Finnlandfans aufgemerkt, bei SONS OF AEON tummeln sich einige illustre Gestalten aus dem Musikerspektrum: neben dem GHOST BRIGADE-Doppel Naukkarinen und Kiviniemi sind ex-SWALLOW THE SUN-Schlagwerker Pasi und CODE FOR SILENCE-Sänger Tony und ENDSTAND-Tapio dabei. Das kann klappen, wenn sich die Musiker auf eine Marschrichtung festlegen, CHAOSBREED haben es ja schön vorgemacht. „Sons Of Aeon“ macht mit „Faceless“ und „Cold Waves“ klar, dass die Herren allesamt Bock auf fetten Death Metal hatten und ballert entsprechend los. Bei der Gitarrenarbeit wird gleich in die Vollen gegriffen und von US-Death über IN FLAMES-Melodien bis hin zu dezenten SLAYER-Riffs alles aufgefahren, was Druck machen kann und für schön headbangen sorgt. Passend wird das Tempo immer wieder varriert, von schleppenden Passagen bis zu flotten, sehr Melodie-lastigen Abschnitten. Das alles zusammengehalten von der präzisen Rhythmusfraktion, die auch immer für ordentlich Groove sorgt. „Sons Of Aeon“ vergeht so wie im Flug und lädt den Hörer permanent zum motorischen Ausagieren ein, mindestens aber zum Intonieren der Refrains. SONS OF AEON legen ein saustarkes Debüt vor, das frisch und routiniert zugleich klingt. So muss Death Metal sein!
SATURNUS lassen sich Zeit mit dem Schreiben neuer Song. Das ist nicht nur ihrem schleppenden Doom/ Death geschuldet, sondern auch einigen Wechseln im Line-Up, die in der Regeln Verzögerungen beim Schreiben und Aufnehmen bedeuten. „Saturn In Ascension“ ist dann doch irgendwann mal fertig geworden und bietet in mehr als 75 die gewohnt heftige Doom-Kost. Also schleppend, verdammt depressiv („Wind Torn“) und mit einem Sänger, der durch starke Growls immer wieder Akzente setzt. Richtig gut wird der neue SATURNUS-Sound, wenn sich die Stimme im Hintergrund hält und so den Instrumenten Platz einräumt („Forest Of Insomania“). Wenn dann der Gesang in Form gesprochener Passagen einsetzt, was SATURNUS immer geschickt eingebaut haben, entfaltet sich das ganze Spektrum an Emotionen, die auf „Saturn In Ascension“ vermittelt werden. Die neuen SATURNUS brauchen den Vergleich mit dem alten Line-Up nicht scheuen und legen mit ihrem ersten gemeinsamen Album ein starkes Stück Doom Metal vor, das den Bandsound konsequent weiterführt. Well done!
Kinder, wie die Zeit vergeht. Schon aus dem Jahr 1998 stammt dieses wiederveröffentlichte sechste Album von U.D.O. Und wie immer gilt: Es kommt weder an die ACCEPT-Glanztaten noch an die ersten U.D.O.-Scheiben heran. Das weiß aber eh jeder und es stört die wenigsten Mitglieder der Zielgruppe. Denn erneut kräht Reibeisen-Rohrspatz Dirkschneider vor soliden Teutonen-Metallstücken. Für die “Anniversary Edition” hat das Schreiber-Duo Dirkschneider/ Kaufmann wieder 13 Songs und viele Extras von der Stange geholt. Die sind groovig, balladesk, rockig, metallisch, in der Summe aber irgendwie weicher, angepoppter als viele Vorgänger. Die beliebte epische Ballade „Azrael“ wird manchen abstoßen, vielen dürfte das Stück aber auch so richtig gefallen – schmalzig aber typisch. Außergewöhnlicher klingt da schon das Cover der an sich unsäglichen Ösi-Poppband SUPERMAX – die „Lovemachine“ rockt tatsächlich und hat einen wirklich augenzwinkernden Text, dessen Worte auf einer nächtlichen Resterampe für Erfolg sorgen könnten. Und dann finden sich da ja noch das gelungene Eigencover vom Klassiker „I’m A Rebel“, das Titelstück als Live-Elaborat, ein Remix von „Azrael“, zwei Demos („Rated X“ und „Tough Luck“) sowie der Song „The Key“ - extra. Es ist ja wie es ist: Irgendwie finanzieren wir dem Udo ja gern seine Rente, auch, wenn die Alben allesamt nicht die besten sind. Aber Spaß macht auch „No Limits“ – zumindest dem, der gern ACCEPT hört und sich vor klischeehaftem „Teutonen-Stahl“ nicht fürchtet. Also Kinder, kaufen, fürchtet euch nicht….
