhre so manch guten Song kaputtmacht, "Made To Measure" ist dafür ein schönes Beispiel. Nicht dass wirklich viele gute Songs auf "The Horror Of Beauty" zu finden sind, dafür brauch ich nichtmal eine Hand, da die meisten Songs einfach so vorbeirauschen und mit recht einfachem Aufbau, langweiligen, ewig das gleiche Riff wiederholenden Gitarren und einem Schlafmützen-Drummer einfach nichts reißen können. Hin und wieder ein nettes Solo, ein Stoner-Part ("Ten Minutes To Hollywood") und leichte Rotzrock-Anleihen bei Nashville Pussy können die Platte bei weitem nicht retten. Lahm, peinlich und sicherlich mit prolligen Texten. Gottseidank hab ich kein Textblatt bekommen. Wer auf schlechten modernen Metal oder Rock steht, kann sich die Platte ja mal anhören, aber kaufen würde ich die nicht.
Eine CD in einer DVD Hülle erinnert mich immer an sündhaft teure Pralinen in riesigen Schachteln, in denen dann mehr Luft als Schokolade ist. Wirkt hier aber definitiv spektakulärer als eine reguläre Plastikhülle. Nachdem mein DVD Player also keine bewegten Bilder gefunden hat, muss die Musik ausbügeln was die Verpackung Großes verspricht. Und den Schweizern fällt nichts leichter als das. Ihr Rock schafft nämlich zum einen den sich v.a. in der Mehrstimmigkeit materialisierenden New Metal Touch über die Distanz zu halten, biedert sich aber andererseits nicht an den allzu dominanten und simplen Strukturen dieses Genres an. HENCHMAN rocken melodisch und modern, haben vielseitige und gute Vokalisten an Bord und unterlegen diese ohnehin ins Ohr, die Beine und ans Herz gehende Mischung mit fetten Sounds. Wenn Alternative immer so abgehen würde, könnte ich mir einiges andere abgewöhnen! Abwechslung ist Trumpf, der Wiedererkennungswert superb. Und um mit oft gesagten, aber sicher selten so ernst wie hier gemeinten Worten zu schließen: You guys rock!
Schon nach den ersten Takten wird klar, bei wem die italienischen Undergrounder ganz genau hingehört haben - Gesang, Instrumentalisierung und Songwriting lassen sofort an die alten Scheiben von Iced Earth denken. Und das ist auch ganz gut so. Dankbar dafür, das WINDSEEKER nicht ihren Landsleuten von Rhapsody nacheifern, sondern sich auf reinen, mit Power und ohne Keyboards geeichten Heavy Metal konzentrieren kann man schon mal über die eine oder andere Schwäche hinwegsehen (die Kompositionen weisen noch ein paar Längen auf). Aber sonst ist diese Mischung aus Trash, Power-Metal und einigen Prog-Spielereien absolut entwicklungsfähig. Der zweite Track der Demo "I’m The Cybored" dürfte wohl der Highlight sein. In dem mit harten Gitarrenriffs durchsetzten Song gibt es neben den bei allen vier Tracks guten Gesang (schön variantenreich, mal clean und recht hoch, dann bis an die Grenze des Growlings) einen ganz feinen Instrumentalteil zu hören. Den ebenfalls gelungenen Opener der 4-Track-Demo "Wrapped In Plastic" gibt es für Interessierte auch als Download auf der Homepage der Römer. Die Demo "By The Seed Of The Same God” sollte Empfehlung für mehr sein. Für 5,- Euro gibt es das Teil auch auf der Homepage zu erwerben.
