Mit ihrer 2003er Promo wollten DISPERSION einen Deal an Land ziehen, was aber anscheinend nicht geklappt hat. So wird das neue Album "Todgeweiht" eben im Eigenvertrieb unter die Leute gebracht. Und wie schon bei der Promo können DISPERSION auf ganzer Lini überzeugen: feiner brutaler Death Metal wird hier gezockt, garniert mit deutschen Texten, was natürlich sofort den Gedanken "JACK SLATER" aufkommen lässt. Ist aber wurscht, weil Growler Tim so tief grunzt, dass man eh nix versteht - genau so muss ein guter Grunzer sein hehe. Die Produktion ist sehr fett, wobei die Gitarren und Gesang an SFU erinnern, während die Drums so abgenommen wurden, dass sie wie die ganzen Blastgötter Marke BRODEQUIN klingen. Sehr gelungene Mischung, die dem Sound von DISPERSION eine eigene Marke gibt. Die zwölf Songs auf dem Longplayer können durchweg überzeugen und gut gemachten amerikanischen Death Metal bieten, mit allem was dazugehört. Keine Ahnung, warum DISPERSION nicht bei nem Label unter Vertrag sind, verdient hätten sie es mit der Scheibe allemal. Also unterstützt den deutschen Underground und kauft euch diese Pladde. Es wäre eine Schande, wenn DISPERSION noch länger ohne Deal und Supporter im Underground versauern müssen!
Ziemlich unbekannt sind FULC in Deutschland, die 2001 im britischen Leeds gegründete Kapelle hat auf der Insel aber bereits eine Full-Length veröffentlicht. Bei ihrer Deutschland-Premiere erinnern die Engländer nicht selten an eine moderne Nirvana-Variante vor allem Sänger Duane Walker erinnert an den "Sich-den-Kopf-Weggeballerten". Natürlich könnte man auch Referenzen wie Alice In Chains nennen, muss man aber nicht. Denn während AIC schon immer auf den Kommerz geschielt haben, konzentrieren sich FULC auf den eigenen Schwermut, auf Härte, auch auf mangelnde Tanzflächen-Kompatibilität. Denn wenn sich die rockenden Alternative-Modern-Metal-Jünger aufmachen, um neu einstudierte Schrittchen zu präsentieren, dann, prompt und überraschend kommt eine Wendung - und aus dem rockigen Ohrwurm wird ein trauriges Statement gegen alle Ungerechtigkeiten auf der Welt. Das hier ist Musik für alle die, denen Metal zu uncool ist. Wer auf der Schanze in Hamburg coole Klamotten trägt und (nicht wirklich) harte Mucke hören will, der ist bei FULC optimal bedient. Falls die Jungs weiter machen, sich eben nicht erschießen oder anderweitig umbringen, dann ist hier einiges drin. Zumal die Herrschaften aus der britischen Arbeiterstadt die Energie ihrer Urväter auf der Bühne umsetzen. Also: "Alternative" sollten reinhören.
Manchmal kennt die Witzischkeit keine Grenzen. Da wird gelacht und sich auf die Schenkel geklopft, dass man Deutschland als die echte Hümörbömbe wahrnehmen müsste. Aber nein, wir bleiben auf unserem Image als verkniffene Arbeitstiere sitzen. Liegt vielleicht auch am sehr bemühten Witz, der schnell ins Nervige umschlagen kann. JBO können das ja fantastisch. OPERATION COUNTERSTRIKE sind auch so Kandidaten, jedenfalls textmäßig. "Stronger Than Sauerkraut". "Muh-Muh Land". "Death Metal-Owls From Hell”. Ich lach’ mich tot. Irgendwann ist halt mal gut. Musikalisch setzt sich die Wizitschkeit aber nicht großartig fort, statt Heiterkeit gibt’s die alte Death Metal-Keule, ganz annehmbar runtergezockt. Sänger Meikel bemüht sich um Abwechslung, growlt auch ganz anständig, stinkt aber bei den normaleren Parts eher ab und erinnert an einen Testosteron-Kenny. OPERATION COUNTERSTRIKE haben für meine Ohren einen amerikanischen Einschlag und erinnern an Groove-Monster wie OBITUARY, ohne deren Klasse zu erreichen. Die lustig betitelten Songs rumpeln so vor sich hin, ohne aus dem Schema auszubrechen. Das klingt kurzzeitig ganz nett, auf Dauer aber eintönig und belanglos. Gute Ansätze sind schon da, aber auch zu viele Durchhänger.
