BLEED IN VAIN kommen endlich mit ihrem Debüt aus dem Quark, wurde auch mal Zeit. Die Italiener gehören zu den Bands, die ihr Heimatland musikalisch bekannt machen wollen (und werden), ohne auf den schrecklichen Pfaden eines Luca Turilli zu wandeln. Kein Power Metal, no sir! BLEED IN VAIN spielen eine moderne Form des Death Metal. Das klingt jetzt auch irgendwie bescheuert, aber besser kann ich das nicht beschreiben. Die melodische Schwedenschule hat ganz tiefe Spuren im Sound der Tifosi hinterlassen, während gleichzeitig gerade bei den Gitarren auch klassische Heavy Metal-Schule durchschimmert, man höre nur auf die vielen Soli. Sänger Enrico ist ebenso ein Wanderer zwischen den Welten und hat neben dem kratzig-aggressiven ATG-Gesang viele klare Einsätze, die sogar leicht an BORKNAGAR erinnern ("One Day Left") und dem Sound BLEED IN VAINs eine Abwechslung bescheren, für die andere Bands die Seels ihres Bassisten verkaufen würden. Überhaupt ist die Grundstimmung der Scheibe eher von majestätischer Natur und präsentiert sich als Mischung aus ICED EARTH, DARK TRANQUILLITY und BORKNAGAR. Da gibt es treibende Göteborg-Nummern wie "Crushing Level", die live ordentlich Headbangern gefallen dürften, und gleichzeitig eher langsame atmosphärische Nummern Songs ("Everytime, Anywhere"), bei denen auch SOILWORK ihre Finger im Spiel hatten. Unter den neun Songs findet sich kein Ausfall, dafür aber einige coole Highlights, wie der Titeltrack oder "Everytime, Anywhere", so dass BLEED IN VAIN für einen Haufen Leute interessant sein dürften und sich vom Fleck weg an die Spitze der italienischen Metal-Bewegung setzen können, Respekt!
Auf Veränderungen reagiert die schwarze Szene wie Vampire auf das Licht. Der Erfolg von DAS ICH ist dahingehend wenig verwunderlich. Denn auch "Lava (Glut)" geht dort weiter, wo beinahe alle DAS ICH Veröffentlichungen aufgehört haben. Sie tun gut daran, ihre Trademarks nicht zu ändern, auch wenn sie den Gelegenheitshörer damit von Album zu Album bis zur Unendlichkeit langweilen. Ackermanns Texte sind noch immer expressionistisch inspiriert und das nicht erst seit "Staub", der Gesang bleibt im rezitativen Theater und die Begleitungen tendtiell sparsam. Viel Neues gibt es daher auch hier nicht. Ob man darin ausdrucksstarken Intellekt, nekrophilen Nonsens oder unterhaltsamen Gothicchic sieht bleibt natürlich jedem selbst überlassen. DAS ICH und Anhänger würden sicherlich ersteres wählen (einzig "Uterus" wirkt doch sehr plakativ), letzteres wäre wohl auch bei Kritikern der Band zu blasphemisch. Das ein ums andere Mal überraschen leicht versetzte Rhythmen ("Schwarzer Stern" oder "Tot Im Kopf"), schöne und düstere Melodien aus Keyboards und Streichersounds gibt es überraschend oft. Als wohl abwechslungsreichster Song dürfte "Lava" durchgehen, tanzbar wird es bei "Fieber". DAS ICH waren und bleiben einmalig und nicht Schubladenkonform. Nur die Idee an sich setzt langsam Rost an, da hilft auch ein gutes Album "Lava (Glut)" nicht. Ebenfalls erschienen ist "Lava (Asche)" mit Clubversionen der Songs.
