German-Old-School-Thrash aus Siegburg bringen uns TORMENTOR - keine sonderliche Überraschung, bei dem Namen. "Apocalypse Not Today" und "Rise Of Dead Nation" heißen die beiden Titel, zwei Songs sind allerdings nicht wirklich viel, um eine Band zu beurteilen. Aber vielleicht ist dieses vorsichtige Vorgehen auch nicht schlecht, angesichts der Veröffentlichungsflut vieler Bands ohne große Übung. Die Siegburger fabrizieren altmodischen Thrash Metal, das Eröffnungsriff (nach "lustigem" Proberaumgequassel) ist hundertprozentig Destruction und auch sonst finden sich die alten deutschen Größen in allen Noten wieder. Die Hacksteak-Metaler gehen bewusst den einfachen Weg, machen auf Asi und haben Spaß dabei. Letztlich ist hier nix neu, nichts originell, aber irgendwie machen die nur zwei Songs Spaß. Jedenfalls denen, die nicht jedem modernen Trend nachrennen beziehungsweise denen, die sich nicht von den "guten alten Zeiten" lassen können. Falls irgendwer hehre Ansprüche an Progressivität und ähnliche Kinkerlitzchen hat: Finger weg. Kuttenträger sollten schnell ne Palette kaufen und sich die CD-Single anhören - vielleicht abwechselnd mit Sentence Of Death.
Die ersten drei Alben des franzöischen Trios HYPNOSIS sind zwar mit Labelunterstützung veröffentlich worden, allerdings bei solchen Vertretern, die nicht unbedingt für flächendeckende Verbreitung sorgen. Von daher dürfte nicht nur ich den Namen HYPNOSIS noch nie gehört haben. Bei einem Dreigestirn ist entweder ein Musiker in doppelter funktion aktiv oder der gute alte Drumcomputer wird benutzt, was meistens merkwürdig klingt - nicht so in diesem Fall. Das Maschinenhirn paßt gut in den mechanisch-kalten Death Metal und ist so gut programmiert, dass es selten langweilige Widerholungen gibt, was aber nicht heißen soll, dass "Seeds Of Fate" ohne diese nicht auskommt. Denn leider sind einige Songs zu lang geraten und widerholen zu oft das gleiche Grundschema, was auf Dauer etwas ermüdend ist, auch wenn viel mit Samples und elektronischen Spielereien gearbeitet wird, um etwas Abwechslung in die Songs zu bringen. Das wirkt aber nur bedingt, da das Grundschema der neun Tracks zu ähnlich ist und auch beim Mann-gegen-Frau-Wechselgesang nach drei Songs quasi alles gesagt ist. So bleiben HYPNOSIS nach starken Beginn hinter den Erwartungen zurück und "Seeds Of Fate" eine zähe Angelegenheit.
Gun Records hatte bei der Veröffentlichung der beiden PARADISE LOST Alben im Rahmen ihres "2 Originals"-Programms wohl nicht die Fans der britischen Vorzeige-Gothic-Rocker im Auge. Denn ebendiese hatten schon 2002 am Album "Symbol Of Life" schwer zu schlucken. Das auf modern getrimmte und recht poppig wirkende Werk hinterließ eine gespaltene Anhängerschaft - zwischen "Früher war alles besser" und dem echten Schritt nach vorne saß "Symbol Of Life" etwas zwischen den Stühlen. Anders klingt dagegen das aktuellste und selbstbetitelte Album "Paradise Lost". Der auf "Symbol Of Life" eingeschlagene Weg wurde als eher misslungener Versuch nicht weiter verfolgt. Im Gegenteil: Wärmere Gitarren und ein deutlich authentischerer Sänger Holmes versöhnten viele, ein vorsichtiger Schritt "back to the roots" (zu beiden Alben finden sich ausführliche Reviews bei METAL-INSIDE.de). Ob diese doppelte Bedienung als Einstieg in die Welt der Briten mag bezweifelt werden, mit den frühen Werken von PARADIE LOST kann man hier wohl weniger falsch machen. Bonusmaterial findet sich bei den "2 Originals" nicht. Dafür aber, und das war ursprünglich nicht enthalten, ein Kopierschutz und die Einschränkung das Material auf dem PC nur mit der mitgelieferten BMG-Player abspielen zu können. Vielleicht dem ein oder anderen ein zu hoher Preis trotz dem hier finanziell möglichen Schnäppchen.
