Seit zwölf Jahren macht dieses schwarzmetallische Abrissunternehmen schon die heimische Szene unsicher, und obwohl es bis auf das feste Duo Onielar (Gitarre, vokale Artikulation) und Velnias (Gitarre) immer wieder Wechsel im Line-Up gegeben hat, haben die Dormagener seit ihrer „The Pest Called Humanity“-MCD nix anbrennen lassen. Diese Tradition wird auch auf „Saldorian Spell“ beibehalten, das nach langer, labelloser Zeit (sämtliche früheren Werke wurden in Eigenregie herausgebracht und lediglich professionell vertrieben) beim „Party.San“-Label War Anthem Records das Dunkel der Welt erblickt. Neben ENDSTILLE sind DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT die wohl kompromissloseste „bekanntere“ Band der deutschen Black Metal-Szene: rasendes Tempo, wie ein Maßanzug sitzende Breaks, purer, vertonter Hass und mit Onielar eine Dame am Mikro, der man nicht… ähm… im Dunkeln begegnen will. Dabei verkommt „Saldorian Spell“ aber niemals zur reinen „Höher-schneller-weiter“-Angelegenheit, bei der Gewalt ausschließlich Mittel zum Zweck ist, sondern subtile Melodien und sehr unterschwelliger, majestätischer Bombast (nein, nix Keyboards!) machen deutlich, dass hier sehr geschickte Songwriter am Werk sind, die genau wissen, wie sie ihr Massaker noch eindrucks- und wirkungsvoller darbieten können. Hört Euch mal probeweise Granaten wie „Kataklysmic Bretherens“ oder „Glance At The Horizon“ (Killer!) an und lasst Euch die Matte (sofern noch vorhanden…) akkurat auf horizontal fönen. Eine hervorragende Platte einer geilen Band, die in den frostigen letzten Tagen des Jahres 2009 noch ein echtes Highlight finsterer Musizierkunst abgeliefert hat!
Wirft man einen Blick auf die „Myspace“-Seite dieser Rheinland-Pfälzer Band (und liest nebenbei noch die kurze Biografie), dann ist klar, wohin der Hase läuft: Thrash, Thrash, Thrash! SLAYER, FORBIDDEN, TESTAMENT oder (alte) DESTRUCTION heißen hier die großen Idole, von denen meiner Meinung nach besonders letztere am Stärksten durchscheinen. Das liegt zum Einen an den herrlich rotzigen Riffs, die tatsächlich in ihren besten Momenten Erinnerungen an „Eternal Devastation“ oder „Infernal Overkill“ wecken und zum Anderen am Gesang von Gitarrist Armin Gerloff, dessen hohe, leicht punkige Schreie sehr „schmierig“ tönen. Auch die sehr coolen, geschickt platzierten Soli und die hin und wieder auftauchenden Hintergrund-Shouts der Marke EXODUS oder FLOTSAM & JETSAM überzeugen, lediglich in Sachen Songwriting und eben Eigenständigkeit könnten die Jungs noch ein paar Schippen nachlegen, dann wäre beim nächsten Mal locker der „Tipp“ drin. Aber auch so machen Old School-Thrasher mit Stücken wie „April, April“ oder der Bandhymne „Thrash, Thrash, Thrash“ rein gar nix falsch und dürfen sich an einem starken Newcomer erfreuen, dessen erste Mini-LP „Prepare For Impact“ für eine Eigenproduktion (auch in Sachen Sound) erstaunlich professionell ausgefallen ist und sogar ein mehrseitiges Booklet mit allen Texten und vielen kleinen Fotos bietet. Wirklich gut!
OATHBREAKER waren mal NO RECESS, haben sich aber nach dem x-ten Mitgliederwechsel flugs umbenannt und mit der selbstbitelten EP ihre erste Veröffentlichung fertig. Die kann komplett überzeugen, zumal mit Caro eine Dame am Mikro zu hören ist, die dermaßen aggressiv brüllt, dass dem unbedarften Nerd angst und bange werden kann. Aber nicht nur auf ihr sollte der Fokus der Aufmerksamkeit gerichtet sein, denn auch ihre Sidekicks haben einiges auf der Pfanne und machen die fünf Songs zu einer Mischung aus schnellen, arschtretenden Parts und düsteren Einschüben, durch die OATHBREAKER ein eigenes Profil gewinnen und über EP-Länger interessant bleiben („Downfall“). Wer sich für modernen Hardcore begeistern kann, ist mit dieser Scheibe gut bedient und wird mit Spannung das hoffentlich bald erscheinende Album erwarten.
