Diese Band aus Chicago konzentriert sich vornehmlich auf Blues - orientierten Rock (´n´Roll), der auch Country und diverse andere "schwarze" Einflüsse verarbeitet. Auch südstaatliche Klänge sind dem Quartett nicht fremd, wobei auf "Molasses Disaster" insgesamt acht Musiker zu hören sind. Die vier Gäste steuern wahlweise Hintergrundgesänge, Mundharmonika, Piano, Percussion oder Orgelklänge bei und dadurch entsteht tatsächlich der Eindruck eines kleinen "Blues Rock - Orchesters". Sonderlich spektakulär ist das Album nicht, aber die Stücke sind allesamt sehr dynamisch und rockig ausgefallen und man kann sich "Molasses Disaster" ohne Probleme am Stück anhören. Als Anspieltipps empfehle ich die coolen Rock´n´Roller "It´s Allright" und "Irresponsibility", sowie den Ohrwurm "I´m Tore Down", die zwar nicht gerade für die Härtesten unter den Harten bestimmt sind, aber Classic Rockern sicher zusagen dürften. Ein nettes Werk!
"Defunctus In Heresi" ist bereits die vierte Veröffentlichung von EXINFERIS, was man dem gesamten Longplayer jederzeit anmerkt. Sowohl beim Sound als auch bei der Verpackung (im schicken Digi) kann die CD glänzen, genau wie bei den technischen Fähigkeiten der Mucker. Da werden Moshparts, pfeilschnelle Death Metal-Riffs und gnadenloses Drumming miteinander verwoben und durch einen sowohl aggressiv als auch clean singenden Sänger komplettiert. Bei manchen Songs wie dem Nackenbrecher "Embers Of Eight" oder dem treibenden "Stabbed By The Cross" kann man nicht ruhig sitzenbleiben, soviel Energie und Agression wird da aus den Boxen gehauen. Das klingt mehr als passabel, das ist richtig guter Metalcore. Zum Ende hin nehmen die Ideen zwar zu ("Chants From The Beyond" ist z.B. ein sehr ruhiges Stück), aber gleichzeitig erhöht sich auch der Nervfaktor. Wären die letzten drei, vier Songs nicht auf der Pladde, wäre "Defunctus In Heresi" ein echter Knaller geworden, so gibt es neben einigen Killers auch ein paar Fillers.
Schroff sind die Berge, auch die Savoyen in Frankreich. Schroff ist auch die Musik der Ost-Franzis aus St. Oyen. Die krächzige Stimme von Yann Ruet erfüllt viele Black-Metal-Trademarks ohne Probleme, strotzt aber trotz seiner typischen Ausrichtung vor Selbstvertrauen und kann sich in seinem Minimalismus durchaus an die Anforderungen der Songs anpassen. Aber auch die Instrumentierung transportiert die Härte, die Black Metal in seiner rohen Form verlangt. Der zweite Titel "Erythéme" beispielsweise knmüppelt nach gut zwei Minuten regelrecht nach vorn, die Drums galoppieren, die Gitarren klirren, so wie es eben nach norwegischen Maßstäben sein sollte. Aber Gebirge sind auch schön - und auch für Schönheit steht "La Rumeur des Chaînes". Vor allem die Gitarrenthemen wie im ersten Song "L’Encre Et La Plume" haben beinahe Ohrwurm-artigen Charakter. Immer wieder gibt es auch ruhige Phasen - quasi wie ein kristallklarer Bergsee in der einsamen Welt der Berge. Und schließlich ist nicht nur Flora und Fauna in den Gebirgszügen Europas voller Geheimnisse und Entdeckungen - das trifft auch für diesen französischen Dreier zu. Die Jungs verarbeiten klassische Einflüsse ebenso wie welche aus dem Jazz - ersteres durchs Klavier, letzteres vor allem durch Blasinstrumenten-Einsatz. "La Rumeur Des Chaînes" ist ein interessantes und mutiges Extrem-Metal-Album geworden - aber nur Leute, die Black Metal auch mit seinen avantgardistischen Anflügen mögen. Interessant auch der Ansatz, der Band keinen Namen zu geben - denn "La Rumeur des Chaînes" ist nur der Name des CD und somit eine Momentaufnahme, ein Stück Musik, das für sich steht - was danach kommt, lassen die dreien Baguettisten offen. "La Rumeur Des Chaînes" soll Ängste und Gefühle des Menschen ausdrücken und deren Verhältnis zur Umwelt und von der Wahrung der Individualität. Letzteres ist dem Trio vollauf gelungen. Respekt - den Streifzug durch Frankreichs Gebirgswelt könnt Ihr Euch für fünf Euro in die heimische Anlage holen, das lohnt sich auch wegen des gelungenen Artworks.