Das nach einem BURZUM-Song benannte niedersächsische Ein-Mann-Black Metal-Kommando GEBRECHLICHKEIT legt mit „Glanz Und Elend“ sein inzwischen drittes Album vor und verlässt sich dabei in handwerklicher Hinsicht grundsätzlich auf die Zutaten, die bereits den Vorgänger „Antichrist. Sadist. Menschenfeind“ ausgezeichnet haben: minimalistischer, undergroundig-räudiger Sound, simpel-primitive, aber wirkungsvolle Instrumentalpassagen, dazu Chaos´ fieses Kreischen sowie relativ vertrackte Songstrukturen. Allerdings wirkt „Glanz Und Elend“ auf mich eine ganze Ecke durchdachter, ausgereifter und weniger langatmig als sein Vorgänger, auch wenn in atmosphärischer Hinsicht noch Luft nach oben ist. Mit „Rituale Romanum“ (im Spoken Word-Intro ist, wenn ich das richtig deute, sogar Herr Ratzinger zu hören…), „Dämonophilia“, dem cool nach vorne peitschenden Titelsong, „Das Versprechen Der Furcht“ oder dem flotten Ohrwurm „Farmakos“ befinden sich einige gelungene, wenn auch weitestgehend unspektakuläre Stücke auf „Glanz Und Elend“, wobei lediglich das instrumentale Intermezzo „Anti Serafim“ als unnötiger Füller aus dem Rahmen fällt. Das Album ist absolut nichts für Feingeister und schon gar nichts für Leute, die mit Black Metal der alten Schule nichts anfangen können, sondern ein auf die Genre-Grundfesten reduzierter Hassbolzen, der zwar kein Meisterwerk darstellt, aber eine eigene Handschrift besitzt, die viel Potential mitbringt. Die GEBRECHLICHKEIT ist auf einem guten Weg.
HOLMES haben mit “Burning Bridges” bereits ihr drittes Album fertig, mit dem die Schweden an den Erfolg des Vorgängers „Have I Told You That I Loathe You“ anknüpfen wollen. Dazu haben sie sich zum einen noch mehr Instrumente geschnappt und in ihren Folk-Rock-Mix eingebaut, zum anderen die Songs mit noch mehr Melancholie ausgestattet („Captain Weakheart“). Im Ergebnis ergibt das eine gelungene Kombination aus skandinavischer Melancholie (noch etwas stärker ausgeprägt und die Band muss nach Lappland emigrieren) mit dem dank BON IVER und Konsorten angesagtem Folk-Sound. „Burning Bridges“ ist völlig unaufgeregt, stellenweise fast schon sanft, was durch die ruhige Stimme und die akzentuierte Instrumentierung unterstrichen wird. Ein Album, um vom Stress des Tages abzuschalten. Gleichzeitig haben sich HOLMES nicht zu weit von ihren Wurzeln entfernt, allen neu zum Sound hinzugekommenen Instrumenten zum Trotz – die grundlegende Ausrichtung ist die gleiche geblieben, so dass manche Songs stark an Nummern vom Vorgängerwerk erinnern. Auch wenn das Ergebnis dieses Mal überzeugen kann, wäre es schön, wenn sich die Schweden ein wenig mehr Mut beim Songwriting reservieren würden.