Kritik an der politischen Ökonomie? Das bringt dieses Album sicherlich nicht. Auch keinen absoluten Überhammer. NODE veröffentlichen vielmehr eine Scheibe, die die Rezipientenschar spalten wird. Auf der Habenseite steht das sicherlich vorhandene Potential der erfahrenen Band aus Italien. Mit diesem fertigten sie eine gelungene Mischung aus melodischen Death Metal der Marke "In Flames", softerem Schweden-Thrash und unternehmungslustigeren Projekten aus dem Hause Prog-Death am. Der Opener "War Goes On" zündet sofort, und auch das nachfolgende "Twenties" bleibt hängen. Allerdings fällt schon hier auf, dass sich die Jungs manchmal ein wenig verzetteln. Auch "Outpost" beginnt wie ein großer Melodic-Death-Metal-Hit, doch immer wieder machen Breaks die aufkommende Stimmung beinahe zunichte. Und so was passiert öfter, "Retreat ´42" ist ebenfalls so ein Beispiel. Ich denke, auf keinem der Titel wird die Atmosphäre von Anfang bis Ende beibehalten, nicht einmal bewegt sich der Song auf einem bleibenden Level. Ob die Italiener mit Einspielern wie "Wollt Ihr den totalen Krieg" oder der russischen Nationalhymne ihre Geschichtskenntnis beweisen wollen, wer weiß das schon? Muss nun nicht sein. Genau wie das Cover von Queensryche Opus "Empire". Daran kann man sich einfach nur die Zähne ausbeißen. Letztlich bleibt unterm Strich ein durchwachsenes Death-Thrash-Album, aus dem die Stiefeletten sicherlich hätten mehr noch machen können.
Und der Himmel tat sich auf, es regnete Dollarnoten und in einem Sony Büro leuchteten die Augen einiger A/R Manager. Nicht nur, dass EVANESCENCE aus dem Nichts zu einem Multiplatingeschäft wurden, eine Hochzeit von SEETHER mit ebendiesen, brachte mal eben eine überaus erfolgreiche Maxi hervor. Ein Album, dass als "Disclaimer" bereits vor dieser Maxi "Broken" mit Amy (zum Punisher Soundtrack), vor über einem Jahr veröffentlicht wurde, kommt mit einem kleinen Namenszusatz erneut in die Läden. Und SEETHER sind kompromissloser als es die härtesten der Harten sein können: Kompromisslos kalkuliert und unspektakulär bis Tief ins Mark. Vom deutlich härteren "FXXX It" abgesehen, dümpelt SEETHER in einer von CREED und NICKELBACK ausgehobenen Grube mit Seattler Regenwasser. Technisch ist das natürlich alles hochglanzpoliert und perfekt produziert. Der Gesang radiotauglich und angenehm zu hören, wenngleich er massive Parallelen zu genannten aufweist. Rockende Midtempo-Songs, mal lauter, mal leiser, nur ein größerer Ausreißer. "Broken", einmal mit und einmal ohne Amy Lee, ersetzt zwar den Kauf der Maxi, rettet eine herzlose Wiederveröffentlichung aber nicht vor dem Mittelmaß - für das es aber zweifellos großes Potential gibt.
Nach nunmehr sechs Studioalben sind auch die Vollblut - Doomer um NAPALM DEATH - Aussteiger Lee Dorrian an der Reihe, die Fans mit einem "Best - Of" - Programm zu verwöhnen. Ausgewählt wurden Songs aller Werke, von "Forest Of Equilibrium" (1991) bis hin zu "Endtyme" (2001), so dass das gesamte Schaffen der Band abgedeckt wird. Als besonderes Bonbon liegt der Scheibe eine zweite CD bei, die etliche rare und unveröffentlichte Songs präsentiert, wie zum Beispiel mit "Rabies" eine WITCHFINDER GENERAL - Coverversion, zwei rare Live - Tracks (einer davon - "A Funeral Request" - von der 1994er Tour mit Victor Griffin, Joe Hasselvander (beide PENTAGRAM) und Scott Carlson (REPULSION) im Line - Up) oder diverse Neuaufnahmen, bzw. Demo - Versionen alter CATHEDRAL - Klassiker. Ehrlich gesagt, ist die Bonus - CD das einzige Argument, das diese Compilation rechtfertigt, denn die Interessierten haben sowieso schon alle Alben der Doomies im Regal und alle Anderen sind mit den regulären Alben besser beraten. Die Songauswahl ist rein objektiv sehr gelungen, die Spielzeit wurde bis zur letzten Sekunde ausgenutzt, im Booklet finden sich zwei unveröffentlichte Interviews und zudem präsentiert "The Serpent’s Gold" ein schön anzusehendes Cover - Artwork von Dave Patchett. Ob man jedoch nicht besser daran getan hätte, die Bonus - CD als "Stand Alone" zum Midprice anzubieten, sei dahingestellt. Aber dann kann man auch wieder stundenlang über Sinn und Unsinn von "Best - Ofs" debattieren… Einsteiger bekommen hier jedoch ganz neutral "Value For Money"!
