Anfang der Neunziger waren AMORPHIS Teenager und haben wie so viele Gleichaltrige in Europa Death Metal gezockt, haben sich bei der schwedischen Szene eine Menge abgeguckt und ihrerseits die Schweden zu neuen Höchstleistungen angestachelt. Das immerhin so gut, dass gerade die Songs von "Privilege Of Evil" viele auch meiner musizierenden Kumpels nachhaltig beeinflussten. Viele Sänger versuchten noch ein paar Jahre später, so zu gurgeln und grunzen wie Tomi Koivusaari. Der spielte zuvor in der Schulfreunde-Kapelle ABHORRENCE, von denen er der Song "Vulgar Necrolatry" mitgebracht hat, ebenso wie den Gastsänger Jukka Kolehmainen. Besonders auffällig ist der brummige, trotzdem klare Sound mit einem tickeligen Schlagzeug im Vordergrund, an dem Jan Rechberger schon zu so früher Zeit Höchstleistungen abliefert. Aufgenommen wurde dieses 6-Track-Demo ausgerechnet von Timo Tolkki - genau, dem Gitarristen von Stratovarius. Richtig viel Glück hat es AMORPHIS leider nicht gebracht, das amerikanische Krachlabel Relapse dachte nach diesem ersten Eindruck, AMORPHIS würden langfristig mitten in ihr Geräuschrepertoire passen und band die Finnen mit einem vieljährigen Kontrakt an sich. Wurde ursprünglich als Split-LP rausgebracht und 1993 von Relapse als MCD wiederveröffentlicht.
Eben noch in unseren News und jetzt in unserer Rezi-Abteilung: we proudly present CORONATION! Killing Death Metal spielen sie laut eigener Aussage, das Ganze im Sinne der amerikanischen alten Schule. Klingt doch schon mal gut und dürfte deutlich machen, dass in Krefeld nicht nur die alten Männer von Blind Guardian ihr Unwesen treiben hehe. "Ready To Feast" ist nun auch schon ein wenig älter (vom März 2003), aber was soll’s, hab das Teil halt erst vor ein paar Tagen bekommen. Macht ja nix, wer ist denn hier schon der Meinung, dass nur aktuelle Musik gute Musik ist? Siehste. Fünf Songs haben CORONATION auf den Silberling mit dem coolen Cover gepackt, die allesamt in die Fresse hauen und die richtige Balance zwischen Blastbeats und Groove, zwischen Geprügel und Eingängigkeit halten. Bestes Beispiel dafür ist "An Act Of Possession", mein Favorit der MCD. Die Platte ist verdammt gut produziert, klingt schön differenziert und gleichzeitig ballernd. CORONATION können mit dem Anspruch, Ami-Death Metal zu spielen natürlich eine klangliche Verwandtschaft zu Obituary und Konsorten nicht leugnen, haben dabei aber noch genügend Eigenständigkeit, um nicht als gesichtsloser Klon durchzugehen. Das liegt zum einen an der ausgefeilten Gitarrenarbeit, die sich desöfteren in ziemlich coolen Spielereien und dann wieder in Malevolent Creation-artigen Läufen austoben und zum anderen an Shouter Tom, der stellenweise wie Steve Tucker (Morbid Angel) klingt und eine ziemlich gute Death Metal-Röhre hat. Eine klasse Scheibe, wie schon der Erstling ein gutes Stück Death Metal aus deutschen Landen - jetzt wollen wir aber bald mal ein komplettes Album sehen, also hopphopp ins Studio, Jungs! Bis dahin müssen wir die Wartezeit wohl mit "Ready To Feast" überbrücken, die es für nen Fünfer beim Tom gibt und jeden Cent wert ist!
Im schmucken Digipack kommt die neue Scheibe der deutschen Nachwuchshoffnung ANCIENT EXISTENCE daher, die vor nicht allzu langer Zeit mit ihrem selbstbetiteltem Debüt auf sich aufmerksam machen konnte und auch wenn mir damals der Gesang nicht recht zusagen konnte, war ich doch gespannt auf das neue Werk der Band. Nun hab ich es, es hat einige Durchläufe hinter sich und die Jungs haben sich echt gesteigert. War der Vorgänger schon gut, haben gerade das Songwriting und die Gitarrenarbeit auf "Night Eternal" noch mal einen großen Satz nach vorne gemacht. Die Gitarren braten jetzt richtig fett und bauen eine massive Wand auf, ohne dabei eintönig zu werden. Und der Schlagzeuger war auf dem Vorgänger schon fit, haut aber auf der neuen Platte noch ein bisschen mehr auf die Kacke und hat einige richtig geile Passagen ("Bloodrage"). Sänger Steffen war auf der letzten Platte der Schwachpunkt der Band, jedenfalls meiner Meinung nach. Er hat sich aber nicht lumpen lassen und sich wie seine Kollegen verbessert, um einiges sogar. Er klingt jetzt viel variabler, auch wenn er sich immer noch in den ultra-tiefen Regionen bewegt, hat halt gemerkt, dass immer nur eine tiefe Tonlage nicht das Gelbe vom Ei ist und bemüht sich um Abwechslung ("Empty Grave"). Heraus kam nach den ganzen Verbesserungen eine solide Death Metal-Platte aus deutschen Landen, die man sich für nen Fünfer ruhig antun kann, da auch Verpackung (Digi) und Produktion mehr als in Ordnung gehen.