Metalcore gilt inzwischen als ausgestorben, weil ihm dasselbe Schicksal widerfahren ist wie zuvor dem “True Metal” und danach, beziehungsweise immer noch, dem Viking/Pagan Metal: Ausverkauf, wohin das Ohr hört. Zu den Auferstandenen aus den Ruinen des erstgenannten Genres gehören die Ramsteiner OUT OF DECAY, die mit ihren gekonnt zwischen hart und melodisch pendelnden Songs in Richtung CALIBAN, KILLSWITCH ENGAGE, BLEEDING THROUGH oder meinetwegen auch SOILWORK aufbrechen und dabei überraschend frisch, eingängig und erstaunlich selten nach akustischem Abziehbildchen tönen. Natürlich kann das noch recht junge Sextett seine Wurzeln nicht verleugnen (und gibt sie sogar auf seiner Homepage explizit an – inklusive der jährlichen Zahnarztbesuche jedes einzelnen Bandmitglieds…), liefert aber im fünften Jahr seiner Existenz mit „Arising Of Lost Souls“ eine außerordentlich gute selbst produzierte Debüt-Scheibe ab, die nicht nur fette Riffs der alten AT THE GATES-Schule auffährt, sondern auch zwei Sänger, die sich Geschrei und Klargesang (hauptsächlich in den Refrains) teilen. Am Meisten wissen aber die Kompositionen zu überzeugen, von denen der treibende Opener „Awakening Of A New Era“, das schleppend bollernde „Builder Of Destruction“ (klasse Refrain!), das balladeske „A Perfect Memory“ und das sehr dynamische „Dissipated Life“ (geil!) als Highlights genannt werden können, wogegen der Rest des Materials aber kaum abfällt. „Arising Of Lost Souls“ wird den abgesoffenen Metalcore zwar nicht retten können, ist aber fernab jeglicher Genre-Scheuklappen ein richtig gutes Album geworden, das für eine Underground-Produktion auch noch sehr ansehnlich aufgemacht ist. Daumen hoch!
STRONG INTENTION sind in den USA keine Unbekannten mehr, was Touren als Support von LOCK UP und GOATWHORE zeigen. Ihre neue 7“ „Razorblade Express“ zeigt in nicht ganz zehn Minuten, was die Band ausmacht und bietet so einen Querschnitt von bösartigem Sludge-Sound bis zum nicht minder bösartigen Hardcore, der immer wieder in Grindcore-Gefilde abdriftet. STRONG INTENTION sind dabei kompromisslos, irgendwelche Anbiederungen an Trends gibt es nicht; es ist den Musiker anzumerken, dass sie bei jedem Song einfach das gespielt und geschrieben haben, auf das sie in dem Moment Lust hatten. Die Songs der 7“ sind zwar etwas dumpf produziert, können Fans ehrlicher, fieser Musik aber trotzdem gefallen. Nicht übermäßig spektakulär, aber locker ein Ohr wert.
ORDEN OGAN sind aus meiner Sicht schon eine interessante Band, so haben sie ihre Ursprünge doch im Nordrhein-Westfälischen Arnsberg, nicht weit meiner Heimatstadt. Daraus folgt auch, dass man eigentlich um den melodischen Power Metal der Jungs da in der Ecke nicht umher kommt – ich habe es trotzdem irgendwie (jedenfalls was die Live Auftritte angeht) auf den Haken gekriegt und daher mit „To The End“ für mich quasi völlig neues Material vor der Nase.
Nur dämlich, dass mir jetzt, ein halbes Jahr nach einem Umzug auffällt: Holy Crap, ORDEN OGAN haben den Dreh ja doch richtig raus! Das Album knallt bereits am Anfang mit dem Titelsong „To The End“ mit reißenden Gitarrenriffs, knallendem Drumtrack und stimmigen Melodics nach vorne. Weiter geht es mit der epischen, balladenartige Hymne „The Things Wie Believe In“ sowie dem in die gleiche Kerbe schlagendem „Till The Stars Cry Out“, beides Songs die man sich bereits beim Hören als Titel vorstellen muss, die eine begeisterte Menge enthusiastischer Musikfans auf einem Liveact aus voller Kehle mitsingt. „Dying Paradise“ oder „Magic Symphony“ sind da übrigens zwei besondere Ohrwurm-Titel.
