Ist eine Band, die dem Black Metal der frühen 90er Jahre frönt, old-school? Oder ist die skandinavische Chose dafür noch zu jung? TRIUMFALL haben sich, egal zu welcher Meinung geneigt wird, von den frühen Werken solcher Bands wie DIMMU BORGIR, OLD MAN’S CHILD und DISSECTION. Dazu passen die stimmungsvollen (machen würde sie klischeehaft nennen) Bandfotos wie die Faust aufs Auge und spannen den Rahmen für fünfzig Minuten garstigen Black Metal. Garstig ist der in der Tat, TRIUMFALL sind mächtig böse unterwegs, gerade der Knurrer am Mikro bringt das gekonnt zum Ausdruck. Musikalisch ist „Antithesis Of All Flesh“ zwar keine Offenbarung, aber der Wechsel aus rasant schnellen Parts und etwas schleppenderen Passagen gelingt den Serben ganz gut. Das Keyboard hält sich angenehm zurück, um dann im richtigen Moment die Akzente zu setzen. Da auch die Produktion vollkommen in Ordnung geht, gibt es nichts zu meckern. Einzig beim Songwriting fehlt der Band das letzte bisschen Genie, um mit den Meisterwerken Skandinaviens mithalten zu können, weswegen „Antithesis Of All Flesh“ im Mittelfeld des Genres hängen bleibt.
KINGDOM OF SORROW war anscheinend nicht als einmaliges Projekt gedacht, oder Jamey und Kirk hatten zu viele Ideen nach dem Release der ersten Scheibe, dass „Behind The Blackest Tears“ zwingend notwendig wurde. Zwölf neue Tracks aus dem Hause KINGDOM OF SORROW stehen an. Auf dem Debütalbum hat die CROWBAR-HATEBREED-DOWN-UNEARTH-Kollaboration bestens funktioniert, so dass die Fortsetzung des Bandsounds wenig verwundert. Wie gehabt regieren schwere Riffs, fetter Groove und viele Männerschweiß, Adrenalin und Dreck. Kirk Windstein intoniert den Gesang wie jeher mit seiner Charakterstimme und hat seine besten Momente, wenn er ganz viel Gefühl in die Songs bringt, wie es „From Heroes To Dust“ beweist. Wenn sich Mr. Jasta in den Gesang mit einklinkt, ergeben sich formidable Duelle der beiden Könner, „God’s Law In The Devil’s Land“ sei da als Beispiel genannt. Derweil ist die Instrumentalfraktion bemüht, für den nötigen Groove und die Durchschlagskraft zu sorgen, was ihr jederzeit gelingt und in ein, zwei sehr Hardcore-lastige Nummern kulminiert. Allerdings stehen die hinter den Kopfnicker-Songs zurück, die in ihrer Mischung aus Sludge, Doom und Hardcore einfach unwiderstehlich sind, wobei sie natürlich von den Songwriting-Fähigkeiten aller Beteiligten profitieren, die „Behind The Blackest Tears“ zu einem sehr soliden Groove-Album gemacht haben. Im Vergleich mit dem Vorgänger braucht sich das neue Langeisen nicht zu verstecken, Fans können bedenkenlos zugreifen!
Ganze fünf Jahre mussten die KINGS OF NUTHIN’-Fans auf den Nachfolger von „Punk Rock Rhythm & Blues“ warten. An der Band selbst kann es nicht gelegen haben, denn laut Booklet sind die Songs bereits 2006 und 2007 aufgenommen worden. Was auch immer der Grund ist: besser erst jetzt als gar nicht. Und wenn man sich „Old Habits Die Hard“ zum ersten Mal reingezogen hat, kann man das nur unterstreichen. Mit wie viel Energie und Spielfreude die achtköpfige Formation aus Boston hier zu Werke geht, ist absolut mitreißend. Stiltechnisch knüpft die Band dabei an den Vorgänger an. D. h. hier gibt es wieder eine dreckige und rau swingende Mischung aus Rhythm ´n´ Blues, Rock ´n´ Roll und Punkrock zu hören, unterstützt durch Piano, Saxophone und Waschbrett. Die Songs sind kurz und schnell, wobei das hohe Tempo fast über das ganze Album durchgezogen wird. Verschnaufpausen gibt es kaum, etwa beim düster schleppenden „The List“ oder bei der abschließenden Ballade „Congratulations“. Ebenfalls hervorstechend ist „Silver City“ mit seinem Country-Einschlag und weiblichen Guest-Vocals. Auch das Songwriting ist nicht von schlechten Eltern, so gibt es an jeder Ecke Ohrwürmer, und ein Hit folgt auf den nächsten. „Old Habits Die Hard“ ist ein Album, das randvoll ist mit rauer Energie und herrlichstem Hafenspelunken-Charme und das von vorne bis hinten großen Spaß macht.