Für viele inklusive mir ging mit dem ersten CIIC Album ein kleiner Traum in Erfüllung: endlich wieder einen der besten Metal Sänger überhaupt auf einem Silberling. Nach dem Ausstieg von Zak Stevens bei Savatage konnte niemand ahnen, dass es schon bald mehr Zak Stevens als Savatage Veröffentlichungen in Folge geben wird. Mit "The Middle Of Nowhere" knüpft CIIC auch nahtlos an ihrem Debütalbun an und das, obwohl die gesamte Mannschaft um Zak ausgetauscht wurde.
Musikalisch klingen manche Songs auch schon mal etwas härter und moderner - so wie "All That Remains" oder auch "Cynical Ride". Gleichzeitig finden wir jedoch auch die Verbindung zu den eingängigen Gitarrensoli und spannenden Riffs wieder. Die Songs sind allesamt zwar nicht so eingängig wie noch auf "Watching In Silence" und brauchen quasi zu Beginn noch ein paar Anläufe bis sie zünden. Doch die Stimme von Zak hilft schnell in die Songs hinein zu finden. Und sind wir ganz ehrlich, dann erinnern die Songstrukturen hier und da an Meilensteine wie z.B. der "Handful Of Rain" Platte. Der bombastische Titelsong "In The Middle Of Nowhere" vor allem mit dem genialen Keyboardpart und Gitarrensolo im Mittelteil ist zweifelsohne DAS Highlight des Albums und der mehrstimmige Ausklang verrät uns dass die Ähnlichkeiten zu Savatage beabsichtig aufrecht erhalten werden sollen. Und wen stört das? Mich nicht!
Es gibt in Wacken viele Bühnen, man kann allerhand kaufen - und nach jedem Jahr das Festival am heimischen Audio-Wiedergabegerät Revue passieren lassen. Dazu eignet sich der vorliegende Sampler natürlich blendend, weil sich hier etliche Höhepunkte der 2004er-Veranstaltung finden. Natürlich wird der ein oder andere IG-Metaller den ein oder anderen Song auf den drei CDs vermissen. Wie ich zum Beispiel irgendwas von Satyricon oder Sufferage, den lokalen Hamburger Death-MetallerInnen. Wie überhaupt die dritte CD komplett fehlt, denn diese Zusammenstellung besteht ja aus drei Tonträgern, die es angeblich auf mehr als 210 Minuten Spielzeit bringen sollen und in liebevoller Verpackung auf den Markt kommen. Das vorliegende Material beschränkt sich eben auf zwei CDs, deswegen ist die Liste der enthaltenen Songs auch unter Vorbehalt. Und wie es bei Compilations so ist: Das Songmaterial ist genau wie die Sound-Qualität unterschiedlich, kann sich aber insgesamt wirklich hören lassen. Außerdem haben die Macher um Metalium-Ratz das Ganze recht authentisch zusammengefriemelt und viele Ansagen und Live-Atmo reingepackt. Und: Ein Preis von 14,99 Euro ist nicht von schlechten Eltern für drei Silberlinge. Wer also vom WOA nicht genug kriegen kann, ist hier gut bedient. Hier die vom Hersteller angegebenen Songs:
CD1: Anthrax - Indians / Anthrax - Only / Destruction - Nailed to the Cross / Children of Bodom - Sixpounder / Cannibal Corpse - Gallery of Suicide / Mayhem - Pagan Fears / Death Angel - Thicker Than Blood / Unleashed - To Asgard We Fly / Orphanage - Five Crystals / Ektomorf - I Know Them / Ektomorf - Destroy / Bal Sagoth - The Emperial Lexicon / Mnemic - Ghost / Cathedral -Stained Glass Horizon
CD2: Dio - Holy Diver / Dio - Don´t Talk To Strangers / Nevermore - Enemies Of Reality / Doro - Für Immer / Kotipelko - Reasons / Mystic Prophecy - In The Land Of The Dead / Brainstorm - Hollow Hideaway / Motörhead - We Are Motörhead / Motörhead - Life´s A Bitch / Paragon - Green Hell / Weinhold - Strike / Feinstein - Rebelution / JBO - Arschloch und Spaß dabei / Blaze Bailey - Fear Of The Dark