Schaut man sich nur das Cover - Artwork von "Consumption" an, dann hat man den Eindruck, es hier wieder mit einer ultraderben Evildeibel - Combo zu tun zu haben, doch der Eindruck täuscht gewaltig! EYESTRINGS aus Detroit, Michigan spielen nämlich sehr gemäßigten und leider auch recht langatmigen Progressive / Art Rock der traditionellen Schiene. Jeder der vier Musiker entpuppt sich als Multiinstrumentalist und so kommen neben dem üblichen Equipment zum Beispiel eine Tabla (indisches Percussion - Instrument), ein "Moog - Synthesizer" (benannt nach seinem Erfinder) oder eine Djembe (Bongo - artige Trommel) zum Einsatz, die eine außerordentliche Klangvielfalt offenbaren. Jedoch wurden die Stücke kaum ergreifend umgesetzt und plätschern irgendwie "bekifft" dahin. EYESTRINGS klingen über weite Strecken wie eine typische 70´s - "Raucherband" (es sind nicht unbedingt Zigaretten gemeint) und Sänger Ryan Parmenter bekräftigt diesen Umstand mit seiner relativ hohen, langsam - weinerlichen Stimme zusätzlich. Wer solchem "Dope - Prog" Einiges abgewinnen kann, der sollte sich ruhig einmal an weit überlangen Stücken wie "Valid For A Week", dem vierteiligen "Code Of Tripe" oder dem sechsteiligen Zwanzigminüter "Lifelines" versuchen. Ottonormalprogrocker sollten sich hier besser vorsichtig herantasten und werden meiner Meinung nach nicht überdurchschnittlich gut bedient. Es gibt wahrlich schlechtere Alben, aber auch in diesem Genre viele bessere!
"Alive Without Control" ist das erste Lebenszeichen der BLACK HALOS seit dem Jahr 2002, als der Fünfer aus Vancouver sich aufgelöst hatte, um getrennte Wege zu beschreiten. Zumindest was Sänger Billy Hopeless in der Zwischenzeit getrieben hat, kann man sich vorstellen, wenn man sich das Album anhört, denn seine Stimme klingt so herrlich abgefuckt, dass man nur auf jahrelangen Konsum von jeder Menge hartem Alkohol, Zigaretten und anderen Drogen schließen kann. Aber die Reunion hat sich nicht nur deshalb gelohnt, damit man in den Genuss seines Alk-schwangeren Gröl-Gesangs kommt, sondern diese Scheibe ist ein echter Knaller geworden: Die BLACK HALOS der Gegenwart sind in Bestform, dreckig, rotzig, laut und wütend, ballern einem eine Hymne nach der anderen ins Ohr und haben dabei auch noch ohne Ende Spaß. Ihr Stil klingt dabei wunderbar altmodisch und ist an die großen Bands der Frühzeit des amerikanischen Punkrock angelehnt, wie die NEW YORK DOLLS, die STOOGES und die DEAD BOYS, und man fühlt sich beim Hören in eine Zeit zurück versetzt, in der Punkrock noch wahren Rock ´n Roll geatmet hat und die Engländer noch gar nicht bemerkt hatten, wie jenseits des großen Teichs ein Stil geboren wurde, der die Musikwelt für immer verändern sollte. Allen Fans von gradem, schnörkkellosen Old-School-Punkrock sei dieses Album wärmstens ans Herz gelegt.