Disc 1:
1. Ride
2. Hopkins (Witchfinder General)
3. Autumn Twilight
4. Midnight Mountain
5. Soul Sacrifice
6. Enter The Worms
7. Stained Glass Horizon
8. Vampire Sun
9. Cosmic Funeral
10. Ebony Tears
11. Melancholy Emperor
12. Equilibrium
13. Utopian Blaster
14. Voodoo Fire
15. Imprisoned In Flesh
Disc 2:
1. Hide And Seek
2. Neophytes For Serpent Eve (Demo)
3. Violet Breath
4. Night Of The Seagulls (Demo)
5. Magic Mountain
6. A Funeral Request (live)
7. The Olde Oak Tree
8. Schizoid Puppeteer
9. Carnival Bizarre (Demo)
10. Rabies (Witchfinder General Cover)
11. Blue Light (live)
12. Commiserating The Celebration (Of Life) (Demo)
INVIDIA reihen sich ein in die stetig wachsende Schar talentierter Underground-Bands, die der schwedischen Schule nacheifern. Allerding kommt dieser Haufen nicht aus Schweden oder Finnland (wo ja in letzter Zeit verdammt viel zu passieren scheint), sondern aus der Heimat von ANTRHAX und MADBALL - New York City. Trotzdem kein Tough Guy-Gepose, sondern frischer, roher, melodischer Death Metal mit einem leichtem Black Metal-Touch. Nach einem coolen Flamenco-Intro geht’s "Rise Of The Unborn" ohne Umschweife auf die Schnellstraße Richtung Göteborg. Die offensichtlichen Vorbilder sind hier ATG, In Flames und Konsorten. INVIDIA legen viel Wert auf Melodie und Groove und haben einige nette Riffs im Ärmel, die durch die rohe Produktion aber nicht immer voll zur Geltung kommen, ganz anders beim Basser: der darf sich beim Produzenten bedanken und ist einer der wenigen glücklichen Viersaiter, der auf einer Scheibe mal richtig gut zu hören ist und viel mehr Rampenlicht bekommt als die meisten seiner Kollegen. INVIDIA sind eine recht junge Band (alle um die 20), haben aber bereits Gespür für melodischen Death Metal, der ein wenig auf der Suche nach eigener Identität ist. Einziges Manko der an und für sich coolen Scheibe ist die relative Eintönigkeit beim Songwriting. INVIDIA haben ein schnell nachzuvollziehendes Schema beim Songwriting, welches sie bei jedem der vier Songs angewendet haben. Das ist ja ok, nur hätten sie ein wenig experimentierfreudiger sein können, denn so sind die Songs recht austauschbar und gehen ineinander über, ohne erkennbares Ende oder Anfang. Aber vielleicht war das ja auch gewollt, bei den Amis weiß man ja nie hehe. "Reflections Of The Shattered Glass” ist eine schön rohe Death Metal-Scheibe und der Beweis, dass auch in New York nicht alles Hardcore ist, was Mucke macht.
Das Album mit dem außerordentlich programmatischen Namen bietet eine Zusammenstellung von älteren Titeln der Band von den nicht ganz einfach zu findenden Scheiben "Peter Pan" (1997), "Rocketfuel" (1998), "Home Steel" (1999), "Killermachine" (2000) und "Premium Quality... Serve Loud" (2001). Der flotte Dreier aus der Geburtststadt des Dynamos besorgt’s uns mal wieder, wie der Name der CD schon sagt, laut, gemein, schnell und dreckig. Mit 18 Songs demonstrieren die Käsköpp ihre Stärken, haben viele Hits dabei, wenn ich da nur "Resurrection" oder "Pedal To The Metal" denke. Und an den Hidden (Live) Track. Fein macht sich auch die germane Zunge beim absch(l)ießenden "Auf der Axe". "Jetzt geht’s los, immer geradeaus…." singen sie da. Und sagen damit eigentlich alles.