CD3: Vanguard - Forgive / Reckless Tide - Death Train / Reckless Tide - Equality / Griffin - The Sentence / Hobbs Angel Of Death - Crucifiction / Dr. Rock - Wicked Show / Dr. Rock - Dr. Rock / Everfest - See Me Rising / Sufferage - Civilized / Gun Barrel - Only A Passenger / Gutbucket - Hours Bus Hellride / Gutbucket - You Never Know / Supersoma - Missing Nola / Thora - Christ Abuse / Methedras - Wreck´n´Roll / Zodiac Mindwarp - Like A Hurricane / Raunchy - Summer Of Overload / Eläkeläiset - Humppa
Die norwegischen GOTHMINISTER backen keine kleinen Brötchen. Ein Auftritt mit Pauken und Trompeten, noch fulminanter in Szene gesetzt als beim Debut. "Empire Of Dark Salvation" geht zwar ziemlich genau dort weiter, wo "Gothic Electronic Anthems" aufgehört hat, hinterlässt aber einen etwas anderen Eindruck. "Empire Of Dark Salvation" ist in gewisser Weise härter, vielleicht etwas kompromissloser als das Debut, auf der anderen Seite leider aber auch deutlich monotoner geworden. Die Abwechslung spielt sich fast ausschließlich beim Tempo ab ("Nachtzehrer" schleicht fast im Doom umher), der Gesang ist hochgradig unflexibel und konstant monoton tief. Das ist ebenso wie der inhärente Pathos sicherlich genauso gewollt wie die musikalische Mischung aus neuer deutscher Härte, Keyboardkitsch und düsterer Grundstimmung. Auf höherem Niveau ist Effekthascherei sicherlich kaum mehr zu betreiben, viel tanzbarer sind die Gitarren nicht mehr mit stampfenden Beats zu kombinieren - wo etwa KOVENANT aber erst anfangen, hören GOTHMINISTER schon auf, denn die Grenzen ihres Sounds sind schnell erkannt und werden zu penibel eingehalten. In massive Sounds verpackt, werden von bombastischen Chören über massiven Keyboardeinsatz bis hin zu hochmelodischem Chorus alle Register gezogen, die einen Track eingängig machen, auf der Strecke bleiben aber die Ecken und Kanten, die einen Song auch langlebig gestalten. Hätten GOTHMINISTER die gradlinige Umsetzung dieses Albums mit den originellen Ansätzen des letzten Werks kombiniert, hätte die Sache richtig gerockt. So macht das Album eben nur Spaß aber ist nichts für die Ewigkeit.
So wie "ROCK HARD MANIA - 20 Jahre Rock und Metal im Überblick" sehen zeitlose Nachschlagewerke aus. Scheiß auf CD-Rom und pipapo - man will schließlich was in der Hand haben: Die Urgesteine vom Rock Hard haben sich mächtig Mühe gegeben, um 288 großformatige Seiten, Hunderte, zum Teil unveröffentlichte Fotos, ein fettes Hardcover und vor allem tolle Episoden, Schmankerl und Anekdoten zusammenzutragen. Dazu gesellen sich wiederveröffentlichte Stories aus den ersten 100 Magazinen von 1983 bis 1995. Da wird den schönen alten Tagen gedacht, zum Beispiel denen von Metallicas Baracken-WG, ohne daß es einem Abgesang gleichkommt. Herausragende Artikel über alle möglichen wichtigen Bands - seien es Overkill oder Darkthrone, seien es Slayer oder Faith No More, das erste Onkelz-Interview oder das bunte Treiben auf dem Schweinfurter "Monsters Of Rock" entführen Neulinge in die Ursuppe der harten Schiene und lassen alte Hasen wissend nicken. Und immer, immer wieder kommt es zu schönen Überraschungen - oder habt ihr noch parat gehabt, daß Angus in Bocholt einkaufen geht oder wie geil es eigentlich im originalen Dynamo-Klub bei den Vorabkonzerten zum DOA war? Oder wie geil die Konzertkarten früher aussahen? Besonders wertvoll (wenn auch manches Mal ein wenig zu anbiedernd) kommen die persönlichen Elaborate der RH-Kollegen rüber. 10.000 Mal haben die Jungs das Werk gedruckt. Bleibt zu hoffen, daß die Exemplare weg gehen wie warme Semmeln, damit der Ruhrpottler auch den geplanten Teil zwei auf den Markt schmeißen. Einzig Problem: Wenn ihr auf Toilette sitzt, ist der Wälzer einfach zu schwer. Dennoch: Wer lesen kann, muß kaufen! Das im Heel-Verlag veröffentlichte Referenzwerk zur Gründerzeit der Szene gibt es für 29,95 Euro im gut sortierten Buchhandel.
