Das Info nennt "Anomalies” "challenging” und trifft damit den Nagel auf den Kopf. CEPHALIC CARNAGE sind keine Band, die Metal zum Nebenbeihören macht, im Gegenteil. Die Amis schrammen immer an der Grenze zur absoluten Stressmucke vorbei, was sie auch auf "Anomalies" wieder zeigen. Selbst rockige (!) Passagen mit cleanem Gesang ("Dying Will Be The Death Of Me") sind nur kurze Verschnaufpausen, bevor die Amis wieder blasten und grinden, was das Zeug hält. Zwar haben CEPHALIC CARNAGE immer einen ganz eigenen Groove und verzetteln sich nie in völlig abgefahrenen Parts, aber der Wechsel aus doomigen Passagen, erwähnten rockigen Einschüben und gnadenlosem Geballer kommt oft abrupt daher und kann den unbedachten Hörer schnell überfordern. Oder nerven, was noch viel schlimmer ist. Wer die Jungs mal live gesehen hat, weiß wie geil CEPHALIC CARNAGE live funktionieren und wird "Anomalies" mit ganz anderen Ohren hörne. Der Rest sollte sich einfach Zeit nehmen und in einem dunklen Raum "Anomalies" unter Kopfhörern genießen. Und natürlich für eine musikalische Achterbahnfahrt bereit sein. In diesem Sinne: ride on!
Bei SCAAR handelt es sich um eine schwedische Metalformation, die sich dem Sound von PANTERA, MACHINE HEAD und SLAYER verschrieben hat. Und der englischen Sprache nicht ganz mächtig ist - oder schreibt man Scar nicht mehr nur mit einem A? Vielleicht gab es ja auch in Schweden eine Rechtschreibreform, diesmal das Englische betreffend. Ok, eher wüste Theorie. Weniger wüst ist da "The Second Incision", das zweite Scheibchen der Schweden. Ihr Debüt ist mir unbekannt, hat aber Karmageddon dazu bewegen können, SCAAR unter Vertrag zu nehmen, kann also nicht so schlecht sein. "The Second Incision" bietet durchweg modernen Thrash Metal, dem vor allen bei den Gitarren die Liebe zu PANTERA anzumerken ist ("Revolting Obscenity"). Meistens geht es recht flott und mit ordentlich Groove zur Sache, eingestreute langsame Parts nerven eher und gelingen SCAAR eigentlich nicht ("The Poltergeist Song"). Besser sind die Schweden, wenn sie wie bei "Infected" ihre Gitarren sägen lassen, Sänger Alex shouten lassen und einen ordentlich Klangteppich legen. Ziemlich fett und besser als die meisten MACHINE HEAD-Songs. Da schleicht sich sogar mal ein Death Metal-Riff in die Musik, sehr nett. So geht es mehr als passabel durch die acht regulären Songs (Nummer neun ist ein Outro) und SCAAR hinterlassen einen ziemlich guten Eindruck. Mit einer guten Scheibe wie dieser und ein, zwei richtigen Touren könnte da was Großes aus Schweden kommen!
Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie sehr mich 2001 das Debütalbum "Tales Of A Tragic Kingdom" umgehauen hat. Die Songs klangen eingängig, wahnsinnig melodiös und abwechslungsreich. Das zweite Album der Band "Danger" ging irgendwie an mir vorbei und ich habe bisher keinen einzigen Song davon gehört. Mittlerweile hat sich auch ein bisschen was an der Bandformation geändert - mit Tobias Wernersson ein weiterer Gitarrist in die Band rein und Drummer Jocke Unger wurde durch Johan Dydberg ersetzt. Geschadet hat es auf jeden Fall nichts denn schon der Opener "Soulseeker" lässt alte Frischen aufleben. Melodien für Millionen würde man vielleicht in der Volksmusik sagen aber im Metalbereich muss dies ja nicht unbedingt etwas negatives bedeuten. Schöngespielte Lead Gitarren, geile Keyboardpassagen und vor allem viele Ideen kommen aus den Songs hervor. Und als weiteres Highlight an der Band muss man wirklich Sänger Rikard Larsson hervorheben. Klingt dieser Bursche doch tatsächlich an vielen Stellen wie Joey Tempest von EUROPE. Da dürfen dann auch mal Midtempo Songs wie "One More Promis" oder das etwas schnellere "My Revenge" an die schwedischen Kollegen erinnern. Natürlich sind nicht alle Songs im alten EUROPE Stil - schnelle Double Bass Drum Nummern mit schnellen Gitarren Soli wie "Die In A Dream" gibt’s nämlich auch. Das Album besteht in jedem Fall nur aus Ohrwürmern - es macht Spaß, es rockt und es ist prima geeignet für den anstehenden Frühling….