Die fünfte Ausgabe der BYO-Split-Series kommt mit dem ALKALINE TRIO und der ONE MAN ARMY. Zum Anhalt: Ihr kennt vielleicht die Ausflüge der Hosen in englische Punk-Gefilde. In diese Richtung tendieren beide Kapellen, vielleicht ist es melodischer Punk zu nennen. Beide Bands erzeugen eine etwas melancholische Atmosphäre, die aber nie zu traurig wird. Letztlich hat mir der Krempel zu wenig ecken und Kanten, erinnert manchmal gar an die Ärzte mit englischen Texten, The Doctors quasi. Beide Bands unterscheiden sich im Härtegrad kaum, wenn überhaupt kommt die ONE MAN ARMY etwas dreckiger, erinnert erneut an THE CLASH. Die ganze Scheibe "Rumors And Headlines" gefiel mir jedoch viel, viel besser. Anspieltipps gibt es aber dennoch so einige, für das Trio nähme ich "Wait For The Blackout", für die Armee "The Radio Airwaves Gave Me A Lobotomy".
BYO Split Series Volume V: Alkaline Trio/ One Man Army
"METAL WITCH ist eine so genannte Freizeit- oder Amateurband" steht auf der Homepage der Band aus dem feinen Hamburger Vorort Wedel. Die Jungens haben sich einen Traum erfüllt, das ist schön. Und sie dürfen jetzt sogar auf dem "Headbangers Open Air" spielen. Genau da könnten sie, wenn überhaupt außer in Wedel, auch ihr Klientel finden. Hausbackener Heavy Metal mit vielen bekannten Riffs, beinahe denglischen Texten und einer sehr gewöhnungsbedürftigen (positiv) oder eben nervigen (negativ), weil krächzigen, schiefen Stimme gibt´s zu hören. Peinliche Kuhglocken fehlen ebenso wie klischeehafte Inhalte nicht. Beispiele? Vielleicht Songtitel wie "Kiss My Ass" oder "The Curse Of The Wolf"? Altes Metall eben, Musik wie vor 25 Jahren, auf Demo-Level. Pate gestanden haben Kiss, Priest, Saxon und Konsorten. Aber es ist, wie es ist: Auch diese Band wird ihre Zielgruppe haben, und das ist gut so. Manchem allerdings wird es sich zu sehr nach Freizeit- und Amateurband anhören. Wer es haben will, der bekommt das Scheibchen für 10 Euro inklusive.
"Hirntot an der Lahn" lautet das Motto dieser Thrasher der ganz alten Schule. Allein die Aufmachung mit selbstgepinseltem Cover, die Namen der Titel wie "Violator" oder "Thrashattack", der Bandname, vor allem aber die Mucke lässt auf eine tiefe Verwurzelung der Band in den 80ern schließen. Da klingt der olle Schmier nicht selten bei den Vocals durch, musikalisch hört sich das Ganze an wie eine Outtake von den begnadeten "Metal-Massacre"-Samplern. Nun ist das Produkt ein Demo und so hört es sich auch an, zwar sind die einzelnen Songs recht gut zu hören, insgesamt aber könnte alles ein wenig dicker sein. Macht aber im Grunde auch nichts, denn Liebhaber von Scheiben wie "Sentence of Death", "Kill Èm All" oder "Endless Pain" sollten hier unbedingt zugreifen. Nun finde ich aber doch ein Haar in der Suppe. Bei aller Freude über den Retro-Sound der Jungens gefällt mir eine Scheibe wie die von Hatred doch besser. Sie bewahren sich den traditionellen Spirit, schaffen aber den Spagat in die Neuzeit gleichzeitig und ebenfalls. Das ist es, was BRAINDEADZ ein wenig fehlt. Nun denn, Fans der traditionellen Machart wird�s nicht stören und genau für die ist diese Scheiblette auch schmackhaft. Die müssen nicht mal hirntot sein, um die sieben Euro zu investieren.