Das erste was mir durch den Kopf ging als ich den Leadsänger der schwedischen Formation DOGPPOUND hörte war: Journey. Sorry, aber ich kann nicht anders; das Organ von Hea erinnert mich einfach zu stark an Mr. Perry. Und in den Songs könnte man zum Teil sogar meinen eine ähnliche Gesangslinie zu vernehmen. Etwas anderes sagt die Optik - vom Cover, übers Booklet bis zum Bandfoto scheint man da eher eine der zahlreichen Nu-Metal-Bands vor sich zu haben. Aber weit gefehlt, denn was da aus den Boxen strömt ist solider Hardrock amerikanischer Prägung, dem man auf musikalischer Seite gewisse Ähnlichkeiten zu Combos wie Slaughter & Co. nachsagen könnte. Ganz klar, das Quartett orientiert sich an den Achtzigern. Neben Sänger Hea noch Gitarrist Micke, Schlagzeuger Tuka und Figge am Bass - einen Keyboarder hat man nicht an Bord. Was an Nu-Metal erinnert sind die immer wieder auftauchenden fetten Gitarreriffs, welche zusammen mit den cleanen Killervocals vor allem bei den härteren Passagen einen angenehmen Gegensatz darstellen ("Loser On A King’s Throne"). Die eher halbballadesken "Way Up High" und "Silent Scream” leben vor allem von der Stimme Hea’s und viel Melodie (ich muss schon wieder mit "Journey meets harte Gitarre" kommen). Zwar fehlen der Debütscheibe noch die in großer Anzahl sofort nach dem ersten Durchlauf hängen bleibenden Ohrwürmer und der Ausreißer nach oben. Aber die rockenden Grundzutaten und ausreichend Potential für eine positive zukünftige Entwicklung sind ohne Zweifel vorhanden. Selbstredend ist das Teil dazu noch angenehm satt produziert. DOGPOUND - "The Hellbum" - gelungener Einstand.
Tribute-Scheiben sind so eine Sache - manche mögen sie, manche hassen sie (und lassen nur das Original gelten). Die Wahrheit liegt, wie meist, wohl in der Mitte. Und ob man mehr eine modernisierte aber authentische Version hören möchte oder eine gewagte Neuinterpretation der Originalsongs bevorzugt - eine generelle Aussage lässt sich da nicht treffen. Mir geht es da mit "Blackmore’s Castle" genauso. Denn ein Teil der aufgenommen Tributesongs der alten Götter von DEEP PURPLE und RAINBOW gefallen durchaus, mit einem anderen Teil kann ich recht wenig anfangen. Das dabei auf diesem Tributealbum ausschließlich weniger bekannte Bands zum Zuge kamen sollte grundsätzlich sogar positiv stimmen. Das mit weiblichen Vocals von ARABESQUE eingesungene "Stargazer" und "Battle Rages On" von HEADLINE sind dabei meine persönlichen Favoriten; das als Instrumentalsong von CONDITION RED vorgetragene "Still I’m Sad" sagt mir nicht besonders zu. CONDITION RED haben dann mit "Black Night" noch eine absolut gewöhnungsbedürftige Neuinterpretation am Start. Aber mit dem Einsatz von Violine und Flöte beweisen sie Mut und geben "Black Night" einen ungewöhnlich interessanten Anstrich. Das von ERIC ZIMMERMANN vergewaltigte "Man On The Silver Mountain" braucht man eigentlich nicht - ist mir viel zu experimentell. Über die Qualität der Kompositionen braucht man (natürlich) keinerlei Worte zu verlieren und die Weisheit: "ein guter Song bleibt ein guter Song, bleibt ein guter Song" gilt auch weiterhin. Aber wie bereits erwähnt, trotz einiger gut gelungener Interpretationen - ich hätte mir etwas mehr erhofft.
Na ja, und wie bei Samplers und Tribute-Alben oft gewünscht, noch die Playlist:
MISTER KITE - Bloodsucker
TRANSCENDENCE - Perfect Strangers
ARABESQUE - Stargazer
LARS ERIC MATTSSON - Self Portrait
REIGN OF TERROR - Sixteenth Century Greensleeves
IRON MASK - Gates of Babylon
HEADLINE - Battle Rages On
CONDITION RED - Black Night
TORBEN ENEVOLDSEN - Space Truckin´
ERIC ZIMMERMANN - Man on the Silver Mountain
WINTERLONG - Highway Star
JASON RICHARDSON - Lazy
CONDITION RED - Still I´m Sad
A Tribute To Deep Purple & Rainbow - Blackmore´s Castle
Nach mehr als einjähriger Verzögerung ist mit " The Splendour Of The Repellent" das Debüt der ostdeutschen Thornesbreed erschienen. Auf der Labelseite wird die Mucke der Band als "Technischer Hyperblast Deathmetal" angepriesen - da weiß man, was auf einen zukommt. Thornesbreed sind eine technisch sehr fitte Band, die hörbar von Ami-Bands wie Morbid Angel, Hate Eternal, Immolation und (natürlich) Cannibal Corpse beeinflußt sind. Harmony Dies-Sänger Kai hat der Platte in seinem Soundforge-Studio eine verdammt gute Produktion verpaßt, die die Mucke ohne Erbarmen aus den Boxen drückt und dabei sehr differenziert ist, so dass kein Instrument untergeht. Nur, was nützt das, wenn Thornesbreed das gleiche Problem wie eben Hate Eternal oder Immolation haben und kein Song hängenbleibt. Die ganze Zeit über rauscht ihr Metal an mir vorbei, nach eingier Zeit nimmt man die einzelnen Songs gar nicht mehr wahr, es klingt alles viel zu eintönig, dabei brutal ohne Ende, aber ohne wirklich hörbare Struktur, ohne Groove. Manchmal können sich einige Parts aus dem Geprügel-Overkill befreien und tatsächlich sowas wie Abwechslung bringen ("Chaos Of Omens"), aber die meiste Zeit über ist mir das Ganze viel zu eintönig. Das ist Mucker von Musikern für Musiker, aber nicht für Leute wie mich.
