Das 2004er-Album der Finnen ("Lifestream Corrosion") bot zwar wirklich technisch versierten Death Metal und rangierte trotz leichter Keyboard-Aklänge zerstörungs-mäßig weit vorn - hatte aber eine kleine Schwäche: Es brauchte viel Zeit, um sich in den abwechslungsreichen Kram einzuhören. Jetzt hat die Kapelle aus irgendwelchen Grünen kein Vertrag mehr (Worldchaos Production müssen taub sein). Deswegen gehen die Skandinavier jetzt mit dieser Promo hausieren - und es sollte zugehen wie bei Matti Nykänen, wenn die Band mit diesem Short-Tracker keinen Erfolg haben sollte. Zwei Titel machen viel Appetit auf mehr: Mit technischem, durchaus anspruchsvollem Death Metal sorgen die Nordländer hier für jede Menge Spaß, für Bewegung in Kopf und Bauch - ganz im Gegensatz zu vielen, zu verfrickelten Ami-Kollegen. Das diesmal spärlicher eingesetzte Schlüsselbrett stört überhaupt nicht, Psychos Stimme kommt aggressiv und abwechslungsreich daher. Und zudem verfügen die GLORIA-MORTI-Songs über jede Menge Atmosphäre, über Melodie und Eingängigkeit, fernab jener süßholzraspelnden Genre-Kollegen aus dem melodischen Schweden. GLORIA MORTI machen, wie es der Name schon agt, gloriosen Death Metal. Also: erste Scheibe besorgen und auf der Homepage reinhören oder die Band anderweitig unterstützen.
MASSACRA erblickten 1986 im Land unserer Froschschenkel verzehrenden Nachbarn das Licht der Welt und gelten bis heute als eine der ganz, ganz wenigen extremen Bands, die Frankreich jemals hervorgebracht hat. Mit ihren beiden Erstlingen "Final Holocaust" (1989) und "Enjoy The Violence" (1991) (die ebenfalls beide kürzlich über Rusty Diamond Records wiederveröffentlicht wurden) konnten die Jungs einige Achtungserfolge einfahren, bevor 1992 mit "Signs Of The Decline" einer der größten Klassiker der europäischen Death Metal - Szene aus dem Boden gestampft wurde. Von Colin Richardson meisterhaft produziert, rumpeln Hämmer wie "Evidence Of Abominations", "Defying Man´s Creation", "Mortify Their Flesh", "Excruciating Commands" oder "Civilisation In Regression” auch anno 2006 noch erbarmungslos durch die Botanik. MASSACRA (die irgendwann Mitte / Ende der 90er in der Versenkung verschwunden sind) waren zwar nie so technisch wie die Kollegen von DEATH oder ATHEIST, konnten aber eine gewisse Sympathie für komplexes Gitarrenspiel und vertrackte Songaufbauten nicht verleugnen. "Signs Of The Decline" kann es auch heute noch mühelos mit sämtlichen traditionellen Death Metal - Releases aufnehmen und gehört, wenn nicht schon vorhanden, in jede Genre - Sammlung! Als Bonus gibt es noch sechs Songs des ebenfalls genialen Nachfolgers "Sick" von 1994 zu hören, mit dem die Band ein weiteres Meisterwerk ablieferte, jedoch etwas rockiger und erdiger zu Werke ging. Warum man diesen Knaller aber nicht separat und komplett veröffentlicht hat, ist mir bis jetzt ein Rätsel geblieben. Rechtliche Gründe vermutlich… egal, ein essentieller Re - Release ist "Signs Of The Decline" aber auf jeden Fall!