Jani Stefanovic dürfte einigen von DIVINEFIRE bekannt sein, einem Metalprojekt, das er mit Leuten von NARNIA macht und dessen letztes Album Kollege Knackstedt überzeugen konnte. MISERATION ist sein Projekt, in dem er heftigen Death Metal zockt und mit dem SCAR SYMMETRY-Sänger zusammenarbeit. Herausgekommen ist "Your Demons - Their Angels", eine erstklassige Death Metal-Scheibe, die auf technisch und kompositorisch hohem Niveau überzeugen kann und mit einigen Killertracks wie dem hochmelodischen "Chain-Work Soul" (mit catchy Refrain) oder dem modern angehauchten Opener "Thrones" (bei dem FEAR FACTORY als Inspiration dienten) aufwarten kann. Die beiden Mucker haben sich eine hochkarätige Mannschaft gesucht, zu der auch Plec von UNMOORED gehört, um die neun Tracks des Albums entsprechend ihrer Vorstellungen umzusetzen. Das ist ihnen locker gelungen, "Your Demons - Their Angels" ist eine eingängige und gleichzeitig brutale Death Metal-Scheibe geworden, die an die Glanzzeiten schwedischen Totmetalls erinnert (damals, als No Fashion Records noch groß waren) und gleichzeitig den Bogen zu modernen Einflüssen schlägt. Da bleibt zu hoffen, dass MISERATION nicht nur ein einmaliges Projekt war, sondern sich als langfristige angelegte Band entpuppt, die uns mit noch mehr hochkarätigen Alben versorgt.
Durch das auf 80er-Disco gestylte Cover sollte man sich nicht irritieren lassen. Das italienische Trio THE JERSEY LINE spielt echte Instrumente. Der Gitarrensound ist auch schön verwaschen bis schrebbelig, was gekonnt mit poppig-melancholischen Harmonien verbunden wird. Die Songs selbst sind gut komponiert und arrangiert, so dass für den geneigten Alternative-Pop-Fan keine Wünsche offen bleiben. Songs wie der Opener "The Control" oder "A Letter Never Sent" sind vom Start weg Ohrwürmer, in die man sich reinlegen kann. Auf Dauer wird aber zu viel schöner Brei serviert, der zwar nett klingt, aber irgendwann doch eintönig und klebrig wird. So zu hören bei der Single "Sabotage", die wirklich sehr schlimm ist. Die schwermütigen Harmonien sind zwar schön anzuhören, doch es fehlt ein echtes Ausbrechen und ein treibender Kick, der das In-Selbstmitleid-Schwelgen ausgleicht. Erhofft man sich das von einem Song wie "My Failure", der anfangs ganz gut rockt, wird sich dann wieder viel zu schnell in Wohlklang ergangen. Und ein Song wie "Rise And Fall" ist zwar perfekt gemacht und gespielt, erinnert aber zu sehr an eine rockige Variante von COLDPLAY. Für Fans von harmonieverliebtem Indie-Pop ist "Misery Club" sicherlich ein tolles Album. Mir persönlich fehlen hier aber Druck, Dreck, Vielfalt und Authentizität.
Puh, das ist ja noch mal gut gegangen! Nach der sehr zweifelhaften EP "Yesterday", die das neue Label der Totengräber, Locomotive Records, auf den Markt geworfen hat, erscheint nun der wahre Einstand bei den Spaniern. GRAVE DIGGER haben mit "Liberty Or Death" wieder mal alles ausgepackt, für das die Band seit jeher steht: sägende Bratgitarren in bester ACCEPT-Manier, fette Mitgrölhymnen, die man auch mit 6,66 Promille noch nachlallen kann und dazu Chris Boltendahls nie versiegende Power-Röhre (inklusive seiner nicht besser gewordenen englischen Aussprache: "I Am Se Law" oder "Until Se Last King Died?"). Ein besonderes Kompliment geht diesmal in Richtung Gitarrensound, der nicht metallischer hätte ausfallen können und richtig kernig und mit dicken Eiern daherkommt; ein Zeichen dafür, dass sich Manni Schmidt vollständig in die Band integriert hat. Die Verpackung stimmt also, lediglich im Songwriting-Bereich wird nicht ganz so mitreißend geklotzt wie etwa auf "Tunes Of War", "Knights Of The Cross" oder "Rheingold", sondern das Material erscheint für meine Begriffe etwas sperrig, vergleichbar mit dem "The Grave Digger"-Album von 2001. Das soll nicht heißen, dass wirklich hochklassige Stücke wie der bombastische, überlange Titelsong, das flotte "Oceans Of Blood", das stetig nach vorne peitschende "The Terrible One", das Highlight "Until The Last King Died", das treibende "Silent Revolution", der Stampfer "Forecourt To Hell" oder das mit orientalischen Melodien flirtende "Massada" schwach oder gar schlecht sind, ganz im Gegenteil! Es scheint nur, dass der gegenüber früheren Platten erhöhte technische Anspruch ein wenig auf Kosten eingängiger Hymnen der Marke "Circle Of Witches", "Rebellion", "The Battle Of Bannockburn" oder "Maidens Of War" geht, was ich ein wenig schade finde, denn gerade da sind GRAVE DIGGER absolute Weltklasse! Das ist aber letzten Endes nur mein sehr subjektiver Blickwinkel, der nicht darüber hinwegtäuschen soll, dass eine der stärksten und beständigsten traditionellen Bands Deutschlands mit "Liberty Or Death" eine echte Wuchtbrumme abliefert, die man als Genre-Fan einfach gehört haben muss!