1995 waren PARADISE LOST auf dem absoluten Höhepunkt, mit "Draconian Times" konnten sie den auf der 93er "Icon" eingeschlagenen Weg vervollkommnen, außerdem in der Geschichte von Music For Nations ungeahnte Verkaufserfolge einfahren, und die Tour im Winter 1995/96 füllte die Hallen an jeder Milchkanne, an der angehalten wurde. Während gerade für viele Musikerkollegen "Icon" der Meilenstein bleibt, weil auf dieser Platte bisher ungehörtes zusammengefügt wurde, ist "Draconian Times" die Erfüllung dieser Versprechung: Nick Holmes shoutet, singt und spricht mit seinem markanten, tiefen Organ so manches Mal eine Gänsehaut herbei, die Arrangements sind episch und unterstreichen jede Geste. Es gibt nicht eine einzige Länge, jeder Song ist ein Hit. Produzent Simon Efemey und Knöpfchendreher Pete Coleman begründeten mit diesem Ding ihren Ruf, denn zum einen feuerte Efemey Nick Holmes zu gesanglichen Höchstleistungen an, zum anderen schafften beide, den Sound noch deutlich fetter zu machen als auf der "Icon". An den Keyboards und unterschiedlichen Gitarreneffekten von der Wah-Wah bis zum Herumgerockere scheiterten bisher die meisten Nachahmer, kleisterten damit wild im Sound herum ohne auch nur geringste Wirkung zu erreichen. "Draconian Times" ist düster, aber erhaben; depressiv und trotzdem ganz groß - und es ist perfekt. Darum mussten sich PARADISE LOST auch zum nächsten Album etwas völlig neues einfallen lassen, wollten sie nicht auf ewig an dieser Platte gemessen werden.
Was mich als erstes an diesem Album gefreut hat ist, dass DISBELIEF so herrlich undeutsch klingen. Während etliche bereits nach drei Riffs und zwei Sätzen einer nordischen oder transatlantischen Nationalität outen, stehen DISBELIEF dahingehend allein auf weiter Flur. Was man von ihrem Sänger in gewisser Weise auch sagen kann. Denn keiner grunzt verrückter als er. Definitiv ein Trademark der Band: Für denen einen aber in hohem Maße nervtötend, für den anderen eben göttlich krank. Hinsichtlich des Songwritings haben sie aber zweifellos auch objektiv großes Vollbracht, klassischer Death Metal fristet auf "Spreading The Rage" ein Schattendasein. Man kokettiert, abgesehen vom gutturalen Gesang natürlich, zwar noch bei etlichen Gitarrenriffs mit dieser Musikrichtung, zeigt sich aber ansonsten grade im hinteren Drittel der CD verdammt kreativ und vielseitig. Midtempo regiert, alternativen Elementen aus der weiten Welt des Rock ist man nicht abgeneigt. Aber wenn man grade den ganzen Garten voller schöner Blümchen gepflanzt hat, fährt ja auch keiner mit einem Traktor drüber. Der floristische Vergleich bei derart brachialer Musik mag hinken. Ich komm aber drauf, weil sich die Jungs ganz dolle mit Matsch beschmiert haben für das Coverfoto. Um böse auszusehen wohl. Und eben weil der Gesang, so böse er auch ist, bei vielen Songs zu unflexibel die Strukturen einebnet. Beim Chorus des ansonsten sehr herrlichen "Democracy" wollte er darüber hinaus mehr als er zu leisten im Stande ist. Eben ein verdammt tightes und fettes Album, abwechslungsreich und einfach genial! Und den Gesang mag man, oder nicht.