Newcomer haben es eigentlich immer schwer im Musikzirkus, egal welcher Sparte sie angehören. Dass es auch Ausnahmen gibt, beweisen BLEED THE DREAM - jedenfalls soweit man ihrer Info Glauben schenken darf. So hat sich die Band 2003 auf die Vans Warped Tour geschlichen und wurde gleich im nächsten Jahr wieder eingeladen, um dann 2005 die Taste Of Chaos Tour mitzumachen, bei der sich u.a. KILLSWITCH ENGAGE und MY CHEMICAL ROMANCE getummelt haben. 2006 soll dann der große Durchbruch kommen und auch mal ein vollständiges Album veröffentlicht werden. "Built By Blood" wurde in gerade einmal 20 Tagen fertiggestellt - und das Ergebnis kann sich hören lassen. Jedenfalls für Leute, die ein Faible für Emocore haben, der mit zuckersüßen Melodien, gefülhstriefendem Gesang und manch’ poppigem Part antritt (hin und wiedr wird’s sogar richtig heavy). Das ist heuer nix Ungewöhnliches mehr und so können sich BLEED THE DREAM nicht ganz vom Vorwurf freisprechen, bei erfolgreichen Bands des Genres abzukupfern. Aber das macht eigentlich nichts, hat "Built By Blood" dadurch einen sehr eigenen Charme, der direkt ins ohr geht. Die Songs sind super-eingängig und auch wenn ein richtiger Hit fehlt, werden BLEED THE DREAM live für ordentlich Stimmung sorgen. Bei den elf Songs gibt es keinen Ausfall zu verzeichnen, was das Album für Emo-Fans interessant machen dürfte. Solide Handwerkskunst, ist doch was.
Die Niedersachsen kommen und bringen uns eine explosive Mischung mit. Eine Mischung ais Pantera, MH und Kollegen mit einem (nicht zu) modernen Spritzer. Die professionelle Digi-Pack-Aufmachung wird durch den erstaunlich dicken Sound noch getoppt. Und die Songs stimmen auch: Traditioneller Thrash und moderner Metal-Core vereinigen sich zu einer aggressiven Muschpoke, die zum Mitbangen und Fäusterecken animiert - tatsächlich. Zudem gibt es sogar nette, melodische Ausflüge - all das dürfte live eine große Hüpf- und Mosh-Party auslösen. Falls es das Wort Mosh überhaupt noch gibt. Positiv bleibt außerdem zu bemerken, dass Meister Hempel - also Moritz - nicht nur monoton shoutet (wie das Sänger aus dem Metalcore-Bereich viel zu häufig tun), sondern auch mal wütend thrash-sprech-singt oder sogar einigermaßen verträglich klar singt. Es gibt Groove, es gibt Druck, es gibt Abwechslung, es gibt Melodie und Geschwindigkeit, es gibt Historisches und Neues, sogar eine charismatische Semi-Ballade ("In The End") - und mit "High Octance" einen dicken Ausstand. Die Oktanzahl von Ottokraftstoff steht für Klopffestigkeit des Treibstoffes. 100 ist voll optimal - soweit sind die Celler (mit zwei Ex-Banished-Reality-Mitgliedern) noch nicht (ganz). Aber mehr als Normal-Benzin haben die Jungs durchaus getankt. DRONE, Alter. Und gut.
Vor etwa zwei Jahren zeigten uns die Schweden noch, wo Eisenkreuze wachsen. 2006 wird mit "The God That Never Was" ein weiteres Kapitel Death Metals aufgeschlagen, wobei sich am grundsätzlichen Sound (zum Glück?!) nicht viel verändert hat. Immer noch holzen sich DISMEMBER durch meist kurze, traditionell todesbleierne, aber dennoch mit sehr vielen "MAIDEN - Harmonien" versehene Songs, die fast immer im ICE - Tempo von der Leine gelassen werden. Und gerade diese Abwechselung der tiefen Riffs mit den höher gelegten Melodien der Herren Blomqvist und Persson macht für mich den Reiz von DISMEMBER aus und verleiht der Band nach wie vor ihre eigene Klasse, die sich in heftigen Eruptionen wie dem zweiminütigen Opener und Titelsong, dem superben Stampfer "Time Heals Nothing", der kurzen Knüppelorgie "Never Forget, Never Forgive" (Drummer Fred Estby ist immer noch eine Klasse für sich!), dem leicht an MOTÖRHEAD erinnernden "Trail Of The Dead", dem fast schon blackmetallischen "Blood For Paradise" oder der Abrissbirne "Feel The Darkness" entlädt. Da das Album nur etwa 35 Minuten lang ist, wurde jeglicher überflüssiger Ballast von Bord geworfen; es sägt und bollert an allen Ecken und Enden, Matti Kärki kotzt sich die schwarze Seele aus dem Leib, und zu guter Letzt hat man mit dem oberaffentittengeilen "Phantoms (Of The Oath)" nicht nur ein überragendes Instrumental am Start, sondern außerdem ein tolles Cover - Artwork, das von Zeichen - Legende Dan Seagrave stammt, und mit dem der Titel "The God That Never Was" perfekt und sehr sympathisch umsetzt wurde. Eine Pflichtveranstaltung für Death Metaller!!!