Hinter dem Namen ASTRAY PATH verbirgt sich ein Quintett aus deutschen Landen, dessen Musik eine Mischung aus verträumt elegischem Gothic Rock mit weiblichem Gesang, Klassik- und Progressive-Elementen darstellt. Die klassisch ausgebildete Stimme von Sängerin Kathrin Kaifel schwebt glockenklar über einem größtenteils ruhigen Hintergrund, dessen Klanglandschaften sich gut als Soundtrack eignen würden (nicht zuletzt auch im Hinblick auf die mitunter epische Länge der Songs, von denen fast alle grundsätzlich mehr als fünf und zwei über acht Minuten erreichen). Manche der Intros klingen vage vertraut, ohne dass man genau den Finger darauf legen könnte, so beispielsweise der wunderbar melodische Klavierauftakt von „Seasons“. Hart wird´s nirgends, die Gitarren bleiben sehr verhalten im Hintergrund und geben den verträumten, zum mittelalterlich angehauchten Melodien Raum. Wer also nach ruhiger Musik sucht, um seinen Gedanken nachzuhängen, der ist bei ASTRAY PATH genau richtig.
“Entrance” ist das Debütalbum der spanischen Gothic Metal-Kombo TEARS OF MARTYR und lässt sich in Kurfassung als konsequente Anwendung des „Die Schöne und das Biest“-Konzepts beschreiben. Dem sehr opernhaften und mitunter vom Timbre her ein wenig an Tarja Turunen erinnernden Sopran von Sängerin Berenice Musa stehen die Growls und Grunts von Miguel Angel Marqués gegenüber, untermalt wird das Ganze von fetten Gitarren- und Keyboardteppichen. Klingt bekannt? Ist es vom Hörgefühl her auch, was der Sache ja aber nicht unbedingt schaden muss. Das Quintett liefert solide Arbeit ab, aber große Melodien oder auch nur ansatzweise Ohrwürmer sucht man weitestgehend vergebens. Am positivsten fallen in dieser Hinsicht „Dark Tears (Don´t You Shed Those)“, dass jedoch leider stellenweise eher ein wenig kaputt gegrowlt wird, und die Ballade „Ballad For a Tortured Soul“ auf, die sich aus dem auf dem Album vorherrschenden Klangschema löst und das Biest außen vor lässt, um sich auf die Schöne zu beschränken. Fazit: Für Genre-Liebhaber einen Versuch wert, für alle anderen kein Muss.
Aus dem Süden Englands stammt diese Kapelle, die sich ganz und gar dem Doom Metal der 70er Jahre verschrieben hat. BLACK SABBATH, SAINT VITUS, REVEREND BIZARRE, PENTAGRAM… all diese Einflüsse kocht das Trio auf, rührt sie ein paar mal um und serviert sie weitestgehend fade. Das Grundriff von „Gomorrah“ ist vollständig bei SABBATH´s „Neon Knights“ entliehen, aber das ist nur der offensichtlichste Ausrutscher auf dieser relativ inspirationslos wirkenden Scheibe, die dumpf (die Produktion soll anscheinend old-schoolig klingen, dröhnt aber äußerst monoton) und ohne große Highlights vor sich hinplätschert. Sämtliche der oben genannten Vorbilder haben deutlich stärkere, (in den abgesteckten, engen Grenzen) originellere und schlichtweg um Klassen bessere Alben verbrochen als Necroskull, Emily Witch und Morellhammer. So ideenreich wie jene Pseudonyme ist auch der Einstand von WITCHSORROW, den sich lediglich Doom-alles-Sammler auf dem Einkaufszettel notieren müssen. Nett, aber auch irgendwie… nett.
JORN Lande, seines Zeichens nach Ausnahmesänger und neben seinem Soloprojekt JORN noch bei MASTERPLAN und ALLEN/LANDE (mit SYMPHONY X Fronter Russel Allen) sowie auch schon bei ARK („Burn The Sun“), BRAZEN ABBOT, MILLENNIUM, bei NIKOLO KOTZEV’S, AYREON und aktuell bei AVANTASIA am Mikro huldigt mit „Dio“ seinem großen Vorbild. Dass Lande’s Stimme jener des erst kürzlich verstorbenen Ronnie James DIO (16. Mai 2010 – R.I.P.) gleicht dürfte allseits bekannt sein. Das er einer der ganz großen Metalstimmen des Jetzt sein eigen nennt auch. Auf „Dio“ gibt es nun Cover-Versionen von DIO, RAINBOW und BLACK SABBATH zu hören, wobei JORN sich glücklicherweise nicht auf die zum Teil leider schon recht abgehörten Klassiker stützt, sondern eine ausgewogenen Auswahl aus bekannteren und weniger geläufigen Stücke zusammengetragen hat (siehe unten). Dazu kommt noch mit dem über 8-minütigen epischen Tribute „Song For Ronnie James“ eine zwischen SABBATH und frühen DIO liegende, mit bekannten Zitaten versehene Hommage an seinen Mentor. Gut rüber kommen die fett produzierten Songs allemal; ob man allerdings immer so nah am Original bleiben musste darf man durchaus mal in den Raum stellen. Deutlicherer Neuinterpretationen hätte ich mir schon gewünscht. Ganz davon abgesehen, macht JORN Lande hier, eigentlich wie immer, einen ausgezeichneten Job. Fans des Altmeistern DIO wie auch von JORN selbst machen mit „Dio“ sicher nichts verkehrt.