CLAWFINGER werden also auch in Ungarn geliebt. Von SUPERBUTT so sehr, dass die die ersten Minuten ihres „You And Your Revolution“-Albums als Hommage an die Skandinavier gestaltet haben – gut gemacht, aber nicht sonderlich originell. Richtig gut wird das Album der Budapester mit den mittleren Songs, wenn sie sich auf eine eigene Note besinnen und vom Rotzrock bis MOTÖRHEAD, von New Metal bis Crossover alles verwursten, was ihnen in die Finger kam und gefällt. Das Ergebnis dürfte auch dem aufgeschlossenen Hörer gefallen, sind die Songs doch dynamisch, aggressiv und mit einem Gespür für eingängige Höhepunkte geschrieben und von einer Combo eingespielt worden, die handwerklich voll auf der Höhe ist und mit Andras einen ziemlich guten Shouter in ihren Reihen hat. Zwar haben sich auch ein, zwei weniger gute Stücke auf das Album geschlichen („Mother’s Day“), aber im Großen und Ganzen macht „You And Your Revolution“ Spaß.
„Book Of Whyte“ ist heftig, quasi ein vertonter Felsbrocken. Bei 70 Minuten auf fünf Songs verteilt ist klar, dass hier keine Easy Listening-Musik zu hören sein wird, aber mit so einer schweren, heftigen Doom-Chose war acuh nicht zu rechnen. WHITE BUZZ lassen sich Zeit, um die gewünschte Atmosphäre aufzubauen – da kann es schon mal einige Minuten dauern, bis überhaupt ein Riff ertönt („The Return Of Phoenix“). Der Gesang hält sich während der gesamten Spielzeit angenehm im Hintergrund, wodurch die düstere Atmosphäre nur verstärkt wird und „Book Of Whyte“ umso intensiver wird. Natürlich ist das Grundtempo Doom-typisch ziemlich schleppend, an manchen Stellen haben WHITE BUZZ aber fast schon flotte Melodien eingebaut, die den nachfolgenden Schärze-Brocken nur noch bedrohlicher wirken lassen und somit die Atmosphäre perfekt verstärken. „Book Of Whyte“ ist kein leichtverdaulicher Stoff, für Doom-Freaks aber allemal eine Investition wert.
PATH OF GOLCONDA haben sich mit ihrer neuen Scheibe ein wenig Zeit gelassen, um zum einen neuen Mann in die Band zu integrieren und zum anderen ein Label zu finden. Hat alles soweit geklappt, zudem wurde „Return“ von Andy Classen aufgenommen, so dass das Endergebnis der langen Pause richtig dick aus den Boxen kommt. Und was da zu Hören ist, gefällt! Die Band stand schon immer für eine coole Melange aus melodischem Death Metal, Thrash und Black, was sich auch in den neuen Songs nicht verändert hat, einzig der Totmetall-Anteil scheint etwas größer geworden zu sein. Weitab vom Standard-Songaufbau sind die „Return“-Songs durchweg wuchtig und melodisch zu gleich, AMON AMARTH meets AT THE GATES plus DISSECTION. Shouter Manuel passt mit seinem variablen Organ bestens zum ebensolchen Songmaterial und auch der Rest der Band bewegt sich spielerisch auf ganz hohem Niveau. Einen einzelnen Song hervorzuheben würde „Return“ nicht gerecht werden, denn alle bewegen sich auf gleich hohem Niveau und machen die gute Dreiviertelstunde zu einem Vergnügen für Freunde gepflegt guten Metals. PATH OF GOLCONDA melden sich eindrucksvoll zurück, das steht mal fest!