Sauber, ohne großes Nerv-Intro gehen BYATIS gleich in die Vollen und servieren uns mit ”Glorification Of Life” das Highlight des Albums. Technisch anspruchsvoller Death Metal, der bei allem Gefrickel aber immer noch nachvollziehbar, brutal und groovig bleibt. Das reicht wunderbar aus, um die Mucke der Herren Franzosen zu beschreiben. Daran haben hauptsächlich die beiden Gitarristen Anteil, die sich selten in exzessiven Spielereien verlieren, sondern songdienlich sägen und ihr Ego anscheinend zurücknehmen konnten, anders als bei vielen Ami-Bands, die soundmäßig ähnlich klingen, man denke nur an Hate Eternal. BYATIS haben zusätzlich noch eine fitte Rhythmusfraktion, die eine solide Wand aufbaut und so manches Loch im Songwriting (die gerade in den letzten Songs auftreten) konsequent zuballert. Man merkt BYATIS die Routine an, ist "Glorification Of Life" schon ihr zweites Album, aber trotzdem ist nicht alles Gold was glänzt und die Franzosen haben gegen Ende des Albums einige Hänger, sind aber auf dem richtigen Weg. Ohne Grund wird Fred sie schließlich nicht unter Vertrag genommen haben, der Mann versteht schließlich sein Handwerk. Bis zum Erscheinen des nächsten Inhumate-Longplayers könnt ihr mit dem sauber produzierten Album die Zeit gut überbrücken.
THE FORSAKEN sind eine weitere Band aus dem schönen Schweden und gehören dort zur fleißigeren Sorte, haben sie doch seit 2001 jedes Jahr ein Album veröffentlicht. So mancher mag sie auch schon auf Tour gesehen haben, entweder mit The Haunted oder dieses Jahr mit Grave. Bei ersterer Tour haben sie aber meiner Meinung nach ganz schön schlecht ausgesehen, während sie sich auf der Grave-Tour deutlich gereifter und tighter zeigten. Im Gegensatz zur Verbesserung an der Live-Front waren die beiden Alben guter Durchschnitt, mehr aber nicht. Auch "Traces Of The Past" reißt da nichts raus, im direkten Vergleich mit den neuen Scheiben von Dew-Scented, The Haunted oder Callenish Circle (die mehr oder weniger ähnliche Mucke machen), stinken THE FORSAKEN einfach ab. "Traces Of The Past" ist kein schlechtes Album, das nicht, aber es ist auch kein gutes. Das ist keine Scheibe, die man sich immer und immer wieder anhört (wie meinetwegen "Inwards"), dazu fehlen auf der Platte die richtig geilen Songs. Technisch sind THE FORSAKEN fit und ballern sich ganz gut durch die Botanik, aber es bleiben viel zu wenig Momente, in denen man sabbernd vor der Anlage sitzt, viel zu wenig Songs, die einem tagelang im Ohr hängen bleiben. Da retten auch die gute Produktion, das gelungene Metallica-Cover oder die lange Spielzeit (Stichwort: "Value For Money") nicht mehr viel. "Traces Of The Past" reiht sich im Mittelfeld der 2003er Veröffentlichungen ein.
DIVINE RAPTURE. Morbid Angel-beeinflußter Death Metal. Reicht das? …. Bei weitem nicht so gut wie die alten Hasen, im Gegenteil. Tempomäßig sind DIVINE RAPTURE ebenbürtig, aber das war dann auch alles. Im Gegensatz zu ihrem größten Einfluss sind die vier Amis ohne Ideen, mit einem schlechten Drummer, der genau zwei Tempi kennt, und mit langweiligen Songs. Ok, ganz ohne Ideen sind die nicht, der Sänger macht manchmal schon was her, vor allem in den abgefahrenen Sprechpassagen, und die Gitarrenarbeit ist streckenweise auch mal anders und ein Hauch originell, aber gemessen am großen Vorbild kackt "The Burning Passion" ab. Eine Kopie, schlechter als das Vorbild ist und dazu noch einen langweiligen Drummer hat. Braucht niemand.