Ob "Sasha" mit dem ziehenden Untertitel "Sex Secret" zu den musikalisch überzeugenden Tracks des letzten Albums gehört, kann bezweifelt werden. Denn die subtile Art des Duos geht bei dieser Maxi wegen der seltsamen Mischung deutscher Vocals in den Strophen und englischer Vocals im Chorus zumindest für meine Ohren verloren. MOGUAI, der bereits einen Remix zu "Ich & Elaine" fabrizierte, hat auch bei diesem Song das beigesteuert, was er kann: Rockige Dancebeats mittleren Tempos, elektronisch und zum mitwippen aber ohne Langzeitwirkung. "Sasha" kehrt nicht die Stärken der Band nach vorne, zu einfach der Rhythmus, zu offensiv und schnell durchschaut der Text. Nette Mucke für nebenher, und da 2RAUMWOHNUNG schon gezeigt haben, dass sie anders können, ist "Sasha" kein Meilenstein der Bandgeschichte. Die Maxi enthält neben 3 Remixen des Tracks den Song Wolken Ziehn Vorbei (Pet Mix).
THE SKREPPERS bringen mit dem aktuellen "Call Of The Trash" bereit ihr drittes Werk auf den Weg und der Sound, denn sie uns präsentieren ist ein schräger Mix aus ROCKY HORROR PICTURE SHOW (vom Feeling & der Stimmung der Songs her), den SEX PISTOLS (was die punkig angehauchten Riffs betrifft) und viel augenzwinkender TRASH Rock’n’Rotz. Hierbei sind durchaus einige Parallelen zu ihren Landsmännern The 69 EYES nicht zu übersehen. Der Hang zum ironischen fängt schon beim durchaus ansprechenden Cover mit einer netzbestrumpften Lady an und geht weiter mit aberwitzigen natürlich stets etwas gesellschaftskritischen Texten mit Songs wie "My Girlfriend Is A Prostitute", "Jesus Saved My Sexlife" oder das coole "Mambo Limbo Rocket". Diese Finnen sind sicherlich keine Band von der Stange und geben sich so gar nicht trendy angepaßt. Insbesondere der Sänger (erinnert mich mit seinem nasalen Organ irgendwie an FLASH & THE PAN) hat schon ziemlich einen (positiv) an der Waffel - er nennt sich "Special K" (bürgerlicher Name: Hiili Hiilesmaa) und normalerweise ist als Produzent u.a. von WALTARI, HIM oder MOONSPELL aktiv. Bei den legendären Liveauftritten der Kapelle scheut er sich übrigens nicht, in High Heels vor die Meute zu treten. The Skreppers sind schon seit über 15 Jahren in ihrer Heimat eine ganz große Nummer, bei uns wird es auch mit der neuen Scheibe im Gepäck sicher noch etwas dauern aber einige der stets lässig präsentierten Songs auf "Call Of The Trash" sind gar nicht mal so schlecht. Dass auf der CD auch einiger "Müll" (wie auch schon der Titel sagt) zu finden ist, stört dabei nicht weiter. Die Jungs kommen vor allem witzig und irgendwie originel rüber, klar musikalisch anspruchsvolle Sachen gibt´s anderstwo hier steht einfach Entertainment im Vordergrund. Die Tracks sind relativ roh gehaltener Rock´n´Roll ohne jeden Schnick Schnack halt. Ja es gibt also auch Finnen die fröhlich klingen können. Live rentiert sich ein Besuch bei diesen etwas durchgeknallten Jungs sicher noch etwas mehr als auf Platte, denn hier muß man sich schon etwas intensiver einige Durchläufe gönnen. Auf der HP der SKREPPERS gibt es ansonsten vorab einige Soundsamples zum Probehören sowie die aktuelle Vorstellung zur "Pussy Of The Week".