INVOID haben mit ihrem dritten Release ?Invidia? einen ziemlichen Volltreffer gelandet. Der Fünfer aus?m Pott hat eine runde halbe Stunde schnörkellosen Death Metal aufgenommen, der mit leichter Thrash-Schlagseite ordentlich groovt und von Anfang bis Ende überzeugen kann. Bei den Songs haben die Pottler Wert auf Groove und Eingängigkeit gelegt, anstatt sich in elend langen, vertrackten Strukturen zu verlieren (und den Hörer zu langweilen). Das Tempo wird geschickt variiert, neben Knüpplern wie ?Non-Existence? gibt es viele Songs, bei denen zumindest stellenweise das Fuß vom Gas genommen wird, was der Eingängigkeit sehr zugute kommt. Bei der BOLT THROWER-Huldigung ?In The Church Of The Dammed? (überhaupt der Übersong der Pladde) gibt es sogar dezente Doom-Anleihen. Ganz groß! Was kam eigentlich in letzter Zeit aus Amiland in Sachen Death Metal? INVOID können die Lücke locker stopfen und brauchen sich vor den großen Namen des Genres nicht zu verstecken. Die Produktion geht vollkommen in Ordnung, so dass Totmetaller Kontakt zur Band aufnehmen sollten, um sich diese Underground-Perle zu sichern. Und wir warten gespannt auf den Label-Deal und das nächste Album mit Produktion vom Morrissound!
FLESH ist das quasi-Soloprojekt von Pete Flesh, der sonst noch bei DECEIVER aktiv ist und mal bei MAZE OF TORMENT mitwirkte. FLESH ist ganz sein Kind, einzig die Drums hat Kollege Flingan eingeprügelt, der Rest ist Master Flesh himself. Ohrenscheinlich hat er vorher verdammt viel Death Metal-Klassiker gehört, allen voran AUTOPSY und OBITUARY. Bei Tommy Tägtgren wurde dann in einer Woche die Aufnahme über die Bühne gebracht, bei der eine solide Totmetall-Scheibe rauskam, die den Spirit der frühen Tage des Death Metals versprüht. Schön tief gestimmte Gitarren, ins-Mikro-Gekotze und eine Menge Groove, schon sind die neun Songs fertig. Keine große Kunst und mit Sicherheit kein Klassiker, aber eine Scheibe die Laune macht und zu der man prima in Erinnerungen schwelgen kann. Oder zu Stampfern wie "Taste The Devil's Blood" abgehen. Man merkt, dass Mr. Flesh Spaß an der Sache hatte und genau wußte, was er hier wollte. Nicht ganz so cool wie MURDER SQUAD, aber immer noch cool genug, um in der Anlage rotieren zu dürfen.
Zünftiger Thrash Metal aus Spanien ist nicht so oft vertreten, darum haben es sich LEGEN BELTZA zur Aufgabe gemacht, die deutsche Variante dieser Knüppelkunst zu zelebrieren. Deutsch darum, weil das Quartett sehr stark nach DESTRUCTION klingt, was vor Allem an Sänger Xanti´s hohem Gekeife (das bisweilen auch mal ins heisere Kreischen abdriftet), aber auch am ebenfalls nicht sehr tief gestimmten, mitunter schrillen Gitarrensound liegt. Und oftmals erreichen die Jungs tatsächlich das Niveau ihrer Vorbilder, denn mit Ekaitz und Azkue befinden sich zwei sehr fähige Saitenhexer in der Band. Auch wenn man die Originale ab und an zu offensichtlich durchscheinen lässt (zum Beispiel bei ?Fucking Dawn Of The Dead? oder dem Titelsong), macht ?Dimension Of Pain? wirklich Spaß, denn exquisite Thrash ? Hymnen wie ?When The Moon Falls? (cooler Ohrwurm), ?Satanic Neighbourhood? (nach vorne peitschender Stampfer), ?Ilunpean Dituzu? (Banger in Muttersprache) oder das zweiteilige ?War Of Wars? (leicht proggy, mit geilen Soli und Growls) machen keine Gefangenen und dürften nicht nur DESTRUCTION ? Fans zur Raserei bringen, sondern jeden qualitätsbewussten Thrasher! Auffällig ist übrigens auch das mit ansehnlichen Grafiken geschmückte Booklet.
Ein großkotziges Info-Blatt nervt total. Die sehr professionelle Musik ist viel besser, nämlich immerhin belanglos. Nicht eine Hand voll gute Songs befinden sich auf dieser CD, sondern keiner, allenfalls eine Hand voll gute Abschnitte. Aber auch nur vielleicht, im Grunde selbst das nicht. Die US-Rocker aus New Jersey konglomerieren ein wenig Südstaatenrock, ein bisschen Stoner, ein wenig Mainstream-Rock a la Nickelback, manchmal grüßen sogar Deep Purple und ähnlich leicht keyboard-geschwängerte Rock-Bands. Nur tut man all diesen Referenzen unrecht, weil der Hörer bei den Songs trotz präsenten Basses die Füße einschlafen, überall irgendwelche bekannten oder altbackenen Melodien durchschimmern. Dazu gesellen sich zwe Standard-Balladen. Fürs Radio sozusagen. Natürlich stimmt der Sound, er ist klar differenziert bis steril. Langweiiiiiilig.