MY DYING BRIDE haben mit „Bring Me Victory” eine EP im Gepäck, die nicht vollständig überzeugen kann. Zum Einen gibt es mit „Bring My Victory“ einen Song, der schon auf dem letzten Album „For Lies I Sire“ zu finden war, zum Anderen gibt es keinen eigenen neuen Song. „Failure“ ist ein SWANS-Conversong, der verdammt gut umgesetzt wurde und an selige „34,788%...“-Zeiten erinnert. „Scarborough Fair“ ist eine traditionelle englische Ballade aus dem Mittelalter, in der Sänger Aaron sehr sanft singt und bei der MY DYING BRIDE erst zum Ende hin die volle Instrumentierung nutzen. Abgeschlossen wird die EP mit einer Live-Aufnahme von „Vast Choir“, zudem gibt es zu „Bring Me Victory“ noch ein Video. Für Fans ist das alles ok, auch wenn ein neuer MY DYING BRIDE-Song die EP lohnenswerter gemacht hätte.
I Scream Records haben mit “The Wounds That Never Heal” die beiden STIGMATA-Scheiben “Hymns For An Unknown God” und “Do Unto Others” auf einen Silberling zusammengefasst, um so die Band zu ihrem 20. Geburtstag zu beschenken, quasi. Sound-technisch überarbeitet wurde dabei nichts, die Songs kommen aber auch im Original-Sound druckvoll aus den Boxen, was gerade den metallischen Gitarren zugute kommt. STIGMATA waren (und sind) seit jeher für einen metallischen Hardcore bekannt, der mit vielen Breaks aufwartet und sehr roh, sehr dreckig klingt. Das liegt zu einem großen Teil am eher bellenden als schreienden Herren am Mikro, was beim 94er Werk noch stärker im Vordergrund ist als bei „Do Unto Others“. Beiden Alben ist aber gemeint, das sie fiese Scheiben sind, die sich vom klassischen NYHC-Sound absetzen und sich sicher in der Schnittmenge aus Metal und Hardcore bewegen – Metalcore im klassischen Sinne halt. Wer die Scheiben noch nicht hat, kann hier bedenkenlos zuschlagen.
36 CRAZYFISTS haben einen beknackten Namen – und einen schebbigen Proberaum, was immerhin eine Erkentnis der ersten Live-DVD der Band ist. So ganz Live ist das alles nicht, haben die Typen doch nur zehn Songs eines Konzerts in Anchorage auf den Silberling gepackt, was verdammt wenig ist. Angesichts der streckenweise erbärmlichen Leistung des Sängers aber verständlich, zumal der sehr gute Sound die Schwächen seiner Performance gnadenlos aufdeckt. Visuell gibt es hingegen nix zu meckern, die Kameraführung ist sehr gut und die Band versteht es, sich in Szene zu setzen. Interessant sind die Teile zwischen den Songs, in denen die Geschichte der Band beleuchtet wird und teilweise sehr rares Bildmaterial zu sehen ist. Aber trotzdem bleibt der Eindruck, dass hier mehr drin gewesen wäre, zumindest mehr als zehn Songs von nur einer Show, bei der Sänger auch noch nicht seinen besten Tag hat
Wer Songs wie „Deuce“, „Shock Me“, „Cold Gin“ oder “Love Gun” in seinem Live-Set hat, der muss mit dem jämmerlichen Versuch, eine neue CD auf den Markt zu bringen, kläglich scheitern. So auch das Ass, der Mann, der bei Kiss für die Drogen-Eskapaden (und große Gitarrenmomente) zuständig war. Und so fängt es „Foxy And Free“ an, fuchsig und frei ist der Herr Frehley vor allem, weil er sich an guten Kuss-Momenten orientiert und gute Metal-Melodien, einprägsame Riffs und Partyfeeling verbreitet. Überhaupt orientiert sich Space Ace an den frühen Jahren seines Schaffens (und denen der großen Band, in der er mitwirkte) – und das klappt beim coolen „Outer Space“ am Besten. Nur: Mit zunehmender Spielzeit verflacht das Album immer mehr – schon das Sweet-Cover „Fox On The Run“ enttäuscht mit kruder Belanglosigkeit - um mit der Ballade „A Little Below The Angels“ komplett zu nerven. Schön, dass Atze eine mitreißende Lebensgeschichte und kreative Kinder hat, doch diese Schnulze wäre nicht nötig gewesen. Dummerweise ist der Quälfaktor so groß, dass auch das brauchbare, abschließende Instrumental „Frractured Quantum“ (ja, der Titel kommt einem bekannt vor…) nichts mehr rettet. Schade drum.