KLABAUTAMNN scheint es schon länger zu geben (ich nix Infozettel) und das Kind zweier Musiker zu sein, die sich für "Our Journey Through The Woods" noch die Hilfe eines Schlagzeugers sicherten, sonst aber alles allein machen. Ob sie auch das putzige Cover selbst gezeichnet haben, weiß ich nicht, witzig ist es auf jeden Fall und mit KLABAUTAMANN haben die Jungs schon mal gute Chancen, im Contest um den Bandnamen des Jahres ganz weit vorne mitzumischen. Wie sieht’s aber nun mit der Musik aus? Nach einem gelungenen Intro (Seltenheit!) hauen die beiden bei "Der Nöck", dem Opener des Albums, so richtig auf die Kacke und uns rohen Black Metal um die Ohren. Darauf war ich nicht wirklich vorbereitet, wer konnte bei Bandnamen und Cover schon auf so was kommen? Die folgenden Tracks machen aber deutlich, dass sich das Duo eindeutig der alten Form des Black Metal verschrieben hat und kompromisslos zu Werke geht. Hier regiert räudiger Gesang (nicht im Sinne von schlecht, sondern von böse), die Gitarren braten und hauen einige coole Black Metal-Riffs raus, während das Drumming leider manchmal ein wenig polterig ist, aber hey, das ist Black Metal! Die Produktion geht auch in Ordnung, da haben KLABAUTAMANN jemand gefunden, der sich damit auskennt und verzichten zum Glück auf evil Klospülungs-Rauschen, sondern haben eine druckvolle, gute Verpackung für ihre Mucke gewählt. Und diese Mucke dürfte Anhängern des Black Metal ziemlich gefallen, lasst euch nur nicht vom Bandnamen abschrecken!
So langsam brechen hier die Finnland-Wochen aus, nach The Wake, Chaosbreed und Farmakon hauen uns nun TORTURE KILLER ein erstklassiges Album vor den Latz. Sie teilen das Schicksal Erstgenannter, sind also eher klassisch und bieten nicht eine so abgedreht-innovative Platte wie Farmakon. Aber macht ja nichts, solange das Endergebnis so geil ist wie "For Maggots To Devour" macht mir das mal gar nichts aus. TORTURE KILLER zocken old schooligen Death Metal, der eindeutig in der Tradition von Obituary, Six Feet Under und ein wenig auch Cannibal Corpse steht - saubrutal, mit Monstergroove, Nackenbrecherriffs und schönen klassischen Gore-Lyrics. Die ganze Scheibe hätte auch 1994 im Morrissound aufgenommen worden sein können, mit Chris Barnes am Mikro und Allen West (was macht der eigentlich mittlerweile mit Lowbrow? Gibt’s die noch?) als Songwriter und Master of evil groovy riffs oder so. Wer die ersten beiden Scheiben von Six Feet Under oder einfach alles von Obituary auch liebt, wird um diese Scheibe nicht herumkommen. Punkt. Was muss man da noch groß mehr schreiben? Klassischer Ami-Death, von Six Feet Under so inspiriert, das sie ganze Textpassagen geklaut haben ("Motivated To Kill") und wohl Chris Barnes’ kleinen Bruder ans Mikro gekettet haben. Geil!