Aber - „Wer arges dabei denkt“ !!! Serafino Perugino, Präsident von Frontiers Records teilte mit, dass an dem DIO-Tribute Album bereits seit Frühjahr 2009 gearbeitet wurde und ein Zusammenhang mit dem doch recht unerwarteten Tod des Ronnie James Dio wird vehement verneint. Ob das auch für den Zeitpunkt der Veröffentlichung gilt? Ein fader Beigeschmack bleibt alle male, wobei es fern liegt dem Künstler etwas zu unterstellen. Zu bekannt sind seine Verehrung für DIO. Aber auch wenn alles schon vor längerer Zeit auf dem Wege oder gar fertig gestellt war, man hätte mit der Veröffentlichung durchaus noch warten können.
PENNYFLY SUITCASE legen mit der EP „Why Write I“ ihre zweite Veröffentlichung nach dem 2007er Demo „The Truth And Other Lies" vor, welches 2009 in Manchester im Studio von OCEANSIZE aufgenommen wurde. Gewisse Ähnlichkeiten im Sound der beiden Combos sind da auch nicht von der Hand zu weisen und das die Band sich auch gerne mit TOOL vergleichen lassen würde, zeigt Interessenten schon mal die Richtung. Als progressiven Post Rock könnte man vieles Bezeichnen was PENNYFLY SUITCASE auf den 5 Tracks anbieten. Die jungen Heppenheimer verstehen es Abwechslungsreiches gekonnt zu verpacken und mischen so Stile und Genres, ruhiges und Hartes recht munter, und das trotz eine großen Detailverliebtheit recht nachvollziehbar - ihren Anspruch als Klangmaler lässt sich aus dem dargebotenen durchaus ableiten – soundtechnische geht das Ganze in Ordnung. Eigenständigkeit scheint wichtig und geht nicht zu Lasten eine melodischen Grundausrichtung. PENNYFLY SUITCASE existieren bisher vor allem Live, haben aber mit „Why Write I“ sicher den richtigen Weg beschritten. Interessante Scheibe.
Als WICKED SENSATION in 2001 ihr Debüt „Reflected“ veröffentlichten hagelte es geradezu euphorisches Feedback und der Melodic Rock Formation wurde eine rosige Zukunft bescheinigt. Nicht zuletzt wegen den starken WHITESNAKE-Vibes, welche vor allem auch durch die kraftvolle Stimme von Robert Soterboek für aufhorchen sorgte. Dem war leider nicht so. Beim Nachfolger „Exceptional“ hatte man zwar mit ex-VICTORY Sänger Fernando Garcia wieder einen Könner am Mikro, nur ganz so zwingend kam das zweite Werk nicht mehr rüber. Und dann war erst mal Schluss. Mit „Crystallized” versucht man es nun in 2010 wieder mit Robert Soterboek – und schaue an – das Teil kann was. Das dritte Album, schön fett und transparent von Dennis Ward (PINK CREAM 69) produziert, zeigt Gitarrist und Bandleader Michael Klein mit seinen Kollegen in Form und einer Mischung aus eben jenen WHITESNAKE Ansätzen und etwas moderneren Sound a lá (was schon) PC 69. Als Anspieltipp seien mal der Ohrwurm „My Turn To Fly” mit Gastsänger Andi Deris (HELLOWEEN), das bluesig angehauchte „Give It Up” mit seinen „Bläser”-Keyboards, das lockere „Gimme the Night“ (von Arjen Lucassen geschrieben) und den schönen, für WICKED SENSATION typischen Mid-Tempo Rocker „Bleeding Hearts“ genannt. Fazit: WICKED SENSATION liefern mit „Crystallized” richtig gutes und zeitloses Futter für Hard Rock Fans und einen schönen Soundtrack für die nächste sommerliche Ausfahrt.
AEON haben mit „Rise To Dominate“ eine verdammt gute Death Metal-Scheibe abgeliefert, die das DEFACED CREATION-Erbe würdig weiterführte, gleichzeitig aber die Erwartungen an die Nachfolgescheibe hochschraubte. „Path Of Fire“ kann das Niveau locker halten, soviel ist nach dem ersten Durchlauf schon klar. Der neue Drummer steht seinem Vorgänger in nichts nach und ballert ebenso pausenlos wie gekonnt in Highspeed-Manier durch die Songs, in denen die Double Base konsequent eingesetzt wird. An den Growls gab und gibt es nicht auszusetzen, genau wie die Gitarrenarbeit (die zwischen abgöttisch schnell und irrwitzige Soli ausspuckend pendelt) ist das einfach arschgeil. Von der warmen Produktion getragen, die bodenständig und nicht so übersteuert wie viele andere moderne Platten klingt, entfaltet „Path Of Fire“ schnell seine ganze Kraft: hier klingt Death Metal kompromisslos heftig, brutal und immer auf die Zwölf. Dass dabei die Abwechslung nicht zu kurz kommt und die Songs mit einem unwiderstehlichen Groove aufwarten können, spricht für die Songschreiber-Qualitäten der Schweden und lässt die Scheibe zu einem Pflichtkauf für jeden Totmetaller werden. Right on!