Rock Hard Mania - 20 Jahre Rock und Metal im Überblick
Jeder Mensch hat Angst, irgendeine, vor irgendwas. Angst ist also nicht Besonderes. Was auch auf diese ANGST aus Schweden zutrifft. Denn das Black-Metal-Kommando (Adimiron, Charasith, Sorgh und Vrasthar) macht stinknormalen Schwarzwurzelsalat nach dem Spirit der frühen Neunziger, ohne aber wirklich bedrohliche Stimmung zu kreieren. Mal rockt’s wie Hölle ("Divine Wrath"), oftmals kommt das Ganze aber eben auch sehr belanglos rüber. Die Stimme rohkeift sich standardisiert durchs Geäst, das Schlagzeug tönt zuweilen ein wenig computerisiert und der Bass gibt nicht gerade den Ton an. Dafür klingen die Gitarren schön abwechslungsreich, verlieren sich nicht im puren Rasierapparat-Sound, sondern setzen immer wieder echte Akzente. Eher enttäuschend kurz geriet den Nordländern dafür die Spielzeit, die mit Müh und Not über 30 Minuten liegt. So was kann sich eine Band vielleicht erlauben, wenn sie ein derart außergewöhnliches Album macht wie diese Band aus LA. Und das ist den Skandinaviern nicht geglückt, keine Angst.
Unzählige Maxis pflastern den Weg der noch jungen EXILIA aus Italien. Vom Durchbruch zu reden nach der letzten Tour mit RAMMSTEIN wäre sicher vermessen. Eine kleine feine Fangemeinde, bestehend aus ehemaligen GUANO APES Recken und jünglichen Rockern in der Findungsphase will ich ihnen jedoch nicht absprechen. "Can´t Break Me Down" ist der Titeltrack zur RTL Serie "Der Clown", die sich durch drittklassige Stories, zweitklassige Action und erstklassig doofe Gags aus meinem Abendprogramm verbannt hat. Diese Symptomatik steht stellvertretend auch für den Song, dessen Bauart zu unoriginell ist um irgendwie aufzufallen. Dass EXILIA-Strickmuster von leicht verdaulichem New Metal/Rock wird nur bei "Army Of Me" ansatzweise durchbrochen. Es bleibt die fehlende Identität und das zu unflexible Songwriting als klebriger Ballast an EXILIA haften. Und das räumt man sicher nicht mit Maxis, sondern mit einem originellen neuen Album aus. Und wo wir grade beim Thema sind: Die letzte Langrille "Unleashed" erscheint zeitgleich als Rerelease mit Bonus DVD.
CUTTHROAT haben Besetzungstechnisch eine sehr wechselvolle Geschichte hinter sich und können so manch andere Combo in der Beziehung locker in den Schatten stellen. Ham’ echt Glück die Jungs, was? Aber scheinbar ist der harte Kern immer dabei und hat sich über die Jahre zu einer feinen Thrash Metal-Combo entwickelt, wie man auf "Ten Of Seven" hören kann. Da werden alte METALLICA (natürlich alte, wer zitiert schon "Reload"?) und KREATOR als Inspiration herangezogen, dass alten Thrashern die Augen vor Rührung feucht werden. Ich selbst bin so einer nicht, aber auch mir haben CUTTHROAT ganz gut gefallen, haben sie doch eine abwechslungsreiche Platte einzimmert, die handwerklich echt solide ist und live sicher richtig gut abgeht. Stampfende Midtempo-Songs wie "To The Bone" wechseln sich mit flotten Nummern ab und werden von messerscharfen Riffs getragen, die Ami-Thrasher nicht besser hinbekommen würden. Der Gesang ist die 2005er Ausgabe von James Hetfield, wenn auch manchmal zu eintönig. Unter’m Strich, den berühmten, eine solide Thrash-Platte, die Nostalgikern sicher gefallen wird.