"Room XVII" nennt sich das zweite Album der niederländischen Band MEDEA um den Keyboarder Henry Meeuws (ansonsten bei den Symphonic-Prog-Metallern von CASUAL SILENCE in Beschäftigung). Meeuws scharte für sein Side-Project einiges an Musiker um sich: Rob Laarhoven von Casual Silence, Joss Mennen und Fon Janssen (Mennen), Edwin Balogh (Ayreon und Supersonic), einen kompletten Männerchor .... usw., um das ebenso wie der Vorgänger "Individual" als Rock-Oper angelegte Album dementsprechend vielseitig auszugestalten. Dabei geht MEDEA eher bedächtig zu Werke, NIKOLO KOTZEV´s "Nostradamus" oder AINA’s "Days Of Rising Doom" sind da als Vergleiche eher heranzuziehen als SAVATAGE’s "Street" oder AVANTASIA und AYREON. Nur das MEDEA die Qualität dieser Outputs nicht erreicht. Trotz guter Ideen plätschert "Room XVII" über weite Teile leider recht bedeutungslos vor sich hin. Auch der männliche Gesang lässt meist den nötigen Pathos fehlen (die weiblichen Vocals sind da schon besser besetzt, wie bei der gefühlvollen Ballade "Farewell?"). Ein Manko, dass auch die durchaus gelungenen Instrumentalpassagen und vor allem Henry Meeuws am Keyboard nur unzulänglich wett machen können. Erst gegen Ende, bei "State Of Suspense" kommt auch dank Chorpassagen etwas epische Stimmung auf. Ansonsten spricht noch das melodische "My Dual Mine" und das ebenfalls Überlange "Graveyard Island" für das was bei mehr Power und durchgehendem Einfallsreichtum wohl möglich gewesen wäre. Alles in allem kommt "Room XVII" einfach zu flach daher und genügt trotz dem zweifelsohne vorhandenen Können der einzelnen Mitstreiter somit nicht den Ansprüchen welche man heutzutage an eine mitreißende Rockoper stellt. "Gewogen und für zu leicht befunden" - gilt leider auch für MEDEA.
REQUIEM sind aus der Schweiz, machen Death Metal amerikanischer Prägung und sind auf keinen Fall mit den gleichnamigen Soft-Skandinaviern zu verwechseln. Eher mit Malevolent Creation und Co. Allerdings haben die Alpendudler einen entscheidenden Vorteil gegenüber den Altmeistern: Sie wirken nicht nur frischer, sondern auch nicht so furchtbar technisch wie viele der Vorbilder von überm Teich. Das gilt übrigens auch für den von der Dagenaischen Sippe aus Kanada zurechtgemachten Sound. Die Songs bewegen sich hauptsächlich im oberen Tempobereich, hauen mächtig ins Mett - und bleiben bei aller Härte doch auch eingängig und groovig. Aber eben auch nicht langweilig, weil genügend kleine Spielereien vorhanden sind. Nette Intros, nicht zu übertriebene Soli, abwechslungsreiche aber nie aufgesetzte Breaks, amerikanische Death-Metal-Einflüsse ebenso wie alter Schweden-Death in der Ader Dismembers ("Supremacy") - nicht zu vergessen die wohlig growlige Stimme. Das Einzige was fehlen könnte, ist echte Innovation. Braucht aber auch kein Mensch beziehungsweise kaum ein Death-Metaller. Prima Scheibe. Ach kleine Personalie am Ende: Nicht mehr dabei ist wegen gesundheitlicher Probleme übrigens Basser Patrick (Ex-Messiah), dafür zupft jetzt Herr Ralf Winzer (Uppercut) die paar dicken Saiten.