Böse Zungen sprechen schon länger vom Overkill in der Veröffentlichungspolitik was WITHIN TEMPTATION angeht. Und so langsam gehen selbst den Befürwortern der Band die Argumente dagegen aus. Ist diese DVD also Öl in die Flammen der Zweifler? Das Schwert bleibt wie so oft zweischneidig. Denn zum einen gehen die nicht enden wollenden Singleauskopplungen, die TV-Songs, VIVA Präsenz und Samplerbeiträge auf die Nerven. Zum anderen sind 20EUR für eine 2-DVD sicherlich alles andere als überteuert. Auf DVD 1 finden sich drei Videos der Band, von denen eigentlich nur das alte und trashige "The Dance" unterhält - wenngleich die Bild und Tonqualität extrem miserabel sind. Den Hochglanzfilm zu "Mother Earth" hat man oft genug gesehen, das "Ice Queen" Video ist vom knackigen Po der Nicht-Band-Protagonistin abgesehen, langweilig. Und wie sich das eben so gehört, macht den Hauptteil der DVD ein Konzert der Band aus. Genauer sind es drei Konzerte, aus denen die Setlist aus 12 Songs konstruiert wurde. Ein Plus auf Seiten der Abwechslung, ein Minus auf Seiten der Homogenität. Die Soundqualität ist oberste Sahne und für Livemitschnitte perfekt ausbalanciert, die Bildqualität passt. Auch vertreten ihr Auftritt auf dem Festival mit dem coolsten Namen ever: Pukkelpop! Und besonders lustig für den wochenendlichen DVD-Abend: Untertitel für alle Songs. So wird Karaoke einfach. Hat man genug von Berufssahneschnitte Sharon auf der Bühne, greife der geneigte Zuschauer zur DVD 2. Und bekomme Backstageeinblicke, einige Making Of Szenen, Verleihungen ihrer diversen goldenen und platinen Schallplatten, ein Bericht von ihrer Mexikotour und ein Interview. Alles was es wohl von der Band an optischen Eindrücken gibt, findet der Fan hier. Alle anderen haben ohnehin langsam die Nase voll und brauchen "Mother Earth Tour" nicht. Und jetzt mal ein halbes Jahr WITHIN TEMPTATION Pause bitte.
"As Descendants Of Stars...” hieß der Vorgänger zum aktuellen Album - und war richtig geil. ASTERIUS hatten damals mit einem Paukenschlag auf sich aufmerksam gemacht und einem Großteil der Black Metal-Szene gezeigt, wie weit sich die Grenzen des Genres strecken lassen. Aber irgendwie kam danach nicht mehr viel von den Jungs. Ok, sie waren live einigermaßen aktiv, haben u.a. beim legendären 2000er Wave-Gotik-Treffen gespielt (ihr wisst schon, das Festival, das pleite mache, wo keine Ordner mehr waren, Bands ohne Gage spielten, man Stühle klauen konnten und eigentlich nur Anarchie herrschte) und waren letztes Jahr mit Disillusion auf Tour. Aber ein Lebenszeichen in Form eines Tonträgers haben ASTERIUS nicht mehr veröffentlicht. Da war ich natürlich umso erfreuter, als mir zu Ohren kam, dass die Jungs gerade fleißig am Aufnehmen sind… Einige Monate später hab ich nun endlich das neue Werk der Band im Player rotieren und das Warten hat sich gelohnt! ASTERIUS haben sich musikalisch weiterentwickelt und ein mit "A Moment Of Singularity” ein reifes, kreatives, innovatives Metal-Album eingespielt. Sie haben ihre Trademarks behalten, von denen vor allem der zweistimmige Gesang raussticht, wobei ASTERIUS wirklich zwei Sänger haben und nicht einfach zwei Typen ins Mikro grunzen. Während der eine, Sirius, die klassischen Growls und Black Metal-Attacken reitet, ist sein Counterpart Andrash für die cleanen Vocals zuständig, welchen auf der Platte einen sehr großen Spielraum eingeräumt bekommen, hört euch nur mal "Another Me" (mit Fear Factory-Gitarren, geil!) oder den Opener an und ihr wisst, was ich meine. Da klingt der gute Mann sogar nach good old Bruce Dickinson! Doch trotz eines cleanen Sängers ist "A Moment Of Singularity” weder untrue noch verweichlicht, im Gegenteil, die Band steckt härtemäßig so einige andere in locker in die Tasche, wofür vor allem die Rhythmusfraktion verantwortlich zeichnet, die eine massive Wand aufbaut. Die Black Metal-Roots der Band kommen aber immer wieder durch, so mancher Part klingt richtig fies-böse old-schoolig, freilich in besserer Produktion als bei der durchschnittlichen Norwegerband. Wer beim Fragen nach Aufgeschlossenheit ganz laut "hier" ruft, sollte sich "A Moment Of Singularity” ruhig mal zu Gemüte führen, sich aber besser darauf einstellen, dass man die Platte ewig hören kann und immer neue Spielereien entdeckt. Soilwork, und damit kommen wir zum Schluss, spukt mir schon die ganze Zeit, die ich an diesen Zeilen sitze, im Hinterkopf rum. Soilwork klingen ähnlich, wenn auch mit viel weniger Black Metal in ihrer Musik (wenn überhaupt). ASTERIUS haben sich die letzten Scheiben der Schweden wohl auch öfter angehört. Also Jungs und Mädels, gebt einer der außergewöhnlichsten deutschen Bands eine Chance! (Bei der selbst der Remix eines Tracks ganz cool klingt...)