Die ruhigere, trotzdem aber ebenso kernige „The Ice Kings“ überzeugt als stimmige Ballade, genauso wie der Abschluss der Platte „Take This Light“ – wobei mir das wieder zu viel verspieltes Geklimper ist. Den Mittelweg aus Gitarrensounds und akustischer Entspannung schafft dafür dann „Angels Of War“ – langweilig muss es also niemandem werden.
Aber man muss es wohl so sagen: ORDEN OGANs „To The End“ macht mit der Trackliste genau das was der Titel (wohl unbeabsichtigt) suggeriert: Die Scheibe läuft von vorne bis hinten durch und wird an keinem Punkt schwächer oder fällt in Bezug auf Power und Qualität aus der Reihe – fast 55 Minuten lang Vollblut-Metal-Action. Rockt!
Es ist “Hard To Be Honest”: „Man And Machine“ ist Heavy Metal aus dem Baukasten. Man nehme: Charismatische Gitarrenmelodien, das typische Dirkschneiderische Organ, Schnulzen und Balladen hier, rockig-flockige Metalnummern da. Fertig ist der Lack. Traditionell ragt das Titelstück ein bisschen heraus, „Like A Lion“ hätte auch das Zeug auf einem der Accept-Klassiker-Alben zu stehen. Genau wie der Titel von der Ehrlichkeit. An sich klingt alles prima, wie das Erbe der großen Vorgängerband. Letztlich reicht das zwar nicht, um an die megalomanen Meisterwerke der früheren Dirkschneider-Historie anzuknüpfen. Aber es macht trotzdem Spaß, das Albumchen. Es ist halt typischer 08/15-Standard aus der Klingenstadt mit typischen Songs und typischen Musikern (Kaufmann als Gitarrist, Wienhold und so weiter) – typisch und eben total unterhaltsam. AFM legt bis März weitere UDO-Scheiben neu auf und versieht sie mit ein paar netten Extras: Hier sind das Titelstück live und das – ähem – gewöhnungsbedürftige Schnulz-Duett mit Doro namens „Dancing With An Angel“. Auch, wenn alle Welt die aktuelle Accept-Besetzung und deren Scheiben abfeiern, das Innnere hat sich die Band selbst rausgerissen – irgendwie ganz traurig. Gemeinsam wäre für die Fans alles noch viel schöner…
Hinter diesem finnischen Schwarzmetall-Trio stecken niemand Geringere als Thomas Corpse und Thomas Fiend, das kreative Duo der grandiosen Occult Rock-Newcomer JESS AND THE ANCIENT ONES. Unter den Namen/Pseudonymen Tuomas Karhunen und Corpse (von Ersterem 2004 gegründet - Corpse stieß erst nach dem 2007er Demo zur Band) räubern sie sich zusammen mit Kassara, ihrem Drummer-Kollegen von DEATHCHAIN, wo beide ebenfalls aktiv sind, durch ein kurzes, aber gewaltiges Black Metal-Album, das vor Allem in Sachen Produktion ordentlich fett daherkommt. Mit dem ursprünglich der norwegischen Szene zuzuschreibenden, reduzierten, räudig-rotzigen Sound haben FORGOTTEN HORROR nix am Hut, eher erinnern sie stilistisch, nicht nur aufgrund ihrer relativ hohen Melodiösität, an schwedische Kollegen wie NAGLFAR, SETHERIAL oder LORD BELIAL, wobei sie weniger auf majestätische Elemente setzen, sondern direkt auf den Punkt kommen. An die Highlights dieser Truppen reicht „The Serpent Creation“, das Debütalbum der Band, zwar nicht ganz heran, enthält aber mit „Poison Of God“, „For Thy Crimson Glory“ oder dem Titelstück ausnahmslos durchdachte und anspruchsvolle Kompositionen. Auch wenn es hier für einen „Tipp“ nicht ganz reicht, muss man den Jungs zugestehen, auch abseits von Fräulein Jess äußerst gute Arbeit abzuliefern, der hoffentlich noch mehr folgen wird. Starke Platte!