Bands wie GUTLOCK machen beim Schreiben nicht immer Freude, lassen sie sich doch nur schwer in bestehende Schubladen oder Genres einordnen, die nötig sind, um den Leser ein einigermaßen stimmiges Bild liefern zu können. Ich sach mal moderner Metal. Kein Arschcore oder sowas trendiges, echter, ehrlicher Metal. Fette Gitarren, Growls, cleaner Gesang, Melodie, Wucht, Abwechslung. An diesen Merkmalen lässt sich GUTLOCK festmachen. Mid Tempo-Stampfer wechseln mit flotten Passagen, wobei GUTLOCK in den wuchtigeren langsameren Passagen eher glänzen können. Sänger Thomas deckt ein breites Spektrum ab und growlt sich annehmbar durch die Songs, wie er Licht und Schatten beim cleanen Gesang ist. Teilweise klingt das echt cool, teilweise klappen sich echt die Fußnägel hoch. Sehr cool sind die ruhigen, fast schon gesprochenen Parts ("Brush"), die in Rap-artige Vocals übergehen und bei mir irgendwie Gedanken an SLIPKNOT aufkommen ließen. Insgesamt steigert sich die Scheibe mit zunehmender Dauer, gerade die letzten drei Tracks vor dem getragenen Rausschmeißer "Never Get Me" sind sehr cool und feiner Metal Marke 2005. Ganz ordentliche Scheibe, mit denen GUTLOCK im Lager von MACHINE HEAD- und SOULFLY-Fans sicher landen können. PS: gute zehn Minuten kommen übrigens durch mehr oder weniger witzige Outtakes in dem Hidden Track zustande.
Kolumbien war mir bisher nur für brutalen Death Metal und SHAKIRA bekannt. Aber auch der satanische rohe Black Metal hat in dem Land seine Anhänger, die sich unter dem Banner UTUK XUL zusammengeschlossen haben. Keine Ahnung, was es mit dem Bandnamen auf sich hat, sicherlich was furchtbar Böses und so. Aufgenommen wurde diese zweite Scheibe des Quartetts bereits 2003, hat aber erst jetzt seinen Weg nach Europa gefunden. GORGOROTH-Fans können endlich aufatmen und die Wartezeit bis zum neuen Album mit der Scheibe locker überstehen, klingen UTUK XUL doch so roh und bösartig wie die Nordlicher vor fünf Jahren. Unbarmherzig wird geprügelt, dass es eine Freude ist, die Gitarren ergehen sich im Bienenschwarm-Geballer und scheißen auf Soli und stehen dem Drummer in Sachen Geschwindigkeit in nichts nach. Das mag für manche eintönig sein, aber das sind eh Poser. Für den Kenner rohen Black Metals (Keyboards? Wer braucht denn das?) ergibt sich zusammen mit dem keifenden Gesang eine dreiviertelstündige Lektion in Sachen kompromißlosem Black Metal, der dazu noch gut produziert daherkommt und nicht im undergroundig-truen verwaschenemen Müllsound endet. UTUK XUL sind keine Band, die sich außerhalb der beinharten Black Metaller Freunde machen wird, aber das wird den Jungs klar und egal sein.
Ich möchte zu gern wissen, was in den Autor des Infozettels zu DESPISED ICON gefahren ist. Faselt da irgendwas von einem Hybrid aus Death Metal und Metalcore, den wir auf "The Healing Process" hören würden. Vor zwei Jahren wäre die Scheibe schlicht und einfach Death Metal gewesen, Punkt. In der Band tummeln sich einige bekannte Gesichter der kanadischen Metal-Szene, u.a. Mitglieder von NEURAXIS und IN DYING DAYS. Und da viele Sachen zu zweit mehr Spass machen als alleine, haben DESPISED ICON zwei Leute am Mikro, die sich das Gegrowle und tiefe Gegurgel teilen. Klingt ganz cool, auch wenn man selten wirklich raushört, dass es zwei Leute sind. Beim Mittelteil von "Warm Blooded" ist ´ne ganz gute Stelle dafür. DESPISED ICON ballern sich ziemlich brutal durch das Album und haben eine Menge Blast-Parts eingestreut, die die Nähe zu NEURAXIS deutlich machen, auch wenn die technischer unterwegs sind. Womit nicht gesagt sein soll, dass DESPISED ICON technisch nichts auf der Pfanne haben, auch die Jungs haben jede Menge Anspruch in die Mucke verpackt. Die einzige Parallele im ansonsten puren Death Metal sehe ich in den vielen Breaks, aber das reicht für mich nicht, um eine Band HC zu nennen. Auch die durchgehende Kurzhaarfrisur der Mucker nicht hehe. DESPISED ICON sind brutaler, recht technischer Death Metal - das reicht mir. Eine feine anspruchsvolle Death Metal-Platte, die CRYPTOPSY, KATAKLYSM oder NEURAXIS in Sachen Anspruch und Qualität in nichts nachsteht.