Belgien das ist mehr als Van Buyten, Pommes-Sauce und Schokjo-Spezialitäten. Vor allem hat das recht zwergige Land eine riesige Musikszene, und eine harte. 32 belgische Bands, Death Metal oder härter sorgen hier für einen bunten Strauß brettfetter Melodien. Ein gewisses Niveau überschreiten alle Songs - und zu bekannteren Acts wie ABORTED, IN-QUEST oder LENG TCH’E muss man eh nix sagen. Zumal ihr die beiden Scheiben für insgesamt fünf Euro bekommt, inklusive Porto, versteht sich. Noch mehr Informationen, schaut einfach hier:
http://www.deathmetal.be/face3/
Zur ersten Orientierung findet ihr hier die vertretenen Kapellen:
CD1
Aborted In-Quest Serial Butcher Neverlight Horizon Fleshmould Catarrhal Headmeat Fungus Inc. Ordeal Black Bleeding Outcast Crimson Falls Leng Tch´e Agathocles Hybrid Viscery Mucus
CD2
Enthroned Iconoclasm Gorath Emptiness Surtur Helldozer Body Of Christ Apocryph Aeons Of Old The Seventh Shadow’s Veil Lemuria Natan My Lament Zero Gravity Manic Movement
Face Your Underground Vol. 3 – Deathmetal.BE-Sampler
Die dunkel-schwarzen Finnen veröffentlichen mit "Äpäre" ("Bastard", "uneheliches Kind") ihr viertes Album und verkörpern dabei den Spirit von Motörhead: Sie fahren immer schön konsequent ihre eigene Schiene, immer schön mit finnischen Texten, immer das Gleiche, aber nie Scheiße. Dabei sind die einzelnen Songs zwar kaum auseinanderzuhalten - zumal sich manch einer die Songtitel aufgrund der Zugehörigkeit zur finnisch-ugrischen Sprachfamilie ehedem nicht merken kann. Das macht auch nichts, denn hier zählt das musikalische Gesamtwerk der Band um den Ex-Amorphen Pasi (heißt hier Ruoja) - und das klingt schlüssig wie selten. AJATTARA sind im mittleren Tempo-Bereich verwachsen, komplett fast ohne Ausnahme. Dazu gesellen sich fiese, leicht krächzende Vocals, die die allgegenwärtige böse Botschaft predigen. Muss auch sein, denn AJATARRA ist ein böser Waldgeist in Drachenform, die Mutter des Teufels. Und so was verpflichtet schließlich. Monoton angetrieben vom intensiven Riffing verbreitet des Satans Mutti so vor allen Dingen teuflisch eindringliche Melodien, die den Standard der Vorgänger fast mühelos halten. Und die den Kopf einfach, automatisch und in gemäßigtem Tempo schütteln - Headbangen mit gebremsten Schaum sozusagen. Im Vergleich zur eigenen Klasse schafft Album vier (nur gut 32 Minuten lang!) nicht wirklich Überragendes - andere Doom- oder Black-Metal-Bands wären allerdings froh, auch nur eine einzige derart mitreißende Hymne auf ein Album zu bekommen - die Finnen haben zehn. AJATTARA sind böse, aber nicht lächerlich, monoton aber nie langweilig - auch, wenn das nicht alle wahrhaben wollen. Und man kann sich zweifelsohne auf die Band verlassen. Wobei wir wieder bei Motörhead angelangt wären.