"Far Beyond Control" ist das zweite Album der Dänen GOB SQUAD, und man hört der Scheibe an, dass sich die Band bereits vor knapp zehn Jahren gegründet hat. Denn der Vierer rockt dermaßen gut geölt nach vorne, wie es nur Musiker tun, die schon lange und viel zusammen gespielt haben. Musikalisch erinnern die Jungs mit ihrem melodischen ´77er Kick-Ass-Punkrock an ihre Fast-Landsmänner von den BONES, stellenweise schleichen sich aber auch immer mal komplexere Harmonien und Riffs in einzelne Parts, wie z. B. in "Fighting For Peace" und "1000 Miles Away", die fast schon nach HOT WATER MUSIC klingen. Aber das sind nur kleine Ausnahmen - fast durchgehend geht es dreckig und grade nach vorne, als wenn es kein Morgen gäbe. Der fette Gitarrensound tut sein übriges dazu, um einem den ultimativen Kick zu verpassen. Lediglich die melodischeren Gesangs-Parts von Sänger/Gitarrist Thomas klingen trotz seines ordentlichen Stimmvolumens manchmal etwas dünn, bzw. er ist einfach besser, wenn er schreit und "richtige" Töne vermeidet. Alles in allem ist "Far Beyond Control" aber ein tolles Album zwischen Punkrock, Rock und Rock ´n Roll geworden, das vor Energie nur so strotzt und auf großartige Live-Qualitäten der Band schließen lässt.
Sehr gerne würde ich jetzt ein gutes Review über das neue Album der sympathischen Berliner Band GERM ATTACK schreiben. Dass sich das Trio nach einigen Jahren Funkstille mit einem Hammer-Album zurückmeldet und den Amis endlich mal wieder von einer deutschen Band gezeigt wird, was echter Punkrock ist. Leider wäre das aber komplett gelogen. Was man auf "Bomb Party" geboten bekommt, geht - selbst verglichen mit den 1000 anderen Melody-/Poppunk-Bands dieser Erde - allerhöchstens als Mittelmaß durch. Der Sound kickt nicht, den Songs fehlen sowohl Ohrwurm-taugliche Melodien als auch jegliche Ecken und Kanten und Sänger/Gitarrist Gockel (!) bereitet die richtige Intonation stellenweise nicht unerhebliche Schwierigkeiten. Dazu gibt es mit "I Just Wanna..." von den RAMONES, "So Lonely" von POLICE und dem unsäglichen "Sweets For My Sweet" gleich drei Covers zu hören, die so dermaßen unoriginell interpretiert wurden, dass man sich beim Hören fast schon fremdschämt. Sicherlich gibt es jede Menge Fans der Band, die sich über das Lebenszeichen freuen und sich "Bomb Party" zulegen werden. Ich persönlich kann davon aber nur abraten.
"World Of Lies” versprach das erste Highlight des noch jungen Jahres zu werden, enttäuschte mich trotz intensivem Hörens ohne Ende. Der australische Sicke THE BERZERKER hat zwar alle jemals an dem Prjket beteiligten Mucker zu Gastauftritten zusammengetrommelt, aber viel Substanzielles ist dabei nicht herausgekommen. Der Drumcomputer nervt nach zwei Songs ob des immer gleichen Beats, wobei sich die Gitarren auch nicht mit Ruhm bekleckern. "World Of Lies" ist eine der Platten, die man hlrt und hört, ohne dass sie im Ohren hängenbleiben. Es gibt zwar einige gute Parts und Riffs ("Black Heart"), aber zu oft stellt sich nur das große Gähnen ein und man wird das Gefühl nicht los, hier schon tausend Mal gehörte Sachen neu aufgewärmt zu bekommen. Wäre der letzte, mit "Farewell" betitelte, Track ein Versprechen, würde ich es nicht bedauern.