Mit "Burning Earth" legen uns die US Power Metaller FIREWIND nun ihr zweites Album vor. Konnte das Debüt "Between Heaven And Hell" einen Großteil der Kritiker und Fans überzeugen, knüpft das neue Werk nahtlos daran an und knallt fett und hymnisch durch die Botanik. Zwar kann man den Jungs um Gus G. (DREAM EVIL, MYSTIC PROPHECY, NIGHTRAGE) stilistischen Stillstand vorwerfen, denn sonderlich originell ist deren Mucke nicht, aber qualitativ gibt es überhaupt keinen Grund zur Sorge. Nach einem obligatorischen Spoken-Word-Intro kommt der Opener "Steal Them Blind" kraftvoll-melodisch und mitgrölkompatibel aus den Boxen und weist die Richtung für Anstehendes. Ein großer Vorteil gegenüber anderen Artgenossen ist die Tatsache, dass Sänger Stephen Fredrick nicht unnötig versucht, die Eierkneifzange herauszuholen, sondern in mittleren Tonlagen shoutet. Davon profitieren tolle Granaten wie "I Am The Anger", das stark an VIRGIN STEELE erinnernde "Immortal Lives Young" (Killer!), "You Have Survived", "Brother’s Keeper" oder der Stampfer "Waiting Still" (Killer 2!). Hinzu kommen mit "The Fire And The Fury" ein nettes, aber unspektakuläres Instrumental, mit "The Longest Day" eine klasse Halbballade und mit dem Titelsong eine Megahymne, die einem schon nach zweimaligem Hören nicht mehr aus der Rübe weicht. Auch wenn nicht über die gesamte Platte hinweg Weltklasseniveau geboten wird, kann man sie Freunden von kitschfreiem, hymnischem Power Metal eindeutig empfehlen. Denn FIREWIND heben sich sehr positiv von vielen amerikanischen, europäischen und, allen voran, italienischen Kollegen ab, die krampfhaft versuchen, die auf diesem Sektor unerreichten HAMMERFALL zu kopieren. Und das ist gut so!
Nach dem durchaus hörenswerten Ian Anderson-Soloalbum "Rupi’s Dance" legt nun seine "komplette" Band ein Album nach. Was soll man zu solch einer Band noch schreiben? Wer die Jungs um "Zauberflöte" Anderson nach 35 Jahren Rockgeschichte und zwei Dutzend Alben immer noch nicht kennt, dem ist sowieso nicht mehr zu helfen. Tatsache ist aber leider, dass die meisten Rockfans außer dem kreativen Kopf der Band kaum ein anderes Mitgleid dieser Truppe kennen. Das Line-Up von JETHRO TULL tat nie viel zur Sache und eigentlich sollte sich der Haufen in "Ian Anderson-Band" umbenennen. Somit kommt man auch leicht auf die Ausrichtung des aktuellen Materials, das sich stilistisch kaum vom kurz vorher erschienenen, oben erwähnten Anderson-Soloalbum unterscheidet. Es dominieren Singalongs und –in diesem Falle logisch- klassisch-weihnachtliche Melodien, die ganz und gar auf die Flöte des Meisters zugeschnitten sind und sich sogar im Schulunterricht zur Festzeit nicht schlecht schlagen würden. (Für die Band) verhältnismäßig harte Songs wie ein "Locomotive Breath" oder eine Progressive-Orgie der Marke "The Whistler" suchen Alt-Fans auf dem "Christmas Album" leider vergebens. Es scheint, als wolle man sich auch in der Zukunft lieber dem leichten Folk als dem schweren Metall hingeben, was die ganze Sache für Metal-Fans natürlich enorm einschränkt und eher für "Ottonormalhörer" essentiell macht. Rein musikalisch ist das Album sehr gut gespielt, jedoch wirken die langen Flöten-Interrupts auf die Dauer recht störend, da der Meister oftmals allzu verliebt dreinbläst, was Freunde seines Instuments aber als durchaus positiv empfinden werden. Mit einer guten Stunde Spielzeit bietet das "Christmas Album" zudem "value for money". Macht unterm Strich einen "Tipp" für die reine Qualität der Musik, aber aufgrund der Tatsache, dass nicht jeder soviel "Dauergeflöte" verträgt und das Material alles andere als rockig ausgefallen ist, kann man auf einer Page, die sich als Vertreter der etwas härter Besaiteten versteht, keine uneingeschränkte Kaufempfehlung aussprechen. JETHRO TULL-Fans haben das Album sowieso schon, alle anderen seinen hoffentlich neugierig gemacht.