MY MORNING JACKET kommen aus dem eher ländlichem Louisville in Kentucky und klingen auch so, d.h. etwas verschroben, ohne Hektik und mit einem hörbarem Hang zum alternativen Singer-Songwriter-Stil. Das neu formierte Quintett um Sänger, Songwriter und Gitarrist Jim James legen mit dem einfach "Z" betitelten Album ihren Longplayer Nummer vier vor, gut produziert von John Leckie (Radiohead, The Stone Roses, XTC) und durchaus von der Sorte abwechslungsreich. Dabei haben alle 10 Tracks eines gemeinsam - MY MORNING JACKET lassen es durchweg entspannt angehen, sie wildern mal ungefragt und gekonnt in Pop und Country, wie beim ganzstarken "It Beats 4 You" und lassen dann plötzlich episches Breitwandformat heraus wie beim nachfolgenden "Gideon". Dann wieder klingt es nach schrägen Sixties-Feeling ("What A Wonderful Man"). Nicht genug damit, um den Stilmix vollständig zu machen gibt’s auch noch atmosphärisches aus der Psychedelic-Jam-Abteilung ("Off The Record") und mit "Into The Woods" würden sie eine gute Figur auf jedem Jahrmarkt abgeben. Die auf der letzen Scheibe im Übermaß vertretenen langen Jamsongs sind bis auf den Rausschmeißer "Dondante" gänzlich verschwunden. "Z" ist nun gar nichts für Freunde gepflegt lauter Alternative-Töne und wird trotz des Erfolges des ersten Major-Deal Albums (2003 "It Still Moves) in den Staaten wohl in unseren Breiten eher ein Indie-Tipp bleiben - und dass heißt, manchen gefällt es total und manchen halt überhaupt nicht. Im ersten Moment verstört "Z" schon ein wenig, bevor jene, welche es zu mehreren Durchläufen bringen entlohnt werden.
SUBMISSION haben für ihr 2004er Demo schon einen Preis eingeheimst und bereits beim Roskilde Festival gespielt. Das läßt sich schon mal vielversprechend an, kein Wunder, dass Listenable zugeschlagen hat, als sie das Demo der Band in die Finger bekamen. Also flugs zu Jacob Hansen und ins Antfarm Studio geschickt, um das Debütalbum aufzunehmen und SUBMISSION zur nächsten großen Nummer im Metal zu machen. So einfach kann das Leben sein. SUBMISSION haben auf alle Fälle das Zeug dazu, im Fahrwasser von SOILWORK und THE HAUNTED eine Menge Aufmerksamkeit zu erregen, ihr Album strotzt nur so vor Verweisen an die Bands. Technisch sehr anspruchsvoll und mit einer sehr druckvollen Produktion bweisen die fünf Nordlichter, dass sie eine Menge Potential haben und es einzusetzen wissen. Von beinhartem Death Metal ("Warhunger") bis zu melodischen Perlen (Reject Ignite Burn"), bei denen Vergleiche mit SOILWORK und DARKANE mehr als berechtigt sind, haben SUBMISSION problemlos auf der Pfanne. Einzig die Growls können nicht ganz den hohen Standard der restlichen Instrumente erreichen, beim cleanen Gesang sieht man schon mehr Licht. Aber ich bin sicher, dass SUBMISSION bis zur nächsten Platte daran arbeiten werden und ihr Sänger dann nicht mehr "nur" gut ist, sondern ebenso erstklassig wie der Rest der Truppe. Bis dahin werden wir aber mit dem frischen und modernen Material der Jungs Spaß haben - auf jeden Fall die Fans genannter Bands.
Die Schweizer beginnen ihre Scheibe mit "Berlin" - und das erinnert im Chorus an die nette Rockband Fischer Z. Musikalisch hat das zwar kaum was miteinander zu tun, aber der Refrain erinnert kollosal an das Urgestein. Denn musikalisch orientieren sich die UNDERGODler mächtig an Nine Inch Nails und Co., versuchen sich an einer gut produzierten Mischung aus Metal, Electro, Industrial und, ja und eben Pop. Das klingt recht eigenständig - ist es aber nur bedingt. Und: Der Opener rockt sogar richtig, krabbelt ins Ohr und macht Spaß. Anschließend aber schleichen sich immer mal wieder Längen ein, die die charismatische Stimme Tommy Baumgartners gelegentlich auffängt - aber eben nicht immer. Genau so verhält es sich mit den Songs: Ein Song wie "Bad Temper" hat eine auffällige Melodie, immer gelingt das den Ricolas aber eben nicht. Wer Rock mit Electro-Einflüssen (oder Pop mit Industrial-Rock oder so) mag, der ist hier sicherlich ganz gut bedient. Harten aus dem Garten dürfte die Scheibe zu wenig weh tun. Ach: Wenn einer sagen kann, an welchen Song "My Song" erinnert, kricht er ´ne Tüte Hustenbonbons. Fazit: Eine nette Scheibe, manchmal zu poppig - aber dafür eben meistens angenehm, wie damals Fischer Z., nur anders.