AUTUMN aufgrund der geografischen Herkunft, ähnlicher Bandbesetzung und der Openerposition auf der letzten WITHIN TEMPTATION Tour mit ebendiesen zu vergleichen, wäre zwar einfach aber würde der Sache nicht in Ansätzen gerecht. Zu leugnen sind diese Dinge zwar nicht, die musikalische Ausrichtung schlägt jedoch in eine gänzlich andere Richtung als bei den chartstürmenden Landsmännern und Frauen. Der Opener "The Coven" stellt schnell zwei Dinge dar: Penetrant poppig ist anders und Heavenly Voices sowieso. Und damit sind die beiden größten Steine des Anstoßes genommen und zugleich die größten Stärken von AUTUMN nach außen gekehrt. Der ungeheuer kraftvolle, verhältnismäßig tiefe weibliche Gesang gefällt auf ganzer Linie und verbindet Unaufdringlichkeit und Power gekonnt. AUTUMN setzen auf schleppende Songs, ein bisschen Gothic, ein bisschen klassische Metalriffs, leider aber auch manchmal eine zu leichte und vorhersehbare Lösung im Chorus. Die Keyboards halten sich im Hintergrund und entziehen den Gitarren nie die Heaviness. Sie haben keine Hymnen geschrieben, wohl aber selbstbewusste Songs denen manchmal etwas die Ideen aber nicht die Tiefe fehlt. "Whispering Secrets" transportiert dank Ziehharmonika zwar Seemanslaune und bedient einige Klischees, wird aber live sicherlich irgendwann zu den Songs gehören, die das Publikum fordern wird: Deathige männliche Gesangsparts im Refrain und das perfekte Tempo zum Hüftenwackeln. Die Tour mit WITHIN TEMAPTAION war sicherlich ein Glücksgriff für AUTUMN, der letzte Feinschliff in Punkto guter Ideen kommt mit dem nächsten Album, da bin ich mir sicher.
Als Monster Melodic Metal wird STARBREAKER seitens des Labels recht reißerisch angepriesen; wobei man sich schon mal fragen darf, ob das Monster sich nur auf die Bandmitglieder oder auch auf das musikalische bezieht. Für das DEBÜT "Starbreaker" wurde auf jeden Fall mal einiges in die Besetzung investiert. Neben Ausnahmesänger Tony Harnell (TNT) wurde mit Gitarrist Magnus Karlsson (Last Tribe), Schlagzeuger John Macaluso (Malmsteen, Ark) und Bassist Fabrizio Grossi (Steve Vai) eine illustre Schar hochkarätiger Musiker versammelt und das Ganze mit dem Etikett "Allstarband" versehen. Gut und fett produziert und ein ansprechendes Coverartwork sind da ja dann auch selbstverständlich. Und obwohl es am musikalischen Können nicht hapert (vor allem Mr. Harnell ist immer noch einer der Sänger überhaupt) ziehen einige der 12 Songs ohne erkennbaren Wiederhall vorbei. Zwar sind mit dem furiosen Opener "Die For You", die nachfolgende mit einem Hammerchorus versehene Melodic-Hymne "Lies", der spannungsgeladenen Powerballade "Days Of Confusion" und das radiotaugliche "Light At The End of The World" einige absolut klasse Tracks am Start - leider kann man nicht alle Songs auf diese Stufe stellen. STARBREAKER schielen mit ihrem zwischen Rock und Metal angesiedelten powervollem und mit leichtem Prog angereicherten Sound in die Masterplan–Ecke - müssen sich mit ihrem hoffnungsvollem Debüt aber erst mal hinten an stellen. Das Album macht zwar Spaß und geht recht fix ins Ohr, aber am Songwriting sollte man für das nächste Werk doch noch etwas feilen. Bei dieser Besetzung muss einfach noch mehr drinnen sein. Fazit: solide Scheibe großartiger Musiker (und vor allem mit einer überzeugenden Gesangarbeit des herausragenden Tony Harnell), aber ansonsten leider doch noch etwas zu unspektakulär - nicht mehr, aber auch nicht weniger.